Die Modi im Deutschen und im Englischen - Eine kontrastive Untersuchung


Diplomarbeit, 2000

56 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Begründung der Themenwahl

2. Überlegungen zur kontrastiven Linguistik

3. Allgemeine Betrachtungen zum Gegenstand der Morphologie
3.1. Wortklassen im Deutschen und im Englischen
3.2. Grammatische Kategorien im Deutschen und im Englischen
3.3. Grammatische Mittel/Morpheme im Deutschen und Englischen

4. Das Verb
4.1. Allgemeines
4.2. Klassen und Kategorien der Verben
4.2.1. Morphologische Aspekte
4.21.1. Verbklassen und Flexionstypen
4.2.1.2. Grammatische Kategorien des Verbs
4.2.1.2.1. Tempus
4.2.1.2.2. Modus
4.2.1.2.3. Genus
4.2.2. Sematische Aspekte
4.2.2.1. Sematische Kategorien des Verbs
4.2.2.2. Aktionsarten und Aspekte des Verbs
4.2.2.3. Modalverben und Funktionsverben

5. Flexion (Konjugation)
5.1. Finite Formen

6. Die Modi
6.1. Allgemeines
6.2. Paradigmatisch – potentielle Modusbedeutung
6.2.1. Der Indikativ
6.2.2. Der Konjunktiv
6.2.3. Der Imperativ
6.3. Syntagmatisch – aktuelle Modusbedeutung
6.3.1. Der Indikativ
6.3.2. Der Konjunktiv
6.3.2.1. Gebrauchstypen der Konjunktive
6.3.2.2. Obligatorisch – fakultativer Gebrauch
6.3.3. Der Imperativ

7. Modale Bedeutungskomplexe

8. Schlussfolgerungen

9. Literaturverzeichnis

1. Begründung der Themenwahl

Die gegenwärtige Umwelt wird von den raschen Schritten der Technologie- und Wissenschaftsentwicklung bedeutend geprägt. Da die englische Welt der zentrale Ausgangspunkt dieser Fortschritte in allen Bereichen des Lebens ist, entwickelte sich die englische Sprache rasch zu einer internationalen Sprache der allgemeinen Verständigung. So übt diese auf die meisten Sprachen einen immer stärker und besorgenden werdenden Einfluss aus. Englisch kristallisiert sich zu der wichtigsten Fremdsprache, deren Erlernen für einen Menschen der Gegenwart zu einem Muss wird.

Es wurde festgestellt, dass die Muttersprache oft ein Hindernis im Lernen einer Zweitsprache ist. So entstand die vorliegende Arbeit aus dem Wunsch, eine Übersicht über die Ähnlichkeiten und Unterschiede der zwei germanischen Sprachen, Englisch und Deutsch, zu bieten. Obwohl gleicher Herkunft, entwickelten sich die deutsche und englische Sprache in verschiedenen historischen und kulturellen Kontexten. Wenn das Englische schon eine fast gänzlich analytische Sprache ist, so ist noch das Deutsche im Prozess des Übergangs von einem synthetischen zu einem analytischen System.

Da das Verb, als gründende und organisierende Kraft des Satzes, im Mittelpunkt der Aussagestruktur steht, habe ich dieses Satzglied zum Thema der Arbeit gewählt.

In dieser Arbeit habe ich versucht, das Verb im System der Sprache einzugliedern und die wichtigsten Charakteristika des Verbs anzugehen. Falls die englischen Verbformen den deutschen entsprechen und eine Parallele zwischen zwei Sprachen möglich ist, wird in den Klammern die englische Übersetzung angegeben. Falls die Formen zu differenziert sind, werden die Unterschiede im gleichen Kapitel separat behandelt, mit einer deutschen Übersetzung der englischen Beispielen in Klammer.

2. Überlegungen zur kontrastiven Linguistik

Die kontrastive Linguistik entwickelte sich seit dem Jahre 1960 sowohl im Gebiet der theoretischen als auch im Gebiet der angewandten Linguistik. Unter dem theoretischen Aspekt beschreibt sie die Systeme der Sprachen mit angewandten Methoden, unter dem praktischen Aspekt versucht sie eine Rationalisierung des Fremdsprachenunterrichtes.

Sie untersucht im Bereich des Fremdsprachenerwerbs die Sprachmischung und Sprach-vermischung, die Interferenzen zwischen Muttersprache und Fremdsprache und störende Einwirkungen der phonologischen, lexikalischen und grammatischen Struktur der Muttersprache beim Erlernen der Zweitsprache.

Man kann die kontrastive Linguistik als einen Versuch definieren, zwei oder mehrere Sprachen auf allen Ebenen systematisch zu vergleichen unter der Verwendung des ein und desselben grammatischen Modells.

Im Prozess des Erlernens einer Zweitsprache entsteht das Bedürfnis, den Elementen und Strukturen eine größere Aufmerksamkeit zu schenke, die sich von der Mutersprache unterscheiden, um eine Interferenz der Muttersprache zu verhindern. Dabei können die miteinander verglichenen Strukturen teilweise oder total voneinander abweichen.

Spezifisch – theoretische kontrastive Studien beschreiben umfassend die Unterschiede und Ähnlichkeiten zwischen zwei Sprachen.

Die allgemein-theoretischen kontrastiven Analysen erstellen eine Reihe von allgemein methodischen Prinzipien.

Die angewandten kontrastiven Studien sind ein Teilbereich der angewandten Sprachwissenschaft. Sie vergleichen zwei Sprachen durch Erklärung der Interferenzfehler (Konnerth, 1998. S7).

3. Allgemeine Betrachtungen zum Gegenstand der Morphologie

Gegenstand der Morphologie sind die Wortarten und „jene Formveränderungen, denen die Wörter unterliegen, wenn sie im Satz in Beziehungen zu anderen Wörtern treten und damit neben ihren lexikalischen auch eine bestimmte grammatische Bedeutung realisieren.“ (Spiewok, 1976.S71).

Die Morphologie wird als die Lehre von den „kleinsten lautlichen oder graphischen Einheiten mit einer Bedeutung oder grammatischen Funktion“ (Linke 1996. S60) definiert.

Der Begriff der Formenlehre stammt aus dem Griechischen „morphe“ (‚Gestalt’, ‚Form’) und „logos“ (‚Wort’, ‚Lehre’).

Die Morphologie untersucht die Morpheme einer Sprache mit deren Morphemklassen und –inventar und die auftretenden Kombinationsregeln zwischen den Morphemen.

Die klassische strukturalistische Morphologie segmentiert die Wortformen einer Sprache in einzelnen Morpheme mit Bezug auf die Merkmale, die die Wortformen als signifikant von syntaktischen Wörtern tragen, gleichzeitig inventariert sie die Morpheme, klassifiziert sie und sucht nach Regeln der Verkettung der Morpheme zu Wortformen für syntaktische Wörter.

3.1. Wortklassen im Deutschen und Englischen

Das Wort liegt als analytische Einheit der Grammatik zu Grunde.

Das semantische Kriterium teilt die Wörter nach ihrem lexikalischen Sinn ein; das morphologische nach den Änderungen, die in der Form der Wörter stattfinden, um die grammatischen Kategorien des Genus, Numerus, Kasus, Modus, Tempus, Genus verbi (‚Voice’ im Englischen), Aspektes (nur im Englischen) und der Person auszudrücken; das syntaktische Kriterium teilt sie nach der Möglichkeit der Wörter ein, bestimmte Funktionen im Satz einzunehmen. Da ein einziges Kriterium zur Definition der Wortarten nicht ausreichend ist, soll diese Definition alle frei Kriterien in Betracht ziehen (Galateanu-Farnoaga, 1998. S5).

Aus semantischem Standpunkt können Wörter den Namen eines Gegenstandes (das Substantiv und indirekt das Pronomen, das den Platz des Substantivs einnimmt), eine Eigenschaft (das Adjektiv), eine Zahl (das Numeral), eine Handlung oder einen Zustand (das Verb), ein Kennzeichen einer Handlung oder Zustandes (das Adverb) bezeichnen.

Nach dem semantischen Kriterium unterscheidet man Wortartigen mit selbstständigen lexikalischen Sinn und Wortarten ohne eigenen lexikalischen Sinn, die bloß Beziehungen zwischen den verschiedenen Satzteilen bezeichnen.

Morphologisch werden die Wörter nach den Änderungen ihrer Form analysiert, die unter dem Begriff Flexion zusammengefasst sind. Die flektierbaren Wortarten unterscheiden sich von den unflektierbaren durch ihre Form, die wenigstens eine grammatische Kategorie ausdrückt.

Die Syntax trennt die Wörter, die im Satz eine syntaktische Funktion einnehmen können, von denen, die eine syntaktische Funktion angeben.

Der Duden der deutschen Grammatik gibt folgende Definition für den Begriff Wortart an: „Auf Grund der unterschiedlichen Funktion im Satz und der damit eng verknüpften Formmerkmale, Anordnung und Beziehung zueinander, können verschiedene Klassen von Wörtern unterschieden werden, die sich auch semantisch voneinander abgrenzen lassen und die man Wortarten nennt.“

(Duden, 1996. S85).

Verben bezeichnen Zustände, Vorgänge, Tätigkeiten oder Handlungen. Im Satz nehmen sie die Funktion des Prädikats ein und kongruieren mit dem Subjekt.

Ihr morphologisches Merkmal ist die Konjunktion.

Substantive sind von ihrer Verbindung mit dem Artikel gekennzeichnet.

Im Deutschen geben die Artikel „der“, „die“, „das“ an, ob das Substantiv ein Maskulinum, Femininum oder Neutrum ist.

Im Englischen dagegen ist das Genus sehr schwach gekennzeichnet, weil dieses von dem natürlichen Sexunterschied bestimmt ist. Einige Pronomen drücken das Genus aus, die ‚he’ (‚er’), ‚she’ (‚sie’), ‚it’ (‚es’), ‚who’ (‚wer’).

Substantive bezeichnen Lebewesen ( ‚Kind’ – ‚child’ ), Pflanzen ( ‚Baum’ – ‚tree’ ), Sachen oder Dinge ( ‚Wagen’ – ‚car’ ), Begriffe oder Abstrakta ( ‚Liebe’ – ‚love’, ‚Hitze’ – ‚heat’ ).

Adjektive benennen gewöhnlich Eigenschaften und Merkmale, und bereichern dadurch den Sinn des jeweiligen Substantivs. Die meisten Adjektive können sowohl im Deutschen als auch im Englischen durch bestimmte Formen verschiedene Grade der Komparation ausdrücken:

Alex ist schön. (Alex is beautiful.)

Alex ist genauso schön wie Petra. (Alex is as beautiful as Petra.)

Alex ist schöner als Maria. (Alex is more beautiful than Maria.)

Alex ist das schönste Mädchen. (Alex is the most beautiful girl).

In der deutschen Sprache können Adjektive verschiedene Kasus, Numerus und Genusformen einnehmen. Im Englischen hingegen ändern sie ihre Form durch diese drei grammatischen Kategorien:

eine große Freude (a great joy)

mit großer Freude (with a great pleasure)

ein großer Schmerz (a great pain)

große Schmerzen (great pains)

Der Artikel ist im Deutschen deklinierbar und wird in Verbindung mit dem Substantiv gebraucht; dagegen ändert der englische Artikel seine Form nicht:

der Mann (the man)

dem Manne (to the man)

des Mannes (the man’s)

den Mann (the man)

Das Pronomen gibt den Sprechen, Hörer oder die referierte Person an:

Ich ( I ), du ( you ), er/sie/es ( he/she/it ) oder bezeichnet allgemein oder teilweise Sachen beziehungsweise Begriffe: alle ( all ), jeder ( each ).

Die meisten von ihnen sind sowohl im Deutschen als auch im Englischen nach dem Kasus, Numerus und Genus deklinierbar.

Zu den unflektierbaren Wortarten gehören die Adverbien, die Präpositionen, die Konjunktionen und die Numerale.

Die Adverbien geben in der Regel nähere Umstände an. Sie können ihre Form durch die Komparation verändern.

Die Präposition drückt die Beziehungen zwischen verschiedenen Satzteilen aus. Dabei bestimmen sie den Kasus des Substantivs.

Das Haus ist vor dem Wald. (The house is before the forest.)

Die Mutter schaut nach Monika. (Mother is looking after Monika.)

Die Konjunktionen verbinden zwei Sätze, zwei Satzteile oder einen Satz und einen Satzteil.

Das Numeral drückt eine Zahl aus. Es kann substantivisch, adjektivisch oder adverbialisch verwendet werden. Dadurch nimmt er mehrere Funktionen im Satz ein, aber nur als Substantiv verwendet hat er grammatische Kategorien:

die Millionen ( the millions )

3.2. Grammatische Kategorien im Deutschen und Englischen

Die flektierenden Wortarten können überlappende grammatische Kategorien haben:

Das Substantiv (Pronomen) weist folgende Merkmale auf:

Kongruenzmerkmale: Numerus (Singular, Plural), Person (erste, zweite, dritte);

Intrinsische Merkmale: Genus (Maskulinum, Femininum, Neutrum).

Das Abbildungsmerkmal ist die Deklination.

Das Adjektiv/Artikel: wie das Substantiv, aber die zusätzlichen Kongruenzmerkmale sind Bestimmtheit (bestimmt, unbestimmt) bei dem Artikel und Stärke (stark, schwach) bei den Adjektiven.

Das Verb charakterisiert sich durch folgende Merkmale:

Kongruenzmerkmale: gleich denen des Substantivs.

Intrinsische Merkmale: Tempus (Präsens, Präteritum, sowie die zusammengesetzten Zeitformen), Modus (Indikativ, Konjunktiv, Imperativ), Genus verbi (Aktiv, Passiv), Aspekt (in der englischen Sprache).

Das Abbildungsmerkmal ist die Konjugation (regelmäßig, unregelmäßig).

3.3. Grammatische Morpheme im Deutschen und Englischen

„Morpheme sind die kleinsten Einheiten der Wortstruktur, deren Laut- und Schriftformen unmittelbar zu einem Inhaltsabschnitt in Beziehung gesetzt werden können.“ (Grundzüge einer deutschen Grammatik, 1981. S465).

Man unterscheidet Basismorpheme, Wortbildungsmorpheme und grammatische Morpheme.

Die grammatischen Morpheme bilden einen geschlossenen Bestand in der deutschen Sprache, da sie den geringsten Veränderungen unterliegen. Sie stellen die grammatischen Inhalte und Beziehungen dar. Die gebundenen grammatischen Morpheme funktionieren in Flexion und Derivation als Suffixe und Präfixe:

Jungen: Jung (Basismorphem) + (e)n (grammatisches Morphem des Plurals)

Boys: boy (Basismorphem) + s (grammatisches Morphem des Plurals)

Jedes Wort weist einerseits auf einen bestimmten Inhalt hin, dass nur ihm eigen ist und gleichzeitig auch auf abstrakte Begriffe von Klassen und Ordnungen, denen sie angehören, die man grammatische Kategorien nennt. Durch das Grundmorphem und das Hilfsmorphem wird das Wort zu einer semantischen und grammatischen Einheit.

4. Das Verb

4.1. Allgemeines

Verben können entweder ein Finitparadigma oder ein Partizip bilden. Sie bezeichnen Handlungen, Tätigkeiten und im weiteren Sinne stellen sie alles als „Geschehen“ dar. Aus dem Sichtpunkt der Textgrammatik ist eine wichtige Aufgabe des Verbs, dem Hörer Instruktionen zu erteilen, welche Einstellungen er zum Gesagten und Gemeinten nehmen soll (Weinrich, 1993. S389).

Das Verb drückt die Prozesse der objektiven Realität, sprachlich vor allem in ihrer zeitlichen Einbettung aus. Das wird durch die Konjugation des Verbs erhalten, und zwar durch die Verbindung des Verbstammes mit grammatischen Morphemen, wobei finite Verbformen gleichzeitig eine Kategorie der Person, des Numerus, Tempus, Modus und Genus verbi ausdrücken (Sommerfeldt, 1988. S64).

Engel definiert die Verben als Wörter, die sich konjugieren lassen. Dabei ist die Konjugation, neben der Deklination und Komparation, eine Form der Flexion (Engel, 1991. S389).

4.2. Klassen und Kategorien der Verben

4.2.1 Morphologische Aspekte

In der morphologischen Struktur des Verbs vereinigen sich logisch-grammatische und kommunikativ-grammatische Kategorien.

Die kommunikativ-grammatischen Kategorien, Zeit, Modus undzum Teil die Kategorie der Person, verbinden das Verb aufs Engste mit dem Redeakt und mit dem gesamten Kommunikationsprozess. Deshalb wird diesem Redeteil im Deutschen und Englischen eine außerordentlich große Rolle in der Satzbildung zugeordnet.

Zu den logisch-grammatischen Kategorien gehören Genus verbi („Voice“ im Englischen), die Kategorie der Zahl und zum Teil die der Person, da sie von der Form des Subjekts abhängig sind. Sie zeigen eine verallgemeinerte Beziehung zwischen der im Verb ausgedrückten Handlung und ihrem Subjekt und Objekt an und drücken den verallgemeinerten Charakter dieser Handlung aus (Admoni, 1982. S158).

Diese zwei großen Kategorien bilden eine Einheit und überlagern den grammatischen Bedeutungsgehalt der Verben. Das Grundmorphem des Verbs kann eine andere Semantik haben, nicht unbedingt eine der Tätigkeit, des Prozesses, aber indem es zu einem Grundmorphem des Verbs wird und somit sich in einem verbalen Paradigma einfügt, drückt es ein Prozessband aus, das von einem Agens erzeugt wird. Diese Bedeutung eines Prozesses überlagert die ursprüngliche Semantik des Morphems:

Arbeit – arbeiten work – to work

leer – leeren empty – to empty

Verben können nach semantischen, syntaktischen und morphologischen Kriterien klassifiziert werden.

Im Deutschen besteht der Großteil der Verben aus einer Basis und einem Element, die zusammen ein neues Wort bilden. Es enthält die Flexionsmerkmale des Verbs, dessen Kombinatorikmöglichkeit und deren Valenz. Das Kennzeichen eines neu geborenen Verbs ist das

grammatische Morphem –(e)n, das die Infinitivendung darstellt, zum Unterschied vom englischen, dessen Verben kaum Endungen aufweisen.

Die Derivation spielt eine große Rolle bei der Wortbildung des Verbs.

Die Stammbildung besteht aus dem Anhängen einer Verbendung an ein anderes Wort, das nun als Verbalstamm fungiert:

denominale Stammbildung: rosten, schimmeln

deadjektivale Stammbildung: reifen, faulen

deverbale Stammbildung (die eine Veränderung des Stammes bewirken):

dringen-drängen, sinken-senken

Die Suffigierung tritt seltener aus als die Präfigierung. Tei der Suffixe, wie ‚ig’, sind nicht mehr produktiv. Das Suffix:

-‚er(n)’: löchern ist ebenfalls nur wenig produktiv
-‚el(n)’ zeigt eine Wiederholung oder Abschwächung: tänzeln, drängeln
-‚ier(en)’ zeigt die fremde Herkunft des Verbs an: probieren, frisieren
-‚isier(en)’ und –‚ifizier(en)’ haben eine bewirkende oder ornative Bedeutung:

simplifizieren, elektrifizieren.

Präfixe können fest oder abtrennbar vom Verb sein. Die festen Präfixe bleiben immer mit der Basis verbunden und sind unbetont. Verbzusätze oder abtrennbare Präfixe trennen sich von der Basis in den finiten Formen und sind betont. Nach der präfigierten Basis unterscheidet man:

denominale: begrenzen, verhungern

deadjektivale: verblassen, erheitern

deverbale: vorstellen, ausklingen

Isolierte Bindungen: beginnen

Die zusammengesetzten Verben (Komposita) kommen seltener vor als die Präfixverben und suffigierten Verben. Das Kompositum besteht aus einer Basis, einem Verb und einem vorangestellten „Bestimmungswort“. Folgende Kombinationen können erscheinen:

-Verb + Verb: kennenlernen

-Substantiv + Verb: haushalten, lobpreisen

-Adjektiv + Verb: freisprechen

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-Adverb + Verb: drauflegen

In der englischen Sprache werden Verben nach ihrer morphologischen Struktur eingeteilt in:

Einfache Verben: go (gehen)

Zusammengesetzte Verben: spotlight (scheinen)

Verben mit adverbiale Partikeln: to put on (anziehen)

Verben, die Präpositionen verlangen: to look at (anschauen)

Verbalphrasen: to take care of (sich um etwas sorgen)

Die Verben im Englischenbilden sich mit Präfixe:

‚be’-‚: to befog (sich nebeln)

‘en’-: to encircle (einkreisen)

‚re’-: to react (reagieren)

‘un’-: to unpack

oder Suffixe:

‘en’-: to lengthen (verlängern)

‘fy’-: to simplify (vereinfachen)

‘ize’-: to characterize (charakterisieren)

Verben im Englischen können auch aus anderen Wortarten gebildet werden, aus:

Substantive: work –to work (Arbeit – arbeiten)

Adjektive: empty – to empty (leer – leeren)

Adverb: down – to down (unten – stürzen)

Die Anzahl der Komposita ist sehr klein: to whitewash (bleichen).

Verben, die sich mit adverbialen Partikeln kombinieren, heißen ‚composite/complex verbs’, ein Wortbildungsmittel, das sehr produktiv und charakteristisch in der englischen Gegenwartssprache ist. Dadurch kann ein Verb neue Verben bilden, deren Bedeutungen sich oft gänzlich von der des einfachen Verbs unterscheiden:

to break away (sich loslösen)

to break down (zusammenbrechen)

to break out (ausbrechen)

Verben mit fester Präposition ähneln den ‘composite verbs’. Zu diesen gehören intransitive, seltener transitive Verben, die sich immer mit einer Präposition verbinden:

to rely on (sich verlassen)

Das Vorkommen der Präposition kann die Bedeutung des Verbs ändern:

to come (kommen) – to come across (sich treffen).

4.2.1.1. Verbklassen und Flexionstypen

Ulrich Engel (Engel, 1991. S405 ff) unterscheidet in der deutschen Grammatik folgende Verbklassen:

1. Nach der Perfektbildung: Zu allen deutschen Verben lassen sich Perfektkomplexe bilden, in den das Auxillarverb ‚haben’ oder ‚sein’ zum Partizip II des Hauptverbs tritt:

Oskar hat geschrieben.

Gerhard ist eingeschlafen.

Die meisten Verben, alle passivfähige und alle obligatorisch reflexive Verben, nicht passivfähige Verben mit Akkusativergänzung, Verben ohne Subjekt, Modalverben und durative Verben bilden das Perfekt mit dem Auxillarverb ‚haben’:

Wir haben die sichere Methode verwendet.

Diana hat sich über das Geschenk gefreut.

Er hat ein Fahrrad bekommen.

Es hat gestern stark geregnet.

Sie hat gestern die Arbeit abgeben wollen.

Das Kind hat die ganze Nacht geweint.

Das Perfekt mit ‚sein’ bilden vor allem die nicht passivfähigen Verben, soweit sie perfektiv, nicht passivfähige Richtungsverben und Verben der Befindlichkeit des Werdens sind:

Gerlinde ist aufgewacht.

Gerta ist nach Hermannstadt gefahren.

Sie ist anders geworden nach dem Erlebnis.

[...]

Ende der Leseprobe aus 56 Seiten

Details

Titel
Die Modi im Deutschen und im Englischen - Eine kontrastive Untersuchung
Hochschule
Universitatea Lucian Blaga din Sibiu  (Institut für Literatur Sibiu Rumänien)
Note
1
Autor
Jahr
2000
Seiten
56
Katalognummer
V19054
ISBN (eBook)
9783638232708
Dateigröße
492 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Modi, Deutschen, Englischen, Eine, Untersuchung
Arbeit zitieren
Anneliese Tischler (Autor:in), 2000, Die Modi im Deutschen und im Englischen - Eine kontrastive Untersuchung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19054

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