Stauffenberg und die Ziele seiner Gruppe für die Zeit nach dem Attentat. Eine kritische Analyse.


Pre-University Paper, 2012

22 Pages, Grade: 1-


Excerpt


Inhalt

1. Einleitung

2. Stauffenbergs Werdegang
2.1. Jugend
2.2. Wehrmachtskarriere und Widerstand

3. Motivation und Ziele der am Attentat beteiligten Gruppen
3.1. Stauffenberg-Gruppe
3.2. Goerdeler/Beck-Gruppe
3.3. Kompromiss/Regierungsprogramm

4. Attentat und Folgen

5. Beurteilung/Fazit

Anhang

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Es wäre falsch zu behaupten, das gesamte deutsche Volk hätte hinter Hitler und dem Dritten Reich gestanden. Der ZweiteWeltkrieg wurde zwar durch die Intervention der Alliierten und der Roten Armee beendet, dennoch gab es auch Widerstand aus dem Volk, wenn auch nur vereinzelt.

Der aufopferungsvolle Kampf, den z.B. die KPD von 1933 an führte, ihre Antifaschismus-Propaganda, die Gründung der Bewegung „Freies Deutschland“ oder der „Weißen Rose“ sowie anderer ziviler Bewegungen gingen häufig in späteren Rezeptionen unter. Zum Symbol des deutschen Widerstands wurde hingegen das Stauffenberg-Attentat vom 20. Juli 1944. Die daran beteiligten Personen wurden zu den Helden des Widerstandes erklärt (Ueberschär, S.183). Auf einem Ehrenmal für sie im Bendlerblock in Berlin heißt es:

„Ihr trugt die Schande nicht, Ihr wehrtet Euch, Ihr gabt das große ewig wache Zeichen der Umkehr, opfernd Euer heißes Leben für Freiheit, Recht und Ehre.“ (lt. Wikipedia)

Sowohl diese Darstellung als auch andere vermitteln ein einseitiges Bild von selbstlosen, patriotischen und freiheitlich denkenden Märtyrern, das es zu hinterfragen und zu durchleuchten gilt. Wer waren diese Widerständler? Was bewog sie zu dem Attentat? Waren die Ziele jener Gruppe wirklich Freiheit, Recht und Ehre für das deutsche Volk und andere Nationen? Und erfüllen sie den Maßstab eines geschichtlichen Vorbildes?

Am Beispiel Claus Stauffenbergs werde ich im Folgenden versuchen, auf der Basis seines Lebenswegs und der Darstellung seiner politischen Ziele in Abgrenzung zu anderen Oppositionellen zu einer geschichtlichen Bewertung der Widerstandsgruppe des 20. Juli zu gelangen.

2. Stauffenbergs Werdegang

Stauffenberg war einer der führenden Initiatoren und späterer Ausführer des Attentats vom 20. Juli 1944 auf Hitler und seinen militärischen Führungskreis. Um seine politische Einstellung verstehen zu können, muss man jedoch zunächst seine Jugend, seine militärische Karriere sowie seine Entwicklung vom militaristischen Kriegsunterstützer zum politischen Oppositionellen und Attentäter betrachten.

2.1. Jugend

Claus Philipp Maria Schenk Graf von Stauffenberg wurde am 15. November 1907 in Jettingen (Bayern) geboren und entstammt einem bayrischen und württembergischen Adelsgeschlecht. Als geborenes Mitglied der oberen Klasse genoss er eine gute (konservative) Bildung und war frei von materiellen Sorgen (Kurt Finker S.15). Er las viel, begeisterte sich wie seine Mutter für die Kunst der Dichtung und Philosophie und spielte ambitioniert Cello. Peter Hoffmann beschreibt ihn weiter als „vorbehaltlos religiös, sonnig-klar, schnell in seiner Auffassung, unwiderstehlich charmant“(S.11).

Claus Stauffenbergs Kindheit war jedoch gezeichnet durch politische Erschütterungen und gesellschaftliche Umwälzungen. Am Ende des Ersten Weltkrieges (1914-1918) und der Novemberrevolution 1918 standen die Weimarer Republik und die Beseitigung der alten monarchistischen Ordnung. Stauffenberg stand diesen Veränderungen zunächst kritisch gegenüber, ohne die Auswirkungen der Wirren begreifen zu können. Sein Berufswunsch war, Soldat zu werden, da er „das neue Reich erkannt“ habe und dem Beispiel der „großen Griechen und Römer“ folgen wolle, „sich dem erhabenen Kampf für das Volk zu opfern“ und dem „Vaterland würdig zu werden“(Hoffmann 1992, S. 455).

Hier wird seine starke geistige, philosophische und politische Affinität und Verbindung zu dem Dichter Stefan George deutlich, zu dessen Kreis er und seine Brüder gehörten. Der „Meister“ George schuf im Gegensatz zu den neuen politischen Strömungen das Bild eines „neuen Reiches“ unter der Herrschaft einer Elite nach humanistischem Vorbild, um den geistigen Verfall durch Imperialismus und Kommunismus zu verhindern (Finker S.27f). Laut Friedrich Tomberg sah George „Deutschland als Keimzelle“ für eine weltpolitische Veränderung, um Deutschland die ihm zustehende Macht zu sichern, was Stauffenberg zu begrüßen schien (Tomberg S.145).

2.2. Wehrmachtskarriere und Widerstand

Im Jahr 1926 trat Stauffenberg seinen militärischen Dienst im Reiterregiment 17 in Bamberg an und durchlief zunächst die übliche Offiziersausbildung. Er stand der Weimarer Republik nach wie vor reserviert gegenüber und konnte sich daher schnell mit den nationalistischen Ideen der neuen NS-Regierung identifizieren. Sowohl der neuen Innenpolitik als auch der Ausweitung des Militärs stimmten Stauffenberg und seine Brüder aus Gründen des nationalen Wiederaufbaus zu. Sein Bruder Berthold Stauffenberg revidierte dieses Bild später durch die Aussage, dass die anfangs bejahten Grundideen des Nationalsozialismus „in der Durchführung durch das Regime fast alle in ihr Gegenteil verkehrt worden sind“. So kritisierte Stauffenberg nicht nur die November-Pogrome 1938, sondern später in Kriegszeiten auch die Ausbeutung der Bevölkerung der besiegten Länder und die Massenvernichtung, wodurch das Ansehen der Deutschen zerstört würde (Finker S.70f).

Auf Stauffenbergs Generalstabsausbildung folgte die Kriegsakademie 1936, auf der er sich durch seine taktischen und organisatorischen Fähigkeiten sowie sein Temperament und Redegewandtheit hervortat (Hoffmann S.25). Sein scharfer Verstand und seine entschlossene Tatkräftigkeit sicherten ihm einen schnellen Aufstieg in der militärischen Rangordnung bis zum Stabschef unter dem Befehlshaber des Ersatzheeres und der Heeresrüstung, Generaloberst Fromm, im Jahr 1944.

Zu Kriegsbeginn war Stauffenberg „Soldat mit Leib und Seele“ und begeisterte sich an den deutschen Siegen (Hoffmann S.37f) - eine Einstellung, die sich nur mit der Zeit und der drohenden Kriegsniederlage änderte. Der Philosoph Friedrich Tomberg, der Stauffenberg eine nationale und politäre Denkweise unterstellte, ging sogar so weit zu behaupten, „nur die Eigenmächtigkeit Hitlers, durch die der Krieg verlorengehen musste“, habe Stauffenberg in den Widerstand getrieben (S.139f). Stauffenbergs Motivation zum Widerstand ist zwar bestimmt nicht ausschließlich so zu betrachten. Der patriotische Gedanke, die Ehre des deutschen Volkes zu wahren, ist jedoch den meisten Darstellungen gemein.

In den Jahren 1942/43 fing Stauffenberg an, Hitler offen wegen seiner Ausrottungs- und Vernichtungspolitik zu kritisieren, und trat über familiäre und berufliche Beziehungen mit anderen Oppositionellen in Kontakt, um mit der „braunen Pest aufzuräumen“(Hoffmann S.61). Er arbeitete so 1943/44, nach seiner schweren Verwundung in Nordafrika, maßgeblich mit von Tresckow die „Walküre-Pläne“ zur Sicherung des Staatsstreiches aus und war sowohl mit dem „Kreisauer Kreis“ als auch mit den Oppositionellen Beck und Goerdeler vertraut. Mit seinem Auftreten begann die finale Phase der Militäropposition und der Planung des Attentats und des Staatstreichs, dessen Ausführung er leitete. Infolge des gescheiterten Attentats wurde er am 21.Juli 1944 auf Befehl von Generaloberst Fromm standesrechtlich erschossen, wobei er angeblich rief: „Es lebe das geheiligte Deutschland“(Hoffmann S. 95).

3. Motivation und Ziele der am Attentat beteiligten Gruppen

Die an der Planung des Staatsstreichs gegen das NS-Regime und an den Überlegungen für ein neues politisches System beteiligten Personen waren von sehr unterschiedlichen politischen und ideologischen Einstellungen geprägt. So ergab sich eine heterogene und facettenreiche Gruppe, die die Interessen verschiedener Schichten abdeckte.

Schon seit 1938 wehrten sich geachtete Militärs wie Beck,Olbricht, Quirnheim, Schulenburg etc. gegen den bevorstehenden Krieg und beteiligten sich am Militärwiderstand, taten sich jedoch häufig schwer mit der Bildung einer festen politischen Einstellung. Auch viele Zivilisten prägten diese Widerstandsgruppe, so z.B. der aus der Industrie stammende Carl Friedrich Goerdeler oder der Sozialdemokrat Dr. Julius Leber. Über ihn und Moltke herrschte enger Kontakt zu dem Kreisauer Kreis, welcher sich hauptsächlich mit politischen Neuordnungsvorstellungen beschäftigte und dabei sowohl christliche und konservative Werte als auch die Interessen der Arbeiterbewegung in seinen demokratischen Zielen berücksichtigte.[1]

Spätere Rezeptionen rückten Stauffenberg von den reaktionären Vorstellungen seiner Mitverschwörer wie Goerdeler und Beck ab und klassifizierten ihn als fortschrittliche Kraft und Patriot aus dem Bürgertum (Kurt Finker S.11). Es ist daher bei der Betrachtung der Ziele und Motivationen notwendig, die Gruppe nicht als einheitlich denkend zu verstehen, sondern die politischen Einstellungen zu differenzieren. Es ist an dieser Stelle jedoch nur in Ansätzen möglich, die Komplexität und die vielfältigen Erscheinungsformen der politischen Ansichten wiederzugeben.

[...]


[1] Für weitere Hitlergegner mit Zusammenhang zum 20. Juli 1944 vgl. Ueberschär, S.68-97

Excerpt out of 22 pages

Details

Title
Stauffenberg und die Ziele seiner Gruppe für die Zeit nach dem Attentat. Eine kritische Analyse.
Grade
1-
Author
Year
2012
Pages
22
Catalog Number
V232984
ISBN (eBook)
9783656541905
ISBN (Book)
9783656542674
File size
699 KB
Language
German
Notes
Fazit des Lehrers: "Diese Arbeit entscpricht [...] dem Anspruch an eine univerisitäre Proseminararbeit. SUPER!"
Keywords
stauffenberg, ziele, gruppe, zeit, attentat, eine, analyse
Quote paper
Moritz Rüger (Author), 2012, Stauffenberg und die Ziele seiner Gruppe für die Zeit nach dem Attentat. Eine kritische Analyse., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232984

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