Die Bewässerungssysteme in den Wüsten Karakum und Kysylkum


Essay, 2007

22 Seiten

Hendrik Prerow (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltverzeichnis

I Einleitung

II Geographie

III Klima

IV Amudarja und Syrdarja
IV/1. Amudarja
IV/2. Syrdarja

V Ziele der Bauherren

VI Großbauprojekte
VI/1. Großbauprojekte am Amudarja
VI/1./1. Der Karakumkanal
VI/1./2. Bewässerung des Akscha-Darja
VI/1./3. Staudämme Tjujamujun und Tachiatasch
VI/1./4. Nurek-Staudamm
VI/2. Großbauprojekte am Syrdarja
VI/2./1. Der Tschdara-Staudamm
VI/2./3. Der Totkol-Staudamm

VII Folgen der Großbauprojekte
VII/1. Negative Folgen
VII/1./1. Versalzung
VII/1./2. Der Aralsee
VII/1./3. Landwirtschaft
VII/1./4. Interessenkonflikte
VII/2. Positive Folgen
VII/2./1. Die Landwirtschaft
VII/2./2. Hochwasser

Literatur

I Einleitung

Diese Arbeit soll einen Einblick in die Bewässerungssysteme in der Karakum und Kysylkum ermöglichen.

Eingangs sollen die Geographie und das Klima erklärt werden. Danach wird auf einige Bewässerungssysteme eingegangen werden. Deren Gesamtheit zu erfassen ist, aufgrund der Vielzahl, nicht möglich und auch nicht nötig, da die ausgewählten Beispiele einen ausreichenden Einblick verschaffen werden.

Abschließend werden die Probleme und die Möglichkeiten der Großbauprojekte erörtert werden.

Die Arbeit umfasst den Zeitraum nach dem 2. Weltkrieg, beschäftigt sich also mit der sozial­istischen Gigantomanie.

II Geographie

Das Gebiet umfasst die ehemaligen sowjetischen und heutigen GUS-Staaten Kasachstan (den Süden), Usbekistan, Turkmenistan, Tadschikistan und Kirgistan. Diese befinden sich in Zentralasien. Besondere regionale Bedeutung besitzen die beiden Wüsten Karakum und Kysylkum. Die südlichere 400000 km² große Karakum, dehnt sich über 85% Turk­menistans aus. Im Norden bildet der Fluss Amudarja eine Grenze zur Kysylkum. Im Nordwesten wird sie durch das höher gelegene Ustjurtplateau, im Westen durch das Kas­pische Meer, im Süden durch das Gebirge Kopetdag (Grenze zum Iran) und im Osten durch den Hindukusch abgeschlossen. Kopetdag und Hindukusch gehören zu den jungen Faltenge­birgen und sind seismisch sehr aktiv. Die Kysylkum (türk. „roter Sand“) erstreckt sich über weite Teile Usbekis­tans und Südkasachstans und ist rund 300000 km² groß. An ihrem westlichen Ende liegt der Aralsee, im Osten beginnt das zentralasiatische Hochgebirge. Im Norden schließt sich die Betpak-Dala (oder „Hungersteppe“) an. Die beiden Wüsten bilden das Turanbecken.

Der Süden Kasachstans, Usbekistan und Turkmenistan liegen in diesem Becken. Im Osten Usbekistans beginnt das zentralasiatische Gebirge. Hier verläuft auch die Grenze zu Tadschi­kistan. In Tadschikistan sei vor allem der Gebirgszug Pamir hervorgehoben, dessen Flüsse den Amudarja bilden.

Im Nordosten Tadschikistans befindet sich Kirgistan. Wie sein Nachbar ein Hochgebirgsland. In Kir­gistan, nördlich des Tian Shan Gebirgszuges, entspringt der Syrdarja.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

http://lexikon.meyers.de/meyers/(jeweiliges Land)

(Vgl.: Jacob 2006: S.4 ff; Schwachulla &Wolf 1993: S.504; Zahn 1996 S.148 f; Létolle &Mainguet 1996: S.10 ff)

III Klima

Das Klima des Turanbeckens ist ein kontinentales Wüstenklima. Von April bis Oktober ist das Gebiet arid. Von November bis März können, aufgrund der kalten Temperaturen (ca. -10°C) auch humide Monate auftreten. Die jährliche Niederschlagsmenge schwankt zwischen 100 und 150 mm. Es fallen nur in Ausnahmefällen über 20 mm Regen in einem Monat. Der Aralsee bildet eine Ausnahme. Das Gewässer war vor allem vor seiner fortschreitenden Verlandung (also vor 1960) ein wichtiger Wärmespeicher (s.u.), und sein Feuchtepolster ver­mochte Sandstürme von der Region fernzuhalten. Die Temperaturamplitude des Beckens reicht von -13 °C (Januar) bis 26°C (Juli). Das ent­spricht einem jährlichen Temperaturanstieg / -abfall von 39°C. In den angrenzenden Wüsten kann die Lufttemperatur bei Sonnenschein mehr als 50°C erreichen und nachts dem Gefrierpunkt nahe kommen. In der Zeit von Januar bis April können schwere Wirbelstürme die Region heimsuchen.

Klimadiagramm Aralsks, 56 m ü. NN nördlich des Aralsees.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: http://www.geo.tu-freiberg.de/hydro/aral/aral_de/klimadiagramm_aralsee.jpg)

Nach der Verlandung des Aralsees ist das Klima von Aralsk kontinental. Vor dem Rückgang der Wasserfläche veränderte der See das Mikroklima und die Stadt war deutlich mediterraner.

Nicht unerwähnt bleiben darf auch das Klima in den Hochgebirgsländern Tadschikistan und Kirgistan, da hier die beiden erwähnten Flüsse entspringen. Wie Usbekistan, Kasachstan und Turkmenistan ist das Klima in Tälern ausgeprägt trocken-kontinental. Ab 3000 m wird das Klima polar und humid. Die Temperaturen erreichen auch im Juli nicht die 10°C Marke. Die strengen Winter in den Hochebenen bringen Schnee mit sich, dessen Schmelze zu einem An­stieg der Flusspegel von April bis Juni führt.

Das folgende Niederschlagsdiagramm zeigt das zentralkirgisische Naryn 2041 m ü. NN.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: http://de.allmetsat.com/klima/kasachstan-turkmenistan-usbekistan-tadschikistan-kirgi­sistan.php?code=36974)

Das Niederschlagsmaximum liegt hier im Mai und Juni. Dies ist auf die Luftströme aus Süd­westen zurückzuführen. Die tadschikische Hauptstadt Duschanbe (800 m) weißt einen umgekehrten Niederschlags­verlauf auf.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: (http://de.allmetsat.com/klima/kasachstan-turkmenistan-usbekistan-tadschikistan-kirgi­sistan.php?code=38836)

Aus dem Niederschlag der Region um Duschanbe ergibt sich der Abflusspegel des Amudarja und aus dem der der Region um Naryn der des Syrdarja.

(Vgl.: Létolle &Mainguet 1996: S.35-42; Schmidt 2003: geo.bildungszentrum-mark­dorf.de/fortbildung/pages/QUELLTEXTE/Aralsee_Stud_Schmidt.doc)

IV Amudarja und Syrdarja

Amudarja und der nördlichere Syrdarja sind nicht nur die beiden einzigen Zuflüsse des Aral­sees, sondern auch die einzigen bedeutenden Flüsse im Turanbecken. Sie legen hier nur einen sehr geringen Höhenunterschied zurück. Dadurch kam es vor den Baumaßnahmen oft zu Überschwemmungen. Der mittlere jährliche Gesamtabfluss aller Wasserläufe im Amudarjadelta bewegt sich zwischen 65 km³ 1974 und 110 km³ 1969 (Hochwasserjahr). Für den Syrdarja schwanken die entsprechenden Werte zwischen 20 km³ 1983 und 70 km³ 1969. Derartige Schwankungen gestalten eine landwirtschaftliche Erschließung schwierig. Die Werte nehmen mit zunehmender Wasserentnahme von 1950 bis heute ab. Beide Flüsse werden von der Landwirtschaft stark verschmutzt.

IV/1. Amudarja

Der Amudarja ist mit Hauptzufluss (Pjanch) 2540 km lang. Er durchfließt die Länder Kir­gistan, Tadschikistan, Afghanistan, Turkmenistan, Usbekistan und entwässert ein 310000 km² großes (meist semi-arides) Einzugsgebiet. Er entspringt im Pamir an der chinesischen Grenze. Die durchschnittliche Abflussmenge beträgt 79,3 km³. Er bildet die Grenze zwischen den Wüsten Karakum im Süden und Kysylkum im Norden. Die Zuflüsse werden durch Gletscher gespeist. Daher gibt es zwei Hochwasserphasen. Die Zeit der Schneeschmelze von April bis Mai und die daran anschließende Zeit der Gletscher­schmelze von Juni bis Anfang August. Im November stabilisiert sich der Abfluss wieder. Die größte Wasserknappheit herrscht im März. Die Abflussmenge in Kerki (250m) beträgt vor dem Karakumkanal 1850 m³/s. Von hier an sind es noch 1260 km Fließstrecke bis zum Aral­see (43 m).

IV/2. Syrdarja

Der Syrdarja ist 3019 km lang. Sein Einzugsgebiet umfasst 219000 km². Er passiert die Län­der Kirgistan, Usbekistan und Kasachstan. Er entspringt nahe des Tian Shan Gebirges, wird aber, anders als der Amudarja, kaum durch Gletscherschmelze, sondern fast ausschließlich durch Schneeschmelze gespeist.

Bedeutende Zuflüsse sind der Naryn, der Weleje und der Schirschik. Bereits 1937 wurden Kanäle (z.B. Fergana-Kanal) angelegt, um verschiedene kleinere Flüsse zum Syrdarja zu führen. Die durchschnittliche Abflussmenge des Syrdarja beträgt 30,7 km³.

Der Syrdarja erleidet wie der Amudarja erhebliche Verdunstungsverluste.

(Vgl.: Schmidt 2003: geo.bildungszentrum-mark­dorf.de/fortbildung/pages/QUELLTEXTE/Aralsee_Stud_Schmidt.doc; Létolle &Mainguet 1996: S.79-91; Gieße/Sehring &Trouchine 2004: S.10 f)

V Ziele der Bauherren

Bauträger war die Sowjetunion. Initiator Stalin. Dieser war fasziniert von einem südturk­menischen Kanal (dem heutigen Karakumkanal), dessen Baubeginn er noch erlebte. Nachfol­ger Stalins waren die Generalsekretäre Chruschtschow (ab 1953), Breschnew (ab 1966), Andropow (ab 1983), Tschernenko (ab1984) und schließlich Gorbatschow (ab 1985) bis zum Ende der Sowjetunion. Heute sind die Staatsoberhäupter der GUS-Staaten verantwortlich. Zur Bauzeit der Großprojekte herrschte also ein kommunistisches Regime. In wieweit die grüne Eroberung der Wüste ein Prestigeprojekt war, lässt sich nur schwer belegen. Die Wüste urbar zu machen, wird gemeinhin als Gigantomanie angesehen. Die sowjetischen Planer wurden von dem Traum einer grünen Wüste getrieben. Um gegen das amerikanische Baumwollmonopol vorzugehen, wurde unter Stalin beschlossen die Ebenen Karakum und Kysylkum zum Anbau eigener Baumwolle zu bewässern. Die Bewässerung in den ariden Steppen sollte durch die beiden Flüsse gewährleistet werden. Das Wasser sollte in Kanäle geleitet werden, um auch Gebiete weit entfernt der Flüsse zu bewässern.

Ab 1960 wurde auch der Reisanbau intensiviert. Die Baumwolle und der Reis verdrängten den Anbau der standorttypischen Hanfpflanze. Die Produktionsstei­gerung durch Bewässerung war das übergeordnete Ziel. Hochwasserschutz scheinbar nur eine positive Begleit-erscheinung. Die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung standen nicht im Mittelpunkt des Interesse der sowjetischen Bau­herren. Zu dünn war das Gebiet besiedelt und zu global die Interessen.

Über die finanziellen Mittel der Sowjetunion ist nur sehr wenig bekannt. Es wird geschätzt, dass allein 70%, der für die Region vorgesehenen Mittel, zur Erhaltung der bestehenden Be­wässerungssysteme verwendet wurde (1980).

(Vgl.: Engert &Gartenschläger 1989: S.39; Létolle &Mainguet 1996: S.229 ff)

[...]

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Die Bewässerungssysteme in den Wüsten Karakum und Kysylkum
Hochschule
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck  (Geographie Innsbruck)
Veranstaltung
Humangeographisches PS
Autor
Jahr
2007
Seiten
22
Katalognummer
V74193
ISBN (eBook)
9783638784382
ISBN (Buch)
9783638794763
Dateigröße
678 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bewässerungssysteme, Wüsten, Karakum, Kysylkum, Humangeographisches
Arbeit zitieren
Hendrik Prerow (Autor:in), 2007, Die Bewässerungssysteme in den Wüsten Karakum und Kysylkum, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74193

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