Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Der Methodenbegriff in der Sozialen Arbeit
1.2 Der Familientherapie-Begriff
1.3 Einordnung der Familientherapie als Methode der Sozialen Arbeit
2. Der Wechsel vom Elternhaus in eine neue Wohnform
2.1 Herausforderungen für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung in Ablösungsprozessen
2.2 Systemische Familientherapie mit Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung
3. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Familien, die ein Kind mit geistiger Behinderung haben, stehen vor unterschiedlichen Herausforderungen, die gemeinsam bewältigt werden müssen. Irgendwann kommt es dazu, dass das Kind aus dem Elternhaus ausziehen möchte oder den Eltern bewusst wird, dass sie nicht lebenslang für ihr Kind in den eigenen vier Wänden sorgen können. Meist fällt diese Ablösungsphase in die Zeit vor der Adoleszenz des Kindes. Da die Pubertät und das Erwachsenwerden ohnehin herausfordernde Lebensabschnitte sind, können hier Problemlagen entstehen, mit denen die Familie umzugehen lernen muss. Eine Familientherapie kann angezeigt sein, um der Familie Wege aufzuzeigen, sich auf ihre Ressourcen zurückzubesinnen.
Die Soziale Arbeit nutzt Familientherapie für ihre Hilfen in unterschiedlichen Bereichen, darunter fällt auch die sozialpädagogische Betreuung von BewohnerInnen mit Behinderung in diversen Wohnformen. Zur Beherrschung dieser Methode werden Fortbildungen angeboten, ihr Stand innerhalb der Profession ist allerdings umstritten. Daher wird sich der erste Teil dieser Arbeit damit auseinandersetzen, ob die Familientherapie überhaupt eine Methode der Sozialen Arbeit sein kann. Darauf aufbauend wird ein Ordnungsversuch unternommen, der die Vergleichbarkeit mit anderen Methoden innerhalb der Sozialen Arbeit ermöglichen soll. Im zweiten Teil wird dann die Familientherapie als unterstützende Methode beim Wechsel vom Elternhaus in die neue Wohnform für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung betrachtet. Es stellt sich also die Frage, ob die Familientherapie eine Methode ist, die von der Sozialen Arbeit genutzt werden kann und in dieser sensiblen Phase der Biografie von Menschen mit geistiger Behinderung genutzt werden kann.
Der Begriff ‚Behinderung‘ wird in dieser Arbeit im Singular verwendet, um zu verdeutlichen, dass Behinderung durch die Gesellschaft geschieht, nicht individuelle ‚Behinderungen‘ vorliegen, die den Menschen einschränken und behandlungsbedürftig machen. Außerdem wird zwar von ‚Menschen mit geistiger Behinderung‘ gesprochen, dass aber eher unterschiedliche kognitive Einschränkungen vorliegen und diese Menschen keine homogene Gruppe darstellen, soll nicht unerwähnt bleiben.
1.1 Der Methodenbegriff in der Sozialen Arbeit
In der Sozialen Arbeit wird der Methodenbegriff oft unterschiedlich gedeutet. GALUSKE etwa führt zwei Definitionsmöglichkeiten an, indem er in ein Methodenverständnis im engeren und im weiteren Sinne differenziert. Das Methodenverständnis im engeren Sinne fragt nach dem ‚wie‘ in einem Hilfeprozess (vgl. 2013: 28 f.). So definiert etwa das Fachlexikon der Sozialen Arbeit: „Unter Methode ist eine Arbeitsform/ein Arbeitsprinzip zu verstehen, das sich auf ein bestimmtes Klientensystem (Einzelperson, Paare, Familien, Gruppen) oder ein soziales System (Stadtteil, Gemeinwesen, Sozialraum) bezieht und bei dem in der Regel Hilfsmittel eingesetzt werden, um ein bestimmtes Ziel im Umgang mit einem sozialen Problem zu erreichen“ (DEUTSCHER VEREIN FÜR ÖFFENTLICHE UND PRIVATE FÜRSORGE 2007: 644).
Eine Methode verspricht den Sozialarbeitenden Handlungssicherheit durch das Ersetzen von intuitivem durch professionelles Wissen. Sie dient als Bindeglied zwischen Theorie und Praxis und kann den Hilfeprozess planbarer und transparenter machen (vgl. DEUTSCHER VEREIN FÜR ÖFFENTLICHE UND PRIVATE FÜRSORGE 2007: 644). Durch die Planung, Durchführung und schließlich Evaluation sollen Methoden zu einer wiederholbaren Handlungsanleitung werden (vgl. WENDT 2017: 60).
Das engere Verständnis des Methodenbegriffs stammt aus der Schulpädagogik und geht von einer Machbarkeit und Planbarkeit des Lernprozesses aus, unabhängig von individuellen Faktoren. Kritisch ist zu sehen, dass dieses Verständnis des Methodenbegriffs die Rahmenbedingungen und die Zielsetzung der Hilfemaßnahme ausklammert. Eine funktionierende Hilfeleistung kann nur geschehen, wenn auch diese Faktoren beachtet werden (vgl. VON SPIEGEL 2013: 66). Deswegen beziehen sich sowohl Von Spiegel als auch Galuske auf die Einteilung von GEIßLER/HEGE, die Methoden als Teil eines Konzeptes sehen und die Methode selbst als Handlungsidee, die sich in einzelne Techniken, also konkret methodische Handlungen, unterteilen lässt (vgl. 1999: 23 ff.). GALUSKE definiert vor diesem Hintergrund:
„Methoden der Sozialen Arbeit thematisieren jene Aspekte im Rahmen sozialpädagogischer/sozialarbeiterischer Konzepte, die auf eine planvolle, nachvollziehbare und damit kontrollierbare Gestaltung von Hilfeprozessen abzielen und die dahingehend zu reflektieren und überprüfen sind, inwieweit sie dem Gegenstand, den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, den Interventionszielen, den Erfordernissen des Arbeitsfeldes, der Institutionen, der Situation sowie den beteiligten Personen gerecht werden.“ (2013: 35)
Diese komplexere Sicht hat allerdings den Nachteil, dass eine Trennung zwischen dem Konzeptbegriff und dem Methodenbegriff kaum mehr nachvollziehbar ist. GALUSKE versucht eine Unterscheidung über den Fokus des Methodenbegriffs auf die Vorgehensweise, also eine Rückbesinnung auf das engere Begriffsverständnis (vgl. 2013: 35), während sich VON SPIEGEL vom Methodenbegriff komplett verabschiedet und stattdessen in Konzept und methodische Vorgehensweise unterscheidet (vgl. 2013: 67).
1.2 Der Familientherapie-Begriff
Der Begriff Familientherapie ist ein Sammelbegriff für unterschiedliche therapeutische Angebote, die den Blickwinkel vom Individuum hin zum familiären System lenken (vgl. GALUSKE 2013: 233). Dies bedeutet, dass „psychische Störungen und Strukturen ebenso wie psychotherapeutische Behandlungsphänomene […] nicht als in einem Systemmitglied (dem Patient[/der Patientin]) lokalisierten Phänomene betrachtet [wird], sondern interaktionell (zwischen Patient[In], Familie, Behandler[Inne]n und Sozialversicherungssystemen) erzeugte Gemeinschaftsleistungen [sind].“ (SCHWEITZER u.a. 2007: 4).
Unterschiedliche Ordnungsversuche sind in der Literatur zu finden, GALUSKE unterscheidet in die psychoanalytisch orientierte, die wachstumsorientierte und zuletzt die systemische Familientherapie. Die systemische Ausprägung ist die in der Sozialen Arbeit am meisten verbreitete Variante der Familientherapie (vgl. 2013: 233 f.) und wird auch in dieser Arbeit fokussiert. Innerhalb der systemischen Familientherapie gibt es ebenso unterschiedliche Ausprägungen, die heute allerdings zu einem großen Repertoire verschmolzen sind, das TherapeutInnen nutzen (vgl. SCHWEITZER u.a. 2007: 4).
Die Systemtheorie geht davon aus, dass Systeme, wie etwa die Familie, sich selbst produzieren und beeinflussen. Die Zirkularität besagt, dass die Verhaltensweisen eines Systemmitgliedes immer Ursache und Wirkung in den Verhaltensweisen eines anderen Systemmitgliedes haben. Durch die Kommunikation innerhalb der Zirkularität kommt es wiederholt zu bestimmten Abläufen, die sich festigen und zu eventuellen Problemlagen führen. Systemische Therapie möchte diese Regelkreisläufe durchbrechen und fragt danach, wie pathologische Systeme aufgelöst und positiv empfundene Systeme aufrechterhalten werden können (vgl. SCHWEITZER u.a. 2007: 6).
Probleme werden von systemischen TherapeutInnen als Lösungsstrategien angesehen, die sich bewährt und gleichzeitig eine Funktion im System haben. Deswegen wird nicht nur der/die sogenannte SymptomträgerIn behandelt, sondern alle nahestehenden Personen. Damit geht einher, dass die systemische Familientherapie wenig sprachzentriert ist und eher auf Handlungsänderungen der Systemmitglieder zielt. Der/die TherapeutIn nimmt im Behandlungskontext eine eher übergeordnete Rolle ein, er/sie leitet die Sitzung an und steuert den Gesprächsverlauf (vgl. GALUSKE 2013: 235 f.). Ziel ist nicht die Erforschung der Vergangenheit, sondern die Änderung der Gegenwart. Die TherapeutInnen begeben sich in das Familiensystem hinein, um die die Mechanismen der Familie zu modifizieren (vgl, MINUCHIN 1983: 29).
Zu den Behandlungstechniken gehören etwa das zirkuläre Fragen, bei dem Systemmitglieder über die Beziehung oder Handlungen anderer Systemmitglieder sprechen, während das betroffene Mitglied zuhören muss. Aber auch das ‚Fragen nach Ausnahmen von Problemen‘ wird praktiziert. Hierbei wird nach den Momenten gefragt, in denen das Problem nicht auftritt und eine Ausweitung dieser Momente wird angedacht. Zu den Aktionsmethoden gehören die Familienskulptur und das Familienbrett in denen jeweils ein Systemmitglied Beziehungsverhältnisse sichtbar macht und andere Systemmitglieder dann die Möglichkeit erhalten Bewertungen abzugeben, beziehungsweise die Aufstellung zu ändern. Typisch ist ein Abschlusskommentar der/des Therapeutin/Therapeuten, der positive Entwicklungen würdigt, aber auch Aufgaben für den Alltag formuliert. So ist etwa die paradoxe Intervention eine Technik, die die/den Klientin/Klienten dazu auffordert, das Problemsymptom zu zeigen. Dies trägt dazu bei, dass sich die KlientInnen entweder der Aufgabe verweigern und das Symptom nicht mehr zeigen oder das Symptom steuerbar wird (vgl. SCHWEITZER u.a. 2007: 10 f.).
Die systemische Familientherapie wird bei körperlichen Erkrankungen bereits seit den 1960er Jahren praktiziert. Der Behandlungsansatz der systemischen Familienmedizin ist, dass sich körperliche und psychische Erkrankungen wechselseitig beeinflussen. Chronische Krankheiten oder eine Behinderung prägen das Familiensystem nachhaltig und können den Krankheitsverlauf positiv oder negativ beeinflussen (vgl. RETZLAFF 2016: 36 f.). Im Laufe der 1980er Jahre wurden psychotherapeutische Verfahren auch stärker für kognitiv beeinträchtigte Menschen geöffnet. Davor herrschte weitgehend die Annahme, dass für einen ertragreichen therapeutischen Prozess bestimmte Intelligenzstrukturen vorhanden sein müssten. Die Notwendigkeit der Therapie für diese Klientel wird deutlich, wenn der Zusammenhang zwischen Traumata und einer manifestierten Behinderung beleuchtet wird (vgl. SOHLMANN 2009: 77 f.).
Es lässt sich schließen, dass eine Behinderung sich zwar auf das System auswirkt, „aber was Patient[In] und Familie aus der Krankheit machen, ob sie zu einer günstigen oder weniger günstigen Konstruktion von Wirklichkeit finden, hängt von familiären Prozessen ab, die durch Systemische Therapie/Familientherapie beeinflusst werden können.“ (SCHWEITZER u.a. 2007: 8).
1.3 Einordnung der Familientherapie als Methode der Sozialen Arbeit
Um eine Einordnung der Familientherapie als Methode der Sozialen Arbeit vornehmen zu können, bedarf es eines historischen Blickes zurück. Die klassischen Methoden der Sozialen Arbeit waren die soziale Einzelfallhilfe, die soziale Gruppenarbeit und die Gemeinwesenarbeit. Diese drei grundlegenden Methoden wurden aus dem amerikanischen Raum übernommen und bis Anfang der 1970er Jahre praktiziert. Mit den politischen StudentInnenbewegungen Ende der 1960er Jahre standen diese Methoden unter starker Kritik: Die fehlende theoretische Fundierung, die kaum vorhandene Selbstreflexion - insbesondere auf das Doppelmandat bezogen - und die defizitäre und teilweise diskriminierende Sichtweise auf die Klientel wurden angeprangert.
Natürlich lassen sich in der Rückschau auch positive Aspekte der klassischen Methoden feststellen: An die Stelle von Intuition traten verlässliche Verfahren, die den Hilfeprozess planbar und strukturiert werden ließen. Soziale Arbeit pointierte hierdurch, dass sie Wissen benötigt, um qualifiziert handeln zu können. Außerdem trugen diese Methoden zu einem demokratischen Verständnis bei, das nach den Kriegsjahren in Deutschland erst wieder Aufschwung finden musste (vgl. GALUSKE 2013: 115 ff.).
Die Verabschiedung von den klassischen Methoden der Sozialen Arbeit führte zu der aktuell vorliegenden Methodenvielfalt (vgl. GALUSKE 2013: 164), hinterließ gleichzeitig aber eine Lücke. Diese Lücke wurde teilweise durch die Adaption therapeutischer Methoden gefüllt, welche man als ‚Psychoboom‘ der Sozialen Arbeit bezeichnet. Eine Gegenbewegung entstand, die die Unterschiedlichkeit von Therapie und Sozialer Arbeit betonte (vgl. DEUTSCHER VEREIN FÜR ÖFFENTLICHE UND PRIVATE FÜRSORGE 2007: 645). Nach GALUSKE lassen sich zwar Gemeinsamkeiten zwischen Sozialer Arbeit und Therapie finden, wie etwa die Hilfe zur Lebensbewältigung, die Unterschiede hält aber auch er für gravierend: Die Soziale Arbeit beschäftigt sich mit den Komplexitäten des Alltags, während Therapie die Lösung von Schlüsselproblemen fokussiert. Die Settings sind in der Sozialen Arbeit tendenziell offener, in der Therapie meist geschlossen. Außerdem unterscheiden sich die zwei Fachrichtungen in Bezug auf ihre Klientel. So ist ein schichtspezifischer Zugang zu Therapieleistungen zu verzeichnen, hingegen zeichnet eine besondere Niedrigschwelligkeit die Soziale Arbeit aus (vgl. 2013: 138 ff.). Er schließt daraus, „dass sich Sozialpädagogik nicht in Therapie auflösen lässt, dass therapeutische Methoden folglich keine sozialpädagogischen Methoden sind“ (GALUSKE 2013: 145).
Dennoch nimmt er beim Versuch die Methoden der Sozialen Arbeit zu ordnen drei therapeutische Methoden mit auf. Er begründet dies mit der Attraktivität, die die therapeutischen Methoden für die Sozialarbeitenden haben und auch mit dem flächendeckenden Vorhandensein dieser Methoden in der Sozialen Arbeit (vgl. GALUSKE 2013: 170).
Es spricht also vieles dagegen, die systemische Familientherapie als Methode der Sozialen Arbeit einzustufen, jedoch hat sie einen Platz in der Praxis der Sozialen Arbeit gefunden. Daher kann sie, wie andere Methoden nach Geißler/Hege verortet werden. So wäre damit die Systemorientierung das übergeordnete Konzept, die systemische Familientherapie die Methode und etwa das zirkuläre Fragen eine Technik in der Sozialen Arbeit. Diesem Verständnis wird die vorliegende Arbeit folgen. Bei Verzicht auf den Methodenbegriff zugunsten des Konzeptbegriffes, wie es Von Spiegel tut, wäre die systemische Familientherapie das Konzept und das zirkuläre Fragen die methodische Vorgehensweise. Diese Einteilungen haben den Vorteil, dass sie die therapeutischen Konzepte für Sozialarbeitende vergleichbar mit anderen Methoden machen. Denn eigentlich sollte die systemische Familientherapie „den personalen und situativen Erfordernissen sozialpädagogischer Intervention angepasst werden, was bislang noch aussteht“ (GALUSKE 2013: 241).
2. Der Wechsel vom Elternhaus in eine neue Wohnform
Früher war der Wechsel vom Elternhaus zwangsläufig mit dem Einzug in eine stationäre Einrichtung verbunden. Heute gibt es unterschiedliche Wohnformen, die sich für Menschen mit geistiger Behinderung anbieten (vgl. ASELMEIER 2014: 166). Hier sind Außenwohngruppen, begleitetes Wohnen und integratives Wohnen, also das gemeinsame Wohnen von Menschen mit und ohne Behinderung, zu nennen. Die Idee hinter den neueren Wohnformen ist eine bessere Anbindung an das gesellschaftliche Leben, sowie eine individuellere Lebensweise. Tatsächlich sind in dezentralen Wohneinheiten die Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung aber oft eingeschränkt, da kurze Wege zu angepassten Angeboten entfallen. Auch ist die geringe Präsenz von Fachkräften in diesen Wohnformen kritisch zu sehen, da oft eine psychische Begleitung fehlt. Die Gefahr von Vereinsamung oder Konflikteskalation besteht und sollte abgewendet werden (vgl. PÖRTNER 2015: 72 ff.).
Eltern wünschen sich oft eine gruppenbezogene Wohnform für ihr Kind. Ein Erklärungsversuch hierfür ist die weit verbreitete Vorstellung der Eltern, dass eine Gruppe zu erhöhter Sicherheit beiträgt (vgl. ASELMEIER 2014: 169). Während die Jugendlichen selbst sich oft eine eigenständigere Wohnform wünschen, da sie das Bestreben haben, für sich einen ‚Normalzustand‘ herzustellen (vgl. PÖRTNER 2015: 77).
Zur Wahl der richtigen Wohnform gibt es Wohntrainingsgruppen, die das Austesten von unterschiedlichen Wohnungen ermöglichen (vgl. PÖRTNER 2015: 79 ff.). Dies kann bei den Jugendlichen mit Behinderung zu höher Zufriedenheit beim Ablösungsprozess führen.
2.1 Herausforderungen für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung in Ablösungsprozessen
Familien, die ein Kind mit Behinderung haben, sind allgemein höheren Belastungen ausgesetzt (vgl. RETZLAFF 2016: 15). Gleichzeitig sind oft Harmonisierungstendenzen innerhalb der Familie festzustellen. Bei etwaigen Autonomiebestrebungen oder Ablöseprozessen von Jugendlichen mit Behinderung kann sich dies negativ auswirken. Die Angst vor Konflikten ist hoch, da die Belastungssituation durch diese weiter ansteigt. Die Gefahr, dass pubertäre Verhaltensweisen nicht als solche gesehen werden, sondern mit der Behinderung in Zusammenhang gebracht werden, ist gegeben und schaden der Verselbstständigung (vgl. RETZLAFF 2016: 54).
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