Die Elbvertiefung

Welche Auswirkungen könnte die Entscheidung der EU-Kommission auf das geplante Großvorhaben haben?


Hausarbeit, 2011

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Die Elbvertiefung - Welche Auswirkungen könnte die Entscheidung der EU-Kommission auf das geplante Großvorhaben haben?

1. Einleitung

Die geplante Elbvertiefung ist eine öffentlich-baurechtliche Maßnahme der Fahr-wasservertiefung in der Unter- und Außenelbe, also zwischen der Stadt Hamburg und der Nordseemündung. Die Elbe ist ein Gewässer, das ständig Strömungen und Gezeiten sowie unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten ausgesetzt ist, durch welche stetig Erosion und Sedimentation im Fluss stattfinden. Ablagerungen von Sand und Gestein bilden teilweise erhebliche Barrieren am Flussgrund. Aufgrund dieser Ablagerungen muss die Elbe kontinuierlich durch so genannte Unterhaltsbaggerungen ausgehoben werden. Seit 2002 ist nun eine durchgängige Vertiefung der Elbe im Gespräch, denn nicht nur die Sedimentation macht der Schifffahrt und somit dem Wirtschaftsstandort Hamburg zu schaffen, sondern auch der immer größer werdende Tiefgang der Containerschiffe. Ist die Elbe momentan nur für Schiffe mit einem Tiefgang von etwa 13,5m ausgelegt, so sollen nach der Fahrrinnenanpassung auch Schiffe mit einem Tiefgang von bis zu 14,5m die Elbe problemlos passieren können. Planmäßig hätte bereits 2007 mit der Vertiefung begonnen werden sollen, doch es gab und gibt noch immer zahlreiche Verzögerungen des Projektes. Nun ist geplant Ende 2011 mit dem Ausbau zu beginnen, allerdings gibt es auch hier noch immer zahlreiche Probleme, die vor Baubeginn gelöst werden müssen. Unter anderem muss die Planungsbehörde, das Projektbüro Fahrrinnenanpassung, gemeinsam mit der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord und der Freien und Hansestadt Hamburg der Kommission der Europäischen Union die Planungsunterlagen noch zukommen lassen. Dies ist allerdings erst Ende Dezember letzten Jahres geschehen. Hans-Heinrich Witte, Präsident der Bundesbehörde für Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord, betonte im vergangenen November, dass dies nun die „oberste Priorität“ hätte. Erst nach einer Bestätigung des Projektes durch die EU-Kommission könne problemlos mit der Vertiefung begonnen werden[1].

Im Folgenden wird es erst eine Beschreibung der historischen Elbvertiefungen und des für Ende 2011 geplanten Bauvorhabens geben. Außerdem werden die Elbvertiefungsbefürworter und ihre Gegner sowie ihre jeweiligen Argumente dargelegt werden. Abschließend sollen dann die möglichen Auswirkungen einer EU-Kommissions-Entscheidung für oder gegen die Elbvertiefung dargestellt und im Hinblick auf ihre möglichen Auswirkungen abgewogen werden.

2. Historische Elbvertiefungen

Die Elbe ist schon immer eine Lebensader für die Menschen im Norden Deutschlands gewesen und diente denen, die sich schon früh an ihr niederließen als Nahrungsquelle, Trinkwasserreservoir und Transportweg. Spätestens mit der Entstehung der Hanse ab dem 13. Jahrhundert entwickelte sich die Elbe zu einem enorm wichtigen Transportweg, der den Reichtum und das Ansehen der Stadt Hamburg sicherte. Die so genannten „Ewer“, die schon vor 1500 die Elbe befuhren, hatten nur einen geringen Tiefgang und eine geringe Ladungskapazität. Mit der Entwicklung der „(Hanse-)Kogge“, einem dickbäuchigen Segelschiff, begann der Transport größerer Warenmengen und auch der spätere „Klipper“ dienten dem immer schnelleren Warentransport auf der Elbe. Mit der Erfindung der Dampfmaschine brach ein neues Zeitalter an, das Handel und Transport revolutionieren sollte. Dampfschiffe konnten die Elbe unabhängig von der Antriebskraft des Windes passieren und verdrängten so die Segelschiffe. Der Dieselmotor schließlich ließ Schnelligkeit und Ladungskapazität der Schiffe noch weiter ansteigen und schlussendlich war es die Entstehung des Containertransports, die die Transportgeschwindigkeit noch einmal erhöhte[2].

Die immer größer werdenden Schiffe und der zunehmende Schiffsverkehr hatten zur Folge, dass schon ca. 1530 die „Düpe-Ordnung“ erlassen wurde, die absichtlich herbeigeführte Versandung und Verschmutzung der Elbe zu verhindern. Ab ca. 1750 kam es zu zahlreichen kleinen Erweiterungen und Ausbauten des Flusses, besonders im eigentlichen Hafenbereich[3]. Bereits seit 1818 werden Fahrwasservertiefungen in der Unter- und Außenelbe vorgenommen. Das die so genannten „Wasserbaukunst“ lange vernachlässigt worden war, hatte „eine zunehmende Verschlickung zur Folge“[4], welche zu einer erheblichen Minderung der Hafenkapazität führte. Daher beschloss man mit Strom-Eggen und Dreh-Ewern den Grund der Elbe vom Schlick zu befreien, merkte allerdings bald, dass diese Methoden nicht ausreichten[5]. Ab 1846 setzte man daher dampfgetriebene Eimerbagger ein um Untiefen zu beseitigen. Diese ersten Bagger hatten eine Greiftiefe von 5,7m[6].

Vertiefungsmaßnahmen in der Unterelbe fanden immer stets als Folge wirtschaftlichen Aufschwungs und zunehmenden Handels statt. Insgesamt hat es in der Elbe bislang acht Vertiefungen gegeben. Die erste fand bereits 1818 statt und war eine Vertiefung des Flusses auf -3,5m SKN (Seekarten-Null), was in etwa -5,4m NN (Normal-Null) entspricht. Über die Jahre wurde die Elbe in regelmäßigen Abständen immer weiter vertieft. Die letzte Vertiefung fand 1991-1999 von -13,0m auf -14,9m SKN, also etwa -16,8m NN[7].

3. Planung eines Großvorhabens

3.1 Fahrrinnenanpassung der Unter- und Außenelbe

Bereits bevor die letzte Elbvertiefung 1999 abgeschlossen war, kam es zu Forder-ungen nach einer erneuten Vertiefung des Flusses um die Wettbewerbsfähigkeit des Hamburger Hafens sichern zu können. Momentan können Containerschiffe mit einem Süßwassertiefgang von bis zu 12,8m und einer Breite von 32,3m die Elbe bei problemlos befahren. Massenschiffe können bei gleichem Tiefgang bis zu 45m breit sein. Bei Flut kann der Salzwassertiefgang 13,5m sein[8]. Da im Zuge der guten wirtschaftlichen Lage der letzten Jahre der Transport von Handelsgütern mit Containerschiffen deutlich zugenommen hat, sind auch die Containerschiffe immer größer geworden und haben heutzutage meist einen Tiefgang von bis zu 14,5m bei einer Länge von ca. 350m. In Bau befinden sich sogar schon Containerschiffe mit einem Tiefgang von 15,5m[9].

Um die wirtschaftliche Attraktivität des Hamburger Hafens weiterhin zu gewährleisten sollen in der Elbe nach letztem Planungsstand vom Mai 2010 folgende Veränderungen stattfinden:

1. Auf der Länge vom Hamburger Hafen bis zur Elbemündung sollen Vertiefungen auf zwischen -16,7m NN (über dem Hamburger Elbtunnel) und maximal -19,0m NN an der Elbmündung stattfinden.
2. Vor Brunsbüttel sollen so genannte Begegnungs- oder Warteboxen entstehen, um das Passieren von großen Schiffen reibungsloser zu ermöglichen.
3. In bestimmten Bereichen soll es zu Verbreiterungen der Elbe um maximal 20 m kommen.

Durch diese Maßnahmen soll gewährleistet werden, dass Schiffe mit einem Süß-wassertiefgang von 13,5m und einem Salzwassertiefgang von 14,5m die Elbe problemlos befahren können[10]. Bei diesen Vorgängen müssen ca. 38,5 Mio. Kubikmeter Sedimente ausgebaggert werden. Das Material besteht zu 90% aus Sand, welcher zu strombaulichen Maßnahmen im Gebiet des Mündungstrichters eingesetzt werden soll. Dies dient den Zielen die Änderungen am Tidehub, der Strömungsänderung und anderen Veränderungen des Stromlaufes während und nach den Baumaßnahmen möglichst gering zu halten[11].

[...]


[1] dpa: Elbvertiefung beginnt wie geplant Ende 2011, in: Harburger Anzeigen und Nachrichten, 10.11.2010, S. 13.

[2] vgl. hierzu: Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes/ Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord, Kiel / Wasser- und Schifffahrtsamt Hamburg (Hg.) : Die Elbe – Geschichte und Gegenwart einer Region. Fahrrinnenanpassung Unter- und Außenelbe, Hamburg 1996, S. 6f.

[3] Bracker, Jörg: Die vorindustriellen Entwicklungsphasen im Hamburger Hafen, in: Ohlig, Christoph (Hg.): Hamburg – die Elbe und das Wasser. Sowie weitere wasserhistorische Beiträge (Schriften der Deutschen Wasserhistorischen Gesellschaft e.V. 13), Siegburg 2009, S. 11f.

[4] Ders.: S. 15.

[5] Ders.: S. 16.

[6] Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes/ Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord, Kiel / Wasser- und Schifffahrtsamt Hamburg (Hg.) : Die Elbe – Geschichte und Gegenwart einer Region. Fahrrinnenan-passung Unter- und Außenelbe, Hamburg 1996, S. 11.

[7] Ders.: S. 10f.

[8] Die Schifffahrt auf der Elbe ist abhängig von der Tide. Schiffe können die Elbe mit einem Tiefgang von 12,8m NN auch bei Ebbe tideunabhängig passieren. Bei Flut ist dies Schiffen sogar mit einem Tiefgang von 13,5m NN tideunabhängig möglich.

Süßwassertiefgang meint den möglichen Tiefgang, der bei Ebbe den Fluss passieren kann – wenn also hauptsächlich Süßwasser in der Unter- und Außenelbe fließt. Salzwassertiefgang bezeichnet den Tiefgang, der bei Flut erreicht werden kann, wenn Salzwasser aus der Nordsee in die Elbe fließt.

[9] Projektbüro Fahrrinnenanpassung (Hg.): Fahrrinnenanpassung Unter- und Außenelbe. Hintergrund und Umfang des Ausbaubedarfs, Hamburg 2009, S. 7.

[10] Projektbüro Fahrrinnenanpassung (Hg.): Fahrrinnenanpassung Unter- und Außenelbe. Die Planänder-ung III im Überblick. Eine Information der Vorhabensträger, Hamburg 2010, S. 2.

[11] Ders.: S. 2.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die Elbvertiefung
Untertitel
Welche Auswirkungen könnte die Entscheidung der EU-Kommission auf das geplante Großvorhaben haben?
Hochschule
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Note
1,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
15
Katalognummer
V178284
ISBN (eBook)
9783656001768
ISBN (Buch)
9783656002277
Dateigröße
495 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Elbvertiefung, EU-Kommission, FFH-Richtlinien, Deichsicherheit, Hamburg, Naturschutz, Wirtschaftsstandort
Arbeit zitieren
Ann-Kathrin Bartels (Autor:in), 2011, Die Elbvertiefung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/178284

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