Bram Stokers Dracula - Ein Vergleich zwischen Buch und Film


Hausarbeit, 2006

14 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

EIN VERGLEICH ZWISCHEN DEN FILMEN „DRACULA“ (USA 1931) UND „BRAM STOKERS DRACULA“ (USA 1992)

1. Dracula (USA 1931)
1.1. Inhalt:
1.2 Änderungen an der Buchvorlage
1.3 Wie wird der Film in Szene gesetzt?
1.4 Inwiefern tragen die Darsteller durch ihre Darbietungen zur Darstellung des Unheimlichen bei?

2.: „Bram Stokers Dracula“ von Francis Ford Coppola (USA 1993)
2.1 Inhalt
2.2 Änderungen an der Buchvorlage
2.3 Wie wird der Film in Szene gesetzt?
2.4 Inwiefern tragen die Schauspieler zur unheimlichen Atmosphäre bei?

DIE GRÖSSTEN UNTERSCHIEDE ZWISCHEN BEIDEN FILMEN

BIBLIOGRAPHIE

EIN VERGLEICH ZWISCHEN DEN FILMEN „DRACULA“ (USA 1931) UND „BRAM STOKERS DRACULA“ (USA 1992)

Bevor ich zu Bram Stokers Roman und den Verfilmungen komme, möchte ich kurz auf die seinem Vampirfürsten zugrunde liegende historische Gestalt eingehen. Prinz Vlad Tzepes, genannt „Dracul“, wurde 1435 in der Kleinstadt Tschesko in Rumänien geboren. Sein Vater war Mitglied des Drachenordens, der sich dem Kampf gegen die Türken verschrieben hatte. Von daher stammt auch der Beiname „Dracul“, was im rumänischen soviel wie „Sohn des Teufels“ heißt. Seine Erziehung genoss er im Kloster von Konstantinopel. Im Jahre 1456 gelang es ihm seinen Widersacher Vladislav II. zu stürzen, womit Vlad der Woiwode der Walachei wurde, und die Thronfolge seines Vaters antrat.

Die Walachei lag in einem ständigen Kleinkrieg mit der Türkei. So kam es im Herbst 1460 zur Aussöhnung zwischen dem ungarischen König Mathias Corvinus und dem zum Fürsten gewordenen Vlad Tzepes, diese führte auch zu einem antitürkischen Geheimpakt.

Vlad Tzepes beherrschte drei Künste bis zur Perfektion: die diplomatische, die militärische, und die des Pfählens. Letztere betrieb er mit besonders großer Leidenschaft, und schlussendlich sollten die unzähligen Pfählungen von Feinden ihn zu seinem mehr als zweifelhaften Ruhm verhelfen. So war es bei ihm Usus, dass er einem Gesandten, der vergaß den Hut vor ihm zu ziehen, dem armen Mann seine Kopfbedeckung gleich am Schädel festzunageln. Sein größtes Vergnügen aber war es, seine Mahlzeiten mitten unter den Gepfählten einzunehmen. Sollte einer seiner Begleiter währenddessen auf die Idee verfallen, sich über den Leichengeruch zu beklagen, dann war das wohl sein letzter Fehler, denn dann wurde derjenige gleich am höchsten Pfahl aufgespießt, da dort oben „die Luft besser sei“. Auch was das Braten, Zerstückeln und Sieden anderer Menschen anbelangte, war Vlad Tzepes sehr kreativ. Er ersann mehrere Maschinen für solche Folterungen.

Auf seinen Feldzügen hinterließ Vlad Tzepes regelmäßig ganze Wälder von gepfählten Feinden. Im Winter des Jahres 1461 führte Vlad Tzepes einen Krieg gegen das türkische Heer von Sultan Mehmet II. Es wird erzählt, dass der Sultan mit seinem Heer auf dem Weg zur walachischen Hauptstadt Tirgoviste eine halbe Stunde lang an 20.000 aufgespießten Türken und Bulgaren vorbeimarschieren musste.

Vlad war dazu entschlossen, den gesamten Balkan aus der Hand der türkischen Oberherrschaft zu reißen. Allerdings versagte ihm der ungarische König, Mathias Corvinus, der Ruhe an der Grenze zum osmanischen Reich haben wollte, die Unterstützung.

Im November 1462 wird Vlad nach Buda zitiert, und unter dem Vorwurf des Paktierens mit dem türkischen Feind für 10 Jahre in ein Verließ gesperrt. Es werden auch fingierte „Verratsbriefe“ verfasst, um diese Tat vor Papst Pius dem II. und dem Kaiser rechtfertigen zu können. Die äußerst polemische Publikation "Histori von dem posen Dracol" ( ein um 1463 in Wien gedrucktes Flugblatt zu Propagandazwecken Mathias ) prägte das Bild von Dracula für die kommenden Jahrhunderte entscheidend. Dracula wird fortan zum Beispiel des Bösen. In Russland dienen die Schauergeschichten um Vlad zur Erziehung des Sohnes Zar Ivans, des Schrecklichen. Der kommunistische Diktator Tschautchesko, der wohl auch Gefallen an Vlads Grausamkeit gefunden hat, hat ihn später zum Helden im Kampf um die rumänische Unabhängigkeit erklären lassen.

1477 kommt Vlad Tzepes bei einem erneuten Einsatz im Türkenkrieg gewaltsam ums Leben. Man sagt, das er von den Türken meuchlings ermordet und aufgespießt worden ist. Seine Grabinsel befindet sich in der Nähe von Buda.

Auch nach seinem Tod entstehen noch zahlreiche Drucke, die das Interesse des spätmittelalterlichen Publikums an Greuelnachrichten und Monstergeschichten befriedigten, und weiter zur Legenden bildung um den blutrünstigen Grafen Vlad Tzepes beitrugen. Richtig bekannt wurde Vlad Tzepes aber erst durch Bram Stokers Verquickung seiner historischen Persönlichkeit mit der Legende des Vampirfürsten.

Warum aber hielt Bram Stoker es für gut, seinen Vampir mit einer historischen Persönlichkeit wie dieser in Verbindung zu bringen? Ich denke, er wollte seiner Romanfigur damit eine Authentizität verleihen, die sie sonst nie gehabt hätte. In Francis Ford Coppolas Filmversion wird dem Zuschauer vor der eigentlichen Geschichte auch in einem Prolog von den Taten von Vlad Tzepes in extrem brutalen Bildern berichtet. Auf diese Art und Weise wird der Zuseher dazu gebracht, sich die Frage zu stellen, ob nicht auch an der Vampirlegende etwas Wahres dran sein könnte.[1]

Im folgenden werde ich diese beiden sehr unterschiedlichen Verfilmungen des Buches „Dracula“ auf folgendes untersuchen:

1. Wurde die Handlung im Vergleich zum Buch verändert? Wenn ja, inwieweit wirkt sich das auf die Darstellung des Unheimlichen aus?
2. Wie wird die Umgebung mithilfe der Kameraarbeit in Szene gesetzt, um eine unheimliche Atmosphäre zu erzeugen? Wie werden die zentralen Figuren von den verschiedenen Schauspielern interpretiert? Wie wirken sich diese unterschiedlichen Interpretationen darauf aus, wie das Unheimliche des Buches vom geschriebenen Wort zum Film „transportiert“ wird?

Ich werde zunächst beide Filme getrennt voneinander betrachten, und dabei die Art und Weise analysieren, wie das Unheimliche in ihnen dargestellt wird. Dann möchte ich beide miteinander vergleichen, und fragen, was die größten Unterschiede zwischen beiden sind. Beginnen möchte ich mit dem Film aus den dreißiger Jahren.

1. Dracula (USA 1931)

1.1. Inhalt:

Nach einer abenteuerlichen Reise durch die Karpaten, erreicht Renfield (Dwight Frye) Schloss Dracula, um den Transfer der englischen „Carfax Abbey“ in Graf Draculas Besitz zu finalisieren. Renfield wird mehr und mehr von dem sehr hypnotischen Grafen (Bela Lugosi) beeinflusst, der Renfield schließlich zu seinem treuesten Gefolgsmann macht. Gemeinsam reisen sie mit einer Fregatte nach England. Während der Reise verschwindet die Crew auf mysteriöse Art und Weise, als das Schiff in einen englischen Hafen einläuft, findet man nur noch den toten, am Steuerrad festgebundenen Kapitän. Einige Männer öffnen die Tür zum Frachtraum, und treffen auf den nun völlig wahnsinnig gewordenen Renfield. Dieser wird in das Sanatorium von Dr. Seward gebracht, wo er vor allem durch seine ständigen Ausbrüche und seine Fixierung auf Blut auffällt. Außerdem redet er ständig von seinem „Meister“. Dracula wendet sich Mina Harker, Sewards Tochter, und deren Freundin Lucy Weston zu. Dr. Seward geht mit seinem Problem zu dem Spezialisten Abraham van Helsing (Edward van Sloan), welcher herausfindet, dass es sich bei Dracula um einen Vampir handelt (die Szene, in der van Helsing entdeckt, dass der Graf kein Spiegelbild hat, ist für mich eine der besten Darbietungen im ganzen Film). Gemeinsam mit Minas Verlobtem John Harker dringen Dr. Seward und Dr. van Helsing in die Carfax Abbey ein, um Graf Dracula zu töten, und so den Fluch zu brechen.[2]

1.2 Änderungenander Buchvorlage

Hier muss zunächst einmal angemerkt werden, dass die meisten Änderungen an der Buchvorlage darauf zurückzuführen sind, dass es sich bei diesem Film um keine Verfilmung des Buches von Bram Stoker, sondern um eine des Theaterstückes von Hamilton Deane und John L. Balderston handelt. Es war zwar eine groß angelegte Verfilmung des Romans geplant, allerdings musste man aufgrund der großen Depression etwas zurückstecken, und so begnügte man sich mit einer Verfilmung des Broadwaystückes, mit dem Bela Lugosi als Dracula bereits große Erfolge feierte.[3]

Die größten Veränderungen ergeben sich schon aus den Figurenkonstellationen. Den größten Unterschied macht hier die Figur von Renfield aus. Zunächst einmal ist er es – und nicht Jonathan Harker – den wir auf seiner Reise nach Transsylvanien begleiten. Er nimmt aber, als am Ende von Gewissensbissen geplagter Handlanger Draculas, der versucht, sich gegen seinen Meister zu wehren, und dabei ums Leben kommt, auch in der weiteren Folge ein weitaus w]ichtigere Rolle ein, als im Buch. Außerdem ergeben sich aus anderen Figurenkonstellationen andere Spannungselemente. So ändert sich Dr. Sewards Motivation den Vampirfürsten zu töten völlig, da die sich in Lebensgefahr befindende Mina hier seine leibliche Tochter ist.

Was mir ebenfalls aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass der sexuelle Aspekt, der im Buch ja durchaus vorhanden ist, hier völlig fehlt. Das ging sogar so weit, dass Universal Studios damals eine Nachricht an Regisseur Tod Browning schickte, mit dem Inhalt, dass die Szene, in der Dracula Renfield attackiert, aufgrund ihres homosexuellen Subtextes nicht gezeigt werden darf. Auch Draculas Dienerinnen werden was das betrifft völlig anders gezeigt, als in anderen Verfilmungen. Im Buch ist die Figur des Grafen die am stärksten sexuell konnotierte Person (das ist eine Tatsache, die es nicht nur bei Dracula, sondern seither auch bei vielen anderen Vampirfilmen und –büchern gibt, spontan fällt mir hierzu John Carpenters „Vampire“ ein).

Zusammenfassend kann man sagen, dass die vielen Abweichungen im Vergleich zum Buch zwar nicht die unheimliche Atmosphäre beeinflussen (wenn man einmal vom wahnsinnigen Renfield absieht), aber natürlich haben die Charaktere oftmals eine andere oder keine offensichtliche Motivation für ihre Handlungen. So wird dem Zuschauer im Falle von Dracula selbst eigentlich ohne Vorwissen aus Stokers Werk nicht klar, wieso er ausgerechnet hinter Mina her ist, da an keiner Stelle seine Vorgeschichte erwähnt wird. So erweckt das Handeln des Grafen den Eindruck, als ob Mina einfach nur das Pech hatte, ihm (Dracula) zur falschen Zeit über den Weg zu laufen.

[...]


[1] Vgl hierzu: http://www.anglistik.uni-muenster.de/Materialien/Dracula/histdrac.htm, zuletzt eingesehen am 23. 2. 2006

[2] Alle Angaben zu den Schauspielern des Filmes stammen entweder von den Angaben, die ich dem Abspann des Filmes entnehmen konnte, oder von http://www.imdb.com.

[3] Als Literaturvorlage diente mir folgende Edition von Stokers Buch: STOKER, Bram: „Dracula“, Gondrom Verlag GmbH, Bindlach 2005

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Bram Stokers Dracula - Ein Vergleich zwischen Buch und Film
Veranstaltung
Literatur und das Unheimliche
Note
2
Autor
Jahr
2006
Seiten
14
Katalognummer
V110944
ISBN (eBook)
9783640090709
ISBN (Buch)
9783640420032
Dateigröße
490 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bram, Stokers, Dracula, Vergleich, Buch, Film, Literatur, Unheimliche
Arbeit zitieren
Udo Seelhofer (Autor:in), 2006, Bram Stokers Dracula - Ein Vergleich zwischen Buch und Film, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110944

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