Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Begriffserklärung
3 Erzeugnisstruktur und Darstellungsformen
3.1 Stücklisten
3.2 Verwendungsnachweise
4 Deterministische Bedarfsermittlung
5 Verfahren der deterministischen Bedarfsermittlung
5.1 Analytische Verfahren (Stücklistenauflösung)
5.2 Synthetische Verfahren (Verwendungsnachweis)
6 Vor- und Nachteile der deterministischen Bedarfsermittlung
7 Beispiel für den Ablauf einer Deterministischen Bedarfsermittlung
8 Zusammenfassung
9 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Welches Material ist wann und in welcher Menge zu beschaffen? Um diese grundsätzliche Fragestellung der Materialdisposition nach der Bedarfsmenge und dem Bedarfszeitpunkt zu beantworten, gibt es verschiedene Methoden. Die vorliegende Arbeit setzt sich mit der deterministischen Bedarfsermittlung, der exakten Bedarfsbestimmung nach Menge und Termin auseinander und geht dabei auf die verschiedenen Arten von Stücklisten und Verwendungsnachweise ein. Abschließend wird anhand eines konkreten Beispiels der Verfahrensablauf verdeutlicht.
2 Begriffserklärung
Der Begriff Bedarfsermittlung wird allgemein verstanden als ein „[...] Verfahren zur Ermittlung der zukünftig auftretenden Materialbedarfe nach Zeit und Menge." (vgl. http://wirtschaftslexikon. gabler.de).
Die deterministische Bedarfsermittlung, auch bedarfs-/auftragsgesteuerte oder programmorientierte Bedarfsermittlung genannt, definiert das Gabler Wirtschaftslexikon wie folgt:
„Bei der [.] deterministischen [. ] Bedarfsermittlung wird der zukünftige Bedarf anhand des vorliegenden Absatz- oder Produktionsprogramms (fest umrissene Kundenaufträge oder ein als determiniert angenommener prognostizierter Primärbedarf) ermittelt. Anhand des Absatz- oder Produktionsprogramms (Primärbedarf) wird unter Verwendung von Stücklisten/Rezepturen (analytische Bedarfsauflösung) oder Teileverwendungsnachweisen (synthetische Bedarfsauflösung), sowie Arbeitsplänen das herzustellende Produkt in seine Einzelteile zerlegt und daraus der Sekundärbedarf an Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen, Baugruppen und Einzelteilen errechnet. [...] Die (deterministische) Bedarfsermittlung dient in erster Linie der Ermittlung des Sekundärbedarfes bei bekanntem Primärbedarf.“
Verallgemeinert zusammengefasst, versteht man in der Materialwirtschaft unter deterministischer Bedarfsermittlung eine Methode, um anhand fester Kundenaufträge oder vorgegebener Fertigungsprogramme den für die Herstellung notwendigen Materialbedarf exakt zu bestimmen.
Die einzelnen Bedarfsarten können unterteilt werden in:
- Primärbedarf (Bedarf an verkaufsfähigen Erzeugnissen zur Befriedigung der Marktnachfrage, Fertigprodukte, Ersatzteile und Handelsware),
- Sekundärbedarf (Bedarf an Baugruppen, (Zukauf-)Teilen und Rohstoffen zur Fertigung des Primärbedarfs) und
- Tertiärbedarf (Bedarf an Betriebs- und Hilfsstoffen).
(vgl. Wannenwetsch, Materialwirtschaft, Seite 27)
Für die Bedarfsermittlung als operativer Planungsvorgang des internen Leistungsprozesses einer Unternehmung gibt es verschiedene Methoden. Neben der deterministischen Bedarfsermittlung gibt es noch das stochastische und heuristische Verfahren. Eine Anwendung aller drei Arten nebeneinander ist in der Praxis sehr verbreitet (vgl. Wannenwetsch, Materialwirtschaft, Seite 37).
- Stochastische Bedarfsermittlung: Bei der stochastischen Bedarfsermittlung (auch verbrauchsgesteuerte Bedarfsermittlung genannt) wird aus Verbräuchen zurückliegender Perioden eine Prognose auf zukünftige Bedarfe angestellt. Dieses Verfahren findet zumeist Anwendung, wenn eine deterministische Bedarfsermittlung unwirtschaftlich oder nicht möglich ist.
- Heuristische Bedarfsermittlung: Liegen keine verwertbaren Vergleichswerte vor, beispielweise bei Spezialteilen, bedient man sich (subjektiven) Schätzungen, um den zukünftigen Bedarf zu prognostizieren (vgl. Heiserich, Logistik, Seite 78).
3 Erzeugnisstruktur und Darstellungsformen
Um die anhand von Kunden- oder Fertigungsaufträgen erforderlichen Bedarfe zu ermitteln, sind Angaben über die Zusammensetzung der zu fertigenden Erzeugnisse notwendig. Jedes verkaufsfähige Produkt besteht aus verschiedenen Komponenten (Baugruppen oder Module, Bauteile, Werkstoffe etc.), die zusammengefasst die Erzeugnisstruktur bilden. Die Beschreibung von Erzeugnisstrukturen kann in vielfältiger Art und Form erfolgen. Grundsätzlich lassen sich alle aufgrund der weitverbreiteten hohen EDV-Durchdringung in den Unternehmen aus Tabellen relationaler Datenbanken ableiten. Je nach Anforderung und gewünschter Aussagekraft stehen verschiedene Darstellungsformen (grafisch, tabellarisch und matrixartig) zur Verfügung.
Beispiele für:
grafische Darstellungsform:
- Erzeugnisbaum oder
- Gozintograf (gerichteter Graf, der beschreibt, aus welchen Teilen sich ein Produkt [mehrstufig] zusammensetzt - siehe Abb. 1),
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1 Gozintograf
tabellarische Darstellungsform:
- Strukturstückliste,
- Mengenübersichtsstückliste,
- Teileverwendungsnachweis und
matrixartige Darstellungsform:
- Verflechtungsbedarfsmatrix (beinhalten, wie viele Mengeneinheiten eines bestimmten Produktes in ein anderes Produkt einfließen).
3.1 Stücklisten
Stücklisten liefern eine quantitative und qualitative Aussage über die Baugruppen, Teile und Rohstoffe eines Erzeugnisses und dienen der Veranschaulichung. Die enthaltenen Informationen sind wichtig, um die für ein bestimmtes Produkt benötigten Materialien in der richtigen Menge und je nach Stücklistenart zum richtigen Zeitpunkt bereit zu stellen. Stücklisten können strukturiert oder unstrukturiert sein. Unstrukturierte Stücklisten geben keinen Aufschluss auf die Form der Erzeugnisstruktur (vgl. Tempelmeier, Material-Logistik, Seite 105).
Die für die Materialwirtschaft besonders wichtigen Stücklistenarten sind:
- Baukastenstücklisten (strukturiert),
- Strukturstückliste (strukturiert) und
- Mengenübersichtsstücklisten (unstrukturiert).
Neben diesen Grundformen gibt es verschiedene Spezialformen, wie z.B. die Variantenstückliste (vgl. Hahn, Produktionswirtschaft, Seite 427).
[...]
- Arbeit zitieren
- Frank Bart (Autor), 2010, Deterministische Bedarfsermittlung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213712
Kommentare