Vor mehr als zwanzig Jahren entstand ein neues Forschungsgebiet innerhalb der Sprachwissenschaft:
Die feministische Linguistik. Sie versteht sich als Teil einer sozialen Bewegung,
eben der Frauenbewegung, und möchte die Sprache nicht wie die herkömmliche
Linguistik nur beschreiben sondern die Sprachnorm und das Sprachsystem kritisieren.
Feministische Linguistik stellt sich die Frage, wie Frauen bzw. das weibliche Geschlecht
in der Sprache vorkommen, welche Bereiche der Sprache männlich geprägt sind und ob
andere Sprachen auch so sind.
Sie vertritt die Auffassung, dass Frauen durch Sprache systematisch unterdrückt werden
und möchten durch Kritik zur Veränderung dieser Erscheinung beitragen. Feministische
Linguistinnen empfehlen, dass Frauen „in gesprochenen und geschriebenen Texten als eigenständige,
gleichberechtigte und gleichwertige menschliche Wesen behandelt werden.“
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Für den deutschen Bereich sind als Autorinnen der ersten Generation die Feministinnen
TROEMEL-PLOETZ und PUSCH zu nennen, deren Arbeiten Ende der siebziger und Anfang
der achtziger Jahre erschienen. Sie stützten sich jedoch vielfach auf Titel aus dem
englischsprachigen Raum wie z.B. von LAKOFF (1975), HIATT (1977) und KRAMARAE
(1981).
In meiner Arbeit gehe ich zu erst auf den Zusammenhang zwischen Sprache und Gesellschaft
ein und erläutere die Begriffe „patriarchalische bzw. matriarchalische Sprachen“.
Im dritten Kapitel zeige ich Beispiele für einen sexistischen Sprachgebrauch in verschiedenen
Bereichen auf, u.a. bei den Berufsbezeichnungen, in deutschen Grammatiken und
Wörterbüchern oder in Sprichwörtern.
An dieser Stelle wird jeder/jede, der/die sich mit dieser Problematik bisher noch nicht näher
auseinandergesetzt hat, sicherlich erstaunt sein, wie verbreitet die Diskriminierung
der Frau durch Sprache eigentlich ist und wie verstärkt sie in der deutschen Sprache auftritt.
Im darauffolgenden Kapitel werden diverse Vorschläge wie z.B. von der UNESCO und
Luise F. Pusch zur Vermeidung des sexistischen Sprachgebrauchs vorgestellt. Im fünften
Kapitel wird die feministische Linguistik schließlich kritisch beleuchtet, denn dieser Bereich
der Sprachwissenschaft hat von zumeist männlichen Sprachwissenschaftlern teilweise
negative Reaktionen hervorgerufen, da sie an den Wurzeln der patriarchalischen
Gesellschaft rüttelt und die noch immer schlechte Position der Frau in der Gesellschaft
aufdeckt.
Inhalt
1. Vorwort
2. Gesellschaft und Sprache
2.1 Hat die Sprache ein Geschlecht? Frauensprache vs Männersprache
3. Sexistischer Sprachgebrauch
3.1 Personenbezogene Pronomen: man, jedermann, jemand, der..
3.2 Das generische Maskulinum
3.3 Berufsbezeichnungen
3.4 Sprichwörter
3.5 Geschlechtsrollenstereotypen in Grammatiken und Wörterbüchern
4. Richtlinien für ein geschlechtergerechtes Deutsch
4.1 UNESCO
4.2 Therapievorschläge von Luise F. Pusch
5. Kritik an der feministischen Sprachkritik
6. Schluss
1. Vorwort
Vor mehr als zwanzig Jahren entstand ein neues Forschungsgebiet innerhalb der Sprachwissenschaft: Die feministische Linguistik. Sie versteht sich als Teil einer sozialen Bewegung, eben der Frauenbewegung, und möchte die Sprache nicht wie die herkömmliche Linguistik nur beschreiben sondern die Sprachnorm und das Sprachsystem kritisieren. Feministische Linguistik stellt sich die Frage, wie Frauen bzw. das weibliche Geschlecht in der Sprache vorkommen, welche Bereiche der Sprache männlich geprägt sind und ob andere Sprachen auch so sind.
Sie vertritt die Auffassung, dass Frauen durch Sprache systematisch unterdrückt werden und möchten durch Kritik zur Veränderung dieser Erscheinung beitragen. Feministische Linguistinnen empfehlen, dass Frauen „in gesprochenen und geschriebenen Texten als eigenständige, gleichberechtigte und gleichwertige menschliche Wesen behandelt werden.“[1]
Für den deutschen Bereich sind als Autorinnen der ersten Generation die Feministinnen TROEMEL-PLOETZ und PUSCH zu nennen, deren Arbeiten Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre erschienen. Sie stützten sich jedoch vielfach auf Titel aus dem englischsprachigen Raum wie z.B. von LAKOFF (1975), HIATT (1977) und KRAMARAE (1981).
In meiner Arbeit gehe ich zu erst auf den Zusammenhang zwischen Sprache und Gesellschaft ein und erläutere die Begriffe „patriarchalische bzw. matriarchalische Sprachen“. Im dritten Kapitel zeige ich Beispiele für einen sexistischen Sprachgebrauch in verschiedenen Bereichen auf, u.a. bei den Berufsbezeichnungen, in deutschen Grammatiken und Wörterbüchern oder in Sprichwörtern.
An dieser Stelle wird jeder/jede, der/die sich mit dieser Problematik bisher noch nicht näher auseinandergesetzt hat, sicherlich erstaunt sein, wie verbreitet die Diskriminierung der Frau durch Sprache eigentlich ist und wie verstärkt sie in der deutschen Sprache auftritt.
Im darauffolgenden Kapitel werden diverse Vorschläge wie z.B. von der UNESCO und Luise F. Pusch zur Vermeidung des sexistischen Sprachgebrauchs vorgestellt. Im fünften Kapitel wird die feministische Linguistik schließlich kritisch beleuchtet, denn dieser Bereich der Sprachwissenschaft hat von zumeist männlichen Sprachwissenschaftlern teilweise negative Reaktionen hervorgerufen, da sie an den Wurzeln der patriarchalischen Gesellschaft rüttelt und die noch immer schlechte Position der Frau in der Gesellschaft aufdeckt.
2. Gesellschaft und Sprache
Feministische Linguistinnen messen der Kraft der Sprache eine besondere Bedeutung zu, sie sind der Auffassung, dass Sprache als historisch-gesellschaftliches Phänomen kritisier-und veränderbar ist und dass durch Sprache Gesellschaft verändert werden kann. Einige Linguistinnen räumen zwar ein, dass diese gesellschaftliche Veränderung nicht allein durch die Sprache erfolgen kann, doch sie sehen sie als einen zentralen gesellschaftsdeterminierenden Faktor an. Denn Sprache kann dazu dienen, gewisse Sachverhalte zu untermauern indem sie vorherrschende Normen bestätigt, Minderheiten dagegen abwertet oder unterdrückt. Sprache hat also einen Zentralen Einfluss auf unser Gesellschaftssystem.
Nach Pusch erzeugt Sprache Vorstellungen, Vorstellungen beeinflussen unsere Handlungen, Handlungen beeinflussen unsere politische und wirtschaftliche Situation. Diese wiederum beeinflusst die Sprache. Also besteht ein Regelkreis, und ändern wie die Sprache, so ändern wir auch unzweifelhaft unsere Vorstellungen und damit den ganzen Rest.[2]
Kritiker behaupten dass der Zusammenhang zwischen Sprach-und Gesellschaftsstrukturen fragwürdig ist und dass nicht Sprache gesellschaftliche Benachteiligung verändert sondern umgekehrt.
2.1 Frauensprache vs. Männersprache
Hat die Sprache ein Geschlecht?
Linguistinnen, die im Bereich der feministischen Sprachkritik tätig sind, stellten schon früh fest, dass die meisten Sprachsysteme patriarchalisch geprägt sind, d.h. dass in Sprachen mit Genussystemen sowie auch in Sprachen ohne grammatikalische Genera eine Ungleichbehandlung von Frauen stattfindet. Frauen haben somit nicht die gleichen Chancen des Gemeintseins wie Männer und werden durch Sprache abgewertet, diskriminiert und ausgegrenzt. Es gibt jedoch auch einige Beispiele von „matriarchalischen Sprachen“, sogenannten Frauensprachen, in denen die lexikalische und grammatikalische Struktur eine sprachliche Unterdrückung der Frau ausschließt, und es ist sogar von Kulturen bekannt, in denen Frauen einen ganz eigenen Wortschatz für sich verwenden. Auf diese Arten von Sprache wird im folgenden Kapitel eingegangen, um zu demonstrieren, dass Sexismus in der Sprache vermeidbar ist und es in anderen Kulturen durchaus akzeptable Alternativen gibt.
2.1.1 Frauensprache
Der Begriff „Frauensprache“ wurde erstmals im 17 Jhd. erwähnt, als Reisende und Kaufleute berichteten, dass es in außereuropäischen Ländern Sprachen gäbe, die nur von Frauen gesprochen würden, so z.B. auf den karibischen Inseln, wo die Männer eines Stammes eine andere Sprache als die Frauen sprächen. Es wurde beobachtet, dass von den Männern Wörter verwendet wurden, die von den Frauen zwar verstanden, jedoch nicht benutzt wurden, und dass umgekehrt auch die Männer nicht die Wörter oder Redensarten der Frauen verwendeten.
Ein Stamm aus den südamerikanischen Anden, die Jaqi-Frauen, besitzen eine völlige grammatikalische Gleichheit in der Sprache und somit auch eine gesellschaftliche Gleichheit. Trömel-Plötz beobachtete jedoch, dass sich der Status der Frauen und Mädchen mit zunehmenden Einfluss US-amerikanischer und europäischer Kulturen verschlechterte.
In der Kultur der Jaqi teilen die Pronomina die Welt nicht in männlich und weiblich sondern in menschlich und nichtmenschlich auf. Weiterhin gibt es in der Jaqi-Sprache keine linguistischen Mechanismen wie z.B. das deutsche Suffix –in, vielmehr haben Wörter, die sich auf Frauen und Männer beziehen, ganz unterschiedliche Wurzeln.
Wörter, die sich auf Paare beziehen, bewahren grundsätzlich die Identität jedes Mitglieds (tayta awki - Mutter und Vater, warmi chacha - Frau und Mann) und auch Modifizierungen sind für Frauen und Männer gleich (shumay jaqiwa/warmiwa/karmjawa – eine schöne Person/Frau/Mann).
Somit gibt es auch im Zusammenleben der Jaqi keine Diskriminierung der Frau, sie sind in ihren Rechten und ihrer sozialen Stellung den Männern völlig gleichgestellt.[3]
Auch das indische Prakrit, eine Sprache, die Langezeit als typisches Gegenbeispiel für das Sanskrit - der Sprache der Götter, Könige, Fürsten und Bramahnen in Indien - herangezogen wurde, galt lange Zeit als Frauensprache, auch wenn sie wahrscheinlich einfach nur die sprachistorisch jüngere Sprache in Indien war.
Ein weiteres Beispiel für eine Sprache, in der grammatikalische und lexikalische Merkmale ausschließlich in der Sprache der Frauen bzw. in der Sprache der Männer vorkommen, ist das Japanische.
Doch auch in europäischen Sprachen existieren frauenspezifische Merkmale, diese bewegen sich jedoch auf den Ebenen des Wortschatzes, des Stils und des Syntaxes. Frauen sprechen zwar keine ganz und gar andere Sprache, aber sie schrecken z.B. vor derben und groben Ausdruckseisen zurück und haben im Allgemeinen eine andere Art und Weise, sich auszudrücken. Diese Ausdrucksweise, nach Key[4] ein unbestimmt-indirekter und unsicherer Sprechstil, führt dazu, dass Frauen machtlos bleiben und in Gesprächen nicht erst genommen werden. Von Klann[5] wird dieses Phänomen jedoch nicht als Frauensprache bezeichnet, sondern sie weist darauf hin, dass Frauen vielmehr einen bestimmten Sprach-oder Sprechstil bevorzugen.
2.1.2 Männersprachen
Die sogenannten Männersprachen sind dadurch gekennzeichnet, dass sie eine Ungleichbehandlung von Frauen und Männern produzieren. Die Linguistin Marlies Hellinger stellte eine Definition von patriarchalischen Sprachen die besagt, dass eine Sprache patriarchalisch ist, wenn Frauen nicht dieselben Chancen des Gemeintseins wie Männer haben und wenn durch die Verwendung des generischen Maskulinums die Leistungen von Frauen unsichtbar gemacht werden.
Weiterhin tritt in patriarchalischen Sprachen das Phänomen auf, dass Frauen durch die Bezeichnung mit einem Maskulinum aufgewertet werden. („Vera ist ein zweiter Mozart. Sie steht ihren Mann.“) Wird ein Mann hingegen mit einem Femininum bezeichnet, wirkt dies degradierend („Heulen wie ein Weib“). .[6]
[...]
[1] Susanna Häberlin/Rachel Schmid/Eva Lia Weiss: Übung macht die Meisterin. Ratschläge für einen nicht-sexistsichen Sprachgebrauch, münchen 1992, 104
[2] in Brunner/Cyrus, S. 15
[3] Zu näheren Informationen vgl Trömel-Plötz, Frauengespräche, S 304ff).
[4] Key (1975), S. 76
[5] Klann (1981), S 15
[6] Samel, S 42f
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