Cortés und Malinche - Der spanische Eroberer und seine indianische Geliebte


Fachbuch, 2011

86 Seiten


Leseprobe


Zur berühmtesten Ureinwohnerin Lateinamerikas im 16. Jahrhundert entwickelte sich die Indianerin Malinche (1505–um 1529), indianisch Malintzin Tenepal oder Malinalli genannt und von den Spaniern auf den Namen Dona Marina getauft. Die kluge Aztekin stieg von der Sklavin der Maya-Indianer zur Geliebten des spanischen Eroberers Hernán Cortés (1485–1547) auf. Ohne ihre Hilfe hätte Cortés Mexiko nicht so leicht in seine Gewalt bringen können. Denn sie lieferte ihm wichtige Informationen und gewann die Feinde der Azteken als Verbündete für die Spanier.

Hernán Cortés kam 1485 in Medellin im Königreich Kastilien und León zur Welt. Seine Eltern gehörten dem niederen spanischen Adel an und waren nicht mit Reichtümern gesegnet. Seine Mutter war entfernt mit dem spanischen Konquistador Francisco Pizarro (1478–1541) verwandt, der ab 1531 das Inkareich in Peru eroberte und 1535 Lima gründete.

Ab dem Alter von 14 Jahren studierte Cortés an der Universität Salamanca Rechtswissenschaft. Aber nach zwei Jahren brach er dieses Studium ab und kehrte nach Medellin zurück. Die zwei Jahre in Salamanca und seine späteren Erfahrungen als Notar machten ihn mit der kastilischen Rechtsordnung vertraut. Danach trat er in den Kriegsdienst und schiffte sich 1504 nach Westindien ein. Dort arbeitete er bei dem mit ihm verwandten Statthalter von Hispaniola, Nicolás de Ovando.

Malinche wurde 1505 bei Coatzacoalcos an der Golfküste des Isthmus von Tehuantepec geboren. Ihr Vater gehörte offenbar dem indianischen Adel an. Er soll als Kazike (Häuptling) über Paynala und weitere Ortschaften geherrscht haben.

Bereits im Kindesalter nahm das Leben von Malinche eine tragische Wende. Ihr Vater starb, ihre Mutter heiratete wieder und brachte einen Sohn zur Welt. Um ihrem Sohn statt der erstgeborenen Malinche das Anrecht auf das Erbe der Familie zu sichern, verkaufte die Mutter ihre Tochter an Sklavenhändler der Maya aus dem weiter östlich gelegenen Xicalango. In ihrer Heimat verbreitete die Mutter das Gerücht, ihre Tochter sei gestorben. Später wurde Malinche weiter nach Tabasco verkauft oder verschleppt. Über ihre Zeit in Tabasco weiß man nichts.

1511 nahm Hernán Cortés unter dem Kommando von Diego Velázquez de Cuéllar (um 1465–um 1524) an der Eroberung von Kuba teil. Cortés wurde dank seiner Tüchtigkeit der Sekretär von Velázquez, nachdem jener zum Gouverneur (Statthalter) von Kuba aufgestiegen war. Velázquez teilte Cortés auf Kuba ein Repartimiento in Cuavanacan am Río Duaba zu. Als Repartimiento bezeichnete man die Zuteilung von Indios an Eroberer. Dies war mit dem Auftrag verbunden, Missionierung und Akkulturation der Eingeborenen zu gewährleisten sowie militärische Bereitschaft zu zeigen. Dafür erhielten die Eroberer das Privileg, die von den Indios

geschuldeten Tribute und Arbeitsleistungen (Zwangsarbeit auf den Landgütern und in den Bergwerken) für sich zu nutzen. Cortés ließ die ihm anvertrauten Taino-Indianer nach Gold suchen und kam zu einem Vermögen. Außerdem arbeitete er als Notar, verdiente Geld mit Viehzucht und berechnete den königlichen Anteil der Goldproduktion auf Kuba. Damals nahmen andere Kolonisten Cortés nicht ernst, weil er sich noch nicht als Eroberer hervorgetan hatte. Spötter nannten ihn „Cortesillo“, den „kleinen Cortés“.

1515 verlegte Diego Velázquez de Cuéllar die kubanische Hauptstadt von Baracoa nach Santiago. Cortés begleitete ihn dorthin und wurde als Alcalde zum Oberbefehlshaber und Friedensrichter der neuen Hauptstadt. Ungeachtet dessen hatte Cortés immer wieder Differenzen mit dem Gouverneur. Velázquez ließ Cortés sogar für kurze Zeit ins Gefängnis einsperren, weil dieser Catalina Suarez nicht heiraten wollte, der er die Ehe versprochen hatte. Cortés gelang der Ausbruch, geriet aber erneut in Gefangenschaft. Unter dem Druck des Gouverneurs heiratete Cortés schließlich Catalina, versöhnte sich mit Velázquez und der Familie seiner Frau. Aus der Ehe gingen keine Kinder hervor.

Zweimal unternahm Gouverneur Velázquez den Versuch, seinen Machtbereich zu vergrößern. Aus diesem Grund schickte er 1517 eine Expedition unter Francisco Hernández de Córdoba (gestorben 1517) an die unbekannte Küste von Mittelamerika. Córdoba erlag nach der Rückkehr in Kuba seinen schweren Verletzungen durch Pfeile der Maya. 1518 folgte eine Expedition unter Juan de Grijalva (1490–1527). Durch diese beiden Expeditionen erfuhr Velázquez vom Goldreichtum der Indios.

Anschließend rüstete Gouverneur Velázquez eine dritte Expedition aus und ernannte Cortés zum Kommandanten. Als Velázquez durch Freunde vor dem Ehrgeiz von Cortés gewarnt wurde, nahm er seinen Auftrag zurück. Aber der reiche Cortés hatte schon seine ganze Habe verkauft und auf eigene Kosten eine Expedition ausgerüstet.

Am 18. Februar 1519 segelte Hernán Cortés mit einer Flottille von insgesamt elf Schiffen von Havanna auf Kuba zur Küste von Mittelamerika. Zur Flottille zählten neben dem Flagschiff „Santa Maria de la Concepción“ von Cortés drei weitere Karavellen und sieben kleinere Brigantinen. Die Mannschaft bestand aus insgesamt 670 Mann, überwiegend jungen Männern aus Spanien, Genua, Neapel, Portugal und Frankreich. Davon waren rund 100 Matronen und mehr als 500 Soldaten. Zur Ausrüstung gehörten zehn Kanonen und 16 Pferde.

Auf der Insel Cozumel befreite die Expedition von Cortés den Spanier Gerónimo de Aguilar aus der Gefangenschaft der dortigen Indios. Aguilar war acht Jahre zuvor an der Küste dieser Insel gestrandet, hatte bei den Maya als Sklave gelebt und in dieser Zeit ihre Sprache gelernt.

Cortés segelte um die östliche Spitze von Yucatán und in nördlicher Richtung an der Küste entlang. Dann fuhr er in den Fluss Tabasco und wollte nahe der indianischen Stadt Tabasco an Land gehen, um Trinkwasser zu beschaffen. Weil die dortigen Maya-Indianer die Landung der Spanier nicht zulassen wollten, griffen sie an. Nach heftigem Kampf besiegte Cortés die Ein-geborenen, die durch die Pferde der Konquistadoren eingeschüchtert wurden, weil sie solche Tiere noch nie gesehen hatten. Die bezwungenen und verängstigten Indios unterwarfen sich Cortés und dem König von Spanien. Sie erklärten sich bereit, Tribut zu entrichten und schenkten Cortés am 15. März 1519 goldene Schmuckstücke, Truthühner und 20 Sklavinnen, unter denen sich Malinche befand.

Anschließend erklärten die Spanier den indianischen Sklavinnen die Grundsätze der christlichen Religion. Man taufte die Indianerinnen und gab ihnen spanische Namen. Malinche trug fortan den christlichen Taufnamen Doña Marina. Bei diesen Feierlichkeiten erhielt die Stadt Tabasco den neuen Namen Santa Maria de la Victoria.

Nach der Taufe verteilte man die Sklavinnen an spanische Offiziere. Erster Herr von Doña Marina bzw. Malinche, wie sie heute genannt wird, wurde Alonso Hernández Portocarrero, einer der Begleiter von Cortés.

Cortés und seine Männer setzten ihre Fahrt in nord-westlicher Richtung fort. Am 21. April 1519 landeten sie bei San Juan de Ulúa. Die dort lebenden Azteken, die sich selbst Mexica nannten, empfingen die weißen Fremden freundlich und überreichten ihnen Gold, Edelsteine, Kleidung und prächtigen Federschmuck als Geschenke. So reich hatte der Herrscher der Azteken, Moctezuma II. Xocoyotzin (1467–1519), dessen Name „zorniger Herr“ bedeutete, vorher noch niemand beschenkt. Damit verstärkte Moctezuma die geheimnisvolle Aura, die Cortés umgab. Möglicherweise hielt der Aztekenherrscher Moctezuma den Eroberer Cortés für einen Gott.

[...]

Ende der Leseprobe aus 86 Seiten

Details

Titel
Cortés und Malinche - Der spanische Eroberer und seine indianische Geliebte
Autor
Jahr
2011
Seiten
86
Katalognummer
V172310
ISBN (eBook)
9783640921928
ISBN (Buch)
9783640921812
Dateigröße
7992 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
cortés, malinche, eroberer, geliebte
Arbeit zitieren
Ernst Probst (Autor:in), 2011, Cortés und Malinche - Der spanische Eroberer und seine indianische Geliebte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172310

Kommentare

  • Ernst Probst am 7.7.2014

    Von Ernst Probst stammen die Taschenbücher:
    Cockacoeske. Die Königin der Pamunkey
    Lozen. Die tapfere Kriegerin der Apachen
    Malinche. Die Gefährtin des spanischen Eroberers
    Mohongo. Die Indianerin, die in Europa tanzte
    Pocahontas. Die Indianer-Prinzessin in Virginia
    Sacajawea. Die indianische Volksheldin
    Katerí Tekakwitha. Die erste selige Indianerin in Nordamerika
    Sieben berühmte Indianerinnen. Malinche – Pocahontas – Cockacoeske – Katerí Tekakwitha – Sacajawea – Mohongo – Lozen
    Weisheiten der Indianer
    Meine Worte sind wie die Sterne. Die Entstehung der Rede des Häuptlings Seattle (zusammen mit Sonja Probst, verheiratete Sonja Werner)

Blick ins Buch
Titel: Cortés und Malinche - Der spanische Eroberer und seine indianische Geliebte



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