Johann Gottfried Seume

Spaziergang nach Syrakus


Hausarbeit, 2004

17 Seiten, Note: 1,6


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Biographische Daten

3. Geschichtlicher Hintergrund

4. Reiseroute

5. Reiseausstattung

6. Der Spaziergang
6.1 In Italien
6.2 In Frankreich
6.3 Vergleich zwischen Italien und Frankreich

7. Seumes Veränderungen durch den Spaziergang

8. Zusammenfassung

9. Literaturliste

1) Einleitung

Der Spaziergang nach Syrakus von Johann Gottfried Seume stellt ein wertvolles Dokument seiner Zeit dar, welches dem Leser nicht nur einen Einblick sondern direkte, kritische Erfahrungen in lebhafter Weise schildert. Um ein besseres Verständnis für die damaligen Verhältnisse und Umstände der Reise zu erlangen, sind in der vorliegenden Arbeit Seumes biographische Eckdaten, sowie seine Reiseerlebnisse und die darüber hinaus gewonnenen, vielfältigen Eindrücken während seiner Durchwanderung Italiens und Frankreichs skizziert.

Die politische als auch kirchliche Situation der von Seume durchreisten Länder spiegelt sich in dessen Reisebeschreibungen wider und wird durch ihren vorherrschenden Charakter von dieser Arbeit gleichfalls berücksichtigt um in die Untersuchung integriert zu werden. Rücksicht wird ferner auf die philosophischen Strömungen zu Lebzeiten Seumes genommen, anhand derer seine Eindrücke und Anschauungen verständlich dargestellt werden sollen. Diesen Schilderungen folgt der direkte Vergleich zwischen der jeweiligen Politik des Landes und dem Einfluss der Kirche in Frankreich und Italien, welche Seume ausführlich und zugleich kritisch beschreibt.

Nachdem Seume Ende August 1802 von seiner Wanderung nach Grimma zurückkehrte, ermöglichte ihm der direkte Vergleich zwischen Frankreich und Italien sowohl politische Erkenntnisse als auch Rückschlüsse auf die jeweilige Landesbevölkerung zu ziehen. Diese Einsichten werden gegen Ende der Arbeit aufgezeigt.

Zuletzt sind die Auswirkungen dieser Wanderung auf Seumes Persönlichkeit und sein weiteres Leben erörtert. Alle relevanten Punkte dieser Unternehmung finden in der Zusammenfassung eine komprimierte Erwähnung und bieten somit die Grundlage für einen individuellen Vergleich zur heutigen Zeit.

2) Biographische Daten

Johann Gottfried Seume wurde am 29.1. 1763 in Poserna (Sachsen) geboren.(1) Im Alter von 17 Jahren begann er ein Theologiestudium an der Universität von Leipzig. Er brach dieses jedoch im darauffolgenden Jahr 1781 ab und floh aus der Stadt. In der Nähe von Erfurt fiel er hessischen Werbern in die Hände. Er wurde an England verkauft und 1782 nach Amerika transportiert, um im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775- 1785) zu kämpfen. Er geriet in keine Kampfhandlungen und kehrte 1783 nach Deutschland zurück. Hier trat er in den preußischen Armeedienst ein und gelangt nach zwei Fluchtversuchen 1778 in Haft. Er kam auf Kaution frei und kehrte abermals nach Leipzig zurück. Hier begann er erneut ein Studium. Doch jetzt waren es Jura, Philosophie, Philologie und Geschichte. Nach vier Jahren beendete er sein Studium erfolgreich und ging darauf als Sekretär und Adjutant mit General Igelström nach Russland. Dort verblieb er drei Jahre, kehrte abermals nach Leipzig zurück, um sich als Hauslehrer und später als Korrektor in einem Verlag seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Diese feste Anstellung ermöglichte ihm die Finanzierung seines lang gehegten Traumes, namentlich den Fußmarsch von Deutschland, über Österreich, nach Italien und Frankreich. Nach seiner Rückkehr im Jahre 1802 arbeitete Seume verstärkt als Autor und Dichter. Er verstarb am 13. Juni 1810 im Alter von 47 Jahren während einer Kur in Teplitz (Tschechien).

3) Geschichtlicher Hintergrund

In Europa herrschte das Zeitalter der Aufklärung. Die Wirren der französischen Revolution waren gerade überstanden, Napoleon war durch Italien durchmarschiert und in Ägypten eingefallen.(2)

Zum Zeitpunkt Seumes Spaziergang war Italien von französischen Truppen besetzt, mit denen Seume mehrmals in Kontakt kam, jedoch nie negativ. Ein weiteres historisches Ereignis hatte besonderen Einfluss auf Seume. Es handelte sich dabei um das Konkordat (allg. einem Vertrag zwischen dem Vatikan und einem Staat) zwischen Napoleon und Papst Pius VII aus dem Jahr 1801.(3) Mit diesem Konkordat wurde dem Klerus die Macht in Frankreich als auch Italien legal zurückgegeben. Dieses Ereignis und deren Folgen für das gemeine Volk übten auf Seume in persona und seine Eindrücke während des Spaziergangs] einen starken Einfluss aus. Seume hegte die Hoffnung, Napoleon würde die Hauptursachen für die Verelendung in Italien beseitigen. Nach seiner Auffassung hieß das erstens, die Privilegien von Adel und Klerus zu beseitigen und zweitens, die enge Verbindung zwischen Kirche und Staat endgültig zu trennen. Mit dem Wissen des Scheiterns seiner Hoffnung startete Seume seinen großen Spaziergang.

4) Reiseroute

Seumes gewählte Reiseroute gleicht der aller Italienreisenden. Lediglich die Weiterfahrt nach Sizilien und die Durchquerung der Insel Syrakus verlaufen abweichend von der Grand Tour. Selbst der Umweg über Frankreich zurück nach Deutschland war nichts ungewöhnliches. Seumes Route beginnt in Grimma bei Leipzig und führt ihn über Prag, Wien, Graz, Triest, Venedig, Bologna, Rom, Neapel, Palermo bis nach Syrakus.(4) Von dort marschierte er zurück über Messina, Palermo, Neapel, Rom, Siena, Florenz, Bologna, Mailand, Zürich, Basel, Dijon, Paris, Mainz, Frankfurt, Erfurt, Leipzig bis nach Grimma.(5)

5) Reiseausstattung

Das Gepäck für diese lange Reise war spartanisch. Es bestand aus einem blauen Frack, zwei Westen, zwei Hosen und Unterhosen, zwei paar Strümpfen und Taschentüchern. Dazu ein paar Straßenschuhe, ein Paar Pantoffeln und ein Paar Stiefel. Hinzu kamen noch Flickzeug, eine Bürste und zwei Notizbücher in denen er sein Geld versteckte. Größer dagegen fiel seine Büchersammlung aus, welche er stets mit sich zu führen pflegte. Diese bestand zu je einem Band aus Homer, Theokrit, Anakreon, Platus, Horaz, Vergil, Tacitus, Sueton, Terenz, Tibull, Catull und Properz.(6)

6) der Spaziergang

Was waren die Gründe für diese Reise? Die spontane Vermutung einer Pilgerreise ist durch die Tatsache entkräftet, dass Seume Atheist war. Er gehörte keiner Religion an. Ergo scheidet eine glaubensmotivierte Reise aus. Zum zweiten stellte nicht etwa das christliche Zentrum Rom, sondern Syrakus das Ziel seiner Reise dar.

Es drängt sich der Verdacht einer klassischen Bildungsreise nach Italien auf, aber auch diese Vermutung ist nicht aufrecht zu erhalten, da Seume sakrale wie auch weltliche Sehenswürdigkeiten mied, stattdessen Theateraufführungen und Bibliotheken besichtigte. Die Antwort für die Beweggründe seiner Reise ist simplerer Gestalt. Sie entstand aus reiner Lust am Wandern. So schreibt Seume in seinem 1805 erschienen Buch Mein Sommer:

„Wer geht, sieht im Durchschnitt anthropologisch und kosmisch mehr, als wer fährt. Ich halte den Gang für das Ehrenvollste und Selbständigste in dem Manne und bin der Meinung, daß alles besser gehen würde, wenn man mehr ginge. [...] Wo alles zuviel fährt, geht alles sehr schlecht, man sehe sich nur um! Sowie man im Wagen sitzt, hat man sich sogleich einige Grade von der ursprünglichen Humanität entfernt. Man kann niemandem mehr fest und rein ins Angesicht sehen, wie man soll; man tut notwendig zuviel oder zuwenig. Fahren zeigt Ohnmacht, Gehen Kraft. Schon deswegen wünschte ich nur selten zu fahren, und weil ich aus dem Wagen keinem Armen so bequem und freundlich einen Groschen geben kann.“(7)

[...]


1) Meier Albert (Hrsg.):Johann Gottfried Seume. Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. München 1991, S.313-318.

2) Askani, Bernhard (Hrsg.): Anno 3: Von der Französischen Revolution bis zum ersten Weltkrieg,Bd.3, Braunschweig 2001.

3) Meier Albert (Hrsg.):Johann Gottfried Seume. Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802.München 1991, S.316.

4) Abb.1: Karte mit Seumes Reiseroute

5) Ders.: Johann Gottfried Seume. Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802.München 1991, S.396/97.

6) Meier Albert (Hrsg.):Johann Gottfried Seume. Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802.München 1991, S..35.

7) Meier Albert (Hrsg.):Johann Gottfried Seume. Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802.München 1991, S.303.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Johann Gottfried Seume
Untertitel
Spaziergang nach Syrakus
Hochschule
Universität Hamburg  (Kunstgeschichte)
Veranstaltung
Künstlerreisen nach Italien im 18. und 19. Jahrhundert
Note
1,6
Autor
Jahr
2004
Seiten
17
Katalognummer
V139358
ISBN (eBook)
9783640491254
ISBN (Buch)
9783640491490
Dateigröße
627 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Johann, Gottfried, Seume, Spaziergang, Syrakus
Arbeit zitieren
M.A. Eva Steinbrecher (Autor:in), 2004, Johann Gottfried Seume, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139358

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