Hedgefonds - Fluch oder Segen für das Weltfinanzsystem und die Forderung nach mehr Transparenz


Hausarbeit, 2007

23 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung

1 Einleitung

2 Geschichte

3 Hedgefonds Strategien
3.1 Marktneutrale Strategien
3.2 Ereignisorientierte Strategien
3.3 Opportunistische Strategien

4 Risiken und Chancen

5 Praxisbeispiele
5.1 Apano Multi Strategy Zertifikat
5.2 Blackstone Group

6 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Am 17.04.2005 entfachte der damalige SPD-Vorsitzende Franz Müntefering die Diskussion der Hedgefonds, als er sie mit dem Begriff Heuschrecken bezeichnete. In einem Interview sagte er: „Manche Finanzinvestoren verschwenden keinen Gedanken an die Menschen, deren Arbeitsplätze sie vernichten - sie bleiben anonym, haben kein Gesicht, fallen wie Heu- schreckenschwärme über Unternehmen her, grasen sie ab und ziehen weiter. Gegen diese Form von Kapitalismus kämpfen wir.“ Der Grund war, dass ein Private-Equity-Fonds den Armaturenhersteller Grohe übernommen hat und jeder dritter Arbeitsplatz in Deutschland wegfallen musste, weil die Produktion nach China verlagert wurde.

Die Hedgefonds gehören zu der Königsklasse der Investmentfonds. Sie sind Geldsammelstellen, die von den Hedgefonds-Managern treuhänderisch verwaltet werden. Das Ziel eines Hedgefonds ist eine überdurchschnittliche Rendite, die unabhängig von der Kapitalmarktentwicklung erwirtschaftet werden soll. Dieses Ziel wird durch unterschiedliche Strategien und unter Einsatz unterschiedlicher, spekulativer Instrumente (Derivate, Short-Selling, Hebelwirkung durch Fremdfinanzierung, Anleihen, Aktien, Rohstoffe, Renten, Immobilien, Devisen, Optionen oder Futures) umgesetzt. Dabei werden die Fehlbewertungen von Wertpapieren erkannt und renditefördernd genutzt. Eine zusätzliche Option sind Dach-Hedgefonds. Sie investieren in verschiedene Hedgefonds. Dadurch wird das Risiko noch mehr verteilt, weil in unterschiedliche Strategien mit unterschiedlichen Risiken investiert wird und eine Risikostreuung entsteht.[1]

Um Hedgefonds renditesteigernd zu gestallten, muss das Kapital der Investoren für einen längeren Zeitraum zur Verfügung stehen. Die Anlagezeit variiert zwischen einigen Monaten und mehreren Jahren. Zur Einhaltung der Anlagezeit wird diese vertraglich vereinbart und durch Prämienaufschläge sanktioniert, falls das Kapital eher aus dem Hedgefonds abgezogen wird.[2]

Der Hedgefonds-Manager kann dazu jeder Anlagekategorie oder Anlageform wählen, um Rendite zu erwirtschaften. Diese Eigenschaft ist der große Vorteil des Hedgefonds. Allerdings ist der Hedgefonds im Gegensatz zu dem Investmentfonds ein Risikofonds. Durch die Risikoprämie kann der Anleger eine zusätzliche Renditequelle nutzen. Zusätzlich investieren die Hedefonds- manager in den Fonds, somit entsteht kein Interessenkonflikt zwischen Anleger und Hedgefonds.[3]

Die Hedgefonds-Branche entwickelte sich stark aus den USA, auch heute noch steuern 91 % der Hedegefonds-Manager ihre Strategien aus den USA. Allerdings sind nur 33,9 % der Fonds dort zugelassen, weil regulatorische Gründe durch die US-Wertpapieraufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) vorhanden sind. Dabei sitzt der Fondsmager in den Finanzzentren wie New York oder London aber der offizielle Sitz der Hedgefonds sind Steueroasen (Offshore-Domizilierung) wie Kaimaninseln, Britische Jungferninseln und den Bermudas. Die Vorteile der Offshore- Domizilierung sind der geringere Regulierungsaufwand, die Steuereffizienz, keine Notwendigkeit eines großen Back Offices und die hohen Innovationsmöglichkeiten.[4]

Die Hausarbeit hat das Ziel sich mit der grundsätzlichen Definition der Hedgefonds auseinanderzusetzen und mit Hilfe von zwei Praxisbeispielen die Entwicklung von Hedgefonds zu betrachten. Die grundsätzliche Definition der Hedgefonds befasst sich mit den geschichtlichen Hintergründen, mit unterschiedlichen Hedgefonds Strategien sowie den Risiken und Chancen von Hedgefonds.

2 Geschichte

Den ersten Hedgefonds hat Alfred Winslow Jones 1952 ins Leben gerufen. In der wachsenden Phase der Aktienmärkte wurden Renditen auch durch fallende Kurse erwirtschaftet. Diese Strategie wird in Kapitel 3.1 näher betrachtet. Das Marktrisiko wurde verkleinert, indem fremdkapitalfinanzierte Kauf- mit einigen Verkaufspositionen kombiniert wurden. Zusätzlich erweiterte er traditionelle Investments mit den Hilfsmitteln Leverage und Short-Selling. Nach einigen ruhigen Jahren im Thema Hedgefonds ergänzte Julian Robertson im Jahre 1986 den Hedgefonds von Jones um die Finanzinstrumente Währungen, Zinssätze und Aktienindizes. Zusätzlich profitierte Roberts von den neuen Finanzderivaten (Options, Futures) und der Computertechnologie, die in der Zeit von Jones noch nicht vorhanden war. 1992 hat Milliardär George Soros mit dem Quantum Fonds eine Strategie gegen den Britischen Pfund gefahren. Die Folge war, dass Großbritannien das Europäische Währungssystem verlassen hat. Im Jahre 1994 führte ein Zinsanstieg zu einem hohen Liquiditätsengpass und somit zu einem Hedgefonds Crash. Betroffen waren davon Askin Capital Management, Vajrocana Limited und Argonaut Capital Management. 1998 erschütterte die Insolvenz des Fonds Long Term Capital Management (LTCM), der von Nobelpreisträgern für Ökonomie gegründet wurde, die Finanzmärkte. Ab dem Jahr 1999 erhöhte sich das Anlagevolumen im Bereich der Hedgefonds wieder. Insgesamt bestanden 4000 Hedgefonds in die ein Anlagevermögen von 400 US Dollar investiert wurde. Viele Investoren zogen im Jahre 2002 ihr Kapital zurück, weil die Anleger kein Vertrauen in das Management der Hedgefonds hatten. Die Kosten rechtfertigten nicht mehr die Rendite, die erwirtschaftet wurde. Die Folge war die Schließung von vielen Hedgefonds.[5] Seit 2004 sind Hedgefonds in Deutschland zum direkten Vertrieb zugelassen. Im Jahr 2006 wurden insgesamt 1,6 Billionen US Dollar in Hedgefonds investiert und der Bestand an Hedgefonds betrug 9000.[6]

3 Hedgefonds Strategien

3.1 Marktneutrale Strategien

Marktneutrale Strategien (Relative Value) versuchen die Preisunterschiede zwischen unterschiedlichen Instrumenten zu nutzen. Dabei wird versucht das Marktrisiko, Branchenrisiko, Zinsniveaurisiko etc. zu verringern oder ganz auszuschalten. Marktneutrale Strategien unterteilen sich in Equity Market Neutral, Fixed Income Arbitrage und Convertible Arbitrage.[7]

Das Ziel der Equity Market Neutral Strategie ist die Fehlbewertungen durch Kombination von Long- und Short-Positionen zu nutzen. Es wird darauf spekuliert, dass Preisdifferenzierungen (Über- und Unterbewertung von Aktien) entstehen, die von dem Markt erkannt werden und einen Renditevorteil erwirtschaften. Auch bei der Fixed Income Arbitrage Strategie werden Fehlbewertungen, die durch die komplexen Instrumente entstehen, ausgenutzt. Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten, Bonitätsklassen und Volatilitäten werden eingesetzt, um Liquiditätsprämien und Kreditrisikoprämien zu erzielen. Das Bewertungsungleichgewicht wird durch den zeitgleichen Kauf oder Verkauf von Wandelanleihen und durch Short- bzw. Long-Positionen genutzt, um die Convertible Arbitrage Strategie umzusetzen. Gerade die Wandelanleihe hat hohe Bewertungsprobleme wie Optionen, Zins-, Bonitäts- und Liquiditätsrisiken.[8]

3.2 Ereignisorientierte Strategien

Die ereignisorientierten Strategien (Event Driven) spekulieren auf Ereignisse, die zur Neubewertung des Unternehmens führen und somit den Aktienkurs beeinflussen. Diese Strategie unterteilt sich in Merger Arbitrage und Distressed Securities.[9]

Die Merger Arbitrage Strategie befasst sich mit dem Ereignis der Unternehmensübernahmen. Bei einer Unternehmensübernahme (Mergers & Acquisitions) wird das übernehmende als aber auch das übernommene Unternehmen neu bewertet. Dabei wird spekuliert, dass durch die Übernahmeprämienzahlung, der Aktienkurs verändert und dadurch Rendite erwirtschaftet wird. Bei der Distressed Securieties Strategie wird davon profitiert, dass Aktien oder Anleihen von Unternehmen wegen einer finanziell angespannten Situation unterbewertet werden. Auch hier geht der Fondsmanager davon aus, mehr als der Kapitalmarkt zu wissen und es für sich zu nutzen. Dabei kann der Fondsmanager aktiv bei der Restrukturierung mitwirken oder sich passiv verhalten und auf die Kraft des Marktes vertrauen.[10]

3.3 Opportunistische Strategien

Bei dieser Strategie geht der Fondsmanager davon aus die Marktentwicklung besser als die anderen Marktteilnehmer einschätzen zu können und entsprechend davon zu profitieren. Dabei unterteilen sich die opportunistischen Strategien in Global Macro, Long/Short Equities, Short Selling und Emerging Markets.[11]

Die Global Macro Strategien gehören zu den aktiven Spekulationsstrategien. Das Ziel ist es, durch die hohen Fähigkeiten und Erfahrungen der Hedgefondsmanager wirtschaftliche und politische Entwicklungen des Marktes besser vorherzusagen als die restlichen Marktteilnehmer. Durch ein hohes Volumen auf dem Markt, kann diese Strategie sogar dazu führen, dass die prognostizierte Entwicklung durch die Strategie entsteht (‚Self-Fulfilling Prophecy‘). Die Long/Short Equities, auch Equity Hedge Strategie genannt, wird als erste Strategie der Hedgefonds bezeichnet, dabei wird von steigenden und fallenden Aktienkursen profitiert (Absolute-Return-Investment). Für überbewertet gehaltene Aktien werden verkauft (Short-Position) und unterbewertet gehaltene Aktien werden gekauft (Long-Position). Das Risiko der Gesamtposition wird verringert, weil sich die Strategie auf die einzelnen Positionen bezieht und damit spekuliert wird. Die Strategie Short Selling zielt darauf ab nur Short-Positionen zu betrachten und davon zu profitieren. Gewinnbringend sind Short-Positionen gerade in fallenden Märkten. Das Ziel der Emerging Markets Strategie ist von den Informationsnachteilen und der Fehlbewertung in den Schwellenländern wie Brasilien, Russland, China und Indien zu profitieren.[12]

[...]


[1] Vgl. Kaiser, D., 2004, S. 19 ff.

[2] Vgl. Kaiser, D., 2004, S. 19 ff.

[3] Vgl. Kaiser, D., 2004, S. 19 ff.

[4] Vgl. Kaiser, D., 2004, S. 19 ff.

[5] Vgl. Kaiser, D., 2004, S. 57-68.

[6] Vgl. http://www.zeit.de/2005/20/Finanzinvestoren_Hedge?page=all, Autor: Die Zeit, Titel: Hedgefonds- Wetten auf den Kurs.

[7] Vgl. Dichtl, H., Kleeberg, J., Schlenger, C., 2005, S. 11.

[8] Vgl. Dichtl, H., Kleeberg, J., Schlenger, C., 2005, S. 11 f.

[9] Vgl. Dichtl, H., Kleeberg, J., Schlenger, C., 2005, S. 12.

[10] Vgl. Dichtl, H., Kleeberg, J., Schlenger, C., 2005, S. 13 f.

[11] Vgl. Dichtl, H., Kleeberg, J., Schlenger, C., 2005, S. 14.

[12] Vgl. Dichtl, H., Kleeberg, J., Schlenger, C., 2005, S. 14 ff.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Hedgefonds - Fluch oder Segen für das Weltfinanzsystem und die Forderung nach mehr Transparenz
Hochschule
Hochschule Bochum
Veranstaltung
Währungssysteme und internationale Finanzinstitutionen
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
23
Katalognummer
V141615
ISBN (eBook)
9783640505241
ISBN (Buch)
9783640505043
Dateigröße
503 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hedgefonds Geschichte, Hedgefonds Strategien, Marktneutrale Strategien, Ereignisorientierte Strategien, Opportunistische Strategien, Risiken von Hedgefonds, Chancen von Hedgefonds, Praxisbeispiele, Forderung nach mehr Transparenz, Fluch oder Segen für das Weltfinanzsystem
Arbeit zitieren
Melanie Stor (Autor:in), 2007, Hedgefonds - Fluch oder Segen für das Weltfinanzsystem und die Forderung nach mehr Transparenz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141615

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