'Besondere' Informatikerinnen?


Mémoire (de fin d'études), 2006

112 Pages, Note: 1,00


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Erklärung

Vorwort

Kurzfassung

1 Einleitung
1.1 Ziele und Fragestellungen
1.2 Aufbau der Arbeit

2 Gender und Technik
2.1 Ein Thema - verschiedene Sichtweisen
2.1.1 Ungleichheit durch Biologie
2.1.2 Gleichheit mit ungleichen Ausprägungen aufgrund So­zialisation
2.1.3 Konstruktion von Geschlecht - „doing gender“
2.2 Dimensionen der Genderforschung in den Naturwissenschaften
2.2.1 Women in Science - Frauen in den Naturwissenschaften
2.2.2 Science of Gender - Biologisch-medizinische Konstruk­tion von Geschlechterdifferenzen
2.2.3 Gender in Science - Geschlechterideologie in wissen­schaftlicher Methodik und Theoriebildung

3 Vorstellung der Studien
3.1 Informatische Studien
3.1.1 Geschichte
3.1.2 Allgemeines
3.1.3 Computational Intelligence
3.1.4 Computergraphik & Digitale Bildverarbeitung
3.1.5 Data Engineering & Statistics
3.1.6 Informatik / Informationsmanagement (LA)
3.1.7 Informatik - auslaufendes Diplomstudium
3.1.8 Informatikmanagement
3.1.9 Information & Knowledge Management
3.1.10 Intelligente Systeme
3.1.11 Medieninformatik
3.1.12 Medizinische Informatik
3.1.13 Software & Information Engineering
3.1.14 Software Engineering & Internet Computing
3.1.15 Technische Informatik
3.1.16 Wirtschaftsinformatik
3.1.17 Wirtschaftsingenieurwesen Informatik
3.2 Juristisches Studium
3.2.1 Geschichte
3.2.2 Allgemeines
3.2.3 Rechtswissenschaften

4 Weibliche Partizipation
4.1 Informatikerinnen in Zahlen
4.2 Bedeutung der weiblichen Partizipation an Informatik
4.3 Frauengruppen etc
4.4 Exkurs: Kulturelle Unterschiede an der Beteiligung von Frau­en am Informatikstudium

5 Erklärungsversuch des Geschlechterverhaltnisses
5.1 Motivationen von Frauen bei der (Nicht-)Wahl eines techni­schen Studiums
5.1.1 Koedukation oder Mädchenschule?
5.1.2 Professionalisierung des Faches
5.1.3 Image von Informatik
5.1.4 Studieninhalt und Präsentation
5.1.5 Vorbilder
5.2 Charaktere
5.2.1 Biografischer Hintergrund
5.2.2 Begegnung mit der Gesellschaft
5.3 Exkurs: Der Versuch von Frauenuniversitäten bzw. -studien- gäangen

6 Überlegungen zu einer Lösung des Problems der Ünterre- prasentanz von Frauen
6.1 Geschlecht als Thema
6.2 Wie bleiben Frauen im Informatik-Studium?

7 Empirische Untersuchung an Informatikstudentinnen
7.1 Problemstellung und Hypothese
7.2 Stichprobe - Auswahl der Untersuchungsobjekte
7.2.1 Begrändung der Studienwahl

8 Präsentation der empirischen Untersuchung
8.1 Biografie
8.1.1 Familienkonstellation
8.1.2 Berufe und Ausbildungen der Eltern
8.2 Motive für die Studienwahl
8.3 Freizeitverhalten
8.4 Einschützung des Studiums
8.4.1 Die Einflussfaktoren im Speziellen
8.4.2 Beurteilung des Studiums etc
8.5 Thema: Gender
8.5.1 Gender Studies
8.5.2 Unterstützung von Frauen
8.5.3 Kurse von und für Frauen
8.5.4 Gleich- oder gemischtgeschlechtliche Kurse?
8.5.5 Frauenunterstützung - Frauenthemen
8.6 Studium: Zufriedenheit - Zweifel?
8.6.1 Richtiges Studium?
8.6.2 Schaffbares Studium?
8.6.3 Zufriedenheit und Wohlgefühl
8.6.4 Gleiche Studienwahl?
8.6.5 Rechtfertigung - Ehrgeiz

9 Zusammenfassung und Schlussfolgerung

Literaturverzeichnis

A Fragebogen

Tabellenverzeichnis

8.1 Crosstab Informatisches Studium - Einzelkind / Erstgeborene / Jüngeres Kind ohne Bruder (Prozentangaben) n.s

8.2 Crosstab Informatisches Studium - Beruf der Mutter (Pro­zentangaben) n.s

8.3 Crosstab Informatisches Studium - Schulausbildung der Mut­ter (Prozentangaben) n.s.

8.4 Crosstab Informatisches Studium - Beruf des Vaters (Prozen­tangaben) n.s

8.5 Crosstab Informatisches Studium - Schulausbildung des Va­ters (Prozentangaben) n.s

8.6 Crosstab Informatisches Studium - Motive (Prozentangaben) n.s

8.7 Rechtswissenschaften: Faktorenanalyse - Rotierte Faktorma­trix: Motive / n.s

8.8 Informatische Studien: Faktorenanalyse - Rotierte Faktorma­trix: Motive / n.s.

8.9 Crosstab Informatisches Studium - Freizeit: Computer / So­ziales, Individuelles, Nützliches, keine Freizeit(Prozentangaben) n.s

8.10 Crosstab Informatisches Studium - Einschaützung des Studi­ums (Mittelwerte)

8.11 Crosstab Informatisches Studium - Einschaützung der gestell­ten Anforderungen (Prozentangaben) s., p < 0,05

8.12 Regressionsanalyse - F-Test: Einschützung der gestellten An­forderungen

8.13 Regressionsanalyse - Koeffizienten, T-Tests: Einschatzung der gestellten Anforderungen

8.14 Rechtswissenschaften: Faktorenanalyse - Rotierte Faktorma­trix: Einschützung des Studiums / n.s

8.15 Informatische Studien: Faktorenanalyse - Rotierte Faktorma­trix: Einschützung des Studiums / n.s

8.16 Crosstab Informatisches Studium - Gender Studies: Bekannt­heit / n.s

8.17 Crosstab Informatisches Studium - Gender Studies: Thema in Lehrveranstaltungen / s., p < 0,05

8.18 Crosstab Informatisches Studium - Beurteilung und Besuch von „Gender-Lehrveranstaltungen“ (Mittelwerte)

8.19 Crosstab Informatisches Studium - Beurteilung und Besuch von Kursen von und für Frauen (Mittelwerte)

8.20 Crosstab Informatisches Studium - Gender Studies: Gleich- vs. gemischtgeschlechtliche Kurse / n.s

8.21 Rechtswissenschaften: Faktorenanalyse - Faktormatrix: Frau­enunterstützung - Frauenthemen / n.s

8.22 Informatische Studien: Faktorenanalyse - Faktormatrix: Frau- enunterstuützung - Frauenthemen / n.s

8.23 Crosstab Informatisches Studium - Zweifel an der Studien­wahl (Prozentangaben) s., p < 0,05

8.24 Crosstab Informatisches Studium - Sicherheit über die Stu­dienwahl (Prozentangaben) n.s

8.25 Crosstab Informatisches Studium - Zweifel an der Schaffbar- keit des Studiums (Prozentangaben) n.s

8.26 Crosstab Informatisches Studium - Zufriedenheit mit dem Studium (Prozentangaben) n.s

8.27 Crosstab Informatisches Studium - Wohlgefühl in dem Studi­um / an der Universitat (Prozentangaben) n.s

8.28 Crosstab Informatisches Studium - Wiederwahl dieses Studi­um (Prozentangaben) n.s

8.29 Faktorenanalyse - Rotierte Faktormatrix: Rechtfertigung - Ehrgeiz / n.s

Abbildungsverzeichnis

7.1 Stichprobe: Informatlsche Studien (Prozentangaben)

8.1 Informatiche Studien: Einschätzung der gestellten Anforde­rungen

8.2 Rechtswissenschaften: Einschätzung der gestellten Anforde­rungen

8.3 Grände fär den Besuch einer „Gender-Lehrveranstaltung“ . .

8.4 Grände gegen den Besuch einer „Gender-Lehrveranstaltung“

8.5 Art der Unterstätzung fär Frauen

Vorwort

Zahlreiche Kolleginnen haben mich durch wertvollen Input, sorgfältiges Kor­rekturlesen und konstruktive Verbesserungsvorschläge sehr unterstätzt. Mein besonderer Dank gilt Gerolf Scherr, Judith Proinger und Martina Sukitsch, sowie meiner gesamten Familie. Weiters mächte ich mich bei meiner Di­plomarbeitsbetreuerin Univ. Prof. Dr. Hildegard Weiss bedanken, die mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden ist.

Diese Arbeit ist meinen Eltern Christine und Michael Sukitsch gewidmet.

Alexandra Sukitsch alexandra.sukitsch@winf. org

Kurzfassung

Wie der Titel schon andeutet, werden Informatikerinnen teilweise als etwas Besonderes wahrgenommen: Einerseits sind sie wenige Frauen unter vielen Männern, da sie in einer traditionellen Männerdomane tatig sind; anderer­seits sind sie aufgrund ihrer „frauenuntypischen“ Arbeit „untypische Frau­en“. Es stellt sich nun die Frage, ob diese Frauen andere Erfahrungshinter­gründe, Interessen und Motivationen zu ihrem Studium, sowie Einstellungen zu Gender-Themen haben als „normale“ Frauen, ob sie tatsachlich so anders oder besonders sind.

Um diese Frage zu beantworten wurde zunachst theoretisch an sie heran­gegangen, auch um damit eine Grundlage fur die empirische Untersuchung zu haben. Anschließend wurden Studentinnen informatischer Studien und Rechtswissenschaftlerinnen bezuglich ihres Studiums befragt und verglichen. Es zeigte sich, dass kaum ein Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen von Studentinnen besteht: sie haben ahnliche Biografien, die gleichen aus­schlaggebenden Motive bei ihrer Studienwahl, ein ahnliches Freizeitverhal­ten; sie schatzen ihr Studium ziemlich gleich ein, haben ahnliche Meinungen zu Gender-Themen und sind gleich zufrieden mit ihrem Studium. „Frau“ muss also nicht besonders sein, um Informatikerin zu werden.

Kapitel 1 Einleitung

Frauen verdienen, trotz langjähriger Chancengleichheitsbestrebungen und einer gesetzlichen Gleichberechtigung noch immer weniger als Manner. [43] Sie werden nach wie vor in der Arbeitswelt diskriminiert. Einerseits be­kommen sie, auch für die gleiche Arbeit, weniger Geld, andererseits werden ihnen weniger Aufstiegschancen geboten, was ebenfalls eine schlechtere Ent­lohnung zur Folge hat. Diese strukturelle Diskriminierung ist bis hin zur Ausbildung zu verfolgen, auch an Universitaten. So sind nicht von ungeführ an einer Technischen Universitüt, die als „der“ Mannerbereich unter den Universitaten bezeichnet werden kann, relativ wenig Frauen inskribiert. Laut Hochschulstatistik [59] scheinen sie derartige Universitüten mitsamt den an­gebotenen Studien von vorn herein auszuschließen, was ihre Wahlmöglich­keiten für ein Studium enorm einschrünkt.

Abgesehen von diesem eigenen, persünlichen Nachteil, hat ein Ausschluss von bestimmten Studien auch Nachteile für Studentinnen dieses Fachs. Ihr Minderheiten-Status wird gefestigt und sie haben es dementsprechend schwe­rer sich in einer „Münnerwelt“ durchzusetzen, anerkannt zu werden und sich Respekt zu verschaffen. Schlimmstenfalls brechen sie ihr Studium sogar ab und liefern für weitere potentielle Studentinnen ein Negativbeispiel, ein Bei­spiel dafür, dass - überspitzt formuliert - nur Münner ein technisches Studi­um erfolgreich abschließen (konnen). Dadurch schließt sich der Kreis - wenig Technikstudentinnen locken nur wenig neue Studentinnen an, wodurch sie weiterhin eine Minderheit in einer „Männerwelt“ bleiben.

Das Problem ist also, dass sich - und das trotz formaler Chancengleich­heit - Frauen noch immer für typische Frauenberufe und -studien entschei­den. Zwar soll hier nicht bestritten werden, dass sie sich für diesen Bereich interessieren, trotzdem gibt es wahrscheinlich die Eine oder Andere unter ih­nen, die besser in ein technisches Studium passen würde und sich aufgrund von Angst, Vorurteilen oder herkümmlichen Verhaltensnormen dagegen ent­scheidet.

Tatsache ist jedenfalls, dass die Zahl der Technikstudentinnen verschwin­dend niedrig ist. [59] Es wird angenommen, dass umfassende Strukturverände­rungen der Studien bzw. der Universitäten notwendig sind, um ihre Zahl zu erhähen. Nur so kann sichergestellt werden, dass Frauen sich tatsächlich auf­grund ihrer Interessen und Fähigkeiten fär einen Beruf entscheiden und aus einem vollen Pool an Mäglichkeiten schäpfen. Frau-Sein in einem Technik­studium ware nichts Besonderes mehr und Technik kame für jede Frau (zu­mindest) in Frage, sie mässten sich nicht mehr aufgrund eines Minderheiten­Daseins oder aus Angst trotz Interesse dagegen entscheiden. Außerdem kän- nen Frauen als (große) Gruppe leichter an Inhalt und Aufbau eines Studiums mitgestalten als einzelne, wodurch das jeweilige Studium „menschenfreund­licher“ verändert werden konnte. „Denn mit der Ausgrenzung von Frauen werden auch bestimmte soziale Erfahrungen voällig ausgeblendet und es wird auf viele Qualifikationen verzichtet, die sozialisationsbedingt vorwiegend bei Frauen anzutreffen sind.“ [42, 69]

1.1 Ziele und Fragestellungen

Ziel dieser Arbeit ist es, einen Weg aus diesem Dilemma zu finden. Frauen sollen prinzipiell uberall, so auch auf den Universitaten, alle Möglichkeiten offen stehen und sie sollen sich entfalten konnen. Das bedeutet fär die Uni­versitäten und ihre Studien, dass sie vom Geschlecht her ausgeglichen sein sollen, sodass es keine Rolle mehr spielt, ob man (frau) nun Mann oder Frau ist. Die Wissenschaft täte gut daran, ihr volles Potential auszuschäpfen.

Die Frage ist nun, was machen bestimmte Studien anders oder „falsch“, sodass ihr Frauenanteil vergleichsweise niedrig ist. Sind dafär Inhalt, Image des Studiums oder der Universität, die Lehrenden oder sogar die Studie­renden selbst, ihre Erziehung - um nur einige Moäglichkeiten aufzuzaählen - verantwortlich? An dieser Stelle sei auf den Titel der vorliegenden Arbeit - „Besondere“ Informatikerinnen? - erinnert. Er wirft bereits die Frage auf, ob Informatikerinnen oder Technikerinnen im Allgemeinen etwas Besonderes sind. Die Frage kann sogar doppelt gelesen werden[1]: Sind sie etwas Besonde­res, weil sie eine Minderheit in einer Domane von Mannern darstellen, oder sind sie etwas Besonderes, weil sie nicht einen typisch „weiblichen Weg“ gewäahlt haben.

Obwohl in erster Linie meist von der ersten Lesart, dem Auffallen der Frauen in technischen Bereichen, die Rede ist, soll in dieser Arbeit eher die zweite Lesart aufgegriffen werden. Es geht um das Besondere, das Spe­zielle der Frauen in der Technik im Vergleich zum Rest der Frauen. Un­tersuchungsgegenstand sind Technikstudentinnen, Studentinnen, welche ge­sellschaftliche, konservative Normen und Regeln uäbertreten haben - ihre „Besonderheit“ soll herausgefunden werden.

Von Interesse sind ihre Lebens- und Familienbiografien, ihre Motiva­tionen zu diesem Studium, ihr Freizeitverhalten, sowie ihre Einstellungen zu universitärer Frauenpolitik. Grundlage dieses Interesses ist es die mehr oder weniger gravierenden Unterschiede der Technikstudentinnen zu Stu­dentinnen anderer Studienrichtungen sichtbar zu machen.[2] Von Bedeutung ist außerdem, wie zufrieden sie mit dem Studium sind und wie sie zu ihrem eigenen Studienerfolg stehen. Es sollen Strukturen der Universitaten und mägliche persönlichkeitsprägende Einflässe auf die Studentinnen erkannt werden. Letztendlich geht es nämlich um eine „menschenfreundliche“, al­so auch „frauenfreundliche“ Universitat. Dazu muss zuerst herausgefunden werden, wie der derzeitige Stand der Dinge ist.

1.2 Aufbau der Arbeit

Zunächst wird an das Thema theoretisch heran gegangen. Im Zentrum des Kapitels 2 steht einerseits die Frage, inwiefern Frauen und Manner gleich, verschieden oder konstruiert sind - es geht ihr um das Verhaltnis von Frauen und Männern und ihre Stellung in der Gesellschaft. Andererseits behandelt es das Verhältnis von Frauen und Technik und betrachtet es aus unterschied­lichen Blickwinkeln. Das naächste Kapitel - 3 - stellt die einzelnen Studien mit ihren Abschluässen, ihrer Dauer und ihren wesentlichen Inhalten und Schwerpunkten vor. Dabei stehen die vielen, in der Untersuchung zu einem Studium zusammengefassten, (meist) interdisziplinären, informatischen Stu­dien dem Studium der Rechtswissenschaften gegenüber. Das nächste Kapitel 4 konzentriert sich wieder allein auf die Informatik und beschäftigt sich mit seiner weiblichen Partizipation und deren Bedeutung. Die weibliche Unterre­präsentanz versucht anschließend Kapitel 5 zu erklären, indem es verschiede­ne potenzielle Ausschlussmechanismen aufzeigt. Läsungsansatze dazu liefert das Kapitel 6.

Der zweite Teil der Arbeit bezieht sich auf die empirische Untersuchung. Neben Problemstellung und Hypothese soll in Kapitel 7 auch die Stichprobe mitsamt der Beschreibung der ausgewaählten Studienrichtungen beschrieben werden. Die Ergebnisse dieser Untersuchung stellt Kapitel 8 vor, welches sich in sechs Hauptteile: Biografie, Motive fur die Studienwahl, Freizeitverhalten, Einschätzung des Studiums, Thema: Gender und Studium: Zufriedenheit - Zweifel? untergliedert.

Nach der Zusammenfassung im Kapitel 9 bildet der Fragebogen unter der Rubrik Anhang den Schluss.

Kapitel 2 Gender und Technik

Das Thema Gender hat seinen Einzug in die Wissenschaften teilweise be­reits geschafft, wobei unterschiedliche Sichtweisen zu beobachten sind, die im Folgenden vorgestellt werden. Im zweiten Teil dieses Kapitels werden die Dimensionen der Genderforschung in den Naturwissenschaften und somit der Technik, genauer analysiert.

2.1 Ein Thema - verschiedene Sichtweisen

Frauen, oder besser: Gender, und Technik ist ein vieldiskutiertes Thema. Für die Einen ist es eine unmügliche Kombination, begründet auf einer biologi­schen Tatsache, dass Frauen und Münner grundsatzlich und ursprünglich verschieden sind. Das impliziert ein geschlechtsspezifisch unterschiedliches Wahrnehmen und Lernen sowie unterschiedliche Arbeitsweisen und Metho­den. Aus diesem Grund soll „Weibliches“ und „Münnliches“ gelehrt und angewendet werden. Durch dieses Herausstreichen und Betonen des Unter­schieds zwischen den Geschlechtern und der damit verbundenen natuürli- chen Festschreibung kann sich an der derzeitigen Situation jedoch nichts ündern, nach wie vor wird das „Mannliche“ über dem „Weiblichen“ stehen, das „Weibliche“ wird bestenfalls akzeptiert werden.

Andere wiederum sehen eine prinzipielle Gleichheit zwischen Frauen und Münnern. Die Tatsache, dass sich dies in der Umwelt nicht so außert, dass beispielsweise weniger Frauen als Manner in der Technik tütig sind, er- klaüren sie mit einer geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Sozialisation. - Aber auch dieser Ansatz ist problematisch, da er Maünnlichkeit“ als Ideal betrachtet und das „Weibliche“ als defizitar, weil nicht gleich. Eine Ände­rung der derzeitigen Verhültnisse würde allein bei den Frauen liegen, die ihr Wesen dem der Manner anpassen müssten. [2]

Die dritte Position geht weder von einer generellen Ungleichheit noch Gleichheit aus, sondern betrachtet Gender als (immer wieder neu) konstru­iert. Eine Änderung der gegenwärtigen Situation ist wohl für diesen Ansatz am leichtesten vorstellbar. Ihm zufolge muss einfach „nur aus der Reihe ge­tanzt“ und somit die gängigen Vorstellungen verändert werden. Dass Gender nur konstruiert ist, wird bewiesen durch kulturell unterschiedliche Vorstel­lungen daräber.

2.1.1 Ungleichheit durch Biologie

Eine Ausprägung des Geschlechtsunterschieds ist darin zu sehen, dass Manner technisch und mathematisch besser und Frauen fär den kommunikativen und sozialen Bereich geschaffen sind. Das bedeutet aber auch einen vollkomme­nen Ausschluss von Frauen aus der Technik.

Gläcklicherweise hat die Frauenforschung doch etwas bewirkt: es werden zwar grundlegende Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern gesehen, jedoch in abgemilderter Form, so dass prinzipiell allen alle Mäglichkeiten of­fen stehen. Frauen haben demzufolge beispielsweise ein anderes Lernverhal­ten, ein anderes Herangehen an Problemstellungen und bevorzugen andere Arbeitsweisen und Methoden als Männer. Sie haben außerdem einen an­deren Zugang zu Themen, der ihnen in der „männlichen“ Informatik nicht gerade leicht gemacht wird - ein Punkt, der noch verbessert werden muss, wenn mehr Frauen fär Informatik begeistert werden sollen. [2]

Es gilt, mehr „Weibliches“ in dieses Fach zu bringen. Weibliche Qua­litäten sind zum Beispiel Verantwortungsgefähl, Zuverlässigkeit, Termin­treue, Bestäandigkeit, Bezogenheit auf sachliche Inhalte, uäberdurchschnitt- liche Leistungsbereitschaft, Treue der wissenschaftlichen / technischen Ar­beit. „Sie haben eine geringere Risikobereitschaft, stärkeren Realitatsbezug, sind pragmatischer, weniger spielerisch, eher gefeit gegen Obsessionen, sind kritischer. Sie kännen eher quer denken und die Ebenen wechseln.“ Durch ihre sozialen Kompetenzen und ihrem (anderen) Gesprächsstil schaffen sie ein gutes Arbeitsklima. [48, 12] - In diesem Ansatz wird die Geschlechterdif­ferenz streng aufrechterhalten und immer wieder neu bewiesen. Mit dieser Idee geht die Hoffnung einher, dass Frauen eine andere - bessere - Software machen wuärden.

Obwohl zahlreiche Studien durchgeführt wurden, um Geschlechterdiffe­renzen bezüglich der Herangehensweise an den Computer oder an Problem­stellungen im Allgemeinen zu belegen, konnten sie nie wirklich bestaätigt werden. Stattdessen wurde bewiesen, dass stereotype Festschreibungen die Unterschiede zementieren und dass die dichotome Zweigeschlechtlichkeit die Grundlage gesellschaftlicher Geschlechterhierarchien darstellt. Leider wurde und wird damit oft der Blick auf daruäber hinaus gehende Geschlechterfor­schung verstellt. [2]

2.1.2 Gleichheit mit ungleichen Ausprägungen aufgrund So­zialisation

Frauen und Männer sind prinzipiell gleich und konnten alles tun, wäre da nicht eine unterschiedliche Sozialisation und / oder damit zusammenhängen­de unterschiedliche Lebenserfahrungen und -bedingungen. Problematisch ist jedoch nicht die Sozialisation selbst, sondern die damit verbundenen Bewer­tungen. So wird „Mannliches“ hoher bewertet als „Weibliches“, was zur Folge hat, dass das „Weibliche“ als ein Makel, als Defizit betrachtet wird. Schuld an dieser Misere sind angeblich die Eltern und die Schulen, wenn nicht die Frauen selbst, wie dies der Vorwurf, dass Frauen ein mangelndes Karrierebe­wusstsein hätten und deshalb beruflich weniger erfolgreich wären, deutlich macht. Doch egal, was die Frauen auch machen wärden, sie wärden immer als Gegenpol zu den Mannern gesehen werden und waren somit minder be­wertet, bekämen ihr Anderssein als Defizit zugeschrieben und müssten allein für eine Verbesserung ihrer Situation sorgen. [2]

Trotzdem kann etwas fär eine Verbesserung dieser Lage getan werden. Die Maßnahmen sind im Großen und Ganzen identisch mit dem biologischen Ansatz. Es sind vor allem Quotenregelungen, die einerseits auf die Situation aufmerksam machen und andererseits Verbesserungen herbeifuähren sollen. Um mit Britta Schinzel zu sprechen: „Eine „Sonderbehandlung“ von Frauen waäre notwendig, die eigentlich nichts anderes ist als das Gegenstuäck zur Sonderbehandlung“ , die Mäanner seit jeher dadurch erfahren, daß sie eine ihnen gemäße Färderung erhalten, die fär Frauen gerade nicht färderlich ist.“ [48, 13]

2.1.3 Konstruktion von Geschlecht - „doing gender“

Die Ethnomethodologie, welche den Begriff des „doing gender“ geprägt hat, wurde in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts in Kalifornien (USA) von Harold Garfinkel gegrändet. Die beiden Wortteile sind griechisch und lassen sich wie folgt ubersetzen: „ ethnos bezeichnet hier die Mitglieder einer Grup­pe und ihr Wissen, méthodologie meint dessen systematische Anwendung in lokal-situativen Praktiken durch die Mitglieder selbst.“ [67, 1]

Im Gegensatz zu anderen Denkrichtungen basiert sie auf der gewohnli- chen Alltagswelt und will anhand von alltagspraktischen Handlungen her­ausfinden, wie Wirklichkeit hergestellt wird. Dabei sind nur solche Katego­rien und Schemata von Bedeutung, die auch fär die Handelnden Grundla­ge ihres Tuns sind. Eine dieser Strukturkategorien ist das Geschlecht, oder besser: Gender, also das soziale Geschlecht. Gehandelt wird demnach auf­grund von geschlechtssterotypen Zuschreibungen - so genannten Klischees -, die ihren Ursprung im alltaäglichen Leben haben und auf die individuelle Identitaät Einfluss nehmen. So ist es beispielsweise nicht das gleiche, ob eine Frau oder ein Mann die Freizeit am Computer verbringt. Denn „Technik kommt in unserer Gesellschaft nicht geschlechtsneutral daher, sondern ihre Nutzung ist eingelassen in ein gesellschaftliches System der geschlechtsspe­zifischen Zuschreibungen und Klischeevorstellungen in Bezug auf Technik­kompetenz.“ [12, 1] Der Unterschied basiert aber nicht auf dem biologischen Geschlecht, sondern auf der Vorstellung und Wahrnehmung von Weiblich­keit und Männlichkeit, also auf einer Konstruktion von Geschlechtlichkeit - „doing gender“ eben. [12] [67] Dabei wird diese Unterscheidung gesellschaft­lich so inszeniert, dass sie als natuärlich und unhinterfragt hingenommen werden kann. [33]

Davon, dass die Strukturkategorie Geschlecht wirkt, sind auch Ethnome- thodologinnen wie Susan Kessler und Wendy McKenna äberzeugt, indem sie bewiesen, dass sich die Alltagstheorien uber Geschlecht auf drei Basisannah­men stätzen.

(a) Alle Menschen sind fär alle Zeiten in zwei Geschlechter unterschieden.
(b) Alle sind entweder Manner oder Frauen, und zwar unabhangig vom ei­genen Wollen oder Tun.
(c) Dies alles ist eine von der Natur begrändete Tatsache.

Auch wenn diese Alltagsweisheiten sehr plausibel erscheinen, sollte man sie nur vorsichtig und nicht unhinterfragt in die Forschung äbernehmen. Denn abgesehen von Unwissenschaftlichkeit wird man mit dem Argument kon­frontiert, dass Geschlecht eine kulturell und zeitlich verschiedene, immer wieder neu konstruierte Kategorie sein muss. Wie sonst wäaren kulturelle und historische Unterschiede, ausgedruäckt in den Modesträomungen folgen­den Geschlechtsattributen, erklärbar. Gemeinsam ist all diesen Strömungen jedoch, dass immer und äberall versucht wurde und wird, Geschlechtsun­terschiede aufrecht zu erhalten oder zu konstruieren. Ganz eng mit dieser Unterscheidung verbunden ist eine Hierarchie, in der Männlichkeit Weiblich­keit dominiert. [12]

Hirschauers Konzept des undoing gender“ geht von einer voruäbergehen- den situativen Neutralisierung der Geschlechterdifferenz aus und verweist „auf die relative Signifikanz der Geschlechterunterscheidung im Vergleich zu anderen Klassifikationen wie Alter, Ethnizität und Schicht.“ [33, 8] Ein derartiges Zusammenwirken äußert sich beispielsweise in der Sprache. So wird in Dialektregionen von mehr Frauen als Männern die Standardsprache gesprochen, weil sich die damit assoziierte Feinheit und Gebildetheit eher mit Weiblichkeit verbinden lassen. Aufgrund dieser Assoziationen wird die Standardsprache auch und vor allem von den häoheren Schichten gesprochen.

Bei „undoing gender“ geht es um beabsichtigtes und praktiziertes Nicht­Wahrnehmen von Geschlechterdifferenz, welche Leistung, also Neutralisie­rungsarbeit, abverlangt. Eine Neutralisierung von Geschlecht kann aber auch unbemerkt und hintergruändig passieren. Außerdem kann sie von einer ande­ren Ebene wie beispielsweise von den Massenmedien ausgeglichen werden, diese würden dann das Inszenieren der weiblichen und männlichen Idealbil­der übernehmen bzw. tun dies bereits. [33]

„Doing gender“ muss nicht unbedingt offensichtlich sein, es wird auch im Hintergrund praktiziert. Allein aufgrund der Sprache, der Stimme oder der Selbst-Inszenierung findet eine Unterscheidung statt, die nicht als Ge­schlechtsunterschiede sondern als Persünlichkeits- oder Kompetenzunterschie­de wahrgenommen werden. Geschlecht mit all seinen Ausprägungen wurde also schon so verinnerlicht, dass es nicht mehr erkannt wird. Einen wesent­lichen Beitrag dazu liefern die Massenmedien, die die Idealbilder schaffen, an denen sich Menschen orientieren und die sie als natürlich annehmen. Der Erhalt der Geschlechter-Asymmetrie scheint durch sie gesichert. [33]

Gender kann zumindest auf diese drei Arten interpretiert werden - gene­relle und andauernde Ungleichheit zwischen den Geschlechtern, Ungleichheit aufgrund von ungleicher Sozialisation von Frauen und Mannern und Kon­struktion von Vorstellungen über Geschlecht.

2.2 Dimensionen der Genderforschung in den Na­turwissenschaften

Die Genderforschung ist wesentlich mehr als nur eine Geschlechterdifferenz­forschung, die die Unterschiede von Frauen und Männern in allen Lebens­lagen zum Thema hat. Genderforschung befasst sich viel mehr mit der His­torie, der Forschungspraxis, der Theoriebildung und deren wechselseitigen Beeinflussung. Evelyn Fox Keller bietet hierzu eine recht gute Klassifizie­rung. [53]

2.2.1 Women in Science - Frauen in den Naturwissenschaften

Wie sich bereits aus dem Namen schließen lässt, wird der Frage nachge­gangen, wo die Frauen in den Naturwissenschaften waren bzw. sind, wo sie arbeiten und forschen. Es werden ihre Lebens- und Karrierewege erforscht, nicht zuletzt deswegen um sie selbst und ihre speziellen Situationen sichtbar zu machen. Einerseits sollen Vorbilder aus der Geschichte wie auch aktuelle Frauen in den Naturwissenschaften gefunden und bekannt gemacht werden. Andererseits sollen deren strukturelle und symbolische Barrieren als auch die Verüanderung dieser aufgezeigt werden. [53]

2.2.2 Science of Gender - Biologisch-medizinische Konstruk­tion von Geschlechterdifferenzen

Im Zentrum stehen Wissenschaften und Theorien, die „die Kategorie Ge­schlecht explizit behandeln und Differenzen zwischen Frauen und Maünnern zu erklären suchen.“ [53, 4] Ein erkennbares Dilemma ist jedoch, dass nach wie vor das „Männliche“ als Norm gilt, während der weibliche Aspekt igno­riert wird. Gleichzeitig gibt es eine Renaissance der Biologismen um Ge­schlechtsunterschiede in Entwicklung, Verhalten, Leistungen und sexueller Orientierung zu erklären. „Dieser tabuisierte Widerspruch - einerseits die maännliche Normierung, andererseits die essentialistischen Erklaärungen von Sex-Unterschieden - macht das weibliche Geschlecht implizit zum Mangel­geschlecht.“ [53, 5]

2.2.3 Gender in Science - Geschlechterideologie in wissen­schaftlicher Methodik und Theoriebildung

Statt sich auf die einzelnen Fächer zu konzentrieren analysiert diese Dimensi­on „generelle Aspekte der Methodik und Forschungspraxis der Naturwissen­schaften. Sie untersucht Zusammenhänge zwischen gesellschaftlich-kulturell ausgeprägten Geschlechterverhaltissen und den geschichtlichen, sozialen und wissensgenetischen Konstellationen, auf denen die Art und Weise beruht, in der Wissenschaft betrieben wird.“ [53, 5] Wissenschaft per se gilt wie in der Kritischen Theorie, in der die Feministische Theorie ihre Wurzeln hat, als gesellschaftliches Unternehmen. Sie ist gesellschaftlich konstruiert, Objekt und Subjekt sind eingebettet in einen sozialen und kulturellen Hintergrund, der sie in ihrer wechselseitigen Beeinflussung prägt. Zwar ist Wissenschaft heute noch hauptsaächlich maännlich, aber aufgrund ihres Konstruiert-Seins ist sie theoretisch gesellschaftlich veraänderbar. [53]

Im Endeffekt ergänzen sich diese drei Dimensionen sehr gut: Women in Science fragt, ob Frauen im Wissenschaftsbetrieb anders arbeiten oder gearbeitet haben als Manner“, Science in Gender „deckt die offenen und verborgenen Androzentrismen in den disziplinären Inhalten auf“ und Gender of Science fragt, „ob Frauen aus ihrer Position als primär Ausgeschlossene und damit der Reflexion uber das eigene Tun eher Zugangliche (...) andere Forschungsziele und -methoden einbringen würden.“ [53, 7]

Gender selbst kann im Wesentlichen auf drei verschiedene Arten gelesen werden - Ungleichheit, Sozialisation und Konstruktion. Bezogen auf die Wis­senschaften lässt sich Gender in drei genannten Dimensionen aufgliedern.

Kapitel 3 Vorstellung der Studien

Neben Gender, das bereits im vorangegangenen Kapitel 2 naher behandelt wurde, stellen Studien einen zentralen Aspekt in der vorliegenden Untersu­chung dar. Sie lassen sich in zwei Kategorien fassen: in informatiche Stu­dien, welche neben der reinen Informatik Mischformen mit anderen Studi­enrichtungen sind, und ein rechtswissenschaftliches Studium. Diese beiden Kategorien sollen im Folgenden mitsamt den Studieninhalten der konkreten Studien näher erlautert werden.

3.1 Informatische Studien

3.1.1 Geschichte

Die Wurzeln der Technischen Universitat Wien reichen bis ins Jahr 1815. Damals wurde sie als ,,k. k. poly-technisches Institut in Wien“ gegrändet und baute auf militärische und gewerblich-technische Fachschulen, die da­mals in ganz Europa entstanden, auf. Frauen därfen sich an der Technischen Universitat seit dem 21. April 1919 als ordentliche Hörerinnen inskribieren. Während sich die Studierendenzahlen in den Jahren des Zweiten Weltkriegs allgemein reduzierten, wie dies bereits in Jahren des Ersten Weltkriegs der Fall war, stieg der Anteil an weiblichen Studierenden stark an und machte 1944/45 rund 20 % aus. [41]

Im Studienjahr 1970/71 wurde „Informatik“ als neue Studienrichtung eingefährt und ein paar Jahre spater, 1985, um „Betriebs- und Wirtschafts­informatik“ erweitert. Seit dem hat sich einiges getan; „Informatik“ als Di­plomstudium kann seit dem 1. Oktober 2001 nicht mehr inskribiert werden, da es vom System der Bakkalaureats- und Magisterstudien abgeläost wur­de. Dieses wurde ins Leben gerufen, um das europäische Bildungssystem zu harmonisieren. Die aktuellen Bakkalaureats- und Magisterstudien sind unten angefährt. Seit dem Wintersemester 2003/04 wird das Studium „Informatik­management“ ebenfalls als Bakkalaureats- und Magisterstudium angeboten.

3.1.2 Allgemeines

Informatiche Studien können sowohl an der Technischen Universität Wien als auch an der Universität Wien studiert werden. Dabei sind die Studien- plöne weitgehend gleich, weshalb die Studien interuniversitör, also an bei­den Universitäten gleichzeitig, in Form von Inskription und Mitbelegung, studiert werden können. Doch es gibt auch Ausnahmen wie das auslaufende Diplomstudium Informatik, das nur an der Technischen Universitat absol­viert werden kann.

Die folgende Auflistung umfasst informatische Studien mit ihrem Ab­schluss und ihrer Mindeststudiendauer sowie mit ihren wesentlichen The­mengebieten. Steht nicht explizit eine Universität daneben, so kann dieses Studium sowohl auf der Technischen Universität als auch auf der Universität Wien studiert werden. [56] [62]

3.1.3 Computational Intelligence

Abschluss: Dipl.-Ing.

Studiendauer: 4 Semester

Studieninhalt :

- Allgemeine Basislehrveranstaltungen
- Algorithmik
- Artificial Intelligence
- Diskrete Mathematik und Logik
- Theoretische Informatik
- Computational Logics

3.1.4 Computergraphik & Digitale Bildverarbeitung

Abschluss: Dipl.-Ing.

Studiendauer: 4 Semester

Studieninhalt :

- Grundlagen
- Digitale Bildverarbeitung
- Computergrafik

3.1.5 Data Engineering & Statistics

Abschluss: Bakk. techn.

Studiendauer: 6 Semester

Studieninhalt :

- Mathematik und Theoretische Informatik
- Grundlagen der Informatik
- Angewandte Informatik
- Statistik
- Grundzüge aus Recht, Gesellschaft und Wirtschaft
- Angewandte Statistik
- Data Engineering
- Soft Skills und Gender Studies

3.1.6 Informatik / Informationsmanagement (LA)

Abschluss: Mag.a rer. nat., Mag. rer. nat Studiendauer: 9 (4 +5) Semester

Studieninhalt :

- Theoretische und mathematische Grundlagen der Informatik,
- Technische Grundlagen der Informatik,
- Praktische Informatik,
- Angewandte Informatik und gesellschaftliche Implikationen,
- Püdagogik und Fachdidaktik,

3.1.7 Informatik - auslaufendes Diplomstudium

Universität: Technische Universitat Wien

Abschluss: Dipl.-Ing.

Studiendauer: 10 Semester

Studieninhalt :

- Mathematik und Theoretische Informatik
- Praktische Informatik
- Technische Informatik
- Angewandte Informatik und gesellschaftliche Bezüge
- Padagogik, Didaktik und Kommunikation

3.1.8 Informatikmanagement

Informatikmanagement (BAKK)

Abschluss: Bakk.rer.soc.oec.

Studiendauer: 6 Semester

Studieninhalt :

- Theoretische und mathematische Grundlagen der Informatik
- Technische Grundlagen der Informatik
- Praktische Informatik
- Angewandte Informatik und gesellschaftliche Implikationen
- Padagogik, Didaktik und Kommunikation
- Fachdidaktik der Informatik
- Betriebliche Informationssysteme
- e-Business und e-Government
- Logistik
- Multimedia
- Netzwerke
- Software Engineering
- Prozesssteuerung und Simulation
- Wirtschaft und Recht

Informatikmanagement (MAG)

Abschluss: Mag.rer.soc.oec.

Studiendauer: 2 Semester

Studieninhalt :

- Fachdidaktik der Informatik
- Betriebliche Informationssysteme
- e-Business und e-Government
- Logistik
- Multimedia
- Netzwerke
- Software Engineering
- Prozesssteuerung und Simulation
- Wirtschaft und Recht

3.1.9 Information & Knowledge Management

Abschluss: Dipl.-Ing.

Studiendauer: 4 Semester

Studieninhalt :

- Allgemeine Basislehrveranstaltungen
- Software Engineering
- Information Engineering
- Knowledge Engineering
- Business Engineering

3.1.10 Intelligente Systeme

Abschluss: Dipl.-Ing.

Studiendauer: 4 Semester

Studieninhalt :

- Autonomous and Adaptive Systeme
- Cognitive and Societal Aspects
- Intelligent Data Analysis
- Knowledge Representation & Automated Reasoning
- Language and Communication

3.1.11 Medieninformatik

Medieninformatik (BAKK)

Abschluss: Bakk. techn.

Studiendauer: 6 Semester

Studieninhalt :

- Mathematik, Statistik und Theoretische Informatik
- Informatik und Gesellschaft
- Medieninformatik
- Software Entwicklung und Datenmodellierung
- Technische Informatik
- Schwerpunkt „Design“
- Schwerpunkt „Computergraphik und Bildverarbeitung“
- „Soft Skills und Gender Studies“

Medieninformatik (MAG)

Abschluss: Dipl.-Ing.

Studiendauer: 4 Semester

Studieninhalt :

- Experimentelle Gestaltung von Multimedia-Anwendungen und Präsen­tationsstrategien
- Medienanalyse und Medienreflexion
- Multimedia-Kommunikation
- Wahllehrveranstaltungskatalog 1 (z.B. Arbeitspraxis und visuelle Kul­tur in Kunst- und Designdisziplinen, Echtzeitgraphik)

- Wahllehrveranstaltungskatalog 2 (z.B. Grundlagen der Kommunikations­und Medientheorie, Informations-visualisierung)

- Anwendungsfeld Architektur (z.B. Architektur und Darstellung, Ent­wurf multimedialer Environments)

- Anwendungsfeld Experimentelle Mediengestaltung (z.B. Aktuelle Ten­denzen moderner Kunst, Geschichte und Theorie des Design)

- Anwendungsfeld Kommunikations- und Partizipationsdesign (z.B. Com­munity Networks und kommunale Informations-systeme, Computerun­terstützte Kommunikation und Kooperation)

3.1.12 Medizinische Informatik

Medizinische Informatik (BAKK)

Abschluss: Bakk. techn.

Studiendauer: 6 Semester

Studieninhalt :

- Mathematik, Statistik und Theoretische Informatik
- Informatik und Gesellschaft
- Grundlagen der Informatik
- Medizinische Informatik
- Medizinische Grundlagen
- Programmierung und Datenmodellierung
- Software Entwicklung

Medizinische Informatik (MAG)

Abschluss: Dipl.-Ing.

Studiendauer: 4 Semester

Studieninhalt :

- Klinische Medizin und Information Engineering in der Medizin
- Biosignal- und Bildverarbeitung
- Computersimulation und Biometrie
- Informationsmanagement im Gesundheitswesen

3.1.13 Software & Information Engineering

Abschluss: Bakk. techn.

Studiendauer: 6 Semester

Studieninhalt :

- Mathematik, Statistik und Theoretische Informatik
- Informatik und Gesellschaft
- Programmierung
- Technische Informatik
- Software Entwicklung
- Software Engineering
- Information Engineering

3.1.14 Software Engineering & Internet Computing

Abschluss: Dipl.-Ing.

Studiendauer: 4 Semester

Studieninhalt :

- Allgemeine Basislehrveranstaltungen
- Software Entwicklung
- Verteilte Systeme und Internet Computing
- Wirtschaft und Management
- Theoretische Inforamtik

3.1.15 Technische Informatik

Technische Informatik (BAKK)

Abschluss: Bakk. techn.

Studiendauer: 6 Semester

Studieninhalt :

- Mathematik, Statistik und Theoretische Informatik
- Informatik und Gesellschaft
- Programmierung
- Grundlagen der Technischen Informatik
- Fehlertolerante verteilte Echtzeitsysteme
- Embedded Systems
- Software Entwicklung
- Praktische Informatik
- Multimedia und Internet
- Software Engineering
- Technische Informatik Erganzung

Technische Informatik (MAG)

Abschluss: Dipl.-Ing.

Studiendauer: 4 Semester

Studieninhalt :

- Allgemeine Basislehrveranstaltungen
- Formal-Mathematische Grundlagen
- Systems Engineering
- Allgemeine Wahllehrveranstaltungen
- Embedded Systems in der Automation
- Embedded Systems in der Telekommunikation

3.1.16 Wirtschaftsinformatik

Wirtschaftsinformatik (BAKK)

Abschluss: Bakk. rer. soc. oec.

Studiendauer: 6 Semester

Studieninhalt :

- Wirtschaftsinformatik
- Wirtschaftswissenschaften
- Informationsverarbeitung
- Strukturwissenschaften
- Kernfachkombination • freie Wahlfächer

Wirtschaftsinformatik (MAG)

Abschluss: Mag.a rer. soc. oec., Mag. rer. soc. oec. Studiendauer: 4 Semester

Studieninhalt :

- Wirtschaftsinformatik
- Wirtschaftswissenschaften
- Informationsverarbeitung
- Strukturwissenschaften
- Kernfachkombination
- freie Wahlfächer

3.1.17 Wirtschaftsingenieurwesen Informatik

Abschluss: Dipl. Ing.

Studiendauer: 4 Semester

Studieninhalt :

- Informatik
- Ingenieurwesen
- Wirtschaft und Recht

3.2 Juristisches Studium

3.2.1 Geschichte

Die Geschichte der Universitat Wien reicht weiter in die Vergangenheit als diejenige der Technischen Universität. Ihre Grändungsurkunde wurde am 12. März 1365 von Herzog Rudolf IV. von Habsburg unterfertigt. Die „Jurispru­denz“ zählte zu den „erlaubten“ Wissenschaften und wurde schon damals gelehrt.

Während es Frauen fast äberall in Europa schon zwischen 1870 und 1894 erlaubt wurde, sich fär ein Studium zu inskribieren, wurden die Österreiche­rinnen erst 1897 zum Studium an der Philosophischen Fakultat zugelassen, 1900 auch zum medizinischen Studium. Erst 1919 durften sie sich an der Ju­ridischen Fakultät als ordentliche Härerinnen inskribieren. Der Frauenanteil stieg in Folge zwar nicht kontinuierlich aber deutlich an und liegt seit den 1980er Jahren über 50 %, im Wintersemester 1996/97 betrug er sogar cirka 58 %. [40]

3.2.2 Allgemeines

Auch hier wird das Studium mit seinem Abschluss, seiner Mindeststudien­dauer und seinen wesentlichen Themengebieten aufgelistet um einen groben Überblick zu geben. Studiert werden kann es im Gegensatz zu informati- schen Studien allerdings nur auf einer Universität, nämlich der Universitat Wien. [62]

3.2.3 Rechtswissenschaften

Universität: Universitat Wien Abschluss: Mag.a iur., Mag. iur..

Studiendauer: 8 (2+3+3) Semester

Studieninhalt :

- Einfährung in die Rechtswissenschaften und ihre Methoden
- Strafrecht und Strafprozess
- Römisches Recht
- osterreichische und europaische Rechtsgeschichte
- Bärgerliches Recht
- Handels-, Gesellschafts- und Wertpapierrecht
- Arbeits- und Sozialrecht
- zivilgerichtliches Verfahren
- Verfassungsrecht,
- Verwaltungsrecht
- Finanzrecht
- Europarecht
- Volkerrecht
- Pflichtäbung aus Strafrecht
- Pflichtäbung aus Räm. Recht oder aus Rechtsgeschichte

Kapitel 4

Weibliche Partizipation

4.1 Informatikerinnen in Zahlen

Die Zahl der Frauen in informationstechnischen Berufen bzw. Ausbildungen hat sich gravierend verändert. Während in den Sechziger Jahren, also zu Be­ginn der Entwicklungen des Computers, programmieren als eine rein weibli­che Tätigkeit angesehen wurde und die Beschäftigung mit der Hardware den Männern äberlassen blieb, änderte sich die Situation in den nachsten zehn Jahren gravierend. Informatik wurde zu einer Wissenschaft, programmieren wurde immer angesehener und somit von Interesse für Männer. Auch wenn diese Wissenschaft zunaächst als geschlechtsneutral betrachtet wurde, wird sie fortan von Männern dominiert, denn „allein die Bezeichnung von Hoch­schularten oder Studiengängen fährt - unabhängig von den Inhalten - zu unterschiedlicher Beteiligung von Frauen am Studium der Informatik.“ [4, 4] So ist seit 1975 ein Rückgang von 13,6 % auf 9,5 % festzustellen. [27]

An diesem Trend hat sich bis heute nichts geaändert, noch immer ist die Zahl der Informatikerinnen sehr gering. In diesen Bereichen fallen Frauen auf, sie sind noch immer etwas Besonderes“. Damit verbunden ist auch ei­ne Zuschreibung einer Palette von Eigenschaften, die jedoch nichts mit ihren individuellen Qualitäten und Bedärfnissen zu tun haben, und die Forderung einer Orientierung an der dominanten Kultur. Es ist an der Zeit, Frauen ihren Platz in der Informatik einzuräaumen, damit sie sich nicht mehr als „Ausnahmen“ wahrnehmen mässen und sich endlich mit einer Professiona- litat auf ihre Arbeit konzentrieren kännen. [10]

4.2 Bedeutung der weiblichen Partizipation an In­formatik

Die Frage, warum es sinnvoll ist, dass Frauen sich in traditionellen Maänner- bereichen einmischen, mitreden, mitwirken und mitgestalten, beantwortet sich von selbst, betrachtet man die Geschichte und die heutigen Situationen von Frauen. In Bezug auf ihre wirtschaftliche Selbstständigkeit, was wie­derum eine Karriere oder zumindest einen Beruf impliziert, ist es fär sie von Vorteil, sich fär Erfolg versprechende und gut bezahlte Jobs mit Auf­stiegschancen zu entscheiden. Gerade diese sind bis heute jedoch meist von Männern dominiert, wie dies auch fär Jobs aus dem Bereich Informatik der Fall ist. Wollen Frauen nun auch „alles“, so sollten sie versuchen in „Männer­bereiche“ einzudringen, denn wenn Frauen nicht mit gleichem Status, glei­cher Macht beteiligt werden, haben sie wenig Chancen, ihre Wänsche und Expertise beräcksichtigt zu finden. Die Partizipation sollte die Projektziele mit definieren (...).“ [4, 5]

Nur wenn Frauen sich auch einmischen, können sie ihre eigenen Ideen ein­bringen und (technische) Dinge verändern, eine Änderung der Arbeitsorga­nisation bewirken. [45] Mehr Menschen, vor allem wenn sie unterschiedliche Erfahrungshintergrände und Motivationen haben, bringen mehr Sichtweisen ein, wodurch neue, kreative Losungen entstehen und Fehler eventuell schon von vorn herein ausgeschlossen werden konnen. [19] Die Technik ist außer­dem besser auf die Userinnen und User bezogen, geht man der Annahme nach, dass bis jetzt die Diskrepanz besteht, dass vor allem Frauen die Tech­nik anwenden, welche die Männer machen. Was liegt also näher, als dass die Anwenderinnen und Anwender die Technik mitgestalten?[3]

Natuärlich reicht es nicht, mäannliche einfach durch weibliche Fachkräafte zu ersetzen, das allein würde die Probleme nicht läsen. Im Zuge ihrer Ausbil­dung, der Professionalisierung durchlaufen sie die gleichen Stadien und sind den selben mitgelieferten und integrierten androzentrischen Paradigmen“ ausgesetzt, wodurch sie sich ähnlicher werden, sodass man eher von typi­schen Berufseigenschaften, in diesem Fall von einem typischen „Informatiker­Verhalten“ ausgehen kann. [4] Zusätzlich sollte also auch an der Struktur des Studiums, des Berufs etwas veraändert werden.

Dass die Kategorie Geschlecht mit ihrer Hierarchisierung in Zukunft aufhärt zu wirken, kann fär technische Studiengange bezweifelt werden. Auch wenn die Hochschulen eine derartige Geschlechterdifferenz leugnen und sich an der Alltagswelt statt an der Wissenschaft orientieren, weshalb sie nichts oder wenig fär eine Verbesserung der Situationen von Frauen tun (mässen), da diese sich ohnehin von selbst einstellen wird, wenn sich nur genug Frauen gut qualifizieren, ist die derzeitige Situation von Frauen und Männern nicht gleich und wird sich auch nicht verändern. Um mit Ulrike Teubner zu sprechen: „Die Positionszuweisung der Geschlechter innerhalb eines hierarchischen Ordnungssystems erweist sich als Konstante gegenäber dem angeblichen Gleichmacher Qualifikation.“ [19, 19]

[...]


[1] Mögliche weitere Lesarten werden jedoch nicht ausgeschlossen.

[2] Aufgrund der Unterschiede in der Bedeutung, die Studien - und hier ganz besonders Technikstudien - mittransportieren, wird davon ausgegangen, dass Unterschiede zwischen Frauen bestehen müssen, wenn sie fur sich unterschiedliche Lebensplane schmieden.

[3] Man kann grundsätzlich zwar nicht von „den“ Frauen sprechen, jedoch von ähnlichen Erfahrungshintergründen ausgehen, was ein gewisses Verständnis erzeugen kann.

Fin de l'extrait de 112 pages

Résumé des informations

Titre
'Besondere' Informatikerinnen?
Université
University of Vienna  (Institut für Soziologie)
Note
1,00
Auteur
Année
2006
Pages
112
N° de catalogue
V65568
ISBN (ebook)
9783638580977
Taille d'un fichier
1004 KB
Langue
allemand
Mots clés
Besondere, Informatikerinnen
Citation du texte
Alexandra Sukitsch (Auteur), 2006, 'Besondere' Informatikerinnen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65568

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