Von der Eurokrise zur Europawahl

Ein Beitrag zur Medienkritik


Fachbuch, 2014

147 Seiten


Leseprobe


I. Inhaltsverzeichnis

Prolog
0. Zum Thema: Angst vor dem Euro?

II. Zur Theorie
1. Ein Kommunikationsmodell
2. Information in komplexen Systemen
3. Eine Zeichenrelation
4. Die herrschende Meinung
5. Reizwort und Semantisches Netz
6. Der Krisenbegriff als Bedrohung
7. Angstinduktion durch Sprache und Bilder
8. Internet und Gruppenaggression
9. Stereotyp und Schemata
10. Zur gemeinsamen Funktion von Bild und Text
11. Thematisierung und Schweigespirale
12. Der Reizterm als agitatives Mittel
13. Zur „Euro-Krise“: Ein Fallbeispiel-

III. Diskussion Seite
1. Relevante Medieneffekte
2. Zu Befunden der Medienwirkungsforschung
3. Verdrossen an der Politik?
4. Erweiterung der Medienfunktionen
5. Verstärkung und Wissenskluft
6. Thematisierung durch Unterhaltungsformate
7. Wahlkampf in den „Sozialen Medien“
8. Einordnung
9. Die Europawahl und die Krim-Krise
10. Schlusswort

IV. Literatur

V. Anhang

Prolog

Die Finanzkrise, die 2008 begann und über 2009 bis 2011 ihren Höhepunkt erreichte, erschütterte den Glauben in die Finanzmärkte, die Banker und die Selbstregulierungskräfte der Märkte. Die Vorstellung, der Markt wird es schon richten, erwies sich als trügerisch, vor allem, weil der Markt durch Menschen gemacht und beeinflusst wird, und keine abstraktes System ist. Der fehleranfällige Mensch, mit seine Neigungen und Unzulänglichkeiten, ist Systemelement – und kann selbst ausgefeilte und gut durchdachte Modelle unberechenbar machen. Die sogenannte Euro-Krise, die sich der globlaen, vor allem aber amerikanisch-europäischen Finanzkrise anschloss, erschütterte den Glauben in die Finanz- und Fiskalpolitik erneut. Darum wurde der Begriff "Krise" zu einem Synonym für die Unfähigkeit von vermeintlichen Experten und Politikern, den Bürgern Sicherheit und wirtschaftliches Wohlergehen zu garantieren und zum Kampfbegriff der Europa-Gegner. Dementsprechend vermittelte sich der Eindruck, als sei der Euro schuld an der Krise in Europa. Und alles was offensichtlich oder vermeintlich an der EU nicht stimmt beziehungsweise funktioniert, von einem Demokratiedefizit, über den EU-Haushalt – bis zur Agrar-, Umwelt, Bildungs- oder Fiskalpolitik, wurde im Begriff der Euro-Krise – als Europa oder EU-Krise subsumiert und projiziert. Gerade extreme Ansichten und Parteien, die an sich nicht mit dem europäische Einigungsprozess übereinstimmen und zufrieden sind, sahen die Chance, hier Stimmung gegen Europa und die EU zu machen. Mit den Neuen und Sozialen Medien ist vor allem eine Vermittlungsinstanz vorhanden, eine Kanal, mit dem diffus unangenehme Fragen aufgeworfen werden können und diffuse Unsicherheit verbreitet werden kann, ohne den oder die Absender zurzeit genau identifizieren zu können. Auch die seriös erscheinen Startseiten von etablierten Internetpublikationen und Kaufzeitungen haben sich dem Thema "Euro-Krise" – nicht verschlossen, und gerade extrem positionierte Wochenzeitungen zielen mit ihrer anti-europäschen Propaganda gerade auf die meist eher jungen Nutzer des Internets.

Die Öffentlichkeitsarbeit der EU und europafreundlichen Organisationen scheinen, so zumindest der Eindruck, eher hilflos, weil sie ohne Ereignismanagement und Statements zu aufgedrängten Themen, nicht viel zur Verbesserung des Meinungsklimas hinsichtlich der EU und dem Euro beitragen. Die Informationen und Nachrichten der EU-Institutionen insbesondere, kommen eher einer Verlautbarungsjournalismus nahe, als dass sie Initiatoren eine positiven Berichterstattung zur EU oder dem Euro wären. Die Finanzkrise bereitete den Boden für eine diffuse Unsicherheit der Bevölkerung und einem Vertrauensverlust gegenüber der EU und ihren Institutionen, auch den staatlichen Institutionen auf nationaler Ebene. Die Mentalität "das Hemd liegt näher als der Rock" ist bei vielen Maßnahmen der EU-Einzelstaaten seit 2008 vermehrt zu beobachten. Dies gilt auch für die Bundesrepublik, gerade in Vorwahlkampf zu Wahl des Europäischen Parlamentes 2014. Hier hat die CSU mit dem Kampfbegriff "Sozialtourismus", dass von deutschen Sprachwissenschaftler als Unwort des Jahres 2013 "ausgezeichnet" wurde, ein trauriges Beispiel gegeben und im Januar 2014 noch mit dem Solgan "Wer betrügt der fliegt" nachgelegt. Angesichts von Korruptionsfällen in der Politik und der Wirtschaft, sei es Uli Hoeneß in 2013 oder das Bierkartell in 2014, wirken solche Positionierungen heuchlerisch, denn seitens der Bevölkerung werden "die da oben" nicht differenziert betrachtet. Man denke nur an die Verfahren gegen die Banken in Europa und den USA, wegen der Manipulation des Libor-Zinses oder von Wertpapieren in der Immobilienwirtschaft. 2013 und auch 2014 scheint sich, so der Eindruck, bei Reichen und Superreichen, Banker und Politikern im Vergelich zum Beginn der Finanzkrise 2008, kaum mehr Verantwortungsgefühl eingestellt zu haben: Dies ist der Eindruck. Öffentlichkeitsarbeit sollte darauf reagieren und es muss festgestellt werden, ob dies gut gemacht wird – und ob es die beabsichtigte Wirkung erzielt – auch seitens der Europäischen Union, quantitativ als qualitativ, auf allen Ebenen – bis zur lokalen Ebene, der lokalen Pressearbeit. Es sollte also zumindest in Stichproben und Ausschnitten evaluiert werden, welche Durchschlag die Öffentlichkeitsarbeit auf den Bürger hat – oder haben kann. Dieses sollte im interessierenden Zusammenhang speziell im Internet, auf der lokalen Ebene zur EU und Europa erfasst werden – und es sollte die Wirkung der stattfindenden oder nicht stattfindenden Public-Relations festgestellt oder zumindest abgeschätzt werden können, gerade bei tendenziöser Berichterstattung europafeindlicher Medien. Vor allem müssen hieraus aber Konsequenzen gezogen werden, denn es wird vorab zumindest angenommen, dass radikale Medien die Krise und den Krisenbegriff nutzen, um Propaganda gegen die EU zu machen, um diffuse Unsicherheiten zu verstärken, Angst vor dem Euro zu verbreiten, die EU- als Monstrum, als die Nation gefährdendes Ungeheuer erscheinen zu lassen, ohne sich wirklich über die Ergebnisse einer solchen Hetze Gedanken zu machen.

Der spontane Eindruck, dass diese Medien vor allem nach Einfluss in der Debatte suchen, um Fehlentwicklungen der EU zu verhindern, greift wohl zu kurz. Das Argument – man wolle ja nur ein Thema nutzen, um – z.B. mit der AfD (Alternative für Deutschland) parlamentarisch vertreten zu sein, ist vorgeschoben. Denn in fast allen EU-Staaten gibt es antieuropäische Parteien und Bewegungen, die sich auch europäisch organisieren, und deren erklärtes Ziel der Rückbau der EU und die Stärkung der Nationalstaaten ist, mit allen negativen Folgen für Freiheit, Bürgerrecht – und schließlich Wirtschaft. Das Ziel scheint viel eher Stimmung gegen Europa zu machen, aus infantilem bis gefährlichem Machtstreben. Das motivierende Interesse kann weder Frieden noch Prosperität für die Menschen hierzulande sein – so zumindest Eindruck naiver Beobachtung. Der Nationale Antagonismus hat Europa in viele Krieg geführt, zwei verheerede Weltkriege im 20. Jahrhundert reduzierte den deutschen Imperialismus auf ein erträgliches Maß und führte auch dazu, dass andere Nationalstaaten ihre imperialistischen Bestrebungen überdachten und überdenken, zugunsten einer supranationalen Kooperation, die jedoch Mittel und Wege haben müsste, um Sicherheit und Frieden zu gewährleisten und zu sichern. Medien sind heute mehr als Masseninformationssysteme. Es sind mulitimediale und multisensuale Instanzen der Verhaltenssteuerung und Recherche. Medien sind und bleiben jedoch zeichenbasiert. Worte und Bilder sind Bausteine der Information, die Meinungen und Einstellungen bildet und lenkt. Darum ist es wichtig, zu fragen, wie Medien berichten und was die Aufgabe eines Journalisten heute ist, wie der Sprachgebrauch in den Medien auf die Bürger wirkt, die aber durch Sozial-Technik an Autonomie zu verlieren scheinen – und zunehmend gläsern werden, zu einer Manövriermasse im Interesse von Mächtigen und Organisationen. Folgende Ausführungen wollen sich aus der Bedeutung des Mediensystem ergeben Fragen orientieren, die hier eine Aspektierung aufzeigen sollen:

1. Auf welcher Basis lässt sich die Motivation der Berichterstattung zum Euro in der Zeit nach der Finanzkrise von 2009 verstehen und erfassen?
2. Was ist und wie entwickelt sich in Bezug zum Euro die öffentlich Meinung?
3. Welchen Beitrag leistet das Internet zur herrschenden Meinung – in Bezug auf den Euro?
4. Wie wird die Einstellung und Meinung zum Euro, insbesondere durch das Internet – und hier durch positionierte Wochenzeitungen, beeinflusst?
5. Welche Möglichkeiten bietet hier Public-Relations?
6. Welche Rolle spiele hierbei Kontexte und Nachrichtenfaktoren?
7. Was sind die aktuellen Anforderungen und Bedingungen sowie die Möglichkeiten des Controlling von Public-Relations und deren Evaluierung?
8. Was sind und waren die Bedingungen für die Karriere des Krisenbegriffs beim Euro?
9. Welchen Einfluss hat die Pressearbeit der EU und der Organisationen auf die Berichterstattung zum Euro – insbesondere vor der Wahl zum Europäischen Parlament 2014?
10. Findet die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Niederschlag in lokalen Medien?
11. Welche generelle Wirkung haben Medieneffekte – insbesondere durch Informationen aus dem Internet – auf die öffentliche Meinung zu Euro?
12. Was sind die Folgen der Medieneffekte des Internets für das Interesse an der EU-Politik?
13. Können Tendenzen der Berichterstattung bei unterschiedlichen Medien ausgemacht werden, unabhängig von der Frequenz und dem Inhalt der Pressemitteilungen der EU und der Organisationen vor der Wahl zum Europäischen Parlament?
14. Was ist die Perspektiven und sind die Anfordernisse an eine zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit in Sinne der Europäischen Einigung?
15. Was ist die Folge für eine Orientierung des modernen Journalismus, auch angesichts der durch die Neuen Medien und Smart-Environment erzeugten gläsernen Bürgers?

0. Zum Thema: Angst vor dem Euro? - Eine Krise macht Angst in Europa – Angst vor dem "Euro"? Der heute in den Medien verwendete Begriff der "Euro-Krise" bezeichnet eine Finanzkrise im Euro-Raum, dem seit dem 1. Juli 2013 18-EU-Staaten Staaten starker, mittlerer bis schwacher Wirtschaftskraft angehören. Diese Leitungs- und ökonomischen Strukturunterschiede der Euro-Staaten in wirtschaftlicher Hinsicht, wirft einen Blick auf die Tatsache, dass die Schuldenkrise aus einer Vielzahl unterschiedlicher ökonomischer Faktoren resultiert – die vor allem den Finanz- und Bankensektor betreffen. Die aktuelle Krise ist keine Währungskrise, keine Staatsschuldenkrise und schon gar keine Krise der EU oder Europas an sich. Die Bezeichnung Staatsschuldenkrise wird vor allem auch von Peter Bofinger[1] kritisiert, da es sich in Wirklichkeit um eine Finanzkrise handele, die durch die Finanzwirtschaft ausgelöst worden sei. Diese hätten sich in Spekulationen anstatt in solider Kreditwirtschaft betätigt – mit enormen Risiken und dem Ergebnis, dass vor allem marode Immobilienpapiere zu einer Spekulationsblase geführt hätten, die 2007 die Krise des Finanzsektors auslöste.[2] Für die Finanzkrise im Euroraum spielen also mindestens drei grundlegenden Faktoren eine Rolle: die hausgemachte Bankenkrise, eine makroökonomische Krise, die ihren Grund sicherlich auch in der unterschiedlichen Leistungsfähigkeit der nationalen, ökonomischen Strukturen der Euro-Länder hat - und auch eine Fiskalpolitik, die Staaten wie Griechenland, Zypern, Spanien, Portugal, Italien und Irland, - wohl auch Slowenien und bald Kroatien mit den starken ökonomischen Kennzeichen von nord- und zentraleuropäischen EU-Staaten über Zinsen belastet – und auf diese Weise gerade dort zu einer Art Staatsschuldenkrise geführt hat, die jedoch nur in Griechenland auf unsolide Fiskalpolitik und Staatsführung – aber schon in den 90er Jahren – zurückzuführen ist.

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Abb.1: Quelle: Sachverständigenrat zu Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Lage

Die économistes atterrés (Empörte Ökonomen), ein Zusammenschluss von über 25 französischen Ökonomen, kritisieren den Begriff Staatsschuldenkrise, da hiermit der Fokus auf die Fiskalpolitik – nicht aber auch die Ursachen der riskanten Spekulationen von Bankern gelenkt würde, die durch ihre undurchschaubaren Machenschaften die Krise seit 2007 erst auslösten.[3] Durch die Rettungspakete und Schirme ESFM und EFSM werde nur der Bankensektor gestützt, der diese "Krise" hervorgerufen habe. Der eigentlichen Ursachenbekämpfung werde zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet.[4] Der französische LeMonde schreibt am 2. Oktober 2012 : "Seit 2008 sieht sich die Europäische Union einer nie gekannten Wirtschaftskrise ausgesetzt. Anders als neoliberale Ökonomen glauben machen wollen, ist diese Krise keine Staatsschuldenkrise. Spanien und Irland sind heute den Attacken der Finanzmärkte ausgesetzt, obwohl diese Länder stets die Maastricht-Kriterien eingehalten haben. Der Anstieg der Staatsverschuldung ist eine Folge des Einbruchs der Steuereinnahmen (hervorgerufen teilweise durch Steuergeschenke an die Reichen), der staatlichen Hilfe für private Banken sowie der Inanspruchnahme der Finanzmärkte, um diese Schulden zu exzessiven Zinssätzen zu bedienen.“ Die Gegenmaßnahmen der EU und Euro-Länder reichen von bilateralen Staatskrediten, zum Beispiel den 80 Milliardenkredit der Griechenlandhilfe, über den Ankauf von Staatsanleihen gefährdeter Staaten durch die EZB - das SMP: Securities Markets Programm, bis zu dem Europäischen Finanz-Stabilisierungs-Mechannismus (EFSM). Auch die anderen- teils folgenden Programme, wie der Europäischen Stabilisierungsmechanismus (ESM), der Europäische Fiskalpakt (ESF) - basierend auf „Vertrag über Stabilität, Koordinierung und Steuerung in der Wirtschafts- und Währungsunion“ (SKS-Vertrag) und schließlich auch die Bankenunion weisen alles nicht in die Richtung der Ursachenbekämpfung und kurieren nur Symptome, helfen vor allem dem Finanzsektor und seinen affektiven Marktaktionen. Notwendig wäre ein klares und deutliches Zeichen an "Systembanken", mit ihren übertriebenen Risikogeschäften aufzuhören – und nicht noch Anreize für jene Banker und Spekulanten zu schaffen, die damit kurzfristige aber hohe Gewinne erzielen. Das Umdenken muss bei den Bankern einsetzen. Die nun vorgeschriebene Trennung zwischen Risiko-Finanzgeschäften und Kundengeschäften bei europäischen Banken und die Verpflichtung zu höheren Rücklagen, ist nur ein Schritt in die richtige Richtung, aber er ist durch die Politik und durch die Bürger gewollt. Der Kunde, der Steuer und Zinszahler - muss vor Spekulanten geschützt – und nicht Risikobanker noch belohnt werden. Eigentum ist nach dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland sozial verpflichtend. Dies sollte auch für das Kapital allgemein gelten.

Die Medien nun, die über die Finanzkrise berichten und Begriffe wie "Staatsschuldenkrise" und "Euro-Krise" verwenden, machen sich zu Handlanger jener Banken und der Kreise, die im Euro die Ursache für die "Krise" sehen – oder sehen wollen. Paul Krugmann[5] schreibt am 23. April 2012 im Spiegel:

„Europas große Täuschung besteht in dem Glauben, dass die Krise durch unverantwortliche Haushaltsführung zustande kam. Sie könnten jetzt einwenden, dass das auf Griechenland doch wirklich zutrifft. Das stimmt zwar, aber selbst die griechische Geschichte ist komplizierter. Irland hatte dagegen vor der Krise einen Haushaltsüberschuss und eine niedrige Staatsverschuldung. Auch Spanien hatte einen Haushaltsüberschuss und wenig Schulden … Der Euro selbst hat die Krise ausgelöst.“

Dass der Euro die Ursache für die Finanzkrise sei, ist eine populäre Argumentationslinie. Denn Europa ist nicht, wie Krugmann ausführt, eine Ansammlung von Staaten – schon gar nicht von Nationalstaaten im Sinne des 20. Jahrhunderts. Diese Auffassung hat in der Tat zu zwei verheerenden Weltkriegen geführt – und über 60 Millionen Mitteleuropäern das Leben gekostet hat. Europa und die EU sind Ideen vom Freiheit und Frieden zwischen den Völkern Europas und der Euro ist ein Mittel dazu. Dass die Wirtschaft sich nicht, wie Krugmann schreibt, an Moral orientiere, stimmt wohl. Aber ist das richtig? Müssen Ökonomen denn nicht moralisch sein? Und vor allem ist das "Krisengerede" in den Medien mit der Absicht der Auflagensteigerung durch den national getriebenen Angstreflex persönlicher Nachteile verantwortungsvoll? Folgende Abhandlung möchte einen Blick auf die angstauslösenden Mechanismen auch und gerade der Euro-Berichterstattung werfen. Dazu wurde der Internetauftritt fünf ausgewählter Wochenzeitungen über ein Jahr hinweg bis zu Bundestagswahl am 22. September 2013 beobachtet. Neben der Häufigkeit der Aufmacherartikel zu EU- und Euro-Themen, wurde auch betrachtet, wie polemisch die Berichterstattung ist – und in welcher Argumentationslinie die Artikel folgen, ob sie den Euro ablehnen. Dabei spielte insbesondere die Häufigkeit der Verwendung des Krisenbegriffs in der Wahlkampfperiode in Deutschland seit März 2013 eine Rolle.

I. Zur Theorie:1. Ein Kommunikationsmodell

Die Gesellschaft kann als System[6] betrachtet werden, in dem Kräfte aufeinander wirken, in dem Informationen ihre Wirkung entfalten.[7] Diese Kräfte entwickeln sich über die Individuen in diesem System, dem Denken, Fühlen und Handeln des Einzelnen. Der Mensch selbst ist ein System, der physiologisch/neurologisch, psychisch und kognitiv mit der ihn umgebenden Umwelt interagiert und dessen körperlichen, geistigen und seelischen Komponenten untereinander in einem spezifischen Verhältnis stehen. Schließlich sind es die endogenen und exogenen Reize, Informationen, die zu humanen Verhaltensäußerungen führen. Die Neurowissenschaft[8] und Philosophie[9] haben in den letzten 10 Jahren Enormes geleistet, und liefern Argumente, dass eine reine Betrachtung der Ergebnisse von Stimuli für menschliches Verhalten, ohne die Betrachtung der inneren Prozesse eines Systems, unzureichend ist.[10] Die S-R-Theorie lässt die Komplexität der Individuen und die Besonderheiten unterschiedlicher gesellschaftlicher Systeme unbeachtet.[11] Dies führt zu falschen Annahmen über Handlungsmotive und die Wirkung von Systemkräften. Informationen sind imstande Emotionen auszulösen, die bei unterschiedlichen Kontexten und Konstitutionen zu divergierenden Effekten führen. Die Wirkung einer Information ist demnach von vornherein nur abzuschätzen und eventuell im Nachgang zu analysieren und zu beurteilen. Demzufolge kann aber mindestens davon ausgegangen werden, dass Informationen nach ihrer Art zu kalkulierbaren Systemänderungen führen, in Abhängigkeit der grundlegenden gesellschaftlichen Konstituenten, der spontanen Meinungen der Menschen, des Rechtssystems und internalisierter Werte.[12]

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Abb.2: Systemische Kommunikation

2. Information in komplexen Systemen.Exkurs

Es darf unbestritten sein, dass es sich bei der Kommunikation im Allgemeinen – und insbesondere bei der zwischenmenschlichen Kommunikation um verbundene, offene Systeme – beziehungsweise interagierende Systeme und Systemelemente handelt, deren Natur komplex ist und die sich selbst organisieren[14]. Der Grundstoff für die Organisation dieser Systeme sind Informationen.Von dem Standpunkt eines Beobachters kann schnell der Eindruck des Chaos entstehen, wenn große, komplexe Systeme betrachtet werden. Darum wird versucht, einzelne Elemente zu isolieren und zu analysieren – um dann wieder Allgemeinschlüsse ziehen zu können. Aber – ist das richtig?[13]

Die Abstrahierende Isolierung ist die Facette, die das Licht der Wahrheit im Dunklen bricht – die Licht schön erscheinen lassen mag, bunt, spektral,– allerdings ist die Konzentration auf eine Wellenlänge – dann eben nur ein Aspekt des Ganzen.

Das „Holistische Prinzip“ wird vernachlässigt – und die Wirklichkeit nicht ganz, nicht im Zusammenhang – manchmal falsch, verstanden – mit fatalen Folgen. Es fehlt an Informationen zum Ganzen – und die Information geht immer weiter verloren – je mehr abstrahierend 'isoliert' wird. Dieser Informationsverlust (Entropie) bildet ein Konglomerat von scheinbar gültigen Gesetzmäßigkeiten – teilweise systematisch – weil sie sich nicht widersprechen – wegen der Logik der Mathematik – oder nicht widersprechen dürfen. Es wird solange probiert, bis es funktioniert, oder es den Anschein der Funktionalität hat – ohne den Zusammenhängen der Wirklichkeit näher zu kommen. Und in der Tat funktionieren abgeschlossene Systeme – wie eine Maschine mit ständiger Energiezufuhr – eine Zeit ganz gut, bis die Energie verbraucht ist, das Material erschlafft, die Maschine kaputt geht – oder die menschliche Intelligenz an ihre Grenzen stößt. Dann muss neu gedacht werden – erst dann?

Grundlage dieses mechanistischen Weltbildes ist die physikalische Weltsicht, spätestens seit Isaak Newton – und mit ihr einher geht die Selbstübersteigerung des Menschen – der Selbsteinschätzung der Fähigkeiten des menschlichen Verstandes und Vermögens. Vielleicht ist es nur diese Art formal-logischen und artifiziellen Denkens – die heutige globale Probleme in Umwelt, Finanzwesen und Gesellschaftssystemen hervorgebracht hat?

Die Linearität der logischen Problemlösungen haben extrem leistungsfähige Computer möglich gemacht, die heute auch in der Lage sind, nichtlineare Gleichungen zu lösen, die einer ganzheitlichen Weltsicht näher sind, wie die Ergebnisse zeigen. Stellt man Lösungen nichtlinearer Gleichung grafisch dar – sieht man Lücken, Schleifen, Rekursionen – dem Auge tritt eine Mischung aus Ordnung und Chaos – oder ein hoch komplexes System gegenüber. In nicht-linearen Gleichungen gibt es Terme, die wiederholt mit sich selbst multipliziert werden – das heißt, dass sie durch die Faktorisierung rückgekoppelt sind - sich auf sich selbst beziehen. Diese Rückkoppelung - oder „Iteration“ - erzeugt Nichtlinearität. Rückkoppelungen können sich aufschaukeln, was an der Unschärfe der Gleichungen – beziehungsweise der Variation – in der Natur, begründet ist. Gleiche Faktorisierungen führen wegen ihrer mathematischen Ungenauigkeit trotzdem zu erheblichen Schwankungsbreiten der Ergebnisse.

Dieselben Rückkoppelungen haben damit nicht dieselben Ergebnisse – und die Ergebnisse können sich mit der Zeit und Häufigkeit der Wiederholung, trotz Selbstbezug, weit voneinander entfernen oder sogar streuen: – ein mathematisches Chaos. Was für Mechanik, Technik und Physik im Allgemeinen Fortschritte ermöglicht, erscheint im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften nur bedingt zielführend, aber synergetisch in interdisziplinärer Hinsicht. Ist die Gesellschaft ein System, scheinen bestimmte Ereignisse immer wieder aufzutreten, ganz in dem Sinne, das sich Geschichte wiederholt. Menschliches Eingreifen kann da diese Iteration verändern – zum Guten und zum Schlechten. Blutige Revolutionen scheinen human und natürlich vorprogrammiert. Aber der Mensch kann durch Einsicht und Vernunft steuernd verändern und Exzesse verhindern. Ein Mittel dazu ist Kommunikation, genauer. Information.

3. Eine Zeichenrelation

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Abb.3: Kategorien bei Immanuel Kant und Charles S. Peirce;

Die Kategorienlehre bei Peirce[15] beschäftigt sich anders als bei Immanuel Kant nicht mit Erkenntnissen – sondern mit den Erscheinungen des Seins. Demnach können seine Kategorien nicht mit Logik, sondern nur über die Phänomenologie erschlossen werden. Jeder der drei Grundkategorien von Erstheit, Zweitheit und Drittheit sind universal jedem Phänomen eigen.

Erstheit ist das Sein von etwas ohne Bezug auf etwas anderes. Es ist das Sein an sich, das als reine Möglichkeit besteht (z. B. Röte als Möglichkeit); Zweitheit ist die Bestimmung des H ier und J etzt von etwas Seiendem (der Gegensatz zweier noch unreflektierter Emotionen; Drittheit ist das Prinzip, das hinter den Dingen steht, die mit der Erscheinung verbundene Gesetzmäßigkeit (z.B. dass eine Tür zu öffnen ist, dass ein Tisch eine Ablagefläche hat, der Algorithmus des Computerprogramms). Peirce´s Bewusstseinsvorstellung[16] basiert auf der Kategoriendifferenzierung. Das unreflektierte Bewusstsein ist eine Ansammlung von Repräsentationen – eine Erstheit. Erst die Konfrontation mit dem „Anderen“ lässt eine Dualität entstehen – eine „Altersense“ das ein Bewusstsein des „Hier und Jetzt“ entstehen lässt – als Zweitheit, in welcher der noch unkonkretisierte, nicht objektivierte Wille vorhanden ist. Erst wenn der Gedanken gefasst ist, konstituiert sich eine Drittheit. In dieser „Medisense“ vollzieht sich das Denken – das bei genügend Wiederholungen zu einer Verhaltensgewohnheit werden kann – einer Habituation – oder auf der Ebene der Zweitheit – zu einem Stereotyp. Diese psychologische Struktur des Bewusstseins hat auf der physiologischen Ebene, also im Gehirn und als Nervenbahnen, ihre Entsprechung. Die drei Bewusstseinsarten, des einfachen, dualen und synthetisierten Bewusstseins entsprechen den drei Grundfunktionen des Nervensystems – der Reizbarkeit, der Energieübertragung und der synthetisierten Handhabung von Nerven – als Verhalten oder Gewohnheiten. Das Selbstbewusstsein hat das Selbst zum Gegenstand – es ist eine Wahrnehmung des Selbst auf der Ebene der Zweitheit. Hier fallen das kontrollierte Ego und das affektive Non-Ego auseinander. Die Selbstkontrolle ist die Reflexion des Selbstbewusstseins, durch welche die Gewohnheiten kontrolliert werden können und es zu bewussten Entscheidungen kommt – in der Drittheit. Neben Charles S. Peirce und Ferdinand de Saussure haben sich Charles Morris und Max Bense mit der Zeichentheorie so grundlegend befasst, dass von einer Zeichenwissenschaft die Rede sein kann. Peirce entwickelte die Zeichentheorie auf der Grundlage der Kant´schen Kategorienlehre.[17] Auf der Rezeptionsebene setzt Charles Morris an und verbindet die Theorie mit verhaltenswissenschaftlichen bis behavioristischen Ansätzen. Max Bense schließlich verwendet Semiotik zur Reklameanalyse – wobei in neuere Zeit der Aufforderungscharakter von Zeichen im Sinne einer Handlungstheorie verstanden werden kann. De Saussure befasste sich mit der Sprache auf der Basis der Zeichentheorie. Zeichen sind demnach Einheiten, mit denen Bedeutungen verbunden werden. Die Langage ist die menschliche Sprache an sich, das biologische Vermögen des Menschen zu sprechen. Die Langue ist eine Einzelsprache mit einem abstrakten System von Regeln – und die Parole ist das Sprechen als laut gebender Akt. De Saussure geht davon aus, dass dem Zeichen an sich keine Bedeutung inne liegt – diese erst zugewiesen wird – durch den Sprachgebrauch – die Interpretation. Sprache an sich ist dabei eine nicht seiende, sondern beständig werdende und sich kontinuierlich verändernde Substanz.[18] Peirces Zeichenbegriff[19] ist umfassender, da er die Erkenntnisfunktion von Zeichenhaftigkeit einbezieht. Grundlage für den Interpretantenbegriff – also die Eigenschaft des "Begriffs", der für ein Objekt oder einen Sachverhalt steht, ist die Wahrnehmung.

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Abb.4: Wahrnehmungsprozess bei Ch. S. Peirce - Quelle: Wikipedia, 2013

Pierce differenziert zwischen spekulativer Grammatik, logischer Kritik und spekulativer Rhetorik. Die Grammatik untersucht die Zeichenarten und ihre Kombinationsmöglichkeiten. Die logische Kritik begründet die Zeichenverwendung, deren Effektivität in der Rhetorik behandelt wird. In der Grammatik differenziert Peirce Quali-, Sin- und Legizeichen. Quali-Zeichen sind hierbei Ausdruck von Erstheit, Sin-Zeichen sind Gegenstände und Sachverhalte ohne Bedeutungszuweisung, die Legi-Zeichen sind die Regeln der Zeichenkombination. Auch in der Objektbeziehung können Ikon, Index und Symbol unterschieden werden, wobei eine Ikone eine inhaltliche oder bedeutungsvolle Ähnlichkeit zu Objekt hat. Der Index verweist, z.B. durch einen Code – auf das Objekt und Symbole sind konventionelle Bedeutungen der Objekte. Noch konkreter werden die Zeichentrichotomien in der Interpretatenbeziehung. Das Rhema ist der bezeichnende Begriff, ein Diagramm oder Signal/Ton. Der Dicent beschriebt den Sachverhalt der Beziehung zwischen Objekt und Symbol und das Argument formuliert Gesetzmäßigkeiten, z.B. in Form einer gültigen mathematischen Formel.

Die drei Trichotomien von Peirce

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Abb.5.1 Zeichentrichotomien nach Ch. S. Peirce- Quelle: wikipedia, 2013

Nach Peirce ist Semiotik Grundlage jeder Kommunikation und Voraussetzung für Erkenntnis durch den Menschen, da sein Denken und Handeln an Zeichen gebunden ist.[20] Diese Dynamik der Beziehungen von Etwas, den Anzeichen hierfür und der Interpretation dessen, begründet die dreistellige triadische Relation[21] zwischen einem Mittel, also dem materiellen Zeichen, einem Objekt, auf das sich das Zeichen bezieht, und einem Interpretanten, also dem System, in dem das Zeichen zu verstehen ist. „Ein Zeichen ist ein Ding, das dazu dient, ein Wissen von einem anderen Ding zu vermitteln, das es, wie man sagt, vertritt oder darstellt. Dieses Ding nennt man Objekt des Zeichens. Die vom Zeichen hervorgerufene Idee im Geist, die ein geistiges Zeichen desselben Objekts ist, nennt man den Interpretanten des Zeichens.“[22] Diese dreifache Beziehung wiederholt sich auf jeder Ebene und bildet Zeichenklassen:

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Ab. 5.2.1: Bezüge der Zeichenrelationen – nach wikipedia, 2014

Die ontologische These dreier, nicht aufeinander reduzierbarer Grundformen jeden Seins, der Möglichkeit, Wirklichkeit und Vernunft, bedeutet einen Zeichenkomplexes für jedes Etwas, welches in seinem Gesamtkontext begriffen werden muss.[23] Die Klassifizierungen stehen also immer in Bezug zueinander und stellen einem semiotischen Prozeß, eine Semiose dar, die allumfassend ist und auch die physikalischen Zustände der Dinge begreiflich macht“.[24] Auch die unterscheidbaren Modi von Ikon, Index und Symbol bedeuten ein „Kontinuum“ der Bezeichnungen.[25] Heinz Kroehl benennt die nächsttiefere Ebene der triadischen Relation in Bezug auf die visuelle Kommunikation:

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Abb. 5.3.2. Ebene 2 der Triadischen Zeichenrelation nach Peirce, wikipedia 2014

Kommunikation und Information, als Wissensübertragung, wird durch die Möglichkeit des Verstehens, also die Interpretation, bestimmt. Ein Ding wird durch die Konnotation eines Anzeichens näher bestimmt. Zwei Menschen aber haben nicht den selben Codevorrat zur Bestimmung eines Zeichens, also werden Interpretationen durch zeitlich bedingte Kontexte bestimmt. Rhema, Dicent und Argument entsprechen der Differenzierung in Term, Proposition und Argument. Hieraus können sich divergierende Initialsysteme ergeben: Kunst, Alltag und Wissenschaft im Zeitkontext. Kunst vermittelt Möglichkeit, die interpretierbar ist. Alltag hat realen Bezug und wird mit der Wirklichkeit abgeglichen: Verstehen wird bei eine Aussage beabsichtigt. Die Zeichen der Wissenschaft müssen hingegen eineindeutig sein. Da aber der Interpretant selbst zeichenhaft ist, entsteht eine dynamische Superisation, die durch Verstehen, Konsens bzw. Handlung beendet wird für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.[26] Der Krieg „A ller gegen Alle“ als evolutionäres Prinzip, findet sein Ende in der humanen Erkenntnis der Schau der epochalen Fehler des Menschen.

Die semiotische Bestimmung der Eigenschaften eines Zeichens entsteht aus den möglichen Kombinationen, insbesondere im Interpretantenbezug. Dies beinhaltet die mögliche Täuschung über die Bedeutung des Zeichens, das Gefühle auslösen kann, was die Konklusion über einen Sachverhalt entscheidend mitbestimmt – und die Dynamik einer Handlung anregt. Das Objekt, welches durch das Zeichen vermittelt wird, steht in Beziehung zur Wirklichkeit und hat eine unmittelbare Repräsentanz in Bewusstsein – insofern es Bedeutung für den sich verhaltenden Organismus an sich hat. Die Qualizeichen sind hierbei potentielle Handlungen und die Legizeichen determinieren schon, wie ein Algorithmus, die Gesetzmäßigkeit des Verhaltens. Sinzeichen – wie die gesprochene Sprache, sind wahrnehmbare Wirklichkeit in diesem Sinne. Der in der aristotelischen Tradition als Gedanke verstandene Begriff "Interpretant" wird von Charles Morris zum Interpreten erweitert. Der wesentliche Unterschied vom Morris zu Peirce ist die behavioristische Sichtweise. Bezog Peirce das Zeichen auf jeden Gedanken, so betrachtete Morris die deskriptiv-beobachtbare Wirkung des Zeichengebrauchs im kontextuellen Zusammenhang. Morris differenzierte neu zwischen Syntaktik, Semantik und Pragmatik. Also den Regeln der Zeichenbildung, deren Bedeutung für den Organismus – und die Wirkung des Zeichens auf das Verhalten – das durch den Interpreten zu einer Handlung wird. Morris betrachtete die Semiotik als wirklichkeitsbezogene Semiose, die alle psychischen, biologischen und soziologischen Phänomene des Zeichenprozesses einbezog. Die triadische Unterteilung der Zeichenwirkung bezog sich bei Morris vor allem auf den Interpretanten, der als Interpret eine Verhaltensdisposition entwickelte. Das Denotatum stellte als Mittel den Bezug zum Handlungsgegenstand her und das Significatum ist die Bedeutung als conditio zur Erfüllung des Zeichengehalts. Damit ist schon ein Objekt, das Bedeutung für einen sich Verhaltenen Organismus zu erlagen im Stande ist, vor allem aber ein referendierendes Zeichen, eine potentielle Handlung, die intendiert werden kann.[27] In eine andere Richtung weist der semiotische Ansatz von Max Bense. Er versuchte angeregt durch mathematische Überlegungen, die sich heute auch in der Chaostheorie finden, den literarischen Aspekt von Texten konkret zu fassen. Begriffe wie "Entropie", "Redundanz", das "Ordnungsmaß" oder auch der "Materialverbrauch" basieren auf Untersuchungen des amerikanischen Theoretikers George B. Brinkhoff.[28] Bei allen Bedingungen der Kreation und Rezeption von Zeichen ist aber der Gesamtkontext zu berücksichtigen, in dem Zeit und Energie, als Faktoren eine besondere Rolle einnimmt.

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Abb.6.1 Die Zeichenbezüge nach Ch. S. Peirce – Quelle: Wikipedia,2013

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Abb. 6.2. Eine Zeichenklassifikation nach Charles Morris im Interpretantenbezug I = M(O), für die Reklameanalyse

Bei handlunsgtheoretischer Aspektierung – bei fließenden Grenzen innerhalb der Zeichenklassen, ist die obige Klassifizierung zu verstehen. Bei der Klassifizierung eines Zeichens ist somit die Abgrenzung und Begründung der Einordnung von entscheidender Bedeutung. In anderen Bezügen, zum Beispiel M= I(O) – hier steht die Vermittlung des Objektes, wie bei der Werbemittelerstellung im Zentrum, verändert sich die Klassifikation und insbesondere der Darstellungsmodus. Es würde also von der Verstehensseite aus - ein Mittel im Objektbezug kreiert. Dies wird in der Regel bei bzw. nach der Kontroll- und Evaluierungsphase, oder nach Pretests von Werbemittel in der klassischen Werbung von verhaltenswissenschaftlicher Seite getan: Das Werbemittel wird im Interpretantenbezug hinsichtlich des Objektes optimiert.

Quantität und Qualität

In der Forschung gehen die Meinungen über den Nutzen und Aussagewert von Quantitativen und Qualitativen Studien weit auseinander[29]. Einerseits werden Quantitative Studien als Erbsenzählerei verballhornt, andererseits ist den statistischen Empirikern die Qualitative Forschung mit Wichtungen, Relativziffern, Einschätzungen und Interpretationen zu "schwammig" und nebulös. Schließlich kann meiner Ansicht nach nur eine Kombination der Methoden zu sinnvollen Aussagen führen. Gerade Statistiken und Zahlenkolonnen benötigen Interpretationen, um Aussagen treffen zu können. Experten aber - und deren Einschätzungen, sind gerade für explorative Studien unerlässlich, um Daten Sinn zu geben und neue Sinnhaftigkeiten zu finden oder zu erschließen. So geht es in der vorliegenden Auszählung nicht nur darum, festzustellen, welche der Untersuchungen Wochenzeitungen in welchem Umfang über die EU und den Euro berichtet. Sondern es geht insbesondere um die Einschätzung, wie diese es tun. Es geht darum eine Relativziffer zu entwickeln, die eine Vergleichbarkeit der untersuchten Medien untereinander in der Ausrichtung und dem Ausmaß der ablehnenden und zustimmenden Berichterstattung zum Euro ermöglicht. Diese Relativziffer soll Auskunft über ein Maß an Agitation "gegen" den Euro in den betrachteten Wochenzeitungen im Untersuchungszeitraum geben. Dazu ist die intensive, introspektive Beschäftigung mit den jeweiligen Artikeln und die Erfassung des Reizausmaßes der sprachlichen Terme als auch der Gesamteindruck des Artikels und des jeweiligen Internetauftritts, inklusive der Bilder erforderlich.[30] In der Linguistik wird die Introspektion als Selbstbeobachtung[31] bezeichnet. Sie dient der Bewertung von Mehrdeutigkeiten, Akzeptabilität und anderen Äußerungsmerkmalen von Sprache, hier auch Bildern[32], nach persönlicher Selbstwahrnehmung. Dazu sind die Befunde der Medienwirkungsforschung[33], der Qualitativen Psychologie und Sozialforschung und schließlich der Bildanalyse[34] zu internalisieren und bei einer Einschätzung intuitiv zurate zu ziehen. Expertenwissen kann so Konstrukte, auch Relativitäten klären, und durch den explorativen Charakter der Fallstudien zu weiterer empirischer Forschung führen.

Abbildung in dieserLeseprobenichtenthalten

Abb. 7.: Mittelfunktion, Kreation und Rezeption eines Zeichens wirken im gesamten Kontext unter Zeitbedingungen

4. Die herrschende Meinung

Dass soziale Netzwerke für die Bildung und die Stabilisierung von Meinungen wichtiger zu sein scheinen, als die lineare Medienkommunikation, legt bereits die Studie zur Deutschen Einheit von Michael Schenk (1995) nahe. Sie argumentiert in Richtung eines Kongruenzmodells, das in engem Zusammenhang mit den individualpsychologischen Konsistenzmodellen steht. Hiernach nehmen Rezipienten Informationen aus den Massenmedien, als auch in personalen Netzwerken gemäß ihrer Grundüberzeugungen wahr, verarbeiten Informationen in diesen sozialen Einheiten entsprechend ihrer und der Gruppenmeinung, die in der Regel konvergieren[35] und sich durch Erziehung, also im Sozialisationsprozess, herausbilden. Der Vorgang der Meinungsbildung zu aktuellen Themen bildet sich also aus einer Grundeinstellung, der herrschenden Meinung in der Gruppe bzw. Sozialen Einheit und der Medienberichterstattung, also nach der aktuellen Information, vor allem kurzfristig. Dies bedeutet, dass Informationen an solchen Grundeinstellungen anknüpfen können und dann gute Aussichten haben vom Individuum als Meinung angenommen zu werden. Konsistenzen, also der Gleichklang von Information und Einstellung, spielen auch bei der Informationssuche[36] eine entscheidende Rolle. Der Rezipient wendet sich solchen Informationen und Meinungen, also auch Gruppen zu – die seiner Grundeinstellung entsprechen.[37]: „Gleich und Gleich gesellt sich gern“! Dies könnte zur Annahme führen, dass Persuasionswirkungen durch die Medien nicht relevant seien. Doch die Informations-, Kommunikations-, und Konsumentenforschung weist hier in eine andere Richtung. Einstellung ist hiernach ein Produkt aus Antrieb und kognitiver Gegenstandsbeurteilung.[38]

Einstellung betrachtet aber die kurzfristigen und leichter veränderlichen Überzeugungen zu einem Produkt oder in der politischen Kommunikationsforschung auch zu einer Partei. Erst hieraus sind die wechselnden Mehrheiten einer Parteiendemokratie erklärlich – und auch der schnelle Aufstieg der Piratenpartei – bis auf 13 Prozent in 2012 wie gleichsam der Fall – bis auf 3 Prozent in 2013: Es sind hier nur Beispiele für die Fluktuation von Stimmungen.

Werbung und Wahlkampfkommunikation, also Kampagnen – auch in den neuen, sozial genannten Medien, haben Wirkung! Sie wirken vor allem kurzfristig auf der Ebene emotional-kognitiver und archetypischer Verhaltensmuster, die trotz aller kulturellen und sozialen Unterschieden bei den Individuen einer sozialen Einheit sehr ähnlich sind. Diese Wirkungen können abgeschätzt werden, auf der Basis empirischer Befunde aus der Experimental- und Feldforschung.

Diejenigen Wahlkampfmanager, die diese Prinzipien menschlichen Verhaltens, die psychologischen und physischen Konditionen des Menschen, erkennen und richtig beurteilen, sind wirkliche Spezialisten: Spin-Doctors! Dass dies unter Berücksichtigung der tatsächlichen gesellschaftlichen und gesamtpolitischen Problemlage, mit dem Ziel diese zu positiv zu Nutzen der Gesellschaft, geschehen sollte, erscheint bedauerlicherweise häufig nur als ein unwirklicher Anspruch und tritt hinter der realpolitischen Maxime des Machterhalts zurück.

Propaganda im Sinne reiner Mehrheitsbeschaffung ist jedoch schon mittelfristig nachteilig, wie die Entwicklung zur Zustimmung der FDP zeigt. Denn die Kommunikations-Experten, wie die Politiker - müssen sich der zeitlichen Instabilität von Stimmungen im Klaren sein. Denn wie ein Produkt nach dem Kauf aufgrund guter Werbung[39] beurteilt wird, werden Informationen rückgekoppelt und auf Wahrheit, Verlässlichkeit und Nützlichkeit geprüft. In Bezug auf die identifizierbare Informationsquelle bilden sich mit der Zeit Wahrnehmungsschemata, welche die Rezeption und Wahrheitsprüfung durch den Rezipienten erleichtern: „Ach – der schon wieder“!

Der Nachteil des „Schubladen-Denkens“

Neulich hörte ich jemanden sagen: "Ich denke in Schubladen, das geht schneller". Leider scheint dies für das Konsumentenverhalten und Wahlverhalten richtig. Aber es gilt nicht allgemein und nicht langfristig. Denn im kommunikativen Austausch mit unserer Sozialen Einheit und an der Realitätsüberprüfung stabilisieren sich Einstellungen oder werden relativiert.

Das Infragestellen einer Ansicht öffnet das Stereotyp, die Falsifizierung eines Faktums macht dieses für das Individuum nach Nützlichkeitserwägungen obsolet. Diese Obsoleszenz gilt auch für Erwartungen, die durch Schemata gebildet werden. Wahlversprechen, die nicht eingelöst werden, sind fatal – für die Partei – als auch für Person die der Lüge entlarvt wird. Der entlarvte Lügner verliert an Glaubwürdigkeit – auch jene, die für ihn sprechen. Der Fall des deutschen Bundesverteidigungsministers Freiherr Baron Karl-Theodor von und zu Guttenberg 2011 mag hier ein Exempel sein. Auch der Niedergang der FDP ist zum Teil auf nicht gehaltene Wahlversprechen zurückzuführen.

Zu häufige Informationen desselben Sachverhaltes nutzen sich ab, der Nachrichten bzw. Neuigkeitswert geht verloren, die Nachricht muss aktualisiert werden – und bleibt gerade dann fest im Gedächtnis: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er mal die Wahrheit spricht – oder im Wahlkampf Besserung verspricht: Kontinuität und Wahrheit sind essentiell für die Glaubwürdigkeit von Kommunikatoren. Gerade in der Kommunikation und Politik zählen Primär- und Sekundärtugenden, besonders aber im Nachrichtenwesen: Die Absicht muss „gut“ sein – auch bei etwaigen Tarn- und Täuschungsversuchen oder Kriegslistigkeiten. Dies darf dann auch kommuniziert, begründet und gerechtfertigt werden![40] Auf das Vergessen der Wähler bei Skandalen[41] zu hoffen ist nur eine scheinbare Möglichkeit Skandale zu überstehen, denn der politischer Gegner vergisst nicht. Die Verschüttung von unangenehmen Wahrheiten, also das Überdecken durch aktuelle, affektiv-reaktive Informationen über einen längeren Zeitraum, kann nur eine Verschnaufpause sein, wenn da "Einer!" ist, der immer wieder den Finger in die "Wunde" legt. Schließlich entscheidet sich der Wert einer Information nach der Relevanz der Sachfrage beziehungsweise nach der langfristigen Nützlichkeit, dies aber auch in emotioneller Hinsicht. Der Wähler fragt sich: Geht es mir, geht es uns mit dieser Partei oder diesem Politiker besser oder schlechter, oder besser: „Ist das ein guter Mann“ – in allen denkbaren Bedürfnisaspekten, deren Grundlage Freiheit/Autonomie, Sicherheit/Wohlstand und Erlebnis/Ereignis aus der Rezipientensicht sind.[42]

Für die vorliegende Exploration führen obige Annahmen zu dem Schluss, dass die Informationen, die den Einstellungen der Rezipienten entsprechen – eher wahrgenommen und übernommen, beziehungsweise verfestigt - und extremer werden. Dies insbesondere wenn Sozialtechnik in den Medien vor allem kurzfristig – aber kontinuierlich – konsistente, aber latent stereotyp- und auch schema-öffnende Informationen bieten, also akzeptables und interessantes, neues Wissen. Dies sind aktivierenden Informationen der eigenen Ansichten, die gepaart sind mit "Neuigkeiten", welche Stereotype erweitern oder langfristig modifizieren können. Der Begriff "Krise" z. B. hat sicherheitsgefährdende Assoziationen, die ein entsprechendes Schemata (:- Assoziationsgeflecht/Stereotyp/Skript;...siehe I.9 ) aktivieren, ein hohes Erregungspotential haben und die Verarbeitungstiefe als auch die Erinnerung der neuen Nachricht verstärken, bis zu einer Grenze der Übererregung. Dies gilt in diesem Zusammenhang für alle Reizworte[43], also für Begriffe oder Phrasen mit erhöhtem Erregungspotential.

Die Überaktivierung, gerade durch audiovisuelle Medien führt hingegen zu einer kognitiven Konfusion, aber einer affektiven Reiz-Reaktion-Verankerung, die im Zusammenhang mit Schemata und Handlungsskripts die spontan-unbewusste Handlung, wie bei Impulskäufen – aber auch ganze Handlungssequenzen, im Sinne des „Mind-Mapping“, erklärt. Diese induktive Programmierung von Verhaltensweisen kann bei kontinuierlicher, auch phasischer Informationsgabe, d.h. sublimer Wissens- und Emotionsvermittlung, besonders durch Videospiele und Bildkommunikation, zu einem latenten und impliziten Verhaltensrepertoire führen, dass selbst kognitiv – z.B. durch rhetorische Mittel und Scheinlogiken, akzeptiert wird. Handlungen werden derart durch Auslösereize, die im vorhinein suggeriert, induziert und inkubiert werden, zum Ablauf gebracht. Es hängt von der exakten Gestaltung der Medienbotschaft auf Dauer ab, des Textes, des Tones und des Bildes oder Videos, – ob nun die zu erwartende Reaktion zu einer Leerlaufhandlung oder gezieltem, unkontrolliertem Verhalten, z.B. auch zur Aggression führt. Hier ist die Objektivierung das Entscheidende. Ein Kaufrausch ist da noch relativ die harmlose Konsequenz sublimer Werbung. Ganze Gruppen sind durch induktive Kampagnen steuerbar. Informatorische "Impfung" bei Unter-/Bewusstsein, also die Versorgung mit Gegenargumenten, inklusive einhergehender intensiver, positiver Erlebnisse, kann hier entgegen wirken. Die mit mittelstarker Erregung der durch Bild, Text und Animation gestalteten Internetauftritte der untersuchten Wochenzeitungen sorgen für die emotionale Erregung für ein Thema und die kognitive Akzeptanz von Argumenten, die Rechtfertigungsbasis für extreme Ansichten mit aggressivem Handlungspotential bieten. Hier muss erwähnt werden, dass bei einem kritischen Bewusstsein kaum unmittelbar-radikales Verhalten trotz sublimer Hetze zu erwarten ist, wohl aber extreme Ansichten genährt werden können, die in sozialen Netzwerken diejenigen Personen motivieren können, deren emotional-kognitive Konstitution (Topik!) und psychische Disposition zur Gewalt neigt – bis zu gewalttätigen Ausbrüchen und bis zum terroristischen Anschlag. Bei einer Print-Auflage von 20.000 Exemplaren einer Zeitung und einer geschätzten unmittelbaren Leserschaft von 3 pro Einzelausgabe – haben Sie leicht 60.000 Personen, die – weil Leser der Zeitung, wohl in konsonanter Rezeptionshaltung in ihrer sozialen Gruppe wirken : – zum Thema Gruppendruck, Autorität und der Theorie der Schweigespirale siehe weiter unten. Denkt man in diesem Zusammenhang daran, dass sie ihre Meinung persuasiv nur an 3 weitere Personen weitergeben, diese Meinung wirkt und auch diese weiter über das Thema mit Überzeugung und überzeugend reden, kommen wir leicht zu einer Millionenzahl für die kommunikative Durchdringung einer Sozialen Schicht mit einer Information.[44] Dies gilt natürlich auch für Informationen im WWW. Im Sinne des Agenda Setting, sind Rezipienten für Themen dann besonders offen, die sie und ihr Lebensumfeld unmittelbar betreffen[45]. Die Suggestion von Angst vor der Zukunft, durch den Krisenbegriff - oder der Entwicklung von bedrohlichen Szenarien, erzeugt besondere individuelle Betroffenheit, und wirken gerade dann intensiv als Meinungsmache, wenn "Opinion-Leader"[46] eine eindeutige und problemlösende Position vertreten und vermitteln. Folgt man der Unterscheidung von geschlossenen und offenen sozialen Gruppen und dem Konzept und der Funktion der Meinungsführerschaft gerader intellektueller Autoritäten in der Analyse der Columbia Studien[47] um Paul Lazarsfeld in der 40er Jahren des 20. Jahrhunderts, kann bei „Egozentrischen Netzwerkgebilden“, dort wo Meinungsführer wirksam werden, von einem größeren Einfluss gerade der Internetkommunikation, aber auch besonders der audiovisuellen „Alten und Neuen Medien“im Zusammenwirken ausgegangen werden. Dies ist eben die Grundlage der Wirkung von Information in Interpersonalen Netzwerken. Die meinungsbildende Funktion von Zeitungen mit geringer Auflage darf gerade auch wegen ihres professionellen Internetauftrittes nicht unterschätzt werden. Extreme Ideen können auf diese Weise in die Gesellschaft diffundieren und dort Wirkung entfalten. Sind solche Informationen kampagnenartig geplant, als in den Klassischen Medien und mittels Neuer Medien, wozu natürlich auch die Musik „rechter“ Gruppen gezählt werden muss, entfaltet sich auf eine offene Zielgruppe ein hoher Kommunikationsdruck, der über seine „Ränder“ ausgreift und über „linking-ties“ in andere Gruppen hineingetragen wird : = > Systemwachstum!

"Kreuzige Ihn: Den einen rechts – den anderen links – und Jesus in der Mitte!?“

Die oben beschriebene Methode ist für politische Gruppe sowohl des linken als auch des rechten Spektrums eine typische Masche. Gerade junge Leute werden für radikale Ideen mittels eingängiger Argumentation und Erlebniswelten auf der Basis von Musik und außergewöhnlichen Ereignissen, kleinen, exklusiven „Events“ geködert und verstricken sich nicht selten in strafbare Handlungen, ohne für die „Sache“ wirklich motiviert zu sein. Das Beispiel des Meinungsführers ist hier richtungsweisend für die handlungsorientierte Objektivierung der erweckten, erzeugten Emotion. Einerseits werden Emotionen von einem zum anderen Individuum geradezu viral übertragen[48], andererseits spielen "Rädelsführer" bei der Emotionalisierung von vor allem Gruppen in der Masse eine entscheidende Rolle, da sie die Gruppen argumentativ und emotional motivieren und verbinden können: Sie geben Ziel und Richtung der Handlung vor. Solche "Agenten"[49] (lat. agere: handeln) können Ideen zusammenführen, argumentieren und zur unmittelbaren Aggression aufrufen. Sie motivieren, ganz im Sinne einer behavioristischen Motivationslehre, nachdem auf Einstellung basierend, eine Motivation Antrieb plus kognitiver Zielorientierung entspricht[50]. Brudermann[51] geht entsprechend dem Opinion-Leader-Konzept davon aus, dass Meinungen durch "Agenten" in soziale Gruppen hineingetragen werden und sich durch ihre Autorität etablieren. Die Netzwerke solcher Meinungsführer haben großen Einfluss, da sie auf soziale Normen und Mechanismen fußen und heute Meinungsäußerungen durch das Internet immer weniger zeitlich und räumlich gebunden sind. Tradierte Überzeugungen, soziales und individuelles Lernen sowie internalisierte Werte kommen hierbei ebenso zu tragen, wie die aktuelle Gefühlslagen und die kurzfristige latente Stimmung der Gruppe, zusätzlich zur Medienwirkung und persönlichen Kommunikation durch Meinungsführer.

Gerade ideologisch und religiös fundierte Motivation kann zum Guten wie zum Schlechten führen, respektive geführt werden, wie die Pogrome und Hexenverbrennungen des Mittelalters und ungerechte, inhumane Kriege und Massenvernichtungen des 20. Jahrhunderts zeigen. Ideologeme liefern Argumente der Verteidigung – als auch der Hetze – und Rhetorik ist oft das Mittel interpersonaler Überzeugungsarbeit. Dass polemische Agitation gesellschaftlich auch noch heute die soziale Sicherheit gefährden kann, zeigen die Hassprediger der Islamisten ebenso wie Exesse von Fremdenfeindlichkeit in Deutschland: Die wütende Menge in Hoyerswerda (1991) oder der Brandanschlag von Solingen (1993) sind traurige Beispiele. Der Terrorismus der RAF (Rote-Armee-Fraktion) in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts und die Mordanschläge der NSU zehn Jahre lang bis 2011 zeigen zweierlei. Einmal fällt der Keim des Schlechten dort auf fruchtbaren Boden, wo soziale Ausgrenzung und Abgrenzung, Isolation und Ohnmachtsgefühle Raum greifen. Zum anderen nutzen Hetzer sozialen Verwerfungen wie Armut und Bildungsferne, - und bleiben zu den Handelnden und Tätern auf Distanz.

Das gilt in besonderem Maße für die Hassprediger des Salafismus, welche die Toleranz und Liberalität der westlichen Gesellschaften auszunützen verstehen. Der versuchte Bombenanschlag im Bonner Hauptbahnhof im Dezember 2012 und die Messerstecherei durch Murat K., einem Salafisten, bei den Krawallen der Salafisten in Bonn gegen Pro-NRW, einer national-konservativen Vereinigung, mögen weitere Beispiele für die Gefährlichkeit aufgehetzter Demonstranten sein. Das ideologisch extrem "trainierte" Radikale Überzeugungstäter werden, liegt schließlich am ideologischen Überbau, am sozialen Umfeld und konkreten Handlungsanlässen. Ethisch einwandfreie Werte werden durch terroristische Handlungen relativiert und diskreditiert. Disponierte Extreme mit Erfolg dienen als Beispiel, und sind unsanktioniert die Vorbilder gerade für Attentäter, für Terroristen, für die Dschihadisten des Islam, aber auch für Extremisten aus dem linken und rechten Ideologienspektrum in Deutschland. Der Fleischbeil-Mord an dem britischen Soldaten am 22. Mai 2013 hatte in Paris in Form einer Messerattacke auf einen französischen Soldaten schnell Nachahmer. Terror wird initiiert durch "Rädelsführer" und ist Instrument gefährlicher Agitatoren, im Gestern wie im Heute. Dabei ist der Einzelfall oft der Auslöser, wie es der arabische Frühling zeigt. Mohamed Bouazizi, ein tunesischer Gemüsehändler, verbrannte sich am 17. Dezember 2010 in Sidi Bouzid selbst. Das war der unmittelbare Auslöser der Revolution 2010/2011, die zum Sturz von Präsident Zine el-Abidine Ben Alinach 23 Jahren Herrschaft führte. Sie war die Initialzündung für den und den Arabischen Frühling, dessen terroristischen Ausläufer heute, im Juni 2013 auch den Libanon erreichen – und bei dem Revolutionäre, Terroristen, Dschihadisten und die Supermächte ihre „Interessen“ wahren wollen – in eine vollkommene Gemengelage.

Die Selbstverbrennung fand Nachahmer in Algerien, Ägypten, Mauretanien und Marokko. Bald folgten Revolutionen von Tunis bis Damaskus. Weder die Verbreitung der Nachricht der Selbstverbrennung noch deren Dramatik sowie die Organisation von Protesten wäre ohne vernetzte Medien, beziehungsweise die Vernetzung sozialer Einheiten, möglich gewesen. Die Förderung von differenziertem, kritischen Denken und Selbstkritik ist eine Basis von Bildung, deren Voraussetzungen die Politik schaffen muss, d.h. letztendlich der politische Mensch durch kritische Aktivität – nicht durch Gewalt. Kritik aber wird durch Interesse geleitet, das erzeugt werden kann – durch die Medien: Ein Thema wird wichtig, respektive ist es schon – durch die unmittelbare Erfahrung der Menschen – am eigenen Leib. Interessen und Betroffenheit führen nach Schenk zur vermehrten politischen Partizipation und Kommunikation. Meinungsäußerung bedeutet, wenn Sie nicht kampagnenartig und menschenfeindlich ist, also nicht hetzt, die Wahrnehmung eines humanen Grundrechtes. Gewaltausübung ist kein Menschenrecht, Verteidigung und die gesellschaftliche Bereitschaft dazu aber immer geboten. Für Medienmacher bedeutet dies aber vor allem die Wahrung des journalistischen Kodexes, was objektive, möglichst wahrheitsgemäße Berichterstattung verlangt. Insbesondere ist aber die Trennung von Nachricht und Meinung gefordert. Ein journalistischer Kommentar ist nun einmal Meinungsäußerung, nicht reißerische Propaganda. Im World-Wide-Web verwässern sich zunehmend journalistische Prinzipien – und Meinungen werden durch Laien und einfache Nutzer verbreitet. Begriffe wie "Shit-Storm", Internetmobbing, Internetkriminalität und die Abhörskandale bei den US-Amerikanern durch das „Prism-Programm“ bei der National-Security-Agency,-NSA- und bei den Briten mit dem Projekt „Tempora“ sind im Juni 2013 in aller deutscher Munde und werden zu einem richtigen Problem, auch für Kommunikations- und Sicherheitsstrategen. Was ist Meinung, was Propaganda, was Gewaltmotivation – und erforderliche Sicherheitsgewährleistung? Die Verantwortung von Publizität liegt hier nicht mehr nur beim Einzelnen!

Die Vielstimmigkeit und Möglichkeiten aller "Neuen Medien" haben den Vorteil der individuellen Wahrnehmbarkeit und Transparenz, den Nachteil der Irrelevanz, lassen aber manche Meinung zur Nachricht werden. Das schnelle internetbasierte Umgreifen von so stimulierten "Gerüchten"[52] ist ein relativ neues, massenkommunikatives Phänomen mit dramatischen Wirkungen, denkt man nur an Hacker und Falschmeldungen – für z.B. die Börsen oder die Funktion von stereotypen Botschaften in Communities. Neu sind manche Mittel – weniger die Absicht und noch weniger die menschlichen Zulänglich- und Unzulänglichkeiten. Die Möglichkeiten der Propaganda und der Reaktionen, der Sicherung von Information und der „Späh-Programme“ sind durch die Technik erweitert. Die Motive der Menschen, der Kommunikatoren und Informanten sind dieselben wie zu Zeiten der Erfindung der Schrift: Schweigen und Mitteilung, Sicherheit- und Meinungsmacher, Evolution und Revolution – Friedenserhaltung und Kriegshetze, Machterhalt und Machterlangung, Haben-wollen und Sein-können. Das Wissen ist ein Machtmittel, ähnlich wie Geld – und vieles anderer mehr, seien es nun Rohstoffe oder die öffentliche Meinung. Schließlich scheinen Frieden und Freiheit oft nur als Schlagworte der Massenmobilisierung und übergeordnete Themen als Mittel zum Zweck der Herrschaft der Einen über die Anderen in Streit der Ideologien.

5. Reizwort und Semantisches Netz

Die Neuen Medien, genauer die "Social-Media", entfalten ihre Wirkung dadurch, dass die Elemente der Netze räumlich ungebunden sind, und dass sich Informationen mit vorher kaum erreichbarer Schnelligkeit verbreiten und erhalten bleiben. Ideen, die auf Begriffen basiere, erreichen auf diese Weise Millionen Nutzer in Millisekunden. Einen Sachverhalt zu begreifen, bedeutet ihn zu verstehen und richtig einzuordnen. Dieses Verstehen hängt von meinem Vorwissen und der Rezeptionssituation ab, also von der korrekten Einordnung neuen Wissens in alte Strukturen. Ich bin aufgefordert, die Bedeutung der Information im Sinne des Absenders zu interpretieren.[54] Wissen wird nach der Vorstellung der Sprach- und Verhaltensforscher in Semantischen Netzen gespeichert, in denen die Bedeutung in Form von Wissensrepräsentationen, Bildern (Images) und Begriffen (Semantic-Units) dargestellt wird, zu denen aber neben kognitiven Elementen wie Worten und Bildern auch die generierten Gefühle als Interpretationsrahmen gerechnet werden müssen. Erreicht eine Information als Foto oder Wort (Signal) die Sinnesorgane des Menschen, werden nach einer Zeit emotional-kognitive Assoziationen ausgelöst, die eine Netz von Bedeutungen aktiviert und auf diese Weise durch Erinnerung die Information verstehbar macht. Das Semantische Netz ist jedoch gebildet durch u.a. veranlagte Emotionen (Archetypen) und Sozialisation (Lernen), die zusammen zum Bewusstsein gelangen und eine Information „verstehbar“ machen. Wahrnehmungen, Gefühle und Ideen sind Assoziationsglieder und werden durch Zeichen, also Bilder, Worte, Töne, Gerüche oder Berührungen aktiviert und in einer Art Kette miteinander verknüpft. Die Intensität des Reizes, die Häufigkeit und die Dauer des Auftretens bestimmen die "Länge" und "Breite" der Assoziation – also die Tiefe der Informationsverarbeitung. Sie bestimmen den Grad der Aktivierung des "Semantischen Netzes". Die Erregung verschwindet nicht gleich, nach der Darbietung des Reizes, sondern überträgt sich auf den ganzen Satz, den Artikel bzw. andere Sequenzen des Videos[55]. Es ist leicht einzusehen, das die Reiz-Intensität von Worten unterschiedlich ist – und das Worte angenehme wie unangenehme Assoziationen auslösen können. Die konnotative Wirkung der Sprache und der Bilder ist von besonderer Bedeutung bei der Beurteilung der Wirkung eines Wortes, das in den Zeitungsartikeln nicht isoliert auftritt. Wörter wie "Krise" oder "Euro" werden zu "Euro-Krise" und entfalten eine entsprechende Wirkung. Auch die Reizstärke ist unterschiedlich. "Krise" löste bedrohliche Erwartungen aus – "Chance" hoffnungsvolle. Ein Satz wie: "Die Eurokrise macht arbeitslos und Arbeitslosigkeit macht arm, auch uns in Deutschland" - besteht aus Phrasen[56], die differenziert werden können. Dabei strahlt das Reizwort "Krise" zusammen mit Arbeitslosigkeit auf das Nomen Deutschland aus. Die Wörter "arbeitslos" und "Krise" werden bedrohlich und assoziieren mit dem Wort Euro. Mit der Zeit, bei Wiederholung und häufiger ähnlicher Verwendung wird das Wort "Euro" selbst – also die Bezeichnung der Währung, ängstlich konnotiert und zum Träger unangenehmer Assoziationen. Das Reizwort strahlt in seiner Erregung über seine buchstäbliche Grenze bei der Rezeption durch den Leser aus. Das Wort "Euro" wird mit unangenehmen Gefühlen verbunden und der Leser in dieser Hinsicht emotional längerfristig beeinflusst. Darum wurde in der Studie in der Wahlkampfzeit ab März 2013 der Zusammenhang des Krisenbegriffs durch Häufigkeitsauszählung in Euroartikeln erfasst und in Relation zu der Gesamtzahl der Euroartikel pro Zeitung gesetzt. Damit kann die Vermittlung der Krisenbedrohung und die relative Ablehnung des Euro der Zeitungen untereinander verglichen werden, denn alleine die Verwendung des Begriffs "Krise" im Zusammenhang mit dem Euro führt langfristig zu einer Unsicherheit in Bezug auf den Geldwert der gemeinsamen europäischen Währung, so die Erwartung, denn wir sprechen ja kein Chinesisch mit der Begriffsnähe von „Krise“ und „Chance“.[53]

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Abb. 8: Ein Assoziationsraum zur Finanzkrise

6. Der Krisenbegriff als Bedrohung

Mit dem Begriff Krise sind Assoziationen verbunden, die Ängste auslösen. Im biologischen Kontext löst die Angst vor einer Bedrohung, also dem Erscheinen eines Fressfeindes, Flucht aus. Damit einher geht, dass die kognitive Kontrolle zugunsten eines biologischen Flucht-Programms zurückgeht. "Die Angst scheint eine Reaktionsstereotypie hervorzurufen, dies das Verhaltensrepertoire des Menschen einengt und versteift".[57] Im Allgemeinen sind Drohungen angstauslösend – und sollen Konflikte, vermeiden. Dies kennt man aus den zwischenstaatlichen Beziehungen, wenn die Propaganda in "Feindesland" überstrahlt, und mit einer kriegerischen Auseinandersetzung in Aussicht stellt, wenn nicht... . Die Drohung ist an Vermeidungsverhalten gebunden. Flucht, im Sinne der Medienpsychologie der Eskapismus, also die Negation und das Wegschauen bei Themen der unangenehmen Erregung. Diese Verweigerungshaltung ist eine irrationale, oft unbewusste Verweigerung gesellschaftlicher Zielvorstellung und beinhaltete gleichsam die Hinwendung zu irrationalen Handlungsalternativen, also die Beschäftigung mit einer scheinbar "besseren" und angenehmen Möglichkeit der Problemlösung.[58] In Übertragung auf die Verwendung des Krisenbegriffs in Zusammenhang mit dem "Euro" beinhaltet dies, dass eine mittlere bis starke, negative Erregung zum Interesse an den Finanzfragen im Zusammenhang mit dem Euro führt..., die Polemik gegen den Euro verarbeitet wird – und das angebotene Lösungsmodell, z.B. Wiedereinführung der Deutschen Mark, als Lösungskonzept angenommen werden kann. Dies gilt in besonderem Maße, wenn der Rezipient eine kognitive zuneigende Disposition zur D-Mark beziehungsweise eine gewisse national-deutsche Grundeinstellung besitzt. Folgende starke bis sehr starke Erregung durch Headlines und Bilder, können, je nach psychologisch-psychischer Konstitution des Rezipienten unter Einfluss der Kontextfaktoren zu einem affektiv-stereotypen, den Euro und die EU ablehnen Verhalten, bis zur Gewaltdisposition, verführen. Dass Angst vermittelnde Informationen mit erhöhtem Aktivierungspotential zum demonstrativen bis gewaltmäßigen Verhalten verführen kann, zeigen die Demonstrationen gegen die Finanzkrise schon im Allgemeinen, wie zum Beispiel bei der Blockupy-Bewegung 2013. Den Menschen geht es objektiv nicht schlechter, sie kritisieren jedoch die Missstände, in Erwartung einer individuellen und gesellschaftlichen Verschlechterung der ihrer wirtschaftlichen Lebensumstände. Gerade, wenn hier Ideologeme mit ins Spiel kommen und der Angst induzierender Druck, die Drohung – deutlich individuelle wahrnehmbar und erfahrbar ist, z.B. durch Gesetze oder Polizeiaktionen, kommt es unter dem Freiheitsmotiv häufig zu Widerständen und Gewalt mäßigen Auseinandersetzungen, wie Anfang Juni 2013 in der Türkei auf dem Taksim-Platz. Bei den Demonstrationen ging es ursprünglich um Umweltfragen. Hier ist wieder ein Auslöser, die Bebauung eines zentralen Parkes in Istanbul war Anlass der Demonstration, Grundlage für Massenproteste: Durch die gewalttätige Räumung des Protest-Camps am Taksim-Platz dort, durch die Polizei, wurde ein Gewaltpotential in die Situation hineingetragen. In Übertragung der polizeilichen Gewalt auf die Regierung des türkischen Premiers Recep Tayyip Erdogan eskalierte die Gewalt in den folgenden Tagen, und es kam zu Festnahmen und Toten. Die Proteste richteten sich nun generell gegen den Islamisierungsprozess in der Türkei durch Premierminister Erdogan, einem unterschwelligen, aber als real - durch Teile der Bevölkerung, wahrgenommen Problem. Drohung und Angst können jedoch auch nur individuell wahrgenommen werden, als auch nur in und durch Gruppen. Das durch den gesellschaftlichen Druck aufgezwungenen Rollenverhalten[59], auch im Kapitalismus, führt zu einer Medienselektion, die Entspannung verspricht, z.B. Videospiele oder das Lesen einer schemakongruenten Zeitung. Hier spielen Eskapismus und Realitätsflucht zusammen mit der Konstruktion einer eigenen Weltsicht, die nicht der Wirklichkeit entspricht – zumindest nicht der herrschenden Meinung oder einen Paradigma bzw. Dogma. Es werden an dieser Stelle gleichsam Verhaltensstereotype eingeübt und programmiert, die zu Gewalt führen können – je nach den individuellen- und Kontextbedingungen auch zum Terrorismus, mit nun ideologischer Basis. Die Eintrichterung von Meinung durch Wiederholung und Redundanz spielt eine wichtige Rolle bei der Ausschaltung kritischer kognitiv-emotionaler Filter – auch und vor allem in der Gruppe.[60] Dieser Terror ist von gesellschaftlichem, begründetem Widerstand deutlich zu unterscheiden. Der Widerstand als Reaktanz[61] bezeichnet nur die Einstellung, als die Reaktion auf die erfahrenen Einschränkungen kognitiver, emotionaler und habitueller Freiheiten. Reaktanz ist nicht grundsätzlich Gewalt motivierend, die vorhandene aktuelle Einstellung auf der Basis der Grundüberzeugung kann jedoch durch die Medien und auch "Rädelsführern" dazu ausgenutzt werden, Gewalthandlungen zu induzieren und später zur Auslösung zu bringen. Kommt es nicht zu Auslösungsreizen, sind Übersprungshandlungen und Übersprungsbewegungen zu erwarten – siehe weiter unten. Ist die Intensität der Erregung insgesamt geringer, können übermäßige Erregungen durch Bewältigungsstrategien wie bei erhöhtem Stress, entsprechend durch Sport, emotionale und kognitive Ablenkung, Ersatzhandlungen wie Spiele, Tanz oder ersetzende Erlebnisse als auch durch gesprächstherapeutische Maßnahmen, also ebenfalls Mittel der Kommunikation, in Gruppen - auch für größere soziale Einheiten unter Einsatz aller denkbaren Medien – eingesetzt werden. Therapeutische Ziele sind Entspannung und Erläuterung des Zustandes mit dem Ziel der Heilung auch durch Einsicht, wenn Psycho-Pathologien symptomatisch festgestellt werden können. Es müsste sich bei der Symptomatik jedoch in der Tat um pathologische Fehlattributionen handeln und nicht um Versatzstücke logisch erklärbarer Phänomene oder Theorien. Hier muss in der Tat argumentativ widerlegt werden, um Einsicht zu vermitteln – und der ehrliche Wahrheitsbezug ist unerlässlich. Hier zu täuschen bedeutet im Nachgang nichts anderes, als vorhandene Stereotype zu verstärken. Der Therapeut bedeutet sich dann als Handlanger der Interessen, die der „Revolutionär“ bekämpfen will. Die Reaktion „die lügen ja alle, auch die Ärzte“ verstärkt den Glauben an die „dunklen Mächte“ - und die Benennung – also Objektivierung dieser Mächte auch in einzelnen Personen oder Repräsentanten-Gruppen rückt durch die Propaganda der „Gegenseite“ näher. Das Feindbild wird rekonstruiert und ggf. die Aktion geplant. Durch geeignete, passende Therapien werden gleichsam die Gefahren von psychischen Pathologieen und der chronischen Deformationen der Psyche/n mit gesellschaftlichem Ausmaß reduziert. Desinformation kann im Realitätsabgleich krankmachen wie Isolation, denn es fehlt die konsonante Rückkopplung zur Bestätigung des Weltbildes. Das Burn-Out ist Ergebnis systemischer Fehlentwicklungen, der Überforderung durch äußeren Anspruch, der nicht oder noch nicht vergegenständlicht oder personifiziert werden kann - es sei denn im „Chef“ oder im bösen Kapitalismus. Alle Mittel der Verhaltenssteuerung können und sollten aber zu einem positiven, gesundheitsfördernden und therapeutischen Zweck eingesetzt werden dürfen. Der positive Effekt ist eine Frage der Komposition der Mittel und der Dosis.

Werteverschiebung durch Angstinduktion Exkurs

Die allgemeine Bedürfnisstruktur des Menschen[62] geht primär von der Versorgung der physiologischen Notwendigkeiten aus. Erst dann werden Sicherheitsbedürfnisse, Soziale Bedürfnisse, Bedürfnisse nach persönlicher Geltung und Selbstverwirklichung angestrebt. Das Streben nach Freiheit und spiritueller Erfüllung wird zumeist als letztes Ziel angesehen. Der reale Kontext hat jedoch auf die aktuelle Werte- und Bedürfnisstruktur einen nicht unerheblichen Einfluss. Die Bedrohungssituation kann zu einer Verschiebung der Werteskala beitragen.

Bei einem Test mit einem ambivalenten, aber auf grundlegende, existentielle Kategorien von Leben und Tod – von Eros und Thanatos – wirkenden, visuellen Stimuli, wurden 1993 bei Studenten ungestützt nach kurzer Zeit grundlegende Wertekategorien abgefragt. Bei n=25 reagierten über 90% der Versuchspersonen irritiert, was auf die beabsichtigte Wirkung einer tiefenstrukturellen Ansprache der Darbietung schließen lässt. Mehr als die Hälfe regierte ärgerlich bis ängstlich und traurig verstimmt. Die folgenden beobachtbaren Reaktionen waren betroffen bis zu extremer Lautäußerung. Die Stimulusbeschreibung und die frei assoziierten Begriffe zeugten von Frustration bis zum Defätismus und es waren nur in 10 Prozent der Äußerungen optimistisch – positiv bis beschönigend, vor allem bei weiblichen Probanden. Die Konfrontation mit existentiellen Wertkategorien erzeugte vor allem Verstimmung, was von einer Unzufriedenheit mit der eigenen, aktuellen Lebenssituation eben auf der Grundlage des Bedürfnisses nach Liebe und Leben schließen lässt. Die Kontextsituation der Exposition war dabei geprägt von einer aggressiven Angst-Druck-Situation, die einem Leistungstest und Wissensabfrage entsprach. Derselbe Stimulus wurde in einer postalischen Umfrage bei Opinion-Leadern zu persönlichen Wertkategorien eingesetzt, um eine Differenzierung zwischen einer individuellen und gesellschaftlichen Wertepriorität zu finden. Hier, im Frühjahr bis Sommer 1993, war die Medienberichterstattung wesentlich durch Bilder und Berichte der Balkankriege geprägt. Aus der faktorisierenden Metaanalyse der Antworten lässt sich ableiten, dass es 1. einen Unterschied zwischen einer persönlichen Werterangfolge – und einer für die Gesellschaft gewünschte gibt. 2. hat der bedrohende Kontext wesentlichen Einfluss auf die Rangfolge der Werte. Ist persönlich Lebensschutz, Freiheit als Selbstverwirklichung und Autonomie, Stabilität und Sicherheit als dann sozialer Friede und Ruhe sowie Wachstum gewünscht, ändert sich diese Rangfolge in Bezug der gesellschaftlichen Erwünschtheit bei Bedrohung individueller Kategorien.

Gesellschaftlich scheint vor allem der innere und äußere Friede und damit Sicherheit und Stabilität wichtig. Dies aber auch als Voraussetzung für die Erfüllung persönlicher Ziele. Der gesellschaftliche Kontext soll Wachstum ermöglichen und gewährleisten – wirtschaftliches Wachstum und sozialer Fortschritt als Voraussetzung individueller Zielverwirklichung. Dazu gehören auch Gesundheit als Lebensschutz - gesellschaftlich – vor allem aber individuell. Gesellschaftliche Freiheitsdimensionen treten hinter persönlichen Nutzenerwägungen gerade in einer Bedrohungssituation zurück.

Strebt die abstrakte Werterangfolge nach 1. Freiheit, 2. Sicherheit als äußerer und innerer Friede und 3. nach Wachstum als ökonomischer und sozialer Fortschritt, sind es individuell vor allem Sicherheit als Stabilität im sozialen Umfeld, ein gutes Leben in Wohlstand und schließlich erst dann Freiheit – als soziales aber unkonkretes Ziel, das mit Demokratie verbunden wird.

Durch die Betroffenheit und Bedrohung ändert sich die Rangfolge der individuellen und gesellschaftlichen Werte entscheidend. Fördert die soziale Betroffenheit noch den allgemeinen Wunsch nach Sozialer Gerechtigkeit sinkt die Motivation, die Bereitschaft zu Engagement und die Disposition zur Teilhabe mit dem Anstieg persönlicher Nachteile: “Das Hemd ist näher als der Rock“. Es lässt sich folgern, dass in einer allgemeinen Bedrohungssituation die Schutzfunktion der Gesellschaft zwar gesucht wird, die Individualkategorien einer konkreten Gefährdung von schon Besitzständen persönliche Nutzenerwägungen fördern. Der Wunsch nach Sicherheit und Frieden werden wichtiger als Freiheit und Autonomie – individuell wie gesellschaftlich.

Der Wertekanon wird demnach bestimmt durch Individualkategorien – gerade im Erwachsenenalter. Jugendliche hingegen – so ergab eine Testbefragung der Lukoart Informationsforschung aus dem Frühjahr 2013 – sehen Umwelt- und Naturschutz, Soziale Gerechtigkeit und Frieden als wichtigste Politische Handlungsfelder, dies allerdings auch wieder vor dem Hintergrund persönlicher Nutzenserwägungen zukünftiger persönlicher Entfaltungsmöglichkeiten.

Es zeigt sich, dass individueller Leben- und Lebensschutz, als staatliche Gewährleistungshandlung, weniger wichtig erscheinen, als staatlich und administrativ garantierte Sicherheit und Friede für die Gesellschaft, was persönliche Autonomie erst ermögliche.– auch 2013. Dies ist zu sehen vor dem Hintergrund der Medienberichterstattung zur „Euro-Krise“, der Revolutionen im arabischen Raum, dem Krieg in Syrien und den Überwachungsmöglichkeiten der Individuen durch Geheimdienste – wie durch den „Prism-Skandal“ publik wurde.

Der akzeptierte Wert gilt vor allem für einen Selbst, erst dann für die eigene Gesellschaft oder den Anderen, gerade wenn dieser nicht der Nächste zu sein scheint. So ist das Interesse an den Revolutionen im arabischen Raum weniger relevant als die „Euro-Krise“, die für die konkrete Lebenssituation höheres Bedrohungspotential hat. Erst in zweiter Linie wird die Gefährdung durch Terror von Islamisten hier wahrgenommen, wirken aber zusammen als Angstkontext.

„Leben“ als Wertedimension wird bestimmt vor allem durch die soziale Stellung im persönlichen Umfeld, also auch durch Anerkennung und Status, also äußerer Gewährleistung – und relativiert sich durch den Individualnutzen. Altruismus ist bei anderen erwünscht – vor dem Selbst jedoch nicht sinnvoll argumentierbar, vor allem in Bedrohungssituationen, die weniger konkret als diffus wahrgenommen sind.

7. Angstinduktion durch Sprache und Bilder

Die Bedeutung Bildkommunikation[63] kann seit dem Siegeszug des Internets, beginnend in der Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts, aber schon seit dem Zweiten Weltkrieg durch das T.V. kaum unterschätzt werden. Schon seit der Antike machen sich Menschen Bilder, wenn es darum geht, einen Sachverhalt kurz, prägnant – und doch ganzheitlich, umfassend und wirkungsvoll darzustellen. Die Steinzeitmenschen malten Höhlenbilder, um Erlebnisse zu verarbeiten und Umwelt festzuhalten. Der Vorteil einer visuellen Darstellung liegt in ihrer universellen Verständlichkeit und emotionalen Wirkung. Der Betrachter kann sich mit etwas Bereitschaft in die abgebildete Situation hineinversetzen – und manchmal wird er gerade in das Geschehen mit einbezogen. Das Umfeld tritt im Moment der ganzheitlichen Wahrnehmung des Bildes oder Filmes, bei der Betrachtung eines Fotos oder Videos hinter die Rezeptionssituation, den Wahrnehmungskontext zurück. Die Realität wird ausgeblendet, eigenes Wissen transferiert und modifiziert. Die Multimodualität heutiger Medien[64] verstärkt die Wirkung von Bildern und dominanten Texturen, von Headlines und Slogans[65]. Die vermittelnde Botschaft, zum Beispiel der Angst vor einer Wirtschaftskrise, kann mit bedeutenden Bildern und Zeichen, z.B. ein schmelzender Euro, bedrohlich vermittelt werden. Die induzierende Technik des Gesamtbildes eines den Euro ablehnenden Artikels folgt einem Suggestivschema altbekannter Ordnung, wobei die Dominanz der Bilder, die agitative Argumentation des Textes vorbereitend unterstützt. Die Leser wird geradezu suggestiv inkubiert.

Die allgemeine suggestive Strategie erfolgt etwa durch folgende Schritte:

1. Erzeugung von Interesse,
2. Herstellen der Akzeptanz,
3. Argumentation:
a. Entwicklung eines Szenarios,
b. Darstellung der negativen Konsequenz,
c. Darstellung der Problemlösung,
4. Gesamtkonklusion,
5. Ausmalen der positiven Perspektive der Handlungsänderung bzw. Handlungsaufruf mit Belohnungsaussicht.

Folgend wird ein Beispiel für die Informationsfolge in einem einen systematischen Kampagnenablauf gegeben, wobei die Erzeugung des Interesses der Thematisierungsfunktion entspricht, die Erzeugung von Akzeptanz eine auf Bedürfnissen und psychologischen Mechanismen des Einzelnen oder sozialpsycholohischen Mechanismen der Gruppe ist, mit dem Ziel der bewussten oder impliziten Zustimmung der/des Rezipienten. Ebenso kann die Argumentation bewusst oder implizit erfolgen und hat die Persuasion zum Ziel, die anschließend jedoch offen durch das Subjekt, die Zielperson bzw. Gruppe geäußert werden muss, derart, dass die Problemlösung internatlisiert und akzeptiert ist. Die Belohnungsaussicht und die Verbesserung der subjektiven Problemlage wirkt dann als Antrieb für folgende, beabsichtigte Handlungen, die an Beispielen ablesbar sind, die Erfolg haben, z.B. die Testemonials. Individualinformation* z.B. von Opinion-Leadern insbesondere mit Bildern und Zeichen im Subjekt, d.h. individuellen Bezug und Selbstreferenz der Zielperson/gruppe in angenehmer Atmosphäre und bekanntem Ambiente ebenso durch Individuen ist möglich. Dabei ist natürlich der Einsatz aller denkbaren Medien, auch audio-visuell, olfaktorisch oder gustatorisch und taktil denkbar.

[...]


[1] Bofinger,P.: Zurück zur D-Mark?: Deutschland braucht den Euro. Droemer Verlag, 2012 – sowie Illing, F: Die Euro-Krise. Analyse der europäischen Strukturkrise, Springer, Wiesbaden 2013.

[2] Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung: Nach dem EU-Gipfel: Zeit für langfristige Lösungen nutzen (PDF; 734 kb), 5. Juli 2012, S1; Jay C. Shambaugh, The Euro´s Three Crises. In: David H. Romer, Justin Wolfers, Brookings Papers on Economic Activity, Frühjahr 2012, S. 159: wikipedia, 2012.

[3] Siehe Bontrup, H.J.: Zur neoliberalen Mainstream-Ökonomie. Ihr klägliches Versagen vor und in der Finanz- und Wirtschaftskrise. In: Manifeste d'´économistes atterrés. Empörte Ökonomen. Eine Streitschrift. Reihe: Ökonomisches Alphabetisierungsprogramm, o. Nr. PAD Pädagogische Arbeitsstelle Dortmund, Bergkamen 2011, S.5-27.

[4] Neubäumer, R.: Eurokrise: Keine Staatsschuldenkrise, sondern Folge der Finanzkrise. In: Wirtschaftsdienst, 91. Jg. 2011, H. 12, S. 827–833.

[5] Krugmann, P. im Spiegelvist ein Auszug aus dem E-Book "Der Ausweg aus der Krise", Campus, 2012 sowie ausführlich , ders.: "Vergesst die Krise", Campus , 2012.

[6] Luhmann, N.: Einführung in die Systemtheorie, 2. Aufl. Auer, 2012.

[7] Schenk, M.: Soziale Netzwerke und Massenmedien, Mohr, Tübingen, 1995.

[8] Raab, G.; Gernsheimer, O; Schindler, M.: Neuromarketing, Gabler, Wiesbaden 2009, sowie Schreier, C.; Held, D.: Wie Werbung wirkt, Erkenntnisse des Neuromarketing´, 2. Aufl.; Haufe, 2012.

[9] Damasio, A., D.: Ich fühle also bin ich. Die Entschlüsselung des Bewusstseins, Ullstein, München, 2002; sowie ders.: Der Spinoza-Effekt. Wie Gefühle unser Leben bestimmen. List, Berlin, 5. Aufl. 2009.

[10] Goleman, D.: Soziale Intelligenz, Knaur, München 2008.

[11] Gerigk, K.-P.: Vom Netzwerk zum System, Wiku, Duisburg, 2009.

[12] Gerigk, K.-P.: Über den Willen zur Freiheit, Grin, Norderstedt, 2012.

[13] Siehe zum Exkurs zitiert nach Gerigk, K.-P.: Vom Netzwerk zum System, Wiku, Köln, 2009 Seite 17ff.

[14] Siehe hierzu Haken, H.: Die Selbstorganisation komplexer Systeme – Ergebnisse aus der Werkstatt der Chaostheorie, Wiener Vorlesungen, 2. Aufl. Picus, Wien, 2007.

[15] Siehe Peirce, Ch.S.: On a New List of Categories, American Academy of Arts and Sciences, 1867 sowie Aufsatz: One, Two, Three: Fundamental Categories of Thought and of Nature, 1885 Bild- Quelle: wikipedia, 2012.

[16] Siehe Müller, R.: Die dynamische Logik des Erkennens von Charles S. Peirce, Königshausen & Neumann, Würzburg 1999.

[17] Günther Bentele, Ivan Bystřina: Semiotik. Grundlagen und Probleme, Kohlhammer, Stuttgart 1978.

[18] Siehe Stetter, Ch.: System und Perfomanz. Symbolische Grundlagen von Medientheorie und Sprachwissenschaft, Velbrück, Weilerstwist, 2005.

[19] Siehe Schäfer, K.-H.: "Peirce: Kommunikationstheorie als Semiotik", in: Karl-Hermann Schäfer, Kommunikation und Interaktion, Grundbegriffe einer Pädagogik des Pragmatismus, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2005, S. 63–116

[20] Oehler, K.: Sachen und Zeichen. Zur Philosophie des Pragmatismus. Frankfurt am Main 1995. S. 85ff

[21] Peirce selbst spricht von „Trichotomien“, vgl. Collected Papers, hg. Charles Hartshorne / Paul Weiss, Harvard UP 1931, § 2.243

[22] Christian Kloesel, Helmut Pape (Hrsg.): Charles S. Peirce. Semiotische Schriften, 3 Bde., Suhrkamp, Frankfurt am Main 2000, Band 1, S. 204 ff

[23] Ch. S.: Peirce: „Nun kann das Problem, was die „Bedeutung“ eines intellektuellen Konzepts ist, nur durch das Studium des Interpretanten … gelöst werden“, Collected Papers § 5.475, insbesondere CP §2.275

[24] Klaus Oehler: Idee und Grundriß der Peirceschen Semiotik, in: M. Krampen et al (Hg.): Die Welt als Zeichen, Berlin 1981, S. 17.ff

[25] Heinz Kroehl: Communication Design 2000. Zürich 1987, sowie ders: Buch und Buchumschlag im Test. Dortmund 1984 und ders: Corporate Identity als Erfolgskonzept im 21. Jahrhundert. München 2000. S.129ff

[26] Siehe wikipedia, 2014.

[27] Siehe Foundations of the Theory of Signs (1938) (deutscher Titel: Grundlagen der Zeichentheorie, in: Charles William Morris, Grundlagen der Zeichentheorie, Ästhetik der Zeichentheorie, Frankfurt a.M., Fischer 1988.

[28] Siehe Jakob, J.: Die Schönheit der Literatur: Zur Geschichte eines Problems von Gorgias bis Max Bense. Tübingen 2007.

[29] Zur Geschichte der Sozialforschung siehe Schell, R.; Hill, P.B.; Esser, E.: Methoden der empirischen Sozialforschung, 9. Aufl., Oldenburg, München, 2011, S. 13ff. Sowie Flick, U.: Qualitative Sozialforschung, 2.Aufl. Rowohlt, Hamburg, 2002, S. 11ff.

[30] Siehe zur Introspektion und den Methoden der Qualitativen Forschung Mey, G.; Mruck, K.; (Hrsg.): Handbuch der Qualitativen Forschung in der Psychologie, S. 491ff.

[31] Siehe wikipedia, 2012

[32] Siehe hierzu Petersen, Th.; Schwende, C.: Die Entschlüsselung der Bilder. Methoden zur Erforschung der Visuellen Kommunikation. Ein Handbuch. Halem, Köln, 2011, insbesondere zur Erforschung des Bildinhalts S. 144ff.

[33] Siehe Schenk, M.: Medienwirkungsforschung, Mohr, Tübingen, 1987 – und hier speziell zu den Konsistenz-Theorien S. 103ff und zur Agenda Setting Hypothese S. 194ff

[34] Siehe Lobinger, K.: Visuelle Kommunikationsforschung. Medienbilder als Herausforderung für die Kommunikations- und Medienwissenschaft, Springer,Wiesbaden, 2012 – insbesondere zur Qualitativen Bildanalyse 245ff.

[35] Schenk, M.: Soziale Netzwerke und Massenmedien, Mohr, Tübingen, 1995, S. 63ff.

[36] Schwan, S; Buder, J.: Informationsaufnahme und Verarbeitung,. In: Six, U.; Gleich, U.; Gimmler, R.: Kommunikations- und Medienpsychologie. Lehrbuch, Beltz, Weinheim, Basel, 2007, S.51.

[37] Siehe Schenk, M.: Medienwirkungsforschung, Mohr, Tübingen, 1987 – und hier speziell zum "Selective Exposure", S 120ff. - als auch die Annäherungstheorie von Ernest G. Bormann, John F. Cragan, & Donald C. Shields (1994). In defense of symbolic convergence theory: A look at the theory and its criticisms after two decades. Communication Theory, 4, 259-294

[38] Siehe hierzu Kroeber-Riel, W; Weinberg, P.: Konsumentenverhalten, 7. Aufl. Vahlen, München, 1999, S.167ff.

[39] Zu werbepsychologischen Mechanismen siehe Felser, G.: Werbe- und Konsumentenpsychologie, 3. Aufl., Spektrum, Heidelberg, 2007, insbesondere zu den Sozialen Einflüssen und Urteilen s. 246ff.

[40] Der Effekt der Obsoleszens steht theoretisch im Gegensatz zu „mere exposure“ - Effekt: Häufige Wahrheit ist immer besser als seltene Lüge. Schutzbehauptungen brauchen einen „guten“ Grund – siehe Felser, G.:a.a.O, S 233f.

[41] Kepplinger, H-M.: Die Mechanismen der Skandalisierung, Olzog, München, 2012.

[42] Siehe hierzu Scheier, C.; Held, D.: Wie Werbung wirkt. Erkenntnisse des Neuromarketing, 2. Auflage, Haufe, Freiburg/München, 2012,S.110.

[43] Am Institut für Konsum & Verhalten der Universität des Saarlandes, Saarbrücken wurden in den 70er und 80er Jahren Untersuchungen zur Reisstärke von Worten und deren Einfluss auf die Verarbeitungstiefe und Erinnerungsleistung durchgeführt. Die Ergebnisse der Arbeitspapiere, zeigen, dass die Höhe der Reizstärke positiven Einfluss auf die Erinnerung des jeweiligen Textes und Bildzusammenhangs haben.

[44] Siehe zur Wirkung von Gerüchten: Langner, S.: Viral Marketing, Gabler, Wiesbaden, 2007, S. 227 – sowie Patalas, Th.: Guerilla Marketing – Ideen schlagen Buget. Cornelsen, Berlin, 2006, S.66ff.

[45] Siehe Schenk, M: a.a.O, 1995, S. 54ff.

[46] Englisch für Meinungsführer- sie zeichnen sich aus durch hohe Bildung, ein hohes Einkommen und soziale Akzeptanz aus.

[47] Siehe Schenk, M: a.a.O,1995, S. 6ff, sowie 33ff.

[48] Siehe hierzu Gustave Le Bon: Psychologie der Massen, Nikol , Hamburg 2009, S. 29ff.

[49] Siehe zu Agentenbasierten Modellen der sozialen Ansteckung analog zu Sozialen Netzwerken die Arbeiten von Stefan Emrich an der Technischen Universität zu Wien, 2007. Agentenbasierte Modell billigen dem Individuuen Entscheidungsfreiheit auf der Basis ihrer menschlichen Konditionen zu, konstatieren aber ein möglich abweichendes Systemverhalten.

[50] Siehe Kroeber-Riel, Weinberg, P.: Konsumentenverhalten, a.a.O., S.49ff

[51] Siehe zur Annäherungstheorie Brudermann, Th: Massenpsychologie. Psychologische Ansteckung, Kollektive Dynamiken, Simulationsmodell., Springer Wien/New York, 2010.

[52] Siehe Bühler, B.: Gerüchte als Mittel der psychologischen Kriegsführung. Umgang und Abwehr im Krisenkommunikationsfall. In: Strategisches Informations- und Kommunikationsmanagement. Handbuch der Sicherheitspolitischen Kommunikation und Medienarbeit. Bockstette, C.; Jertz, W.; Quandt, S.,Bernard und Graefe, Bonn, 2006, S. 173ff.

[53] Siehe zur Wirkung von Reizworten Andrade, J; Englert,L.; Harper, C.: Edwards Comparing the effects of stimulation and propofol infusion rate on implicit and explicit memory formation. In: British Journal of Anaethesia 86 (2001), S. 189-195 sowie Assoziationsthechnik Schröder, M.: Heureka, ich hab's gefunden! Kreativitätstechniken, Problemlösung & Ideenfindung, W3L-Verlag, Herdecke / Bochum 2005, Kap. 6.4 „Reizwort-Methoden“, S. 187ff.

[54] Siehe hierzu ausführlich Helbig, H.: Wissensverarbeitung und Semantik der Natürlichen Sprache, Springer, Berlin und Heidelberg, 2008.

[55] Siehe zum Arousal-Transfer Zillman, D.: Television viewing an physiological arousal. In: Bryan, J.; Zillmann, D.: responding to the screen, Hillsdale, Erlenbaum, 1991, S. 261-279.

[56] Siehe Linke, A; Nussbaumer, M.; Portmann Paul R.: Studienbuch Linguistik, 5. Aufl., Niemeyer, Tübingen, S. 129.

[57] Siehe Levitt, Eugene, E.: Die Psychologie der Angst, Kohlhammer, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz, 1987, S. 149.

[58] Bonfadelli, H.: Medienzuwendung als Soziales Handeln. Medienwirkungsforschung I. Grundlagen, 3. Aufl., Konstanz, 2004, S. 167-207.

[59] Katz, E.; Floulkes, D.: The Use of Mass Media as „Escape“: Clarification of a Concept. In: The Public Opinion

Quarterly. Vol. 26, Nr.3,1962, 377–388

[60] Siehe Le Bon, G.: a.a.O., S. 145 ff v.a. auch als Funktionsgrundlage der Nürnberger Trichters s. 117ff.

[61] Siehe Brehm, J.W.: Theory of psychological reactance, New York, Academic Press, 1966

[62] Siehe Renker, C.: Marketing im Mittelstand, Schmidt-Verlag, Berlin, 2009, S. 98

[63] Siehe hierzu ausführlich Kroeber-Riel, W.: Bildkommunikation, Vahlen, München, 1993 für folgende Darlegung

[64] Siehe Lobinger, K.a.a.O., 2012, S.71ff

[65] Siehe hierzu Framing, ebend. S. 90ff

Ende der Leseprobe aus 147 Seiten

Details

Titel
Von der Eurokrise zur Europawahl
Untertitel
Ein Beitrag zur Medienkritik
Autor
Jahr
2014
Seiten
147
Katalognummer
V275756
ISBN (eBook)
9783656685982
ISBN (Buch)
9783656685975
Dateigröße
5102 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
eurokrise, europawahl, beitrag, medienkritik
Arbeit zitieren
Karl-Peter Gerigk (Autor:in), 2014, Von der Eurokrise zur Europawahl, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275756

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