Leseprobe
Inhaltsverzeichnis und Seitenzahlen
Vorwort
Begründung meiner Themenwahl
Einleitung
1.0 Redeflussstörungen
1.1 Dysalie
1.1.1 Sigmatismus
1.2 Poltern
1.3 Stottern
1.3.1 Normale Sprechunflüssigkeiten und Formen des Stotterns
2.0 Symptome eines Stotterers
2.1 Körperliche Anstrengung
2.2 Stimmauffälligkeiten
2.3 Vermeidungsverhalten in Sprechsituationen
2.4 Negative Emotionen
2.5 Atemauffälligkeiten
3.0 Ursachen des Stotterns
3.1 Physische und Psychische Ursachen7
3.2 Vererbung
3.3 Weitere Ansätze
4.0 Diagnose und Behandlung
5.0 Mein eigenes Handeln im Umgang mit einem Stotterer
5.1 Dem Beschützerinstinkt nicht nachgeben
5.2 Kein ambivalentes Verhalten
5.3 Flucht- und Vermeidungsverhalten nicht unterstützen
5.4 Sich in die Lage des Stotternden hineinversetzen
6.0 Therapiemöglichkeiten am Fallbeispiel11
6.1 Tendenzverhalten beobachten
6.2 Angst und Scham überwinden
6.3 Menschenfurcht überwinden
6.4 Das Vermeidungsverhalten überwinden und reflektieren
6.5 Druck ablassen und Gefühlen Raum geben
6.6 Massagen
6.7 Respirationsübungen und Zwerchfellübungen
6.8 Anfangsbuchstaben üben / Bildung einzelner Laute beobachten
7.0 Resilienzfaktoren
8.0 Fazit
9.0 Summary
Literaturverzeichnis
Anhang
Vorwort
Fast jeder kommt einmal mit einem sprachbehinderten Menschen in Berührung, denn das Stottern und andere Redeflussstörungen kommen überall auf der Welt vor.
Selbst bekannte Menschen wie z.B. Marylin Monroe, Charles Darwin, Winston Churchill, Julia Roberts, Rowan Atkinson alias Mr. Bean, etc. sind oder waren Stotterer. Rowan Atkinson machte das Stottern zu seinem Markenzeichen: Er erfand Mr. Bean, der nur das allernötigste spricht und wurde damit berühmt. Auch ich bin von seinen Filmen, wie Millionen andere Menschen, beeindruckt.
Menschen, die in ihrer Krankheit stark sind haben mich schon immer begeistert.
Der stotternde US- Sänger Scatman John z.B. machte aus seiner Krankheit einen Song (Su Su Su Super Kirei) und widmete eines seiner Alben allen stotternden Menschen.
„In seiner Schwachheit stark sein“, ist eines der vielen Dinge, die ich als Erzieherin den Kindern mitgeben möchte um Hoffnung zu schenken. Dabei muss ich mich jedoch selbst im Umgang mit sprachbehinderten Kindern immer wieder reflektieren und Handlungsansätze individuell auf die Betroffenen abstimmen.
Begründung meiner Themenwahl
Da Sprachstörungen sehr oft im Kindesalter auftreten habe ich als Erzieherin schon einige Erfahrungen in verschiedenen Institutionen mit sprachbehinderten Kindern gemacht. Weil ich in meinem zweiten Ausbildungsjahr als Erzieherin über einen längeren Zeitraum in einem Sprachheilkindergarten gearbeitet habe, konnte ich sehr viel über sprachliche Beeinträchtigungen und den Umgang mit Sprachbehinderten Kindern lernen.
Auch in meinem alltäglichen Handeln musste und muss ich mich sehr oft selbst reflektieren, da einer meiner besten Freunde sehr stark stottert. In meiner Facharbeit möchte ich deshalb auf den adäquaten Umgang mit einem Stotterer eingehen und werde mögliche Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten praxisbezogen erläutern.
Einleitung
Die Sprache ist ein wichtiges Kommunikationsmittel für den Menschen. Trotzdem unterliegt die Sprache verschiedenen Beeinträchtigungen.
[1] Der Oberbegriff für verschiedene sprachliche Beeinträchtigungen ist laut Dr. Fred Bernizke und sehr vielen anderen Autoren die Sprachbehinderung. Als Behinderung kann man die sprachlichen Beeinträchtigungen deshalb einordnen, weil sie die Betroffenen sozial und emotional beeinträchtigen.
[2] Menschen mit einer sprachlichen Beeinträchtigung können Differenzen in verschiedenen Bereichen aufweisen. Der erste Bereich ist die Sprachentwicklung, wobei es hier zu gewissen Sprachentwicklungsverzögerungen kommen kann.[2] Ein weiterer Bereich ist die Fähigkeit sprachliche Strukturen für die Kommunikation zu verwenden. Menschen, die dies nicht können, leiden häufig unter der Krankheit „Aphasie“ (Sprachverlust in Folge einer Hirnverletzung) oder „Mutismus“ (Sprachverweigerung).
[3] Eine sprachliche Beeinträchtigung kann auch durch Stimmverletzungen oder organische Schäden verursacht werden. Liegt eine Schädigung der Sprechorgane vor, so kann es zu Sprachfehlern oder sprachlichen Beeinträchtigungen kommen, die Dysglossien genannt werden.
Von großer Bedeutung ist der Bereich der Redeflussstörungen. In folgendem möchte ich einen kurzen Einblick darüber geben und anschließend näher auf die Symptome und Therapiemöglichkeiten der bekanntesten Redeflussstörung (Stottern) eingehen.
Außerdem werde ich in meiner Facharbeit einen großen Bereich den Therapiemöglichkeiten im Umgang mit einem stotternden Jugendlichen widmen und dabei Beispiele und Praxiserfahrungen einbringen.
1.0 Redeflussstörungen
Es gibt insgesamt drei Formen von Redeflussstörungen: Dysalie, Poltern und Stottern. [4] Im Gegensatz zu anderen sprachlichen Beeinträchtigungen ist das Sprachvermögen bei Redeflussstörungen intakt. Das heißt die Beeinträchtigung liegt lediglich in der Aussprache, der aktive und passive Wortschatz ist beim Betroffenen vorhanden. Die Störung hat also keine Ursache im Sprachverständnis oder in der gedanklichen Erzeugung. Da ich festgestellt habe, dass die einzelnen Formen der Redeflussstörungen bei den Betroffenen häufig gemeinsam auftreten und verwechselt werden, erläutere ich alle drei Formen Redeflussstörungen näher.
1.1 Dysalie
[5] Die Dysalie ist eine Artikulationsstörung, bei der einzelne Laute falsch ausgesprochen oder verkehrt ausgesprochen werden. Umgangssprachlich wird diese Sprachstörung auch „Stammeln“ genannt.
[6] Beim Stammeln fallen einzelne Laute aus (z.B. Bume statt Blume), werden durch andere Laute ersetzt (demacht statt gemacht), ganz ausgelassen (-nane statt Banane) oder die Laute werden anders gebildet (Lispeln).
1.1.1 Sigmatismus
[7] Das Lispeln (Sigmatismus genannt) ist die bekannteste Form der Dysalie, wobei die Zunge bei der Bildung der S-Laute zwischen den Zähnen liegt.
1.2 Poltern
[8] Dr. Fred Bernizke definiert das Poltern folgendermaßen: „Das Poltern ist eine überhastete Rede, die zum Verschlucken, Verstellen und Verstümmeln von Lauten, Silben und Wörtern führt. Der Polterer (…) entstellt die Laute und Lautverbindungen, so dass die Verständlichkeit stark herabgesetzt ist.“
Das Poltern hört sich also eher an wie ein unorganisiertes, beschleunigtes Sprechen einzelner Sätze, Wörter, Silben oder Laute, die auch wiederholt oder übersprungen werden. Ein Kind sagte mal zu mir:„Id ha moden butstag – Ich habe morgen Geburtstag.“ Das Sprechen hört sich holprig an und ist je nach Ausprägung der Beeinträchtigung nur sehr schwer zu verstehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass polternde Kinder meist keine Hemmungen haben zu sprechen und – trotz Beeinträchtigung - sehr mitteilungsfreudig sind. Dr. Fred Bernizke bestätigt dies in seiner Fachliteratur „Heil und Sonderpädagogik“ und schreibt „das Bewusstsein der Sprechstörung fehlt häufig.“
1.3 Stottern
Das Stottern ist die häufigste aller Redeflussstörungen und kommt überall auf der Welt vor.[9] Stottern und Poltern treten oft gemeinsam auf und werden häufig miteinander verwechselt. Menschen, die unter der Sprechstörung Stottern leiden, wiederholen den Sprechablauf, machen Einschübe oder Unterbrechungen, Dehnungen oder haben Sprechblockaden.
[8] Insgesamt kommt das Stottern bei Jungen häufiger und öfters vor (im Verhältnis zu Mädchen 1:3 bis 1:10). Je früher das Stottern durch Therapien behandelt wird, desto höher ist der Therapieerfolg.
1.3.1 Normale Sprechunflüssigkeiten und Formen des Stotterns
[11] Beispiele für normale Sprechunflüssigkeiten sind laut Psychologe und Sprachheilpädagoge Dr. Stefan Baumgartner Wiederholungen einzelner Wortteile (Li- Li- Licht) oder einsilbige Wörter (Ich- Ich- Ich kann das!). Auch die Wiederholung von mehrsilbigen Wörtern (Bienen- Bienen- die Bienen auf dem Feld). Selbst Erwachsene wiederholen oft einzelne Satzteile, auch Einschübe wie „ähm..“, „ja…“ „mh..“ kommen in der deutschen Sprache häufig vor. Einzelne Überarbeitungen vor Wörtern (Ist Fleisch in der Tüfkieltruhe – der Triefkultu – der Tiefkühltruhe?) und Prologationen (Verlängerungen) einzelner Wörter sind normal.
[12] Einzelne Unflüssigkeiten im Sprechen und Korrekturunterbrechungen der Aussprache sind normal und treten bei Erwachsenen, als auch bei Kindern auf. Werden Wortteile oder Silben 2-3-mal wiederholt, ist dies durchaus im Normalbereich. Gerade Kinder, unterbrechen häufiger ihren Sprachfluss, da sich die Sprache im Alter von ca. 2-6 Jahren sehr stark entwickelt. Das entwicklungsbedingte Stottern von Kindern (physiologisches/idiopathisches Stottern) ist zeitlich begrenzt (ca. ½ Jahr).
Außer dem entwicklungsbedingten Stottern unterscheidet Otto Braun in seiner Fachliteratur[13] zwei weitere Formen des Stotterns:
- Klonisches Stottern, dass durch Anspannung und Entspannung eine Wiederholung von Lauten, Silben und Wörtern hervorruft. (z.B. Wa- Wa- Wa- Was?) Mein Fallbeispiel S. leidet unter dem Klonischen Stottern.
- Tonisches Stottern, dass durch die Blockierung von Lauten und Silben gekennzeichnet ist. Hier kommt es zu einer Blockierung, die eine Dehnung oder eine Verlängerung hervorrufen (z.B. ge----hen). Diese Form des Stotterns wird häufig durch Mitbewegungen des Körpers gekennzeichnet.
[...]
[1] Dr. Fred Bernizke, Heil und Sonderpädagogik, 4. Auflage, Köln: Bildungsverlag, S. 242
[2] URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Sprachbehinderung [Stand: 27. Februar 2012, 23:10 Uhr]
[3] Agel, S., Unterricht „Sprache und Sprechen - Spracherwerbstheorien“[Unterrichtseinheit Zinzendorfschulen, Dezember 2010
[4] URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Sprechst%C3%B6rung [Stand: 3. März, 13:35 Uhr]
[5] URL: http://www.netdoktor.de/Gesund-Leben/Baby+Kind/Entwicklung/Artikulationsstoerungen-Dyslal-2125.html [Stand: 1. März 2012, 00:02 Uhr]
[6] URL: http://www.bessersprechen.de/dyslalie.htm [Stand: 1. März 2012, 00:32 Uhr]
[7] Dr. Fred Bernizke, Heil und Sonderpädagogik, 4. Auflage, Köln: Bildungsverlag, S. 255-258
[8] Dr. Fred Bernizke, Heil und Sonderpädagogik, 4. Auflage, Köln: Bildungsverlag, S. 259, 261, 244
[9] http://de.wikipedia.org/wiki/Sprechst%C3%B6rung [Stand: 4. März 2012, 12:54 Uhr]