Berge, Höhlen und Wasser

Die ideationale Bedeutung von Landschaft für prehispanische Kulturen


Hausarbeit, 2009

14 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhalt:

1 Einleitung

2 Die ideationale Bedeutung von Landschaft

3 Weltvorstellungen der Maya und Auswirkungen auf den Raum
3.1 Weltvorstellung und Religion
3.2 Berge, Höhlen, Wasser in der Vorstellungswelt der Maya

4 Fallbeispiele für ideationale Landschaftsstrukturen
4.1 Die Maya Pyramide El Duende in Dos Pilas
4.1 Palenque Tempel of the Cross

5 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

In dieser Arbeit soll die ideationale Bedeutung von Landschaft für prehispanische Kulturen herausgestellt werden. Wie ideationale Bedeutung von Landschaft in diesem Zusammenhang definiert wird, ist aufgrund der Komplexität der Definition, Inhalt eines eigenen Abschnittes (Kapitel 2). Als prehispanische Kulturen werden Bevölkerungsgruppen definiert, die sich schon vor der Kolonialisierung durch die Spanier im 16. Jahrhundert in Süd- und Mittelamerika befanden. In vielen Fällen bildeten sie bereits eigenständig entwickelte Hochkulturen mit einer zum Teil ca. 3000 Jahre alten Kulturgeschichte. Das Verbreitungsgebiet dieser Völker, das so genannte Mesoamerika, erstreckt sich im weitesten Sinne von dem zentralen mexikanischen Hochland ausgehend weiter in südöstlicher Richtung bis Nicaragua (SOMMERHOFF 1999:67). Da diese Arbeit im Rahmen eines Seminars zur Vorbereitung einer Exkursion nach Mexiko verfasst wurde, sind die angeführten Beispiele meist mit Bezug zu dem Land und der Region um Mexiko gewählt. Aufgrund dessen werden vornehmlich prehispanische Kulturen, die in dieser Region gewirkt haben, vorgestellt. Auch stellt sich die Thematik durch das Vorhandensein zahlreicher unterschiedlicher prehispanischer Kulturen als relativ komplex dar. Vor allem existieren, bedingt durch die Mannigfaltigkeit der Bevölkerungsgruppen, zahlreiche mystische Vorstellungen, deren Systematisierung in einzelne Religionen schwierig ist (SOMMERHOFF 1999:68). Deshalb erfolgt eine weitere Eingrenzung dahingehend, dass im Folgenden vor allem die ideationale Bedeutung von Landschaft für die prehispanischen Maya exemplarisch hervorgehoben werden soll. Die Maya bilden neben den Inkas, Azteken und anderen Kulturen eine bedeutende, die Landschaft von Mexiko prägende, prehispanische Hochkultur. Viele Aspekte die im nachfolgenden am Beispiel der Maya dargelegt werden finden sich ebenfalls in gleicher oder ähnlicher Form bei den anderen Völkern wieder.

Wie bereits angesprochen bedarf es, zum besseren Verständnis der Thematik, im ersten Teil dieser Arbeit zunächst einer kontextbezogenen Definition des Begriffes der Ideationalen Landschaft. In Kapitel drei folgt eine Darstellung der Weltvorstellung der prehispanischen Maya. Daran anknüpfend sollen in Kapitel vier schließlich verschiedene Aspekte an zwei konkreten Fallbeispielen erklärt werden.

Die ideationale Bedeutung von Landschaft für prehispanische Kulturen lässt sich anhand zahlreicher Beispiele illustrieren und interpretieren. In dieser Arbeit soll der Focus jedoch vor allem auf die Bedeutung der Elemente Berge, Höhlen und Wasser innerhalb der Vorstellungswelt der Maya gerichtet werden.

2 Die ideationale Bedeutung von Landschaft

Da Landschaft in vielerlei Hinsicht definiert werden kann, sei den weiteren Ausführungen zunächst eine kurze, für den Inhalt dieser Arbeit geeignete, Definition des Begriffes Landschaft vorangestellt. Nach KNAPP (1997:17) ist Landschaft:

“[...]not to be viewed as a ready-made, naturally given substrate on which a cultural design or mental template is imposed. It is never “complete”, nor is it “built or “unbuilt”; rather it is a “social expression”, perpetually under construction.”

Nach Knapp ist Landschaft also nie eine vollendete Konstruktion, sondern sie befindet sich in einem stetigen Wandel und ist eher als der soziale Ausdruck einer Gesellschaft zu begreifen. Landschaft wird demnach also durch die sie betrachtenden Lebewesen definiert und ist von deren individuellen Vorstellungs- und Erfahrungswelt abhängig, d. h. die Definition von Landschaft resultiert aus der jeweiligen Perspektive des definierenden Betrachters.

Der Begriff ideational wird meist im angloamerikanischen Sprachraum verwendet, wodurch es auf einer ersten Ebene relativ schwierig ist eine eindeutige deutsche Übersetzung zu finden. Aufgrund dessen soll im Folgenden eine Annäherung an den englischen Begriff ideational gesucht werden. Nach ASHMORE und KNAPP (1999:12) ist der Therm ideational umfassend und vage zugleich. So gibt das Oxford English Dictionary, nach ihrer Erkenntnis zwei Definitonen:

1) the formation of ideas or mental images of things not present to the sense; und
2) culture based on spiritual values or ideas.

Demnach kann der Begriff ideational also etwa die Bildung einer mentalen Idee oder eines Konzeptes bedeuten, die in Bezug zu einem äußeren Objekt steht. Dabei ist dieses mentale Konzept “not present to the sense“, d. h. die Idee ist, auf einer ersten Ebene, nicht mit den Sinnen erfass- oder wahrnehmbar. Um sich dem Begriff weiter anzunähern kann die zweite Definition helfen. Demnach beschreibt ideational also eine Kultur die auf geistigen Werten oder Ideen basiert. Diese Auslegung nähert sich dem Sinngebrauch des Wortes der Archäologie an in dem ideational meist als Synonym für heilig oder symbolisch verwendet wird. Metaphorisch wird hier oft auch, für ideationale Landschaft, der Begriff “Landscape of the mind“ verwendet (BINTLIFF 1996:250). ASHMORE und KNAPP (1999:12) weisen weiter darauf hin, dass bei der Interpretation des Begriffs vor allem festgestellt werden muss, ob diese mentale Landschaft als imaginativ, emotional oder empirisch zu bewerten ist und aus welcher Perspektive heraus eine ideationale Landschaft wahrgenommen wird, d. h. ist der Standpunkt des Betrachters der eines Insiders oder eines Outsiders.

Für ASHMORE und KNAPP ergeben sich aus den vorangegangen Aspekten folgende zusammenfassende Sinndeutungen. Eine ideationale Landschaft kann sowohl imaginativ, in dem

Sinne sein dass sie ein mentales Konstrukt von etwas ist als, auch emotional, da sie geistige Werte und Ideen ausbildet und kultiviert. Ideational beinhaltet, je nach Verwendung, eine Insider-Perspektive, in unserem Fall die Sicht der prehispanischen Völker, d. h. deren mental landscape, die aber durch eine Outsider-Perspektive, die des Wissenschaftlers, erforscht wird (ASHMORE, KNAPP 1999:12).

Zusammenfassen kann man festhalten, dass eine ideationale Landschaft in etwa also die mentale Vorstellung einer Gesellschaft von einem Landschaftsraum ausdrückt. Diese mental kreierte Landschaftsvorstellung ist eng mit der jeweiligen in ihr lebenden Kultur verknüpft und stellt daher in gewisser Weise gleichzeitig ein Abbild des Weltverständnisses dieser Kultur dar. Hervorzuheben ist unter diesem Aspekt vor allem, dass sich letztendlich unsere Wahrnehmung von Landschaft gänzlich von der Landschaftswahrnehmung anderer Kulturen unterscheiden kann. Um die ideationale Bedeutung von Landschaft für prehispanische Kulturen, bzw. der Maya zu untersuchen ist es deshalb wichtig sich zunächst etwas eingehender mit deren Weltvorstellung zu befassen.

3 Weltvorstellungen der Maya und Auswirkungen auf den Raum

So wie in der Einleitung angedeutet, die hohe Anzahl prehispanischer Kulturen eine Komplexität für das Thema insgesamt bedingt, so ist der eingeschränkten Darstellung der Thematik, durch die alleinige Vorstellung der Religion der Maya trotzdem noch eine relativ hohe Vielschichtigkeit inhärent. Diese kommt dadurch zustande, dass in Mesoamerika eine große Anzahl unterschiedlicher Maya-Ethnien existierte und zum Teil heute noch existiert die nie einen einheitlichen Maya-Staat bildeten. Dadurch ist es nie zu der Ausbildung einer einheitlichen Glaubensvorstellung oder Maya-Religion gekommen. Trotz dieser Aspekte gibt es einige grundsätzliche Glaubensvorstellungen die innerhalb der meisten Maya-Ethnien allgemein hin verbreitet waren (VINKE: 1997:17;18). In Abschnitt 3.1 werden diese Grundzüge der Maya-Weltvorstellungen im groben kurz vorgestellt, in Abschnitt 3.2 wird dann eine vertiefende Darstellung in Bezug auf die Elemente Berge, Höhlen und Wasser folgen.

3.1 Weltvorstellung und Religion

Für die prehispanischen Gesellschaften Mesoamerikas lässt sich insgesamt feststellen, dass deren Weltbild und damit ebenso die Wahrnehmung von Landschaft durch eine oftmals stark mystische und religiöse Vorstellung von Raum und Zeit gekennzeichnet ist (SOMMERHOFF 1999:68). Vor allem für die Maya ist die Wahrnehmung von Landschaft an übernatürliche Kräfte gebunden. In ihrer Vorstellungswelt ist das Firmament das Abbild eines Schöpfungsreiches in dem mystische und religiöse Ereignisse auftreten. Die Lebewesen auf der Erde wiederholen die in diesem Reich auftretenden Ereignisse durch ihr Agieren und ihre Existenz und erzählen die überirdische Schöpfungsgeschichte somit gewissermaßen auf terrestrischem Terrain nach

(ASHMORE, KNAPP 1999:124). Nach FREIBURG (2007:43) ist die Erde aus Sicht der Maya somit ein Ort „[...] an dem die Menschen zur Verehrung der Götter leben“. Die Natur war und ist z. T. auch noch für die heutigen Nachfahren der Maya nichts anderes als eine Materialisierung des Geistigen, bzw. Überirdischen. Dieses Weltbild schaffte für die Maya zwei komplementäre Dimensionen innerhalb ihrer Erfahrungswelt. In einer Dimension lebten die Götter, Ahnen und andere Geister in der anderen Dimension sie selbst. Die beiden Dimensionen sind in ihrer Vorstellungswelt untrennbar miteinander verknüpft und beeinflussten sich gegenseitig (SCHEELE, FREIDEL 1990:52). Die Welt kann in der Vorstellung der Maya generell in die drei Bereiche Himmel, Erde und Unterwelt untergliedert werden. Diese Sphären liegen in Schichten übereinander und sind nicht klar voneinander abgegrenzt, sondern durchdringen sich gegenseitig (SCHEELE, FREIDEL 1990:53). In sich untergliedern sich diese drei Bereiche noch mal in insgesamt 23 Schichten. Davon entfallen 13 Schichten auf den Himmel, 9 Schichten auf die Unterwelt und eine Schicht auf die Erde. Im Himmel gibt es daher 13 Gottheiten die in jeweils einer Schicht wohnen, in der Unterwelt dem entsprechen 9. Die Erde wurde schliel3lich durch das Zusammenwirken von Himmel und Unterwelt erschaffen (FREIBURG 2007:44).

Im Zentrum der drei Ebenen liegt vertikal die Weltenachse, die in der Literatur oft als axis mundi bezeichnet wird, sie verbindet die einzelnen Sphären miteinander (NARBERHAUS 2006:192). Ausdruck findet dies vor allem in der Vorstellung, dass ein so genannter heiliger Weltenbaum, als Symbol für diese Weltenachse, alle drei Bereiche koppelt. Auf der Erde ist sein Stamm ausgebildet von dem ausgehend die Baumkrone bis in das Himmelsgewölbe reicht, wodurch Himmel und Erde verbunden werden. Schliel3lich reicht das Wurzelwerk tief bis in die Unterwelt und schafft somit eine Einheit der drei Bereiche (VINKE 1997: 54). Die Maya stellen sich die drei Bereiche oft auch als lebendige Wesen vor die miteinander kommunizieren. Dies wird zum Beispiel in der Vorstellung deutlich dass der auf die Erde fallende Regen von einem Himmelsmonster erzeugt wird das blutet. Die Unterwelt wird als eine Parallelwelt angesehen in der ähnliche Dinge wie auf der Erde existieren. So gibt es in ihr ebenfalls verschiedene Lebewesen und auch Bewohner die eine künstliche Landschaftskulisse gestalten können. Diese Unterwelt hat zudem die Eigenschaft, sich während des Sonnenuntergangs über der Erde zu positionieren um dann bei Nacht zum Firmament zu werden. Vom Zentrum der Erdenwelt, also vom Schnittpunkt der axis mundi mit der Erdebene ausgehend erstrecken sich vier Himmelsrichtungen. Diese Kardinalrichtungen erlauben den Maya eine Einteilung der Erdenwelt in vier Weltengegenden. Die Hauptachse wird von Ost nach West durch den Lauf der Sonne definiert. Im Vergleich zur heutigen Einteilung der Himmelsrichtungen, liegt bei den Maya der Osten im gegenwärtig definierten Norden (SCHEELE, FREIDEL 1990:54). Die Erdoberfläche wird zu allen Seiten von Wasser begrenzt (NARBERHAUS 2006:192). Des Weiteren wird die Erde oft als eine auf dem Ursee schwimmende Fläche beschrieben, die symbolisch als Krokodil- oder Schildkrötenrücken dargestellt wird. Wie schon erwähnt wird diese, von den Menschen belebte Welt als ebenso heilig angesehen wie der Himmel oder die Unterwelt (SCHEELE, FREIDEL 1990:53). Dies hat zur Folge, dass alle materiellen Elemente der Menschenwelt wie Bergen, Höhlen, Cenotes, Flüssen, Seen, Sümpfe und Savannen als auch anthropogenen angelegte Elementen wie Siedlungsstrukturen mit monumentalen Bauwerken als lebendig und heilig angesehen wurden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Berge, Höhlen und Wasser
Untertitel
Die ideationale Bedeutung von Landschaft für prehispanische Kulturen
Hochschule
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn  (Geographisches Institut)
Veranstaltung
Spezialseminar Mexiko
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2009
Seiten
14
Katalognummer
V133321
ISBN (eBook)
9783640460205
ISBN (Buch)
9783640460380
Dateigröße
522 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Berge, Höhlen, Wasser, Bedeutung, Landschaft, Kulturen
Arbeit zitieren
Caspar Felix Klein (Autor:in), 2009, Berge, Höhlen und Wasser, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133321

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