Die Förderung kommunikativer Fähigkeiten über E-Mail-Kontakte. Eine Unterrichtseinheit zu "Intercultural Perspectives on Racism"


Examensarbeit, 2009

63 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


INHALT

1. Einleitung

2. E-Mail-Kontakte im Englischunterricht
2.1 Didaktische Einordnung
2.2 Theoretischer Ablauf eines E-Mail-Kontaktes
2.3 Risiken und Grenzen
2.4 Ziele
2.4.1 Förderung der kommunikativen Fähigkeiten
2.4.2 Förderung der interkulturellen Kompetenz
2.5 Leistungsmessung
2.5.1 Evaluierungskriterien
2.5.2 Portfolio

3. Planung der Einheit
3.1 Bedingungsanalyse
3.1.1 Schulische Rahmenbedingungen
3.1.2 Lernausgangslange der Lerngruppe vor Durchführung der Unterrichtseinheit
3.2 Sachanalyse
3.2.1 Sprachliche Ebene
3.2.2 Inhaltliche Ebene
3.2.3 Methodische Ebene
3.3 Didaktische Begründungen und Entscheidungen
3.4 Didaktische Reduktion
3.5 Erwartete Kompetenzen
3.5.1 Kommunikative Kompetenzen
3.5.2 Verfügung über sprachliche Mittel
3.5.3 Interkulturelle Kompetenzen
3.5.4 Methodenkompetenzen
3.5.5 Prozessbezogene Kompetenzen im sozial-affektiven Bereich
3.6 Methodische Entscheidungen
3.7 Meine Rolle als Lehrerin
3.8 Übersichtsplan

4. Durchführung der Unterrichtseinheit
4.1 Diagnostische Tests
4.2 Darstellung der Phase Introduction (2. und 3. Unterrichtsstunde)
4.2.1 Zweite Unterrichtsstunde
4.2.2 Dritte Unterrichtsstunde
4.2.3 Reflexion der Phase Introduction
4.3 Darstellung der Phase Email contact and research (Stunden 4 bis 10)
4.3.1 Exemplarische ausführliche Darstellung der 5. Unterrichtsstunde
4.3.2 Reflexion der 5. Unterrichtsstunde
4.3.3 Darstellung des weiteren Verlaufs der Phase
4.3.4 Reflexion der Phase Email contact and research
4.4 Darstellung der Phase Presentation (Stunden 11 bis 13)
4.4.1 Exemplarische ausführliche Darstellung der 11. Unterrichtsstunde
4.4.2 Reflexion der 11. Unterrichtsstunde
4.4.3 Reflexion der Phase Presentation
4.5 Darstellung der Phase Evaluation (Stunden 14 bis 17)
4.5.1 Geplanter Inhalt der 14. Stunde
4.5.2 Klassenarbeit
4.5.3 Geplanter Inhalt der 17. Stunde
4.5.4 Reflexion der Phase Evaluation

5. Gesamtreflexion
5.1 Kompetenzzuwächse
5.2 Schülermotivation
5.3 Interkulturelles Lernen
5.4 Konsequenzen und Alternativen

6. Anhang

1. EINLEITUNG

Nachdem ich die Klasse 10.4 im Februar 2008 übernommen hatte, stellte ich fest, dass sie der englischen Sprache sehr distanziert gegenüberstand. Dies zeigte sich insbesondere darin, dass die Schülerinnen und Schüler sehr gehemmt waren, auf Englisch zu kommunizieren. Auf der gemeinsamen Klassenfahrt nach Prag im September 2008 wurde aber deutlich, wie sehr die Schülerinnen und Schüler motiviert waren, sich auf Englisch zu unterhalten, wenn es darum ging, nach dem Weg zu fragen oder auf dem Markt den Preis herunterzuhandeln. Sie sprachen mich darauf an, ob wir nicht gemeinsam nach England reisen könnten, um ihr Englisch anwenden zu können. Eine Reise oder ein Austausch mit der gesamten Klasse war und ist nicht mehr möglich. So entschied ich mich dafür, einen E-Mail-Kontakt mit einer englischen Schule zu organisieren, nicht zuletzt auch deshalb, weil ich während meines Lehramtsstudiums als Assistant Teacher an einer Schule im Großraum London gearbeitet hatte und ich den Kontakt sinnvoll weiternutzen wollte. Da diese Schule sehr multikulturell ist, bot sich dieser Kontakt für das E-Mail-Vorhaben besonders an.

In der Einheit werden folgende Ziele verfolgt: Neben der direkten Leistungsförderung ist die Steigerung des Lerninteresses und der Einstellung zum Fach Englisch ( im Sinne eines „ positive mind set “) die Zielsetzung dieser Einheit.

ECKHARD KLIEME (2006), Herausgeber der DESI-Studie1, konstatiert, dass eine positive Lerneinstellung sowohl selbst leistungsförderlich als auch mit autonomen Lernaktivitäten und der freiwilligen Beschäftigung mit der englischen Sprache verbunden sei. Die Ergebnisse der DESI- Studie sagen weiter aus, dass der Unterricht von Englischlehrkräften, die sich fachdidaktisch engagieren und Kontakt mit englischsprachigen Kontakten pflegen, motivierender ist.2 An unserer Schule wird derzeitig die Durchführung einer Projektwoche zum Thema Rassismus vorbereitet - unter der Leitidee des internationalen Projektes „ Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage “. Ich bin mit einigen Schülerinnen und Schülern der Klasse 10.4 in der Planungsgruppe dieses Projektes und hier wurde mir besonders deutlich, wie wichtig es ist, dass sich die Schülerinnen und Schüler im Vorfeld der Projektwoche mit den Themen „Rassismus“ und „Fremdenfeindlichkeit“ auseinandersetzen.

In der Arbeitsgemeinschaft wird diskutiert, was zu tun ist, wenn das Projekt durch rechte Tendenzen, bzw. Schülerinnen und Schüler die keine Schule ohne Rassismus wollen, gefährdet wird. Auch auf der Klassenfahrt mit der 10. Klasse wurde teilweise ein Verhalten gegenüber anderen Kulturen bzw. Nationalitäten deutlich, das den Einstellungen interkultureller Sprecherinnen und Sprecher widersprach (z.B. hat ein Schüler auf einem Markt ein T-Shirt einer deutschen Musik-Band aus der rechten Szene gekauft und in der Stadt getragen). Deshalb ist es dringend notwendig, im Unterricht Anlässe zu schaffen, welche die interkulturellen Kompetenzen, insbesondere die Fähigkeiten, Menschen aus anderen Kulturen offen und interessiert gegenüberzustehen, nachhaltig fördern. Folglich kombinierte ich die Idee des E-Mail-Kontakts mit den Inhalten des Schulprojektes, woraus sich ein weiteres Ziel dieser Einheit ergab, nämlich die Förderung der interkulturellen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler.

Durch die weitere Auseinandersetzung mit Ausarbeitungen zum Thema „E-Mails im Englischunterricht“ stellten sich für mich mehrere Fragen, die ich mit dieser Ausarbeitung untersuchen möchte:

- Verbessert E-Mail-Kommunikation die sprachlichen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler?

- Motiviert der Umgang mit englischen native speakers die Schülerinnen und Schüler zum Sprachenlernen?

Die Literatur verspricht vom Einsatz von E-Mail-Kontakten einen hohen Nutzen: Die Interaktionen mit Schülerinnen und Schülern der Partnerklasse brächten nicht nur faktische landeskundliche Informationen „ straight from the horse ’ s mouth3 ins Klassenzimmer, sondern ermöglichen interkulturelle Lernprozesse, die mit der traditionellen Lehrbucharbeit allein nicht möglich sind. Daraus ergibt sich eine weitere Leitfrage, die ich untersuchen möchte:

- Inwieweit kann E-Mail-Kommunikation mit in etwa gleichaltrigen englischen Muttersprachlern interkulturelles Lernen fördern?

Trotz aller Vorteile, allen voran der Schülermotivation, müssen auch negative Aspekte der E-Mail- Kommunikation beachtet werden, wie zum Beispiel die Ablenkung durch das Medium (Surfen im Internet). Einen weiteren Nachteil sehe ich darin, dass insbesondere beim Schreiben einer E-Mail orthografische Fehler vorkommen.

In einem ersten Schritt werde ich die Kommunikationsform „E-Mail-Kontakte“ theoretisch erläutern sowie bereits didaktisch einordnen und dabei die Chancen und Risiken für den Englischunterricht aufzeigen. Anschließend werde ich die Ziele der Arbeit darstellen und Methoden der Überprüfung dieser Ziele aufzeigen.

In einem nächsten Schritt wird die Planung der Einheit, basierend auf der Theorie, dargestellt. Dazu werde ich kurz die organisatorischen Voraussetzungen und die Lernausgangslage beschreiben. Anschließend werde ich dann die sprachlichen Mittel und die inhaltliche sowie methodische Ebene der Arbeit unter sachanalytischen Gesichtspunkten betrachten. Im Anschluss stehen die didaktischen Überlegungen im Vordergrund. In diesem Teil wird das Thema didaktisch begründet und eingegrenzt, die Schülerinteressen und der Aktualitätsbezug hergestellt sowie die wesentlichen Differenzierungsmöglichkeiten und ihre geplante Umsetzung beschrieben.

Anschließend werden die erwarteten Kompetenzen ausführlich genannt. Der Teil der Planung wird mit den methodischen Überlegungen zur Einheit sowie einem Übersichtsplan des Verlaufes abgeschlossen. Hier erläutere ich die Strukturierung des Lernprozesses sowie grundsätzliche methodische Entscheidungen.

Im vierten Kapitel wird die Durchführung der Einheit anhand exemplarischer Stunden dargestellt und die einzelnen Phasen bereits reflektiert.

Im letzten Kapitel wird eine Gesamtauswertung der Leitfragen auf Grundlage unterschiedlicher Auswertungsinstrumente (diagnostische Tests, Portfolio, Selbstevaluationsbögen, mündliche Leistungen und Klassenarbeit) gegeben, eine Reflexion der Unterrichtseinheit mit dem Fokus auf zukünftige Veränderungen oder Alternativen in der Methode vorgenommen sowie ein Ausblick auf den weiteren Verlauf des Englischunterrichts in dieser Lerngruppe geworfen.

2. E-MAIL-KONTAKTE IM ENGLISCHUNTERRICHT

2.1 Didaktische Einordnung

Der Computer und das Internet als Kommunikations- und Informationsmedien bieten vielfältige Einsatzmöglichkeiten im Englischunterricht mit dem Ziel, die sprachlichen, interkulturellen und methodischen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler zu fördern. Studien, wie zum Beispiel die JIM-Studie (2008)4 haben gezeigt, dass der Computer (z.B. das Internet, E-Mails etc.) bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland das beliebteste und am häufigsten genutzte Medium ist. Sie haben eher einen Computer als einen Fernseher und besitzen nahezu alle Zugang zum Internet (97%). Besonders intensiv werden Online - Communities wie z.B. "Schüler - VZ" genutzt. Nach eigener Schätzung verbringen Jugendliche fast die Hälfte der Zeit mit „Kommunikation“, zum Beispiel via E-Mail.

Nach Auswertung der Sekundärliteratur ergab sich, dass E-Mail-Projekte einen aktuellen, handlungsorientierten, kommunikativen, realistischen, projektorientierten, fächerübergreifenden und interkulturellen Englischunterricht ermöglichen, in dem Sprachenlernen in einen Lern- und Arbeitsprozess mit Kommunikations- und Informationstechnologien als sinnvoll eingesetzte Medien eingebettet ist.5

Der Einsatz von E-Mail-Kontakten gelingt am besten in einem projektorientiertem Unterricht, in dem die Schülerinnen und Schüler sich selbstbestimmt mit einem Partner austauschen können. Dieser lernerorientierten, offenen Arbeitsform wird in der Literatur ein großes Potenzial zugesprochen: Ein E-Mail-Kontakt bietet die Möglichkeit einer authentischen sprachlichen Begegnung. Außerdem werden, neben der großen Motivation durch die praktische und sinnvolle Sprachanwendung und die hohe Schüleraktivität, die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler weiterentwickelt.6

Ein ganz wesentlicher Aspekt von E-Mail-Kommunikation ist der handlungsorientierte Ansatz, der sich zum einen als Ziel (sprachliche Handlungskompetenz) und zum anderen als Methode (handlungsorientierter Englischunterricht) auf diese Form des Englischunterrichts übertragen lässt. BACH/TIMM (2003) legen diesem Ansatz zwei Definitionen zugrunde:

- „ Sprachliche Handlungskompetenz ist die Fähigkeit, im Kontext der gemeinsamen Lebenswelt situations- und partneradäquat zu kommunizieren, um sichüber bestimmte Inhalte zu verständigen und damit bestimmte Absichten zu verfolgen. Dabei weist der Begriff „ Handeln “ noch mehr als der Begriff „ Kommunikation “ darauf, dassäußerungen Konsequenzen haben, die gegebenenfalls verantwortet werden müssen “ .

- „ Handlungsorientierter Englischunterricht ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, im Rahmen authentischer, d.h. unmittelbar-realer oder als lebensecht akzeptierbarer Situationen inhaltlich engagiert sowie ziel- und partnerorientiert zu kommunizieren, um auf diese Weise fremdsprachliche Handlungskompetenz(en) zu entwickeln. “ 7

Im Sinne dieser Definitionen erfahren die Schülerinnen und Schüler die fremde Sprache so oft wie möglich als ein Instrument sprachlichen Handelns. Wichtig ist für den Lernprozess, dass in handlungsorientierten Unterrichtsphasen, anders als in formalen Übungs- und Testsituationen, der kommunikative Erfolg eine höhere Bedeutung als die formale Korrektheit hat. Etwas kritisch ist anzumerken, dass in der Literatur häufig der Begriff E-Mail-Projekt auftaucht, in der weiteren Ausführung dann aber kein Bezug zu dem in der Pädagogik stark semantisch besetzten Begriff Projekt hergestellt wird. In der Pädagogik wird das Projekt nach FREY (2002) definiert als „ das konkrete Lernunternehmen, das eine Gruppe aushandelt, plant, anpackt, durchhält oder auch abbricht. “ 8 Die nach FREY genannten Merkmale eines Projektes9 weisen die in der Literatur dargestellten E-Mail-Projekte häufig nicht allumfassend auf. Aus diesem Grund distanziere ich mich von dem Begriff Projekt. Ferner verwende ich stattdessen den Begriff „E-Mail-Kontakte“ anstelle von „E-Mail-Projekt“, weil in dieser Einheit dem Lehrer die konkrete Planung des E-Mail- Kontaktes obliegt und weiter die Konzeption des Unterrichts im Verlauf der Einheit variiert (vgl. Punkt 3.6, S. 26f.).

Ferner ist zu kritisieren, dass es in der Literatur häufig zu Überschneidungen zwischen den Merkmalen des Unterrichts, welcher E-Mail-Kontakte integriert, und den Zielen kommt. Zudem sehe ich in den inhaltlichen und thematischen Zielen des Einsatzes von E-Mail-Kontakten eher didaktische Begründungen als Kompetenzbeschreibungen.

2.2 Theoretischer Ablauf eines E-Mail-Kontaktes

Nach DONATH (2003) teilt sich die erfolgreiche Planung eines E-Mail-Projektes auf mehrere aufeinander aufbauende Phasen auf, an der sich die Konzeption dieser Arbeit orientiert (vgl. auch Punkt 3.6, S. 26f.):

1. Lokalisierung der Partnerklasse

2. Koordination der Lehrkräfte und der Lerngruppe

- ZEITRAHMEN absprechen: Wie lange soll und kann das Projekt laufen, welches ist der günstigste ZEITPUNKT (z.B. nach den Herbstferien, im zeitlichen Abstand zu den mock exams), mit welchen Einschränkungen durch andere schulische Notwendigkeiten ist zu rechnen (z.B. Belegung der Computerräume)?
- THEMA: Was interessiert beide Lerngruppen, welcher Informationsbedarf besteht dabei, wie wird das Projekt aufgeteilt?
- HÄUFIGKEIT des Austausches: Ein täglicher Austausch ist trotz der Geschwindigkeit des Mediums nicht möglich; es wird mit einem Mail-Austausch von 1 bis 2 Mal pro Woche gerechnet, so dass der Fokus auf die intensive Vorbereitung der Mails gelegt wird.
- ERWARTUNGEN: In Absprache mit der englischen Lehrkraft werden die ersten Mail-Kontakte in englischer Sprache erfolgen, danach werden wir im Tandem (Englisch-Deutsch) weiterkommunizieren, um den englischen Schülern auch einen sprachlichen Nutzen zu ermöglichen.

3. Durchführung

4. Abschluss und Evaluation

- ENDPRODUKT: Die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit sollen Ende durch eine PowerPoint - Präsentation ausgetauscht werden.

2.3 Risiken und Grenzen

Kritiker von E-Mail-Projekten zweifeln am Lernerfolg der Schüler bei der Arbeit am Computer. Auch, so DONATH, erkennen Schülerinnen und Schüler häufig nicht den tatsächlichen Lernfortschritt.10 Weitere Risiken stellen die organisatorischen Bedingungen (Internet-Zugang, Abhängigkeit von der Partnerklasse, Ausfall von Schülerinnen und Schüler aufgrund eine Erkrankung, usw.). Außerdem sind dem Projekt Grenzen gesetzt, wenn die Schülermotivation verloren geht oder sich die Schülerinnen und Schüler nicht für den Unterrichtsinhalt interessieren. Es besteht ferner die Gefahr, dass sich einige Schülerinnen und Schüler negativ über das Thema Rassismus äußern oder durch andere unfreundliche Bemerkungen den englischen pen pal abschrecken.

Außerdem könnte die Möglichkeit bestehen, dass die Schülerinnen und Schüler der B. G. School wenig zum Thema Rassismus zu sagen haben und deshalb auf inhaltlicher Ebene kein Austausch stattfindet (vgl. auch Punkt 5, S. 49f.)

In der Literatur wird ein Risiko von E-Mail-Kommunikation für den Fremdspracherwerb fast völlig außer Acht gelassen: Durch das schnelle Schreiben schleichen sich oftmals Rechtschreibfehler ein. Der Gebrauch von Umgangssprache und Abkürzungen aus dem Bereich des Chats kann sich einerseits negativ auf die Schreibkompetenz auswirken, andererseits positiv in dem Sinne, als dass die Schülerinnen und Schüler merken, dass sie sich auch ohne grammatisch vollständig kompetent zu sein, verständigen können.

In diesem Teil der Ausarbeitung wurde die didaktische Relevanz und die Methodik von E-Mail- Kontakten samt ihrer Chancen und Risiken beleuchtet. Im Folgenden werden die Leitfragen der Arbeit theoretisch eingebettet.

2.4 Ziele

2.4.1 Förderung der kommunikativen Fähigkeiten

- Verbessert E-Mail-Kommunikation die sprachlichen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler?

Funktionale kommunikative Kompetenzen systematisch zu entwickeln und das dafür notwendige Wissen zu vermitteln, ist das Hauptanliegen von Fremdsprachenunterricht. Zu diesen Kompetenzen11 gehören:

- die Entwicklung kommunikativer Fertigkeiten: Hör- und Hör-/Sehverstehen, Leseverstehen, Sprechen (inkl. Aussprache und Intonation), Schreiben (auch Orthografie) und Sprachmittlung,
- die Verfügung über sprachliche Mittel und die Fähigkeit der Sprachreflexion (insbesondere Wortschatz und Grammatik),
- Wissen um Strukturen, Verwendung und Wirkung von Sprache sowie Fähigkeiten im Umgang mit englischsprachigen Texten,
- der Erwerb soziokulturellen Orientierungswissens: grundlegendes Wissen über Geografie und Geschichte, Politik und Gesellschaft, Werte und Normen, etc.12 Weitere Teilkompetenzen, die im Englischunterricht vermittelt werden, sind:
- Methodenkompetenz (z.B. Fähigkeiten der Informationsbeschaffung, Informationsverarbeitung und Informationsauswertung)
- Sozialkompetenz (z.B. das Nutzen von kooperativen Formen des Lernens und Arbeitens)
- und Selbstkompetenz (z.B. die Fähigkeit, mit konstruktiver Kritik von anderen und gegenüber anderen umzugehen; die ehrliche und konstruktive Auseinandersetzung mit Unterrichtsthemen und -inhalten)13

Eine Analyse des Kerncurriculums Englisch für die Realschule ergab folgende Befunde: Mehrheitlich sind freie, kommunikative Formen des Schreibens genannt, wobei die Lernenden von der 8. zur 9. Klassenstufe vom guided writing hin zu freieren Schreibformen geführt werden sollen. Das (semi)-kreative Schreiben ist explizit als Aufgabenstellung und Übungsform gewählt. Der persönliche Brief, eine partnerorientierte Schreibform, wird als Textsorte explizit genannt. Im Vordergrund stehen die kommunikative Absicht beim Verfassen von Texten und der freie Umgang mit der Fremdsprache. Das Verfassen formaler Texte tritt demgegenüber deutlich in den Hintergrund.14

Bei kommunikativen Formen des Schreibens ist die Umsetzung der kommunikativen Absicht , also die Verständlichkeit, wichtiger als die formale Korrektheit. Bei der Bewertung offener Schreib- aufgaben werden inhaltliche und kommunikative Kriterien neben formalen angelegt (vgl. auch Punkt 2.5, S. 10f.).

2.4.2 Förderung der interkulturellen Kompetenz

„ Interkulturelle Bildung und Erziehung sind vor dem Hintergrund einer globalen Weltwirtschaft, der weltweiten Vernetzung von Menschen und Institutionen sowie vor dem Hintergrund von wirtschaftlich, demografisch und sozial begründeten Migrationsbewegungen und den daraus folgenden kulturell heterogenen Gesellschaften zu einem zentralen fächerübergreifenden Bildungsziel geworden. “ 15

Die Schülerinnen und Schüler sollen sich über das Thema Rassismus austauschen, welches politisch als auch gesellschaftlich relevant ist. Auf diese Weise soll sowohl soziokulturelles Orientierungswissen erworben als auch das interkulturelle Lernen gefördert werden. Anstelle der älteren statischen Auffassung von Kultur beschreiben neuere Ansätze Kultur als variabel und dynamisch. Gleichzeitig vollzog sich im Englischunterricht ein Wandel vom Landeskundeunterricht zum interkulturellen Lernen: Die Vermittlung eines „ learning how to learn “ 16 über andere Kulturen tritt deutlich in den Vordergrund:

„ Die Entwicklungen vom statischen zum dynamischen Kulturbegriff und von der Vermittlung von kulturellem Faktenwissen hin zur Forderung nach der konstruktiven Auseinandersetzung mit der anderen und eigenen Kultur verleihen der subjektiven Konzeption der interkulturellen Situation eine herausragende Bedeutung für die Entwicklung interkultureller Kompetenz. “ 17

Interkulturelle Kompetenzen finden sich sowohl in den Beschlüssen der KMK zu den Bildungsstandards verschiedener Fächer wieder, als auch im Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen des Europarates. Sie lassen sich gemäß des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GER ) den „Allgemeinen Kompetenzen“ zuordnen.

Dieser und auch die Beschlüsse der KMK zum Mittleren Bildungsabschluss (KMK 2003) beruhen auf dem Modell der interkulturellen kommunikativen Kompetenz von MICHAEL BYRAM (1997).

BYRAM bezeichnet in seinem Modell das Ziel des interkulturellen Lernens im Fremdsprachenunterricht als interkulturelle kommunikative Kompetenz, welche neben den zahlreichen kulturellen Kenntnissen, sozialen Fertigkeiten und Einstellungen auch noch den sprachlich-kommunikativen Aspekt der interkulturellen Verständigung umfasst.18 Interkulturelle Sprecherinnen und interkulturelle Sprecher nach dem Modell von BYRAM o ... stehen Menschen aus anderen Kulturen offen und interessiert gegenüber und reagieren auf Unterschiede eher neugierig und tolerant als kritisch,

- ... haben Kenntnisse sowohl über ihre eigene Kultur als auch über andere Kulturen und möchten diese erweitern,
- ... haben Fertigkeiten, Fremdes zu interpretieren und mit Bekanntem zu vergleichen, o ... verfügen über Fertigkeiten zu entdecken und kommunizieren,
- ...schützen das „ kritische kulturelle Bewusstsein (...) vor bedingungsloser Toleranz gegenüber Praktiken von Menschen der eigenen Kultur oder fremder Kulturen “ und erlauben es ihr, „ gegebenenfalls auch eine begründete kritische Meinung zu vertreten. Orientierungsrahmen sind hier Werte, die den Menschenrechten zugrunde liegen “ . 19

2.5 Leistungsmessung

- Inwieweit kann E-Mail-Kommunikation mit in etwa gleichaltrigen englischen Muttersprachlern interkulturelles Lernen fördern?

Der Erwerb dieser Fertigkeiten ist ein längerer Prozess. Diese Unterrichtseinheit kann zunächst nur einen Anstoß zum interkulturellen Lernen geben. Deshalb wird hier auf eine Messung der interkultureller Fähigkeiten verzichtet. Nicht zuletzt auch deshalb, weil es fraglich ist, ob die Überprüfung interkultureller Fertigkeiten und Einstellungen in Klassenarbeiten überhaupt wünschenswert ist; Einstellungen können ja auch als etwas ganz Privates angesehen werden. Gleiches gilt für die Überprüfung der Leitfrage:

- Motiviert der Umgang mit englischen native speakers die Schülerinnen und Schüler zum Sprachenlernen?

Motivation lässt sich nur schwer anhand von Kriterien überprüfen. Deshalb wird hier ein Selbstevaluationsbogen eingesetzt, in dem sich die Schülerinnen und Schüler über ihre Einstellung zum Fach Englisch äußern. Ferner lässt sich die Motivation in der aktiven mündlichen Beteiligung der Schülerinnen und Schüler und an ihrem Arbeitseifer erkennen.20

Der Auswertung konzentriert sich also auf die kriterienorientierte Analyse der Schülerarbeiten unter der Leitfrage:

- Verbessert E-Mail-Kommunikation die sprachlichen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler?

Es werden in dieser Unterrichtseinheit stärker formalisierte Diagnoseverfahren wie die Fehleranalyse schriftlicher Texte (in Form diagnostischer Test und einer Klassenarbeit) und die gezielte Auswertung von Arbeitsprodukten (Portfolio) im Vordergrund stehen. Nach HASS (2008) kann Leistung einerseits als die erreichte Kompetenzstufe , die ein Lerner am Ende eines bestimmten Zeitabschnittes nachweisen kann, andererseits als der erreichte Kompetenzzuwachs am Ende eines Zeitabschnittes verstanden werden.21 Im ersten Falle wäre die erwartete Leistung an einer beschriebenen kriterialen Bezugsnorm, z.B. dem Kerncurriculum für das Land Niedersachsen, zu orientieren. Dies ließe jedoch die Lernausgangslage der Schüler außer Acht. Im zweiten Falle orientiert sich der Leistungsbegriff an der individuellen Bezugsnorm und zieht die Lernausgangslage in die Leistungseinschätzung mit ein.

Experten des Europarates, die den GER für das Sprachenlernen erarbeiteten, als auch Autoren der DESI-Studie verwenden zur Beschreibung sprachlicher Anforderungsprofile sogenannte Deskriptoren. Diese können als Beschreibungsmerkmale für Selbst- und Fremdbeurteilung sprachlicher Leistungen genutzt werden (GER) oder aber für die Skalierung von Testaufgaben (DESI). Deskriptoren sind pragmatisch auf das jeweilige Aufgabenmaterial bezogen, um dieses zu strukturieren, sollten aber nicht über den jeweiligen Messbereich hinaus verwendet werden.22

2.5.1 Evaluierungskriterien

HASS (2006) schlägt für die Bewertung schriftlicher Leistungen Evaluierungskriterien vor, die zum einen den Inhalt beschreiben (Stringenz der Gedankenführung, Informationseinheiten, etc) und zum anderen die formalen satz- und textgrammatischen, situativen, adressantenbezogenen und textartspezifischen Regelhaftigkeiten beurteilen:23

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle nach HASS (2006)

Die Auswertung der diagnostischen Tests sowie der Klassenarbeit orientieren sich an diesen Evaluierungskriterien. Zusätzlich orientiert sich die Auswertung an der vom GER bzw. dem Kerncurriculum für das Land Niedersachsen definierten Kompetenzstufen für die einzelnen Kompetenzbereiche24 (vgl. auch Punkt 3.6, S. 21-25).

2.5.2 Portfolio

Um die Arbeit der Schülerinnen und Schüler zu würdigen und ihnen auch die Möglichkeit zu geben, die E-Mails und Arbeitsprodukte zu sammeln sowie um die Mitarbeit der Schülerinnen und Schüler während des Unterrichtsvorhabens beurteilen zu können, sollen die Schülerinnen und Schüler ein Portfolio anlegen. In der Literatur gibt es viele Definitionen für das Portfolio.

„ Ein Portfolio ist im ureigensten Wortsinn eine strukturierte Sammlung von Dokumenten und Belegarbeiten unterschiedlichster Art, die vom jeweiligen Lerner selbst zusammengestellt und immer wieder ergänzt und aktualisiert wird. Die im Portfolio gesammelten Materialien dokumentieren somit die Lernbiografie und die erworbenen Kompetenzen des jeweiligen Lerners und bilden die Grundlage einer Selbstreflexionüber den eigenen Lernfortschritt. “ 25

Manche Portfolios werden zur Dokumentation des Lernens über einen langen Zeitraum oder nur über einen sehr kurzen Zeitraum geführt. Alles in allem gilt: „ There is no royal road to the portfolio. “ 26

Um die Einheit nicht zu überladen, soll dieses Mal nur eine ganz einfache Form des Portfolios eingesetzt werden, welches zur Leistungsermittlung und -beurteilung eingesetzt wird. Dafür ist es unerlässlich, dass die Lernziele und Beurteilungskriterien von Beginn der Arbeit an bekannt und klar formuliert sind (vgl. Punkt 3.6, S. 21-25).

3. PLANUNG DER EINHEIT

Vorbemerkung: Im Vorfeld der konkreten Planung und Terminierung hatte ich vor, verschiedene E- Mail-Kontakte in unterschiedlichen Länder (Schweden, Frankreich, USA) zu nutzen. Es wurde aber später deutlich, dass der E-Mail-Kontakt zu diesem Zeitpunkt aus organisatorischen Gründen nur mit der B. G. School durchführbar war.

3.1 Bedingungsanalyse

3.1.1 Schulische Rahmenbedingungen

Die räumliche und instrumentale Ausstattung der Schule (drei Schülerarbeitsräume mit je 17 bzw. 11 Rechnern) ermöglicht dieses Unterrichtsvorhaben. Weiter stehen insgesamt sieben Laptops und vier Beamer zur Verfügung, die für das Üben der Präsentationen der Gruppenergebnisse genutzt werden können. Im Computerraum steht uns ein Videoboard zur Verfügung, über das sich die Bildschirme jedes Computers auf alle anderen Bildschirme übertragen lassen. Dies lässt sich z.B.

zur Ergebnissicherung nutzen. Außerdem kann ich durch dieses Medium auf die Schülercomputer zugreifen und die Schülerarbeit beobachten und Computer ggf. sperren.

Jede Schülerin und jeder Schüler ist in das Schulnetzwerk IServ eingebunden. Dies ermöglicht zum einen, dass jeder mit einer eigenen E-Mail-Adresse am Projekt teilnehmen kann und zum anderen ein internes Versenden der Mails an meine E-Mail-Adresse zur Evaluation der einzelnen Arbeitsschritte. Weiter lassen sich hier Schülerarbeiten und Arbeitsanweisungen in einem Gruppenordner abspeichern, so dass jeder digital Zugriff auf die Arbeitsmaterialien hat. Ferner lassen sich im Forum Informationen austauschen und wichtige Nachrichten hinterlassen. Zusätzlich können die Schülerinnen und Schüler außerhalb der Schule oder im Schülerarbeitsraum auf ihren E-Mail-Account zugreifen und Internet-Recherche betreiben sowie Dokumente ausdrucken.

Bei dieser Einheit ist jedoch nicht nur die eigene schulische Ausstattung zu berücksichtigen, sondern auch die der englischen Partnerschule. Die Partnerklasse nutzt an festen Terminen den Computerraum. Diese Zeiten, die der englische Kollege mir vorher mitgeteilt hat, waren entscheidend für die Terminierung der Unterrichtseinheit.

3.1.2 Lernausgangslange der Lerngruppe vor Durchführung der Unterrichtseinheit

Ich unterrichte die Klasse 10 seit dem zweiten Schulhalbjahr 2007/2008 eigenverantwortlich mit vier Stunden pro Woche. Die Klasse besteht aus 16 Mädchen und 12 Jungen im Alter von 15 bis 17 Jahren. Fünf der 28 Schülerinnen und Schüler haben einen Migrationshintergrund und bringen dadurch eine weitere interkulturelle Komponente in die Unterrichtseinheit mit ein. Das Verhältnis zu den Schülerinnen und Schülern ist bestimmt durch eine freundliche Atmosphäre. Die Schülermotivation ist von der Gestaltung des Unterrichts (Themen und Methoden) besonders abhängig. Selbstbestimmtes und kooperatives Arbeiten hat sich dabei positiv auf das Lernklima ausgewirkt.

Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass das Selbstbewusstsein einiger Schülerinnen und Schüler in Bezug auf das Fach Englisch sehr gering ist. Das Gefühl, sie könnten sich in der Sprache weder ausdrücken noch die Sprache verstehen, führt zu einer geringen Beteiligung und zum Teil zur zeitweiligen Resignation.

Zur Schreibfertigkeit: Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, ihre Meinung aufzuschreiben und zu begründen. Als Textformen haben sie letter of application, summary, report und personal statement kennen gelernt. Die Schülerinnen und Schüler können Notizen auf Englisch machen. Jedoch treten hierbei häufig noch Rechtschreibfehler auf. Die leistungsstärkeren Schülerinnen und Schüler können dabei neues Vokabular produktiv anwenden und grammatisch korrekt integrieren. Viele Schülerinnen und Schüler tendieren noch dazu, ihre komplexen Gedanken nicht zu vereinfachen und diese dann in der Zielsprache formulieren zu wollen, was zu einigen Problemen, Schreibhemmungen und/oder fehlerhaften Texten führt.

Zum Hör- und Hör-Sehverstehen: Die Schülerinnen und Schüler werden von mir im Sinne des Prinzips der funktionalen Einsprachigkeit fast ausschließlich auf Englisch unterrichtet. Die Arbeitsanweisungen, Erklärungen und Informationen werden von den meisten verstanden. Beim Verständnis von komplexeren Arbeitsanweisungen und Erklärungen treten teilweise noch Verständnisprobleme auf. Hier helfen dann die leistungsstärkeren Schülerinnen und Schüler durch eine Übersetzung ins Deutsche. Eine Visualisierung hilft insbesondere den leistungsschwächeren, den Inhalt zu erschließen.

Zur Sprechfertigkeit: Die Sprechfertigkeit ist bei den Schülerinnen und Schülern unterschiedlich stark ausgeprägt. Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass der Unterricht weitestgehend von den Beiträgen der leistungsstarken Schülerinnen und Schülern getragen wird. Die Lerngruppe hat Schwierigkeiten, dauerhaft in Unterrichtsstunden in Englisch zu kommunizieren. Viele Schülerinnen und Schüler versuchen, mich auf Deutsch anzusprechen und untereinander auf Deutsch zu kommunizieren. Insofern ist es besonders in einer 10. Klasse wichtig, den Anteil der englischen Sprache stark auszubauen und sie dazu zu bringen, sich zu trauen, auf Englisch zu sprechen. In Gruppen- und Partnerarbeitsphasen bemühen sie sich Schülerinnen und Schüler mehr in der Zielsprache zu verständigen. Bei Ergebnispräsentationen sind sie sich motiviert, auf Englisch zu sprechen. Deshalb wird auch in dieser Einheit eine Ergebnispräsentation auf Englisch den thematischen Abschluss bilden (vgl. Punkt 3.6, S. 28). Die Schülerinnen und Schüler können weitestgehend ihr Meinung äußern und begründen. Es werden in dieser Unterrichtseinheit Übungen zur Sprechaktivierung eingesetzt, indem sie zu verschiedenen Thesen persönlich Stellung nehmen sollen.

Zum Leseverstehen: Das Leseverstehen der Lernenden ist ebenfalls durch ein unterschiedliches Leistungsniveau gekennzeichnet. Während sich die Leistungsspitze bereits schwierige Texte mit einigen neuen Vokabeln inhaltlich erschließen kann, sind die Leistungsschwächeren erst in der Lage, kurze Texte mit wenig neuen Vokabeln zu verstehen. Weiter benötigen sie Vokabelhilfen, um den Inhalt des Textes selbstständig zu erarbeiten. Die Schülerinnen und Schüler sind es gewohnt, mit einem zweisprachigen Wörterbuch zu arbeiten.

Verfügungüber sprachliche Mittel: Es treten häufig Fehler auf, denen Strategien der Elementarisierung (Reduktions- und Vereinfachungsstrategien) zugrunde liegen. Dazu gehören inhaltliche Reduktion, Vermeidungsverhalten, funktionale Reduktion (z.B. wenig differenzierte sprachliche Mittel) und eine eingeschränkte Lexik. Ein typischer Fehler ist die strukturelle Vereinfachung des simple present in der 3. Person Singular (z.B. * she go, *he do). Es werden häufig grammatische Fehler gemacht, die auf Strategien der fremdsprachlichen Approximation zurückzuführen sind. Ganz typisch für die Lerngruppe ist die Übergeneralisierung des simple past (insbesondere regelmäßige vs. unregelmäßige Verben), sowie die Doppelmarkierung (z.B. *I did went).27

Zur Methodenkompetenz: Die Schülerinnen und Schüler haben in unterschiedlichen Fächern Erfahrungen in Gruppenarbeit gesammelt und sind in der Lage, mit anderen Schülerinnen und Schülern zusammenzuarbeiten, die sie nicht selbst gewählt haben. Jedoch wird auch deutlich, dass einige Schülerinnen und Schüler sich unsozial gegenüber ihren Mitschülern verhalten, was gelegentlich durch unfreundliche Äußerungen gegenüber einigen ihrer Mitschüler zum Ausdruck kommt. Im Rahmen eines Projektes zu Beginn dieses Schuljahres bin ich darauf aufmerksam geworden, dass viele der Lernenden sehr motiviert sind, am Computer zu arbeiten. Einige Schülerinnen und Schüler kennen sich mit dem Programm PowerPoint aus. Unsere Partnerklasse besteht aus 12 Jungen und 8 Mädchen, ebenfalls im Alter von 15-17 Jahren. Sie sind im year 11, welches gleichzusetzen ist mit unsrer 10. Klasse. Wie in der 10. Klasse gibt es auch hier Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergründen (Chinese, African Carribean, Indian). Mr Costa bezeichnet die Klasse als multikulturell und als sehr interessiert daran, mit einer deutschen Klasse einen E-Mail-Kontakt zu führen.

3.2 Sachanalyse

3.2.1 Sprachliche Ebene

Die dieser Einheit zugrunde liegenden Basistexte sind Sachtexte, die für die Schülerinnen und Schüler vom sprachlichen Niveau aufgrund der Menge von neuem Vokabular zwar anspruchsvoll, aber mit Hilfen und Worterschließungstechniken gut zu bewältigen sind. Mithilfe dieser Texte, Informationen von ihren E-Mail-Partnern und der eigenen Recherche im Internet, haben die Schülerinnen und Schüler Präsentationen erstellt, die ihr eigenes Sprachniveau wiederspiegeln. Sie dürfen Vokabeln und Sätze aus den Texten übernehmen, sollen aber darauf achten, dass diese von den Mitschülerinnen und Mitschülern gut verstanden werden.

3.2.1.1 Sprachliche Struktur von E-Mails:

Textsortenmuster einer E-Mail sind die persönliche Anrede des Empfängers, die Abschiedsformel, Name des Senders sowie die Angabe der E-Mail-Adressen und eines Betreffes. Sprachliche Mittel, welche die Schülerinnen und Schüler festigen sollen, sind:

- I hope to hear from you soon
- I am looking forward to hearing from you o Best regards
- Yours sincerely

Ansonsten haben die Schülerinnen und Schüler keine weiteren Vorgaben außer auf die orthografische Richtigkeit des Textes zu achten. Für die Kommunikation mit englischen Schülerinnen und Schülern ist es besonders wichtig, auf der Ebene der Sprache freundliche Ausdrücke zu verwenden, beispielsweise:

- Thank you very much for the information o I ’ d like to know whether …
- I ’ d like to know more about (+noun)
- I would like to know whether you like to (+verb)

[...]


1 Die Studie „Deutsch Englisch Schülerleistungen International“ (DESI) untersucht die sprachlichen Leistungen und die Unterrichtswirklichkeit in den Fächern Deutsch und Englisch. Die Testentwicklung von DESI stützte sich auf detaillierte Lehrplananalysen für alle Länder und Schularten. Für diese Arbeit interessant sind insbesondere die Ausarbeitung sogenannter Deskriptoren zum Vergleich der Schülerleistungen, an der sich die Auswertung der Schülerleistungen in dieser Einheit orientiert. Vgl. auch Beck/Klieme (2007) und Punkt 2.5.1, S.9

2 Vgl. auch Klieme (2006): http://www2.dipf.de/desi/DESI_Ausgewaehlte_Ergebnisse.pdf

3 Donath (2006): Fremdsprachunterricht in der Informationsgesellschaft (http://www.englisch.schule.de/email_interk.htm)

4 Jugend, Information, (Multi-)Media, vgl. Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest (Hg.) 2008. Vgl. auch Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest (Hg., 2008) http://www.mpfs.de/fileadmin/JIM-pdf08/JIM-Studie_2008.pdf (zuletzt eingesehen am 15.12.2008)

5 Donath/Volkmer (2000), S. 135.

6 Vgl. Hobrecht (2004), S 60f. Vgl. auch Donath (2000), 127.

7 Bach/Timm (2003), S. 11.

8 Frey (2002), S. 15.

9 Vgl. ebd.

10 Vgl. Donath (2000), S. 205.

11 Vgl. Niedersächsisches Kultusministerium (2006), S. 9f.

12 Vgl. Haß (2006), S.70.

13 Vgl. ebd., vgl. auch Niedersächsisches Kultusministerium (2006)

14 Vgl. Niedersächsisches Kultusministerium (2006), S. 18.

15 Göbel/Hesse (2007), S. 256.

16 A.a.O. S. 258.

17 Ebd.

18 Vgl. Jäger (2008), S. 31.

19 Jäger (2008), S. 31.

20 Hier beobachte ich das Verhalten der Schülerinnen und Schüler und vergleiche dieses mit dem Verhalten im vorherigen Englischunterricht.

21 Vgl. Haß (2008), S. 4.

22 Vgl. Beck/Klieme (2007), S. 5f.

23 Vgl. Haß (2006), S. 109.

24 Vgl. Niedersächsisches Kulturministerium (2006), S. 35-39. Die Deskriptoren gelten für das Niveau B1 des GeR, auf dem sich die Schülerinnen und Schüler am Ende des 10. Schuljahrganges sollten.

25 Haß (2006), S. 283.

26 Haß (2006), S. 287.

27 Vgl. auch Timm (2007), S. 361f.

Ende der Leseprobe aus 63 Seiten

Details

Titel
Die Förderung kommunikativer Fähigkeiten über E-Mail-Kontakte. Eine Unterrichtseinheit zu "Intercultural Perspectives on Racism"
Hochschule
Studienseminar für das Lehramt an Schulen, Verden
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
63
Katalognummer
V129393
ISBN (eBook)
9783668078567
ISBN (Buch)
9783668078574
Dateigröße
1072 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
förderung, fähigkeiten, e-mail-kontakte, eine, unterrichtseinheit, intercultural, perspectives, racism
Arbeit zitieren
Nathalie Schween (Autor:in), 2009, Die Förderung kommunikativer Fähigkeiten über E-Mail-Kontakte. Eine Unterrichtseinheit zu "Intercultural Perspectives on Racism", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129393

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