Der Börsengang als Finanzierungsinstrument für Wachstumsunternehmen am Praxisbeispiel Facebook


Term Paper, 2017

44 Pages, Grade: 2,0


Excerpt


Inhalt

1. Einführung

2. Finanzierungsalternativen für Wachstumsunternehmen
2.1. Private Equity
2.1.1. Begriffsbestimmung
2.1.2. Private Equity Anleger
2.2. Mezzanine-Kapital
2.2.1. Begriffsbestimmung
2.2.2. Finanzierungsvariationen
2.2.3. Anwendungsgebiete
2.3. Fremdfinanzierung durch Banken
2.3.1. Kurzfristige Kredite
2.3.2. Langfristige Kredite

3. Der Börsengang
3.1. Vorbereitung eines Börsengangs
3.2. Vorteile des Börsengangs
3.3. Nachteile des Börsengangs
3.4. Equity Story
3.5. Reifekriterien für den Börsengang
3.6. Aktien Preisfindung
3.6.1. Festpreisverfahren
3.6.2. Bookbuilding-Verfahren
3.6.3. Auktionsverfahren
3.7. Anforderungen an Börsenkandidaten
3.7.1. Börsensegmente
3.7.2. Prime Standard
3.7.3. General Standard
3.7.4. Entry Standard

4. Facebook
4.1. Finanzierungsrunden und Unternehmensbewertung
4.2. Eigentümerstruktur

5. Facebook Börsengang
5.1. Börsenverlauf
5.2. Gründe für die schlechte Entwicklung
5.3. Aktueller Kurs
5.4. Zukünftige Erwartung

6. Schlussbetrachtung

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Private Equity Statistik

Abbildung 2: Private Equity Fond Anleger

Abbildung 3: Mezzanine-Finanzierungen 2004-2008

Abbildung 4: Weltweit gehandelte Aktien 2000-2015

Abbildung 5: Vorbereitung eines Börsengangs

Abbildung 6: Bookbuilding-Verfahren

Abbildung 7: Börsensegmente

Abbildung 8: Institutionelle Zusammenfassung

Abbildung 9: Top 5 Inhaber von Institutionellen Beteiligungen

Abbildung 10: Größte Börsengänge weltweit nach Emissionsvolumen

Abbildung 11: Facebook-Akte auf Talfahrt

Abbildung 12: Entwicklung der Facebook Aktie

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Bilanzielle Einordnung des Mezzanine-Kapitals

Tabelle 2: Merkmale von Eigen-, Mezzanine- und Fremdkapital

Tabelle 3: Facebook-Investoren 2004-2011

1. Einführung

Wie schwer es heutzutage ist, sich am Markt zu behaupten und die Wettbewerbsrentabilität zu wahren sowie welche folgenschwere Konsequenzen Fehlentscheidungen nach sich ziehen können, wird uns immer wieder vor Augen geführt. Unternehmen sind stets bedacht, profitabel und gewinnbringend am Wettbewerbsprozess teilzunehmen, um mehr Marktanteile für sich zu beanspruchen und damit verbunden Wettbewerbsvorteile zu erlangen. Dieses Unterfangen wird mit der Zeit immer anspruchsvoller, da die Konkurrenz selber stets bestrebt ist, sich von den Mitbewerbern abzuheben. Die Globalisierung und der technische Fortschritt sind mitunter einer der Hauptgründe, warum sich der Wettbewerb zu einem hart umkämpften Markt entwickelt hat. Deshalb ist es wichtig, den nötigen Weitblick zu haben, um nachhaltig zu investieren. Ferner ist es unabdingbar, Gefahrenpotenziale zu erkennen, um im Zweifelsfall entsprechend reagieren zu können. Um Krisensituationen bewältigen zu können, müssen die unternehmerischen Entscheidungen bis ins Detail stets bedacht sein, um nicht mit ungewollten und unerwarteten Ereignissen konfrontiert zu werden. Die Vermeidung der Existenzgefährdung aus langfristiger Sicht setzt voraus, dass der Unternehmer stets existenzsichernde und Liquiditätssichernde Maßnahmen ergreift.

Die Welt scheint sich in einer Zeit einer ausgeprägten Informationsgesellschaft und Globalisierung schneller denn je zu drehen. Diese werden zusätzlich durch den rasanten technischen Fortschritt und die Digitalisierung enorm angekurbelt. Ein mittelständisches Unternehmen in einer schnell wandelnden Branche braucht deswegen ständig frisches Kapital, um weiter zu wachsen und Schritt zu halten. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, ist manchmal ein Börsengang unausweichlich. Denn dadurch wird das Unternehmen mit zusätzlichem Kapital ausgestattet. Einer der Hauptgründe eines derartigen Vorhabens ist die Beschaffung von Eigenkapital und die Reduzierung der Abhängigkeit von Banken. Die verbesserte Eigenkapitalbasis ermöglicht dem Unternehmer, sich unter günstigen Konditionen zu finanzieren. Als weitere Folge davon erschließen sich neue Finanzierungsalternativen.

Gerade die Finanzkrise hat gezeigt, wie wichtig es für Unternehmen ist, von Banken unabhängig zu sein. Aus einer Statistik geht hervor, dass in dem Zeitraum 1990-2015 ganze sage und schreibe 714 Unternehmen an die Börse gegangen sind. Anzumerken gilt, dass ein wesentlicher Teil hiervon in den Boom Jahren 1998-2000 vonstattengegangen ist.[1] Diese Fakten unterstreichen die enorme wirtschaftliche Bedeutung eines Börsengangs für ein Unternehmen.

Das im Jahre 2004 von Mark Zuckerberg gegründete Unternehmen Facebook Inc. ist ein US-amerikanisches Unternehmen mit Sitz in Menlo Park, Kalifornien. Die Gesellschaft verfügt über das soziale Netzwerk Facebook, die Video- & Foto-Sharing-App Instagram und dem Kurnachrichtendienst WhatsApp. Vorsitzender des Konzern ist Mark Zuckerberg, der auch gleichzeitig mit 23,6% der Anteile der größte Aktionär aller Investoren ist.

Am 01.02.2012 verkündete Facebook das Ansinnen, an die Börse gehen zu wollen. Dieses Jahrhundertprojekt sollte das i-Tüpfelchen einer bis dato erfolgreichen Unternehmensgeschichte sein, die seines gleichen sucht. Für einige wenige war der Börsengang ein Glücksgriff, für viele andere jedoch war dieser Wurf ein Alptraum.

Diese Arbeit entstand vor dem Hintergrund einer Wachstumsfinanzierung in Form eines Börsengangs am Fallbeispiel Facebook und soll der Leserschaft einen Überblick in das Thema Wachstumsfinanzierung verschaffen. Ziel dieser Hausarbeit ist es, der Leserschaft zu offenbaren, welche Chancen und Risiken ein Börsengang birgt und welche Rolle der Börsengang für die Finanzierungsstruktur von Facebook spielt. Außerdem werden die finanziellen Aspekte eines Börsengangs beleuchtet. Um in diese Thematik der Leserschaft einen tieferen Einblick zu verschaffen, werden zuerst im ersten Abschnitt des Hauptteils die verschiedenen Finanzierungsalternativen speziell für Wachstumsunternehmen beschrieben. Unter anderem wird auf die Finanzierungsmöglichkeiten Private Equity, Mezzanine Kapital und zu guter Letzt Fremdfinanzierungen durch Banken näher eingegangen. Im Zuge dessen wird im nächsten Punkt der Börsengang per se als Eigenkapitalbeschaffungsmaßnahme dargestellt. Hierunter wird zuerst die Begrifflichkeit definiert. Anschließend wird die Vorbereitung eines Börsengangs verdeutlicht. Die folgenden Aspekte beschäftigen sich mit den Vor- und Nachteilen eines Börsengangs. Im nächsten Abschnitt wird die Equity Story behandelt. Anschließend werden die Reifekriterien analysiert, über die ein Unternehmen verfügen muss, um Börsenfähigkeit zu erlangen. Im nächsten Punkt werden die einzelnen alternativen der Preisfindung dargestellt. Der letzte Theorieteil gibt Aufschluss über die Anforderungen an den Börsenkandidaten. Das nächste Kapitel stellt Facebook Inc. vor und gibt Auskunft über einige Eckdaten über das Unternehmen. Im Folgenden wird der praktische Teil dieser Arbeit behandelt, worin beschrieben wird, wie das Börsendebüt vonstattengegangen ist. Hierbei wird der Verlauf von der Vorbereitung bis zur Durchführung des Gangs an die NASDAQ-Börse beschrieben. Parallel dazu wird die Eigentümerstruktur von Facebook vor und nach dem Börsengang beleuchtet. Zudem werden die Gründe für die anfänglichen Komplikationen beim Börseneinstieg erläutert. Im Anschluss wird die Entwicklung der Facebook-Akte seit dem Börsengang mittels einem Diagramm veranschaulicht. Der darauffolgende Abschnitt gibt Auskunft über künftige Entwicklungen und Prognosen der Facebook-Akte. Abschließend wird diese Seminararbeit mit einer Schlussbetrachtung abgerundet.

2. Finanzierungsalternativen für Wachstumsunternehmen

In diesem Teil der Arbeit werden die verschiedenen Finanzierungsalternativen für Wachstumsunternehmen aufgeführt und erläutert.

2.1. Private Equity

2.1.1. Begriffsbestimmung

Unter Private Equity versteht man die Bereitstellung von Eigenkapital durch Private-Equity-Gesellschaften. Dadurch erwerben die Anleger für einen bestimmten Zeitraum Unternehmensanteile, um dadurch Zinsen zu erwirtschaften. Der Geldnehmer muss im Gegenzug dem Investor keine Grundpfandrechte abtreten, um die Beteiligung abzusichern. Aus Sicht der Beteiligungsgesellschaft ist die Investition zeitlich befristet, da das Kapital dem Schuldner mittel- bis langfristig zur Verfügung gestellt wird. Private Equity im weiteren Sinne umfasst die Finanzierung von etablierten Unternehmen, die sich bereits am Markt profiliert haben. Darüber hinaus gehört zum Leistungsspektrum der Beteiligungsgesellschaft die Hilfestellung, Beratung und Zusammenarbeit mit dem Management des finanzierten Unternehmens. Das Ziel der Beteiligungsgesellschaft ist die Erzielung einer möglichst hohen Rendite, entweder durch die Realisierung eines Gewinns bei der Veräußerung der Beteiligung oder durch die regelmäßigen Zinszahlungen, wobei letzteres für den Anleger weniger von Bedeutung ist. Private Equity-Beteiligungen erfolgen meist in Form einer stillen Finanzierung. In der nachfolgenden Statistik wird das Volumen der getätigten Private-Equity Investitionen im Jahr 2015 nach Branchen offengelegt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Abbildung nach: Statista (2016)

Abb. 1: Private Equity Statistik

Aus der vorhergehenden Grafik kann man entnehmen, dass der Unternehmens-/ Industrieerzeugnisse Sektor der Vorreiter dieser Rangordnung, dicht gefolgt vom Handel, ist. Den dritten Platz belegt die Life Sciences Branche, welches mehr als doppelt so viel als das Nachfolgersegment investiert hat. Auffällig an dieser Datenerhebung ist die Tatsache, dass in dieser Rangfolge die ersten drei Sektoren sich deutlich vom Rest abheben. Erst ab dem vierten Rang sinkt die Investitionsbereitschaft sukzessiv. Anzumerken gilt, dass die Landwirtschaft von der Private-Equity Finanzierung gar keinen Gebrauch gemacht hat.

Die Private-Equity Finanzierung erfolgt während der Wachstumsphase eines Mittelstandsunternehmens. Die Gesellschaft verzeichnet in diesem Zeitabschnitt steigende Umsätze sowie Gewinne. Die Expansion des Geschäftsbetriebs ist in dieser Phase von zentraler Bedeutung. Verwendungszweck des benötigenden Kapitals ist i. d. R. bspw. die Entwicklung und Platzierung eines neuen Produktes auf den Markt, der Zukauf von Wettbewerbern oder die Modifizierung von bestehenden Produkten. Diese Finanzierungsart ist mit einem geringen Risiko behaftet, da das Unternehmen schon die Gründungsphase überstanden hat und sich mittlerweile am Markt durchsetzen kann.[2]

Die wesentlichen Hauptakteure einer Private Equity Beteiligung sind die Investoren, die Kapitalnehmer und eine Private Equity Gesellschaft als Zwischenglied. Daneben beinhaltet das Gebilde zahlreiche unwesentliche Beteiligte, wie z. B. Wirtschaftsprüfer, Unternehmensberater, Rechtsanwälte und Investmentbankern, welche allesamt eine beratende Funktion für die Hauptakteure einnehmen.[3]

In Deutschland wurden die ersten Private Equity Gesellschaften im Jahr 1965 durch Privatinvestoren und Banken gegründet. In diesem Segment wurde unter anderem die deutsche Wagniskapitalgesellschaft als einer der ersten Gesellschaften etabliert.[4]

Grundsätzlich lässt sich der Private Equity Markt in zwei Tranchen unterteilen. Das Marktgebiet, in dem Investoren als Anbieter und Private Equity Gesellschaften als Kapitalnachfrager fungieren sowie das Marktgebiet für Unternehmensbeteiligungen, in dem Private Equity Gesellschaften als Anbieter und Investoren als Nachfrager dienen.[5]

2.1.2. Private Equity Anleger

Zu den klassischen Private Equity Fond Investoren gehören die Versicherungen, Pensionfonds und Banken. Jedoch hat sich in den letzten Jahren die Tendenz herauskristallisiert, dass sich zunehmend sogenannte Mega Fonds, oder auch Fund of Funds, im großen Stil in verschiedene Private Equity Fonds beteiligen. Neben den vorgenannten Anlegern investieren vermögende Privatpersonen sowie der öffentliche Sektor ebenso in Private Equity Fonds.

Der öffentliche Sektor hat sich seit der Finanzkrise zu einem Großinvestor von Private Equity Fonds entwickelt. Somit betrug der Anteil im Jahr 2011 23,7% vom Gesamtvolumen, welches zusammen mit Fund of Funds ein Gesamtengagement von 41% des gesamten Fondvolumens ergibt. Anschließendes Diagramm deckt den prozentualen Anteil der einzelnen Investorenfraktionen auf.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Abbildung nach: Renz (2015): S. 29 (Abweichung zur Originalquelle wegen Rundung)

Abb. 2: Private Equity Fond Anleger

Schrittmacher in dieser Aufteilung ist der öffentliche Sektor. Die Mega Fonds haben sich auf den zweiten Platz etabliert. Zu den Großinvestoren gehören ebenso die Kreditinstitute, welche den dritten Platz belegen. Diese drei Anleger haben mehr als die Hälfte am Gesamtvolumen investiert. Des Weiteren sind Anleger vertreten, wie bspw. die Pensionfonds und Versicherungen, die einen vergleichsweise unwesentlichen Anteil als Kapitalgeber für Private Equity Fonds besitzen. Hinzu kommen schließlich die letzten fünf Investoren mit einer jeweils relativ geringen Kapitaleinlage, welches in der Summe einen prozentualen Anteil von 16 % vom gesamten Kapital ausmacht. Auffällig an diesem Kreisdiagramm ist die Tatsache, dass der Kapitalgeber vom 12 prozentigen Anteil ungewiss ist.

Während im Jahr 2011 ein Gesamtkapital in Höhe von 2,86 Mrd. € in Private Equity Fonds angelegt wurde, betrug das Gesamtengagement im Vorjahr lediglich 1,20 Mrd. €. Innerhalb eines Jahres konnte somit das Anlagevolumen mehr als verdoppelt werden.

6,1 % der europaweiten Gesamtinvestitionen von institutionellen Investoren im Jahr 2007 ist den Private Equity Fonds zuzuschreiben. Amerikanische Institutionen hingegen investierten im selben Jahr 7,6 % ihres Gesamtanlagevermögens.[6]

2.2. Mezzanine-Kapital

2.2.1. Begriffsbestimmung

Das Mezzanine-Kapital ist eine gemischte Finanzierungform und besitzt eigen- und fremdkapitalähnliche Charakterzüge. Darüber hinaus kann das Verhältnis der Aufteilung je nach Bedarf eigenkapitaldominante (Equity Mezzanine) oder fremdkapitaldominante (Debt Mezzanine) Faktoren aufweisen. Diese Form der Bilanzierung entzieht sich oft einer klaren bilanziellen Zuordnung. Die unterschiedlichen Finanzierungsformen werden zwischen dem Eigen- und Fremdkapital passiviert. Im Folgenden wird die bilanzielle Einordnung nochmals tabellarisch aufgezeigt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Abbildung nach: Slebodia (2014): S. 11

Tab. 1: Bilanzielle Einordnung des Mezzanine-Kapitals

Mezzanine stammt aus dem italienischen und bedeutet ins Deutsche übersetzt Zwischengeschoss. Eine der häufigsten praktischen Ausgestaltungen ist die stille Gesellschaft. Des Weiteren findet diese Finanzierungalternative in der Praxis in Form von Genussrechte und Nachrangdarlehen Anwendung. Zu den essenziellen Eigenschäften gehört die Nachrangigkeit gegenüber anderen Gläubigern im Falle einer Insolvenz. In der Regel ist für die Absicherung der Finanzierung keine Überlassung von Sicherheiten vorgesehen. Aufgrund des erhöhten Risikos werden dem Kapitalgeber höhere Zinszahlungen eingeräumt. Typischerweise ist die Überlassung des Kapitals zeitlich begrenz. Diese beläuft sich in vielen Fällen zwischen 5-10 Jahre. Eine weitere kennzeichnende Besonderheit ist die Einflussnahme des Kapitalgebers in lediglich gewissen Situationen, sodass der Kapitalnehmer seine unternehmerische Entscheidungsfreiheit in einem möglichst hohen Umfang ausschöpfen kann. Als Folgeerscheinung eines Mezzanine-Kapitals ist die Stärkung der Eigenkapitalbasis. Dies führt wiederum zu einer Erhöhung der Bonität und der Kreditwürdigkeit. Die Inanspruchnahme einer derartigen Finanzierung zahlt sich ausschließlich bei einer positiven Wachstumsprognose mit einer hohen Ertragskraft aus.[7]

2.2.2. Finanzierungsvariationen

Im folgenden Abschnitt werden die unterschiedlichen Finanzierungsvariationen näher erläutert und differenziert. Dabei werden die Ausprägungen Equity Mezzanine, Debt Mezzanine, Standard Mezzanine und Individual Mezzanine thematisiert.

Bei einer Eigenkapitalfinanzierung haftet der Anleger mindestens mit seiner Einlage. Als Folge davon besteht ein Gewinnbeteiligungsanspruch zu Gunsten des Investors. Im Gegensatz dazu beteiligt sich der Gesellschafter ebenso an möglichen Verlusten. Des Weiteren hat der Gesellschafter ein Recht auf Einflussnahme auf unternehmerische Entscheidungen, um bei der Geschäftspolitik seinen Stempel aufzudrücken. Anzumerken gilt, dass das Eigenkapital prinzipiell für eine unbefristete Zeit Überlassen wird, ohne dass dabei Sicherheiten gestellt werden.[8]

Diese Form der Fremdfinanzierung ist durch die befristete Überlassung von Fremdkapital gekennzeichnet. Neben dem Tilgungsanspruch hat der Kreditgeber ebenso ein Recht auf Zinserträge. Der Kapitalgeber ist von möglichen Verlustbeteiligungen ausgeschlossen. Ebenso kann er keine Unternehmensanteile erwerben. Das gleiche gilt für etwaige Mitwirkungsrechte sowie Gewinnbeteiligungen am Unternehmen des Kapitalnehmers.[9]

Folgende Grafik veranschaulicht detailliert die Merkmale von Eigen-, Mezzanine und Fremdkapital.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Abbildung nach: Slebodia (2014): S. 13

Tab. 2: Merkmale von Eigen-, Mezzanine- und Fremdkapital

Das Standard Mezzanine-Kapital wird üblicherweise von Banken in Anspruch genommen. Hierbei werden sie als festverzinsliche Wertpapiere verbrieft und an eine Collateralized Debt Obligations weitergeleitet. Diese ist eine Zweckgesellschaft, welche die verbrieften Schuldtitel in einem Pool bündelt. Sie sind rechtlich selbstständig und sind vom Geschäfts- und Risikomanagement der Kapitalnehmer (Emittenten) unabhängig. Deren Cash-Flow wird zur Bedienung der Zins- und Tilgungszahlungen der emittierten Schuldtitel verwendet.[10]

Diese Wertpapiere werden gebündelt als Paket verkauft. In Folge dessen werden die Schuldtitel in drei verschiedene Kategorien tranchiert. Die Klassifizierung in die jeweilige Kategorie ist vom Rating des Emittenten abhängig. Der Kapitalnehmer mit dem besten Rating leistet seine Tilgungs- und Zinsleistungen vorrangig an den Investor. Das Ziel ist es, die Risiken umzuverteilen, sodass dem Investor eine gewisse Transparenz geschaffen werden kann.[11]

Im Rahmen einer derartigen Transaktion ist eine Due Diligence vorgesehen. Darunter versteht man eine weitgehende rechtliche, steuerliche sowie finanzielle Überprüfung einer Gesellschaft. Darüber hinaus werden die Stärken und Schwächen eines Unternehmens aufgezeigt, um potenzielle Kapitalgeber im Hinblick auf deren Investition mit relevanten Informationen zu versorgen. Ferner werden die Chancen und Risiken der Unternehmung systematisch untersucht, um dadurch möglichst präzise Analysen zu erstellen und sie auszuwerten. Auf Grundlage dessen entscheidet letztendlich der Kapitalgeber, ob und im welchem Umfang eine Investition getätigt wird.[12]

Das nachfolgende Diagramm offenbart eine Statistik mit getätigten Mezzanine-Finanzierungen für den Zeitraum 2004-2008.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Abbildung nach: Slebodia (2014): S. 15

Abb. 3: Mezzanine-Finanzierungen 2004-2008

Bis 2006 wuchs die Anzahl der gezeichneten Mezzanine-Investitionen stetig an. Im Jahre 2006 wurde der Höchstwert der getätigten Mezzanine-Finanzierungen erreicht. Im Jahre 2007 hat sich der Wachstumstrend nicht fortgesetzt und ist drastisch gesunken. In Folge der schweren Finanzkrise ist im Jahre 2008 der Markt für Standard-Mezzanine eingebrochen. Der Einbruch des gesamten Mezzanine-Marktes ist auf die zahlreichen Insolvenzanmeldungen von Mezzanine-Finanzierten Unternehmen zurückzuführen.

Das Individual-Mezzanine wird in aller Regel von Private Equity Unternehmen oder unabhängigen Finanzdienstleistern angeboten. Diese Form der Finanzierung ist nicht abhängig vom Kapitalmarkt und kann flexibel an die gegebene Finanzierungssituation des Kapitalnehmers angepasst werden. Die Vertragsbedingungen der Finanzierung kann vollkommen individuell auf das Unternehmen zugeschnitten werden. Je nach Finanzierungsbedarf oder Liquiditätslage des Mezzanine-Kapitalnehmers wird die Ausgestaltung der Bedingungen dementsprechend angepasst. Der Zinssatz hebt sich klar vom Leitzins ab und bewegt sich innerhalb einer Bandbreite zwischen 8 und 16%. Im Zuge der Finanzkrise ist der Bedarf an Individual-Mezzanine im Hinblick auf den Einbruch des Standard-Mezzanine Marktes gestiegen.[13]

2.2.3. Anwendungsgebiete

Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den Anwendungsgebieten der Mezzanine-Finanzierung, welche im Zuge der Investition in Erscheinung treten.

Die Inanspruchnahme des Mezzanine-Kapitals wird durch die Nichtgewährung von Bankdarlehen zunehmend verstärkt. Die Ursache liegt darin begründet, dass die Eigenkabitalbasis im Mittelstand zu karg ist. Ferner ist bei einem klassischen Bankdarlehen zur Absicherung des Darlehens die Überlassung von Sicherheiten vorgesehen. Bekanntlich ist ein Mittelstandsunternehmen materiell sowie finanziell nicht entsprechend bestückt, um den Forderungen der Banken nachzukommen. Bei der Aufnahme eines Mezzanine-Kapitals hat der Kapitalnehmer den Vorteil, dass durch eine gestärkte Liquiditätsbasis das Unternehmenswachstum gefördert wird. Durch die zusätzlichen finanziellen Mittel hat das Unternehmen die Möglichkeit, die Kapazitäten zu erweitern und als Folge davon in neue Märkte einzudringen.[14]

In der Praxis findet die Mezzanine Finanzierung im Rahmen einer Nachfolgefinanzierung Anwendung. Bei einem bevorstehenden Gesellschafterwechsel müssen die Geschäftsanteile der bisherigen Anteilseigner ausbezahlt werden. Der Rückkauf von Gesellschafteranteile löst einen Finanzierungsbedarf aus, welcher in vielen Fällen mit der Aufnahme eines Mezzanine-Kapitals gedeckt wird.[15]

Ein weiteres Anwendungsgebiet sind die sog. „Buy Outs“. Grundsätzlich wird zwischen MBO und MBI differenziert. Beim MBO wird durch das aktive Management die Mehrheit des Kapitals von den bisherigen Eigentümern erworben. In der Praxis ist dies häufig der Fall, wenn z. B. ein Unternehmen in eine wirtschaftliche Schieflage geraten ist und deren bisherigen Inhaber das Unternehmen nicht mehr finanzieren können. Üblicherweise wird ein kleiner Teil dieser Transaktion durch das Privatvermögen des Geschäftsführers finanziert. Der restliche Teil des Finanzierungsbedarfs wird durch Banken und Investoren gedeckt.

Unter MBI versteht man die Übernahme des Unternehmens durch ein externes Management. Hintergrund dieser Finanzierung ist die Entdeckung von Verbesserungspotenzial durch ein externes Management. Diese Erkenntnis wird als eine Chance gesehen, die Profitabilität und Rentabilität der Unternehmung auf ein möglichst hohes Maß anzuheben, um die Wettbewerbsfähigkeit des Geschäftsbetriebs wiederherzustellen.[16]

2.3. Fremdfinanzierung durch Banken

Grundsätzlich wird zwischen kurz-, mittel und langfristige Kredite unterschieden. Unter kurzfristig versteht man, wenn die Laufzeit eines Darlehens bis zu einem Jahr beträgt. Mittelfristig laufende Darlehen bezeichnet man einen Zeitrahmen von einem bis vier Jahren. Langfristige Darlehen beziehen sich auf einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren.[17]

2.3.1. Kurzfristige Kredite

Man redet von einer Kreditlinie, wenn der Kreditnehmer bis zu einer gewissen betragsmäßigen Obergrenze eine bestimmte Kreditart in Anspruch nehmen darf. Die Kreditlinie kann, muss aber nicht bis zur vereinbarten Obergrenze beansprucht werden. In vielen Fällen ist der Zinssatz flexibel und vom marktüblichen Zinsniveau abhängig.[18]

Ein weiteres kurzfristiges Darlehen ist der Lombardkredit. Dabei wird die Finanzierung gegen die Verpfändung von Vermögenswerten, wie bspw. Edelmetalle oder Wertpapiere, vergeben. Zudem zählt zu den Sicherheiten ebenso die Pfandleihe der Pfandleihhäuser.[19]

Zu den kurzfristigen Finanzierungen gehört ebenso der Überbrückungskredit. Dieser ist eine kurzfristige Finanzierungsform zur Bewältigung von vorübergehenden Liquiditätsengpässen.[20] Typischerweise ist für den Überbrückungskredit eine relativ kurze Laufzeit vorgesehen, in dessen zeitlichen Rahmen ein Sanierungskonzept erarbeitet werden soll.[21] Sinn und Zweck der Transaktion ist in vielen Fällen die Erbringung von Vorleistungen für Großaufträge.[22] Eine solche Finanzierung wird in der Regel von den Banken in Form eines Kontokorrentkredits vergeben. Für die Aufnahme eines Überbrückungskredits ist die Hinterlegung von Sicherheiten unabdingbar. Die Absicherung kann z. B. durch Überlassung von Grundpfandrechten oder durch Bürgschaft erfolgen.[23]

2.3.2. Langfristige Kredite

Ein Investitionskredit ist ein mittel- und langfristiges Darlehen und dient der Finanzierung des materiellen und immateriellen Anlagevermögens.[24] Mit diesem Kredit werden in erster Linie Anlagegüter wie Produktionsanlagen, Fuhrpark oder Lagerhallen finanziert, die dem Geschäftsbetrieb langfristig dienen sollen.[25]

Als Realkredit wird die Fremdfinanzierung von Immobilien bezeichnet. Die zeitliche Ausgestaltung hat einen langfristigen Charakter. Die Besicherung des Darlehens erfolgt durch die Abtretung von Grundpfandrechten in Form von Hypotheken oder Grundschulden. Ein weiteres Charakteristikum des Realkredits ist die Festsetzung der Vertragsbedingungen über die vereinbarte Zinsbindungsfrist. Anzumerken gilt, dass die Einhaltung der Konditionen nicht über die gesamte Darlehenslaufzeit gilt, sondern lediglich über die vertraglich vereinbarte Zinsbindung. Des Weiteren ist im Regelfall der marktübliche Zinssatz günstiger als der für Kontokorrentkredite und ungesicherte Personaldarlehen. Realkredite werden durch folgende institutionelle Einrichtungen gewährt:[26]

- Realkreditinstituten (Spezialbanken, die Realkredite anbieten und sich durch Pfandbriefe im Passivgeschäft refinanzieren)
- Sparkassen
- Geschäftsbanken
- Genossenschaftsbanken
- Bausparkassen
- Lebensversicherungen

3. Der Börsengang

Durch den Gang an die Börse platziert ein Unternehmen erstmalig Aktien am Kapitalmarkt. Insgesamt werden weltweit rund 55 Billionen US-Dollar am Aktienmarkt gehandelt, davon allein 20 Billionen an den US-Börsen.[27] Aufgrund einer immer rasanteren Entwicklung der Technologien und der Digitalisierung in den letzten Jahren sind Unternehmen gezwungen, immer neues Kapital zu erwirtschaften, um stetig wachsen zu können. Daher bietet sich ein Börsengang an, um externes Eigenkapital zuzuführen, welches unbefristet zur Verfügung steht. Außerdem hebt sich die betragsmäßige Höhe dieser Maßnahme deutlich von den anderen Finanzierungsformen ab, sodass ein relativ üppiges Kapital beschafft werden kann.

In der folgenden Abbildung soll veranschaulicht werden, wie viel Geld weltweit im Zeitraum 2000-2015 an den Börsen gehandelt wurde. Es gilt anzumerken, dass im vorgenannten Zeitraum sich der Wert über die Zeitspanne mehr als verdoppelt hat. Im Jahr 2015 beläuft sich der weltweite Aktienbestand auf rund 67 Billionen US-Dollar. Durch die Multiplikation der jeweiligen Kurse mit der Anzahl der Wertpapiere am Jahresende wird der Wert des Aktienbestands ermittelt. Das ausgesprochen extreme Tief im Jahr 2008 ist auf die Finanzkrise im Jahr 2007 zurückzuführen, welches maßgeblich zur US-Immobilienkrise beigetragen hat.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Abbildung nach: Statista (2016)

Abb. 4: Weltweit gehandelte Aktien 2000-2015

3.1. Vorbereitung eines Börsengangs

Bei einem IPO oder auch „ erstes öffentliches Angebot“ werden erstmalig Aktien eines Unternehmens öffentlich zum Kauf angeboten. Bevor allerdings ein Unternehmen an die Börsen gehen kann, muss eine ausführliche Planung vorgenommen werden. In der folgenden Abbildung werden die Phasen und Schwerpunkte eines IPO`s verdeutlicht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Abbildung nach: SIX Swiss Exchange, o. J.

Abb. 5: Vorbereitung eines Börsengangs

[...]


[1] Vgl. Statista, Börsengang, 2016

[2] Vgl. Reimers, N., Private Equity, 2004, S. 5 f.

[3] Vgl. Renz, M., Private Equity, 2015, S. 26

[4] Vgl. ebd., S. 36

[5] Vgl. ebd., S. 36 f.

[6] Vgl. ebd., S. 28 f.

[7] Vgl. Slebioda, D., Mezzanine-Finanzierung, 2014, S. 11 f.

[8] Vgl. ebd., S. 12

[9] Vgl. ebd., S. 12

[10] Vgl. Jortzik, S., Collateralized Debt Obligations, 2006, S. 15

[11] Vgl. Slebioda, D., Mezzanine-Finanzierung, 2014, S. 13 f.

[12] Vgl. Kapoor, V., Due Diligence, 2010, S. 6

[13] Vgl. Slebioda, D., Mezzanine-Finanzierung, 2014, S. 15 f.

[14] Vgl. ebd., S. 16

[15] Vgl. ebd., S. 16

[16] Vgl. ebd., S. 16 f.

[17] Vgl. Brettel, M./Rudolf, M./Witt, P., Fremdfinanzierung, 2005, S. 165

[18] Vgl. ebd., S. 165

[19] Vgl. ebd., S. 165

[20] Vgl. ebd., S. 165

[21] Vgl. Portisch, W., Überbrückungskredit, 2016, S. 613

[22] Vgl. Brettel, M./Rudolf, M./Witt, P., Fremdfinanzierung, 2005, S. 165

[23] Vgl. Wirtschaftslexikon24.com, Überbrückungskredit, 2016

[24] Vgl. Brettel, M./Rudolf, M./Witt, P., Fremdfinanzierung, 2005, S. 166

[25] Vgl. Breuer, W., Investitionskredit, o. J.

[26] Vgl. Hellerforth, M., Realkredit, 2008, S. 71

[27] Vgl. Eva, K., Aktienmarkt, o. J.

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Details

Title
Der Börsengang als Finanzierungsinstrument für Wachstumsunternehmen am Praxisbeispiel Facebook
College
University of applied sciences, Munich
Grade
2,0
Authors
Year
2017
Pages
44
Catalog Number
V433534
ISBN (eBook)
9783668757561
ISBN (Book)
9783668757578
File size
781 KB
Language
German
Keywords
Facebook, Unternehmensfinanzierung, IPO, Börsengang, Praxisbeispiel
Quote paper
Bachelor of Arts Asat Ramadani (Author)Gürkan Yazici (Author), 2017, Der Börsengang als Finanzierungsinstrument für Wachstumsunternehmen am Praxisbeispiel Facebook, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/433534

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