Untersuchung zur erdlosen vertikalen Innenraumbegrünung


Bachelorarbeit, 2011

72 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Zielstellung

3. Kenntnisstandanalyse
3.1 Definition Innenraumbegrünung
3.2 Formen und Systeme der Innenraumbegrünung
3.2.1 Kulturformen: Erdkultur und Hydrokultur
3.2.2 Begrünungssysteme: offene und geschlossene System
3.2.3 Pflanzstandorte: mobile und ortsfeste Standorte
3.3 Vertikale Innenraumbegrünung
3.3.1 GrüneWand®
3.3.2 Verticals®
3.3.3 Weitere Systeme
3.4 Neuer Ansatz

4. Materialien und Methoden
4.1 Versuchsaufbau und Versuchsablauf
4.2 Materialien
4.2.1 Versuchspflanzen
4.2.2 Vegetationsmatten
4.3 Methoden
4.3.1 Bepflanzung
4.3.2 Bewässerung
4.3.3 Düngung
4.3.4 Klimadaten
4.3.5 Frisch- und Trockenmasse
4.3.6 Bedeckungsgrad

5. Ergebnisse
5.1 Pflanzen
5.2 Versuchsmatten
5.3 Klimadaten
5.4 Frisch- und Trockenmasse

6. Diskussion
6.1 Weitere Verwendung der Versuchsmattem im Bereich vertikale Innenraumbegrünung
6.2 Empfehlungen für Folgeversuche

7. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Zonen Hydrokultur

Abbildung 2 Ortsfeste Grüne Wand®

Abbildung 3 Grüne Wand® im Aufbau

Abbildung 4 Konzept Verticalis

Abbildung 5 Varianten von Wallflowers

Abbildung 6 Aufbau Wallflowers®

Abbildung 7 Wonderwall®

Abbildung 8 Anordnung der Pflanzen auf den jeweiligen Matten

Abbildung 9 Chlorophytum comosum

Abbildung 10 Epipremnum aureum

Abbildung 11 Ficus pumila

Abbildung 12 Pilea depressa

Abbildung 13 Draufsicht Gleisbettmatte

Abbildung 14 Draufsicht Spinnvliesmatte

Abbildung 15 Draufsicht Krallmatte

Abbildung 16 Draufsicht Kokosmatte

Abbildung 17 Bedeckungsgrad von Ficus pumila auf den Versuchsmatten

Abbildung 18 Bedeckungsgrad von Epipremnum aureum auf den Versuchsmatten

Abbildung 19 Bedeckungsgrad von Chlorophytum comosum auf den Versuchsmatten

Abbildung 20 Bedeckungsgrad von Pilea depressa auf den Versuchsmatten

Abbildung 21 Messwerte aller Versuchspflanzen auf der vertikalen Gleisbettmatte

Abbildung 22 Messwerte aller Versuchspflanzen auf der horizontalen Gleisbettmatte

Abbildung 23 Messwerte aller Versuchspflanzen auf der vertikalen Kokosmatte

Abbildung 24 Messwerte aller Versuchspflanzen auf der horizontalen Kokosmatte

Abbildung 25 Messwerte aller Versuchspflanzen auf der vertikalen Krallmatte

Abbildung 26 Messwerte aller Versuchspflanzen auf der horizontalen Krallmatte

Abbildung 27 Messwerte aller Versuchspflanzen auf der vertikalen Spinnenvliesmatte

Abbildung 28 Messwerte aller Versuchspflanzen auf der horizontalen Spinnenvliesmatte

Abbildung 29 Durchschnittswerte aller Versuchspflanzen auf den einzelnen Matten

Abbildung 30 Frisch u. Trockenmasse von Pilea depressa

Abbildung 31 Frisch u. Trockenmasse von Pilea depressa

Abbildung 32 Mittelwert Bedeckungsgrad aller Pflanzen für jede einzelne Matte

Abbildung 33 Mittelwert Flächenzuwachs aller Pflanzen für jede einzelne Matte

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Im Durchschnitt befindet sich ein erwachsener Stadtbewohner 80 % des Tages in ge- schlossenen Räumen (WIJCHMAN 2003: 74). Zudem steigt die Anzahl an versiegelten Außenflächen in Städten immer mehr an, was den Mensch und sein ursprüngliches Be- dürfnis nach Natur weiter einschränkt und ihn immer mehr von seiner natürlichen Um- welt entfernt. Aus diesem Grund scheint es notwendig, ein Stück Natur zurück in die Räume zu holen, in denen wir uns tagtäglich aufhalten oder arbeiten. (VOLM 2002: 28). Um in Räumen für mehr Grün zu sorgen, reicht aus platztechnischen Gründen der hori- zontale Bereich nicht mehr aus, denn um ein gesundes Raumklima mit 40 % bis 50 % relativer Luftfeuchte (FLURBACH 2003: 77) zu erreichen, müsste circa ein Drittel des Raumes begrünt werden. Ein Ziel, das vielfach aus Gründen des Platzangebotes sowie der Wirtschaftlichkeit im horizontalen Bereich allein nicht zu realisieren ist. Daher geht die Nutzung aktuell immer mehr in Richtung vertikale Wandbegrünung. Dabei werden nicht nur Länge und Breite eines Raumes genutzt, sondern auch dessen Höhe. Demnach werden auf diese Weise die Potentiale aller drei Dimensionen eines Raumes ausge- schöpft. Die ursprüngliche Nutzung und Funktion des Raumes bleibt hierbei weitgehend unberührt und ein weiterer optischer sowie gestalterischer Aspekt kommt durch diese neue Nutzungsform hinzu.

Vor allem die vielen positiven psychologischen Eigenschaften, die Pflanzen auf uns ausüben, sprechen für eine intensive Begrünung von Innenräumen. So wirkt frisches Grün belebend, dunkles Grün wirkt dagegen beruhigend auf uns. Viele Untersuchungen diesbezüglich zeigen, dass ein begrünter Raum anziehender, stresslindernder und kon- zentrationsfördernder ist als ein Raum ohne jegliche Begrünung (KÖTTER 2001: 23). Auch gesundheitsfördernde Aspekte werden durch die Anwesenheit von Pflanzen be- günstigt sodass, neben dem psychischen auch der physische Zustand des Menschen ver- bessert wird. Durch die flächige Nutzung von Wänden wird eine große Pflanzoberfläche geschaffen, deren hohe Verdunstungskapazität für die nötige Luftfeuchte sorgen kann und da Pflanzen fast 98 % des aufgenommenen Wassers (FLURBACH 2003: 78) verduns- ten, wird die relative Luftfeuchte der oft zu trockenen klimatisierten Räumen erhöht. Dies führt wiederum zu einem besseren Raumklima und Symptome oder Krankheiten wie Augenreizungen, Kopfschmerzen oder Erkältungen treten weniger häufig auf (KÖTTER 2001: 24). Darüber hinaus werden mit der Erhöhung der Luftfeuchte und durch die Blattoberfläche der Pflanzen Staubpartikel besser gebunden und schlechte Gerüche in der Raumluft neutralisiert. Neuste Forschungen beständigen zudem, dass Schadstoffe aus der Luft gefiltert werden. Denn in jedem Innenraum, ob Büro, Privatwohnung oder Geschäftsraum, gibt es Möbel, Farben oder elektrische Geräte, aus denen gesundheitsschädigende Schadstoffe (z. B. Formaldehyd, Benzol oder Xylol) entweichen. Pflanzen zur Innenraumbegrünung können diese Schadstoffe aus der Luft filtern, und so die Gesundheit und die Leistung der Menschen, zum Beispiel der Mitarbeiter in Büros erhöhen.1 Daneben darf die gestalterische Wirkung, das heißt die optische Ausstrahlung von Begrünung auf Innenräume, nicht außer Acht gelassen werden. Durch den grünen Mehrwert wird nicht nur der Wohlfahrtsgewinn gesteigert, sondern auch das Image, beispielsweise eines Unternehmens, verbessert.

Um für ein gutes Raumklima zu sorgen, wird Fachwissen über Pflanzen und deren Pflege benötigt. Kommt die Begrünung in der Vertikalen hinzu, sind zudem Kenntnisse über die technischen Anlagen und deren Wartung erforderlich. Beides, Fachwissen und Anlagen, sind zurzeit noch sehr kostspielig. Daher sind Innenraumbegrünungen in der Vertikalen größtenteils nur für große Firmen und weniger für Privatleute erschwinglich. Momentan lässt sich ein leichter Trend hin zur Nutzungsform Vertikalbegrünung beobachten. Einige wenige Firmen, die sich darauf spezialisiert haben, bieten zwar ausgereifte aber auch preisintensive Systeme in diesem Bereich an.

Um eine preisgünstigere Variante der vertikalen Innenraumbegrünung (IRB) zu schaffen, müssen die Kosten für Anlagenwartung und Materialien gesenkt werden. Für diesen Zweck wurde im Fachgebiet Gärtnerische Pflanzsysteme - AG Zierpflanzenbau am Institut für Gartenbauwissenschaften der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin ein Versuch mit verschiedenen Vegetationsmatten durchgeführt. Ziel des Versuchs war es, neue leistungsfähige und kostengünstige Vegetationsträger zu ermitteln, dadurch die Gesamtkosten der Anlage zu senken und die vertikale IRB somit einer breiteren Masse zugänglich zu machen.

Die vorliegende Bachelorarbeit zum Thema „Untersuchungen zur erdlosen vertikalen Innenraumbegrünung“ gliedert sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil. Der theoretische Teil hat zum Ziel, in grundlegendes Wissen zur IRB allgemein einzu- führen, zentrale Begriffe zu klären sowie diesbezüglich Definitionen zu nennen. Des- weiteren wird insbesondere auf die vertikale IRB eingegangen. Es werden die anhand der Literaturrecherche ermittelten gängigsten Systeme näher beschrieben und vorgestellt sowie die Anschaffungskosten für diese Systeme genannt. Der anschließende praktische Teil beschreibt einen abgeschlossenen Versuch speziell zur Thematik der vertikalen IRB, der im Fachgebiet Gärtnerische Pflanzsysteme - AG Zierpfla]nzenbau am Institut für Gartenbauwissenschaften der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät durchge- führt wurde. Es werden die Versuchsbedingungen dargestellt, desweiteren werden die verwendeten Materialien genauer beschrieben und mit welcher Methodik der Versuch durchgeführt wurde. Soweit es möglich war, werden Preise für Systeme, und für einige Versuchsmatten genannt. Dadurch soll eine Kostenübersicht gewonnen und damit ein Vergleich geschaffen werden, damit Materialien und Systeme in der vertikalen IRB preisgünstiger angeboten werden können.

2. Zielstellung

Die vorliegende Bachelorarbeit geht der zentralen Fragestellung nach, ob und unter welchen Bedingungen Vegetationsmatten aus anderen Nutzungsbereichen auch für die vertikale IRB in Frage kommen. Dies betrifft z. B. Dränagen und Speichermatten, die normalerweise in der Böschungssicherung beim Straßenbau eine Anwendung finden. Außerdem Matten die bei der Gleisbettbegrünung oder für die Dachbegrünung genutzt werden. Somit könnten bereits entwickelte sowie auf ihre Eigenschaften geprüfte Vege- tationsmatten zum Einsatz kommen, was eine Kostensenkung für die vertikale Wandbe- grünung in Innenräumen bedeuten würde. Durch eine Herabsetzung der Materialkosten könnte diese Form der Raumgestaltung auch für kleinere Firmen und sogar für Privat- haushalte erschwinglich werden.

Im Rahmen des Versuchs wurden die Vegetationsträger Spinnvlies-, Gleisbett-, Kokos- und eine Krallmatte hinsichtlich ihrer Eignung für die vertikale Wandbegrünung unter- sucht. Bei dem durchgeführten Versuch handelt es sich zunächst um einen Vorversuch, mit dem Ziel grundlegende Fragen zur Eignung von Materialien, wie den Vegetations- trägern und Versuchspflanzen, für einen Folgeversuch zu überprüfen. Darüber hinaus verfolgt er das Ziel, Rahmenbedingungen und Methodiken zu bewerten, die Rolle der Faktoren Licht, Temperatur, Dünung, Bewässerung, Lüftung und relative Luftfeuchte festzustellen sowie den Versuchsaufbau und die dazugehörige Durchführung hinsicht- lich ihrer Eignung zu prüfen. Messparameter werden dahingehend untersucht, ob sie für eine Eignungsbewertung in Frage kommen könnten. Die daraus abzuleitenden Erkennt- nisse und Verbesserungsvorschläge sollen in den Folgeversuch einfließen.

3. Kenntnisstandanalyse

Einleitend soll in diesem theoretischen Teil ein allgemeiner Einblick in den bisherigen Stand der IRB, das heißt in bestimmte grundlegende Kulturformen und Begrünungssysteme, gegeben werden. Danach wird auf die Besonderheiten der vertikalen IRB anhand von derzeit am Markt gängigen Systeme eingegangen.

3.1 Definition Innenraumbegrünung

Da die vertikale IRB ein spezieller Teil der allgemeinen IRB ist, muss der Begriff ge- nauer definiert werden. Zur Klärung des Begriffes IRB wird in dieser Arbeit folgende Definition benutzt: Unter IRB versteht man „die dauerhafte Begrünung von Innenräu- men mit Pflanzen in mobilen oder ortsfesten Gefäßen sowie in Flächen mit oder ohne einen Bodenanschluß. Die Räume sind dabei in der Regel geschlossen und klimatisiert.“ (KERSTJENS 1998: 11). Die dauerhafte Begrünung von Räumen mit dem Lebewesen Pflanze zeigt, dass dies nicht nur temporären dekorativen Zwecken dient, sondern eine Form der Begrünung darstellt, die den Raum zu einer natürlichen und gartenähnlichen Innenlandschaft umgestaltet (VOLM 2002: 7).

3.2 Formen und Systeme der Innenraumbegrünung

Nachfolgend wird grundlegendes Basiswissen zur IRB anhand gängiger Regelwerke näher erläutert. Dabei werden zunächst zwei zur Begrünung eingesetzte Kulturformen detaillierter beschrieben. Im Anschluss daran kommen bevorzugte Begrünungssysteme und deren spezielle, standortbezogene Einsatzformen zur Sprache. Diese generellen Informationen zur IRB werden als Grundlage für die nachfolgenden Kapitel zum Thema vertikale IRB bzw. Wandbegrünung benötigt.

3.2.1 Kulturformen: Erdkultur und Hydrokultur

Erd- und Hydrokultur stellen die zwei wesentlichen Systeme der Kulturform dar. Erdkultur wird dabei wie folgt definiert: „Bei Erdkulturen werden Einzelmaterialien oder Gemische mineralischer Substanzen, die organische Anteile enthalten können (gärtnerische Erden), als Vegetationstrageschicht verwendet“ (KERSTJENS 1997: 5). Für Erden, die speziell in der Innenraumbegrünung verarbeitet werden, darf die Zumischung von organischer Substanz nicht mehr als 5 % betragen (EBD.).

Besondere bodenchemische Eigenschaften organischer Beimischungen sind das Spei- chern von Nährstoffen bei Überdüngen sowie das Wiederabgeben dieser bei Nährstoff- mangel. Durch die Eigenschaft der Anlagerung beziehungsweise des Austausches von Ionen spricht man bei der Erdkultur auch von einem gepufferten Substrat. Aufgrund der mikrobiologischen Zersetzung des beigemischten organischen Anteils nimmt das Vo- lumen ab und die Strukturstabilität lässt mit der Zeit nach. Des Weiteren entstehen durch das Zersetzen Feinteile, welche zur Verschlämmung des Substrates führen kön- nen (KERSTJENS 1998: 114f.). Um diesen bodenphysikalischen Eigenschaften entge- genzuwirken, sollte strukturstabiles organisches Material verwendet werden, da dieses der Zersetzung längerfristig entgegenwirkt. Solche sich langsam zersetzenden Stoffe wären z. B. grober Weißtorf, Rindenhumus oder Kokosfasern (KERSTJENS 2002: 14). Dies ist der Grund für die Empfehlung, Erden, die für den Innenraum verwendet wer- den, keine organische Substanz von mehr als 5 % zu zumischen. Um einer Verschläm- mung des Substrates vorzubeugen, sollte ein mehrschichtiger Aufbau aus Substrat sowie Filter- und Dränschicht realisiert werden (Abb. I)2. Die aus Vlies bestehende Filter- schicht trennt das Substrat von der rein mineralischen Dränschicht. Dadurch wird ver- hindert, dass Feinteile in die Dränschicht gelangen, diese verschlämmen und so den Abfluss verstopfen. Die Erdkultur wird hauptsächlich in offenen Systemen (vgl. 3.2.2) genutzt. In speziellen Fällen kann jedoch eine Erdkultur auch in geschlossenen Syste- men zur Anwendung kommen. Dieser besondere Fall kann bei großflächiger Gestaltung von Beeten im Innenraum von Vorteil sein. Bei Bepflanzungen mit unterschiedlich gro- ßem Wurzelballen und unterschiedlichen Pflanztiefen, ist durch die Porengröße und dessen Gefüge (EBD. 1998: 114) bei organischen Substarten eine bessere Kapillarwir- kung vorhanden. Dadurch wird eine gleichmäßigere Durchfeuchtung des ganzen Sub- strates ermöglicht, wobei die Pflanztiefen und Ballengrößen ausgeglichen werden. Auch leichtes Gefälle oder kleine Unebenheiten im System können durch diese Eigenschaften besser toleriert werden (VOLM 2002:69).

Durch organische Zusatzstoffe im Substrat besteht die Möglichkeit des Einbringens von pflanzlichen oder tierischen Schadorganismen, die auch weitere Gefäße und Pflanzen im Raum befallen können. Um solchen Folgeschäden vorzubeugen, sollte auf eine hohe Qualität des Substrates geachtet werden. Durch chemische Abbauprozesse kann es au- ßerdem zur Entstehung von unangenehmen Gerüchen kommen, die sich unter Umstän- den negativ auf das Raumklima auswirken können. Kurz erwähnt sei auch die Ansied- lung von Schimmel auf toten und feuchten organischen Beimischungen in der Erdkul- tur. Nicht alle Schimmelarten sind gefährlich, doch einige Arten der Gattung Aspergil- lus bilden als Stoffwechselprodukte Mykotoxine, z. B. Aflatoxine. Diese sind für Men- schen gesundheitsschädlich und können sogar allergische Reaktionen auslösen (PAATSCH 2011).

Demgegenüber orientiert sich die Verwendung des Begriffs Hydrokultur in dieser Arbeit an folgender Definition:

Bei der Hydrokultur werden Pflanzen ausschließlich über eine Nährlösung versorgt. Hierfür sind spezielle Hydrokulturdünger notwendig. Das Hydrokultursubstrat übernimmt überwiegend statische Funktionen und soll weitergehend inert sein (d. h., sich chemisch nicht auf das Wasser und die Nährlösung auswirken). (KERSTJENS 1997: 10)

Das Hydrokultursubstrat ist ein rein mineralisches Substrat, welches keine organischen Bestandteile besitzt. Dies können Substanzen wie Bims, Lava, Perlite, Blähton oder Blähschiefer sein (UPMEIER 2003: 98). Es wird ausschließlich im geschlossenen System ge- nutzt. Da kein organischer Zuschlagstoff beige- fügt ist, erfolgt auch keine Zersetzung, die die Strukturstabilität beeinträchtigt oder dadurch entstehende Gerüche in die Raumluft ablässt. Durch die rein mineralische Zusammensetzung ist das Einführen von pflanzlichen sowie tieri-

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 Zonen Hydrokultur (KERSTJENS 1997:35)

schen Schadorganismen ausgeschlossen. Auf- grund dieser Sterilität können sich keine Pilze wie z. B. Aspergillus oder andere Krankheitserreger ansiedeln und gesundheitsschädli- che Sporen oder Keime in die Raumluft abgeben. Der Aufbau ist einschichtig, also ohne Drän- oder Filterschicht. Die Funktion dieser einen, aus Hydrokultursubstrat bestehen- den Schicht, ist hingegen in drei Zonen gegliedert (Abb. 1), denen bestimmte Aufgaben zugeordnet sind. Die Trockenzone schützt vor übermäßiger Verdunstung und dient dem Luftaustausch. In der Feuchtzone wird Wasser im Substrat gespeichert und hält dieses ständig feucht. Durch das größere Porenvolumen wird ein ausgewogenes Wasser- Luftverhältnis im Wurzelraum ermöglicht. Die unterste Schicht ist die Wasserführende. Sie fungiert als wasserbevorratende Schicht und versorgt die darauf liegende Feuchtzo- ne durch die Kapillarkräfte kontinuierlich mit Wasser und beigefügten Nährsalzen. Die Ansprüche an die physikalischen Eigenschaften sind denen der Erdkultur äquivalent, sind hier jedoch hauptsächlich für den Halt der Pflanzen wichtig. In Hydrokulturen werden dagegen keine chemischen Anforderungen an das Substrat gestellt. Weder Was- ser noch Nährlösung sollen mit diesen im Austausch oder Wechselwirkung stehen; Sorption oder Pufferung von Nährstoffen findet demnach nicht statt (KERSTJENS 1998: 123). Durch diese Eigenschaften spricht man auch von einer Kultur im ungepufferten Substrat (EBD. 2002: 11). Für diesen Fall hält der Handel einen speziellen Hydrokultur- dünger bereit, der diese puffernde Wirkung besitzt. Wird eine puffernde Nährlösung mit den Eigenschaften einer wasserspeichende Zone verbunden, sind Pflegeintervalle von 14 Tagen und mehr realisierbar (EBD. 1998: 123). Somit zeigt sich: Um Pflegefehlern entgegenzuwirken, sind für die Anlage von Hydrokulturen im geschlossenen System Fachkenntnisse und -personal von Nöten. Das Hydrokulturkonzept ist vor allem in öf- fentlichen Gebäuden oder im gehobenen Geschäftsfeld von Firmen ein interessanter repräsentativ-dekorativer Aspekt. Wenn Wert auf optimale Bedingungen für Wachstum und Pflanzenzustand, für Gesundheit und Raumklima gelegt wird, sollte jedoch deswe- gen in qualifiziertes Personal für Pflanzung und Folgepflege investiert werden.

3.2.2 Begrünungssysteme: offene und geschlossene System

Im Bereich der IRB werden zwei Begrünungssysteme unterschieden, die sich in Bezug auf den Verbleib des Gießwassers gegeneinander abgrenzen. Kann es abfließen und verlässt das System, spricht man von einem offenen System. Bleibt das Gießwasser hingegen im System, wird die Bezeichnung geschlossenes System verwendet. Beide können sowohl in Beeten als auch in Kästen oder Gefäßen zum Einsatz kommen. Um das System verlassen zu können, wird ein Abfluss benötigt, welcher an ein Abwasser- system angeschlossen werden muss. Solch ein zusätzlicher Abfluss, also ein Anschluss an das Hausnetz, bedeutet Zusatzkosten und erhöht den Preis gegenüber einem ge- schlossenen System, welches ohne einen Abfluss auskommt. Bei beiden Formen der Begrünung muss besonders darauf geachtet werden, dass keine Staunässe im Wurzel- raum auftritt. Denn durch diese entsteht Sauerstoffmangel, was die Funktion der Wurzel beeinträchtigt und bei längerem Anhalten zum Absterben der Wurzel und so zum Aus- fall der ganzen Pflanze führen kann.

In offenen Systemen muss über dem Abfluss eine Dränschicht aufgebracht sein, die das dauerhafte Abfließen des Überschusswassers garantiert, ohne dass der Abfluss dabei verstopft (vgl. 3.1.2). Dieser Abfluss kann an der Unterseite der Kästen oder Gefäße (Abb. I) oder aber seitlich in Höhe der Dränschicht angebracht werden, wenn die Pflanzenart eine Anstaubewässerung durch eine ständig wasserführende Dränschicht benötigt. Wenn das offene System durch einen Pflegefehler zu viel Gießwasser erhalten hat, kann, indem Überschusswasser rasch in den Abfluss fließt, schnell und unproblematisch entgegengewirkt werden. Dadurch entsteht keine pflanzengefährdende Staunässe. Allerdings verliert das System dabei ungehindert Nährstoffe. Auch ist keine Form der Wasserbevorratung möglich, was ein regelmäßiges Bewässern sowie Zuführen von Nährstoffen unabdingbar macht (KERSTJENS 1998: 113).

Im geschlossenen System kann in speziellen Zonen (vgl. 3.2.1) Wasser bevorratet wer- den, zudem können auch keine Nährstoffe das System verlassen. Durch den Einbau von Wasserstandsanzeigern in das System kann durch regelmäßiges Kontrollieren in be- stimmten Intervallen festgestellt werden, ob ein Minimum oder Maximum an Wasser vorliegt. Pflegefehlern, wie übermäßiges Gießen oder eine Überdosierung mit Dünger, kann durch Abpumpen schnell entgegenwirken werden. Somit wird einer Schädigung der Pflanze vorgebeugt. Dies geschieht wenn der Wasserstandsanzeiger groß genug ist, mit einer Pumpe direkt durch den Anzeiger (Abb. 1) oder einem separate Kontroll- schacht.

3.2.3 Pflanzstandorte: mobile und ortsfeste Standorte

Bei der Bewertung hinsichtlich des Standorts gibt es zwei Unterscheidungen, die eines festen oder eines mobilen Standorts. In die Gruppe „ortsfester Pflanzstandort“ fallen alle offenen Systeme (vgl. 3.2.2), das heißt Systeme, die fest installiert sind und nicht ihren Standort ändern können. Ein wichtiger Grund dafür ist auch ihr Anschluss an ein Ab- wassersystem, was einen festen Standort voraussetzt. In diesem System, das oft aus größeren Kästen oder Beeten bestehen kann, können größere Pflanzengruppen auf grö- ßeren Flächen genutzt werden und so ein festes gestalterisches Bild im Raum erzeugen. Der mobile Einsatz von Pflanzsystemen kann nur in geschlossenen Systemen gewähr- leistet werden. Durch seinen geschlossenen Kreislauf, in dem das Wasser sowie die Nährstoffe zirkulieren, benötigt dieses System keinen Abfluss in ein Abwassersystem. Dadurch bleibt es bezüglich des Standorts flexibel. Aus gestalterischer Sicht kann damit das Raumbild spontan verändert bzw. der Raum durch Entfernen einer anderen Nutzung unterzogen werden. Der mobile Einsatz wird vorwiegend bei Gefäßen mit kleineren Pflanzengruppen oder Einzelpflanzen benutzt, denn die Größe des Gefäßes begrenzt das Raumangebot. Diese bis hierher beschriebenen Möglichkeiten der IRB im horizontalen Raum können auch für die entgegengesetzte Dimension genutzt werden. Denn seit Anfang der 1990er Jahre wird nicht nur der horizontale, sondern auch der vertikale Raum verwendet. Um die vertikalen Flächen an den Wänden für die Raumbegrünung nutzbar zu machen, muss grundlegendes Wissen aus der horizontalen Begrünung auf die vertikale Begrü- nung übertragen werden. Durch die 90-Grad-Drehung der zu bepflanzenden Flächen ändert sich jedoch auch der Aufbau der Substrate sowie die an sie gestellten Anforde- rungen.

3.3 Vertikale Innenraumbegrünung

Für die vertikale Wandbegrünung als spezieller Teil der IRB werden gesonderte Sub- strate und Trägersysteme benötigt. Durch die natürliche Schwerkraft würden Substrate aus Erd- oder Hydrokultur nach gewisser Zeit ihre Lage und Struktur ändern. Daher kommen meist Vegetationsträger aus Kunstsoffen (Vliese) zum Einsatz, die auch in der Vertikalen formstabil bleiben. Zurzeit sind einige Systeme am Markt, die sich bezüglich des Aufbaus sehr ähnlich sind. So ist allen Systemen gemeinsam, dass für ausreichend Licht gesorgt sein muss. Falls das natürliche Tageslicht in den Innenräumen nicht aus- reicht, muss der Lichtmangel mit speziell berechneten Beleuchtungssystemen ausgegli- chen werden. In den nächsten Punkten werden Funktion und Aufbauweise sowie Unter- schiede dieser Systeme näher erläutert.

3.3.1 GrüneWand®

Das GrüneWand®-System, entwickelt von Dipl.-Ing. Bernhard Häring3 entspricht ge- mäß seiner Benennung einer begrünten Wand im Innenraum, die durch ihre grüne Fernwirkung einen Ausblick in die Natur vortäuscht. Dabei stehen zwei Ausführungen zur Verfügung. Die mobile Version, die als geschlossenes System (vgl. 3.2.2) aufgebaut ist, kann ein- oder auch beidseitig begrünt und so als mobiler Raumteiler genutzt wer- den (Abb. II). Eine weitere Form ist die direkte, feste Begrünung an der Wand, die als geschlossenes oder offenes System installiert werden kann (Abb. 2).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 Ortsfeste Grüne Wand® (Occio Store, München, http://www.artaqua.de)

Der Aufbau beider Formen ist dem Grundprinzip nach gleich. Als Unterbau dient eine Edelstahl-Unterkonstruktion (Abb.III). Diese muss absolut wasserdicht sein, so dass kein Wasser austreten kann und das Gebäude oder die Einrichtung dabei beschädigt wird und dadurch eine Schimmelbildung ausgeschlossen ist. Darauf liegen die zentralen Elemente, die aus drei verschiedenen Schichten aufgebauten Vegetationsplatten. Die unterste ist die Trägerschicht. Diese besteht aus einer stabilen Styrodurplatte, die die Hauptlast trägt. Die mittlere Schicht, die Haftschicht, setzt sich aus Phenylharzschaum zusammen und übernimmt die Funktion eines Substrates. Den oberen Abschluss bildet die Vegetationsschicht, die aus der Bepflanzung besteht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3 Grüne Wand® im Aufbau (ARCHITEKTUR, INNENARCHITEKTUR, TECHNISCHER AUSBAU 2007: 157)

Die Vegetationsplatten haben eine Größe von 40 cm x 60 cm. Der Vorteil dieser Plattenj ist, dass sich daraus nach dem Baukastenprinzip schnell bestimmte Wandgrößen reali- sieren lassen. Auch spezielle Höhen lassen sich daraus individuell anfertigen (WAINAR 2007: 13). Durch ihre geringe Größe und ihr niedriges Gewicht können sie ohne großen Aufwand in der Gärtnerei bepflanzt und danach zum Kunden transportiert werden. Der wichtigste Grund für die geringen Abmessungen ist jedoch der Wartungsaufwand bei Ausfällen von Pflanzengruppen oder bei Befall von Schadorganismen im System. Auf diese Weise kann die entsprechende Platte schnell und unkompliziert vom System ent- fernt und durch eine neue, schon vorkultivierte Platte ersetzt werden und das Gesamt- bild der Grünen Wand ist schnell wieder hergestellt. Einzelne Pflanzenausfälle können derart durch die Strukturstabilität der einzelnen Platten einfach ausgetauscht werden ohne dass die Form der Wand beschädigt wird.

Die Unterschiede der beiden Systeme werden bei der Bewässerung, besser beim Stand- ort des Wassertanks, deutlich. Bei der einseitigen mobilen Form ist der Wassertank sichtbar unter der Konstruktion befestigt, wird jedoch durch eine Abdeckung kaschiert. Bei der doppelseitigen Wandbegrünung ist zwischen den beiden begrünten Platten ge- nügend Platz, um den Wassertank unterzubringen und diesen aus dem Sichtfeld zu nehmen. Auch für die direkte Begrünung an der Wand besteht die Möglichkeit der Nut- zung eines geschlossenen Systems, indem der Tank unter der Konstruktion installiert und durch eine Zierleiste abgedeckt wird. Wenn sich aber aus platztechnischen Gründen hinter oder unter dieser Wand ein Technikraum befindet, so kann die komplette Bewäs- serungsanlage dort untergebracht werden. Somit ist die komplette technische Wartung der Anlage im nicht-öffentlichen Raum und dadurch der größte Teil der Wartung weit- gehend unauffällig möglich. Des Weiteren ist es dadurch möglich, direkt ab dem Fuß- boden zu begrünen, da hier kein Tank den Weg verstellt und so eine komplette vertikal begrünte Fläche entstehen kann. Bei beiden Systemen muss lediglich in bestimmten Abständen der Pflanzenwuchs und Schädlingsbefall begutachtet bzw. Pflanzen in Form geschnitten werden. Zudem sollte in Hinblick auf Verunreinigungen von Zeit zu Zeit eine Kontrolle der Abflussrinnen (Abb. III) erfolgen.

Die komplette Bewässerung läuft automatisch ab, das heißt durch Feuchtigkeitssensoren und zeitgesteuerte Pumpen wird für eine pflanzentypische, optimal Feuchte der Matten gesorgt. Abgesehen von den mobilen Begrünungen muss in regelmäßigen Abständen Wasser per Hand aufgefüllt werden, festangeschlossene sind diesbezüglich wartungs- frei.

Ein positiver Nebeneffekt für das Raumklima entsteht durch die von den ständig feuch- ten Vegetationsmatten ausgehende Verdunstung. Durch deren große Oberfläche von bis zu mehreren Quadratmetern ist dies ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der Erhö- hung der relativen Luftfeuchte. Gezielt durch Berechnungen gesteuert, kann so für ein optimales, gesundes Raumklima (vgl. 1) gesorgt werden. Im Endeffekt befeuchten ver- tikale Begrünungssysteme die Raumluft in größerem Umfang als dies mit horizontaler Variante möglich wäre. Durch die passive Verdunstung entstehen auch keine Aerosole wie bei mechanischen Zerstäubern in Verdunstungssystemen. Aerosole können Krank- heitserreger aufnehmen und in der Raumluft verbreiten (ARCHITEKTUR, INNENARCHI- TEKTUR, TECHNISCHER AUSBAU 2007: 158). Zudem sorgt die durch Verdunstung ent- stehende Kälte, für ein Abkühlen der Raumluft und dadurch vor allem in den Sommer- monaten für ein zusätzlich angenehmes Raumklima. Auch die schallschluckenden Ei- genschaften der Blattoberfläche von ortsfesten oder mobilen Systemen erhöhen das Wohlbefinden in Innenräumen, wodurch ein höherer akustischer Komfort bei ge- sprächsintensiver Nutzung die positive Folge ist.

Infolge der Verwendung des luftdurchlässigen Phenylharzschaums als Vegetationsträ- ger ist durch deren funghi- und bakteriophoben Eigenschaften eine schimmel- und keimhemmende Wirkung gegeben. Des Weiteren werden bei sachgemäßer Bedienung und Wartung der Anlage keine Pilze gebildet und so keine krankheitserregenden Pilz- sporen in der Raumluft verbreitet. Zwischenzeitlich ist dieses System als hygienisch unbedenklich eingestuft und europaweit patentiert worden (RADTKE 2010).

Die Kosten für eine GrüneWand® können nicht pauschal genannt werden, nach Aus- kunft der Vertreiber-Firma Hydroplant beläuft sich der Quadratmeterpreis jedoch auf rund 7500 CHF (ca. 6000 €).4 Hinzukommen Kosten für die individuelle Wartung der Anlage. Auch die Planung ist aufwendig, da in Zusammenarbeit mit dem Haustechniker und einem Elektronikfachmann die Schnittstellen für Strom und Wasser geklärt werden müssen.

Häufig sind in Bezug auf Schnittstellen, Verblendungen, Beleuchtung, Statik und Pro- jektablauf mehrere Vor-Ort-Besprechungen mit Architekten nötig. Einen wichtigen Punkt bildet hierbei vor allem die Lichtplanung, die im Gesamtpreis enthalten ist. Auch Stahlkonstruktionen, wie Wannen, die Technik, Osmoseanlage, Düngermischer, Steuer- geräte und EDV-Schnittstellen sind bei der GrünenWand® preisintensiv. Die Bepflan- zung selbst wird mit über hundert Stecklingen pro Quadratmeter realisiert, was einen großen Arbeitsaufwand bedeutet. Bei größeren Wänden dauert der Aufbau mehrere Ta- ge, wobei auch Gerüste zugemietet werden müssen. Zudem kann die Arbeit nur von speziell geschultem Fachpersonal ausgeführt werden. Diese Gründe führen maßgeblich zu den hohen Quadratmeterpreisen.

3.3.2 Verticalis®

Einen anderen Ansatz verfolgt das Produkt Verticalis®, welches die Züricher Hoch- schule ZHAW entwickelte und das seit 2009 durch die Firma Hydroplant vertrieben wird. Es lässt sich als Pflanzenbild beschreiben und besitzt vorrangig eine künstlerische und dekorative Intention. Ausschlaggebend ist hier die Wirkung im kleineren Maßstab. Um bestimmte Formen und Muster zu erzielen, wird dabei mit unterschiedlichen Pflan- zen gearbeitet. Diese werden in die Matten gesteckt, verwachsen mit ihnen und bekom- men so den nötigen Halt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4 Konzept Verticalis (Werbebroschüre Verticalis)

Das Standardmaß eines solchen Bildes beläuft sich auf 120 cm x 55 cm x 7 cm. Auf der wasserdichten Unterkonstruktion befindet sich der bepflanze Vegetationsträger.5 Umgeben wird das Ganze von einem farbvariablen XT-Plexiglasrahmen (Acrylglas). Hinter dem Rahmen befindet sich ein von außen nicht sichtbarer Tank für die Bewässerung. Ein bedeutsamer Vorteil dieses Systems besteht darin, dass es ohne Strom, also ohne jegliche Pumpen bzw. andere Schalt- oder Regeltechnik auskommt. Der Tank wird einmal aller drei Wochen durch einen seitlich nicht sichtbaren Wasserstandsanzeiger kontrolliert und mit Wasser befüllt. Das im Standardformat nur 27 kg schwere Pflanzenbild wird in einem an der Wand montierten Basis-Stahlrahmen eingehängt und ist somit relativ leicht zu installieren. Auch der Pflege- und Wartungsaufwand ist hierbei viel geringer als bei der Grünen Wand (STAUFFER 2010: 59).6 Der Quadratmeterpreis beläuft sich auf etwa 3100 CHF (ca. 2485 €) und kann bei Sonderanfertigungen bis auf 4000 CHF (ca. 3200 €) steigen.7 Diese relativ hohen Kosten setzen sich wiederum aus Planung und Montage sowie Lichtplanung und Bepflanzung zusammen. Neben den hohen Materialkosten sind z. B. die handangefertigten Plexiglasrahmen in der Herstellung preisintensiv.

3.3.3 Weitere Systeme

Eine weiteres und im Format kleiner werdendes System der vertikalen Innenraumwand- begrünung ist das Begrünungskonzept Wallflowers®. Diese bepflanzten Bilderrahmen können entweder an der Wand aufgehängt oder als Bild auf einem Tisch aufgestellt werden. Bei dieser Form werden nur kleine Bilder mit wenigen Pflanzen bestückt. Die- se sind in drei Größen erhältlich: klein 31 cm x 31 cm, mittel 37 cm x 58 cm und groß 37 cm x 92 cm.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5 Varianten von Wallflowers (Werbebroschüre Wallflowerconcept)

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1 Weiterführende Literatur vgl. HUBER (2010) und KOHLRAUSCH/RÖBER (2001). Speziell zur Bedeutung von Grünpflanzen in Büroräumen vgl. die Empfehlungen der BUNDESANSTALT FÜR ARBEITSSCHUTZ UND ARBEITSMEDIZIN (2009: 29ff.).

2 Abbildungen, die mit römischen Zahlen nummeriert sind, befinden sich im Anhang. Abbildungen mit lateinischer Nummerierung befinden sich im fortlaufenden Text und sind mit Seitenangabe im Abbildungsverzeichnis aufgeführt.

3 Das GrüneWand®-System wurde durch die Firma ArtAqua zur Marktreife gebracht, die dafür unter anderem den Bundesinnovationspreis 2006 sowie den Internationaler Designpreis Baden-Württemberg 2008 erhielt.

4 Die Angaben basieren auf den von der Firma Hydroplant AG versandten Informationsmaterialien zu ihren Vertriebsprodukten. Darüber hinaus bestand persönlicher E-Mailkontakt mit Gerhard Zemp, Leiter Planung und Projekte der Hydroplant AG. Der Umrechnungskurs von Schweizer Franken in Euro bezieht sich auf den Stand vom 09.01.2011.

5 Die Firma Hydroplant AG, die das System Verticalis® vertreibt, war auf Nachfrage nicht bereit näherer Informationen zu dem System und der Matte bereitzustellen. Zur Verfügung standen lediglich die von der Firma Hydroplant AG versandten Informationsmaterialien zu ihren Vertriebsprodukten.

6 Auch die Berliner Zeitung berichtet über die Zusammenarbeit der Hydroplant AG und der Züricher Hochschule ZHAW (Born 2010: 9).

7 Der Umrechnungskurs von Schweizer Franken in Euro bezieht sich auf den Stand vom 09.01.2011.

Ende der Leseprobe aus 72 Seiten

Details

Titel
Untersuchung zur erdlosen vertikalen Innenraumbegrünung
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Lehr-und Forschungsgebiet Gärtnerische Pflanzensysteme )
Veranstaltung
Gartenbauwissenschaften
Note
1,3
Autor
Jahr
2011
Seiten
72
Katalognummer
V174882
ISBN (eBook)
9783640957286
ISBN (Buch)
9783640957699
Dateigröße
3530 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wandbegrünung, Innenraum, Begrünung, Objektbegrünung, Vertikal, grüne Wände, IRB, green wall, vertikal Begrünung
Arbeit zitieren
Stefan Foerster (Autor:in), 2011, Untersuchung zur erdlosen vertikalen Innenraumbegrünung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174882

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