Wie unterscheidet sich die Partnersuche in der digitalen Zeit? Analoges und digitales Dating im Vergleich

Eine Gegenüberstellung relevanter Persönlichkeitsanteile


Bachelorarbeit, 2018

171 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

II Abbildungsverzeichnis

III Tabellenverzeichnis

IV Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Theoretischer Hintergrund und aktueller Forschungsstand
2.1 Liebe
2.1.1 Definition „Liebe“
2.1.2 Dreieckstheorie der Liebe nach Sternberg
2.1.3 Liebesstile
2.1.4 lst„Liebe auf den ersten Blick“ wirklich wahr?
2.2 Interpersonelle Attraktion
2.2.1 Affiliation
2.2.2 Interpersonelle Anziehung
2.2.2.1 Räumliche Nähe
2.2.2.2 Vertrautheit
2.2.2.3 Ähnlichkeit
2.2.2.4 Wechselseitige Sympathie
2.2.2.5 Physische Attraktivität
2.3 Theorien in Bezug auf langfristige Partnerschaften
2.3.1 Definition „Partnerschaft“ und „Ehe“
2.3.2 Theorie der Interdependenz von Trihaut und Kelley
2.3.3 Resbult’s Investitionsmodell
2.4 Persönlichkeitsanteile
2.4.1 Neurotizismus
2.4.2 Narzissmus
2.4.3 Selbstwertgefühl
2.4.4 Romantischerldealismus
2.5 Digitale Zeit
2.5.1 Digitales Zeitalter
2.5.2 Dating-Portale
2.5.3 TV-Dating-Shows

3 Methodisches Vorgehen
3.1 Fragestellung und Zielsetzung der Empirie
3.2 Interviews als Befragungsmethode der qualitativen Forschung
3.2.1 Leitfaden für das telefonische Interview
3.2.2 Gütekriterien bei Interviews
3.2.3 Auswahl der Befragten
3.3 Ablauf, Durchführung und Nachbearbeitung des Interviews
3.4 Auswertungsmethode der Interviews
3.4.1 Die qualitative Inhaltsanalyse
3.4.2 Non-Parametrisches Verfahren für Rangdaten

4 Ergebnisse
4.1 Ergebnisse der Interviewgruppe „Analoges Dating“
4.2 Ergebnisse der Interviewgruppe „Digitales Dating“
4.3 Ergebnisse der Interviewgruppe „Hochzeit auf den ersten Blick“
4.4 Vergleich der Interviewgruppen

5 Diskussion, Fazit, Ausblick
5.1 Methodenkritische Diskussion
5.1.1 Das Interview als Erhebungsinstrument
5.1.2 Diskussion der Befragtenauswahl
5.1.3 Durchführung und Auswertung der Interviews
5.1.4 Diskussion bezüglich der Erfüllung der Gütekriterien
5.2 Ergebniskritische Diskussion
5.3 Fazit
5.4 Ausblick

V Literaturverzeichnis

VI Anhangsverzeichnis

VII Anhang

Kurzfassung

Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Thematik einer Gegenüberstellung des analogen und des digitalen Datings sowie der neueren TV-Dating-Shows in Bezug auf ausgewählte Persönlichkeitsanteile zu erforschen. Hierzu wird eine qualitative Forschungsanalyse in Form von insgesamt 18 Interviews durchgeführt, welche sich gleichmäßig auf die drei genannten Datinggruppen aufteilen. Bei der Auswertung der Ergebnisse werden sowohl Gemeinsamkeiten bezüglich der romantischen Idealisierung und des ausgeprägten Per­sönlichkeitsanteils Neurotizismus als auch Unterschiede in Bezug sowohl auf die roman­tische Idealisierung als auch die Ausprägungen der Persönlichkeitsanteile Narzissmus und Selbstwertgefühl festgestellt. Diese Ergebnisse stellen neue Erkenntnisse dar. Zu­dem werden weitere Ergebnisse festgestellt, welche den Persönlichkeitsanteil Offenheit betreffen und das durchschnittliche Alter der Personen, die an einer TV-Dating-Show teilgenommen haben. Auf Grundlage der Ergebnisse werden im weiteren Verlauf dieser Forschungsarbeit Empfehlungen für weitere Studien ausgesprochen, auf welche weitere Fokussierungen gelegt werden sollten.

Abstract

The aim of the present study is to explore the topic of a comparison of analog and digital dating as well as the new TV dating shows in relation to selected personalities. For this purpose, a qualitative research analysis is carried out in the form of a total of 18 interviews, which are divided equally among the three dating groups mentioned, so that a person has used one of the mentioned forms. Within the evaluation of the results, similarities between romantic idealization and pronounced personality involvement of neuroticism as well as differences in romantic idealization as well as the personality traits narcissism and self-esteem are identified. These results provide new insights. In addition, other findings are found that affect the personality level of openness and the average age of those who participated in a TV dating show. Based on the results, recommendations for further studies are made in the further course of this research work, on which further focus should be placed.

II Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Dreieckstheorie nach Sternberg Abb. 2: Investitionsmodell nach Rusbult

III Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Classification of the combination of actor and partner effects in dyadic research adapted from Ledermann, Rudaz, & Grob, in press

IV Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Die Thematik des online Dating beschäftigt nicht nur Millionen von Personen, die solche Plattformen oder Apps nutzen, sondern seit einigen Jahren auch die psychologische Wissenschaft. Die Zahlen für das online Dating wachsen stetig, da täglich neue Perso­nen ihr Liebesglück mit Hilfe von online Anbietern finden möchten (Aretz, Gansen-Am- mann, Mierke & Musiol, 2017).

Heutzutage wird jedoch nicht mehr nur über das Internet nach dem richtigen Partner gesucht, sondern auch mit Hilfe von Fernsehsendungen. Jährlich bewerben sich viele tausend Personen für die verschiedenen TV-Dating-Shows, da sie über solche Sendun­gen den perfekten Partner kennenlernen möchten. Dadurch entwickeln sich jährlich welt­weit neue Sendungen, bei denen Personen potenzielle Partner kennenlernen sollen. Die Konzepte und Zielgruppen solcher Sendungen variieren sehr. Die TV-Dating-Show „Hochzeit auf den ersten Blick“ basiert auf einem anderen Konzept als beispielsweise die TV-Dating-Show „Bachelor“. Der Aufbau einer solchen Sendung ist anders und es werden verschiedene Personen angesprochen, die sich die Sendungen im Fernsehen ansehen oder sich für solche Sendungen bewerben. Diese Sendungen sind täglich im Fernsehen wiederzufinden. Die meisten Sendungen werden wöchentlich ausgestrahlt über mehrere Monate lang. Vor allem für die Generation X, Y und Z stellen diese neueren Formen des Datings eine gute Möglichkeit dar einen potenziellen Partner zu finden, da diese Generationen mit dem Internet und den neuen Medien und Erfindungen aufwach­sen. Sie haben einen anderen Bezug zu diesen Plattformen und Sendungen als Perso­nen aus früheren Generationen (Meyen & Pfaff-Rüdriger, 2009). Dennoch melden sich auch Personen aus anderen Generationen auf online Dating-Plattformen an oder bewer­ben sich für unterschiedliche Konzepte einer TV-Dating-Show, da diese Personen meist aufgrund ihrer Arbeit zeitlich eingeschränkt sind und anderweitig kaum die Möglichkeit haben neue Personen und neue potenzielle Partner kennenzulernen. Da die aktuellen Generationen zu einer Leistungsgesellschaft gehören besteht die Annahme, dass online Plattformen und TV-Dating-Shows weiter expandieren werden, da die zu erbringende Leistung verstärkt als wichtig angesehen wird. Somit stellt es sich zunehmend als un­wahrscheinlich dar, dass Personen sich zufällig in ihrer eingeschränkten Freizeit ken­nenlernen, da die Freizeit nur noch vermindert vorhanden ist und sein wird. Außerdem wird extrem für solche Plattformen und Sendungen im alltäglichen Leben geworben. Es gibt Werbeanzeigen auf Plakaten, im Internet, im Radio oder im Fernsehen sich auf on­line Dating-Plattformen anzumelden, um den perfekten Partner kennenzulernen oder sich für eine neue Staffel einer TV-Dating-Show zu bewerben. Solche neuen Werbespots stellen eine neue Kategorie für das Marketing dar, sodass auch Wirtschaftspsychologen sich mit diesen Thematiken für eine Werbung auseinandersetzen sollten.

Es gibt bereits einige Studien über das online Dating, die sich auf verschiedene Aspekte fokussieren. Beispielsweise wurden schon einige Persönlichkeitsanteile erforscht, die verstärkt ausgeprägt sind, wenn online Dating genutzt wird. Diese sind der Narzissmus und das Selbstwertgefühl. Jedoch sind noch keine veröffentlichten Studien überTV-Da- tings-Shows auffindbar.

Diese Arbeit beschäftigt sich somit das erste Mal mit der Thematik von TV-Dating- Shows. Im empirischen Teil liegt der Fokus auf ausgewählten Persönlichkeitsanteilen, die durch vorherige Forschungen im Bereich des online Dating als relevant dargestellt worden sind. Die Ergebnisse aus diesen Forschungen gelten als Anhaltspunkt um eine qualitative Forschung zu entwickeln. Die Zielsetzung dieser Arbeit ist herauszufinden, inwiefern sich Persönlichkeitsanteile von Personen, die an TV-Dating-Shows teilgenom­men haben, im Vergleich zu Personen, die digital oder analog daten, unterscheiden bzw. ähneln. Anhand der Ergebnisse soll ein erster Eindruck entstehen, welche Personen TV­Dating-Shows nutzen und inwieweit es sinnvoll ist, diese Art von Dating weiter zu erfor­schen. Dafür werden pro Datinggruppe sechs Personen interviewt, sodass insgesamt 18 verschiedene Ergebnisse letztendlich vorliegen, um zu den genannten Erkenntnissen zu gelangen.

Im Verlauf der Forschungsarbeit wird zunächst der theoretische Hintergrund beschrie­ben und erläutert, der relevant für das entwickelte Interview ist. Dieses Kapitel beinhaltet Theorien und den aktuellen Forschungsstand über die Liebe, die Attraktion, langzeitori­entierte Partnerschaften sowie Persönlichkeitsanteile. Zudem wird die digitale Zeit näher erläutert. Anschließend wird die detaillierte Zielsetzung dieser Forschungsarbeit erörtert. Nach der Erörterung werden die Annahmen dargestellt, die in Bezug auf die Forschungs­frage dieser Arbeit entwickelt worden sind, sowie das methodische Vorgehen und alle verwendeten Erhebungs- und Auswertungsverfahren. Abschließend werden die Ergeb­nisse hinsichtlich der Forschungsfrage dargestellt, die mit Hilfe der durchgeführten Inter­views erhoben wurden, welche darauf im Diskussionsteil einerseits methodenkritisch und andererseits ergebniskritisch reflektiert und hinterfragt werden. Letztendlich wird ein Ausblick gegeben, inwieweit weitere Forschungen im Bereich der TV-Dating-Shows als sinnvoll beachtet werden.

2 Theoretischer Hintergrund und aktueller Forschungsstand

ln den nachfolgenden Kapiteln wird in Bezug auf relevante Theorien näherauf den the­oretischen Hintergrund und den aktuellen Forschungsstand eingegangen. Dies orientiert sich an der Fragestellung „Wie unterscheidet sich Partnersuche in der digitalen Zeit? Eine Gegenüberstellung relevanter Persönlichkeitsanteile“. Die Thematiken Liebe, inter­personelle Attraktion, langfristige Paarbeziehungen, verschiedene Persönlichkeitsan­teile sowie digitale Zeit werden näher erläutert zur Vorbereitung auf den empirischen Teil dieser Bachelorarbeit.

2.1 Liebe

Liebe ist ein Phänomen, welches nicht erzwungen werden kann. Es gibt verschiedene Arten von Liebe sowie einige Redewendung und Modelle in Bezug auf Liebe. Diese wer­den im Folgenden näher erläutert und beschrieben.

2.1.1 Definition „Liebe“

Liebe ist ein einzigartiges Gefühl, welches zwischen Personen entstehen kann. Wissen­schaftlich ist Liebe erklärbar aus verschiedenen Facetten, welche im weiteren Verlauf näher erklärt werden. Liebe stellt zudem ein einzigartiges Phänomen dar. Jede einzelne Person besitzt eine eigene Einstellung zu der Thematik Liebe, weil jede Person anders empfindet und fühlt. Demnach ergeben sich oft in Bezug auf die romantische Auslegung, die gewollte Zuneigung und das Gefühl der Erfüllung bzw. der Zufriedenheit Unter­schiede. Es entstehen unterschiedliche Bedürfnisse und Vorstellungen durch bereits er­lebte Erfahrungen (Yela, 2006). Bei einer erlebten negativen Erfahrung wird im Nach­hinein oftmals gesagt, dass die- bzw. derjenige vor Liebe blind war. Dies bezieht sich auf die Redewendung „Liebe macht blind“, welche wissenschaftlich erklärbar ist. Der Grund für solch einen Effekt ist die physische Attraktivität der geliebten Person (s. Kapitel 2.2.2.5). Jedoch wird solch eine Erfahrung oder eine andere negative Erfahrung verar­beitet und es wird versucht sich wieder zu verlieben, da dies ein soziales, menschliches und evolutionäres Bedürfnis von Menschen ist, sich nach einem Partner bzw. einer Part­nerin zu sehnen (s. Kapitel 2.2.1) (Swami, Stieger, Haubner, Voracek & Furnham, 2009). Ein wichtigerweiterer Unterschied besteht zwischen dem Zustand etwas zu lieben und dem Zustand verliebt zu sein. Beispielsweise wird häufig gesagt die eigene Familie zu lieben. Damit wird sich auf eine Gruppe von Personen bezogen. Verliebt zu sein dage­gen beschränkt sich auf eine einzige Person. Dies ist ein intensiveres Gefühl und etwas Besonderes, da dies nicht alltäglich gespürt wird. Verliebt zu sein impliziert auch das

Bedürfnis nach sexueller Leidenschaft und enthält intime Themen. Forscher haben her­ausgefunden, dass der Zustand des Verliebtseins durch drei verschiedene Dimensionen beschrieben und unterschieden werden kann. Zum einen ist das die Dimension der Lei­denschaft. Diese umschließt die sexuelle Leidenschaft und das Verlangen danach. Zum anderen gibt es die Dimension der Intimität, in der es um Ehrlichkeit und Verständnis geht. Die letzte Dimension ist die der Verbindlichkeit, welche Hingabe und Opfer dar­stellt. Hingabe und Erbringung von Opfern bedeutet beispielsweise, wenn eine Person extra auf etwas verzichtet in einer Partnerschaft. Es muss jedoch nicht unbedingt ein Verzicht sein. Oft einigen sich die Partner auf einen Kompromiss, sodass beide weiterhin zufrieden und glücklich miteinander sind. Je nach Partnerschaft sind diese Dimensionen unterschiedlich stark ausgeprägt. Abhängig ist dies von der eigenen Einstellung und der des/der Partners/-in (Gerrig, 2015). Nähere Erläuterungen folgen in anschließenden Ka­piteln.

In dieser Arbeit geht es im Folgenden ausschließlich um den Zustand des Verliebtseins, wenn von Liebe gesprochen wird.

2.1.2 Dreieckstheorie der Liebe nach Sternberg

Liebe ist ein unberechenbares Gefühl, welches nicht ohne Grund entsteht. Liebe entsteht laut der Dreieckstheorie nach Sternberg (1984) aufgrund von drei Eigenschaften: Intimi­tät, Leidenschaft sowie Verbindlichkeit. Diese drei Faktoren bilden ein Dreieck. Je nach­dem welcher Faktor vorhanden ist bzw. wie stark dieser ausgeprägt ist, entsteht eine andere Art von Liebe. Die echte und erfüllte Liebe kann jedoch nur entstehen, wenn alle drei Faktoren gegeben sind und voll ausgeprägt sind (Sternberg, 2013).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Intimität beschreibt das Gefühl in der Nähe des Partners zu sein. Wenn Intimität ausge­prägt ist, ist dieses Gefühl stark ausgeprägt und die Person fühlt sich wohl (Aronson, Wilson & Akert, 2004). Umgangssprachlich wird es gleichgesetzt mit gernhaben. Es ist eine Kombination aus verschiedenen Facetten. Jemanden gernzuhaben bedeutet dieser Person zu vertrauen, sich um sie zu sorgen und Anteilnahme zu spenden, wenn es ihr nicht gut geht. Um dies zu erreichen, werden Kommunikation, Empathie sowie sich selbst zu öffnen vorausgesetzt. Gleichzusetzen ist Intimität somit mit Vertrautheit in die­sem Kontext (Sternberg, 2013; Sprenger & Joraschky, 2015). Leidenschaft dagegen ist im sexuellen Kontext zu verstehen. Es ist die Erregung, die gegenüber dem Partner ver­spürt wird (Aronson et al., 2004). Es entsteht jedes Mal eine Art von Aufregung und Begeisterung, wenn der Partner in der Nähe ist. Gleichzeitig entwickelt sich eine Energie, die das Gefühl verleitet magnetisch zu dem Partner angezogen zu werden. Falls nur dieser Faktor bei dem Partner gegeben ist, ist dies lediglich Vernarrtheit in diese Person und keine erfüllte Form von Liebe. Verbindlichkeit beschreibt die Bindung zum Partner. Im besten Fall sind beide Personen der Partnerschaft langzeitorientiert, sodass sie zu­sammenbleiben wollen und ggf. auch eine Ehe eingehen (s. Kapitel 2.3.1). In einer lang­zeitorientierten Partnerschaft gibt es verschiedene Ausprägungen von Liebe, welche im folgenden Kapitel näher erläutert werden (Sternberg, 2013).

Falls nur zwei der drei Faktoren gegeben sind, ist dies nicht die erfülle Liebe, die norma­lerweise Bestandteil einer Partnerschaft ist, sondern eine andere Form dieser. Falls die Faktoren Leidenschaft und Verbindlichkeit vorhanden sind, ist dies die verblendete Liebe. Es besteht kein richtiges Vertrauen zu dem Partner, so dass dies langzeitorientiert keine feste Partnerschaft ergibt. Falls die Faktoren Leidenschaft sowie Intimität gegeben sind, ergibt sich eine romantische Liebe. Jedoch möchte sich mindestens einer der Part­ner nicht festlegen, ob dieser eine feste Partnerschaft eingehen möchte. Bei einer Liebe, die lediglich aus Intimität sowie Verbindlichkeit entsteht, ist dies eine kameradschaftliche Liebe, denn es fehlt die sexuelle Erregung gegenüber dem Partner (Sternberg, 2013). Aufgrund der drei Faktoren, welche von Robert J. Sternberg entwickelt worden sind, ist eine Liebe im wissenschaftlichen Sinne gut zu erklären. Im weiteren Verlauf wird lediglich auf die erfüllte Liebe näher eingegangen, die in langzeitorientierten Partnerschaften meistens vorhanden ist.

2.1.3 Liebesstile

Die erfüllte Liebe kann in unterschiedlichen Stilen ausgelebt werden. Es wird zwischen sechs verschiedenen Arten unterschieden. Jede einzelne Art ist definiert und wird im nachfolgenden näher erläutert. Je nach Liebesstil kann eine Partnerschaft verschieden­artig geprägt sein.

Eine Liebesstil davon ist Eros. Eros beschreibt eine romantische Liebe und ist vor allem in Langzeitbeziehungen gegeben. Zwischen beiden Partnern besteht eine unmittelbare Attraktion und die Personen fühlen sich physiologisch erregt (Rohrmann, Neumann, Her- ner & Bierhoff, 2012; Schwarz & Hassenbrauck, 2007). Eine Partnerschaft, die auf dem Liebesstil Eros aufgebaut ist, zeigt eine tiefe Intensität sowie Intimität zwischen den Part­nern und es herrscht ein Vertrauen zwischen ihnen. Dennoch fehlt die starke Ausprä­gung der Leidenschaft, sodass sich vor allem anfangs nicht unbedingt auf eine feste langzeitorientiere Partnerschaft festgelegt wird. Dies erfolgt erst im Verlauf der Partner­schaft, dass dieses Bewusstsein und der Wunsch nach einer langzeitorientierten festen Partnerschaft entsteht (Yela, 2006).

Ludus steht für die spielerische Liebe. Im Mittelpunkt stehen das sexuelle Abenteuer und die Verführung des/der Geliebten. Vor allem im Bereich der sexuellen Auslebung einer Liebe werden hierbei Erfahrungen gesammelt. Personen, die diesen Liebesstil bevorzu­gen, sind meist kurzzeitorientiert in Bezug auf eine Partnerschaft, da der Liebesstil ein­hergeht mit einer Unverbindlichkeit und einer Freizügigkeit. Es entwickelt sich nur eine geringe Intensität und Intimität zwischen den Personen. Oftmals sind die Personen, die diesen Stil ausleben, in keiner festen oder ernsten Partnerschaft (Rohrmann et al., 2012; Schwarz et al., 2007).

Eine weiterer Liebesstil heißt Storge. Dieser Liebesstil definiert die freundschaftliche Liebe. Aufgebaut wird die Liebe auf Ähnlichkeiten zwischen den Partnern bzw. Freunden sowie auf gegenseitiges Vertrauen. Deshalb ist Storge förderlich für eine langzeitorien­tierte Partnerschaft, da die Partner liebevoll miteinander umgehen.

Mania dagegen ist die leidenschaftliche Liebe oder auch besitzergreifende Liebe ge­nannt. Dies ist eine extreme Art von Eros, da auch bei diesem Liebesstil eine starke Intensität sowie Intimität und physische Erregung zwischen den Partnern stattfindet. Bei Mania jedoch ist das Vertrauen nicht stark ausgeprägt, da die Besitzgier überhand nimmt. Dadurch kann eine starke Eifersucht entstehen, was für die Vertrauensbasis nicht förderlich ist (Rohrmann et al., 2012). Zudem werden die Freiräume des Partners ge­nommen und keine Rücksicht auf dessen Bedürfnisse, da die Person sich selbst ideali­siert. Trotzdem gehört der Liebesstil Mania zu einer langzeitorientieren Partnerschaft, da sich die Personen dauerhaft binden möchten (Schwarz et al., 2007).

Die pragmatische Liebe Pragma enthält nur wenige Emotionen. Personen, die auf diese Weise lieben, berücksichtigen lediglich die Vorteile und die Versorgungsmöglichkeiten, die der Partner mit sich bringt und bezeichnen dies als Liebe. Es wird demnach ein Part­ner gesucht, der kompatibel mit den eigenen Ansichten ist und auch eine langzeitorien­tiere Partnerschaft eingehen möchte, so dass die Person selbst für die Zukunft gut ver­sorgt ist.

Der sechste Liebesstil ist Agape. Dies ist die altruistische Liebe, in der die Person sich um den Partner sorgt. Priorität hat das Wohlergehen des Partners, so dass man sich selbst vernachlässigt oder auch selbst opfern würde, nur damit es dem Partner gut geht. Darauf liegt das Hauptmerkmal dieses Liebesstiles. Personen orientieren sich mit dem Partner an einer Langzeit-Partnerschaft (Rohrmann et al., 2012; Schwarz et al., 2007). In dieser Arbeit sind vor allem die Liebesstile wichtig, die sich auf eine langzeitorientierte Partnerschaft beziehen, da die empirische Studie sich auf Personen beschränkt, die aus­schließlich auf der Suche nach einer langzeitorientierten Partnerschaft sind bzw. diese präferieren. Somit sind vor allem die Liebesstile Eros, Storge, Mania, Pragma und Agape relevant.

2.1.4 Ist „Liebe auf den ersten Blick“ wirklich wahr?

Die Redewendung „Liebe auf den ersten Blick“ ist sehr gängig und in der deutschen Kultur sehr bekannt. Sie besagt, durch den ersten Eindruck zu erkennen, ob die Mög­lichkeit besteht mit dieser Person eine Partnerschaft einzugehen. Viele Personen glau­ben an diese Redewendung und leben auch danach. Einige andere jedoch halten dies nurfüreine Redewendung und können sich nicht vorstellen, dass dies wirklich passieren kann. Die Redewendung ist mit einigen Modellen der Psychologie erklärbar. Jeder Mensch sammelt über Jahre hinweg Erfahrungen in Bezug auf Personen oder Perso­nengruppen, sodass gelernt wird, eine Person auf den ersten Blick oder nach der ersten Unterhaltung einzuschätzen. Diese Person wird einer Personengruppe zugeordnet, mit der bereits Erfahrungen gemacht worden sind, sozusagen in ein Personen-Schema ein­sortiert. Sobald die Einordnung stattgefunden hat, entstehen gewisse Erwartungen an diese Person. Oft sind die Erwartungen unbewusst und werden somit auch nicht laut ausgesprochen. Dieser Vorgang wird auch als Stereotypenbildung bezeichnet, da ab diesem Zeitpunkt immer mit einer bestimmten Handlung gerechnet wird, die für das Per­sonen-Schema zutrifft. Somit spielt der erste Eindruck eine sehr große Rolle und es ist möglich nach dem ersten Eindruck zu denken, dass die Person für einen selbst bestimmt ist (Tücke, 2003).

Eine wichtige Komponente spielt dabei der Zufall, denn damit diese Redewendung zu­trifft, müssen beide Personen zur selben Zeit am selben Ort sein und einander positiv wahrnehmen. Durch den Mere-Exposure-Effekt wird deutlich, dass die Wahrscheinlich­keit dafür eher gering ist, da erst ein positiver Eindruck entsteht, wenn die Person bereits häufiger bewusst oder unbewusst gesehen wurde. Die Reziprozität beschreibt dagegen den gegenseitigen Austausch zwischen dem, was eine Person selbst gibt und dem, was diese Person zurück bekommt. Dies schließt auch minimale oder kleine Gesten ein, bei­spielsweise ein höffliches Grüßen oder ein Lächeln. Aufgrund dieser Geste ist es mög­lich, jemanden auf den ersten Blick zu mögen (Erk, 2017). Dazu wurden auch Personen befragt in Bezug auf die Zufriedenheit der Partnerschaft, die in einer langzeitorientierten Partnerschaft leben. Es sollte nachgewiesen werden, ob ggf. Paare, die sich auf den ersten Blick lieben gelernt haben unglücklicher sind, als Paare, die sich nach Monaten ineinander verliebt haben, aufgrund der vorherigen beschrieben Annahme, dass ledig­lich Stereotype gebildet worden sind. Es konnte nachgewiesen werden, dass Paare, die sich aufden ersten Blick lieben gelernt haben, genauso zufrieden und glücklich in ihrer Partnerschaft sowie mit dem Partner selbst sind, wie Paare, die sich erst nach Monaten ineinander verliebt haben. Demnach konnte nachgewiesen werden, dass der erste Ein­druck gestimmt hat und nicht lediglich Stereotype entstanden sind (Willi, 2002).

2.2 Interpersonelle Attraktion

Interpersonelle Attraktion entsteht, wenn zwei Personen sich gegenseitig attraktiv finden. Eine Attraktion besteht nicht nur daraus, jemanden physisch attraktiv zu finden, sondern es gibt weitere Faktoren, die zu einer interpersonellen Attraktion führen.

2.2.1 Affiliation

Eine Affiliation beschreibt das grundlegende Bedürfnis nach sozialen Kontakten. Sie de­finiert das soziale Motiv einer Interaktion mit anderen Personen. Es gibt demnach ein Interesse, dass jeder affektive Mensch eine angenehme Beziehung zu anderen Perso­nen oder Personengruppen besitzt. Dieses kann entweder neu entstehen, wenn die Per­sonen vorher nicht Unbekannte waren, aufrecht erhalten werden, wenn bereits eine Be­ziehung zu diesen besteht, oder wiederhergestellt werden, falls es eine Auseinanderset­zung oder eine Diskussion gab. Ein Motiv für Affiliation ist die Furcht vor einer Zurück­weisung. Eine solche Erfahrung muss daraufhin erst einmal verarbeitet werden, da sich jeder Mensch, der ein Affiliationsmotiv besitzt, nach einer langzeitorientierten reziproken Partnerschaft oder Freundschaft mit einer anderen Person sehnt. Im besten Falle ist diese sehr positiv und harmonisch für beide Personen, sodass das soziale Bedürfnis dauerhaft befriedigt ist. In der (freundschaftlichen) Beziehung entsteht daraufhin ein Ge­fühl des Vertrauens und der Zuneigung, da eine reziproke Sympathie entstanden ist (s.

Kapitel 2.2.4). Bereits aus Kapitel 2.1.2 ist bekannt, dass eine Partnerschaft auf Intimität, Verbindlichkeit sowie Leidenschaft aufgebaut ist und dass Vertrauen und Zuneigung Grundfaktoren für diese Eigenschaften sind (Hofer & Hagemeyer, 2018).

Affiliation beschreibt jedoch nicht nur das Bedürfnis nach sozialer Interaktion, es beginnt schon damit andere Personen zu akzeptieren. Ohne das Akzeptieren anderer Menschen kann keine soziale Interaktion entstehen und beispielsweise Freunde zu treffen und mit ihnen etwas zu unternehmen wäre unmöglich, da diese nicht akzeptiert werden würden. Im digitalen Zeitalter kann die Affiliation auch teilweise mit Hilfe von sozialen Medien befriedigt werden. Personen, die ein solches soziales Bedürfnis wie die Affiliation besit­zen, nutzen soziale Medien verstärkt. Außerdem stärken soziale Medien die Ausdauer und die Kraft in Bezug auf das Affiliationsmotiv. Über soziale Medien kann Interaktion mittels Schreiben von Nachrichten oder das öffentliche Kommentieren oder Posten statt­finden, so dass daraufhin eine soziale Interaktion eintritt (Heser, Banse & Imhoff, 2015).

2.2.2 Interpersonelle Anziehung

Es gibt insgesamt fünf Faktoren, die interpersonelle Attraktion begünstigen. Diese haben sich durch die Evolution entwickelt. Eine Attraktion kann demnach unterschiedlich ver­standen und ausgelebt und auf verschiedene Weisen erlebt und beschrieben werden.

2.2.2.1 Räumliche Nähe

Einerder Faktoren, die für eine interpersonelle Attraktion erforderlich ist, ist die räumliche Nähe zu einer Person, denn nur dann ist es möglich, eine potenzielle Interaktionsmög­lichkeit zu kreieren. Beispielsweise kann keine Interaktion entstehen, wenn Personen auseinander wohnen und sich nie persönlich kennen lernen. Menschen müssen eine Chance auf eine Interaktion bekommen, zum Beispiel indem sie Nachbarn sind oder sich durch einen Bekannten auf einer Veranstaltung kennenlernen. Nach dem ersten Kontakt kann eine weitere Interaktion zwischen diesen Personen folgen. Eine Erleichterung für diesen Faktor ist, wenn die Herstellung der räumlichen Nähe lediglich ein geringer Auf­wand ist. Es ist schwieriger eine soziale Interaktion entstehen zu lassen, wenn die Per­sonen hunderte Kilometer auseinander wohnen als wenn es lediglich ein paar Meter sind. Je geringer die funktionale Distanz zwischen den Personen ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass weitere soziale Interaktionen stattfinden. Dies ist nur aus Sicht des Faktors räumliche Nähe zu beurteilen. Eine räumliche Distanz ist eine Barriere, die im Weg steht oder ein Kostenfaktor, die die Attraktivität verringert. Dies reduziert die Wahrscheinlichkeit auf eine soziale Interaktion. Ein Effekt, der die Wahrscheinlichkeit wiederum steigen lässt, ist der Mere-Exposure-Effekt. Je häufiger die Personen sich se­hen, desto eher werden sie eine soziale Interaktion miteinander eingehen, da die räum­liche Nähe dauerhaft vorhanden ist (Fischer, 2009).

2.2.2.2 Vertrautheit

Ein anderer Faktor für eine höhere Wahrscheinlichkeit auf eine interpersonelle Attraktion ist die Vertrautheit. Wenn die Vertrautheit zwischen zwei Personen und somit das Ver­trauen in eine Person wächst, nimmt gleichzeitig auch die Sympathie für diese Person zu (s. Kapitel 2.2.2.4). Eine Interaktion für eine steigende Vertrautheit ist nicht zwingend nötig. Wichtiger für ein Vertrauen ist dagegen ein aktives Zuhören. Dadurch wird das Gefühl vermittelt, dass sich für diese Person interessiert wird und die redende Person für die zuhörende Person aus einem bestimmten Grund wichtig ist. Das erweckt den Eindruck, dass die zuhörende Person vertrauenswürdig ist, vor allem, wenn diese gute und glaubwürdige Rückfragen zu dem Erzählten stellt. Beispielsweise hilft es auch Rat­schläge an die redende Person zu erteilen, die ihr helfen könnten, sofern es ein Problem oder eine nicht komfortable Situation ist. Dies vermittelt ebenfalls die Vertrauenswürdig­keit von der zuhörenden Person. Auch hier ist der Mere-Exposure Effekt anwendbar. Je häufiger eine andere Person gesehen wird, desto höher ist das Vertrauen in diese. Dabei ist es egal, ob die Person bewusst oder unbewusst wahrgenommen wird. Sobald ein Gesicht erkannt wird, da es bereits schon einige Male zuvor gesehen wurde, desto ver­trauter ist dieses Gesicht. Dadurch entsteht eine gewisse Sympathie für diese Person (s. Kapitel 2.2.2.4). Förderlich für eine Vertrautheit zwischen den Personen ist, wenn das Gesicht erkannt wird aufgrund einer positiven Erfahrung. Dafür muss keine direkte Inter­aktion zugrunde liegen. Es reicht aus, wenn dies eine positive Erfahrung war, bei der die Rolle des aktiven Zuhörers eingenommen wurde. Beispielsweise, wenn eine Person täg­lich zur selben Uhrzeit Zug fährt, um an Werktagen zur Arbeit zu gelangen, fahren oft­mals dieselben Personen mit. Wenn eine Person anderen Personen täglich bei Gesprä­chen zuhört, kann zudem ein Urteil über diese Personen gefällt werden, welches auf einer eigenen Erfahrung beruht. Wenn diese positiv ist, wächst die Vertrautheit. Wenn diese dagegen negativ ist, zum Beispiel wenn sich über eine dritte Person negativ geäu­ßert wird, dann entsteht keine Vertrautheit (Karremanns & Finkenauer, 2014).

2.2.2.3 Ähnlichkeit

Ein weiterer Faktor ist die Ähnlichkeit, um interpersonelle Attraktion herbeizuführen oder diese zu fördern. Bei einer Ähnlichkeit werden Gemeinsamkeiten zwischen sich selbst und einer anderen Person entdeckt. Dies gelingt nur, wenn eine soziale Interaktion be­reits stattgefunden hat und demnach in den meisten Fällen eine räumliche Nähe gege­ben ist. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch Sympathie für eine andere Person zu empfinden, wenn Ähnlichkeiten gegeben sind. Dies beruht auf dem Ähnlichkeits-Anziehungs-Effekt. Dieser besagt, dass andere Person gemocht werden, wenn diese einem selbst ähnlich sind. Somit wird die Redewendung „Gegensätze ziehen sich an“ entkräftet, denn nach dieser Redewendung ist es so, dass vor allem Personen, die gegensätzlich zueinander sind und somit nicht viele Ähnlichkeiten miteinander teilen, eine interpersonelle Attrak­tion besitzen. Es gibt nicht genug überzeugende wissenschaftliche Beweise, um diese Redewendung verifizieren zu können. Lediglich, dass sehr häufig eine Person männlich und die andere weiblich ist, oder oft eine Person dominant ist und die andere Person daraufhin eher devot ist, sind Beleg dafür, dass die Redewendung für eine interperso­nelle Attraktion gilt (Karremans & Finkenauer, 2014). Ähnlichkeiten oder Gemeinsamkei­ten dagegen belegen eine interpersonelle Attraktion, denn die Qualität in einer langzeit­orientierten Partnerschaft, in der beide Partner ähnlich sind, ist höher und es entstehen weniger Diskussionen. Somit sind die Personen in einer Partnerschaft glücklicher und ausgeglichener. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit bei bestehenden Ähnlichkeiten zwischen zwei Personen höher in Bezug auf ein Date. Diese Ähnlichkeiten beziehen sich vor allem auf die Politik, die Religion, einen ähnlichen hohen Bildungsabschluss sowie Einstellungen zu unterschiedlichen Thematiken, Hobbys oder die eigenen Ideale. Der Partner fühlt sich besser verstanden, wenn darin gewisse Ähnlichkeiten gegeben sind, da die Gedankengänge des Partners verstanden werden und nachvollziehbar sind. Zu­dem können die Emotionen und das Verhalten eines ähnlichen Partners eher wahrge­nommen werden. Wenn beispielsweise der Partner unter Stress steht und dies nicht kundtut, ist dies einfacher zu erkennen. Die Intimität und Vertrautheit ist ausgeprägt. Vor allem in Partnerschaften, die von dem Liebesstil Eros geprägt sind, sind Partner zu fin­den, die sich einander sehr ähneln in Bezug auf die oben genannten Bereiche (s. Kapitel 1.3). Jedoch ist zu beachten, dass die vorhandene Ähnlichkeit oft von einer Kultur ge­prägt ist wie zum Beispiel die Religion. Je nach Land und Kultur ist die ausgeprägte Religion anders (Weidmann, Ledermann & Grob, 2016). In der digitalen Zeit können Ähnlichkeiten bereits ohne soziale Interaktionen entdeckt werden, nämlich auf Online- Dating-Portalen. Nutzer schreiben dort auf ihrem Profil über ihre persönlichen Interessen und Werte, das Alter, Bildungsniveau und Hobbys. Des Weiteren besteht durch ein vor­handenes Foto des Nutzers im Profil die Möglichkeit, die subjektive physische Attraktivi­tät bewerten zu können. Andere Nutzer können das Profil entdecken und somit interper­sonelle Attraktion verspüren aufgrund der Angaben in dem Profil, obwohl sie die Person vorher noch nicht kennengelernt haben. Matching-Systeme funktionieren nach der Ho- mophiliehypothese. Dies ist das Ähnlichkeitsprinzip. Es wird davon ausgegangen, dass ähnliche Personen sich von Beginn an sympathischerfinden, wenn vorher noch keine Interaktion bestand. Da langzeitorientierte Partnerschaften über Online-Dating-Portale gebildet worden sind, ist der Faktor Ähnlichkeit nicht außer acht zu lassen (Wera, Gan- sen-Ammann, Mierke & Musiol, 2017).

2.2.2.4 Wechselseitige Sympathie

Der Faktor der wechselseitigen Sympathie ist nicht zu unterschätzen. Die wechselseitige Sympathie beschreibt, wenn eine Person davon ausgeht, dass eine weitere Person diese mag und sympathisch findet. Diese Determinante kann den Faktor der Ähnlichkeit ausgleichen, sofern dieser nur mangelnd ausgeprägt ist. Wenn davon ausgegangen wird, dass eine andere Person einen selbst sympathisch findet, neigen Menschen dazu das Verhalten widerzuspiegeln und somit diese Person ebenfalls sympathisch zu finden. Deshalb beruhen Sympathien meistens auf Gegenseitigkeit. Dies ist gleichzeitig eine selbsterfüllende Prophezeiung, denn eine Person selbst trägt unter anderem dazu bei, dass ein bestimmtes Verhalten eintritt, wenn dieses erwartet wird. Personen, die ein po­sitives Selbstkonzept von sich besitzen, also sich selbst wahrheitsgemäß wahrnehmen, finden Personen, die einen selbst sympathisch finden, ebenfalls sympathisch.

Personen mit einem negativen Selbstkonzept reagieren auf Personen, die einen sympa­thisch finden eher mit Ablehnung. Beispielsweise gehen Menschen mit einem negativen Selbstkonzept überwiegend mit Personen aus, die einem selbst ein schlechtes Feed­back gegeben haben. Das liegt daran, dass solche Personen nicht selbst an sich glau­ben und der Meinung sind, dass ein freundliches Verhalten gegenüber ihnen nicht ge­recht ist. Somit ist der Faktor der wechselseitigen Sympathie vor allem für Personen mit einem positiven Selbstkonzept nicht außer acht zu lassen (Wilson & Akert, 2008).

2.2.2.5 Physische Attraktivität

Die physische Attraktivität wird anfangs meistens als einziger Faktor für die interperso­nelle Attraktion betrachtet. Dieser ist zwar nicht der einzige Faktor, jedoch ist dieser nicht zu unterschätzen, denn sowohl das Gesicht als auch die Stimme haben einen starken Einfluss auf die interpersonelle Attraktion. Vor allem in der Anfangsphase der Partner­wahl hat dieser einen großen Einfluss. Dies belegt eine Speed-Dating-Studie von A- sendorpf, Penke und Back im Jahr 2011. Das Interesse an einem Partner war höher nach nur einigen wenigen Minuten, wenn das Gesicht und die Stimme attraktiv wirkten.

Jedoch verliert die physische Attraktivität an Bedeutung je länger die Partnerschaft an­dauert, denn die Bedeutung nimmt ab. Die Bedeutung für beispielsweise Persönlich­keitsanteile nimmt stattdessen zu (Neyer & Asendorpf, 2018). Vor allem für Männer ist die physische Attraktivität wichtig. Diese wünschen und suchen sich meistens eine Part­nerin, welche jünger oder maximal gleichalt ist und eine gewisse Schönheit mitbringt. Die Schönheit ist jedoch immer subjektiv zu bewerten. Dies ist evolutionär bedingt, da Frauen Kindergebären können. Schönheit bedeutet, dass die Frau mit höherer Wahr­scheinlichkeit gesund ist und die Kinder die Gene dieser Gesundheit und Schönheit er­ben, so dass die Kinder selbst für einen sorgen können. Die Bewertung ist kulturell ab­hängig, da je nach Kultur andere Normen für Schönheit angesehen werden. Frauen da­gegen sind nicht unbedingt an der physischen Attraktivität eines Mannes interessiert, sondern eher an dem Status, einem starken Charakter, Ehrgeiz sowie Intelligenz (Ma- lach-Pines, 2001).

Die physische Attraktivität ist nicht zu unterschätzen, denn auch die Redewendung „Liebe macht blind“ beruht auf diesem Faktor. Dies wurde nachweislich verifiziert. Wenn eine Person findet, dass der eigene Partner physisch attraktiver ist als diese Person selbst, greift die wahre Redewendung. Die Person erkennt lediglich positive Eigenschaf­ten des Partners, vor allem die physische Attraktivität. Andere Personen würden ggf. diese physische Attraktivität nicht so deutlich beschreiben. Die Attraktivität bezieht sich dabei auf das Gesicht, das Gewicht in Bezug auf die Körpergröße, die Figur sowie die Körpergröße an sich. Attraktiv sind generell Personen, die durchschnittlich gut in diesen Faktoren ausgeprägt sind und somit nicht unbedingt deutlich hervorstechen (Swami et al., 2009). Deutlich wird die Wichtigkeit dieses Faktors im Bereich des Online-Datings. Dort hängt der erste Eindruck von lediglich einem Foto ab, so dass die interpersonelle Attraktivität lediglich von der physischen Attraktivität abhängig ist. Auf dem Foto wird deutlich wie der Kleidungsstil ist, wie das Alter und die Größe geschätzt wird und wie die Schönheit der Person bewertet wird. Frauen bevorzugen Männer, die größer sind als sie selbst in Bezug auf die Körpergröße. Generell finden sich Online-Dating-Nutzer attrakti­ver als Personen, die diese nicht nutzen, da sie ein Foto von sich veröffentlichen und keine Scheu davor haben (Aretz, 2017).

2.3 Theorien in Bezug auf langfristige Partnerschaften

In einer langzeitorientierten Partnerschaft ist es nicht nur wichtig, dass die interperso­nelle Attraktion gegeben ist. Ebenfalls sollte eine Interaktion zwischen den Partnern vor­handen sein, in welcher beide Personen gleich große Anteile besitzen, sodass beide glücklich und zufrieden sind. Demnach soll der aktive und passive Part bei beiden Per­sonen gleich hoch ausgeprägt sein während einer Interaktion miteinander. Die nachfol­genden Theorien beschreiben, wie eine Partnerschaft im Allgemeinen eine hohe Qualität und Zufriedenheit erreicht.

2.3.1 Definition „Partnerschaft“ und „Ehe“

Eine Partnerschaft gehen zwei Personen ein, die sich einander lieben und sich eine Zu­kunft miteinander vorstellen. Für eine langzeitorientierte Partnerschaft sind die Faktoren Intimität, Verbindlichkeit und Leidenschaft notwendig und sollen idealerweise gegeben sein (s. Kapitel 2.1.2). Eine Partnerschaft ist dyadisch geprägt. Zwar besitzen beide Per­sonen jeweils einen individuellen Charakter und eine eigene Meinung, jedoch interagie­ren sie dyadisch, denn beide Personen reden miteinander und gehen auf den anderen ein. Jede Partnerschaft besitzt die dyadentypischen Interaktionsmuster und entwickelt sich dadurch zu einer langzeitorientierten stabilen Partnerschaft. Falls Dyaden auf Dauer nicht gegeben werden, trennen sich die Personen.

Wichtig in einer Partnerschaft ist ebenfalls, wie diese nach außen repräsentiert wird. Dies ist abhängig davon, wie die Partnerschaft mental repräsentiert wird von den Perso­nen. Wenn beide Partner zufrieden und glücklich mit dem jeweils anderen sind, wird die Partnerschaft positiv repräsentiert mental und nach außen hin. Für eine Repräsentation sind drei Faktoren von Bedeutung. Zum einen ist dies das Bild des Partners in der Part­nerschaft. Dies beinhaltet wie der Partner in der Partnerschaft interagiert und wie dieser sich verhält. Zum anderen ist das das Bild der eigenen Partnerschaft. Es ist wichtig, dass die Partnerschaft ausgeglichen ist und die Personen zufrieden sind. Ebenfalls ist mög­lich, dass beispielsweise etwas in der Partnerschaft fehlt. Dies ist ebenfalls zu beobach­ten in dieser Kategorie. Zudem gibt es den Faktor der Interaktion zwischen den beiden Partnern. Der Idealfall ist, dass die Interaktionen auf beide Personen verteilt sind und beide gleichviel in die Partnerschaft investieren. Wenn beide Partner in allen Faktoren zufrieden sind und die Partnerschaft eine gute Qualität besitzt, gehen viele eine Ehe ein. Dafür muss es mehr positive Interaktionen als negative geben, damit es eine funktionale Partnerschaft bzw. Ehe ist. Ansonsten ist dies eine dysfunktionale Partnerschaft oder Ehe (Banse, 2003).

Es besteht die Möglichkeit eine Ehe standesamtlich und/oder kirchlich zu schließen. In Deutschland werden meistens beide Formen zelebriert, wobei die standesamtliche Ehe offiziell reicht um eine Ehe zu schließen. Die Ehe gibt es in allen Kulturen und Religionen. In jeder Kultur und Religion gibt es unterschiedliche Traditionen, Rituale und Vorgehens­weisen eine Ehe zu schließen und zu feiern. Generell bedeutet eine Ehe einzugehen, dass die große Liebe bzw. die Liebe des Lebens geheiratet wird. Eine Hochzeit gehört für viele zu der eigenen Selbstverwirklichung, denn dies ist ein Zeichen einen Partner für das restliche Leben gefunden zu haben und der Beginn eine eigene Familie zu gründen. Die Selbstverwirklichung ist das höchste Bedürfnis, welches von der eigenen Person aus befriedigt werden kann. Ob ein Eheversprechen in guten wie in schlechten Zeiten hält, ist abhängig davon, wie hoch die Intensität und die Qualität des andauernden Zustands des Verliebtseins ausgeprägt ist und die sozialen Interaktionen miteinander funktionieren (Willi, 2002).

2.3.2 Theorie der Interdependenz von Trihaut und Kelley

Die Theorie der sozialen Interdependenz nach Trihaut und Kelley beschreibt die soziale wechselseitige Abhängigkeit von zwei oder mehreren Personen. In einer Partnerschaft ist dies die wechselseitige Abhängigkeit beider Partner. Für eine Partnerschaft ist es wichtig, dass ein allgemeines Wohlbefinden und Zufriedenheit in der Partnerschaft vor­handen sind. Dies beruht auch auf der jeweiligen eigenen Repräsentation (s. Kapitel 2.3.1). Für eine wechselseitige Abhängigkeit ist es notwendig, dass die Interaktion auf beiden Seiten vorhanden und somit ausgeglichen ist. Eine positive Interdependenz ist vorhanden, wenn zwischen den Partnern eine Kooperation vorhanden ist. Beide Perso­nen möchten ein gemeinsames Ziel erreichen, welches ihnen beiden wichtig ist und Er­folg haben. Daraus ergibt sich eine positive Beziehung zwischen den Personen und demnach eine glückliche Partnerschaft, die eine gute Qualität besitzt. Eine negative In­terdependenz dagegen ist gegeben, wenn ein Wettbewerb zwischen den Personen be­steht. Beide Personen möchten ihr eigenes Ziel erreichen und nehmen keine Rücksicht auf die jeweils andere Person. Durch das alleinige Vorgehen wird oftmals kein Erfolg erlangt. Zudem sind beide Personen nach dem Misserfolg unglücklich und es kann keine glückliche und qualitative Partnerschaft zwischen ihnen aufgebaut werden (Johnson, Johnson & Stevahn, 2011).

Es gibt insgesamt vier mögliche Effekte wie Partner aufeinander wirken. Dabei ist die eigene Person der intrapersonale Aktive und der Partner ist die interpersonelle Person. Wenn die aktive Person und der Partner gleich signifikant interaktiv agieren, nennt man diese Ausprägung „mixed“ (gemischt), da beide Personen gleichrangig eine Interaktion ausführen.

Falls jedoch nur die aktive Person signifikant agiert, die interpersonelle Person jedoch nicht, ist dies die Ausprägung „Independence“, welches Unabhängigkeit bedeutet. Die aktive Person handelt alleine und ist dazu fähig unabhängig vom Partner zu agieren. Demnach ist die Partnerschaft vor allem von der aktiven Person geprägt.

Eine dritte Ausprägung ist die „Dependence“, die Abhängigkeit. Diese ist vorhanden, wenn die aktive Person nicht signifikant in die Interaktion einschreitet oder sich bemüht. Somit ist der Partner der alleinige Interaktive und ist abhängig von der aktiven Peron. Die letzte Ausprägung ist gegeben, wenn weder aktive Person noch Partner signifikant eine Interaktion entstehen lassen möchten. Dies ist dann die sogenannte Un-relateden- ess bzw. Ungebundenheit. Beide Personen sind jeweils voneinander ungebunden und achten nicht aufeinander. Die Ausprägung Mixed gehört zu einer positiven Interdepen­denz bzw. einer Kooperation. Die weiteren drei Ausprägungen gehören eher zu der ne­gativen Interdependenz.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 1: Classification of the combination of actor and partner effects in dyadic research adapted from Ledermann, Rudaz, & Grob, in press (Weidmann, Ledermann & Grob, 2016, S. 285).

2.3.3 Resbult’s Investitionsmodell

Ebenfalls wie bei der Theorie der Interdependenz nach Trihaut und Kelley wird bei dem Investitionsmodell nach Resbult die Qualität der Partnerschaft berücksichtigt. Um abzu­wägen, ob der Partner eine gute Wahl für die eigene Person ist, werden drei Faktoren berücksichtigt.

Einerseits ist dies die Zufriedenheit in der Partnerschaft, ähnlich wie bei der Interdepen­denztheorie. Positive und negative Aspekte werden miteinander verglichen und gegen­einander abgewogen sowie die Stabilität der Partnerschaft wird beurteilt. Wenn die Zu­friedenheit im Allgemeinen nicht ausgeprägt ist, ist die Wahrscheinlichkeit für eine Tren­nung oder für ein Verhalten der Untreue hoch. Andererseits wird die Qualität möglicher bestehenden Alternativen bewertet. Beispielsweise werden dazu die Möglichkeit des Al­leinseins oder auch ein neuer möglicher Partner bewertet. Falls die alternativen Möglich­keiten als schlecht bewertet werden, steigt die Wahrscheinlichkeit bei dem aktuellen Partner zu bleiben. Der dritte Faktor bezieht sich auf die bereits getätigten Investitionen in diese Partnerschaft. Dies impliziert intrinsische Investitionen wie Emotionen oder Zeit sowie extrinsische wie materielle Dinge oder Geld im Allgemeinen. Je mehr Investitionen bereits getätigt worden sind, desto höher ist die Verbindlichkeit zum Partner (Arranz Be­cker, 2008).

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Ende der Leseprobe aus 171 Seiten

Details

Titel
Wie unterscheidet sich die Partnersuche in der digitalen Zeit? Analoges und digitales Dating im Vergleich
Untertitel
Eine Gegenüberstellung relevanter Persönlichkeitsanteile
Hochschule
Hochschule Fresenius; Köln  (Wirtschaftspsychologie)
Note
2,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
171
Katalognummer
V501054
ISBN (eBook)
9783346034960
ISBN (Buch)
9783346034977
Sprache
Deutsch
Schlagworte
partnersuche, zeit, analoges, dating, vergleich, eine, gegenüberstellung, persönlichkeitsanteile
Arbeit zitieren
Viola Hoffmann (Autor:in), 2018, Wie unterscheidet sich die Partnersuche in der digitalen Zeit? Analoges und digitales Dating im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/501054

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