Das Verbot von Büchern in nationalsozialistischer Zeit mit Blick auf das Leben Erich Kästners


Trabajo de Seminario, 2005

22 Páginas, Calificación: gut


Extracto


Gliederung

1. Einleitung

2. Nationalsozialistische Kunstpolitik
2.1 Kunst- und Kulturideologie
2.2 Kontrollorgane im Bereich Kultur
2.2.1 Reichskulturkammer → Reichsschrifttumskammer
2.2.2 „Kampfbund für deutsche Literatur“

3. Literatur zur Zeit des Nationalsozialismus
3.1 Literarische Situation in Deutschland
3.2 Das Leben Erich Kästners während des Dritten Reiches
3.3 Exilliteratur

4. Schluss

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das Gebiet „Literatur im Dritten Reich“ umfasst viele Teilaspekte: Man kann auf die nationalsozialistische Literatur mit ihrer Thematik Bauerntum, Volksgemeinschaft, Krieg und soldatisches Heldentum und auf die Literatur, die von Autoren in der inneren Emigration verfasst wurden ist, eingehen. Des Weiteren ist auch die regimekritische Literatur untersuchenswert. Auch mit den Auswirkungen der nationalsozialistischen Schrifttumspolitik auf die verschiedenen Institutionen, Buchhandel, Presse und Verlage kann sich beschäftigt werden. Doch die genannten Aspekte hätten bei Weitem den Rahmen gesprengt.

Deshalb beschäftigt sich diese Hausarbeit mit der Situation in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus, das heißt, unter welchen Problemen die deutschsprachigen Autoren zu leiden hatten und welche Hindernisse ihnen in ihrer literarischen Arbeit von dem NS-Regime in den Weg geräumt worden sind. Doch soll mit dem Kapitel „Exilliteratur“ auch ein Einblick in das Leben deutschsprachiger Autoren außerhalb Deutschlands, die unter der Betrachtung „Literatur im Nationalsozialismus“ nicht vergessen werden dürfen, gegeben werden

Ein Blick in die Vorstellung der Nationalsozialisten wird mit der Kunst- und Kulturideologie gegeben, um die Hintergründe zu erfahren, die hinter den brutalen Taten der Nationalsozialisten steckten. Ebenso werden auch die zwei wesentlichen Kontrollorgane angeschnitten, mit denen die Nationalsozialisten ihre Schrifttumspolitik durchsetzten.

Literatur zu dem Hausarbeitsthema gibt es in Hülle und Fülle. Doch war es mit ziemlichen Schwierigkeiten verbunden, zusammenhängende Bücher über die Kunst- und Kulturideologie der Nationalsozialisten zu finden. Dieses Thema wird zwar in fast jedem Buch mit ein paar Sätzen angeschnitten – doch dabei bleibt es dann meist auch. Ähnlich sieht es auch mit den Kontrollorganen aus: Grobe Details sind schnell gefunden, doch dies reicht nicht aus, um ein Kapitel darüber inhaltlich anzufertigen. Und der „Kampfbund für deutsche Literatur“ hat in der Literatur für noch weniger Erwähnungen gesorgt.

2. Nationalsozialistische Kunstpolitik

2.1. Kunst- und Kulturideologie

Neben den Ambitionen den Staat, das Volk und die Gesellschaft dominierend zu beherrschen, wurde auch die Kunst und Kultur[1] nicht außer Acht gelassen: Die Nationalsozialisten sprachen diesem Bereich eine sehr hohe Stellung für Propaganda, aber auch für den Ausdruck des nationalsozialistischen Zeitgeistes, zu. Denn „die Kunst wird stets Bezeichnung und Spiegel der Sehnsucht und der Wirklichkeit einer Zeit sein[2], so Hitler in einer Rede am 23. März 1933 im Reichstag. Auch sollten „Blut und Rasse wieder zur Quelle der künstlerischen Intuition werden“[3]. Was darunter genau zu verstehen war, blieb unklar.[4]

Deshalb hatten die Nationalsozialisten „die Bekämpfung, Unterdrückung und Eliminierung aller Arten von Kultur, die nicht dem nationalsozialistischen, „völkischen“ Geschmack entsprachen, zum Ziel“[5]. Dazu gehörte Kunst, die als „unnational“ und „volksfeindlich“ eingeordnet oder als politisch missraten und rassisch diskriminierend abgefasst wurde. Dem entsprachen unter anderem die „Neger-Jazzkultur“ und die Intention „Bauhaus“.

Die nationalsozialistische Kunstpolitik war totalitär und zielte auf eine Gleichschaltung von Kunst und Kultur ab. Auch setzten die Nationalsozialisten auf eine Stärkung der „deutschen“ Kultur und Kunst und auf eine Förderung der „künstlerisch-kulturellen Entwicklung“. Alles in allem „duldete die Kunstpolitik keine freischaffende, autonome, unabhängige oder dem nationalsozialistischem Regime gegenüber kritisch eingestellte Kultur, stattdessen strebte sie eine politische und staatliche Unterordnung von Kunst und Kultur an, denn „Kunst blüht in erster Linie stets dort, wo erst eine größere politische Entwicklung ihr die Möglichkeiten bot.[6] Des Weiteren schuf die Kunstpolitik eine Abhängigkeit zwischen dem Kulturschaffendem und dem geforderten Dienst an Staat[7], Volk und Rasse.[8]

Kultur, die diesen Ansprüchen nicht gerecht wurde, wurde ab dem Frühjahr 1933 als „artfremd“, „undeutsch“, „entartet“ und „volksfeindlich“ eingestuft und bekämpft. „Deutsche“ und „artgemäße“ Kultur beruhte dagegen auf der „rassische Substanz“ des Volkes und auf der Blut-und-Boden-Ideologie der Nationalsozialisten.

Überhaupt erkannte Hitler nur die „Arier“ als die einzigen Kulturschöpfer an. Diese hatten die Aufgabe, andere Völker kulturell zu befruchten. Denn nur der „Arier“ war nach Hitler zur Herrschaft ausgewählt, da er „allein der Begründer höheren Menschentums überhaupt war, mithin den Urtyp dessen darstellt, was wir unter dem Worte „Mensch“ verstehen.[9] Falls dieser arische Einfluss durch „Blutsvermischung und das dadurch bedingte Senken des Rassenniveaus“[10] jedoch ausblieb, gingen die besagten Kulturen zu Grunde.

Die restliche Menschheit konnte folglich keine eigene Kultur begründen, sondern wandelte die Kreationen der Arier nur nach ihrer Eigenart ab. Somit „liefert der Arier die gewaltigen Bausteine und Pläne zu allem menschlichen Fortschritt, und nur die Ausführung entspricht der Wesensart der jeweiligen Rassen.“[11] Hitler bezeichnete diese Völker als Kulturträger. Als Beispiel dafür führte er Japan an, das „seine Kultur in den wesentlichen Grundstoffen von fremden Rassen erhält, aufnimmt und verarbeitet, um dann nach dem Ausbleiben weiteren äußeren Einflusses wieder zu erstarren[12].[13]

Neben den Kulturschöpfern und Trägern gab es nach Hitlers Auffassung noch die Kulturzerstörer. Als diese bezeichnete er die „unschöpferischen Juden[14]“, die als Antipode der „Lichtgestalt“ der „Arier“ gegenüber stehen. „Der Jude sei zu allen Zeiten der Todfeind jeder Kultur gewesen und bereits in Griechenland[15] und Ägypten als Totengräber der Kunst aufgetreten.“[16] Überhaupt fehle den Juden jede Spur von Idealismus. Dies sei aber eine Voraussetzung für eine eigene Kultur. Aus diesem Grund seien Juden auf künstlerischem Gebiet auch nur zu „geistigen Diebstahl“ in der Lage.

Auch sei die Kulturbetätigung von Juden ein Mittel zur „Unsicher- und Haltlosmachung der zivilisierten Nationen“ und zur „kulturellen Ergänzung der politischen Destruktion“. Hitler ging sogar soweit, dass er behauptete, dass „entartete“, moderne Kunst nur von Juden hervorgebracht wurde. Deshalb verband Hitler Internationalismus und Judentum miteinander, da die globale Kunst nicht mit seiner Vorstellung von einer Kultur auf „arischem“ Fundament übereinstimmte.[17] Auch war für ihn moderne Kunst vergänglich und würde somit nicht über Jahrhunderte, geschweige denn Jahrzehnte, fortbestehen.

Das Idealbild der Kunst war die Darstellung von Kraft und Schönheit. Krankes und Hässliches sollte dagegen nicht illustriert werden. Denn es ist nicht Aufgabe der Kunst „im Unrat um des Unrats willen zu wühlen, den Menschen nur im Zustand der Verwesung zu malen, Kretins als Symbol der Mutterwendung zu zeichnen und krumme Idioten als Repräsentanten der männlichen Kraft hinzustellen[18]. Dies war auch der Grund, warum die Nationalsozialisten gegen die Juden ankämpften. Denn „der Weltfeind, gegen den wir im Kampfe stehen, hat auf seine Fahnen ebenso die Vernichtung des Wahrhaftigen als des Schönen geschrieben.“[19] Und dies sollte vom Nationalsozialismus unterbunden werden, indem die „arische Rasse“ zur deutschen Kunst geführt werde.

2.2. Kontrollorgane im Bereich Kultur

2.2.1. Reichskulturkammer Þ Reichsschrifttumskammer

Die Reichskulturkammer wurde am 22. September 1933 durch ein Gesetz als Körperschaft öffentlichen Rechts gegründet, um eine Gleichschaltung im Bereich Kultur zu erreichen. Joseph Goebbels[20] wurde zum Präsidenten und jeweils ein Staatssekretär des Propagandaministeriums[21] in den folgenden Jahren zum Vizepräsidenten ernannt. Die Reichskulturkammer gliederte sich in sieben Einzelabteilungen, denen die bis dahin existierenden Berufsverbände untergeordnet wurden:

- Reichsfilmkammer
- Reichsmusikkammer
- Reichstheaterkammer
- Reichspressekammer
- Reichsschrifttumskammer
- Reichskammer der bildenden Künste
- Reichsrundfunkkammer

Ab 12. Februar 1934 übernahm die Reichskulturkammer eine kooperative Mitgliedschaft mit

der Deutschen Arbeitsfront (DAF)[22] und ab Juni 1934 übernahm der „Völkische Beobachter“[23] die Funktion des Mitteilungsblattes der Kammer.

[...]


[1] Ergebnisse von Wissenschaft und Technik, so Hitler.

[2] Adolf Hitler, zitiert in: Lammers, Karl Christian: Kultur- und Kunstpolitik in Dänemark, in: Benz, Wolfgang; Otto, Gerhard; Weismann, Anabella (Hrsg.): Kultur-Propaganda-Öffentlichkeit. Intentionen deutscher Besatzungspolitik und Reaktionen auf die Okkupation (= Nationalsozialistische Besatzungspolitik in Europa 1939-1945, Band 5), Berlin 1998, S. 106

[3] Ebenda

[4] Vgl.: Ebenda, S. 106f.

[5] Vgl.: Ebenda, S. 107

[6] Adolf Hitler, zitiert in: Backes, Klaus: Hitler und die bildenden Künste. Kulturverständnis und Kunstpolitik im Dritten Reich, Köln 1988, S.55

[7] Staat war nach Hitler die Vorraussetzung zur Bildung einer höheren menschlichen Kultur. Die Ursache dafür stellten die „Arier“ dar.

[8] Vgl.: Lammers, Karl Christian: Kultur- und Kunstpolitik in Dänemark, in: Benz, Wolfgang; Otto, Gerhard; Weismann, Anabella (Hrsg.): Kultur-Propaganda-Öffentlichkeit. Intentionen deutscher Besatzungspolitik und Reaktionen auf die Okkupation (= Nationalsozialistische Besatzungspolitik in Europa 1939-1945, Band 5), Berlin 1998, S. 107f.

[9] Hitler, Adolf: Mein Kampf, 291./295. Auflage, München 1938, S.317

[10] Wendt, Bernd Jürgen: Deutschland 1933-1945. Das „Dritte“ Reich. Handbuch zur Geschichte, Opladen 2000, S. 307

[11] Hitler, Adolf: Mein Kampf, 291./295. Auflage, München 1938, S.318

[12] Adolf Hitler, zitiert in: Backes, Klaus: Hitler und die bildenden Künste. Kulturverständnis und Kunstpolitik im Dritten Reich, Köln 1988, S. 49f.

[13] Vgl.: Backes, Klaus: Hitler und die bildenden Künste. Kulturverständnis und Kunstpolitik im Dritten Reich, Köln 1988, S. 49f.

[14] Hitler charakterisierte die Juden als „Parasiten“, die sich die „Grundlage ihres geistigen Arbeitens“ von anderen Völkern abgesehen hatte

[15] Kunst der Griechen und Römer sah Hitler als Vorbild an

[16] Backes, Klaus: Hitler und die bildenden Künste. Kulturverständnis und Kunstpolitik im Dritten Reich, Köln 1988, S.51

[17] Ebenda, S.51

[18] Adolf Hitler, zitiert in: Backes, Klaus: Hitler und die bildenden Künste. Kulturverständnis und Kunstpolitik im Dritten Reich, Köln 1988, S.52

[19] Adolf Hitler, zitiert in: Ebenda

[20] Neben dem Präsidentenamt der Kammer war Goebbels auch als Reichspropagandaleiter der NSDAP und Reichsminister für Volksaufklärung zuständig.

[21] Errichtung des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda im März 1933 zur Überwachung des Kulturbereiches

[22] DAF wurde am 10. Mai 1933 gegründet; durch die "freiwillige, aber erwünschte" Einheitsmitgliedschaft und die von ihr organisierten Aktivitäten ermöglichte es die DAF dem NS-Regime, die arbeitende Bevölkerung sowohl im Beruf als auch in der Freizeit zu kontrollieren

[23] Zentralorgan der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP)

Final del extracto de 22 páginas

Detalles

Título
Das Verbot von Büchern in nationalsozialistischer Zeit mit Blick auf das Leben Erich Kästners
Universidad
Otto-von-Guericke-University Magdeburg  (Institut für Neuste Geschichte/Zeitgeschichte)
Calificación
gut
Autor
Año
2005
Páginas
22
No. de catálogo
V47228
ISBN (Ebook)
9783638442237
ISBN (Libro)
9783638659284
Tamaño de fichero
517 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Verbot, Büchern, Zeit, Blick, Leben, Erich, Kästners
Citar trabajo
Ragna Iser (Autor), 2005, Das Verbot von Büchern in nationalsozialistischer Zeit mit Blick auf das Leben Erich Kästners, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47228

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