[...] Im Vergleich dazu spielt der Streik von 1905 eher
eine untergeordnete Rolle, obwohl er sehr interessante Aspekte aufweist, nämlich das
Ausmaß des Streiks hinsichtlich der teilnehmenden Bergleute, die Differenzen zwischen
den Gewerkschaftsführern und den lokalen Funktionären bzw. Arbeitern sowie die Bewertung
des Streikabbruchs und der Ergebnisse des Ausstands.
In dieser Hausarbeit sollen deshalb im wesentlichen zwei Komplexe behandelt werden.
Zunächst werden die einzelnen Streikphasen beschrieben, um anschließend die Bewertung
des Streiks aus der Sicht der beiden größten Gewerkschaften, dem Deutschen Bergarbeiter-
Verband („Alter Verband“ genannt) und dem Gewerkverein christlicher Bergarbeiter,
darzustellen. Diese Beschränkung scheint auf Grund der Organisationsgrade der
einzelnen Gewerkschaften vertretbar, zumal von ihnen zahlreiche Publikationen vor liegen,
aus denen die Bewertung gewonnen werden kann. Dies bezieht sich allerdings ausschließlich
auf die Beurteilung des Verlaufs und der Ergebnisse aus einer „Post-Streik-
Sicht“, da die Veröffentlichungen unter dem Eindruck des Streikendes und der Kenntnis
der Folgen entstanden. Sie sind somit für die tatsächliche Einschätzung während des
Streiks nicht verwertbar.
Konkret geht es somit um die Fragestellung, wie es zu der geschlossenen gewerkschaftlichen
Aktionslinie trotz der bestehenden Rivalitäten kommen konnte. Desweiteren soll
gezeigt werden, welche Konsequenzen das einheitliche Vorgehen der Arbeitgeber gegen
die streikenden Bergle ute hatte und welche Konsequenzen die Regierung mit der Berggesetznovelle
aus dem Streik zog. Schließlich ist noch zu klären, welche organisatorischen
Änderungen vor allem bezüglich der Finanzierung die Gewerkschaften als Lehre
aus dem Streik vornahmen.
Nicht Bestandteil dieser Untersuchung sind die Positionen weiterer gesellschaftlicher
Gruppen, wie die Unternehmer und die Sozialdemokratische Partei, obwohl sich hier
einige reizvolle Ansätze ergeben. Erstere wäre vor allem als Gegendarstellung zu den
Gewerkschaften interessant. Eine Betrachtung der sozialdemokratischen Einschätzung
müßte insbesondere vor dem Hintergrund der zahlreichen personellen Überschneidungen
zwischen „Altem Verband“ und Sozialdemokratie sowie deren anerkannter Nähe erfolgen
und dabei die strittigen Positionen und die Vorwürfe der Sozialdemokratie an den „Alten
Verband“ vor allem wegen des Zusammengehens mit den „Christlichen“ untersuchen.
Dieses sprengte aber den Umfang dieser Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Untersuchungsgegenstand
- Diskussion der Fachliteratur
- Der Streikverlauf
- Die Vorgeschichte des Ausstands
- Das Aufflammen des Streiks
- Die Hochphase
- Das Streikende
- Streikfolgen aus der Sicht der Gewerkschaften
- Aussperrungen nach dem Streik
- Die Untersuchungskommissionen auf den Zechen
- Die Novelle des preußischen Berggesetzes
- Die Reorganisation der Gewerkschaften
- Schlußbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit dem Bergarbeiterstreik im Ruhrgebiet im Jahr 1905 und analysiert die Bewertung des Streiks durch die beiden größten Gewerkschaften, den „Alten Verband“ und den Gewerkverein christlicher Bergarbeiter. Der Fokus liegt auf der Beschreibung des Streikverlaufs und der Folgen, sowie auf der Frage, wie es trotz bestehender Rivalitäten zu einer geschlossenen gewerkschaftlichen Aktionslinie kommen konnte. Die Arbeit untersucht auch die Konsequenzen des einheitlichen Vorgehens der Arbeitgeber und die Auswirkungen der Berggesetznovelle auf die Situation der Bergleute.
- Der Verlauf des Bergarbeiterstreiks 1905
- Die Bewertung des Streiks durch den „Alten Verband“ und den Gewerkverein christlicher Bergarbeiter
- Die Folgen des Streiks für die Bergleute und die Gewerkschaften
- Die Reaktion der Arbeitgeber und der Regierung auf den Streik
- Die Reorganisation der Gewerkschaften nach dem Streik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und beschreibt den Untersuchungsgegenstand, den Bergarbeiterstreik 1905, sowie die bereits vorhandene Fachliteratur zu diesem Thema. Das zweite Kapitel widmet sich dem Streikverlauf, beginnend mit der Vorgeschichte des Ausstands, der eskalierenden Phase, der Hochphase des Streiks und schließlich dem Ende des Streiks. Das dritte Kapitel analysiert die Streikfolgen aus der Sicht der Gewerkschaften und befasst sich mit den Aussperrungen nach dem Streik, den Untersuchungskommissionen auf den Zechen, der Novelle des preußischen Berggesetzes und der Reorganisation der Gewerkschaften.
Schlüsselwörter
Bergarbeiterstreik, Ruhrgebiet, 1905, „Alter Verband“, Gewerkverein christlicher Bergarbeiter, Gewerkschaftsrivalitäten, Streikverlauf, Streikfolgen, Aussperrung, Berggesetznovelle, Reorganisation der Gewerkschaften.
- Arbeit zitieren
- Susanne Menzel (Autor:in), 2000, Der Bergarbeiterstreik an der Ruhr 1905 in der Bewertung des "Alten Verbands" und des Christlichen Gewerkvereins, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29615