Gewalt in der Schule ist ein gravierendes Problem innerhalb unserer Gesellschaft. Erschreckende gewalttätige Vorfälle wie zum Beispiel der am Erfurter Gutenberg Gymnasium im Jahre 2002 oder die jüngsten Ereignisse an der Werner von Siemens Berufsschule in Hildesheim beweisen, dass diese Thematik ernst zu nehmen ist und nicht verharmlost werden darf.
Um umfassend und langfristig erfolgreich Gewalt vorbeugen und ihr begegnen zu können, sind vielerlei Bereiche der Gesellschaft in der Pflicht, insbesondere auch die gesellschaftliche Institution Schule.
Welche Beiträge zum Umgang mit Gewalt und Aggression speziell Sportunterricht in der Schule liefern kann und soll, wird in dieser Arbeit anhand einer Auswahl aktueller Publikationen im deutschsprachigen Raum untersucht.
Eine wichtige Bezugsgrundlage für die Analyse dieser Publikationen ist Kornadts kognitiv-emotionale Motivationstheorie der Aggression und Aggressivität. Dieser Ansatz wird u. a. von Leist (1993) als tragfähige, empirisch gut abgesicherte Theorie zur Beschreibung und Erklärung von Aggressionsphänomenen herangezogen. Nach einer zusammenfassenden Darstellung der Theorie Kornadts werden die jeweiligen theoretischen Konzeptionen zur Aggression aus den ausgewählten Publikationen vorgestellt und zu dem Ansatz Kornadts in Beziehung gesetzt. Darüberhinaus werden zentrale Aussagen und Ergebnisse der Publikationen zu Aufgaben, Möglichkeiten und Grenzen des Sportunterrichts im Hinblick auf den Umgang mit Gewalt und Aggression festgehalten.
Das abschließende Resümee liefert einen Überblick über die wesentlichen Befunde dieser Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 H. J. Kornadts kognitiv-emotionale Motivationstheorie der Aggression und Aggressivität
- 1.1 Unterscheidung von aggressionsmotivierter Aggression und instrumenteller Aggression
- 1.2 Aufbau und Abbau einer Aggressionshandlung
- 1.2.1 Spontane Aggression
- 1.2.2 Aggression als Reaktion
- 1.2.3 Drang- und Anreiz-Charakter der Aggression
- 1.2.4 Aggressionshemmung
- 1.3 Die Entwicklungsbedingungen der Aggression nach H. J. Kornadts Handlungsmodell
- 1.3.1 Frühkindliche Ärgeraktivierung als Auslösung von Aggressivitätsentwicklung
- 1.3.2 Lernen aggressiver Verhaltensweisen und Handlungsmöglichkeiten
- 1.3.3 Entwicklung von feindseliger Intention, Intentionsattribuierung und moralischer Wertung
- 1.3.3.1 Aufbau von Aggressionszielen
- 1.3.3.2 Aufbau verallgemeinerter Aggressions-Intentionen und Entwicklung abstrakter Zielsysteme
- 1.3.3.3 Entwicklung einer wertenden Einstellung von Aggressivitätsentwicklung
- 1.3.4 Entwicklung von niedriger Aggressivität und hoher Aggressionshemmung
- 2 Aktuelle Untersuchungen zum Thema: „Gewaltprävention und Umgang mit Gewalt und Aggressionen im Sportunterricht“
- 2.1 Untersuchungen nach W. D. Miethling
- 2.1.1 Zentrale Fragestellungen
- 2.1.2 Vorgehensweise zur Untersuchungen der Fragestellungen
- 2.1.2.1 Studien und Erfahrungsberichte zu dem Thema „Gewalt an Schulen“
- 2.1.2.2 Entwicklung einer Theorie des multikausalen Bedingungsgefüges von Aggressionsentstehung
- 2.1.3 Das multikausale Bedingungsgefüge der Aggressionsentstehung
- 2.1.3.1 Begriffsklärung von Aggression und Gewalt
- 2.1.3.2 Psycho-soziale Entstehungsbedingungen
- 2.1.3.3 Gesellschaftliche Entstehungsbedingungen
- 2.1.3.4 Schulische Entstehungsbedingungen
- 2.1.3.5 Sportbezogene Entstehungsbedingungen
- 2.1.4 Gemeinsamkeiten und Differenzen der Theorie der Aggressionsentstehung von W. D. Miethling in Bezug zu der Aggressionstheorie von H. J. Kornadt
- 2.1.4.1 Terminologie von H. J. Kornadt und W. D. Miethling
- 2.1.4.2 Analyse der Entstehungsbedingungen verschieden hoher Aggressionsniveaus
- 2.1.5 Für den Sportunterricht relevante Ergebnisse von W. D. Miethling
- 2.1.5.1 Ergebnisse der Auswertung von Erfahrungsberichten und empirischen Studien
- 2.1.5.2 Neun Leitsätze zur Kultivierung von Aggression im Schulsport
- 2.2 Untersuchung nach T. Schmidt-Millard
- 2.2.1 Zentrale Fragestellungen
- 2.2.2 Vorgehensweise zur Untersuchung der Fragestellungen
- 2.2.3 Darstellung von unterschiedlichen Formen von Aggressivität
- 2.2.3.1 Die konstruktive Aggressivität
- 2.2.3.2 Die destruktive Aggressivität
- 2.2.4 Gemeinsamkeiten und Differenzen dieser Auffassungen in Bezug auf die Aggressionstheorie von H. J. Kornadt
- 2.2.4.1 Terminologie von H. J. Kornadt und T. Schmidt-Millard
- 2.2.4.2 Analyse der Ursachen der Aggressionsentstehung
- 2.2.5 Ergebnisse von T. Schmidt-Millard bezüglich des schulischen Sportunterrichts
- 2.2.5.1 Sport als Kampf
- 2.2.5.2 Sport als Spiel
- 2.2.5.3 Ansatzpunkte einer Gewaltprävention im Sportunterricht
- 2.3 Untersuchungen von G. A. Pilz: Gewaltprävention und Aggressionskanalisierung durch spielerisches Kräftemessen im Sportunterricht
- 2.3.1 Zentrale Fragestellungen
- 2.3.2 Vorgehensweise zur Untersuchung der Fragestellungen
- 2.3.3 Ursachen und Motive von Gewaltbereitschaft bei jungen Menschen
- 2.3.3.1 Gewalt als Mittel zur Entladung von angestauten Aggressionen durch einen stets kontrollierten Trieb- und Affekthaushalt
- 2.3.3.2 Gewalt als Stärkung der persönlichen Identität
- 2.3.3.3 Gewalt als Kommunikationsversuch
- 2.3.3.4 Gewalt als erfolgversprechendes Instrument zur Durchsetzung eigener Interessen
- 2.3.3.5 Gewalt als Versuch zur Herstellung von Eindeutigkeit
- 2.3.3.6 Erfahrung der persönlichen Grenzen durch Gewalt
- 2.3.3.7 Erfahrung eines rauschartigen Zustands durch Gewaltanwendung
- 2.3.4 Gemeinsamkeiten und Differenzen dieser Auffassungen in Bezug auf die Aggressionstheorie von H. J. Kornadt
- 2.3.5 Ergebnisse von G. A. Pilz: Sport hat naturale, personale und soziale Dimensionen
- 2.3.5.1 Gewaltpräventive Wirkungen des Sports
- 2.3.5.2 Forderung der Umsetzung der gewaltpräventiven Bedeutung des Sports in der Schule
- 2.3.5.3 Kanalisierung destruktiver Impulse über die ritualisierten Aggressionsformen im Ringen und Raufen
- 2.3.5.4 Forderung von Vernetzung und Nachhaltigkeit der Gewaltprävention
- 2.4 Untersuchung nach E. Balz
- 2.4.1 Zentrale Fragestellungen
- 2.4.2 Vorgehensweise zur Untersuchung der Fragestellungen
- 2.4.3 Verbindung der Trieb- und Instinkttheorie mit der Lern- und Sozialisationstheorie sowie der Frustrations-Aggressions-Hypothese
- 2.4.3.1 Begriffsklärung von Aggression und Gewalt
- 2.4.3.2 Gesellschaftliche Entstehungsbedingungen
- 2.4.3.3 Institutionelle Entstehungsbedingungen
- 2.4.3.4 Individuelle Entstehungsbedingungen
- 2.4.3.5 Sportbezogene Entstehungsbedingungen
- 2.4.4 Gemeinsamkeiten und Differenzen dieser Auffassungen in Bezug auf die Aggressionstheorie von H. J. Kornadt
- 2.4.4.1 Terminologie von E. Balz und H. J. Kornadt
- 2.4.4.2 Analyse der Entstehungsbedingungen von Aggression
- 2.4.5 Ergebnisse von E. Balz
- 2.4.5.1 Warnung vor Orientierung des Schulsports auf der Grundlage von emotionaler Vereinnahmun…
- 2.4.5.2 Ablehnung der Gewaltprävention im Schulsport als zentrale Aufgabe
- 2.4.5.3 Warnung vor Überforderung der Schule als Reparaturbetrieb für gesellschaftliche Fehlentwicklungen
- 2.4.5.4 Bevorzugung von gemeinschaftsbildenden Aktivitäten gegenüber erfolgs- und konkurrenzorientierten Sportangeboten als Mittel zur Gewalthemmung
- 2.5 Graphische Darstellungen der Ergebnisse der Aggressionstheorien-Analyse
- 3 Resümee
- 3.1 Ganzheitlicher Ansatz der Gewaltprävention
- 3.2 Erfolgreiche Maßnahmen des Sportunterrichts zur Prävention und Bekämpfung von Gewalt
- 3.3 Entwicklung von Fairness-Verhalten als Beitrag zur Sozialerziehung
- 3.4 Kritische Anmerkungen
- Analyse aktueller Publikationen zum Thema Gewaltprävention im Sportunterricht
- Beziehung der Publikationen zu Kornadts Theorie der Aggression
- Identifizierung von Aufgaben, Möglichkeiten und Grenzen des Sportunterrichts im Hinblick auf den Umgang mit Gewalt und Aggression
- Entwicklung von Handlungsempfehlungen für den Sportunterricht
- Beitrag des Sportunterrichts zur Sozialerziehung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, welche Aufgaben, Möglichkeiten und Grenzen der Sportunterricht im Hinblick auf den Umgang mit Gewalt und Aggression bietet. Die Autorin analysiert hierfür eine Auswahl aktueller Publikationen im deutschsprachigen Raum und setzt diese in Bezug zu H. J. Kornadts kognitiv-emotionaler Motivationstheorie der Aggression und Aggressivität.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit und die Relevanz des Themas Gewaltprävention in der Schule vor. Das erste Kapitel behandelt Kornadts kognitiv-emotionale Motivationstheorie der Aggression und Aggressivität, die als theoretische Grundlage für die Analyse der Publikationen dient. In den folgenden Kapiteln werden vier aktuelle Untersuchungen zum Thema Gewaltprävention und Umgang mit Gewalt und Aggression im Sportunterricht vorgestellt und in Beziehung zu Kornadts Theorie gesetzt. Die Untersuchungen betrachten verschiedene Aspekte von Gewaltprävention im Sport, wie z.B. das multikausale Bedingungsgefüge der Aggressionsentstehung, unterschiedliche Formen von Aggressivität, die Ursachen und Motive von Gewaltbereitschaft bei jungen Menschen sowie die gewaltpräventiven Wirkungen des Sports. Das Resümee fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und entwickelt Handlungsempfehlungen für den Sportunterricht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Gewaltprävention, Aggression, Sportunterricht, Sozialerziehung und der kognitiv-emotionalen Motivationstheorie der Aggression nach H. J. Kornadt. Besondere Schwerpunkte liegen auf der Analyse von aktuellen Publikationen zum Thema Gewaltprävention im Sportunterricht und deren Beziehung zu Kornadts Theorie.
- Arbeit zitieren
- Verena Watzal (Autor:in), 2004, Der Umgang mit Gewalt und Aggression im Sportunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26948