Die dramatische Umsetzung der Wirklichkeit - Ein Vergleich zwischen Dürrenmatts "Die Physiker" und Kipphardts "In der Sache J. Robert Oppenheimer"


Hausarbeit, 2003

13 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Begriffsbestimmung
2.1 Definition des Dokumentartheaters
2.2 Definition der Tragikomödie

3. Untersuchung der Stücke
3.1 Inhaltsangabe Dürrenmatts „Die Physiker“
3.2 Untersuchung Dürrenmatts „Die Physiker“
3.2.1 Die Thematik
3.2.2 Die Gestaltung der Realität
3.3 Inhaltsangabe Kipphardts „In der Sache J. Robert Oppenheimer“
3.4 Untersuchung Kipphardts „In der Sache J. Robert Oppenheimer“
3.4.1 Die Thematik
3.4.2 Die Gestaltung der Realität

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Ich möchte anhand der Vertreter zweier unterschiedlicher Gattungen der Dramatik zeigen, wie unterschiedlich die dramatische Darstellung der Realität ist.

Zum einen werde ich „Die Physiker“ von Dürrenmatt als Vertreter der Tragikomödie untersuchen, zum anderen „In der Sache J. Robert Oppenheimer“ von Kipphardt als Vertreter des Dokumentartheaters.

Beide Autoren sind sehr bekannt und erhielten viele Ehrungen.

Zuerst werde ich die Begriffe „Tragikomödie“ und „Dokumentartheater“ erläutern. Diese Begriffsbestimmung soll dazu dienen, die Gegensätzlichkeit der beiden Gattungen herauszustellen.

Eine detaillierte Untersuchung der Thematik, der Gestaltungselemente und der dramatischen Realitätsdarstellung folgt der Inhaltsangabe der Stücke.

Mein Ziel ist es, die unterschiedliche dramatische Darstellung der Realität unter anderem am Beispiel der Thematik zu zeigen.

2. Begriffsbestimmung

2.1 Definition des Dokumentartheaters

Eine allgemeine Definition des Dokumentartheaters existiert nicht, jedoch gibt es Stücke, die sich durch ihren berichterstattenden Charakter auszeichnen. Das Dokumentartheater entstand in den zwanziger Jahren in Deutschland aus der Annahme, dass bestimmte Problemstellungen zu komplex sind, um sie mit einer fiktiven Handlung und fiktiven Figuren darzustellen. Der Autor selektiert das zugrundeliegende dokumentarische Material wie Protokolle, Akten, Interviews, Reportagen, Briefe, historische Quellen usw. und komprimiert es auf die Kernelemente, um eine bessere szenische Darstellbarkeit des Materials zu erreichen und um dem Material

eine größere Bedeutung für politische, moralische und soziale Problemstellungen einer bestimmten Zeit beizumessen.

„Die Stärke des dokumentarischen Theaters liegt darin, dass es aus Fragmenten der Wirklichkeit ein verwendbares Muster, ein Modell der aktuellen Vorgänge zusammenzustellen vermag.“[1] Dabei liegt es in der Freiheit des Autors, Änderungen vorzunehmen, die die Realität nicht verfälschen. Das Material verliert dadurch jedoch seine historische Authentizität und wird subjektiv.

Die Stücke haben die Funktion, das Publikum aufmerksam zu machen, damit es sich mit dem behandelten Thema auseinandersetzt und Standpunkt dazu bezieht. Es soll sich nicht auf die Realitätsdarstellung der Massenmedien beschränken.

Nachdem das Dokumentartheater Ende der zwanziger Jahre in den Hintergrund rückte, wurde es in den Sechzigern wieder modern. Bestimmte Themen, wie die Verantwortung der Wissenschaftler im Atomzeitalter, sind heute noch aktuell. Berühmte Vertreter der Gattung des Dokumentartheaters sind Heinar Kipphardt, Peter Weiss, Rolf Hochhuth und Hans M. Enzensberger.

2.2 Definition der Tragikomödie

Der Begriff „Tragikomödie“ setzt sich aus den Begriffen „Tragödie“ und „Komödie“ zusammen, welche die beiden wichtigsten Gattungen des Dramas sind. Im 20. Jahrhundert entstanden Mischformen dieser beiden Gattungen (Tragikomödie, Groteske, absurdes Theater, usw.).

Dürrenmatt schuf eine neue Art der Komödie, die Tragikomödie, welche seiner Ansicht nach die einzig mögliche dramatische Form sei.[2] „Sie vertieft durch tragisch gebrochene Komik die tragischen Aspekte“[3]. Dürrenmatt hat erkannt, dass es leichter ist, das Publikum über die Komödie anzusprechen, als über „schwere“ Stücke. „Wir haben offenbar in Dingen der Kunst bescheidener zu werden, aus dem Tiefsinn aufzutauchen“[4].Dürrenmatt stellt die in Unordnung geratene Welt als Komödie dar, die sich teilweise bis zur Groteske steigert. Dadurch wird eine Distanz zum Publikum geschaffen, die es an seinen Ordnungs- und Wertevorstellungen zweifeln lässt. Er geht von einer Welt aus, die für den Mensch nicht mehr überschaubar ist. Daher beschreibt er das Schicksal des Einzelnen, das „persönliche Bestehen dieser Welt“[5]. „Des Weiteren behauptet er, dass nur die Komödie der Situation gewachsen ist, denn wer vor dieser chaotischen Welt verzweifelt, verliert den Kopf“[6]. „Für ihn ist die reine Tragödie nicht mehr möglich, der schreckliche Moment in seinen Komödien ist, wenn ein Mensch nicht verzweifelt, sondern auf das Gute hofft und das Seine tut. Größe und Tragik dieser Personen fließen aus ihrem Verantwortungsgefühl“[7]. Anders als in der Tragödie, „die eine gestaltete Welt voraussetzt“[8], setzt die Komödie eine sich verändernde Welt voraus. Die Tragik in Dürrenmatts Werken entsteht aus Figuren, die an den Konventionen zweifeln und aus Überzeugung handelnd, das Problem nicht lösen, sondern das Gegenteil ihrer Absicht erreichen. Nach Dürrenmatt erreicht die Tragödie erst ihren Höhepunkt, wenn die schlimmstmögliche Wendung eingetreten ist (vgl. Punkt 3, 4, 5, 7, 8)[9].

[...]


[1] P. Weiss: Rapporte 2. Frankfurt 1971,S. 91-93, ed. Suhrkamp 444, zitiert nach Keller, Oskar: Interpretation: Die Physiker, Oldenbourg Interpretationen; Bd. 9, München 1998, S. 105

[2] Bienek, H. Werkstattgespräche mit Schriftstellern, nach Keller, Oskar: Interpretation: Die Physiker, Oldenbourg Interpretationen; Bd. 9, München 1998, S. 67

[3] nach Brockhaus multimedial 2000

[4] Keller, Oskar: Interpretation: Die Physiker, Oldenbourg Interpretationen; Bd. 9, München 1998, S. 67

[5] Keller, Oskar: Interpretation: Die Physiker, Oldenbourg Interpretationen; Bd. 9, München 1998.S. 67f

[6] ebenda

[7] Keller, Oskar: Interpretation: Die Physiker, Oldenbourg Interpretationen; Bd. 9, München 1998.S. 69

[8] ebenda

[9] Friedrich Dürrenmatt: „Die Physiker“, Neufassung 1980, Diogenes

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die dramatische Umsetzung der Wirklichkeit - Ein Vergleich zwischen Dürrenmatts "Die Physiker" und Kipphardts "In der Sache J. Robert Oppenheimer"
Note
1
Autor
Jahr
2003
Seiten
13
Katalognummer
V17964
ISBN (eBook)
9783638224000
ISBN (Buch)
9783640752638
Dateigröße
620 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Umsetzung, Wirklichkeit, Vergleich, Dürrenmatts, Physiker, Kipphardts, Sache, Robert, Oppenheimer
Arbeit zitieren
Benjamin Brinkmann (Autor:in), 2003, Die dramatische Umsetzung der Wirklichkeit - Ein Vergleich zwischen Dürrenmatts "Die Physiker" und Kipphardts "In der Sache J. Robert Oppenheimer", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17964

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