Rituale und Regeln


Hausarbeit, 2009

25 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Rituale
2.1 Der Begriff Ritual
2.2 Rituale im Alltag
2.2.1 Begrüßungsrituale im Alltag
2.2.2 Abschiedsrituale im Alltag
2.2.3 Einschlafrituale
2.2.4 Rituale um die Schule
2.3 Rituale in der Schule
2.3.1 Begrüßungsrituale in der Schule
2.3.2 Integrationsrituale in der Schule
2.3.3 Rituale im Unterricht

3 Regeln

4 Interview zu Ritualen und Regeln in der Schule

5 Resümee:

Quellen:

Anlage:

1 Einleitung

In meinem letzten Schulpraktikum wurde mir besonders deutlich, wie hilfreich Rituale und Regeln sein können. Die Mädchen und Jungen dieser 2. Klassenstufe waren äußerst lebhaft und auch etwas ungezügelt. Es fiel ihnen sehr schwer, dem Unterricht zu folgen, wenn dieser keine Strukturen hat. In dieser Klasse wurde deshalb die „Ampel-Methode“ praktiziert. Diese funktioniert so, dass die mit Gelb verwarnten Schülerinnen und Schüler kaum noch den Unterricht störten, da die nächste Störung eine rote Kate nach sich zog. Wer die rote Karte bekommen hatte, durfte für den Rest der Stunde nicht mehr am Unterricht teilnehmen, musste solange in eine andere Klasse und die Eltern wurden über das Verhalten ihres Kindes informiert. Da dies bisher noch nicht vorgekommen war, kann man vermuten, dass die rote Karte so eine abschreckende Wirkung auf die Kinder hat, dass eine gelbe Karte genügt, damit sich das verwarnte Kind die restliche Stunde über angemessen verhält. Das ist jedoch nicht das einzige Ritual, dass in der Klasse praktiziert wurde. Es wurden bereits mehrere Ruhezeichen ausprobiert, aber man konnte sich bisher nicht auf ein einheitliches Zeichen einigen, da die einzelnen Zeichen nicht immer funktionieren. Deshalb sollte man darüber nachdenken, ein komplett neues Ruhezeichen einzuführen, auf das alle Schüler reagieren, egal welche Situation in der Klasse gerade herrscht. Die Schüler sollten genaustens über das neue Ruhezeichen informiert werden und die bisherigen genutzten Hilfsmittel (Klangstab, Glocke, etc.) aus dem Klassenzimmer entfernt werden. Eine weitere Möglichkeit wäre, ein bereits benutztes Zeichen neu einzuführen und die Nichteinhaltung des Zeichens mit einer Konsequenz zu verbinden.

Diese Erfahrungen und das Seminar „Klassenlehrer/in in der Hauptschule“, in dem in einigen Sitzungen Rituale und Regeln besprochen wurden, weckten mein Interesse für dieses Themengebiet. Da ich noch nicht sehr viel Erfahrung mit dem Themengebiet der Rituale und Regeln aufweisen kann, werde ich mich mit folgenden Fragen beschäftigen, um das Thema zu erschließen: Was sind Rituale und Regeln? Welchen Zweck haben sie? Welchen Nutzen und welche Schwierigkeiten bringen Rituale und Regeln mit sich? Welche Arten von Ritualen werden im Alltag und in der Schule am häufigsten praktiziert?

Meine Hausarbeit beinhaltet die Kapitel Rituale im Alltag, Rituale in der Schule und Regeln in der Schule. In den beiden Kapiteln über Rituale gebe ich einen Überblick über die häufigsten Rituale. Dazu führe ich Beispiele an, welche Rolle diese Rituale für die Kinder einnehmen und wie sie das Leben im Alltag und in der Schule erleichtern. Im Kapitel zu den Regeln mache ich anhand eines Beispiels deutlich, weshalb Regeln wichtig sind, warum manche Eltern Probleme damit haben und wie man Regeln formuliert und umsetzt. Zu dieser Problematik habe ich ein Interview mit einer ehemaligen Studienkollegin geführt, die momentan ihr Referendariat an einer Grund- und Hauptschule absolviert. Sie konnte mir interessante Informationen und Einblicke in die Umsetzung von Regeln und Ritualen im Schulalltag geben.

Aus Gründen der Lesbarkeit wird bei der Personenkategorisierung (z. B. Schüler) in der Regel die maskuline Sprachform verwendet. Damit sind beide Geschlechter gemeint. Sollte dennoch die weibliche Sprachform verwendet werden, ist dies auf ausdrückliche Hervorhebung des weiblichen Geschlechts oder auf die wörtlich übernommenen Zitate zurückzuführen.

2 Rituale

2.1 Der Begriff Ritual

Rituale, oder auch Riten, sind Handlungen, die immer den gleichen Ablauf haben. Sie haben einen starken symbolischen Charakter, der von allen Beteiligten verstanden werden muss.

Rituale bieten uns einen strukturierten Handlungsablauf im Alltag und helfen uns zwischenmenschliche Interaktionen durchzuführen. Sie sind deshalb für unser Zusammenleben unersetzlich. Weitere Vorteile von Ritualen sind, dass sie Gemeinschaften stärken und den Personen Sicherheit geben und Ängste vermindern. Menschen sind von Natur aus neugierig, aber auch vorsichtig, misstrauisch und dadurch unsicher. Damit das Misstrauen und die Unsicherheit in Vertrauen und Sicherheit umschlägt, muss man den Menschen etwas anbieten. Rituale, und auch Regeln, bieten Strukturen, Abläufe, damit der Mensch in der Gesellschaft Halt findet und an Sicherheit und Vertrauen gewinnt. Die Voraussetzung ist, dass die Rituale und Regeln von allen, oder auch einer Mehrheit, anerkannt und praktiziert werden.

Rituale geben durch ihre Strukturierung Grenzen vor und können dadurch die beteiligten Personen unter Druck setzen und manipulieren. Sie sind deshalb auch ein Eingriff in die Persönlichkeit der beteiligten Personen, weshalb Rituale von allen besprochen und akzeptiert werden müssen, wenn man sie einführt. Natürlich ist es schwer eine hundertprozentige Akzeptanz zu erreichen, daher sollten Rituale genau erklärt werde, damit die beteiligten Personen erkennen, welchen positiven Nutzen das gewählte Ritual für sie und die Gemeinschaft haben kann.

Der Begriff Ritual wird von vielen Menschen nicht mit Schule und Kindern in Verbindung gebracht, da sie damit eher religiöse und zeremonielle Bräuche verbinden. Selbst das Duden-Fremdwörterbuch stellt keinerlei Verbindung zwischen Schule und Ritualen her. Doch haben Rituale in der Schule und zu Hause einen hohen Stellenwert. Überall in unserem Alltag sind Rituale verborgen, denn ohne sie würde das Zusammenleben der Menschen nicht funktionieren. Die Begrüßung aus Worten und Handeln ist bereits ein Ritual und so aus dem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken.

Rituale sind wichtig um Kindern, Eltern und Lehrern ihren Alltag zu erleichtern, in dem man ihn, mit Hilfe von Ritualen, rhythmisiert und strukturiert. Rituale sollten mit den Kindern besprochen werden, um sie erfolgreich einführen zu können. Eine freiwillige Teilnahme der Schüler ist kaum zu realisieren, doch müssen diese Rituale dann mit einer Konsequenz eingeführt und erst einmal erprobt werden, bevor davon gesprochen werden kann dieses Ritual beizubehalten. (vgl. Petersen 2001, S.28)

Rituale stabilisieren eine Gruppe und helfen dabei eine kulturelle Identität zu entwickeln. Durch diese Rahmenbedingungen werden Rücksichtslosigkeiten wirksam bekämpft, ohne dass die Lehrperson ihre Autorität ausspielen muss. Schüler, die stark verunsichert sind, erhalten durch diese Rahmenbedingungen Sicherheit im Umgang mit ihren Klassenkameraden.

2.2 Rituale im Alltag

2.2.1 Begrüßungsrituale im Alltag

Begrüßungen spielen in unserer Welt eine wichtige Rolle und sollten daher so besonders sein, wie die Person die wir begrüßen. Die Begrüßung sollte dem Anlass angemessen sein und Freude ausdrücken, dass jemand da ist. (vgl. Diekemper/Reihmann-Höhn 2000, S.54)

Es gibt viele Elternteile, die sehr lange arbeiten und daher sehr wenig Zeit mit ihrer Familie verbringen können. Die Begrüßung bei der Wiederkehr hat eine große Bedeutung für Kinder, da sie sehr lange von einem Elternteil getrennt sind. Ist ein Elternteil nur am Wochenende bei der Familie, nimmt die Bedeutung der Begrüßung und auch der Verabschiedung zu. Kinder, die noch nicht abschätzen können, wie lange der Zeitraum ist, in der das Elternteil nicht für sie da ist, benötigen während dieser Zeit Rituale, die ihnen deutlich machen, wann die Person geht und wann sie wieder kommt. So helfen Rituale, den Kindern die Trennung zeitlich einzuordnen.

Ein Beispiel von Diekemper und Reihmann-Höhn: „Pia war erst drei Jahre alt, als ihr Vater beruflich in das mehrere Hundert Kilometer entfernte Nachbarwerk versetzt wurde. Ihr Zählen der verbleibenden Tage, bis er heimkam, wurde durch funkelnde Glasmurmeln erleichtert, die der Vater gemeinsam mit ihr Sonntagabend in ein Schälchen legte. Nach dem Aufwachen legte sie eine Murmel in ein Kästchen und zählte auf diese Weise die Tage, bis der Vater wieder da war.“ (ebenda 2000, S.55)

Ein Ritual zur Begrüßung hilft den Kindern und dem heimkehrenden Elternteil, da es oft genug vorkommt, dass Kinder das ankommende Elternteil überfordern und dies dann für beide unglücklich enden kann, obwohl sich die Kinder so sehr auf die Wiederkehr gefreut haben. Eine Überforderung kommt zustande, wenn das Kind das ankommende Elternteil zu sehr bedrängt und damit die Beziehung zwischen Elternteil und Kind belastet.

2.2.2 Abschiedsrituale im Alltag

Der Alltag von Kindern und Eltern verändert sich von Zeit zu Zeit und es heißt oft Abschied nehmen zu müssen von Dingen, Personen und Lebensabschnitten. Die Verabschiedung von den Eltern, wenn die Kinder in den Kindergarten oder in die Schule kommen, stellt oft eine große Herausforderung für Eltern und Kinder dar. Kinder fangen beispielsweise an zu weinen oder widersetzen sich den Kindergarten zu betreten, wenn Mutter oder Vater nicht mitkommen. Die zeitliche und räumliche Trennung der Eltern von den Kindern kann zu einer großen Belastung führen. Um Szenen, wie die eben genannte, vermeiden zu können, sind Vorbereitungen auf den Kindergarten und auf die Schule sehr nützlich. Hierbei sind Rituale eine große Hilfe. Ein Gegenstand, den das Kind erhält, bevor es den Kindergarten betritt, hilft die Angst und Einsamkeit zu ertragen. Das Kind selbst sollte entscheiden, welchen Gegenstand es mitnehmen möchte und wie es sich von den Eltern verabschieden möchte, da es ihnen zusätzliche Sicherheit gibt. In jedem Falle ist es unerlässlich, die Erzieher über die Rituale zu Hause informieren, damit sie diese auch im Kindergarten fortsetzen können. Genauso sollten sie über den Ritualgegenstand, der den Abschied erleichtert und die Kinder nötigenfalls beruhigt, bescheid wissen.

„Einige Eltern haben sehr gute Erfahrung mit den bunten, südamerikanischen Sorgenpüppchen gemacht, die klein und handlich sind und in jede Tasche passen. Diesen Püppchen können die Kinder all ihre Sorgen und Ängste anvertrauen, sie erinnern sie an zu Hause und vermitteln dadurch die Sicherheit, dass die Eltern wiederkommen. Schon zu Hause sollte das Kind geübt haben, in welcher Tasche sich das Püppchen befindet und wie es mit ihm redet, damit es in der akuten Situation auch wirklich eine nützliche Hilfe darstellt.“ (Diekemper/Reihmann-Höhn 2000, S.17)

Eine sehr gute Hilfe kann ebenfalls sein, dass das Kind einen Zettel dabei hat, auf dem die Telefonnummer der Mutter oder des Vaters geschrieben steht. Die Erreichbarkeit der Eltern vermittelt dem Kind zusätzliche Sicherheit und „[…] schafft […] eine gedankliche Bindung an sie“(ebenda, S.17).

[...]

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Rituale und Regeln
Hochschule
Pädagogische Hochschule Freiburg im Breisgau
Veranstaltung
Klassenlehrer an der Hauptschule
Note
1,5
Autor
Jahr
2009
Seiten
25
Katalognummer
V142102
ISBN (eBook)
9783640498673
ISBN (Buch)
9783640498505
Dateigröße
467 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Erziehung, Pädagogik, Regeln, Rituale
Arbeit zitieren
Matthias Quinzer (Autor:in), 2009, Rituale und Regeln, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142102

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Rituale und Regeln



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden