Gesundheitswesen in China

Ein Vergleich zwischen den westlichen Provinzen und den östlichen Ballungszentren Chinas


Hausarbeit, 2011

13 Seiten, Note: 12


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Messung der Gesundheit

2. Geschichte des Gesundheitssystems Chinas

3. Aufbau des Gesundheitssystems
3.1 Gesundheitssystem auf dem Land
3.1.1 Versicherungssystem
3.1.2 Leistungsangebot
3.2 Gesundheitssystem in der Stadt
3.2.1 Versicherungssystem
3.3.3 Leistungsangebot

4. Statistischer Vergleich zwischen Stadt und Land

Literaturverzeichnis

Einleitung

Schaut man sich Statistiken zu den Bruttoinlandsprodukten und den Lebenserwartungen der Länder dieser Welt an, lässt sich pauschalisiert sagen, dass sich in der Regel bei steigendem BIP auch die Lebenserwartung der Bevölkerung erhöht (OECD 2009: 16). In China jedoch lässt sich dieses Phänomen nur sehr begrenzt beobachten, denn trotz eines enormen Wirtschaftswachstums stagniert die durchschnittliche Lebenserwartung in vielen Provinzen und ist wie auch andere gesundheitsrelevante Faktoren (bspw. Kindersterblichkeitsrate) nicht mit anderen wirtschaftlichen Großmächten zu vergleichen[1]. Aus diesem Grund stellt sich die Frage, wie das Gesundheitswesen Chinas aufgebaut ist und warum sich das stetige Wachstum des BIP nicht auch positiv auf die Gesundheit der gesamten Bevölkerung auswirkt. Dieser Frage möchte ich in dieser Hausarbeit nachgehen. Demnach ist zunächst zu klären, an welchen Kriterien sich die Gesundheit in einem Land oder bestimmten Regionen des Landes messen lassen kann. Da sich in China speziell in den letzten 60 Jahren ein großer Wandel vollzogen hat, werde ich danach auf die Geschichte des Gesundheitswesens in China eingehen, um einen Überblick über die für das Gesundheitswesen relevanten Reformen zu gewinnen. Daran anschließend werde ich mich der Gegenwart zuwenden und mich dem Aufbau des heutigen Gesundheitssystems in China widmen. Das darauffolgende Kapitel zeigt zunächst, welche Auswirkungen das Gesundheitssystem auf die westlichen Provinzen bzw. die östlichen Ballungszentren Chinas hat, um diese Regionen abschließend gegenüberzustellen.

1. Messung der Gesundheit

Um die Gesundheit von verschiedenen Regionen vergleichen zu können, ist es zunächst notwendig zu klären, inwiefern sich Gesundheit überhaupt statistisch erfassen lässt. Die Frage ist also, welche Werte zieht man heran, um die Gesundheit messbar zu machen. Laut WHO (World Health Organisation) lassen sich dafür drei verschiedene Typen von Gesundheitsindikatoren unterscheiden: Zum einen sind dies Indikatoren, die auf den sogenannten Outcome abzielen, wie zum Beispiel der Gesundheitsstatus, desweiteren sind es aber auch Indikatoren, die den Prozess erfassen bzw. auf das Input abzielen, wie beispielsweise die Verfügbarkeit von Angeboten zur Prävention bzw. Gesundheitsförderung. Der letze Typ besteht aus den Indikatoren, die sich auf Determinanten beziehen. Das können z. B. verhaltensbezogene Faktoren wie körperliche Bewegung oder aber auch verhaltensbezogene Indikatoren wie Lärmbelästigung sein (vgl. Walter/Schwartz 2003: 112). Aufgrund der begrenzten Datenlage werden in dieser Hausarbeit jedoch leider nur die Faktoren der Lebenserwartung, Kindersterblichkeit sowie Kosten und Leistungen der gesundheitlichen Versorgung behandelt werden können.

2. Geschichte des Gesundheitssystems

Da viele Ereignisse in den letzten Jahrzehnten enorme Auswirkung auf die Politik und das soziale Gefüge im Land hatten, ist es von Nöten die neuzeitige Geschichte des Landes zu verstehen, um das Gesundheitswesen Chinas begreifen zu können.

Aus diesem Grund werde ich im folgendem Kapitel kurz auf die wichtigsten Reformen und Ereignisse der letzten 60 Jahre eingehen, die das heutige Gesundheitswesen prägen, angefangen bei der Gründung der VR China im Jahr 1949. Zu jener Zeit wurde ein neues Sozialversicherungssystem eingeführt, welches das Wohl der Arbeiter und Bauern gewährleisten sollte (vgl. Hohmann/Lehmann 2003: 69). Darüberhinaus starteten viele Impfkampagnen (bspw. 460 Millionen Pockenschutzimpfungen in drei Jahren) und es wurde vermehrt auf Hygiene und präventive medizinische Behandlung wert gelegt. Die soziale Sicherheit, welche unter anderem ein zentrales Ziel der Kommunistischen Partei war, wurde dann 1953 durch die Arbeiterversicherung bzw. das Fünf-Garantien-System für die Bauern erweitert (vgl. Köster: 31). Diese Arbeiterversicherung umfasste eine Renten-, Arbeitsunfall- und Krankenversicherung, welche anfangs für ein Dritte-Welt-Land noch durchaus gut entwickelt war. Statistisch ließen sich durch diese Programme sogar enorme Erfolge vorzeigen. Die Lebenserwartung stieg beispielsweise im Durchschnitt um mehr als 30 Jahre an und die Kindersterblichkeit wurde um das Vierfache gesenkt (vgl. Hohmann/Lehmann 2003: 70). Nach ausbleibenden Gewinnen in der Wirtschaft und fehlenden Erträgen aus den Ernten konnten jedoch gerade in den Jahren der Dürre (1959-1962) und später zur Zeit der Kulturrevolution nach und nach kaum noch Krankenbehandlungen bezahlt werden. Das Ende des kollektiven Versicherungssystems kam schließlich mit dem Tod Maos und der neuen Reformpolitik Deng Xiaopings 1978 (vgl. ebd.: 70). Seither gab es enorme Änderungen des Sozialversicherungssystems, da die Unternehmen, die nun in den Händen von Kollektiv- und Privatbetrieben sowie selbständigen Unternehmern standen, selbst für die Sozialausgaben der Arbeitnehmer aufkommen mussten. Was wiederum dazu führte, dass die ältere Arbeiterschaft aufgrund ihrer höheren Krankheitsausfälle, zu einer großen Belastung für die Betriebe wurde. Auf dem Land verschwand die Sozialversicherung für Bauern sogar vollständig, was zur Folge hatte, dass sich seitdem viele Bauern keine gesundheitliche Versorgung mehr leisten konnten (vgl. Wen 2006: 30). Diese gesetzliche Trennung von städtischen und ländlichen Gebieten wurde durch die Reform 1998 weiter verstärkt, indem der „Beschluss zur Errichtung eines Grundkrankenversicherungssystems für Beschäftigte in Städten und Gemeinden“ in Kraft trat und der städtischen Bevölkerung ein Grundmaß an gesundheitlicher Versorgung versicherte. Der ländlichen Bevölkerung hingegen blieb bis zur Einführung des neuen Versicherungssystems 2003 weiterhin nur die Möglichkeit einer privaten Krankenversicherung (Hohmann/Lehmann 2003: 71). Genauer wird dieses System nun aber im nächsten Abschnitt der Hausarbeit erläutert.

3. Aufbau des Gesundheitssystems

Wie in der Geschichte des Gesundheitssystems Chinas zu sehen war, gab es in den letzen Jahrzehnten eine Vielzahl an Reformen, die Auswirkungen auf das jetzige Gesundheitssystem haben und es derzeitig noch prägen. So kann man aufgrund von dezentralen Verwaltungsstrukturen der einzelnen Provinzen und enormen Unterschieden in den Systemstrukturen zwischen der ländlichen und städtischen Bevölkerung nicht von einem einheitlichen Gesundheitssystem sprechen (vgl. Köster 2009: 20). Folglich werde ich bei der Erläuterung des Aufbaus des Gesundheitssystems eine Trennung zwischen der Situation auf dem Land und der Stadt vornehmen.

Situation auf dem Land

Versicherungssystem

Die Situation auf dem Land ist seit dem Jahr 2003/04 in einer Phase des Reformumbaus, in der wieder versucht wird an das alte System Maos anzuknüpfen und dieses vor allem hinsichtlich der Versorgungs- und- Finanzierungsstrukturen zu verbessern. Dabei wird wieder auf die aus dem Fünf-Garantien-Plan bekannte genossenschaftliche Grundidee zurückgegriffen (vgl. Köster 2009: 20). Finanziert wird das System durch die persönlichen Beiträge der Bauern und durch Subventionszahlungen der Lokal- bzw. Zentralregierung. Diese Gelder werden in den einzelnen Provinzen zusammengetragen. Die Höhe der Beiträge richtet sich dabei nach den durchschnittlichen Gesundheitsausgaben des vorherigen Jahres, welche jedoch gerade in den westlichen Provinzen häufig sehr niedrig ausfallen und deshalb durch Subventionen aufgestockt werden (vgl. Hohmann/Lehmann 2003:72). Darüberhinaus sollen Bauern mit sehr geringem Einkommen ebenfalls durch das Medical Finance Assistence Scheme (MFA) subventioniert werden, um ihnen eine Einstiegszahlung in das neue System zu ermöglichen. Dabei sollen 5% bis 10% der ärmsten Haushalte in den wirtschaftlich schwachen Provinzen berücksichtigt werden (vgl. Köster 2009: 21). Problematisch sind hierbei erstens die mit über 100 Millionen extrem hohe Anzahl an Wanderarbeitern, die diese provinzialen Grenzen durch ihr stetiges Wechseln der Arbeitsorte auflösen und zweitens die extreme Armut, die in vielen ländlichen Gebieten Chinas vorherrscht (vgl. Wen 2006: 25). Es verwundert deshalb wenig, dass trotz kleinerer Subventionen lediglich 10% der Landbevölkerung den neuen genossenschaftlichen Krankenversicherungsschutz nutzen können und 80% der Landbevölkerung ganz ohne gesundheitliche Versorgung sind (vgl. Wen 2006: 19). Darüberhinaus übernimmt die Versicherung häufig nur einen geringen Anteil an kostenpflichtigen medizinischen Behandlungen. Aufgrund der Unsicherheit in der Leistungserbringung der staatlichen Versicherung nutzen einige wenige Bauern, die es sich leisten können, deshalb eher private Versicherungsanbieter (vgl. Heberer 2005: 35).

[...]


[1] Mit.offenen.Karten.-.2006.03.01.Chinas.ungleiche.Gesundheitsversorgung URL: http://www.youtube.com/watch?v=9tmNQbn02GU Stand: 28.03.2011

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Gesundheitswesen in China
Untertitel
Ein Vergleich zwischen den westlichen Provinzen und den östlichen Ballungszentren Chinas
Hochschule
Philipps-Universität Marburg
Note
12
Autor
Jahr
2011
Seiten
13
Katalognummer
V174967
ISBN (eBook)
9783640957385
Dateigröße
868 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gesundheitswesen, Gesundheitssystem, China, Versicherungssystem, Provinz, Ballungszentren, Messung, Gesundheit
Arbeit zitieren
Daniel Burghardt (Autor:in), 2011, Gesundheitswesen in China, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174967

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