Entwicklung und Begründung von Lernaufgaben

Unterrichtsstunde: Ursachen der Bauernaufstände und die Forderungen der Bauern


Unterrichtsentwurf, 2014

15 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Die Historische Leitfrage

III. Die Texte

IV. Die Systematik im Aufbau der Lernschritte

V. Fazit

VI. Literaturverzeichnis

VII. Anhang

I. Einleitung

Warum wird Geschichte an den Schulen gelehrt und was ist das Ziel des Geschichtsunterrichts? Diese Frage stellen sich viele Schülerinnen und Schüler, wenn es darum geht, dem Geschichtsunterricht in der Schule zu folgen, ebenso wie angehende Lehrerinnen und Lehrer, die Geschichte vermitteln sollen. Es ist offensichtlich, dass Geschichte wichtig für eine kluge Zeitanalyse ist, damit die historische Erfahrung als Richtschnur für zukünftiges Handeln genommen werden kann. Dabei geht es nicht darum, dass das Handeln in der heutigen Zeit „besser“ sein wird, als es in der Vergangenheit war, sondern es geht darum, der Situation entsprechend angemessen zu handeln. Die Kernaussage ist, dass man sich in der Gegenwart durch Wissen über die Vergangenheit für ein reflektiertes und selbstreflektierendes Handeln in der Zukunft orientieren kann.

Um das Geschichtsbewusstsein zu fördern, bedarf es guter und sinnvoller Lernaufgaben, die unter der fachdidaktischen Fragestellung, wie sich Lehr-Intention und Lern-Rezeption möglichst zur Deckung bringen lassen, entwickelt werden müssen. Eine Lernaufgabe umfasst das komplette „Paket“ einer Unterrichtsstunde. Sie beginnt bei der historischen Leitfrage und führt über die verschiedenen Arbeitsaufträge, welche sich dementsprechend auf die Leitfrage beziehen müssen, zur Antwort. Wichtig ist dabei der „rote Faden“, der sich durch die Unterrichtsstunde zieht und sich damit auf die Leitfrage fokussiert. Die Arbeitsaufträge müssen so formuliert werden, dass sie schlussendlich zur Antwort auf die historische Leitfrage führen.

Um die Leitfrage logisch und sinnvoll zu formulieren und sie zu präzisieren, müssen die Lehrenden vor allem Zeit und Fokus beachten. Die Zeitangaben sind abhängig von der Epoche, in der man sich befindet. Während in der Antike vermehrt mit Angaben in Jahrhunderten gearbeitet wird, sind die Angaben im Mittelalter und vor allem in der Neuzeit zumeist mit Jahreszahlen oder konkreten Daten belegt. Der Fokus, auch Leitkonzept genannt, stellt die historischen Voraussetzungen dar. Dabei kann es sich um wirtschaftliche, politische oder auch kulturelle Voraussetzungen handeln.

Das Thema meines an das Einführungsseminar gekoppelten Hauptseminars – „Bauernwelten: Grundherrschaft, Dorfgemeinde, Gutswirtschaft“ – kann im Kernlehrplan Geschichte zwei unterschiedlichen Inhaltsfeldern zugeordnet werden, je nachdem, welcher Schwerpunkt behandelt wird. Nimmt man den Schwerpunkt „Lebenswelten in der Ständegesellschaft“, kann man diesen dem Inhaltsfeld vier „Europa im Mittelalter“ zuordnen.[1] Das Inhaltsfeld sechs „Neue Welten und neue Horizonte“ beinhaltet hingegen den Grundgedanken „Renaissance, Humanismus und Reformation“.[2] Hierzu gehört nach meinem Verständnis der Bauernkrieg, den ich in meiner Lernaufgabe thematisiere.

Diese Lernaufgabe ist für die siebte Klasse konzipiert, somit haben die Schülerinnen und Schüler schon ein gewisses Grundverständnis zum Themengebiet „Europa im Mittelalter“, welches bereits in der sechsten Klasse behandelt wird. Zudem sollte dieses Thema im Zusammenhang mit der Reformation behandelt werden, da gerade zu dieser Zeit das religiöse und soziale Gedankengut eng miteinander verknüpft waren und diese Verknüpfung zum Bauerkrieg geführt hat.[3]

II. Die Historische Leitfrage

Die Historische Leitfrage „Wollten die Bauern 1524/25 einen radikalen Umsturz der Gesellschaft?“ zielt darauf ab, die Ursachen der Bauernaufstände und die Forderungen der Bauern zu thematisieren. Da Bauernaufstände auch in der weiteren Geschichte der frühen Neuzeit bis hin ins 20. Jahrhundert eine wichtige Rolle spielen, so beispielsweise 1928, als sich „die Unzufriedenheit der Bauern […] gegen den Weimarer Staat“[4] entlud und es zu Bauernunruhen und Steuer-Streiks kam, sollen die Schülerinnen und Schüler dadurch für das Thema sensibilisiert werden und die historischen Zusammenhänge verstehen lernen, um dieses Wissen auch auf spätere Aufstände und Kriegssituationen anwenden zu können.

Der Bauernkrieg ist nur der Gipfel vieler kleinerer und größerer Aufstände der Bauern seit Mitte des 15. Jahrhunderts, die seit Beginn der 1520er Jahre stark zugenommen haben: Während es 1521 noch lediglich 16 dokumentierte Unruhen gab, wurden zwischen 1522 und 1525 jährlich zwischen 40 und 42 Aufstände verzeichnet, so viele wie zuvor und auch danach nicht mehr, was auf einen großen Zusammenhang zwischen der Reformation und den Bauernaufständen schließen lässt.[5] Die Missstände in der katholischen Kirche – der Macht- und Amtsmissbrauch der hohen Geistlichen in Rom durch Vetternwirtschaft und Bestechung, Geistliche, die sich an Abgaben und Spenden der armen Leute bereicherten sowie Päpste, die als Kriegsherren fungierten – all das wurde unter anderem durch Martin Luther, Thomas Münzer und Ulrich Zwingli aufgedeckt und half den Bauern dabei, die Unrechtmäßigkeiten zu verstehen und in Frage zu stellen. Letztendlich findet „das bäuerliche Reformationsverständnis […] seinen Niederschlag auch in den Zwölf Artikeln“[6], in denen sie sich unter anderem auch auf das Evangelium beziehen.

Die Ursachen des Bauernkrieges sind vor allem in den schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen der Bauern und der Ausbeutung durch den Adel zu suchen. Die Fronherren spielten ihre Macht auf jegliche Art und Weise aus, was sich sowohl in der „Unterbindung der Freizügigkeit und Ehefreiheit“[7] als auch in der von den Grundherren geforderten „totalen Unterwerfung“[8] zeigt. Zudem verschlechterten sich die Lebensbedingungen der Bauern in dieser Zeit rapide. Durch einen starken Bevölkerungsanstieg mussten mehr Menschen pro Hof versorgt werden, was folglich zu Engpässen und einer Vergrößerung der „unterbäuerlichen Schicht der Tagelöhner, Dienstboten und Dorfarmen bis zu 50% innerhalb einer Gemeinde“[9] führte.

[...]


[1] Kernlehrplan, S. 27.

[2] Kernlehrplan, S. 30.

[3] Vgl. Loch, S. 123.

[4] Erdmann, S. 232.

[5] Vgl. Blickle, S. 25.

[6] Sommer, S. 12.

[7] Blickle, S. 31.

[8] Blickle, S. 32.

[9] Sommer, S. 11.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Entwicklung und Begründung von Lernaufgaben
Untertitel
Unterrichtsstunde: Ursachen der Bauernaufstände und die Forderungen der Bauern
Autor
Jahr
2014
Seiten
15
Katalognummer
V275869
ISBN (eBook)
9783656690320
ISBN (Buch)
9783656690313
Dateigröße
1856 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
entwicklung, begründung, lernaufgaben, unterrichtsstunde, ursachen, bauernaufstände, forderungen, bauern
Arbeit zitieren
B.A. Marit Blömer (Autor:in), 2014, Entwicklung und Begründung von Lernaufgaben, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275869

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