Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Was sind Kampfdrohnen
2.1 Begriffsherkunft
2.2 Begriffsdefinition
2.3 Geschichte der Kampfdrohnen
2.4 Kampfdrohneneinsatz der USA
3. Chancen des Einsatzes von Kampfdrohnen
3.1 Erschwerte Aufklärung
3.2 Schnellerer Einsatz
3.3 Spezialisierung
3.4 Geringerer personeller und logistischer Aufwand
3.5 Geringere Abhängigkeit vom Mensch
3.6 Längere Einsatzzeiten
3.7 Effektivität
3.8 Geringere Opferzahlen des Militärs
4. Gefahren des Einsatzes von Kampfdrohnen
4.1 IT Sicherheit – Hacking von Drohnen
4.2 Psyche der Piloten
4.3 Kampfdrohnennutzung durch Dritte
4.4 Folgen für die betroffene Bevölkerung
4.5 Drohnen aus völkerrechtlicher Perspektive
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
7. Internetquellenverzeichnis
1. Einleitung
„You can’t say civilization don’t advance … in every war they kill you in a new way.“[1] So beschrieb der verstorbene Will Rodgers bereits im 20. Jahrhundert die Geschichte der Waffen. Heutzutage hat seine Aussage durch den Einsatz von unbemannten Waffensystemen wieder an höchster Brisanz und Aktualität gewonnen. Die Digitalisierung und Automatisierung nimmt immer weiter zu.
Menschen waren schon immer daran interessiert, alle Probleme, denen sie sich stellen mussten, immer effektiver und immer effizienter zu lösen. Seit der Erfindung von Pfeil und Bogen existiert die Idee, über große Entfernungen hinweg zu kämpfen und im Krieg auf Abstand zum Gegner zu bleiben. Die logische Weiterentwicklung dieser Idee sind moderne Waffensysteme, wie Kampfflugzeuge, Raketen, Marschflugkörper und eben Kampfdrohnen.
Kampfdrohnen machen viele ehemals für unmöglich gehaltene Dinge möglich. Ziele können, auch wenn sie tausende Kilometer entfernt sind, beobachtet werden. Diese Ziele können dann von Piloten, die im Heimatland stationiert sind, angegriffen werden. Gerade die USA haben sich den militärischen Wert der Kampfdrohnen zu Nutze gemacht. Sie setzten sie seit den Anschlägen vom 11. September 2001 für die Terrorismusbekämpfung ein. Es wurden Abschusslisten mit Terroristen erstellt, die nacheinander dann Ziel der Drohnenangriffe wurden. Die USA begründet den Einsatz der Kampfdrohnen vor allem im Hinblick auf das geringere Risiko für die beteiligten Soldaten. Die Soldaten sterben nicht irgendwo in einem fremden Land, in einem Krieg, der sie selbst nicht einmal mehr direkt betrifft. Weitergehend wird erwähnt, dass Kampfdrohnen erheblich effizienter und auch effektiver als herkömmliche Kampfmethoden im Kampf gegen den Terrorismus sind. So soll es auch zu geringeren Kollateralschäden kommen. Des Weiteren können auch für die speziellsten Aufgaben eigens Drohnen entwickelt werden. Drohnen führen auch die gefährlichsten, die schmutzigsten und die stumpfesten Aufgaben aus, zu denen Menschen nicht im Stande sind. Drohnen machen die Kriegsführung weniger abhängig vom Faktor Mensch und seinen Fehlern. Dies alles ist Zeichen eines Wandels des Krieges hin zu digitalen und automatisierten Kriegen.
Doch stehen diese Vorteile im Verhältnis zu den humanitären Folgen? So wird z. B. die betroffene Bevölkerung durch die Drohneneinsätze massiv psychisch belastet. Viele Kritiker behaupten, Drohnen erzeugen mehr Probleme, als sie lösen. Außerdem muss gefragt werden, ob der Einsatz von Drohnen zur Bekämpfung des Terrorismus völkerrechtlich überhaupt legitimiert ist. Einige Kritiker behaupten sogar, der Einsatz von Kampfdrohnen widersetzt sich klar den Grundsätzen der Menschenrechte und des Völkerrechts, die in der Genfer Konvention und der Charta der Vereinten Nationen festgelegt wurden. Die Praktiken der USA würden zu einer Aufweichung der Menschenrechte führen. Da das Thema aus genannten Gründen sehr strittig ist, es viele unterschiedliche Meinungen gibt und zudem noch durch den heutigen Einsatz im Militär eine hohe Aktualität aufweist, soll in dieser Facharbeit die Frage beantworten werden, inwiefern der Einsatz von Kampfdrohnen zu beurteilen ist. Dabei wird genauer auf den Einsatz von Drohnen im nahen Osten zur Terrorismusbekämpfung durch die USA eingegangen.
2. Was sind Kampfdrohnen
2.1 Begriffsherkunft
Es ist nicht eindeutig geklärt, wie der Begriff „Drohne“ entstanden ist. Wahrscheinlich ist das Wort Drohne aus dem niederdeutschen Wort „drane“ bzw. „drone“ entstanden, das „dröhnen“ bedeutet. Weiter gibt es nun zwei Theorien. Die erste Theorie besagt, dass das brummende Geräusch, das viele Drohnen beim Fliegen erzeugen, für diese Bezeichnung gesorgt hat. Die zweite Theorie ist, dass die Bezeichnung durch Soldaten im zweiten Weltkrieg entstand. Während des Krieges wurden zur Ausbildung neuer Soldaten ferngesteuerte Fluggeräte benutzt. Diese Fluggeräte erhielten einen schwarzgestreiften Anstrich, sodass sie wie Bienen aussahen. Daher nannten die Soldaten diese ferngesteuerten Fluggeräte wie männliche Bienen, die laut brummen.[2]
2.2 Begriffsdefinition
Unbemannte Fahrzeuge sind Fahrzeuge, die keine menschlichen Bediener tragen, jedoch von Bedienern ferngesteuert werden. Sie sind meist mit vielen Sensoren ausgestattet und können wiederverwendet werden. Kampfdrohnen sind unbemannte Luftfahrzeuge, die gleichzeitig mit Waffensystemen ausgestattet sind.[3]
2.3 Geschichte der Kampfdrohnen
Der erste erfolgreiche Versuch, den Gegner ohne das Risiko des Verlustes des eigenen Lebens aus der Ferne zu bekämpfen, wurde 1849 von österreichischen Truppen durchgeführt. In Venedig kam es zu Aufständen gegen die Herrschaft von Österreich. Diese Aufstände sollten zurückgeschlagen werden. Die österreichischen Brüder Franz und Josef Uchatius beluden einen unbemannten Ballon mit einer Sprengladung. Diese Sprengladung wurde an eine langsam brennende Zündschnur angeschlossen, sodass die Sprengladung erst nach einiger Zeit detonieren sollte. Das Problem war allerdings, dass die Ballons nur durch die Windkraft gelenkt werden konnten, sodass viele der Ballonbomben in die falsche Richtung flogen. Einige erreichten allerdings Venedig. Die erreichte Zerstörung führte unter anderem auch zum Sieg der Österreicher.[4]
Nachdem im ersten Weltkrieg die ersten Flugzeuge im Krieg eingesetzt wurden, kam die Idee auf diese ebenfalls zu automatisieren und fernzusteuern. Nikola Tesla hatte 1898 das erste ferngesteuerte Boot mit RC-Steuerung vorgestellt. Daraufhin wurde versucht diese Fernsteuerung auch für Flugzeuge einzusetzen.[5]
In Großbritannien entwickelte der Brite Archibald-Montgomery Low ein drahtlos gesteuertes Eindecker Flugzeug. Er hatte den Auftrag bekommen, eine ferngelenkte Waffe zur Abwehr von deutschen Zeppelinen zu entwickeln. Das Problem dieses Systems war es, dass man das Flugzeug nur steuern konnte, wenn man es sehen konnte. Man musste das Flugsystem ausrichten und dann „blind“ fliegen lassen.[6]
Im zweiten Weltkrieg löste die amerikanische Armee dieses Problem, indem sie bemannte Flugzeuge hinter den ferngesteuerten Flugzeugen hinterherfliegen ließen. Sie nutzten dieses System erfolgreich beim Angriff auf Deutschland. Allerdings war es für die Piloten der bemannten Flugzeuge schwer in der Luft beide Flugzeuge gleichzeitig stabil zu steuern.[7]
Im Vietnamkrieg gelang es den USA einen Hubschrauber Q-50 Drone Anti Submarine Helicopter, kurz DASH, zu entwickeln, der von einem Schiff aus gesteuert wurde. Er wurde zunächst zur Bekämpfung von U-Booten eingesetzt. Dazu hatte er zwei Torpedos für U-Boote geladen. Zur Zielerfassung wurde das Schiffsradar genutzt. Das Problem war, dass der DASH immer in der Nähe der Kommandoschiffe bleiben musste.
Später wurden an den DASH noch TV Kameras angebaut, sodass eine Navigation außerhalb der Sichtreichweite möglich war. Außerdem waren Sonarbojen geladen, die zur Zielerfassung ins Wasser geworfen werden konnten. Somit konnte der DASH eigenständig U-Boote bekämpfen. Weitere Versuche wurden mit eingebauten Granatwerfern, Streubomben und Maschinengewehren durchgeführt, damit man auch an Land aus der Ferne kämpfen konnte. Die Steuerung und die Zielerfassung war über die eingebaute Kamera möglich. Die meisten dieser Weiterentwicklungen waren erfolgreich. Jedoch war die damalige Computertechnik sehr störanfällig, sodass viele der DASH ins Meer stürzten. Aus diesem Grund waren die unbemannten Helikopter sehr kostenintensiv und in Folge dessen wurde die Weiterentwicklung von der amerikanischen Militärführung eingestellt.[8]
Man stellt fest, dass die Geschichte der Drohnen sehr früh nach der Entwicklung erster Fernzündmechanismen und Fernsteuerungen beginnt, jedoch die Weiterentwicklung meist aufgrund von Technik, die noch nicht genug fortgeschritten oder noch gar nicht entwickelt war, eingestellt wurde. Außerdem ist zu erkennen, dass die Geschichte der Drohnen sehr stark mit der des Krieges zusammenhängt.
Moderne Kampfdrohnen haben die meisten der genannten Probleme bewältigt. Sie sind nun ein anerkannt effektives Kriegsmittel. Die amerikanische Drohne „MQ-9 Reaper kann z.B. 1700 kg Last mit sich führen. Dies entspricht zehn Raketen vom Typ „Hellfire AGM-114“. Alternativ können auch schwere Bomben geladen werden. Moderne Drohnen sind jederzeit und an jedem Ort der Erde einsetzbar. Die Steuerung kann aus dem Heimatland erfolgen.[9]
2.4 Kampfdrohneneinsatz der USA
Am 09.11.2001 ereignete sich vorrangig in New York City der zahlenmäßig größte Terroranschlag der Geschichte der USA. An diesem Tag flog in beide Türme des World Trade Centers jeweils ein entführtes Passagierflugzeug. Beide Türme stürzten daraufhin ein. Außerdem flog noch ein entführtes Flugzeug in das Pentagon in Washington D.C.. Die Regierung der USA machte daraufhin die islamistische Terrororganisation Al-Qaida und ihren Anführer Osama bin Laden für die Anschläge verantwortlich. Die USA versuchte daraufhin weitere Anschläge durch einen ,,Krieg gegen den Terror” zu verhindern.[10]
In diesem Krieg werden seit 2002 auch Kampfdrohnen eingesetzt. Von 2002 bis 2010 stieg die Anzahl der verfügbaren ferngesteuerten Flugkörper des amerikanischen Militärs von 167 auf über 7000. Damit sind die USA das Land mit den meisten verfügbaren Drohnen. Allerdings gibt es keine offiziellen Zahlen über die vom amerikanischen Geheimdienst CIA verfügbaren Drohnen. Daher liegt die reale Anzahl vermutlich noch etwas höher.[11]
Die USA nutzten nach den Geschehnissen im Jahr 2001 Kampfdrohnen in Afghanistan zur Herstellung der Sicherheit und zur Terrorismusbekämpfung, im Irak und in Pakistan ebenfalls zur Terrorismusbekämpfung, in Jemen und Somalia zur Unterstützung der ansässigen Regierung und in Libyen zur Unterstützung der Bewegung gegen den früheren Diktator Gaddafi.[12]
Im Folgenden werden nur die Zahlen für die Angriffe in Pakistan und Afghanistan dargestellt. Die Zahl der ausgeführten Angriffe durch die USA ist zudem auch nicht genau festzustellen, da es keine offiziellen Zahlen, die durch das amerikanische Militär oder die Regierung veröffentlicht wurden, gibt. Die im Folgenden genannten Zahlen beruhen auf einer Studie des Londoner „Burea of Investigative Journalism“.[13]
In Pakistan wurden 9 Angriffe mit Kampfdrohnen im Zeitraum von 2004 bis 2006 durch die USA durchgeführt. In den Jahren 2007 bis 2008 waren es 35 Angriffe. In den nächsten zwei Jahren 53 Angriffe. In den Jahren 2011 und 2012 wurden 176 Angriffe durch die USA mit unbemannten Fluggeräten durchgeführt.[14]
In Afghanistan wurden 1336 Angriffe zwischen 2007 und 2012 durchgeführt. Darunter 294 Angriffe 2011 und 447 Angriffe 2012.[15]
Die Mehrheit der Angriffe wurde demnach in Afghanistan durchgeführt. Insgesamt ist eine stetige Steigerung der Angriffe in den Jahren nach dem Terroranschlag am 11. September 2001 zu beobachten.
Bei diesen Angriffen wurden laut der US-Regierung nur ,,militants” abgeschossen. Damit soll verhindert werden, dass unbeteiligte Zivilisten umkommen. Allerdings werden in Pakistan und Afghanistan alle männlichen Personen, die eine Waffe tragen könnten als ,,militant” definiert, sodass, obwohl nicht sicher ist ob diese Menschen überhaupt eine Bedrohung darstellen, sie zum Ziel von Drohnenangriffen werden. Dies ist einer der Gründe, warum von nur etwa zwei bis drei Prozent der Opfer die Namen bekannt sind. Daher ist es schwierig festzustellen, ob bei einem Drohnenangriff Zivilisten das Leben verloren haben.
[...]
[1] Zitiert nach: Singer: War oft he Machines: What is The Real Story of Robotic Weaponry?, In: Schmidt-Radefeldt: Automatisierung und Digitalisierung des Krieges, Berlin 2012, S. 32
[2] Vgl. Biermann, Wiegold: Drohnen – Chancen und Gefahren einer neuen Technik, Berlin 2015, S. 13
[3] Vgl. Altmann, Alwardt: Stand und Perspektiven der militärischen Nutzung von unbemannten Systemen, Dortmund, Hamburg, Gießen 2013 S.5
[4] Vgl. Biermann, Wiegold: Drohnen – Chancen und Gefahren einer neuen Technik, Berlin 2015, S.43
[5] Vgl. Singer: War oft he Machines: What is The Real Story of Robotic Weaponry?, In: Schmidt-Radefeldt: Automatisierung und Digitalisierung des Krieges, Berlin 2012, S. 24
[6] Vgl. Biermann, Wiegold: Drohnen – Chancen und Gefahren einer neuen Technik, Berlin 2015, S.48
[7] Vgl. Biermann, Wiegold: Drohnen – Chancen und Gefahren einer neuen Technik, Berlin 2015, S.57
[8] Vgl. Biermann, Wiegold: Drohnen – Chancen und Gefahren einer neuen Technik, Berlin 2015, S. 82
[9] Vgl. Schörnig: Die Automatisierung des Krieges: Eine kritische Bestandsaufnahme, In: Schmidt-Radefeldt: Automatisierung und Digitalisierung des Krieges, Berlin 2012, S. 40
[10] Vgl. Dr. Ganser: Die Terroranschläge vom 11. September 2001, Zürich 2012, S.3
[11] Vgl. Mellenthin: Von Afghanistan bis Somalia: Massenmord durch US-Drohnen, In: Strutynski: Töten per Fernbedienung, Wien 2013, S. 33
[12] Vgl. Mellenthin: Von Afghanistan bis Somalia: Massenmord durch US-Drohnen, In: Strutynski: Töten per Fernbedienung, Wien 2013, S. 33
[13] Vgl. Mellenthin: Von Afghanistan bis Somalia: Massenmord durch US-Drohnen, In: Strutynski: Töten per Fernbedienung, Wien 2013, S. 34
[14] Vgl. Mellenthin: Von Afghanistan bis Somalia: Massenmord durch US-Drohnen, In: Strutynski: Töten per Fernbedienung, Wien 2013, S. 35
[15] Vgl. Mellenthin: Von Afghanistan bis Somalia: Massenmord durch US-Drohnen, In: Strutynski: Töten per Fernbedienung, Wien 2013, S. 40