Sprache als Hinweis für soziale Nähe oder Distanz


Hausarbeit, 2008

13 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. EINLEITUNG

2. STRATEGISCHER SPRACHGEBRAUCH
2.1 PRONOMEN
2.2 PRÄDIKATE
2.2.1 NÄHE UND DISTANZ IN ZWISCHENMENSCHLICHEN KONTEXTEN – DAS LCM
2.2.2 SELBST VS. DIE ANDEREN
2.2.3 NÄHE UND DISTANZ ZWISCHEN GRUPPEN – DER LIB
2.2.4 DIE CONSTRUAL LEVEL THEORY UND DER LIB

3. DIE EXPERIMENTE VON MAAS, SALVI, ARCURI UND SEMIN
3.1 DAS ERSTE EXPERIMENT
3.1.1 METHODIK
3.1.2 ERGEBNISSE
3.1.3 ERGEBNISSE DER KORRELATIONSSTUDIE
3.1.4 DISKUSSION
3.2 DAS ZWEITE EXPERIMENT
3.2.1 METHODIK
3.2.2 ERGEBNISSE UND DISKUSSION
3.3 DAS DRITTE EXPERIMENT
3.3.1 METHODIK
3.3.2 ERGEBNISSE UND DISKUSSION

4. GENERELLE IMPLIKATIONEN
4.1 DISKUSSION DER EMPIRISCHEN BEFUNDE
4.2 IMPLIKATIONEN DES LIB
4.3 OFFENE PROBLEME
4.4 ANWENDUNG DES LIB

5. LITERATURVERZEICHNIS

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der sprachpsychologischen Frage, wie wir unsere Sprache dazu nutzen, Nähe oder Distanz zu unseren Gesprächspartnern zu regulieren und auszudrücken. In diesem Zusammenhang stehen einige weitere Fragen, wie beispielsweise ob wir in einem Gespräch einer Person gegenüber verbergen können, ob wir diese mögen oder nicht. Oder etwa: Wie signalisieren wir Gefallen oder Abneigung in Situationen, in denen der direkte Ausdruck unerwünscht ist.

2. Strategischer Sprachgebrauch

Es gibt paralinguistische Merkmale, wie Blickkontakt, Redepausen, die Sprechrate etc. sowie nonverbale Signale, wie Mimik, Gestik und der Klang der Stimme, die uns helfen, Nähe oder Distanz zu unserem Gesprächspartner zu signalisieren und unsere sozialen Beziehungen zu regulieren.

2.1 Pronomen

Personalpronomen sind ein Beispiel für eine Wortart, deren einzige Aufgabe es ist, Nähe oder Distanz, also persönliche Beziehungen auszudrücken. In der deutschen Sprache gibt es das höfliche Anredepronomen “Sie”, das Distanz, sowie Macht und Mangel an Vertrauen ausdrücken kann sowie das Pronomen “du”, welches Nähe, Solidarität oder gar Intimität ausdrückt (Brown & Gilman, 1960, zit. nach Semin, 2007).

Der unterschiedliche Gebrauch von Personalpronomen kann außerdem Nähe und Distanz zum Ausdruck bringen, indem der Gesprächspartner entweder mit eingebunden wird (Inklusivität bei dem Pronomen “wir”) oder eher ausgegrenzt wird (Exklusivität “du”, “ich”).

In einem Versuch von Agnew, Van Lange, Rusbult und Langston (1998, zit. nach Semin, 2007) sollten die Versuchspersonen das Verhältnis zu einer Person beschreiben. Die Anzahl verwendeter co-reference pronouns, wie wir oder uns, wurde mit der Anzahl von singularischen Pronomen, wie ich, du, er oder sie verglichen. Diese Studie ergab eine Korrelation zwischen der Verwendung von co-reference pronouns und relationship-commitment, also je mehr co-reference, desto mehr Verbindlichkeit, wobei diese Korrelation bei Liebespaaren stärker ist als bei engen Freunden.

Die Untersuchungen von Fitzsimons und Kay (2004, zit. nach Semin, 2007) zeigten, dass die unterschiedliche Verwendung der Personalpronomen im alltäglichen Sprachgebrauch das Gefühl von Nähe bzw. Distanz beeinflusst. Bei der Verwendung von „wir“ oder „uns“ erfolgt eine Reduktion sozialer Distanz, wohingegen bei „er“ oder „ich“ eine Vergrößerung sozialer Distanz stattfindet. Also existiert nicht nur bei einer Beschreibung ein Hinweis auf eine bestehende Verbindlichkeit, vielmehr ist dieses Phänomen auch zur aktiven Manipulation geeignet.

2.2 Prädikate

2.2.1 Nähe und Distanz in zwischenmenschlichen Kontexten –das Linguistic Category Model

Semin und Fiedler (1992) entwickelten ein in vier Kategorien eingeteiltes Modell, um den Abstraktionsgrad der Sprache festzustellen und damit Nähe oder Distanz in zwischenmenschlichen Kontexten analysieren zu können: das Linguistic Category Model.

Auf der ersten Stufe stehen die „Descriptive Action Verbs“ (DAV), die konkreteste Wortart, die für die Beschreibung einer einzelnen, beobachtbaren Aktion verwendet wird. Sie beschreibt eine bildliche Vorstellung, die im Gedächtnis bewahrt werden kann. Beispiel: “A schlägt B”.

Die zweite Kategorie bilden die „Interpretative Action Verbs“ (IAV). Sie sind abstrakter und gehören zu einer Klasse allgemeinen Verhaltens. Sie hinterlassen keine bildliche Repräsentation im Gedächtnis. Beispiel: “A verletzt B”.

Auf der dritten Stufe stehen die „State Verbs“ (SV), die einen nicht beobachtbaren, emotionalen Status beschreiben und kein bestimmtes Geschehen. Beispiel: “A hasst B”.

Auf der vierten und letzen Stufe stehen die „Adjectives“ (ADJ). Sie bilden die abstrakteste Kategorie, indem sie das Subjekt beschreiben, sowie bestimmte Geschehnisse und Objekte generalisieren. Sie haben keinen Bezug zu einem bestimmten Geschehen, sondern sind allgemeingültig. Desweiteren stellen sie eine Zusammenfassung einer großen Zahl an Aktionen dar. Beispiel: “A ist aggressiv”.

Zahlreiche Experimentalreihen beschäftigten sich mit der Frage, wie die Verwendung unterschiedlicher Prädikate wahrgenommene Nähe oder Distanz beeinflusst. Ein Experiment ist das Frage-Antwort-Paradigma (Semin, 2000; Semin, Rubini & Fiedler, 1995). Diese Forschungen ergaben, dass die Abstraktheit des Verbs in der Antwort der Abstraktheit des Verbs der Frage entspricht. Die Frage lenkt also Abstraktheit des Verbs und den thematischen Fokus: Bei Aktionsverben, wie helfen oder kaufen wird der Fokus der Antwort auf das Subjekt der Frage gelegt. Ein Beispiel hierzu: Warum hast du dir einen Hund gekauft? - Weil ICH die Geselligkeit von Hunden mag. Bei State verbs, wie mögen oder respektieren hingegen bezieht sich der die Antwort auf das Objekt der Frage. Ein Beispiel hierzu: Warum magst du Hunde? - Weil HUNDE kameradschaftlich sind.

Fragen mit konkreten Verben (Aktionsverben) führen also zu mehr Informationen über die befragte Person. Eine mögliche Begründung für die Offenheit der Probanden ist, dass konkrete Fragen ein Gefühl von Nähe und Vertraulichkeit erzeugen.

2.2.2 Selbst vs. die Anderen

Das Phänomen der Akteur-Beobachter-Divergenz ist bekannt aus der Sozialpsychologie: Eigenes Verhalten wird eher situativ attribuiert, das Verhalten anderer eher dispositional (Semin & Fiedler, 1989). Situative Faktoren werden sprachlich konkret dargestellt, dispositionale abstrakt (z.B. durch Adjektive). Abstrakte Sprache suggeriert eine andauernde Neigung, während Verhaltensweisen ausgedrückt durch konkrete Sprache vorübergehend erscheinen. Das kann allerdings noch etwas weiter differenziert werden und zwar auf positives und negatives Verhalten:

Die Probanden benutzten signifikant mehr abstrakte Prädikate, wenn sie ihr eigenes positives Verhalten oder das negative Verhalten anderer beschrieben.

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Sprache als Hinweis für soziale Nähe oder Distanz
Hochschule
Universität zu Köln
Veranstaltung
Seminar Sprachpsychologie
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
13
Katalognummer
V129163
ISBN (eBook)
9783640355853
ISBN (Buch)
9783640356201
Dateigröße
442 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sprache, Hinweis, Nähe, Distanz
Arbeit zitieren
Julia-Doreen Metzner (Autor:in), 2008, Sprache als Hinweis für soziale Nähe oder Distanz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129163

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