Schulentwicklung kann gelingen! Umwandlung einer österreichischen Hauptschule in eine Mittelschule (NMS)


Studienarbeit, 2013

42 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Die Vorgeschichte
1.1. Das schulische Umfeld und die pädagogischen Voraussetzungen
1.1.1 Das schulische Umfeld
1.1.2 Pädagogische Voraussetzungen
1.2. Erste Schritte auf dem Weg zur Schulentwicklung
1.2.2 Die Schulanmeldung 2012/13 und die Ergebnisse der Elternbefragung
1.3 Schulleiter bzw. Schulleiterin im Rahmen der Schulentwicklung

2.0 Auf dem Weg zur neuen Mittelschule (NMS)
2.1 Schulinterne Lehrerfortbildung als Voraussetzung
2.1.1 Widerstand im Lehrkörper als schulinnovatorisches Problem
2.2 Mediale Präsenz zur Schulentwicklung

3.0 Startphase für die Schulentwicklung - Die NMS (Neue Mittelschule) wird konkret
3.1 Phase 2 der Schulentwicklung – Schwerpunktfindung und neue Stundentafel
3.1.1 Die Schulanmeldung 2013/14
3.2 Phase 3 – Bildung von Kernfächerteams und Hospitationen
3.2.1 Die INFOMAPPE für die Schulanfänger der NMS

4.0 RESÜMEE / SUMMARY

Literaturverzeichnis

Einleitung

“Wenn wir von Schulentwicklung sprechen, meinen wir etwas mehr, nämlich die Weiterentwicklung von Schule ...“1

Das “System Schule“ ist am Beginn des 3.Jahrtausends mit großen sozialen und gesellschaftlichen Veränderungen konfrontiert, die überdies in noch nie dagewesener Rasanz vor sich gehen.

Das lässt sich zweifellos an ganz konkreten Indikatoren feststellen. So hat sich das Schulwahlverhalten der Eltern geändert, Schulen in der unmittelbaren Nachbarschaft stehen plötzlich in Konkurrenz zueinander. Die Informationsgesellschaft mit ihren Begleitprodukten dominiert nicht nur den Alltag der Schüler, sondern wirkt sich insgesamt auf die Bildungsinhalte aus.

Eltern erziehen ihre Kinder heutzutage nach ganz anderen Wertmaßstäben als früher, auch die Interessen und die Wünsche der Schüler haben sich verändert.

Schließlich müssen PädagogInnen heute immer häufiger ganz andere Aufgaben übernehmen für die sich noch dazu als nicht ausreichend qualifiziert fühlen.

Es ist aber gerade dieser fundamentale Wandel der Schulentwicklungsprozesse nachhaltig zur vorrangigen Agenda erhebt.

Der Begriff Schulentwicklung hat sich in der deutschsprachigen Erziehungswissenschaft jedoch noch gar nicht so lange etabliert.

Es war das österreichische Unterrichtsministerium, welches im Jahr 1971 erstmals ein Zentrum für Schulversuche mit Sitz in Klagenfurt gründete. Kurze Zeit später folgte im Bundesland Nordrhein-Westfalen mit der Errichtung einer Arbeitsstelle für Schulentwicklung ein deutsches Pendant. In dieser Zeit verstand man anfänglich darunter in erster Linie die Entwicklungsarbeit in äußeren Schulangelegenheiten. Erst in den 80 er Jahren des 20.Jahrhunderts widmete man sich verstärkt der inneren Schulentwicklung.2

Zu Beginn der 1990er Jahren, vor allem im Gefolge der epochalen politischen Umwälzen nach dem Fall des Kommunismus, wurden in den deutschsprachigen Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz) immer vehementer Forderungen nach einer Modernisierung der jeweiligen Bildungssysteme laut.

Der Linzer Erziehungswissenschaftler Herbert Altrichter unterscheidet dabei drei Phasen.3

Alle Diskurse fokussierten sich in der ersten Phase bis Mitte der 1990er Jahre auf den Begriff der Schulautonomie gepaart mit der Forderung nach Dezentralisierung. Hier war an neue Freiheiten gedacht, die man den Schulen vor Ort eröffnen sollte. Neue bislang nicht bekannte Handlungsmöglichkeiten sollte die Einzelschule in die Lage versetzen, raschere und vernünftigere Entwicklungsentscheidungen zu treffen, die sich an den sozialen Gegebenheiten und finanziellen Ressourcen vor Ort orientieren sollten. Schulen waren nunmehr in der Lage versetzt ein spezifisches Profil mittels schulautonomer Lehrpläne zu entwickeln.

In der zweiten Phase dieser neu angedachten “Schulmodernisierung“4 ab Mitte der 1990er Jahre wurden Begriffe wie Schulprogramme (Selbst- und Fremdevaluation, sowie neue Formen der Schulaufsicht und der Schulleitung, zur Disposition gestellt. Auch die Koordinierung der Unterrichtsarbeit durch Aufgabenbeispiele und Vergleichsarbeiten rückte zunehmend in den Vordergrund.

Die dritte Phase der Modernisierungsbestrebungen wurde schließlich ab dem Jahre 2000, also am Beginn des 21. Jahrhunderts, eingeläutet, indem externe Steuerungselemente ins Spiel gebracht wurden. Nationale und internationale Vergleichstests wie PISA, TIMSS- und PIRL avancierten zu externer, schulübergreifender und naturgemäß auch vergleichender Steuerungspraxis. In diese Richtung zielte wohl auch die im Jahre 2008 vom österreichischen Parlament beschlossene Einführung regelmäßig zu testender nationaler Bildungsstandards in Österreich. Die Einzelschule sollte vor dem Hintergrund nationaler Vergleichsdaten eine klare Orientierung erhalten und die Zielfindung dadurch geschärft bzw. erleichtert werden. Die darin aufgelisteten und wissenschaftlich aufbereiteten Daten bilden solcherart die Grundlage für ein ständiges "Systemmonitoring"5, welches die von der Schulaufsicht nunmehr permanent geforderte Schulentwicklung systematisch steuern soll.

Die vorliegende Arbeit fühlt sich der eingangs zitierten Intention der Schulentwicklung verbunden. Sie beansprucht dabei keineswegs epochemachende Kenntnisse beizusteuern. Was sie aber beabsichtigt, ist eine möglichst genaue und zugleich chronologische Beschreibung der Rahmenbedingungen (Voraussetzungen, Widerstände) und der daraus sich zwangsläufig ergebenden Maßnahmen bei der Umwandlung einer österreichischen Hauptschule in eine Neue Mittelschule (NMS) zu bieten. Sie findet ihre inhaltliche und zeitliche Begrenzung in der Darstellung der sukzessiven Schritte innerhalb der Vorbereitungsphase im Schuljahr 2012/13.

Die wesentliche und für alle Beteiligten verbindliche Zielrichtung wurde als “UNSERROTERFADEN“ so formuliert:

Erfolgreiche Umwandlung in eine NMS mit attraktiven Schwerpunkten

Deutlicher Anstieg bzw. Halten der Schülerzahlen und Zufriedenheit bei

SchülerInnen, Eltern und im Lehrerkollegium

1. Die Vorgeschichte

Im September 2011 wurde der Verfasser der vorliegenden Arbeit seitens der zuständigen Schulbehörde (Bezirksschulrates) mit der provisorischen Führung der Leitergeschäfte einer traditionellen Landhauptschule betraut.6

Damit war noch keineswegs der Startschuss für eine grundlegende Schulentwicklung vor Ort gegeben. Es galt sich zunächst naturgemäß mit den Routinearbeiten eines Schulleiters vertraut zu machen, allerdings unter den für die betreffende Schule bislang geltenden Prämissen. Sodann war im November 2011 erfolgte Ausschreibung der definitiven Leiterstelle abzuwarten und sich in diesem Zusammenhang den gegebenenfalls auftretenden Herausforderungen, beispielsweise durch mindestens einen oder mehrere Mitbewerber, zu stellen.7

Es war nach Ende der Bewerbungsfrist jedoch rasch klar, dass im konkreten Fall eine Einzelbewerbung vorlag. Damit handelte es sich um ein so genanntes verkürztes Leiterauswahlverfahren, das schließlich Mitte Juni 2012 durch das Ernennungsdekret zum definitiven Schulleiter seinen positiven Abschluss fand.8

Schon im September 2011 war klar, dass seitens des Landesschulrates in Oberösterreich die erklärte Absicht bestand, das Schulmodell O.Ö. NMS (Neue Mittelschule) bis spätestens 2018 an allen bisherigen Hauptsschulen zu implementieren.

Für Generation 5 deren Beginn mit dem Schuljahr 2012/13 festgelegt wurde, war die Frist für eine etwaige Projekteinreichung bis Mitte Oktober 2011 anberaumt. Eine wesentliche Voraussetzung für die Teilnahme bildete jedoch die relativ hohe Abstimmungshürde, welche die Zustimmung von 2/3 LehrerInnen und 2/3 der Eltern an einer Schule zwingend vorschrieb.

Diese in der Eröffnungskonferenz durchgeführte Abstimmung, erbrachte 18 Nein- Stimmen bei lediglich einer Ja- Stimme. Damit wurde eine allfällige Projekteinreichung mit anschließender Teilnahme an Generation 5 der O.Ö.NMS klar abgelehnt. Das eindeutige Quorum von LehrerInnenseite machte auch eine weitere Befassung der Elterngremien (Schulforum) obsolet.

Freilich befand sich die Schule dabei keinswegs in einer Ausnahmeposition, denn auch andere Hauptschulen des Bezirkes blieben vorerst bei einer abwartenden Haltung.

Eine gänzlich neue Qualität erhielt jedoch die gegenständliche Thematik im Zuge der Leiterdienstbesprechung im Dezember 2011. Hier wurde einstimmig festgelegt, die restlichen sieben Schulen zu einem einheitlichen Zeitpunkt umzuwandeln. Dies sollte schließlich mit Beginn von Generation 6 für das Schuljahr 2013/14 geschehen.9

Damit wandelte sich die zunächst nur angedachte grundlegende Schulentwicklung als eine wenn auch auf längere Sicht notwendige Option, zu einer unbedingten Verpflichtung. Sie musste zudem, was den Zeithorizont anlangte, spätestens im Sommer 2013 abgeschlossen sein. Doch zunächst galt es eine Bestandsaufnahme jener Voraussetzungen vorzunehmen, auf deren Grundlage man die notwendige Schulentwicklung möglichst erfolgreich initiieren bzw. durchführen konnte.

1.1. Das schulische Umfeld und die pädagogischen Voraussetzungen

1.1.1 Das schulische Umfeld

Nun legten die Schülerzahlen, basierend auf den im Frühjahr 2011 erfolgten Schulanmeldungen, praktisch bis Mitte August den Schluss nahe, dass es im kommenden Schuljahr 2011/12 erstmals nur eine 1.Klasse geben würde. Eine wenig erfreuliche Situation, die kurz vor Beginn des neuen Schuljahres, durch die Anmeldung eines Schülers noch einmal abgewehrt werden konnte. Wie jedoch die Aufstellung der Schülerzahlen aus den drei wichtigen Einzugsgemeinden (A, B und C) zeigte, war eine durchaus manifeste Abwanderung von SchülerInnen an andere Schulen (Schwerpunkt-Hauptschulen, Gymnasium) feststellbar. Diese Entwicklung hielt allerdings schon über mehrere Jahre an, erreichte aber in diesem Jahr einen negativen Höhepunkt, indem beispielsweise aus der Schulerwartungsgemeinde A nur mehr ein Schüler entsandt wurde.

Schülerzahlen nach Klassen und Gemeinden (Schulerwartungsgemeinden) für das Schuljahr 2011/12

Bei den drei Einzugsgemeinden A, B und C, sie werden hier mit anonymen Buchstaben angeführt, handelte es sich trotz der vereinzelten Ansiedlung einiger Industrie-und Gewerbebetriebe um nach wie vor ländlich strukturierte Gemeinden.10 Allerdings hat sich gerade B in den letzten Jahrzehnten zu einem gewichtigen Schulstandort entwickelt. Neben Volksschule, Hauptschule und Sonderschule gibt es seit 1995 ein privat geführtes Unter-und Oberstufengymnasium. Als zusätzliches Angebot fungiert noch eine Fachschule für wirtschaftliche Berufe, deren Träger bis heute eine Ordensgemeinschaft ist.11 Der gesamte Pflichtschulbereich, sowie weiterführende Schulstufen bzw. Schulen sind hier also in vielfältiger Weise vertreten.

Als besondere pädagogische Herausforderung kann seit jeher ein Mädchenwohnheim angesehen werden, da dort in der Regel verhaltensoriginelle Mädchen mit schwierigem sozialen Hintergrund aufgenommen und betreut werden. Die Beschulung dieser Heiminsassinnen verteilt sich vorrangig auf zwei Schulen, nämlich auf Sonderschule und Regelschule (Hauptschule).

1.1.2 Pädagogische Voraussetzungen

Der Lehrkörper der gegenständlichen Hauptschule umfasst einschließlich des Schulleiters 18 Personen. Ihm gehören 8 Männer und 10 Frauen an. Die Altersstruktur kann anhand der Geburtsjahrgänge erschlossen werden. Demnach liegen 12 Personen und damit die überwiegende Mehrheit der LehrerInnen in den Jahrgängen zwischen 1953 und 1959, sind also an der Obergrenze 60 und an der Untergrenze 54 Jahre alt. Eine weitere allerdings deutlich kleinere Gruppe von 5 Personen liegt zwischen den Jahrgängen 1960 und 1964, sind also an der Obergrenze 53 und an der Untergrenze 49 Jahre alt. Nur eine Lehrperson ist mit dem deutlich von den übrigen abgesetzten Geburtsjahrgang 1977 erst 38 Jahre alt.12

Es handelt sich also um ein Kollegium, das insgesamt einen hohen Altersdurchschnitt von durchschnittlich 33 und mehr Dienstjahren aufweist. Dies ist nicht unerheblich in Bezug auf von außen geforderte oder von innen als notwendig erachtete Maßnahmen zur Schulentwicklung. Zumal neuere empirische Forschungsergebnisse eindeutig belegen, dass LehrerInnen durchaus zu einer beruflichen Risikopopulation zählen. Bis zu 50 % vorzeitig pensionierter Lehrkräfte taten dies aus gesundheitlichen Gründen. Damit einher gehen im Vorfeld zumeist hohe Fehlzeiten verursacht durch psychische und psychosomatische Beschwerden.13 Schließlich stellt das Krankheitsbild “Burnout“ bei Lehrerinnen und Lehrern bereits die vierthäufigste Krankheitsdiagnose dar.14

Dabei wird der berufliche Stress nicht alleine durch die pädagogischen Anforderungen im Rahmen der Klassenarbeit erzeugt, sondern auch durch vermehrte administrative Aufgaben. Hinzutreten noch die teilweise in den letzten Jahren von übergeordneten Instanzen eingemahnten Schulentwicklungsaufgaben, die als neue Herausforderungen bzw. Belastungen erlebt werden.

Diese Problematik kannte der bis zum Schulbeginn im September 2011 amtierende Vorgänger nur allzu gut. Daher ging sein Bestreben vor allem gerade in den letzten Jahren seiner Leitertätigkeit in die Richtung, diese Belastungen vom Lehrpersonal möglichst fernzuhalten. Somit fand folgerichtig Schulentwicklung entweder überhaupt nicht, oder nur in sehr rudimentären Ansätzen statt.

Es war daher auch gar nicht verwunderlich, dass in der Lehrerschaft gegenüber allen Neuerungen, sei es organisatorischer Natur (Neue Mittelschule), sei es inhaltlicher Natur (Neue Lehr-und Lehrformen) größte Vorbehalte bis hin zu Ablehnung herrschten.15

Nun zeigten aber die Reaktionen und Wortmeldungen der Elternvertreter im Rahmen des 1. Schulforums für das Schuljahr 2011/12, dass man sich von der neuen Leitung sichtbare Veränderungen wünschte, um den Schulstandort weiterhin attraktiv zu halten.16

Damit war sogleich akuter Handlungsbedarf gefordert!

1.2. Erste Schritte auf dem Weg zur Schulentwicklung

1.2.1 4 Sofortmaßnahmen

Als erste Maßnahme war bereits zu Schulbeginn ein Versprechen an die Eltern aus dem Vorjahr eingelöst worden.

In einem speziellen Schreiben wurden die Erziehungsberechtigten über ein neues KURSSYSTEM informiert, das die bisherigen Unverbindlichen Übungen ablösen sollte.

Der Elternbrief lautete im Originalwortlaut so:

Liebe Eltern!

Wie bereits im letzten Schuljahr versprochen, bieten wir allen SchülerInnen heuer zusätzlich ein neues Kurssystem an. Dabei sollen die Interessen und Begabungen besonders gefördert werden. Die SchülerInnen können aus einem vielfältigen Angebot auswählen und für eine Zeit lang (4 – 10 Kursstunden, geblockt) kennenlernen. Die Anmeldung ist verbindlich! Mehrfachanmeldungen (durch Ankreuzen) bis max. 3 sind möglich!

Mit freundlichen Grüßen

Direktion und LehrerInnen der Hauptschule

Abschnitt bitte ausgefüllt beim Klassenvorstand abgeben

NAME: KLASSE:

Das Echo war allerdings mit 142 Meldungen, immerhin 92,8 % aller Schülerinnen und Schüler der Schule, unerwartet groß und das Kurssystem hat sich bis heute zu einem erfolgreichen Fixpunkt im Fächerkanon entwickelt.

Als zweite Maßnahme sollte die mediale Präsenz der Schule verstärkt werden. Seit Oktober 2011 erscheint daher in zweimonatigen Abständen eine eigene mehrseitige Schulzeitung, der SCHULKURIER. Er versteht sich als Informationsorgan der Schule und wird nicht nur regelmäßig an die Eltern und Erziehungsberechtigten ausgegeben, sondern auch an alle umliegenden Schulerwartungsgemeinden versandt, die in ihren Bürgermeisterbriefen dort regelmäßig Auszüge abdrucken.

Als dritte Maßnahme wurde schließlich durch eine im Oktober 2011 eigens eingesetzte Arbeitsgruppe ein neuer SCHULFOLDER kreiert und ein völlig überarbeitetes Leitbild konzipiert. Die Fertigstellung gelang noch im Laufe des 1.Semesters 2011/12.

Die Grundprinzipien wurden inhaltlich mit den Anfangsbuchstaben des Kurzlogos der Schule verbunden:

Als vierte Maßnahme wurde im Laufe des 2.Semesters 2011/12 ein monatlich tagendes SCHÜLERPARLAMENT ins Leben gerufen.

Es versteht sich seither als Beitrag zur praktischen Umsetzung des Unterrichtsprinzips Politische Bildung an der gegenständlichen Schule.

Besonderes Augenmerk wird dabei auf eine Kultur der gegenseitigen Wertschätzung gelegt, die weithin auch als Merkmal einer lebendigen Schule gilt.17 Allerdings ein Vorhaben, für dessen Gelingen man einen längeren Zeitraum veranschlagen muss und von zwei Prinzipien getragen werden muss: SchülerInnen zu fordern, ihnen aber auch mit Respekt begegnen.

Eine typische Einladung, welche an alle Klassensprecher und deren Stellvertreter sowie an die SchulsprecherInnen ergeht:

EINLADUNG zum SCHÜLERPARLAMENT

Anliegen des SCHULLEITERS:

Allgemeine Hinweise zur Schulordnung

WETTBEWERBE /TALENTESHOW

WÜNSCHE /ANLIEGEN der KLASSENVERTRETER

1.2.2 Die Schulanmeldung 2012/13 und die Ergebnisse der Elternbefragung

Dieser Maßnahmenkatalog wurde zügig umgesetzt und es zeigte sich sofort, dass einzelne Maßnahmen wie Kurssystem und Schülerparlament bei den SchülerInnen lebhaften Anklang fanden. Auch seitens der Eltern wurde im informellen Rahmen der Dienstagsrunde zu allen Maßnahmen Zustimmung signalisiert.18

Eine erste größere Bewährungsprobe für die Wirksamkeit und Akzeptanz der getroffenen Sofortmaßnahmen bedeutete freilich die Anfang März 2012 anstehende Anmeldung der Volksschulabgänger aus den Erwartungsgemeinden für das folgende Schuljahr. Als erklärtes Ziel galt es, eine genügende Anzahl von SchülerInnen zu erhalten, die zur Führung von zwei ersten Klassen berechtigte. Die Begleitumstände gestalteten sich aber als äußerst schwierig, zumal in diesem Jahrgang in allen drei in Frage kommenden Volksschulen der Schulerwartungsgemeinden insgesamt nur 36 SchülerInnen die 4. Klassen besuchten.19 Damit war ein einmaliger Tiefstand erreicht. Zudem war seit längerer Zeit, bedingt durch die Aufhebung der Sprengelgebundenheit, die Konkurrenz durch ein vor Ort bestehendes Privatgymnasium und zwei weitere, verkehrstechnisch leicht erreichbare, Schwerpunktschulen (Sport, Musik) enorm.

Die Anmeldung selber wurde am Schulstandort erstmals in ganz neuer Form durchgeführt, wobei die Modalitäten in einem Elternbegleitbrief ausführlich erläutert wurden:

SCHULANMELDUNG für 2012/13

Liebe Eltern!

Ich lade Sie ein, Ihr Kind am persönlich in der Direktion anzumelden! Bei dieser Gelegenheit besteht für Sie auch die Möglichkeit, bei einem Rundgang unsere schöne neue Schule kennenzulernen!

Die Anmeldetermine sind:

Donnerstag, 1. März 2012 (8-12 bzw. 14-18 Uhr), Freitag, 2.März 2012 (8-14 Uhr), Montag, 5.März 2012 (8-14 Uhr)

Mit freundlichen Grüßen

Schulleiter

Bitte bringen Sie diesen Anmeldezettel mit!

Ich melde mein Kind________(Volksschule_________) für das Schuljahr 2012/13 in der 1.Klasse der Hauptschule an.

Die Schulanmeldung wurde mit einer ausführlichen Elternbefragung kombiniert, die Klarheit in die Motive für die Schulwahl bringen sollte und bei der überdies fünf Aspekte von großer Bedeutung waren:

Gesicherte Datenbasis statt Vermutungen

Rückmeldung für die Schule

Aufzeigen von besonderen Handlungsfeldern

Erkennen zukünftiger Scherpunkte

Anstoß für Schulentwicklung

Die Elternbefragung bestand aus zwei Teilen. Im ersten Fragebogen wurden die Motive für die Schulwahl erkundet, wobei mehrfaches Ankreuzen erwünscht war.20

Ich melde mein Kind für die hiesige Hauptschule an, weil…

Das der nächstgelegene Standort ist

Mir das Schulgebäude gefällt

Die Schule einen guten Ruf hat und guter Unterreicht angeboten wird

Man das Gefühl hat, dass sich was bewegt

Es sonstige Gründe gibt …

Die Befragung des ersten Teiles erbrachte folgendes Gesamtergebnis:

Die überwältigende Mehrzahl der Eltern attestierte der Schule einen sichtbaren Veränderungswillen.

Die regionalen Teilergebnisse belegen darüber hinaus, dass der rapide Schülerschwund beispielsweise aus der Gemeinde A, von dort kam zuletzt nur mehr ein Schüler, gestoppt werden konnte. Nunmehr entschied sich dort die überwiegende Mehrheit der Eltern/ Schüler für die gegenständliche Hauptschule. Dennoch wurde mit 23 Anmeldungen die Führung von zwei 1.Klassen knapp verfehlt.

Im zweiten Teil wurde dann gefragt, welche Schwerpunkte von Seiten der Eltern besonders favorisiert würden. Auch hier war mehrfaches Ankreuzen erwünscht.

Das Gesamtergebnis zeigte gleichfalls einen eindeutigen Trend.

Vor allem ein verstärkter Fächerschwerpunkt, ein intensiver Informatikunterricht und die Anwendung neuer Lehr –und Lernformen fungierten als wichtigste Wünsche an die Schule.

Diese zuvor dargestellten Ergebnisse wurden wenig später dem gesamten Lehrkörper präsentiert.21

Welche möglichen Konsequenzen konnten aus der Befragung gezogen werden?

Im Laufe eines mehrwöchigen Diskusssionsprozesses wurden folgende Vereinbarungen getroffen:

Schulentwicklung muss stattfinden, dazu gibt es keine Alternative!

Das ist durch die unmittelbare Konkurrenz mit den anderen Nachbarschulen zwingend notwendig!

[...]


1 Vgl. Rolff, H. G., Zehn Thesen abgeleitet aus den Erkenntnissen der Schulentwicklungsforschung, 2000, http:// www. nibis.de/nli/expo/galerie/exposes/rolff/rolff1.htm [ letzter Zugriff am 15.10.2011] In: Egger, aximilian/ Ettl, Karin/Friedwagner-Evers, Ulrike et al., Gehen wir Schulentwicklung gemeinsam an!, Linz, 2011,S.13

2 Vgl. Buhren, Claus G./ Rolff, H.G. (Hg.), Handbuch der Schulentwicklung und Schulentwicklungsberatung, Weinheim und Basel, 2012, S. 13 ff

3 Vgl. Altrichter, Herbert, Schulentwicklung: Widersprüche unter neuen Bedingungen? Bilanz und Perspektiven nach 15 Jahren Entwicklung von Einzelschulen, S.1 ff, www.bildunggrenzenlos.atfixtexteAltrichter_Schulentwicklung.pdf [letzter Zugriff am 4.4.2013]

4 Vgl. Ebenda, S.1 ff

5 Vgl. Ebenda, S.2

6 Vgl. Dekret vom 5.9.2011, BSR-Perg, Zahl 35/474-2011

7 Vgl. Verordnungsblatt des LSR 2011/23 vom 17.11.2011, S.6-9

8 Vgl. Ernennungsdekret vom 18.6.2012, LSR für OÖ, 1P-304509121953/58-12

9 Vgl. Protokoll der LDB vom 19.12.2011, BSR-Perg, Zahl 10/8 – 2011, 1.3.1 Schulmodell OÖ. – NMS

10 Vgl. Oberklammer, Ekkehard, Bezirk Perg, Kunst und Geschichte, Mauthausen, 2010, S.27 ff

11 Vgl. Unsere Heimat- Der Bezirk Perg, Linz, 1995, S. 406

12 Personalstand per 22.3.2013

13 Vgl. Heinz S. Rosenbusch, Fürsorge als Teil der Führungsverantwortung In: Stephan Gerhard

Huber (Hg.), Jahrbuch Schulleitung 2012, Köln, 2012, S. 62 ff

14 Vgl. Harazd /Gieske/Rolff, Gesundheitsmanagement in der Schule, Köln, 2009, S. 22 ff

15 Die Ära des Vorgängers wurde daher folgerichtig als jener Zeitraum verklärt, indem die gute alte Zeit vorherrschte und die LehrerInnen von den ringsum stattfindenden rasanten Entwicklungen verschont blieben

16 Das 1. Schulforum fand am 19.10.2011 statt

17 Vgl. Andreas Salcher, Nie mehr Schule- Immer mehr Freude, Salzburg 2012,S. 17 ff

18 Dabei handelt es sich um das traditionelle von Mütterteams jedes Jahrganges wochenweise gestaltete Pausenbuffet, das hier unter dem Titel “ Gesunde Jause“ organisiert wird

19 Davon entfielen auf A 13 SchülerInnen, auf C 13 SchülerInnen und auf B sogar nur 11 SchülerInnen

20 Das Sample betrug mit 23 Befragten bei 23 Anmeldungen 100%

21 Dies geschah in der 4.Pädagogischen Konferenz, die Ende März 2013 stattfand

Ende der Leseprobe aus 42 Seiten

Details

Titel
Schulentwicklung kann gelingen! Umwandlung einer österreichischen Hauptschule in eine Mittelschule (NMS)
Hochschule
Pädagogische Hochschule Oberösterreich  (Zentrum für Bildungs-und Wissensmanagement)
Note
1,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
42
Katalognummer
V277777
ISBN (eBook)
9783656708186
ISBN (Buch)
9783656712404
Dateigröße
2212 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Pädagogik, Schu, Schulentwicklung, Praxis, Skepsis, Schule, Päd, Wagnis, Schulmanagement, Schulprogramm
Arbeit zitieren
MA Ernst Gusenbauer (Autor:in), 2013, Schulentwicklung kann gelingen! Umwandlung einer österreichischen Hauptschule in eine Mittelschule (NMS), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/277777

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