Der 'unpolitische' Unterhaltungsfilm im Dritten Reich


Seminararbeit, 1999

21 Seiten, Note: befriedigend


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Film in der Weimarer Republik
2.1 Gründung der Ufa
2.2 Situation des Films zu Beginn der Weimarer Republik

3. Der Film des nationalen Mythos

4. Film im Dritten Reich
4.1 Nationalsozialistische Filmpolitik ab 1933
4.2 Der „unpolitische“ Unterhaltungsfilm im Dritten Reich

5. Quax der Bruchpilot
5.1 Inhalt
5.2 Interpretation

6. Resümee

Literaturverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einführung

Ich möchte in dieser Arbeit die verschiedenen Aspekte des Filmwesens im Dritten Reich darstellen unter besonderer Berücksichtigung des Unterhal- tungsfilms, der mit 86 % den weitaus größten Anteil an der Gesamtfilmpro- duktion hatte. Da der Film im Dritten Reich direkt aus dem der Weimarer Republik hervorgegangen ist, werde ich zunächst die Tradition des Unterhaltungsfilms in der Weimarer Republik beschreiben, beginnend bei der Gründung der Ufa im Jahre 1917. Danach werde ich schildern, wie im Dritten Reich auch die Filmproduktion im Zuge der Gleichschaltung um- strukturiert wurde und für die, im Bereich des Unterhaltungsfilms teilweise auch unterschwelligen, propagandistischen Zwecke des nationalsoziali- stischen Regimes eingesetzt werden konnte.

Abschließend werde ich beispielhaft den Film „Quax der Bruchpilot“ mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle näher untersuchen.

2. Film in der Weimarer Republik

2.1 Gründung der Ufa

Die propagandistischen Möglichkeiten des Films wurden nicht erst in den Zeiten des Nationalsozialismus entdeckt, sondern schon im Ersten Weltkrieg, wenn auch erst relativ spät. Im dritten Kriegsjahr spitzte sich die Lage in Deutschland zu. Zu den inneren deutschen Spannungen traten verschiedene außenpolitische Ereignisse wie z.B. die Februar-Revolution in Rußland und die Kriegserklärung der USA an Deutschland.

Alle militärischen Stellen, die sich mit Propaganda befaßten, wurden nun auf Betreiben von Erich Ludendorff, dem Ersten Generalquartiermeister beim Chef des Generalstabs, zentralisiert und im Außenministerium zusam- mengefaßt. Damit war der erste Schritt zur Schaffung eines eigenen Propa- gandaministeriums getan. Das Interessante in Hinsicht auf den Film ist nun,daß eine wichtige Stelle in dieser neuen Propagandaabteilung das Bild- und Film-Amt (BUFA) war, das am 31.1.1917 gegründet wurde. Seine Aufgabe sollte fortan die Koordination der Filmproduktion sein. Die Effektivität des BUFAs hielt sich allerdings in Grenzen, was zum einen daran lag, daß die von ihm produzierten Filme nicht erfolgreich waren und zum anderen an der Konkurrenz durch die zivile Deutsche Lichtspiel-Gesellschaft (DLG), die 1916 aus verschiedenen Wirtschaftsverbänden gegründet worden war. So war das BUFA weniger von praktischer als von geschichtlicher Bedeutung, indem es den ersten Versuch darstellte, gezielt und einheitlich organisiert die Filmproduktion zu propagandistischen Zwecken einzusetzen. Da das BUFA den gewünschten Zweck nicht zufrie- denstellend erfüllte, dachte Ludendorff weiter und forderte am 4. Juli des gleichen Jahres in einem Brief die

Vereinheitlichung der deutschen Filmindustrie, um nach einheitlichen großen Gesichtspunkten eine planmäßige und nachdrückliche Beeinflussung der großen Massen im staatlichen Interesse zu erzielen.[1]

Damit war das Konzept der Ufa formuliert. Am 18. Dezember wurde sie ins Berliner Handelsregister eingetragen. Bald war sie der mächtigste deutsche Filmkonzern, der fast alle anderen wichtigen Filmproduktionen in sich aufnahm.

2.2 Situation des Films zu Beginn der Weimarer Republik

Es gab in der Weimarer Republik ein sehr großes Angebot an Unterhal- tungsfilmen, das auch wahrgenommen wurde. Der deutsche Film strebte vor allem nach Popularität. Wie populär er in der Tat war, möchte ich mit einigen Zahlen illustrieren :

Rund 500 Filme wurden 1919 von über 200 Produktionsfirmen im Deutschen Reich produziert; es gab 3000 Lichtspielhäuser. Eine Million Menschen besuchte täglich die Kinos. Die Ufa, die größte deutsche Produktionsgesellschaft, beschäf- tigte 1919 bereits 2500 Mitarbeiter; es gehörten ihr elf große Filmtheater mit durchschnittlich 1500 Plätzen.[2]

Es wurde so viel produziert, daß die deutsche Filmproduktion rein quantita- tiv weltweit an zweiter Stelle direkt hinter Hollywood stand. Mit 20 Milliarden Reichsmark Investition und über 20000 gewerkschaftlich organisierten Arbeitern stellte die deutsche Filmindustrie den drittgrößten deutschen Industriezweig überhaupt dar.

Ich werde nun die populärsten Formen des Unterhaltungsfilms kurz darstel- len.

Beliebt war auch damals schon die Serie, die durch ihren Aufbau, durch die immer wiederkehrenden Strukturen und Charaktere das Publikum an sich band. So gab es die überaus beliebten Detektivserien mit Helden wie Sher- lock Holmes, Harry Hill oder Miss Clever, deren Hauptproduzent Harry Piel war.

Als weitere Form der Serie gab es die Melodramen, in deren Mittelpunkt meist verfolgte Frauen standen. Sie thematisierten das Problem des Geschlechterverhältnisses, das durch den Krieg unsicher geworden war und behandelten die Frage, ob die Frau nun, da der Krieg vorüber war und die Männer heimgekehrt, die während der Abwesenheit des Mannes gezwunge- nermaßen angenommene selbständige Rolle beibehalten oder aber sich sozusagen um die „Resozialisierung“ der durch den Krieg veränderten Männer kümmern sollten, mit der Aussicht, danach wieder in die passive Rolle zurückzufallen, die sie vor dem Krieg innegehabt hatten.

Der Krieg hatte ebenfalls Auswirkungen auf die sexuellen Verhaltensweisen gehabt und moralische Tabus gebrochen. So gab es in der ersten Nach- kriegszeit viele Aufklärungsfilme, die sich mit diesem Thema befaßten. Wissenschaftlicher Berater hierbei war in vielen Fällen der Sexualforscher Magnus Hirsch. Die Produktion von Aufklärungsfilmen dauerte in größerem Umfang jedoch nur solange an, bis im Mai 1920 das neue Reichslichtspiel- gesetz in Kraft trat, das alle Filme der Vorzensur unterwarf.

Dem italienischen Monumentalfilm nachempfunden waren die sogenannten „Großfilme“, deren Hauptvertreter Ernst Lubitsch und Joe May waren. Bedingt durch die vier Kriegsjahre, in denen die Menschen fast keinen Kon- takt zum Ausland und zu fremden Kulturen hatten, war nach Ende des Kriegs das Interesse daran desto größer. Mit aufwendigen Produktionen wurden nun fremdländische Schauplätze zum Teil originalgetreu nachge- baut, wie z. B. der Circus Maximus in Joe Mays Film „Veritas vincit“, der 1918 für etwas weniger als eine Million Mark gedreht wurde. Beim näch- sten Film Mays, „Die Herrin der Welt“, wurden für fast sechs Millionen Mark chinesische und afrikanische Schauplätze nachgebaut.

[...]


[1] „Geschichte des deutschen Films“, S. 37.

[2] Ebd., S. 39.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Der 'unpolitische' Unterhaltungsfilm im Dritten Reich
Hochschule
Universität zu Köln  (Institut für Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft)
Veranstaltung
Proseminar III: Film im Dritten Reich
Note
befriedigend
Autor
Jahr
1999
Seiten
21
Katalognummer
V15905
ISBN (eBook)
9783638208932
ISBN (Buch)
9783638758185
Dateigröße
409 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Unterhaltungsfilm, Dritten, Reich, Proseminar, Film, Dritten, Reich
Arbeit zitieren
Florian Görner (Autor:in), 1999, Der 'unpolitische' Unterhaltungsfilm im Dritten Reich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15905

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