Spanglish - Die verbale Begegnung der hispanischen- und anglo-amerikanischen Zivilisation

Linguistische und gesellschaftliche Aspekte


Magisterarbeit, 2008

95 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Hispanics in den Vereinigten Staaten
2.1 Historischer Uberblick
2.2 Uberblick uber die groBten hispanischen Gruppen in den Vereinigten Staaten
2.2.1 Mexikaner
2.2.2 Puerto-ricaner
2.2.3 Kubaner
2.3 Aktuelle Situation der Hispanics in den Vereinigten Staaten
2.3.1 Die Prasenz der Hispanics
2.3.2 Wirtschaftliche Lage der Hispanics

3 Spanglish als Kontaktsprache
3.1 Kontaktsprachen
3.2 Was ist Spanglish?
3.2.1 Spanglish in der offentlichen Diskussion
3.2.2 Cultural Discussion- Spanglish

4 Code-switching-Modelle
4.1 Code-switching
4.1.1 Syntaktische Beschrankungen beim Code-switching
4.1.1.1 Das Free Morpheme Constraint
4.1.1.2 Das Equivalence Constraint
4.1.2 Das MLF-Modell und das 4-M Modell
4.1.2.1 Matrixsprache versus untergeordnete Sprache
4.1.2.2 Zusammensetzung der Konstituenten
4.1.2.3 Morpheme Order Principle und System Morpheme Principle
4.1.2.4 Systemmorpheme versus Inhaltsmorphem
4.1.2.5 EL-Island Trigger Hypothese
4.1.2.6 Blocking Hypothese
4.1.2.7 EL Hierarchy Hypothese
4.2 Warum wechseln bilinguale Sprecher die Sprachen?
4.2.1 Ansatz von Grosjean
4.2.2 Ansatz von Appel und Muysken
4.2.3 Ansatz von Gumperz
4.2.4 Ansatz von Auer
4.3 Entlehnungen
4.3.1 Motive fur Entlehnungen
4.3.2 Lexikalische Entlehnungen
4.3.3 Semantische Entlehnungen
4.3.3.1 Lehnubertragungen
4.3.3.2 Lehnubersetzungen
4.3.3.3 Lehnbedeutung
4.3.4 Phonetische Analogie
4.3.5 Semantische Analogie
4.4 Unterscheidung von Code-switching und Entlehnung

5 Spanglish in Texten verschiedener Domanen
5.1 Spanglish im mundlichen Diskurs
5.1.1 „Dora the Explorer“
5.1.2 ^Que Pasa, USA?
5.1.3 „Lost“
5.1.4 „Spanglish -der Film“
5.2 Spanglish in Sachtexten
5.2.1 Musik
5.2.2 Cyberspanglish
5.2.3 Werbung
5.2.4 Das Magazin „Latina”
5.3 Spanglish in literarischen Texten
5.4 Spanglish in der Kurzgeschichte „Pollito Chicken”
5.4.1 Syntaktische Analyse
5.4.2 Code-switching-Arten
5.4.3 Free Morpheme Constraint
5.4.4 Equivalence Constraint
5.4.5 Matrixsprache
5.4.6 Zusammensetzung der Konstituenten
5.4.7 Morpheme Order Principle
5.4.8 System Morpheme Principle
5.4.9 EL-Island Trigger Hypothese
5.4.10 Diskursanalyse
5.5 „Las mujeres de verdad tienen curvas”
5.6 Syntaktische Analyse
5.6.1 Code-switching-Arten in Las mujeres der verdad tienen curvas
5.6.2 Free Morpheme Constraint
5.6.3 Equivalence Constraint
5.6.4 Matrixsprache
5.6.5 Zusammensetzung der Konstituenten
5.6.6 Morpheme Order Principle
5.6.7 System Morpheme Principle
5.6.8 Diskursanalyse
5.6.9 Zusammenfassung der Analysen

6 Fazit

7 Bibliographic

8 Abbildungsvcrzcichnis

1 Einleitung

Spanisch und Englisch, die zu den indogermanischen Sprachen gezahlt werden, bilden mit uber 300 Millionen Muttersprachlern die zwei wichtigsten Weltsprachen. Durch den historischen Kontext entstand das Sprachkontaktprodukt Spanglish. Als Sprache der Hispanics in den Vereinigten Staaten Amerikas wird es vor allem in dem Grenzgebiet Mexiko und den Vereinigten Staaten in Puerto Rico und Florida gesprochen. Allein im weltweiten digitalen Netz gibt es fur Spanglish ca. 1.550.000 Eintrage, bei dem Termini espangles immerhin uber 2300 Belege.

Dies zeigt, dass Spanglish ein wichtiges Thema darstellt, dem offensichtlich von einer breiteren Offentlichkeit Aufmerksamkeit und Interesse entgegengebracht wird. Es wird folglich nicht nur auf Spanglish, sondern auch uber Spanglish gesprochen.

Diese sprachliche Entwicklung wurde und wird nicht von allen gleichermaBen bewertet. So entstand z.B. in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts die „English Only”- Bewegung, deren Ziel es ist, ein monolinguales Amerika durchzusetzen. Solche Forderungen erscheinen jedoch wenig realitatsnah. Es stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, wie weit und in welcher Form die spanische Sprache in den Vereinigten Staaten bereits Raum einnimmt.

Spanglish, das zunachst primar als mundliches Phanomen entstand, fand auch Eingang in die Literatur. Den aktuellsten wissenschaftlichen Beitrag zum Spanglishen in der Literatur liefern Cotto Benitez und Ruth Amarilis (2007) mit ihrem Buch La influencia del Spanglish en la Literatura Norteamericana.1 Dieser Thematik soll im Folgenden durch die Berucksichtigung literarischer Texte Rechnung getragen werden.

In dieser Arbeit soll untersucht werden, inwiefern Spanglish als Diskussionsgegenstand Raum einnimmt und in welchen Ebenen der Gesellschaft Spanglish diskutiert wird. Neben einer linguistischen Beschreibung soll auch der Frage nachgegangen werden, welche soziolinguistischen Ansatze zu berucksichtigen sind. Ziel ist es in dem anschlieBenden Analyseteil, mithilfe der beschriebenen linguistischen und soziolinguistischen Ansatze zwei literarische Texte in Hinblick auf die Verwendung des Spanglish zu analysieren.

Im ersten Kapitel wird ein Uberblick zur Geschichte der Vereinigten Staaten gegeben, die den Rahmen fur die Entstehung des Spanglish bildet. Hierzu wird der geschichtliche Hintergrund der drei groBten hispanischen Gruppen sowie deren aktuelle und wirtschaftliche Umstande vorgestellt. Nach dieser Einfuhrung werden im zweiten Kapitel verschiedene Definitionen des Begriffs Spanglish aufgefuhrt, die verschiedene Aspekte berucksichtigen. Da Spanglish nicht nur in der Sprachwissenschaft debattiert wird, sondern auch in der Gesellschaft groBe Aufmerksamkeit genieBt, wird im Anschluss an die sprachwissenschaftlichen Definitionen ein digitales Diskussionsforum herangezogen, im dem sich auch Laien hinsichtlich des Begriffs Spanglish geauBert haben.

Im dritten Kapitel werden verschiedene Code-switching-Modelle vorgestellt. In diesem Zusammenhang werden zwei Code-switching-Modelle vorgestellt, die syntaktische Regeln fur das Code-switching aufstellen. Zum einen wird das Modell von Poplack (1980) beschrieben, welches das Free Morpheme Constraint sowie das Equivalence Constraint beinhaltet. Ein weiteres Modell ist Myers-Scottons MLF model bzw. 4-M model, welches das erweiterte Modell ist. Ein weiterer Aspekt sind die soziolinguistischen Motive fur das Code-switching. Es werden verschiedene Ansatze und Grunde vorgestellt, warum ein Bilingualsprecher zwischen den Sprachen alterniert. Im Anschluss daran folgt eine Beschreibung der Entlehnungen, die in Spanglish eine wichtige Rolle einnehmen. Entlehnungen treten zwangslaufig auf, sobald verschiedene Sprachen fur einen langeren Zeitraum in Kontakt stehen, wie in diesem Fall Englisch und Spanisch. AuBerdem soll der Dichotomie nachgegangen werden, ob eine Differenzierung zwischen Code-switching und Entlehnungen moglich ist.

Im funften Kapitel wird auf die Medien in den Vereinigten Staaten eingegangen und es werden Beispiele aufgefuhrt, in denen Spanglish prasent ist. Anhand der Modelle von Poplack und Myers-Scotton sowie der soziolinguistischen Ansatze werden speziell die Kurzgeschichte Pollito Chicken und der Film Las mujeres de verdad tienen curvas analysiert.

Im sechsten Kapitel werden eine Zusammenfassung und ein Ausblick gegeben.

2 Hispanics in den Vereinigten Staaten

In diesem Kapitel soil auf die Personengruppe der Hispanics und auf den historischen Kontext eingegangen werden, wobei der Schwerpunkt auf den drei groBten Gruppen der Hispanics gelegt wird. Der Terminus Hispanics wurde in den 70er Jahren von der Regierung Nixons eingefuhrt und bezeichnet alle spanisch sprechenden Einwohner, die in Amerika leben (Aguirre/Turner 1995: 118). Neben diesem Begriff wird auch haufig die Bezeichnung Latinos verwendet.

2.1 Historischer Oberblick

Unter der Fuhrung von Ponce de Leon erreichten die ersten Spanier im Jahr 1513 Florida und besetzten im Laufe des 16. Jahrhunderts von Florida ausgehend Alabama, Louisiana, Texas, New Mexico und das heutige Kalifornien, jene Staaten, die auch als Borderlands bezeichnet werden (Cafferty/McCready 1985: 3). 1535 grundeten die Spanier das Vizekonigreich Neuspanien und wahlten als zentrale Niederlassung das heutige Mexiko, das sich 1821 von Spanien loste und unabhangig wurde.

Die Siedlungen in New-Mexiko und Texas wurden 1598 und 1659 gegrundet, weitere folgten in Arizona und Colorado. Die letzte Besiedlung war Kalifornien.

Im 19. Jahrhundert musste Mexiko nach der Niederlage im Mexikanisch- Amerikanischen Krieg einige Gebiete an die USA abtreten, was im Vertrag von Guadalupe Hidalgo bestimmt wurde. 1898 wurden Kuba und Puerto Rico, die zuvor unter spanischer Herrschaft gestanden hatten, ebenfalls an die USA abgetreten. Die hispanische Bevolkerung in den USA, die inzwischen die groBte Minderheitengruppe prasentiert, setzt sich aus verschiedenen spanisch- sprechenden Gruppen zusammen, die in der Regel als Hispanics bezeichnet werden.

Die drei groBten vertretenen ethnischen Gruppen sind Mexikaner, Puerto Ricaner und Kubaner, die zusammengefasst ca. 85% der hispanischen Population in den USA ausmachen (ebd.: 118). Die groBte Gruppe prasentieren die Mexikaner, die sich an den Grenzgebieten, wie etwa New Mexico, Arizona und Texas niedergelassen haben. Folgende Karte von 1990 veranschaulicht die Niederlassungssorte der Hispanics:

Abbildung 1: Niederlassungsorte der Hispanics

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: http://www.census.gov/geo/www/mapGallery/RHOriginPD-l990.html

Die Migrationsgrunde werden in zwei Kategorien unterteilt und als Push- bzw. Pull- Faktoren bezeichnet. Viele Mexikaner verlieBen ihr Heimatland wegen der schlechten wirtschaftlichen Bedingungen (Push-Faktor) und immigrierten mit der Hoffnung auf einen besseren Lebensstandard in die USA (Pull-Faktor), das als Industrieland Arbeitsmoglichkeiten zur Verfugung stellte.

In den Vereinigten Staaten erhielten dann viele Hispanics zwar genug Arbeitsoptionen, jedoch werden im Vergleich zu den „White Americans44 wegen schlechterer Bildung geringfugiger entlohnt. Im Folgenden sollen wichtige Merkmale der drei groBten hispanischen Gruppen dargestellt werden.

2.2 Uberblick uber die groRten hispanischen Gruppen in den Vereinigten Staaten

Die Hispanics bilden mit einem Bevolkerungsanteil von 14,8% die groBte Minderheitengruppe in den USA, die im Wesentlichen aus Mexikanern, Puerto- Ricanern und Kubanern gebildet wird. Mit 65,5% sind die Mexikaner die am starksten vertretene Gruppe (siehe Abbildung 2).

Die Puerto Ricaner bilden mit 8,6% die zweitgroBte Zahl der Hispanics, gefolgt von den Kubanern mit 3,7%. Das Durchschnittsalter liegt mit 34,3% unter 18 Jahren und so bilden die Hispanics die jungste Bevolkerungsgruppe. Nur 5,4% sind uber 65 Jahre und alter.

Abbildung 2: Anteil der Hispanics in den Vereinigten Staaten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: http://www.census.gov/population/www/socdemo/hispanic/hispanic pop presentation.html

Eine nahere Erlauterung der einzelnen Gruppen wird im Folgenden gegeben.

2.2.1 Mexikaner

Neben der Bezeichnung „Mexikaner“ wird parallel die Bezeichnung „Chicanos“ verwendet. Aus einer Zahlung geht hervor, dass 1990 von den fast 14 Millionen US- Amerikanern mexikanischen Ursprungs zehn Millionen in Kalifornien und Texas beheimatet waren (Arreola/Haverluk 1996: 213). Die zentralen Wohngebiete der Mexikaner sind Kalifornien, Arizona, New Mexico, Texas und zum Teil Colorado (Arreola 1985: 80).

2000 lag die Zahl der Mexikaner bei uber 20 Millionen. GemaB der Statistik aus dem Jahr 2006 des US Census Bureau bilden die Mexikaner mit uber 60% den groBten Teil der hispanischen Bevolkerung in den Vereinigten Staaten.

Neben vielen legalen Mexikanern in Amerika halten sich unzahlige ohne legalen Status in den Vereinigten Staaten auf und werden auch oft als Indocumentados bezeichnet. Uber sie gibt es kaum Informationen (Pries 1999: 383). Ihre Verfugbarkeit beeinflusst entscheidend die wirtschaftlichen Verhaltnisse und vor allem die Entwicklung der amerikanischen Landwirtschaft (Arreola 1985: 80). Amerikanische Familien mit Kleinkindern, in denen beide Partner erwerbstatig sind, greifen oft auf Mexikanerinnen zuruck, die als Haushaltshilfe oder Kindermadchen zu gunstigen Bedingungen arbeiten (Pries 1999: 384). Obwohl ab 1848 die Grenzgebiete kulturell und politisch von den Amerikanern beeinflusst wurden, blieb die mexikanische Kultur im Sudwesten immer von Bedeutung. Die Kultur spiegelt sich in vielen Ortsnamen, der Architektur und Brauchen wider und aufgrund der raumlichen Nahe zu Mexiko halten die Mexikaner den Kontakt zur Heimat.

1848 wurde der Mexikanisch-Amerikanische Krieg mit dem Vertrag von Guadalupe beendet und aufgrund der Niederlage musste Mexiko die Landereien nordlich des Rio Grande an die USA abtreten. Die Mexikaner, die in den Grenzgebieten wohnten, erhielten den Status der „mexikanischen Amerikaner“ und wurden somit zu amerikanischen Staatsburgern (Arreola/Haverluk 1996: 213).

Ein massives Einwanderungsmotiv stellte die mexikanische Revolution im Jahr 1910 dar, als viele Mexikaner wegen der schlechten politischen und gesellschaftlichen Bedingungen auswanderten (Push-Faktor). Es folgten weitere Einwanderungswellen wahrend der beiden Weltkriege. Vor allem waren die Mexikaner wahrend des Zweiten Weltkrieges sehr willkommen, weil die USA gunstige Arbeitskrafte benotigten.

Aufgrund der hohen Einwanderungszahlen wurde 1942 das Bracero-Program (offizielle Arbeitsgenehmigung fur mexikanische Landarbeiter) eingefuhrt, dass das alleinige Ziel verfolgte, den Bedarf an Arbeitskraften in den Vereinigten Staaten ausreichend zu decken, allerdings nur fur eine begrenzte Zeit.

2.2.2 Puerto-ricaner

Mit einer Bevolkerungszahl von ca. 3,7 Millionen sind die Puerto-ricaner die zweitgroBte Gruppe der Hispanics. Die wichtigsten Immigrationsphasen fanden 1900­1945, sowie von 1946-1964 und 1965 bis zum Ende des 20. Jahrhunderts statt (Frantzen: 2004: 68).

Im Zuge des Spanisch-Amerikanischen Krieges trat Spanien Puerto Rico im Jahr 1898 ab, das daraufhin zum U.S. Protektorat erklart wurde. Bis vor 1898 hatte Spanien Puerto Rico fast 400 Jahre lang regiert (Boswell 1985: 119).

Den Puerto-ricanern wurde die amerikanische Staatsburgerschaft im Jahre 1917 verliehen, wobei aber Puerto Rico nur eine eingeschrankte Selbstverwaltung zugebilligt wurde (Frantzen 2004: 62). 1952 wurde die puertoricanische Konstitution eingefuhrt, d.h., das puertoricanische Commonwealth wurde gegrundet. Die ersten Einwanderer lieBen sich auf dem Festland in New York City nieder, das im 2. Weltkrieg die hochste Zahl an puertoricanischen Einwanderern erreichte. New York wird inzwischen als El Barrio bezeichnet, da 1940 von den ungefahr 61.000 Puerto-ricanern 70% in El Barrio (Manhattan) wohnhaft waren (Zentella 1997: 17).

Die Einwanderung in die Vereinigten Staaten war vor allem durch bessere Arbeitsmoglichkeiten und die Uberbevolkerung Puerto Ricos begrundet. Aus der Perspektive der USA waren die Puerto-ricaner vor allem gunstige Arbeiter, die fur ein geringes Entgelt arbeiteten (ebd.: 70).

Durch die US-Staatsburgerschaft konnen die Puerto Ricaner problemlos in die USA einreisen und legal arbeiten. Vereinfachte Einreisen wurden seitens der puertoricanischen Regierung unterstutzt. Als sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Massenmigration immens erhohte, wurde eine Institution gegrundet, die den Puerto- ricanern Arbeitsmoglichkeiten in den USA verschaffte, vorwiegend in der Landwirtschaft. AuBerdem half die Organisation beim Aufbau von puertoricanischen Gemeinden (Boswell 1985: 117).

Obwohl Puerto Rico zu den USA gehoren, ist die Amtssprache Spanisch.

2.2.3 Kubaner

1492 geriet Kuba unter spanische Kolonialherrschaft und war bis 1898 spanische Kolonie, bis die USA in den Unabhangigkeitskrieg eingriffen und Kuba fur sich beanspruchten. Die USA setzten eine neue Verfassung in Kraft und ubernahmen die Kontrolle verschiedener Industrien, wie die Zucker-, Tabak- und Eisenindustrie. Obwohl Kuba 1902 die formale Unabhangigkeit erlangte, besaBen die USA bis 1934 das Interventionsrecht. Im Gegensatz zu den Mexikanern und Puerto Ricanern erfolgte die Einwanderung der Kubaner in die Vereinigten Staaten vorwiegend aus politischen Grunden (Wilson/Portes 1980: 302).

Die Auswanderung aus Kuba erfolgte von 1959 und 1962 aufgrund der kubanischen Revolution und Castros Machtubernahme. Vor allem wohlhabende Schichten, die gezwungenermaBen ihren Privatbesitz verloren hatten, verlieBen Kuba (Aguirre/Turner 1995: 143). Aufgrund der raumlichen Nahe wahlten die meisten Kubaner den Bundesstaat Florida als Niederlassungsgebiet. Die Kubaner genossen den Status als politische Fluchtlinge und erhielten dadurch legales Aufenthaltsrecht. Diese Exilkubaner wiesen einen guten Bildungsstand auf und wurden seitens der US- Regierung unterstutzt (Frantzen 2004: 52). Sie erhielten die Genehmigung, sich umschulen zu durfen, konnten dementsprechend bessere Positionen erlangen und dominierten in der Wirtschaft.

Cuban-owned enterprises in the Miami area increased from 919 in 1967 to about 8,000 in 1976. While most of them are small scale, some employ hundreds of workers. Enclave firms tend to concentrate on textiles, leather, furniture, cigar making, construction and finance. There are also some investments in agriculture, especially sugar cane plantations and sugar mills (Wilson/Portes 1980: 303-304).

1980 flohen weitere Kubaner in die USA. Die letzte groBe Einwanderungswelle war zu Beginn der 90er Jahre zu verzeichnen, als das sozialistische Kuba starken wirtschaftlichen Schwierigkeiten ausgesetzt war. Das kubanische Fluchtlingsprogramm (CRP) wurde gegrundet, um die massive Einwanderungswelle besser zu kontrollieren (Wilson/Portes 1980: 303). Die zuletzt eingewanderten Fluchtlinge sind uberwiegend arbeitslos.

Insgesamt fuhrten die wirtschaftliche Lage, die politischen Umstande und die Weltkriege zu hohen Einwanderungswellen in die Vereinigten Staaten. Wahrend die Mexikaner und Puerto-ricaner aus wirtschaftlichen Grunden einwanderten, verlieBen vor allem wohlhabende Kubaner ihre Heimat, weil sie politisch verfolgt wurden. In der Regel sind die Hispanics in einfachen Berufsfeldern vertreten, die gering entlohnt werden.

2.3 Aktuelle Situation der Hispanics in den Vereinigten Staaten

2.3.1 Die Prasenz der Hispanics

GemaB der US-Statistikbehorde hat die amerikanische Bevolkerung die 300-Millionen- Grenze im Jahr 2006 erreicht. Im Vergleich zu anderen Industrielandern wachst die US- Bevolkerung relativ schnell, bedingt zum einen durch die Migration, die 40% des Bevolkerungswachstums ausmacht. Zum anderen ist auch die hohe Geburtenrate (12%) far den Populationsanstieg verantwortlich, die die Sterberate weitaus ubersteigt. Nach Schatzungen der US-Censusbehorde wird die Zahl bis 2010 auf 21% steigen und bis 2050 sogar auf 25%.

Die mexikanische Migration ist oft der Kern von sozialen, wirtschaftlichen und politischen Streitpunkten. Einerseits wurde zwar die legale Einwanderung reduziert, die illegale Immigration hingegen konnte nicht kontrolliert werden (Arreola 1985: 81).

Die Zahl der Hispanics macht sich in vielen Bereichen bemerkbar, wie z.B. in den Medien, Zeitungen, im Internet und im Radio. Mittlerweile ist die Zahl der spanisch sprachigen Radiostationen im Staat Kalifornien hoher als in ganz Zentralamerika zusammen (Stavans 2003a: 14). Fairclough (2003: 199) fuhrt an:

Entre 1970 y el ano 2000, el numero de periodicos hispanos en Estados Unidos aumento de 232 a 543 con un incremento en la circulacion de 1 a 14,1 millones de lectores mientras que la circulacion total de los periodicos estadounidenses disminuyo 6 millones (de 62 a 56 millones) y el porcentaje de lectores bajo un 21%.

Insbesondere im Fernsehen kann eine hohe Anzahl spanischer Sendungen konstatiert werden, wie z.B. El show de Cristina Sabado Gigante und Noticiero Univision, die als potenzielle Zielgruppe die Hispanics ansprechen sollen (Stavans 2003a: 14).

Ebenfalls berucksichtigen die Politiker die hohe Anzahl der American-Hispanics und sprechen die spanisch-sprechende Bevolkerung auf Spanisch an. Der deutsche Politiker Ozdemir (2003) beispielsweise weist auf das Verhalten amerikanischer Politiker, die Spanisch lernen, um mit den Hispanics auch in deren Sprache zu kommunizieren- wie etwa der Prasident, George Bush, der das Potenzial der Wahlerschaft erkannt hatte und im Radio seine Ansprachen auf Spanisch hielt. Diese Strategie war erfolgreich und Bush konnte bei den Prasidentschaftswahlen immerhin 35% der hispanischen Stimmen fur sich gewinnen. Der Latino-Interessenverband La Raza kritisierte jedoch diese Strategic und betonte, dass dieses Verhalten nicht ausreichend sei. Er forderte die Politiker dazu auf, gezielter auf die spezifischen Probleme der hispanischen Gesellschaft einzugehen und diese zu thematisieren.

Viele Unternehmen gestalten ihre Werbung auch in spanischer Sprache, um moglichst viele Kunden anzusprechen. Korzenny und Korzenny (2005) haben sich in ihrem Werk Hispanic Marketing, a cultural perspective der Thematik gewidmet. Sie analysieren die kulturelle Annaherung in der hispanischen Vermarktung.

Als der U.S. Census verkundete, dass im Jahr 2000 sich 35,3 Millionen Hispanics in den Vereinigten Staaten aufhielten, stieg das Interesse am U.S.- hispanischen Markt immens: Uber siebzig Werbeagenturen in den Vereinigten Staaten entdeckten die Zielgruppe fur sich. Aus pragmatischen und emotionalen Grunden orientiert sich die Werbung fur die Hispanics in den Vereinigten Staaten an der spanischen Sprache, weil gemaB Korzenny/Korzenny (2005: 117) Sprache der Trager der Kultur, Tradition und Loyalitat ist. McCormick fuhrte beispielsweise das mexikanische Mayonnaisen-Produkt in den U.S.-amerikanischen Markt ein und warben fur das Produkt im Radio, Fernsehen und in den Einkaufshausern. Die Verkaufszahlen waren immens und stiegen von 300.000 US Dollar auf 8.000.000 US Dollar an (Korzenny/Korzenny 2005: 151). Auch fur andere Lebensmittel, Haushaltsprodukte und technische Produkte sind ahnliche Erfolge kennzeichnend (ebd.: 151).

Abbildung 3: Mayonnaisen-Werbung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Korzenny/Korzenny 2005: 152).

Abbildung 4: Anzeigetafel

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Pries 1999: 385

Diese Aufnahme stammt aus Los Angeles, wo inzwischen 14,8% der Hispanics beheimatet sind.

In der Musikindustrie ist ebenfalls ein Wandel zu erkennen. Ein interessantes Beispiel dafur ist die amerikanische Sangerin Beyonce, die generell nur auf Englisch singt, das Lied „Listen“ jedoch auch auf Spanisch produziert hat, um so eine moglichst groBe Gruppe an potenziellen Fans anzusprechen.

2.3.2 Wirtschaftliche Lage der Hispanics

Die Armut und Arbeitslosigkeit stellt ein sehr groBes Problem in der hispanischen Bevolkerung dar. Obwohl nach den aktuellsten Studien die Armutsrate der Hispanics nun bei 20,6% liegt (2005 lag sie bei 21,8%), ist sie vergleichsweise hoch. Dies liegt vor allem in der schlechten Bildung sowie der geringeren Entlohnung begrundet. Die Minoritat hat einen Universitatsabschluss und dadurch haben die meisten schlechtere Berufschancen. Von den 28%, die den Bachelor-Abschluss erreicht haben, bilden die Hispanics mit einem Prozentsatz von nur 12,4 % weniger als die Halfte der Akademiker. Auffallig hoch ist auch die Zahl der Schulabbrecher. Ausgehend von der Gesamtzahl der Abbrecher (9-12 Klasse) von 8,4%, verlassen 16,3% der Hispanics die Schule ohne einen Abschluss.

Ebenso verzeichnet die jungere Generation (unter 18 Jahren) mit 28,3% die hochste Quote unter der Armutsgrenze.

Die meisten mannlichen Hispanics sind in einfachen Berufsfeldern tatig, die keine hohen Bildungsabschlusse voraussetzen. Wie aus der Statistik zu entnehmen ist, sind die Hauptbeschaftigungsfelder, in denen die mannlichen Hispanics dominierend vertreten sind, Konstruktion/Versorgung (28,7%) bzw. Produktion/Transport (21,5%) sowie Dienstleistung 20,3 %.

Abbildung 5: Beschaftigungsfelder der mannlichen Hispanics

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: http://www.census.gov/population/www/socdemo/hispanic/hispanic_pop_presentation.html

Ahnliches ist bei den weiblichen Hispanics zu beobachten, die im Dienstleistungsbereich sowie in dem Tatigkeitsfeld Produktion/Transport stark vertreten sind.

Abbildung 6: Beschaftigungsfelder der weiblichen Hispanics

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: http://www.census.gov/population/www/socdemo/hispanic/hispanic_pop_presentation.html

Es wurde aufgezeigt, dass die Hispanics die groBte Minderheitengruppe in den Vereinigten Staaten reprasentieren und dadurch groBe Aufmerksamkeit in der amerikanischen Gesellschaft genieBen. Medien, Politiker und Wirtschaft fokussieren in ihren Kampagnen die hispanische Gesellschaftsgruppe, wodurch wirtschaftliche Ergebnisse verzeichnet werden. Weniger positiv ist jedoch, dass die wenigsten Hispanics einen Schulabschluss haben, so dass sie in schlecht bezahlten Berufen deutlich uberreprasentiert sind.

3 Spanglish als Kontaktsprache

3.1 Kontaktsprachen

Weinreich, der mit dem Werk Languages in contact (1974) als der Begrunder der Sprachkontaktforschung gilt (Lopez 1997: 11; Riehl 2004: 11), sieht Sprachkontakt dann als gegeben, wenn mindestens zwei Sprachen in Kontakt stehen und von einer Person abwechselnd gebraucht werden.

In den USA werden ca. 167 verschiedene Sprachen gesprochen (Lopez 1997: 13), so dass die USA als mehrsprachige Gesellschaft bezeichnet werden kann, in der mehrere Sprachgruppen nebeneinander bestehen. Die Existenz verschiedener Sprachen innerhalb einer Gesellschaft fuhrt fast immer zum Sprachkontakt und somit auch zu einem Sprachwandel. Der spanisch-englische Sprachkontakt kam infolge der Eroberung, Kolonisation, Ausdehnung von Grenzgebieten und der Einwanderung der Hispanics in die Vereinigten Staaten zustande.

Der Sprachkontakt bezieht sich neben Sprachen auch auf Varietaten. In diesem Zusammenhang soll der Begriff Diglossie von Ferguson (1959) eingefuhrt werden. Ferguson beschreibt mit Hilfe des Terminus eine funktionelle Mehrsprachigkeit und differenziert die Sprache in zwei Sprachvarietaten. Er teilt diese in eine High Variety und in eine Low Variety ein (ebd.: 327). Erstere wird in formellen Situationen verwendet, in Bildungsinstitutionen gelehrt und ist mit einem hohen Prestige verbunden. Die Low Variety bzw. Spontanvarietat wird in informellen Situationen gebraucht. Die Bereiche, in denen die High Variety ausgeubt wird, sind offentliche Bereiche, etwa der Arbeitsplatz oder Vorlesungen an Universitaten. Die Low Variety findet sich in familiaren und religiosen Bereichen (Riehl 2004: 15).

In den Vereinigten Staaten kann die englische Sprache nicht als absolute High Variety bestimmt werden. In Puerto Rico sprechen mehr als 90% der Bevolkerung Spanisch als Erstsprache, die in diesem Fall als High Variety einzustufen ist.

Fishman erweiterte das Konzept von Ferguson, der sich nur auf Varietaten innerhalb einer Sprache beschrankte (Grosjean 1982: 132), und fuhrte den Begriff „Domane“ ein, die das Sprachverhalten erklaren soll und die Sprachwahl entscheidend beeinflusst. Fishman (1965) definiert Domane als ein Bundel sozialer Situationen, die durch das 2Vor allem das US-Amerikanische Spanisch weist in sich Varietaten auf und ist keine einheitliche Sprache. Da der Gegenstand dieser Arbeit nicht die Unterschiede des Spanischen in den Vereinigten Staaten sind, soll unter dem Begriff Spanisch bzw. Spanglish die Sprache aller Hispanics verstanden werden und nicht jeweils das Herkunftsspezifische.

Umfeld und bestimmter Topics gekennzeichnet sind. Familiare Umgebungen oder offentliche Bereiche (Arbeitsplatz) sind Beispiele fur Domanen.

Das Individuum, in diesem Fall der Hispanic das zwischen den Sprachen wechselt, wird als Bilingualsprecher bezeichnet oder wie Weinreich (1974: 1) beschreibt:

The practice of alternately using two languages will be called BILINGUALISM, and the persons involved, BILINGUAL. [Hervorhebung im Original]

Der Sprachkontakt fuhrte in dem Fall der Hispanics zu der Entwicklung von Spanglish, welches auf die Vermischung der involvierten Sprachen verweist und sich auf die Sprache der hispanischen Sprachgemeinschaft bezieht.

Im nachsten Abschnitt soll das Sprachkontaktprodukt beschrieben werden, wobei folgender Aspekte betrachtet werden soll: Was ist unter dem Terminus Spanglish zu verstehen und wie wird er beurteilt?

3.2 Was ist Spanglish?

Der Terminus Spanglish wurde wahrscheinlich von dem puertoricanischen Journalisten Salvador Tio in den 60er Jahren formuliert (Lipski 2004: 1) und hat sich seitdem zu einem der wichtigsten Diskussionsthemen in der Sprachkontaktforschung entwickelt, das uber die Grenzen der Vereinigten Staaten hinaus Beachtung findet. Dennoch wird wiederholt in der Literatur darauf hingewiesen, dass bis heute keine einheitliche Definition besteht. Im Folgenden wird ein kurzer Uberblick uber den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Diskussion gegeben.

Das Phanomen Spanglish wird mit unterschiedlichen Begriffen, wie z.B. „Espangles“, „Espanglish“ oder „espanol mixtureado“ bezeichnet.

Das spanische Worterbuch „Nuevo diccionario esencial de la lengua espanola” (2000: 1209) definiert Spanglish als „lengua o jerga construida a partir de elementos de los idomas espanol e ingles; se habla en sectores de la poblacion hispana en Estados Unidos”. Einer solchen neutralen Definition von Spanglish stehen viele Ausdrucke und Beschreibungen gegenuber, die den Sprachkontakt abwertend deklarieren und als „Tex- mex“, „hodgepodge“, „hullabaloo“ oder „mishmash“ bezeichnen (Stavans 2003a: 3, 12). Dies kann damit begrundet werden, dass Spanglish vor allem als die Sprache ungebildeter Hispanics assoziiert wird (Lipski 2004: 4). Deutlich wird dies an der Definition von Nash (1970: 223), der erklart, dass Spanglish „a hybrid variety of language, often given the slightly derogatory label of Spanglish, [...] coexists with less mixed forms of standard English and standard Spanish”. Er weist darauf hin, dass Spanglish nicht als neutrales Phanomen wiedergegeben wird, und unterstreicht die Verschmelzung der englischen und spanischen Sprache. Dass generell die degorative Definition dominiert, betont auch Pountain (2007: 14): Kennzeichnend hierfur ist, „that contact with English has been in some sense excessive“. Das Phanomen sei durch den extensiven Gebrauch von englischen Morphemen gekennzeichnet, die an das spanische Sprachsystem phonologisch und orthographisch adaptiert wurden. Spanglish bestehe im Wesentlichen aus Entlehnungen und spanisch-englischem Code-switching.

Valikovas Definiton (2002: 55) bezeichnet „el spanglish como una invasion del espanol por el ingles, como una mezcla deforme y alterada de los dos idiomas, o un torrente de anglicismos que esta afectando al espanol” GemaB Valikovas Definition ist Spanglish eine deformierte und entstellte Fusion, die sich vollkommen negativ auf die spanische Sprache auswirkt.

Anlehnend an diese Definition besagt eine weitere, dass „Spanglish dem Phanomen der Interferenz von Sprachen zuzurechnen ist, welches sich auf die Phraseologie und somit gleichzeitig auf grammatische Strukturen auswirkt“ (Noll 2001: 101). Noll bezeichnet Spanglish ebenfalls als eine Entwicklung, die die grammatischen Strukturen der spanischen Sprache beeinflusst und verandert.

In den genannten Beispielen von Valikova und Noll wird Spanglish als eine derogative Sprachentwicklung verstanden, was sich im zahlreichen Gebrauch von englischen Lexemen in der spanischen Sprache widerspiegelt.

Von einem ganz anderen Standpunkt aus betrachten Morales (2002), Rodriguez (2004) und Stavans (2003a) Spanglish.

Der Autor Ed Morales von Living in Spanglish. The Search for a Latino identity in America, auBert sich wie folgt (2002: 8): „Spanglish is the state of belonging to at least two identities at the same time, and not being confused or hurt by it.”

Morales definiert Spanglish als Ausdruck von Identitat, was er mit der AuBerung „I am my language“ (Morales 2002: 7) unterstreicht, und betrachtet diese Sprache als Metapher, die ein Erkennungsmerkmal fur die Hispanics mit Migrationshintergrund ist. Durch Spanglish besteht die Moglichkeit, eine multiple Identitat zu demonstrieren und sich mit beiden Kulturen zu identifizieren, ohne sich fur eine zu entscheiden, weil Spanglish die verschiedenen Kulturen und Identitaten, einschlieBlich der Sprachen, zusammenfuhrt und keine ausgrenzt.

Rodriguez (2004: 9) konstatiert folgendes:

Spanglish is therefore more than a long-term racial miscegenation process occuring among Latinos in the U.S, and definitely more than the evolution of a language that fuses English and Spanish.

Laut Rodriguez ist Spanglish mehr als eine Sprachentwicklung, das die spanische und englische Sprache fusioniert.

Einen ahnlichen Ansatz findet sich in der Auslegung bei Stavans wieder, der einer der renommiertesten Spanglish-Forscher ist. Der mexikanische Philologe Ilan Stavans, veroffentlichte sein Werk Spanglish -The Making of a New American Language im Jahr 2003. Er stieB auf immense Kritik, weil er vor allem den ersten Teil von El ingenioso hidalgo don Quijote de la Mancha von Cervantes komplett in Spanglish verfasste, zu einer Minoritat gehort, die Spanglish als eine positive sprachliche Entwicklung betrachtet. Daruber hinaus bot er 1999 am Amherst College einen Kurs mit dem Titel „The Sounds of Spanglish“ (Stavans 2003a: 22.) an. Stavans versteht Spanglish als „the verbal encounter between Anglo and Hispano civilizations“ (Stavans 2003a: 5) bzw. als „an encounter between cultures“ (Stavans 2003a: 22). Seiner Meinung nach bezeichnet das Schlagwort „mestizaje“ treffend das Hauptmerkmal von Spanglish:

Hablar de pureza racial y cultural es cada vez mas dificil. Igualmente dificil es hablar de pureza linguistica. El spanglish, por definicion es impuro. (Stavans 2002: 11).

Stavans pointiert zwar, das Spanglish impuro ist, aber verwendet diesen Begriff in keinem negativen Kontext, sondern als eine Eigenschaft, die durch mestizaje bzw. durch die Vermischung von verschiedenen Rassen entsteht und betont dabei, dass es sich nicht um ein rein linguistisches Phanomen handelt.

Spanglish weist neue Strukturen auf, die es weder im Spanischen noch im Englischen gibt, und es besteht aus verschiedenen Varietaten. Dies leuchtet ein, zumal das Spanische in den Vereinigten Staaten auch verschiedene Eigenschaften aufweist. So variiert das kubanische Spanglish vom mexikanischen Spanglish, wie Stavans anhand von Dialogen untersuchen konnte (Stavans 2003a: 13). In einem Interview (2004) weist er darauf hin, dass Hispanics untereinander kulturelle und politische Unterschiede aufweisen und Spanglish als Brucke dient, um die Hispanics zusammenzufuhren:

They are multi-racial, transnational, and plurilingual, and they share contrasting political views, are affiliated to a whole gamut of institutionalized religions, etc. Spanglish, in fact, often serves as a bridge to unite them.

Die dargestellten Definitionen und Standpunkte lassen sich im Wesentlichen in zwei Gruppen einteilen. Zum einen gibt es die Sprachpuristen, die das Phanomen Spanglish abwertend beschreiben und dies mit einer „Verunreinigung“ der spanischen Sprache durch eingefugte englische Elemente begrunden. Ein anderer Teil von Linguisten behauptet, dass Sprachen generell nicht frei von Einflussen sind und somit die „Reinheit” uberhaupt nicht existiert. Spanglish ist somit nur einer von vielen Prozessen, der unter anderem die Kreativitat der Menschen demonstriert. Bevor darauf eingegangen wird, wie Spanglish in dieser Arbeit verstanden werden soll, wird eine Debatte uber Spanglish im Internet analysiert.

3.2.1 Spanglish in der offentlichen Diskussion

Im vorangehenden Kapitel wurden verschiedene Definitionen aus dem Bereich der Sprachwissenschaft aufgezeigt, also von Linguisten und Fachexperten. Doch wie sieht es mit Laien und Betroffenen aus, die sich mit dem Phanomen Spanglish auseinandersetzen?

Die zahlreichen Debatten, die in der Offentlichkeit ausgetragen werden, zeigen die gesellschaftliche Relevanz dieser Thematik auf. Als Beispiel hierfur lasst sich zum einen die Online-Debatte von „La Vanguardia“ heranfuhren. Diese in Barcelona gegrundete Zeitung eroffnete im Mai 2002 im Internet ein Forum zum Thema Spanglish 2002 (Betti 2005: 1), das einen Korpus von 100 Nachrichten beinhaltet. Ein weiteres Beispiel ist die BBC, die ebenfalls im Juni 2005 ein Forum mit dem Titel „Spanglish, ^nuevo idioma latino?“ in der digitalen Version veroffentlichte.

Im Folgenden soll ein weiteres Internetforum beschrieben werden, in dem uber Spanglish diskutiert wurde. Das Forum wordreference bietet neben einem Online- Worterbuch Sprachforen an, in denen die Teilnehmer sich verschiedenen Fragestellungen hinsichtlich Sprachen widmen konnen. Es gibt elf Foren, die nochmals in Subgruppen unterteilt sind. Das groBte und am haufigsten aufgesuchte Forum ist das Spanish-English-Forum.

Spanglish gehort zu einem von vielen Diskussionspunkten und wird unter anderem unter Fragestellungen wie Ni castellano ni spanglish sino un asco, Spanglish- ^Se conviertira en idioma? oder auch iPor que hablar Spanglish? erortert.

In der Subgruppe Cultural Discussions wurden einige Diskussionen unter dem Forennamen Spanglish gefuhrt oder unter dem Titel Espangles/Spanglish un nuevo dialecto o abominable, die im Folgenden naher beschrieben werden sollen.

3.2.2 Cultural Discussion- Spanglish

Die ausgesuchten Spanglishdebatten fanden 2005 und 2006 statt: Mitglieder aus den Vereinigten Staaten, Sudamerika und Europa debattierten auf Spanisch und Englisch zum Thema Spanglish, was wiederum zeigt, dass das Sprachkontaktprodukt globale Aufmerksamkeit und Interesse weckt. Daten zum Alter, Beruf oder Bildungsstand der Teilnehmer sind nicht verfugbar. Die einzigen vorhandenen Angaben sind solche zum Herkunftsland (s.o.).

Die Fragestellung ging in beiden Foren von Teilnehmern aus, die in Kalifornien und Florida beheimatet sind, und wurden folgendermaBen formuliert:

Espangles/Spanglish un nuevo dialecto o abominable Quisiera saber sus opiniones sobre el uso del espangles/Spanglish? Ni me refiero a situaciones cuando gente „bilingue“ habla en espanol e ingles en la misma conversacion, sino la invencion de nuevas palabras como „marketa“ en vez de mercado o „piscar“ en vez de recoger „parquear“ en vez de estacionar etcetera.[...] ^Es un horror o algo que debemos celebrar y reconocer?

Spanglish

Do you believe that the use of Spanglish is killing the spanish heritage, or do you believe that it is a good thing, bringing the melting of cultures a little farther?

Der Unterschied der Fragestellung besteht darin, dass im ersten der linguistische Aspekt erortert werden soll, und zwar wird im Konkreten nach den Neologismen gefragt. Im Verlauf der Debatte erganzt der Teilnehmer jedoch die Thematik Code-switching und nennt verwendete Beispiele, wie etwa Feliz Birthday und Quiero go out con mis amigas de dance esta noche.

In der zweiten Erorterung richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Fusion der Kulturen und es wird gefragt, ob diese Vermischung das „spanische Erbe totet“ oder die Kulturen einander naher bringt.

Von den beiden Foren ausgehend, beteiligen sich 31 Mitglieder und auBern sich zu dieser Thematik mit unterschiedlichen Ansatzen, Formulierungen und Losungen. Das Forum zeigt, dass den meisten Teilnehmern Spanglish bekannt ist, zum Teil fuhren sie sogar Zitate von Stavans mit ein, der einer der wichtigsten Spanglish-Forscher ist. Wie bei den Definitionen wird auch im Forum deutlich, dass kein Konsens herrscht; auch hier argumentieren die Teilnehmer sowohl aus der linguistischen wie auch der kulturellen Perspektive.

Die wenigsten Teilnehmer geben an, dass Spanglish eine negative Sprachentwicklung sei, die keine Regeln aufweist, wie etwa folgender Teilnehmer, dem Spanglish nicht sehr bekannt ist, der aber auf Spanisch und Franzosisch mit seinen spanischen Freunden spricht:

I don't know very well the Spanglish, but for me it is not a good thing. It is not good because there are no rules to manage this “language“, so it is ambigous. [...] Know, I'm living in Paris, and sometimes we use espanol-frances in the same way with the spanish friend, but I don't like this very much. [...] I think this is bad for the communication. There are no rules.

Die Majoritat der Forummitglieder sehen Spanglish jedoch als eine positive Entwicklung an. Die Mehrheit akzeptiert das Phanomen als eine naturliche Reaktion einer Sprachgruppe, die sich anpasst. Abgesehen davon wird betont: „No language which is used ever stopps changing.“ Hier wird berucksichtigt, dass Sprachen schon immer durch andere beeinflusst wurden und auch beeinflusst werden. Spanglish ist nur eins von vielen Exempeln, wie etwa „Frenglish“ oder „Portunol“, die sich aufgrund von Sprachkontakten entwickelt haben.

Eine interessante Anmerkung macht folgender Teilnehmer, der eine „weite“ Losung prasentiert:

You do yourself a disservice by framing the question as one of loyalty, to one or both of two cultures. You have three to choose from. :) All are valid. You have your good Puerto Ricans roots, and you may preserve and honor these with good standard Puerto Rican Spanish. You have AE for the new home. And you have Spanglish to share with those who are transition between cultures, and have a third, albeit temporary, linguistic means to express that transition state.which may last a generation or more. [.] If you are tri-lingual with SP, AE and Spanglish. Relax and enjoy the richness.

Neben den genannten Aspekten wird als Weiteres die Notwendigkeit genannt, die zur Entstehung von Spanglish beigetragen hat. Ein Teilnehmer bezeichnet diese als global cooperation bzw. finding a new solution to an age-old problem: „Language is evolving to meet the needs of the people who use it, and this process will continue despite those who wish to maintain the status quo.”

In diesem Forum uberwiegt die Anzahl derer, die Spanglish als eine kulturelle, historische und naturliche Evolution sehen und vor allem Spanglish als eine Bereicherung empfinden, die die zwei wichtigsten Weltsprachen vereint:

In the process of fusing languages together over the centuries, we have finished up with what we have today - a language of great utility and richness, with the great benefit of a simplified grammar.

There is nothing to fear for both sides - what is happening in California is what has happened constantly in history- language is evolving to meet the needs of the people who use it, and this process will continue despite those who wish to maintain the status quo.

[...]


1 Da das Werk leider noch nicht in Deutschland erhaltlich ist, kann es in der vorliegenden Arbeit nicht berucksichtigt werden.

Ende der Leseprobe aus 95 Seiten

Details

Titel
Spanglish - Die verbale Begegnung der hispanischen- und anglo-amerikanischen Zivilisation
Untertitel
Linguistische und gesellschaftliche Aspekte
Hochschule
Universität Bielefeld
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
95
Katalognummer
V159360
ISBN (eBook)
9783640724154
ISBN (Buch)
9783640724345
Dateigröße
1520 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hispanics, Linguistik, code-switching, Migration, Spanglish, Kontaktsprachen
Arbeit zitieren
Gülhan Sürmeli (Autor:in), 2008, Spanglish - Die verbale Begegnung der hispanischen- und anglo-amerikanischen Zivilisation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159360

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