Die Schwiegermeidungssprache Hlonipha


Term Paper (Advanced seminar), 2005

20 Pages, Grade: 1,3


Excerpt


Gliederung

1.0 Einleitung

2.0 Verbreitungsgebiete

3.0 Definition und Inhalt des Brauchs

4.0 Untersuchungsmethode

5.0 Vorgehensweise bei der Vermeidung bestimmter Silben
5.1 Bestimmung der Vermeidungssilbe
5.2 Maßnahmen zur Vermeidung

6.0 Umgang mit Verständigungsproblemen

7.0 Folgen bei einer Missachtung des Brauchs

8.0 Fallbeispiel einer Xhosa- Familie
8.1 Vorstellung der Familienverhältnisse
8.2 Nennung der Meidungssilben und Erläuterung der Ersetzungsmöglichkeiten

9.0 Aktuelle Situation und Ausblick

10.0 Schlussbemerkung

11.0 Quellenangabe

1.0 Einleitung

In der folgenden Bearbeitung wird zunächst der Begriff Hlonipha allgemein definiert und die Art und Weise der Ausübung des Brauchs beschrieben. Dem allgemeineren Teil folgt eine genauere Ausführung mit diversen Sprachbeispielen. Das Hauptaugenmerk habe ich in diesem Teil auf die Ausführung des Brauchs in der Sprachgemeinschaft der Xhosa gelegt. Die für das Xhosa typischen Maßnahmen zur Meidung werden hier beschrieben. Am exemplarischen Beispiel einer Xhosa- Familie wird dann das Prinzip der außergewöhnlichen Schwiegermeidungssprache noch einmal vertiefend erläutert.

2.0 Verbreitungsgebiete

Die Verbreitung der Schwiegermeidungssprache Hlonipha beschränkt sich auf den Süden Afrikas. Sie ist dort in Lesotho, Swaziland und Südafrika zu finden. “... this phenomenon occurs among the Nguni [Zulu, Xhosa] and South Sotho people of South Africa…” (Finlayson 1982:25). Auch in den Sprachgruppen der Swati und Ndebele ist Hlonipha ein klarer Bestandteil des Alltags.[1] Diese Sprachen sind alle Bantusprachen und gehören zur Sprachfamilie Niger- Kongo.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: www.ethnologue.com

3.0 Definition und Inhalt des Brauchs

Der Begriff Hlonipha lässt sich von ho hlonepha bzw. als modernere Form von ho hlompha ableiten, was im Southern Sotho „to respect, to honour“ bedeutet. In Paroz’s Southern Sotho- Englisch Wörterbuch ist der Begriff mit „to avoid certain words“ übersetzt.[2]

Kropf und Godfrey (1915) beschreiben Hlonipha etwas umfassender mit „be bashful, respect, keep at a distance through reverence and to shun approach“.[3]

Der Brauch Ísihlonípo sábáfâzi, kurz Hlonipha genannt[4], beinhaltet also ein Respektverhalten einer Frau meist gegenüber den männlichen Verwandten ihres Mannes. Diese Respekterbringung erfolgt ab dem Tag der Hochzeit und wird u.a. durch die Sprache ausgedrückt: Die Frau “... must avoid all sounds related phonetically or morphophonemically to the names of her inlaws.“ (Van Rooyen 1968:35). Ebenso muss sie die gesamten Eigennamen ihrer angeheirateten (männlichen) Verwandten vermeiden.

“Als Gründe für diese linguistische Form des Respekts wurde angegeben, daß der Schwiegertochter bewusst sein sollte, daß sie nicht in diese bestimmte Familie hineingeboren war und deshalb von den „natürlichen“ Töchtern unterschieden werden sollte.“ (Beck 1995:103).

Die Respekterbringung erfolgt in den meisten Fällen nur gegenüber männlichen Verwandten des Mannes, da die Gesellschaften patrilinear ausgerichtet sind. Folglich muss die Frau Silben aus den Namen der Brüder, Großväter und Urgroßväter des Mannes, solche aus den Namen des Schwiegervaters und dessen Brüdern vermeiden. Die zentrale Rolle bei der Silbenvermeidung spielt jedoch immer der Name des Schwiegervaters.

In seltenen Fällen werden ebenfalls noch Namen von toten Verwandten bei der Vermeidung mit berücksichtigt.

Welche Familienangehörigen jedoch bei der Respekterbringung durch Silbenvermeidung einbezogen werden, ist regional verschieden. In manchen Gesellschaften wird den Frauen der Familie der gleiche Respekt entgegen gebracht, wie den Männern, wobei dann auch die Schwiegermutter besonders stark respektiert wird.

Neben dem Ausdruck ihres Respekts durch Sprache, erweisen die Frauen diesen aber auch durch verschiedene Verhaltensweisen, die ebenfalls unter dem Begriff Hlonipha zusammengefasst werden. Beispielsweise trägt die Frau ein Kopftuch, bedeckt ihren Körper und vermeidet direkte Nähe zu ihren Verwandten. Sie sollte als Zeichen ihres Respekts weder ihr Kind in Gegenwart des Schwiegervaters stillen, noch alleine in einem Raum mit ihm verweilen, nicht neben ihm sitzen, ihn berühren, seine Kleidung waschen oder gar aus dem selben Topf mit ihm essen. Erlaubt ist ihr lediglich das Bekochen und Ausbreiten seiner Schlafmatte.[5]

Bei allen Facetten, die Hlonipha beinhaltet, steht in der folgenden Ausführung jedoch allein der sprachwissenschaftliche Aspekt von Hlonipha im Mittelpunkt.

Übt die Schwiegertochter Hlonipha erfolgreich aus und erbringt somit ihrer Familie gegenüber Respekt, so kann sie “ im Gegenzug Respekt und Schutz von ihrer neuen Familie erwarten.“ (Beck 1995:103).

4.0 Untersuchungsmethode

Für die Untersuchung und Analyse des Brauchs wurden zweitausend Wörter von verschiedenen Familien gesammelt und ausgewertet.

“Having tested and revised where necessary a set of appropriate field work procedures, a sample group of over fifty families was selected in various regions of the eastern Cape of South Africa. All the material collected during field studies is being processed by a computer where a data base of the currently existing Hlonipha words is kept.” (Finlayson 1981:25).

Durch die Aufarbeitung und Speicherung des Wortinventars per Computer, wurde eine übersichtliche Informationswiedergabe gewährleistet. Die verschiedenen Informationen wurden so miteinander verbunden, ”…that it [die Information] can be interrogated, for example, to ascertain all the nouns which are parts of the body in all areas, or it could be narrowed down to list only certain words used in a particular region. It could also search to see if the same word is being used for different concepts…” (Finlayson 1982:41).

5.0 Vorgehensweise bei der Vermeidung bestimmter Silben

5.1 Bestimmung der Vermeidungssilbe

Die Anwendung der Schwiegermeidungssprache Hlonipha tritt ab dem Tag der Hochzeit in Kraft. Die Schwiegermutter und die älteste Schwägerin stellen der Frau an diesem Tag ihre Familie vor und nennen ihr die Namen der Verwandten, die in den Brauch einbezogen werden. Die Schwiegertochter ist dann auf sich allein gestellt und muss nun entscheiden,

“... which words are closely enough related to such names to require substitutes...” (Kunene 1958:164). Sie überlegt sich dann als nächstes , welche Wörter sie stattdessen benutzen kann oder wie sie bestimmte Silben umgehen kann.

[...]


[1] Finlayson (1982:59)

[2] Kunene (1958:159)

[3] Finlayson (1982:38)

[4] Beck (1995:103)

[5] Kunene (1958:159)

Excerpt out of 20 pages

Details

Title
Die Schwiegermeidungssprache Hlonipha
College
University of Cologne  (Institut für Afrikanistik)
Grade
1,3
Author
Year
2005
Pages
20
Catalog Number
V114207
ISBN (eBook)
9783640152131
ISBN (Book)
9783640154371
File size
552 KB
Language
German
Keywords
Schwiegermeidungssprache, Hlonipha
Quote paper
Magistra Artium Maren Geller (Author), 2005, Die Schwiegermeidungssprache Hlonipha, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114207

Comments

  • No comments yet.
Look inside the ebook
Title: Die Schwiegermeidungssprache Hlonipha



Upload papers

Your term paper / thesis:

- Publication as eBook and book
- High royalties for the sales
- Completely free - with ISBN
- It only takes five minutes
- Every paper finds readers

Publish now - it's free