Der Siebenjährige Krieg (1756 bis 1763) und seine Folgen für Kursachsen


Ausarbeitung, 2014

25 Seiten

Jan Christoph Reinacher (Autor:in)


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. Kursachsen im Siebenjährigen Krieg – einige wichtige Eckdaten
1.1 Die Ausgangssituation
1.2 Der Beginn des Siebenjährigen Krieges
1.3 Das Ende des Siebenjährigen Krieges

2. Der Siebenjährige Krieg und seine Bedeutung für Kursachsen
2.1 Verteidigungsbasis
2.2 Versorgungsbasis
2.3 Rekrutierungsbasis
2.4 Finanzierungsbasis

3. Sachsen und die Folgen des Siebenjährigen Krieges
3.1 Die Restaurationskommission
3.2 Zerstörung
3.3 Bevölkerung
3.4 Kultur
3.5 Wirtschaft
3.6 Außenpolitische Situation Kursachsens

4. Resümee

Quellen- und Literaturverzeichnis

Einleitung

Der Siebenjährige Krieg, der von 1756 bis 1763 andauerte, wird in der Literatur oftmals auch als der Dritte Schlesische Krieg bezeichnet, da diesem schon die Konflike von 1740 bis 1742 und 1744/45 vorausgegangen waren, die auf Streitigkeiten um die Erbfolge im Hause Habsburg basierten. Im Ersten Schlesischen Krieg war Preußen in den Besitz von Schlesien gelangt. Oberstes Ziel Österreichs war es seitdem, dieses wieder zurückzuerobern. Auch Kursachsen war an Schlesien gelegen. War doch gerade jetzt die Gelegenheit günstig, eine territoriale Verbindung zu Polen schaffen zu können. Seit dem Jahre 1697 waren die wettinischen Fürsten Inhaber der polnischen Königskrone.1 Aus diesem Grund war Kursachsen zu Beginn des Siebenjährigen Kriegs mitten in die preußisch-österreischischen Interessengegensätze geraten und wurde von seinem österreichischen Partner gern als Gegengewicht zu Preußen benutzt.2

Vor dem Siebenjährigen Krieg war das Kurfüstentum Sachsen einer der fast 300 relativ selbständigen Einzelstaaten „unter der mit Relikten imperialen Glanzes ausgestatteten Oberhoheit des habsburgischen Kaiserhauses.“3 Kursachens Kunst, Kultur und Wissenschaft standen in hoher Blüte, aber die ökonomische Entwicklung stockte dank der Misswirtschaft des Premierministers Reichsgraf Heinrich von Brühl.4 Kursachsen war – auch wegen seines Neutralitätsstrebens und der damit verbunden Truppenreduzierung – einem Krieg nicht gewachsen.

Ziel der vorliegenden Ausarbeitung ist es, der Frage der Bedeutung und der Folgen des Siebenjährigen Krieges für Kursachsen nachzugehen. Im ersten Teil soll die Kriegssituation skizziert werden. Dabei wird der Schwerpunkt nicht auf den genauen Verlauf des Siebenjährigen Krieges gelegt, sondern mit Blick auf Beginn und Ende soll der politische Rahmen gekennzeichnet werden. Die Besetzung Kursachsens hatte einen nicht zu gering einzuschätzenden Einfluss auf den Verlauf des Kriegs. Damit befasst sich das zweite Kapitel. Kern der Arbeit – und damit letztes und drittes Kapitel - ist aber den Folgen und ersten Maßnahmen des Siebenjährigen Krieges gewidmet.

1. Kursachsen im Siebenjährigen Krieg – einige wichtige Eckdaten

1.1 Die Ausgangssituation

Der Dritte Schlesische Krieg wurde aber nicht nur auf Reichsebene ausgefochten, sondern auch in den englischen sowie französischen Kolonien und auf hoher See. In dem Konflikt zwischen Frankreich und England ging es um die Neuordnung des Welthandels und der Kolonien, besonders um die nordamerikanischen und indischen. Frankreich war sich aber der Tatsache bewusst, dass es der riesigen und schlagkräftigen englischen Flotte nichts entgegenzusetzen hatte. Aus diesem Grund versuchte man England in die Streitigkeiten auf dem europäischen Kontinent zu verwickeln, die englischen Kräfte dort zu binden, um in Nordamerika frei agieren zu können.5

Deswegen war es aus französischer Sicht sinnvoll, sich um eine Annäherung an Österreich zu bemühen. Da Russland – wie natürlich auch Österreich – einem Erstarken Preußens entgegenwirken wollte, stellte Russland 100.000 Mann für den Kriegsfall zur Verfügung. Nun sah sich Preußen allein den stärksten Landmächten Österreich, Frankreich und Russland gegenüberstehen. Wegen des französisch-österreichischen Zusammengehens war England nur allzu gern zum Abschluss der Westminster-Konvention, in der eine Million Pfund Sterling an Subsidien vereinbart wurden, mit Preußen im Januar 1756 bereit.

1.2 Der Beginn des Siebenjährigen Krieges

Aufgrund dieser Ausgangslage sah der preußische König Friedrich II. nur das Mittel des Präventivkrieges und marschierte völkerrechtswidrig ohne Kriegserklärung am 28./29. August 1756 in mehreren Kolonnen in Kursachsen ein. Die überraschte kursächsische Militärspitze setzte weiterhin auf Neutralität und machte wiederholt Neutralitätsangebote an Preußen.6

Überrascht durch das schnelle Vordringen der preußischen Truppen, waren Kursachsens Truppen schon bald isoliert. Da aber kaum Vorräte vorhanden waren und der Nachschub durch die Preußen abgeschnitten war, waren die eingeschlossenen kursächsischen Truppen bald zur Kapitulation gezwungen.7 Die Truppen konnten sich zwar noch hinter die Elbe zurückziehen, aber die erhoffte Hilfe der österreischischen Armee konnte nicht mehr herankommen, da sie von preußischen Truppen besiegt worden war. Somit blieb Kursachsen keine andere Wahl als mit Preußen zu verhandeln. Kurfürst Friedrich August II. und sein Premierminister Brühl durften nach Warschau abreisen, während im Gegenzug die kursächsische Armee in preußische eingegliedert wurde.

Ziel von Friedrich II. war, durch schnelle militärische Siege seine Gegner zu schwächen. Dies wurde aber schon durch die lange Belagerung der kursächsischen Armee zum ersten Mal vereitelt. Diese Taktik ging trotz anfänglicher Siege für Preußen nicht auf. Nur eine Reihe glücklicher Zufälle konnte eine Niederlage Preußens verhindern: Erstens war zwischen Österreich und Russland keine Konsens über das weitere Vorgehen zu finden. 1762 bestieg dann Peter III. – ein Bewunderer des Preußenkönigs – den russischen Zarenthron. Damit war die Voraussetzung für den preußisch-russischen Sonderfrieden gegeben. Zum zweiten zeichnete sich eine Einigung im englisch-französischen Konflikt ab, sodass sich die beiden Großmächte aus den Streitigkeiten vom Kontinent zurückzogen. Gleichzeitig – und drittens - war sich Österreich der Hoffnungslosigkeit weiterer militärischer Handlungen bewusst geworden.8

1.3 Das Ende des Siebenjährigen Krieges

Wie schon erwähnt kam es zuerst zum Friedensschluss zwischen England und Frankreich am 10. Februar 1763 in Paris, der die Niederlage Frankreichs und die erhebliche Verkleinerung seiner Kolonien nach sich zog.

Schließlich unterzeichnete man auch nach monatelangen Vorverhandlungen zwischen Preußen, Österreich und Kursachsen am 15. Februar 1763 den Frieden von Hubertusburg, der sich an dem englisch-französischen Friedensschluss orientierte und den status quo ante festschrieb. Dies bedeutete – kurz zusammengefasst - für Österreich den endgültigen Verlust Schlesiens, für Kursachsen den Abzug der preußischen Truppen und der Aufstieg Preußens in die Reihe der europäischen Großmächte.9

2. Der Siebenjährige Krieg und seine Bedeutung für Kursachsen

Schon zu damaliger Zeit war bei der Kriegsführung die Kriegswirtschaft neben der militärischen Strategie von entscheidender Wichtigkeit.10 Da Kursachsen während der siebenjährigen Auseinandersetzungen der Hauptkriegsplatz war, versuchten die Kriegsparteien selbstverständlich – weil auch ihre eigenen Ressourcen begrenzt waren – soviel wie möglich Nutzen aus dem Land zu ziehen. Das folgende Kapitel setzt zwar den Schwerpunkt auf den Nutzen Preußens, aber es kann auch auf die anderen Kriegsparteien bezogen werden. Denn auch diese lebten auf Kosten des Landes, weil sie sich dort aufhielten.

2.1 Verteidigungsbasis

Kursachsen bot mit der Elbe – die außerdem einen schnellen Transport von Vorräten ermöglichte - und seinen Gebirgen einen wesentlich besseren Schutz vor feindlichen Angriffen als dies für Preußen selbst möglich gewesen wäre. Im Krieg richtete man Torgau, Wittenberg und Dresden zu wehrhaften Festungen aus. Mit den Forts bei Peterswalde und Zittau verfügte man dann über einen guten Schutz.11 Friedrich II. nutzte geschickt die günstigen geographischen Bedingungen des Nachbarlandes. So wurden die kursächsischen Truppen beispielsweise zu Beginn des Krieges am Lilienstein zur Kapitulation gezwungen, weil eine schnelle Flucht ins Gebirge nicht mehr möglich war.12

2.2 Versorgungsbasis

Kursachsen hatte trotz der eingangs erwähnten wirtschaftlichen Stagnation eine noch solide wirtschaftliche Basis zu Kriegsbeginn, eine ertragreiche Landwirtschaft, eine rentable gewerbliche Infrastruktur und ein wohlhabendes Bürgertum. Die Ressourcen waren in Preußen keineswegs ausreichend, um einen Krieg finanzieren zu können, ohne dass die Bevölkerung beträchtliche Verluste hinnehmen musste. So findet man in der Literatur neben den beschriebenen Plünderungen auch immer wieder Angaben über die preußischen Forderungen nach umfangreichen Lieferungen an Lebensmitteln, aber auch Holz, Bettgestellen, Bezügen, Kissen, Decken und Fourage. Diese mussten in die preußische Hauptmagazine in Freiberg, Zwickau, Torgau, Chemnitz und Dresden geliefert werden.13

2.3 Rekrutierungsbasis

Wollte man den Krieg wegen personeller Schwierigkeiten14 nicht verlieren, war die Rekrutierung von Soldaten von ebenso großer Bedeutung. Die preußische Armee war mit 170.000 Mann die stärkste Armee neben Russland, Frankreich und Österreich. Aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte war das Heer im Vergleich zu Gesamtbevölkerung überdimensioniert. Wollte man die durch den Krieg bedingten Verluste ausgleichen, war dies nur durch den Anstieg der Bevölkerung möglich. Um diesen nichtvorhandenen Zuwachs zu kompensieren, wurde die kursächsische Armee nach ihrer Kapitulation in das preußische Heer eingegliedert, was natürlich nicht ohne Desertationen vonstatten ging. Zu Kriegsende waren 11.033 Untertanen Kursachsens noch im Dienst der preußischen Armee.15

2.4 Finanzierungsbasis

„Der preußische König Friedrich II. (1712 bis 1786) war bestrebt – nicht nur aufgrund der begrenzten Ressourcen seiner eigenen Länder, sondern auch um Kursachsen gezielt zu schaden-, die Kosten seiner Kriegsführung soweit wie möglich aus dem besetzten und unter preußischer Militärverwaltung stehenden Land zu ersetzen.“16 Damit erklärt sich auch die hohe Zahl von Kontributionen, die Kursachsen an die preußische Kriegskasse zu zahlen hatte. Um Kursachsen gezielt den Boden unter den Füßen zu entziehen, veranlasste Friedrich II. eine gezielte Falschmünzerei, die der Wirtschaft des besetzten Landes erhebliche Schäden zufügte.17

[...]


1 Müller, Winfried: Der Siebenjährige Krieg. Sachsen im Beziehungsgeflecht des Alten Reiches und der euopäischen Großmächte; in: Dresdner Geschichtsverein e.V. (Hrsg.): Sachsen und Dresden im Siebenjährigen Krieg. Dresden 2001 (= Dresdner Hefte. Beiträge zur Kulturgeschichte 68), S. 5-6.

2 Petschel, Dorit: Sächsische Außenpolitik unter Friedrich August I.: zwischen Rétablissement, Rheinbund und Restauration. Köln-Weimar-Wien 2000, S. VII (= Dresdner historische Studien, Bd. 4).

3 Müller, S. 2.

4 Vgl. Groß, Reiner: Geschichte Sachsens. 3. durchgesehene Auflage, Leipzig 2004, S. 156-158.

5 Vgl. Müller, S. 6-10.

6 Vgl. Groß, S. 152f.

7 Ein genaues Bild über die kursächsischen Soldaten erhält man bei Kroll, Stefan: Kursächsische Soldaten in den drei Schlesischen Kriegen; in: Dresdner Geschichtsverein e.V. (Hrsg.): Sachsen und Dresden im Siebenjährigen Krieg. Dresden 2001 (= Dresdner Hefte. Beiträge zur Kulturgeschichte 68), S. 35-41.

8 Bode, Dietmar: Der Beginn des Siebenjährigen Krieges; in: Dresdner Geschichtsverein e.V. (Hrsg.): Sachsen und Dresden im Siebenjährigen Krieg. Dresden 2001 (= Dresdner Hefte. Beiträge zur Kulturgeschichte 68), S. 19-27.

9 Vgl. Groß, S. 154-155.

10 Vgl. Kroener, Bernhard R.: Die materiellen Grundlagen österreichischer und preußischer Kriegsanstrengungen 1756-1763; in: Kroener, Berhard R.: Europa im Zeitalter Friedrichs des Großen; München 1989, S. 48.

11 Luh, Jürgen: Sachsens Bedeutung für Preußens Kriegsführung; in: Dresdner Geschichtsverein e.V. (Hrsg.): Sachsen und Dresden im Siebenjährigen Krieg. Dresden 2001 (= Dresdner Hefte. Beiträge zur Kulturgeschichte 68), S. 28.

12 Bode, S. 24-26.

13 Vgl. Bode, S. 29-32. Groß, S. 153. Keller, Katrin: Der Siebenjährige Krieg und die Wirtschaft Kursachsens; in: Dresdner Geschichtsverein e.V. (Hrsg.): Sachsen und Dresden im Siebenjährigen Krieg. Dresden 2001 (= Dresdner Hefte. Beiträge zur Kulturgeschichte 68), S. 75-76.

14 Diese waren bei Preußen, wie auch bei den anderen Kriegsteilnehmern, gegeben. Vgl. Kroener, S. 73-74.

15 Vgl. Kroener, S. 56-59.

16 Keller, S. 76.

17 Vgl. Keller, S. 76.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Der Siebenjährige Krieg (1756 bis 1763) und seine Folgen für Kursachsen
Autor
Jahr
2014
Seiten
25
Katalognummer
V282831
ISBN (eBook)
9783656825982
ISBN (Buch)
9783656825975
Dateigröße
537 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
siebenjährige, krieg, folgen, kursachsen
Arbeit zitieren
Jan Christoph Reinacher (Autor:in), 2014, Der Siebenjährige Krieg (1756 bis 1763) und seine Folgen für Kursachsen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282831

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