Solares Bauen: Der Städtebau

Der Städtebau


Hausarbeit, 2009

22 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Der geschichtliche Begriff der Stadt im Kontext
2.1 Die antike Stadt
2.2 Die mittelalterliche Stadt und die Stadt der Neuzeit
2.3 Die Stadt im Zeitalter der Industrialisierung
2.4 Die Stadt der Moderne: die Stadt von morgen?

3 Solarer Städtebau unter stadtplanerischen Gesichtspunkten
3.1 Zielsetzungen auf europäischer Ebene
3.2 Das Raumordnungsgesetz
3.3 Der Landesentwicklungsplan und die Regionalplanung
3.4 Flächennutzungsplanung im Einklang mit Natur und Umwelt
3.5 Der Bebauungsplan

4 Solarer Städtebau als gestalterische Aufgabe für Landschaftsplaner und Architekten
4.1 Bedeutung und Gestaltung von Grün- und Freiflächen
4.2 Integrierte Solarnutzung im öffentlichen Stadtraum
4.3 Gebäudegeometrie und -typologie
4.4 Ökologische Baustoffe im Städtebau

5 Die Solare Stadt - Handlungsfelder, Möglichkeiten, Perspektiven

6 Anhang
6.1 Literaturverzeichnis und Quellen
6.2 Erwähnte Gesetze und Verordnungen

1 Einleitung

Die Ölkrise der siebziger Jahre hat uns bewusst werden lassen: Unsere fossilen Energien sind endlich, also müssen wir bewusster damit umgehen. Doch schneller als gedacht war dies wieder vergessen.

Dann kam der „Hitzesommer 2003" (Deutscher Wetterdienst 2003), das Versinken einer ganzen Stadt in den Fluten des Pontchartrain-Sees,1 eine Hurrikane-Saison 2005 mit den schwersten Schäden seit Beginn der Aufzeichnungen (Climate Prediction Center 2005). Die Aufzählung wäre noch zu ergänzen: die erstmalige Umrundung des Nordpols mit dem Forschungsschiff „Polarstern" (Süddeutsche Zeitung 18.10.2008). All dies zeigt uns, dass wir neben der Ausbeute unser fossilen Ressourcen, deren Reststoffe wir oft ungefiltert in die Atmosphäre blasen, auch gleichzeitig mit der größten Wahrscheinlichkeit die Erwärmung unseres Klimas selbst verursachen und uns damit auf die Dauer unserer eigenen Lebensgrundlage berauben. So kommt zu der Energieverknappung ein weit größeres Problem hinzu.

Als eine Konsequenz eben jener Energieverknappung stand die Einführung der Energieeinsparverordnung,2,3 die bereits ihre dritte Novellierung hinter sich hat. Sie schreibt Mindeststandards in der Baubranche fest, die bei Neu- und Umbau, sowie Renovierung bzw. energetische Sanierung einzuhalten sind. Sie soll den Verbrauch an Heizenergie, also im Wesentlichen Erdöl und Erdgas, reduzieren helfen. Das ist notwendig und gut, reicht aber bei Weitem nicht aus.

Die Frage, wie ein Gebäude energetisch sinnvoll ausgestattet werden kann, stellt sich in der Tat erst nach einer ganzen Reihe anderer möglicher Maßnahmen, die unter dem Thema „Solares Bauen – Der Städtebau“ erörtert werden sollen. So werden über Standort und Erschließung für ein neues Wohngebiet im Zuge der Bauleitplanung beraten, die Ausgleichsflächen festgelegt, die gestalterische Eingliederung in die bereits bestehende Bebauung diskutiert. Und nicht zuletzt Energiekonzepte gegenübergestellt. Ein Blick zurück in die Ursprünge unseres abendländischen Kulturkreises soll in das Thema einführen.

2 Der geschichtliche Begriff der Stadt im Kontext

2.1 Die antike Stadt

Wir befinden uns in der ersten Demokratie des Abendlandes, in Athen. Nicht nur die politische Kultur hat hier ihren Ursprung, sondern auch das städtische Leben in der Weise, in der es bis heute erhalten blieb. Auch wenn sich mit der Zunahme an technologischen Möglichkeiten das ökologische wie auch das soziale und wirtschaftliche Selbstverständnis allmählich verschoben hat. So nehmen wir heute kaum Rücksicht auf natürliche Überschwemmungsgebiete. Dämme werden gebaut. Pflastersteine werden in chinesischen Steinbrüchen abgebaut und auf dem Seeweg nach Europa verschifft, anstatt auf die heimischen Steinbrüche zurückzugreifen. Auch die Ausrichtung von Siedlungen und einzelnen Häusern hat erst in den letzten Jahren wieder stärker an Bedeutung gewonnen, wohingegen die Griechen ihre Städte in den meisten Fällen an Südhängen errichteten, um die Wärme der Sonne einzufangen (Hofrichter 1998: 32 f).

Die Römer entwickelten weitere Systeme, die heute leider immer noch mit ökologischem "Exotentum" in Verbindung gebracht werden: das Auffangen von Regenwasser in Zisternen und die Kompostierung organischer Abfälle, um sie später als Düngemittel zu verkaufen (Conolly u. Dodge 1998: 9 f, 130 ff). Beides weit verbreitete Praktiken im antiken Rom, die in den folgenden Jahrhunderten wieder in Vergessenheit gerieten.

2.2 Die mittelalterliche Stadt und die Stadt der Neuzeit

Mit dem Einfall der Hunnen in Ostmitteleuropa begann die Völkerwanderung, in deren Verlauf die meisten römisch gegründeten Städte verbrannten oder verfielen. Der technologische Fortschritt der einstigen Hochkulturen geriet in Vergessenheit. Wohl auch deshalb, weil eine Notwendigkeit zu deren Einsatz in den meist überschaubar großen Städten fehlte.

Das 12. und 13. Jahrhundert, bezeichnet als die Städtebauepoche des Mittelalters, brachte schließlich eine erwähnenswerte Neuerung: Stadtneugründungen waren mit erhöhten finanziellen Einnahmen aus Zöllen und Steuern leicht möglich. Die Stadt galt zudem als eine Form der Landsicherung und schloss meist Freiflächen mit ein. Eine örtliche und damit im heutigen Sinne nachhaltige Versorgung mit Grundnahrungsmitteln war gesichert, ein Aspekt, der heute unter „Obst und Gemüse aus der Region“ eine immer breiter werdende Käuferschicht erreicht. Doch die Städte wuchsen bald und der Anbau von Nahrungsmitteln wurde an den Stadtrand und ins Umland verlegt.

Mit dem Beginn der Neuzeit, eingeleitet durch die Renaissance bzw. den Humanismus, änderten sich vor allem die politischen Verhältnisse. Barock und Rokoko kennzeichnen wiederum den Bedeutungsgewinn gestalterischer Elemente wie Gärten und öffentliche Plätze und veränderten das Bild der Stadt im positiven Sinne (Hofrichter 1998: 50 ff).

2.3 Die Stadt im Zeitalter der Industrialisierung

Die wohl deutlichste Veränderung des Stadtbildes vollzog sich aber zu Zeiten der Industrialisierung. Neue Maschinen ermöglichen eine Steigerung der Produktivität in der Landwirtschaft. Es entstehen neue Industriezweige in und um die Städte, wo schließlich eine Vervielfachung der Einwohnerzahlen innerhalb weniger Jahrzehnte die Folge ist (Piccinato, 1983: 10 f). Soziale und hygienische Missstände treten auf. Ganze Städte versinken unter Dunstglocke der Industrieabgase.

Doch nicht nur das: Es werden leistungsfähige Verkehrsnetze aufgebaut. So verbinden Eisenbahnen die größeren Städte miteinander, Straßenbahnen ermöglichen ein schnelles Fortkommen in der Stadt und der automobile Straßenverkehr erobert sich seinen Platz im Stadtbild. Zudem suchen neue Konzepte des Wohnungsbaus nach einem Ausweg aus den sich offenbarenden Missständen. Eine veränderte räumliche Struktur, die Parzellierung der Wohngebiete und öffentliche Parkanlagen sind die Ansätze hierfür (Hofrichter 1998:108 f).

Der städtebaulich prägende Begriff dieser Zeit war die Gartenstadt. Er wurde begründet von Ebenezer Howard und beinhaltet u. A. die Trennung von Wohnen und Arbeiten, die Anlage eines breiten öffentlichen Grünstreifens zwischen, die bestehende Stadt und „Gartenstadt“ voneinander trennen soll, sowie Grünflächen zwischen den einzelnen Gebäuden (Howard: 1968). Als erste deutsche Gartenstadt entsteht Hellerau bei Dresden um 1909.

2.4 Die Stadt der Moderne: die Stadt von morgen?

Das Konzept der Gartenstadt war nur eine von vielen weiteren Bemühungen die Lebensbedingungen in den Städten nachhaltig zu verbessern. Die Bemühungen blieben jedoch lange örtlich begrenzt, bis ein internationaler Kongress sich 1933 mit der Problematik beschäftigte und unter der „Charta von Athen“ ein Grundsatzpapier veröffentlichte. Die Ziele waren neben der Funktionstrennung in Wohnen, Arbeiten, sich erholen und sich bewegen auch eine räumliche Nähe zwischen Wohnung und Arbeitsplatz. Die Trennung nach Geschwindigkeit unter den Verkehrsteilnehmern und die Forderung nach Einsatz moderner Techniken sind weitere wichtige Punkte. Darüber hinaus soll über die Gebäudehöhe, also eine Flächen einsparende Bauweise, Freifläche entstehen, die für Verkehr und Freizeit genutzt werden kann.

In den sechziger und siebziger Jahren dominierte schließlich der Individualverkehr das städtische Erscheinungsbild, ehe die Energieproblematik und soziale Probleme neue Konzepte hervorbrachten, die sich schließlich in einem neuen Grundsatzpapier auf europäische Ebene bündelten.

3 Solarer Städtebau unter stadtplanerischen Gesichtspunkten

3.1 Zielsetzungen auf europäischer Ebene

Der 1985 gegründete „Europäische(r) Rat für Stadtplaner“ (ECTP) ist ein Zusammenschluss von nationalen Verbänden aus EU-Mitgliedstaaten und EU-Beitrittsländern. Er verfolgt im Wesentlichen zwei Ziele:

„Er will einen Beitrag zur Gestaltung Europas durch die Beförderung der räumlichen Dimension der europäischen Idee, insbesondere durch räumliche Planung leisten.

Er will dazu beitragen, Erfahrungen und Kenntnisse zwischen Praktikern in Europa auszutauschen, Trends zu identifizieren und zu bewerten und eine Vision für die Zukunft europäischer Städte zu formulieren.“ (SRL 2003: 2)

Auf der Grundlage dieser Zielsetzung wurde 1998 „Die Neue Charta von Athen“ als ein Leitbild für den zukünftigen europäischen Städtebau formuliert. Das 2003 aktualisierte Grundsatzpapier „Die Neue Charta von Athen 2003 – Visionen für die Städte des 21. Jahrhunderts“ schließt nun Rahmenbedingungen für die Umsetzung mit ein. Ziel ist unter anderem die Vernetzung der europäischen Städte, deren kulturelle Vielfältigkeiten erhalten und das Wohl der Einwohner. Beruht der Erhalt der kulturellen Vielfältigkeit auf einem sozialen und intellektuellen Anspruchsdenken, bieten die beiden anderen Aspekte Anknüpfungspunkte für einen zukunftsorientierten solaren und Ressourcen schonenden Städtebau.

Die Vernetzung, hier im Sinne von Mobilität und Fortbewegung, vollzieht sich unter vielfältiger Anwendung neuer Technologien, auch unter Einsatz erneuerbarer Energien und einer deutlichen Effizienzsteigerung. Dabei ist vorrangig der öffentliche Verkehr zu berücksichtigen, um „die Abhängigkeit vom Individualverkehr“ (SRL 2003: 7) zu reduzieren. Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sind wesentlicher Bestandteil dieser Entwicklung.

Das Wohl und die Gesundheit des Einzelnen schließlich, stehen im Vordergrund. Die Basis hierfür ist die Umweltqualität der städtischen Räume, die durch ausreichende Grüne Freiräume begünstigt werden kann. Nicht wegzudenken auch der umfassende Einsatz erneuerbarer Energiequellen und eine effiziente Energienutzung aller Verbraucher, um die Luftverschmutzung durch Schadstoffausstoß zu verringern und nicht zuletzt einer drohenden Klimaveränderung entgegenzuwirken (SRL 2003, Herzog 2007).

[...]


1 In der Folge des Wirbelsturm „Katrina“ bricht ein Damm in New Orleans, die Stadt läuft in großen Teilen mit Wasser voll.

2 Eingeführt ursprünglich als Wärmeschutzverordnung am 16.08.1998, seit 01.02.2002 durch die Energieeinsparverordnung (EnEV) abgelöst.

3 Die Energieeinsparverordnung wird seit dem Jahr 2000 durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ergänzt. Ziel ist ein höherer Anteil an erneuerbarer Energien in der Strom- und Wärmebereitstellung. Seit der zweiten Novellierung 2009 beschränkt sich das EEG auf den Stromsektor. Den Bereich der Wärmebereitstellung deckt das neue EEWärmeG (Erneuerbare-Energien-Wärme-Gesetz) ab.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Solares Bauen: Der Städtebau
Untertitel
Der Städtebau
Hochschule
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung Konstanz
Veranstaltung
Nachhaltige Energiewirtschaft / Erneuerbare Energien
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
22
Katalognummer
V126676
ISBN (eBook)
9783640334537
Dateigröße
473 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Über Solares Bauen wird viel diskutiert, jedoch nur selten im Zusammenhang des Städtebaues. Wer sich umfassend informieren will, liegt hier genau richtig: Hintergründe, Diskussionsbeiträge wichtiger Autoren, Ausblick.
Schlagworte
Solares, Bauen, Städtebau
Arbeit zitieren
Josias Schmidt (Autor:in), 2009, Solares Bauen: Der Städtebau, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126676

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