Eine Reise durch den Horrorfilm. Von Zombies, Monstern, Serienkillern und dem ultimativen Bösen


2014-10-31, 184 Pages (ca.)

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Originalausgabe


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

TEIL 1: VON DR. CALIGARI (1920) BIS ALIEN (1979)

1 Stumm in Deutschland
Düstere Zukunft
Der Urheberrechtsvampir

2 Universal, Hammer und die Bedrohung von oben
Blutdürstiger Verführer
Es lebt
Monströse Ausschlachtung
Das war der Hammer
Alles Schlechte kommt von oben
Horror meets Thriller
Alien-Trash

3 Spukhäuser und Psychopathen
Die Gotik kehrt zurück
Zart und hart
Psychos im Dreierpack

4 Okkultismus und Zombies
Der reale Horror
Das Böse im Unschuldigen
Zurück von den Toten
Unter der Lupe: George A. Romeros „ of the Dead“

5 Horror wird Terror
Gelb - Farbe des Todes
Nerven-Sägen
“The Night He Came Home”
Afro des Grauens
Comeback und Durchbruch
Glossar der (Horror-)Filmbegriffe (Teil 1)

TEIL 2: VON FREITAG DER 13. (1980) BIS SAW 3D (2010)

1 Der Horror-Boom der 80er: Der Fortsetzungswahn beginnt
Kommerz-Horror und Ausnahmeerscheinungen
Lang, länger, Franchise

2 Die großen Messerstecher: Freddy vs. Jason
Pioniere und Nachahmer, Gewinner und Verlierer
Unter der Lupe: Freitag der 13. - Die Reihe
Unter der Lupe: Nightmare on Elm Street - Die Reihe

3 Sackgasse und Renaissance
Ein Genre im Schönheitsschlaf
Der große Aufschrei
Die Messer schlitzen wieder
Der deutsche Slasher - ein dunkles Kapitel?
Die Revolution der unsichtbaren Mörder
Unter der Lupe: Final Destination - Die Reihe

4 Neue Härte
Warum wir so blutrünstig sind
Nouvelle vague
Gorenography
Unter der Lupe: Saw - Die Reihe

5 Selbstmachästhetik: Found Footage-Horror
Die Pioniere des Homevideo-Schockers
Selbst ist der Amateurfilmer
Statements und Datenmüll

6 Remake, Reboot, Rip-Off, Spoof - Endstation für neue Ideen?
Alles wiederholt sich, alles wiederholt sich
Ohne Wartezeit
Platte Witze, scharfe Zähne
Lichtblicke

Anhang: Glossar der (Horror-)Filmbegriffe (Teil 2)

Bildnachweise:

Vorwort

Kino existiert, weil die Realität allein zu beschränkt und langweilig ist - obwohl ich sie nicht missen möchte. Kino ist nicht Äunrealistisch“; Kino muss Emotionen und Träume anregen, die ein grundlegender Teil von uns sind. Kino muss Grenzen durchbrechen. Kino muss Realität verarbeiten - egal wie abstrakt - und Botschaften vermitteln.

Und welche Emotion ist schon packender als Angst? Welche Träume sind intensiver als Albträume? Welcher Grenzübertritt ist spannender als jener der psychischen und physischen Gewalt? Und wie vermittelt sich eine Botschaft wirksamer als auf dem expliziten, radikalen Weg der Furcht?

Reale Gewalt ist böse, gut gemachte künstliche Gewalt ist ein spannendes Ausdrucksmittel. Deshalb schauen wir Horrorfilme. Wir wollen erfahren, was möglich ist. Wir brauchen zwar Sicherheit, aber auch Nervenkitzel. Also wol- len wir den Kick, den uns das wahre Leben - in diesem Fall aus gutem Grund- versagt. Dieser Kick ist etwas, das man kontrollieren kann, das in einem begrenzten Raum stattfindet. Daher setzen wir uns beim Horrorfilm mutwillig Gefühlsregungen aus, die äußerst negativ sind. Wir Horrorfans sind nicht krank - wir sind abenteuerlustig. Und dabei auch noch sehr vernünftig, denn im Kino- oder Wohnzimmersessel kann uns eigentlich nichts passieren.

Dieses Buch arbeitet sich in zwei Teilen chronologisch durch die Geschichte des Horrorfilms, von den stummen Ursprüngen der 20er bis zu den überirdi- schen Auswüchsen der späten 70er sowie von den schrillen 80ern bis hin zu ganz aktuellen Trends. Dabei beleuchtet es die Entwicklungen, die die Filme - und parallel dazu ihr Publikum - vollzogen haben. Es soll einen Überblick verschaffen, erinnern, unterhalten und die Faszination für das Genre näher- bringen - egal, ob man schon ganz in seinem Bann ist oder gerade erst versu- chen will, die Lust am filmischen Schrecken zu verstehen.

Das Beste daran: Es ist alles nahezu frei von Spoilern! Alle in diesem Buch erwähnten Filme, die man noch nicht kennt, kann man sich später ansehen, ohne dass hier schon die Überraschungen im Detail vorweggenommen wurden. Schließlich sind plötzliche Spoiler immer eine der größten Gefahren beim Lesen von Filmsachbüchern. Hier nicht! Geringfügige Ausnahmen sind verständlicherweise Inhaltsangaben zu Fortsetzungen, die die Kenntnis des Vorgängers voraussetzen.

Stichprobenartig und subjektiv gehe ich auf zahlreiche bedeutende oder be- rüchtigte Genrebeiträge und Modeerscheinungen näher ein. Weniger als Histo- riker, Ethiker oder Feuilletonist, dafür als junger aber erfahrener, leidenschaft- licher Filmliebhaber, und hoffentlich nicht so trocken wie in einer wissen- schaftlichen Arbeit. Für einen besseren Lesefluss werden Filme grundsätzlich mit ihrem deutschen Titel aufgeführt (abweichende Originaltitel bei Erstnen- nung in Klammern). Sollte ich dann und wann einen unbekannten Begriff verwenden, so wird er mit großer Wahrscheinlichkeit im Anhang im Glossar der Horrorfilmbegriffe erklärt.

Dies ist meine Reise durch hundert Jahre Horrorfilmgeschichte - Lesen auf eigene Gefahr.

Philipp Stroh

Teil 1: Von Dr. Caligari (1920) bis Alien (1979)

1 Stumm in Deutschland

Düstere Zukunft

Die Filmgeschichte reicht bis kurz vor Beginn des 20. Jahrhunderts zurück. 1895 stellten die französischen Brüder Auguste und Louis Lumière mit ihrem ÄCinématographe“ den Vorläufer der heutigen Filmkamera vor. Ihre ersten filmischen Werke dokumentierten lediglich kurze Szenen aus dem Alltag in einer statischen Einstellung. Einer dieser Kurzfilme, Die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof in La Ciotat (L'Arrivée d'un train en gare de La Ciotat), zeigt, nun ja, wie besagter Zug in besagten Bahnhof einfährt und Fahrgäste aussteigen.

Weil die Perspektive so gewählt worden war, dass der Zug nah an der Kamera vorbeifuhr, soll das Publikum bei der Erstvorführung der Erzählung nach fluchtartig den Saal verlassen haben, aus Angst, gleich überfahren zu werden. Schließlich hatten diese Leute niemals zuvor solche bewegten Bilder in Le- bensgröße gesehen. Das war dann wohl sozusagen die allererste bekannte Horrorerfahrung im Kino.

Die eigentliche Geschichte des Horrorfilms beginnt jedoch in Deutschland. Denn dort erschien 1920 Das Cabinet des Dr. Caligari von Robert Wiene - einer der vielen Künstler, die das neue Medium für sich entdeckt hatten und nach diversen Experimenten bei abendfüllenden Spielfilmen angekommen waren. Es handelt sich hierbei wohlgemerkt immer noch um Stummfilme. Eine albtraumhafte Atmosphäre, kombiniert mit einer düsteren Geschichte, ließ erahnen, wozu Filme einmal fähig sein würden: Das Cabinet des Dr. Caligari übte immensen Einfluss auf andere Filmmacher aus.

Der unheimliche Dr. Caligari kommt in die Stadt, um auf der Kirmes seine Attraktion vorzustellen: einen hochgewachsenen ÄSchlafwandler“, der Men- schen ihre Zukunft voraussagen kann. Mit Caligaris Erscheinen beginnt eine rätselhafte Mordserie. Kirmesgast Francis spürt die Gefahr und versucht, das Geheimnis zu lüften.

Das Cabinet des Dr. Caligari ist ein Wegweiser in mehrfacher Hinsicht. Er ist ein Musterbeispiel für den expressionistischen Film, der in den 20er Jahren in Deutschland seine Blütezeit erlebte. Allerdings weniger durch den übertriebenen Gestus der Darsteller, sondern vielmehr durch die im wahrsten Sinne des Wortes schrägen Kulissen - eine spannende Mischung aus Bauwerken und Gemälden, die in Zusammenhang mit der kontrastreichen Bildgestaltung eine surreale, rätselhafte Atmosphäre versprühen.

Darsteller Werner Krauß (auch Nathan in Nathan der Weise, 1922) brilliert als Dr. Caligari mit starker Präsenz. Des Weiteren zeugen Szenen wie die mit dem ersten Erwachen des Schlafwandlers - ein mindestens genauso starker Moment wie das Erwachen des künstlichen Menschen in Metropolis - von der intensi- ven Bildsprache der Inszenierung. Allerdings sind es nicht schauspielerische, sondern formale und inhaltliche Kniffe, die Das Cabinet des Dr. Caligari seinen Pionierstatus einbringen.

Nicht nur, dass der Film die damals noch sehr, sehr junge Erfindung der Flash- back-Erzählung verwendet, er beinhaltet vor allem einen der ersten echten Plottwists der Filmgeschichte. Und diese Wendung gegen Ende ist nicht nur um der Wendung willen interessant, denn selbst aus heutiger Sicht entsteht dabei ein wirklich raffinierter Überraschungseffekt. Angesichts der Tatsache, wie viele Kinofilme sich immer noch dieser Technik bedienen, war dieses Debütwerk der Autoren Hans Janowitz und Carl Mayer sowie des Regisseurs Robert Wiene seiner Zeit weit voraus.

Ob man die polit- und gesellschaftskritischen Ansätze in der stark symbolhaf- ten Inszenierung wahrnimmt oder nicht, ist nicht so wichtig, denn die Atmo- sphäre macht den Faszinationseffekt dieses Films aus. Seinen Low-Budget- Charakter kann er zuweilen aber nicht verhehlen und auch die Spannung ist nicht immer präsent. Trotzdem ist Das Cabinet des Dr. Caligari raffinierter, sanfter Grusel mit eigenem Look und dezent rätselhafter Stimmung. Stark gespielt ist der Film eines der ersten Beispiele für Suspense und ein geeigneter Anfangspunkt, wenn man sich mit den wichtigsten Stationen des deutschen Films beschäftigen will.

Übrigens: Die amerikanische Version des Films gilt als gemeinfrei und ist damit legal als kostenloser Stream im Internet zu sehen.

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Excerpt out of 184 pages

Details

Title
Eine Reise durch den Horrorfilm. Von Zombies, Monstern, Serienkillern und dem ultimativen Bösen
Author
Pages
184
Type of Edition
Originalausgabe
ISBN (eBook)
9783656827962
ISBN (Book)
9783656827979
File size
2957 KB
Language
German

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Title: Eine Reise durch den Horrorfilm. Von Zombies, Monstern, Serienkillern und dem ultimativen Bösen



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