Hegels Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte


Referat (Ausarbeitung), 2004

11 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

I. Widergabe
a. Die spekulative Grundfigur
b. Theodizee
c. Freiheit
d. Das Individuum und die List der Vernunft
e. Der Staat

II. Problematisierung

III. Literatur

„Hegel: „es sei das notwendige Schicksal der ostasiatischen Reiche, den Europäern unterworfen zu sein, und China wird auch einmal diesem Schicksal sich fügen müssen.“

Hegels erbärmliche und immer falsche ‚Notwendigkeit’“

Elias Canetti[1]

Einleitung

Das Thema meines Referats ist die Geschichtsphilosophie Hegels, genauer: das Verhältnis, das zwischen der Einheit der Geschichte zu dem den in ihr agierenden Individuen besteht.

Das Referat gliedert sich in zwei Teile. Im ersten gebe ich eine grobe Zusammenfassung von Hegels Geschichtsphilosophie, um die mein Referat betreffende Textstelle im Zusammenhang einordnen zu können. Die Darstellung ist von „hermeneutischem Wohlwollen“ geprägt; sie versucht die Schwierigkeiten der Hegelschen Begriffs- und Theoriebildung zu vereinfachen und Zusammenhänge systematisch herzustellen. Der zweite Teil ist eine kurze, eher rhapsodische Problematisierung der Hegelschen Geschichtsphilosophie.

Das gewichtigste Problem, das sich mir stellte, war, dass der Text der erste Text von Hegel war, den ich gelesen habe. Ich musste also aus der gotischen Kathedrale des Denken Hegels den Baustein der Geschichtsphilosophie herausreißen, ohne die Zusammenhänge überblicken zu können. Bei den Teilen der Darstellung, die sich mit anderen Texten berühren, musste ich mich also auf die Sekundärliteratur verlassen, ohne selbst die Textoriginale überprüfen zu können (das betrifft, soweit ich es überblicken kann, vor allem die Zusammenhänge mit der Rechtsphilosophie und der Phänomenologie des Geistes).

Manche Zusammenfassung wird deshalb teilweise grob vereinfacht sein, mancher Begriff unsicher verwendet und mancher dem Kenner selbstverständliche Zusammenhang wird willkürlich zerrissen scheinen.

Ich hoffe, das Referat wird trotzdem seinen Zweck erfüllen.

I. Widergabe

a. Die spekulative Grundfigur

Die spekulative Grundfigur der Philosophie Hegels - die der Identität von Identität und Nichtidentität[2] - findet ihre Entsprechung in der Geschichtsphilosophie. Auf dem Gebiet der Metaphysik versucht Hegel eine Kritik des abstrakten Denkens. Die philosophische Tradition vor ihm versuchte das Eine, Allgemeine von dem Vielen, Besonderen zu trennen, mit der Folge dass das Eine als eine abgesonderte Entität dem Vielen gegenüber stand. Das Denken war Hegel zu Folge also „ab-strahiert“ im eigentlichen Wortsinne: d.h. „weg-gezerrt“ vom Konkreten.[3] Das größere Problem, das sich in dieser Denktradition ergab war, dass das Eine nicht das allumfassende Eine war, weil ihm das Viele gegenüber gedacht werden musste. Hegels Pointe - die spekulative Grundfigur - ist dagegen der Versuch eine höhere Einheit des Einen zu denken, die die Identität des Allgemeinen konkret mit ihrem Gegenteil, der Nichtidentität des Besonderen, zusammen denkt. Bei aller Berücksichtigung des Besonderen räumt Hegel aber der Einheit des Allgemeinen einen ontologischen Vorrang ein.

b. Theodizee

Übertragen auf das Gebiet der Geschichtsphilosophie besagt die Grundfigur, dass die Geschichte ein sinnvolles Ganzes bildet unter dem die einzelnen historischen Ereignisse betrachtet werden müssen. Wie Hegel auch selber feststellt[4], ist sein Plan die christliche Heilsgeschichte philosophisch in der Weltgeschichte zu rekonstruieren, also aus den bloßen Fakten der Geschichte ihren eschatologischen Plan herauszulesen.[5] Letzten Endes resultiert hieraus auch seine Vorstellung von der Aufgabe der Philosophie als denkendes Nachspüren der Vorsehung in den Tatsachen der Welt.[6]

[...]


[1] Elias Canetti: Aufzeichnungen 1973-1984, S. 90, Frankfurt 2002

[2] Herbert Schnädelbach: Hegel – zur Einführung, Hamburg 2001, S. 14ff

[3] So kritisiert Hegel den schematischen Formalismus Kants, der seiner Meinung nach das Paradox von Stoff und Form einseitig zugunsten der Form auflöst. Kant kann somit an den Gegenständen nichts denken, was nicht schon in seinen Kategorien enthalten ist. Hegel möchte das Verhältnis von Stoff und Form zusammen denken, weshalb der Gegenstand nicht ruhendes Sein sein kann, sondern ein Prozess ist, der erst im Absoluten zur Wahrheit kommt. Dabei behält er aber den Anspruch, diesen Prozess begrifflich erfassen zu können. Vgl. hierzu Richard Schaeffler: Einführung in die Geschichtsphilosophie, Darmstadt 1980, S. 178

[4] G.W.F. Hegel: Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie, Frankfurt 1986, S. 28 : „Unsere Erkenntnis geht darauf, die Einsicht zu gewinnen, dass das von der ewigen Weisheit Bezweckte wie auf dem Boden der Natur so auf dem Boden des in der Welt wirklichen und tätigen Geistes herausgekommen ist. Unsere Betrachtung ist insofern eine Theodizee, eine Rechtfertigung Gottes […].“

[5] Schnädelbach, S. 152: „Was seine [Hegels] Philosophie insgesamt zu leisten unternimmt, ist die philosophische Rechtfertigung der jüdisch-christlichen „geoffenbarten“ Religion, die glaubt und bekennt, dass das natürliche und das sittliche Universum Manifestationen des Absoluten durch seine eigene Verendlichung seien, in denen es sich schließlich miit sich selbst zusammenschließt;“

[6] Hegels Interpretation der Geschichte als Heilsgeschehen verändert auch die traditionelle Problemstellung der Theodizee seit Leibniz „Essais de theodizée“. Leibniz hatte das Leiden in drei Übel eingeteilt - das metaphysische, das physische und das moralische - und sie als Motivation für das Individuum erklärt, höher zu streben. Hegel verlegt die Theodizee von der individuellen Ebene auf die Ebene der Geschichte, rechtfertigt so das Leiden des Individuums sub specie aeternitatis.

Ende der Leseprobe aus 11 Seiten

Details

Titel
Hegels Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Philosophie)
Veranstaltung
Moderne Geschichtsphilosophie
Note
2,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
11
Katalognummer
V41010
ISBN (eBook)
9783638393737
Dateigröße
490 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Ausarbeitung eines Referats, das versucht, die Geschichtsphilosophie Hegels zu skizzieren, um anschließend das problematische Verhältnis des Individuums zum Ganzem der Geschichte zu erörtern.
Schlagworte
Hegels, Vorlesungen, Philosophie, Geschichte, Moderne, Geschichtsphilosophie
Arbeit zitieren
Marlon Drees (Autor:in), 2004, Hegels Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41010

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