Erlebnispädagogik - Die Methode der Zukunft oder blinder Aktionismus?


Hausarbeit, 2006

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Gesellschaftlicher Wandel

3. Was ist eine Methode in der Sozialen Arbeit?

4. Definition der Methode Erlebnispädagogik in der Sozialen Arbeit

5. Kann Erlebnispädagogik dem Anspruch als Methode der Zukunft genügen? Die aktuelle Diskussion um Erlebnispädagogik

6. Schlussbetrachtung

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Begriffe `Erlebnisse` und `Erleben` haben in unserer heutigen Gesellschaft Konjunktur. Erlebnisorientiertes Lernen, Erlebnisparks, Erlebnisreisen sind jedem Bürger geläufige Begriffe, die durch die Massenmedien an alle herangetragen werden. Die moderne Gesellschaft wird immer häufiger als `Erlebnisgesellschaft` bezeichnet (vgl. SCHULZE 1995, S. 92). Handeln und Erleben sind auch in der Sozialen Arbeit leitende Prinzipien und handlungsorientierte Methoden sind nach wie vor aktuell (vgl. HECKMAIR/ MICHL 2002, S. 42).

Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Methode der Erlebnispädagogik in der Sozialen Arbeit, die auf Grund einiger Kritikpunkte wie z.B. Distanz zum Alltag, Abenteuerbetonung, etc. in der aktuellen Diskussion steht. Erlebnispädagogische Maßnahmen beanspruchen nur einen geringen Anteil in der Sozialen Arbeit. In den Jugendämtern sind es z.B. nur 2,5 % aller Hilfen zur Erziehung (vgl. WILLY 1998, S. 95). Allerdings wird erlebnispädagogischen Maßnahmen eine große Bedeutung zugesprochen, weil sie Chancen eröffnen, die in Zukunft ausgeschöpft werden müssen. Ein Indiz hierfür ist unter anderem die Breite der Diskussion um die Methode der Erlebnispädagogik (vgl. GALUSKE 2003, S. 257). Im Mittelpunkt dieser Hausarbeit steht die Frage, ob Erlebnispädagogik die Methode der Zukunft oder nur blinder Aktionismus ist.

Um diese Frage diskutieren zu können wird vorerst auf die Bedeutung der erlebnispädagogischen Methode auf Grund des gesellschaftlichen Wandels hingewiesen. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Entwicklung der modernen Gesellschaft zu einer Erlebnisgesellschaft und auf den Auswirkungen dieser Entwicklung.

Daraufhin wird der Methodenbegriff in der Sozialen Arbeit erläutert, zu den Begriffen Konzept und Techniken abgegrenzt, und abschließend wird eine Definition des Methodenbegriffs in der Sozialen Arbeit vorgestellt.

Anschließend wird auf die Methode der Erlebnispädagogik eingegangen. Es wird auf die Problematik bei einem Definitionsversuch hingewiesen, und verschiedene Definitionen der Erlebnispädagogik werden dargelegt und gegenübergestellt.

Die folgende Diskussion, ob Erlebnispädagogik dem Anspruch einer Methode der Zukunft entsprechen kann, bildet den Schwerpunkt dieser Arbeit. Es werden Chancen und Kritikpunkte der Erlebnispädagogik vorgestellt und gegeneinander abgewägt. Abschließend wird auf den Methodenbegriff und die Definition der Methode der Erlebnispädagogik zurückgegriffen und erwägt, ob Erlebnispädagogik dem Anspruch als Methode der Zukunft genügen kann.

In der Schlussbetrachtung wird die vorherige Diskussion noch einmal aufgegriffen und auf einige Verbesserungsvorschläge eingegangen. Abschließend wird eine kritische Stellungnahme vorgestellt und auf eine mögliche Zukunftsperspektive verwiesen.

2. Gesellschaftlicher Wandel

Die moderne Gesellschaft hat sich auf Grund einer fortschreitenden „Verstädterung (THOLE 2000, S. 254) und der steigenden Massenmedien hin zu einer „Erlebnisgesellschaft“ (SCHULZE 1995, S. 92) entwickelt. Die Städte weisen eine Erlebnisarmut auf, und Jugendliche erreichen Erlebnisse häufig nur noch durch illegale Aktionen wie Drogenkonsum, waghalsige Autofahrten, Schlägereien oder S-Bahn Surfen. Durch die Massenmedien (vor allem dem Fernseher) und die dadurch verursachte Reizüberflutung werden Erlebnisse nur noch indirekt, aus zweiter Hand, erfahrbar. Es gibt Personen, die für die Jugendlichen stellvertretend Abenteuer erleben (vgl. REINERS 1992, S. 7 f.). Diese nur passiv erlebten Ereignisse und die erlebnisarmen Wohngebiete führen zu Langeweile und steigern das Bedürfnis nach Abenteuer (vgl. SCHULZE 1995, S. 93).

Der Staat sorgt durch verschiedene Sicherheitsstandards wie z.B. TÜV für die individuelle Sicherheit, und der Bürger braucht sich mit den alltäglichen Gefahren nicht mehr zu beschäftigen. Individuelle Risiken und persönliche Gefährdungspotenziale werden reduziert und sind so gut wie ausgeschlossen.

Der individuellen Sicherheit stehen die nicht berechenbaren globalen Risiken wie z.B. der Treibhauseffekt gegenüber. Diese entziehen sich der menschlichen Wahrnehmung, da sie nicht wirklich begreifbar sind (vgl. HECKMAIR/ MICHL 2002, S. 82 f.).

Die Ereignislosigkeit im Alltag, die Langeweile, Gleichförmigkeit und Leere führen zu einer erhöhten Risikobereitschaft in banalen Alltagssituationen. In der modernen Gesellschaft der Individualisierung spielt die Selbstentfaltung eine größere Rolle als das soziale Engagement. Zur Selbstentfaltung orientiert sich der Mensch immer mehr an Erlebnissen, weil die Möglichkeiten der Entscheidungen wachsen. Im Supermarkt muss man sich entscheiden, welches Waschmittel man wählt, bezogen auf die Zukunft muss man aus dem mannigfaltigen Studienangebot den richtigen Studiengang auswählen. Dieser Pluralismus führt zu schweren Entscheidungen. Den Weg in ein sinnvolles Leben zu finden wird komplexer und schwieriger. Darüber hinaus wird der Erlebniswert der Dinge höher geschätzt als ihr Nutzwert. Letztendlich ist es doch egal, welches Waschmittel man verwendet (vgl. HECKMAIR/ MICHL 2002, S. 84).

Erlebnispädagogik nimmt in dieser Gesellschaft weiter an Bedeutung zu. Sie gibt dem Jugendlichen das wieder, was ihm in dieser Welt fehlt; nämlich die gegenständliche, greif- und fassbare Welt, in der die Jugendlichen wirklich etwas erleben können und Grenzsituationen auch ohne illegale Aktionen erfahrbar werden. In diesen Situationen können neue wichtige lebensperspektivische Erfahrungen gewonnen werden. Handeln und Erleben haben sich in pädagogischen Feldern als leitende Prinzipien verfestigt und bilden dabei den Gegenpol zu der sonst erlebnisarmen Lebenswelt der Jugendlichen und auch Erwachsenen (vgl. HECKMAIR/ MICHL 2002, S. 263).

Im Folgenden wird erläutert, was eine Methode in der Sozialen Arbeit ist, um dann konkret die Methode der Erlebnispädagogik beschreiben zu können.

3. Was ist eine Methode in der Sozialen Arbeit?

Der Begriff der Methode wird auch im Alltag verwendet. Infolgedessen hat jeder eine gewisse Vorstellung, was Methode bedeutet. Häufig wird sie mit planvollem Handeln zum Erreichen eines Zieles in Verbindung gebracht. Sie ist in einem gewissen Umfang standardisiert und greift auf ein Repertoire an mehr oder minder erprobten Hilfsmitteln zurück. Im Mittelpunkt der Methodendiskussion steht das `wie`. Zu einem weiteren Methodenverständnis gehört, dass Methoden immer in Abhängigkeit von Problemlagen, Zielsetzungen und gesellschaftlichen sowie institutionellen Rahmenbedingungen stehen (vgl. GALUSKE 1999, S. 19 ff.). Sie müssen in Bezug auf die Soziale Arbeit die Ausgangslage des Klienten berücksichtigen, das Problem erkennen und das Ziel der Intervention bestimmen. Die Methode ist dann der geplante Weg der Hilfeleistung. Sie ist einem Konzept untergeordnet, in dem „[...] die Ziele, die Inhalte, die Methoden und die Verfahren in einen sinnhaften Zusammenhang gebracht sind“ (GALUSKE 1999, S. 21). Bestehend aus Verfahren und Techniken, ist die Methode ein durchdachter Plan der Vorgehensweise. Verfahren und Techniken unterscheiden sich in ihrer Komplexität von der Methode. Sie sind Antworten auf Detailprobleme, wohingegen Methoden aus einem Repertoire an Techniken bestehen.

Hieraus lässt sich folgende Definition von Michael Galuske herbeiführen:

„Methoden der Sozialen Arbeit thematisieren jene Aspekte im Rahmen sozialpädagogischer/ sozialarbeiterischer Konzepte, die auf eine planvolle, nachvollziehbare und damit kontrollierbare Gestaltung von Hilfeprozessen abzielen und die dahingehend zu reflektieren und zu überprüfen sind, inwieweit sie dem Gegenstand, den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, den Interventionszielen, den Erfordernissen des Arbeitsfeldes, der Institutionen sowie den beteiligten Personen gerecht werden.“ (GALUSKE 1999, S. 25). Galuske weist mit dieser Definition darauf hin, dass Methoden hinsichtlich des Gegenstandes, der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, der Ziele, des Arbeitsfeldes und der Institutionen sowie der Person hin reflektiert und überprüft werden müssen. Die Methode muss also immer wieder der Situation angemessen und neu überdacht werden. Speziell in der Sozialen Arbeit gibt es nicht die Methode. Der Sozialarbeiter/ die Sozialarbeiterin muss über ein bestimmtes Methodenrepertoire verfügen, um die Methode dann auf bestimmte Arbeitsfelder hin zu spezifizieren und zu vertiefen. Die Methode muss eher als Grundmuster verstanden werden, die in unterschiedlichen Situationen unterschiedlich akzentuiert und konkretisiert wird (vgl. GALUSKE 1999, S. 42 f.).

Im Folgenden werden nun, aufbauend auf dem Methodenverständnis, einige Definitionen zur Methode der Erlebnispädagogik vorgestellt und auf Probleme bei der Definition hingewiesen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Erlebnispädagogik - Die Methode der Zukunft oder blinder Aktionismus?
Hochschule
Technische Universität Dortmund
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
16
Katalognummer
V114948
ISBN (eBook)
9783640162741
ISBN (Buch)
9783640164271
Dateigröße
401 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Erlebnispädagogik, Methode, Zukunft, Aktionismus
Arbeit zitieren
Janine Pollert (Autor:in), 2006, Erlebnispädagogik - Die Methode der Zukunft oder blinder Aktionismus?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114948

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