Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Zusammenfassung des Vortrags
3 Haltungssysteme in Deutschland
3.1 Mastrinderhaltung
3.2 Legehennenhaltung
4 Möglichkeiten zur Bewertung von Haltungssystemen
4.1 Mastrinderhaltung
4.2 Legehennenhaltung
5 Fazit und Ausblicke
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabelle 1: Abmessungen für Mastrinderställe
Tabelle 2: Lidl-Haltungskompass
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Verbraucher setzen sich vermehrt kritisch mit dem Thema der Nutztierhaltung auseinander. Die daraus resultierenden Diskussionen innerhalb der Gesellschaft basieren auf Akzeptanzproblemen und schwindendem Vertrauen in Tier- und Umweltschutz (Spiller et al., 2016). Die konventionelle Tierhaltung gewinnt vor allem durch die wachsende Bevölkerung an Bedeutung. Dadurch, dass diese auf hohe Erträge, große Betriebe, effiziente Tierleistung und Stallhaltung abzielt, wächst die Kritik an dieser Haltungsform (Vanhonacker/Verbeke, 2014). Bereits 2010 wurde in Deutschland die Käfighaltung von Legehennen verboten und auch gesellschaftlich nicht mehr akzeptiert. Des Weiteren soll die Kleingruppenhaltung bis 2025 abgeschafft werden (Auerbach et al., 2014).
Von vielen Bürgern werden der natürlichen Lebensart nahe Haltungssysteme bevorzugt. Überwiegend Personen mit Haustieren sorgen sich um die Haltungsbedingungen von landwirtschaftlichen Nutztieren, da sie ihr eignes Haustier als Familienmitglied mit Gefühlen wahrnehmen (Vanhonacker/Verbeke, 2014). Mit Tierwohl verbinden die Verbraucher beispielsweise, dass eine „glückliche“ Kuh auf dem Weideland grasen kann. Ein Ausüben natürlicher Verhaltensmuster war für Legehennen in der Käfighaltung nicht möglich. Häufig wird das eigene Empfinden der Verbraucher auf das Wohlergehen der Tiere übertragen. So wird von ihnen wahrgenommen, dass Legehennen in Ställen ohne Tageslicht oder auf sehr engem Raum nicht artgerecht gehalten werden (Heng et al., 2013). Jedoch ist diese Übertragung des eigenen Empfindens auf das Wohlempfinden der Tiere nicht immer richtig (Busch et al., 2015).
In Kapitel zwei wird der Vortrag über Produkt- und Preisdifferenzierung auf der Basis von Tierhaltungsverfahren von Herrn Prof. Dr. Ullrich zusammengefasst. Der Vortrag zieht als Vergleich für die Kennzeichnung von Milch und Fleisch, die erfolgreiche Kennzeichnung von Haltungssystemen bei Eiern, in Betracht. Wie die gesetzlichen Vorschriften in verschiedenen Haltungssystemen zur Haltung von Mastrindern und Legehennen sind, wird in Kapitel drei dargestellt. In Kapitel vier werden Möglichkeiten, diese Haltungsbedingungen auf dem Endprodukt für den Verbraucher kenntlich zu machen, aufgezeigt. Es handelt sich dabei zum einen um die Kennzeichnung bei Legehennen, die bereits umgesetzt werden, wie dem Eier-Code und das Label für mehr Tierschutz. Zum anderen um den Haltungskompass von Lidl sowie dem noch in der Planung befindlichen staatlichem Tierwohllabel bei der Rindermast.
2 Zusammenfassung des Vortrags
Produkt- und Preisdifferenzierung auf der Basis von Tierhaltungsverfahren - „Brauchen wir das? Wollen wir das? Ist das geeignet?“
Die wachsende gesellschaftliche Kritik an der intensiven Nutztierhaltung, die aktuell weltweit an Bedeutung gewinnt, führt bei Bauern und Agrarökonomen zu Diskussionen (Spiller 2016). Einen möglichen Lösungsansatz bezüglich der Problematiken stellt Prof. Dr. Ulrich Hamm in seinem Vortrag, den er am 21.11.2017 in der Georg-August-Universität in Göttingen hielt, vor.
Die zentrale Fragestellung des Vortrags beschäftigt sich damit, ob die Kennzeichnung von Tierhaltungssystemen eine Möglichkeit der Preisdifferenzierung darstellt. Der Deutsche Bauernverband zweifelt an der Berechnung vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), dass die Verbraucherpreise nur um drei bis sechs Prozent steigen müssen, um eine gesellschaftliche akzeptierte Tierhaltung zu erreichen, da deutsche Verbraucher jedem Sonderangebot hinterherjagen. Der Deutsche Bauernverband sieht ein Problem darin, dass es bisher keine Kennzeichnung der Haltungssysteme auf Produktverpackungen gibt.
Infolgedessen wurde das Fachgebiet (Agrar- und Lebensmittelmarketing) von Prof. Dr. Hamm im Herbst 2015 vom Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) damit beauftragt, eine wissenschaftliche Review-Studie zu erstellen. Diese wurde in verkürzter Form im „Journal of Agricultural and Environmental Ethics“ veröffentlicht. Es sollte herausgearbeitet werden, welche Informationen auf Milch- und Fleischprodukten für die Kaufentscheidung der Verbraucher relevant sind und ob diese tatsächlich bereit ist, mehr Geld für mehr Tierwohl zu bezahlen.
Hierfür wurden Studien in deutscher und englischer Sprache, die zwischen Januar 2005 und September 2017 durchgeführt wurden, mit den Schlagworten „consumer, animal welfare“, „husbandry“, „rearing“, „production system“, „production method“, „production practice“ untersucht. Empirische Studien aus vergleichbaren Ländern, in denen Verbraucher ähnliche Verhaltensmuster aufweisen (USA, Kanada & EU), wurden gewählt. Diese Studien sollten zu Rind-, Schweine-, Schaf-, Geflügel-, Ziegenfleisch oder Milchprodukten durchgeführt worden sein. Bei der Literaturrecherche wurden 40 relevante Artikel gefunden. Die meisten Treffer gab es zu Schweinen, Milchkühen und Rindfleisch, wie erwartet hauptsächlich aus den USA. Wider Erwarten gab es in Dänemark die zweit meisten Treffer, was darauf schließen lässt, dass sich die dänische Forschung intensiv mit diesem Thema beschäftigt, auf Kundenwünsche eingeht und daher ein exportorientiertes Land ist. Die häufigste untersuchte Haltungsform ist die Freilandhaltung, welche von den Verbrauchern signifikant als positiv bewertet wurde sowie eine Einteilung in drei bis vierstufige Labels. Über die Hälfte der Befragten ist dafür bereit, mehr Geld für mehr Tierwohl zu zahlen.
Bei der Untersuchung von Prof. Dr. Hamm wurde die extensive Mutterkuhhaltung untersucht. Da wenig Verbraucher wissen um was für eine Haltungsform es sich handelt, wurden dreiviertel der Teilnehmer durch zwei Filme und einen Flyer aufgeklärt. Die Befragten, die die Informationen erhalten haben, haben sich häufiger für die extensive Mutterkuhhaltung entschieden, als die Verbraucher ohne Information. Es konnte festgestellt werden, dass die Haltungsform der Tiere einen deutlich stärkeren Einfluss auf das Kaufentscheiden der Verbraucher hat als der Preis.
Aus dem Ernährungsreport des BMEL geht hervor, dass sich 80 Prozent der Verbraucher auf Verpackungen eine Kennzeichnung der Haltungsformen wünschen. Eine Möglichkeit wäre die Übernahme der Kennzeichnung von Eiern (siehe Kapitel 4.2).
3 Haltungssysteme in Deutschland
3.1 Mastrinderhaltung
Bei der Rinderhaltung ist in zwei übergeordnete Haltungsformen zu unterscheiden. Zum einen gibt es die Einzelhaltung, die auf Öko-Betrieben ausschließlich übergangsweise oder eingeschränkt erlaubt ist, da Rinder Herdentiere sind und somit sozialen Kontakt zu Artgenossen suchen. Zum anderen werden Rinder in einer Gruppe gehalten, in der sie sozialen Kontakt austauschen können. Weitere Vorteile der Gruppenhaltung sind, dass das Spielverhalten und soziale Kompetenzen ausgelebt werden können, die Tiere allgemein mehr Bewegungsfreiheit haben, häufig sauberer sind als in der Einzelhaltung und es für den Landwirt zu Arbeitszeitersparnis kommt. Vor allem junge Rinder in der Wachstumsphase benötigen einen großen Laufbereich, da sie einen großen Bewegungsdrang haben. Im Laufe der Mast erhöht sich ihr Gewicht und somit auch die Liegezeit, was einen höheren Liegeplatzbedarf voraussetzt. Mastrinder können entweder in Einraumställen oder in Mehrraumställen gehalten werden. Dadurch, dass in einem Mehrraumstall die Funktionsbereiche getrennt sind, wird weniger als die Hälfte an Einstreu benötigt. Außerdem werden die Klauen durch den planbefestigten Fressplatz besser abgerieben und die Gefahr der Versumpfung kann ausgeschlossen werden. Zudem ist es nicht notwendig das Fressplatzniveau fortlaufend anzupassen (Göt/Bat 2003).
Die Investitionen für den Stallbau halten sich in Grenzen, da Rinder kältetolerant sind und es somit möglich ist, einen Außenklimastall zu bauen. Bei einem Außenklimastall werden die Rinder durch das Gebäude lediglich vor Niederschlag und Luftzug geschützt. Damit das Gebäude an die wechselten klimatischen Gegebenheiten angepasst werden kann, gibt es bei Neubauten Giebel- und Seitenwände, die man öffnen und wieder schließen kann. Durch die gute Belüftung eines Kaltstalles wird das Stallklima bei niedriger Schadgaskonzentration und Vermeidung von Schwitzwasser optimiert. Dennoch ist zu bedenken, dass es im Winter zum Einfrieren des Tränkwassers kommen kann (Ebd).
Bei der Abmessung für solch einen Stall gibt es, wie Tabelle 1 zu entnehmen ist, drei verschiedene Regelungen. Die homogene Gruppengröße bei Mastrindern sollte zwischen sechs und 15 Tieren betragen, um Unruhe zu vermeiden und die Übersicht zu behalten. Außerdem kommt es zu weniger Rangordnungskämpfen, wenn die Mastgruppen bereits im Kälberalter gebildet werden. Zusätzlich zu den in Tabelle 1 genannten Bereichen sollte an der Buchtenseite ein Treibgang von 80 cm gebaut werden (Ebd).
Tabelle 1 : Abmessungen für Mastrinderställe
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Tabelle nach Tierschutzleitlinie für die Mastrinderhaltung
In Niedersachen gibt es seit Ende 2017 eine „Tierschutzleitlinie für die Mastrinderhaltung“, in welcher die Laufstallhaltung als gute Möglichkeit der Mastrinderhaltung beschrieben wird. Bei dieser Haltung erfahren die Rinder Umweltreize, haben genügend Platz für Bewegung und können sozial miteinander interagieren. Ob genügend Platz pro Tier zur Verfügung steht, kann an den rangniedrigsten Tieren gemessen werden, die eine Indikatorfunktion einnehmen. Wenn diese Tiere ausreichend Futter sowie Wasser aufnehmen und sich ungestört ausruhen können, sind diese Tier gesund und die Haltungsbedingungen hinreichend. Bei der Laufstallhaltung ist zu unterscheiden in Liegeboxenlauf-, Tretmist-, Vollspalten- und Tiefstreuställe.
Das gängigste Haltungssystem sind Betonvollspalten in einer Einflächenbucht, obwohl dort das Aufstehen und Ablegen sowie das generelle Liegeverhalten der Mastrinder atypisch ist. Um möglichen Schädigungen des Vorderfußwurzelgelenkes oder der Schwanzspitzen vorzubeugen muss bei Um- oder Neubau eine verformbare und weichelastische Liegefläche (Gummiauflage) vorgesehen werden. Diese bietet den Rindern Trittsicherheit, Liegekomfort, die Gelenke werden geschont und die Ableitung der Körperwärme wird reduziert. Die Schlitze in der Gummiauflage, mit der der gesamte Boden in der Einflächenbucht ausgelegt ist, dürfen maximal 3,5cm betragen. Alternativ zur Einflächenbucht gibt es die Zweiflächenbucht. Hier werden die Funktionsbereiche Ruhe und Aktivität räumlich voneinander getrennt und nur der Ruhebereich ist mit einem Gummiboden ausgelegt. So kommt es im Aktivitätsbereich zum Klauenabrieb, was aus tiermedizinischer Sicht zu bevorzugen ist. Bei dieser Haltungsform ist darauf zu achten, dass die Tiere beim Fressen nicht mit den hinteren Klauen auf der Kante der Gummimatte stehen, denn dies könnte die Klauengesundheit negativ beeinflussen. Optimalerweise ist die Gummimatte abgesenkt und bildet mit den Betonspalten eine Ebene (Laves 2017).
In Tretmist- und Tiefstreuställen steht den Tieren eine wärmegedämmte, weiche Mistmatratze zur Verfügung. Wenn diese gut gepflegt wird, ist der Liegebereich trocken und sauber. Bei Durchnässung der Einstreu kann es zu erheblichen Belastungen des Gesundheitszustandes der Tiere kommen. So weicht beispielsweise das Klauenhorn auf (Klauenerkrankungen), die Tiere werden im Liegen einer erhöhten Ammoniakbelastung ausgesetzt (Atemwegsreizungen) oder die Tiere sind stärker verschmutzt (Hautprobleme). Durch die Bildung von Schadgasen in Tiernähe ist eine gute Belüftung unabdingbar, daher ist diese Haltungsform besonders für Außenklimaställe geeignet (Ebd).
Ein Liegeboxenlaufstall ist in drei Funktionsbereiche gegliedert, in Liege-, Fress- und Bewegungsbereich. Im Liegebereich befinden sich einzelne Liegeboxen, die durch seitliche Trennbügel voneinander separiert sind. Die Anzahl der Liegeboxen muss der Anzahl der Tiere, die in dem Stall gehalten werden, entsprechen. Die Größe der Liegeboxen variiert je nach Lebendmasse und Rasse der Tiere in der Länge von 140 bis 185cm und in der Breite von 80 bis 120cm, sodass die Tiere problemlos aufstehen und sich ablegen könne. Für Mastrinder empfiehlt es sich, Hochboxen 15 bis 20 cm oberhalb des Laufgangs mit Gummimatten zu verwenden. Von Tiefboxen ist aus hygienischen Gründen abzuraten (Ebd).
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