Infotainment in "The Big Bang Theory"


Hausarbeit, 2013

21 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


I Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Infotainment
2.1 Definition
2.2 Entstehung

3 The Big Bang Theory – eine typische Sitcom?

4 The Big Bang Theory und Infotainment
4.1 Vermittlung von Information
4.2 Wahrheitsgehalt der Informationen
4.3 The Big Bang Theory vs. House of Lies – ein Vergleich der Ästhetik

5 Fazit

II Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Amy: Hang on, Doctor C. What's vexillology?

Sheldon: Vexillology is the study of flags.

Amy: Cool. I think I just learned something!

Sheldon: Did you have fun doing it?

Amy: I'll say!

(The Beta Test Initiation, Season 5, Episode 14)

Anders als bei diesem Zitat scheint in medienwissenschaftlichen Werken die Trennung von Unterhaltung und Information Tradition zu sein. Besonders deutlich zeigt sich dies bei Literatur zum Thema „Fernsehen“. Laut McQuail (1983) beispielsweise erfüllt das Fernsehen zwei Bedürfnisse: das Bedürfnis nach Unterhaltung, die die Flucht vor der Wirklichkeit, Erholung vom Alltag und eine Befreiung von negativen Emotionen ermöglichen soll. Dem gegenüber steht das Informationsbedürfnis. Das Fernsehen soll dem Rezipienten dabei helfen, sich zu orientieren; es soll Rat geben und, nicht zuletzt, einen Rahmen schaffen, in dem er sich weiterbilden kann. McQuail geht also von einer Kontradiktion aus.

Aber ist diese Informations-Unterhaltungs-Dichotomie überhaupt noch zeitgemäß?

Dehm und Storll (2005) sprechen sich klar gegen eine Trennung der beiden Elemente aus. Ihrer Ansicht nach unterscheiden Zuschauer nicht zwischen Information und Unterhaltung. Im Gegenteil: Sie empfinden viele Punkte, die in wissenschaftlichen Kreisen der Information zugesprochen werden, als grundlegend für gute und befriedigende Erfahrungen mit dem Medium Fernsehen.

Auch andere Forscher sind zu dem Schluss gekommen, dass aufgrund der mannigfaltigen Erlebnisdimensionen zwei Kategorien nicht genügen, um die Vielzahl an Fernsehformaten zu beschreiben (Klaus, 2008). Stattdessen muss davon ausgegangen werden, dass auch Hybridformen existieren.

Eine dieser Hybridformen ist das Infotainment, welches in der vorliegenden Seminararbeit genauer untersucht werden soll. Betrachtet wird hier die Vermittlung von Wissen in der Sitcom The Big Bang Theory. Dieses Thema ist besonders interessant, da

Sitcoms im Vergleich zu anderen Programmen immer noch eher als seicht und weniger wertvoll gelten; nur dazu da, den Menschen etwas Abwechslung zu bieten (Mills, 2009, S.2). Außer Acht gelassen wird hierbei allerdings, dass sich Sitcoms weiterentwickelt haben und zum Teil neue Formen entstanden sind. Es erscheint als lohnend, Sitcoms bezüglich ihres Informationsgehaltes noch einmal genauer zu betrachten.

Anhand von The Big Bang Theory soll in dieser Seminararbeit geklärt werden, ob die These, Sitcoms seien zu reinen Unterhaltungszwecken gedacht, gehalten werden kann, oder ob man durch sie tatsächlich etwas lernt. Die Auseinandersetzung mit dieser Frage eröffnet möglicherweise einen neuen Blickwinkel auf Unterhaltungsprogramme und hilft, die Wechselwirkungen zwischen Information und Unterhaltung besser zu verstehen.

Zuerst wird ein grober Überblick über Infotainment gegeben: Die Fragen, durch was es sich auszeichnet und wie es entstand, werden hier beantwortet.

Dem folgt ein Kapitel über The Big Bang Theory, es wird erörtert, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede sich im Vergleich zu einer typischen Sitcom finden lassen.

Daraufhin wird sich der Verknüpfung von Infotainment und The Big Bang Theory gewidmet: Der Fokus liegt darauf, wie Informationen vermittelt werden (auch im Vergleich zu anderen Sitcoms) und ob man überhaupt etwas lernt.

Am Ende der Hausarbeit findet sich ein Fazit, in dem die wichtigsten Punkte bezüglich der eingangs genannten Fragestellung noch einmal aufgegriffen werden.

2 Infotainment

2.1 Definition

Der Begriff Infotainment ist ein englischer Neologismus. Das Portmanteau-Wort aus Information und Entertainment wird zwar in der Wissenschaft nicht einheitlich gebraucht und teilweise sehr verschieden verstanden, bezeichnet aber im Allgemeinen eine Verbindung von Unterhaltungs- und Informationselementen.

Bosshart präzisiert diese weite Definition in seinem Artikel Infotainment im Spannungsfeld von Information und Unterhaltung von 1991 wie folgt:

Der Begriff Infotainment sollte nicht nur als eine Mischung von Information und Unterhaltung definiert, sondern auch als Rezeptionsqualität in einem angeregten (Information) und erregten (Unterhaltung) Zustand aufgefasst werden. Es geht um das Wechselspiel von Kognition und Affekt, um das Spannungsfeld zwischen Nachrichtenwerten und Gefühlsfaktoren (Bosshart, 1991, S.3).

Auch Lukas (2003) bemängelt die Ungenauigkeit der Begriffsbestimmung, da aus der Kombination zweier Worte noch nicht deren Verhältnis ersichtlich sei. So sei auch im Fall Infotainment unklar, ob es sich um informative Unterhaltung (mit Fokus auf dem Vergnügen) oder unterhaltsame Information (mit Hauptaugenmerk auf dem Lerneffekt) handle.

Jedoch ist dies sicherlich auch vom gesendeten Format abhängig, denn Infotainment lässt sich nicht einem bestimmten Genre oder Produktionstyp zuordnen. Es kann in Talkshows, Dokusoaps und Reality TV auftreten, aber auch in politischen Magazinen und Quiz-Shows (Klöppel, 2008). Alles ist denkbar.

Zudem beschränkt sich Infotainment nicht auf den Medienbereich, auch in der Politik (Rohmberg, 2008) und im Sport (Florschütz, 2005) setzt man sich mit diesem Phänomen auseinander. Diese Umstände machen es schwierig, eine Definition zu finden, die alle Aspekte beleuchtet und alle Facetten beinhaltet.

Des Weiteren finden sich in der Literatur widersprüchliche Ergebnisse, was die Auswirkungen des Konzeptes betrifft. Zum einen wird davon ausgegangen, dass Unterhaltung eine „zentrale Bedingung einer erfolgreichen Informationsverarbeitung“ (Schicha und Brosda, 2002, S.15) sei, zum anderen weisen Früh und Wirth (1997) darauf hin, dass der Einsatz von vielen Unterhaltungseffekten einen produktiven Informationstransfer eher unterbinde. Aufgrund der wenigen aussagekräftigen Untersuchungen in diesem Feld sind aber erst noch weitere Forschungen vonnöten, um zu einem abschließenden Ergebnis zu kommen. Erst dann wird es möglich sein, genauere Angaben in Hinblick auf die gespaltenen Wirkungen von Infotainment zu machen.

2.2 Entstehung

Infotainment trat das erste Mal Mitte der 1980er Jahre in den USA auf. Der Ausdruck wurde benutzt, um den Wandel der Informations- und Politikvermittlung im Fernsehen medienkritisch zu beschreiben (Stiegler, 2005).

Jener Wandel resultierte aus der Reform des amerikanischen Fernsehens: Ab den 50er Jahren wurde das vorher übliche Sponsoring durch den Verkauf von Werbezeiten substituiert. Daraus ergab sich automatisch eine starke Konkurrenz zwischen den Sendern, die von nun an noch intensiver darum bemüht waren, neue Zuschauer zu gewinnen, um so möglichst hohe Einnahmen erzielen zu können. Aus dieser Motivation heraus versuchten einige Sender ein neues Konzept: die kurzweilige und amüsante Aufbereitung der Nachrichten durch Inszenierungen wie Showeffekte und musikalische Untermalung (Dörner, 2001).

Die Strategie war so erfolgreich, dass sie von den deutschen Sendeanstalten übernommen wurde, als sich 1984 die ersten Privatsender etablierten, welche sich ebenfalls aus Werbeeinnahmen finanzierten (ebd.).

Doch wie bereits erwähnt steht nicht jeder dieser Entwicklung positiv gegenüber. Medienkritiker wie Neil Postman (2010) werfen den Fernsehprogrammen vor, dass sie Objektivität bloß vortäuschten und durch Banalität und Trivialität bestimmt seien.

Wir stehen hier vor der Tatsache, daß das Fernsehen die Bedeutung von ,Informiertsein’ verändert, indem es eine neue Spielart von Information hervorbringt, die man richtiger als Desinformation [Hervorhebung im Original] bezeichnen sollte. (…) Desinformation ist nicht dasselbe wie Falschinformation. Desinformation bedeutet irreführende Information – unangebrachte, irrelevante, bruchstückhafte oder oberflächliche Information -, Information, die vortäuscht, man wisse etwas, während sie einen in Wirklichkeit vorn [sic] Wissen weglockt (Postman, 2010, S.366).

Allerdings führt Postman für seine Hypothesen keine empirischen Belege an, weshalb es fragwürdig ist, ob sie tatsächlich haltbar sind.

3 The Big Bang Theory – eine typische Sitcom?

Sitcoms sind bekannt für ihre strengen dramaturgischen Regeln, bei keinem anderen Format gibt es so viele einzuhaltende Richtlinien (v. Weymarn, unbekannt). Aber inwiefern halten sich die Produzenten und Regisseure von The Big Bang Theory an diese Vorgaben? Kann die Sitcom überhaupt als „typisch“ eingestuft werden? Diesen Fragen soll im Folgenden nachgegangen werden.

Sitcoms liegt zumeist eine episodische Erzählweise zugrunde, welche es ermöglicht, jederzeit und ohne Vorwissen in eine Sitcom einzusteigen (ebd.). Die Episoden sind wiederum üblicherweise in drei Elemente gegliedert: die Einleitung, in welcher das aktuelle zu lösende Problem vorgestellt wird; den Hauptteil, in dem die Problemlösung durch Hindernisse erschwert wird; und den Schluss, welcher selten überraschend ist. Hier werden die Schwierigkeiten überwunden und die Ausgangssituation wieder hergestellt. Im Allgemeinen haben sich die Figuren beim Durchlaufen dieses Prozesses nicht verändert.

David Marc (1989, S.190f.) beschreibt diese zirkuläre Dramaturgie mit folgender Gleichung:

episode = familiar status quo → ritual error made → ritual lesson learned → familiar status quo

Dieses sehr bekannte Merkmal trifft jedoch nicht gänzlich auf The Big Bang Theory zu.

Zwar findet sich auch hier eine episodische Erzählweise, auch der Aufbau einer einzelnen Episode entspricht dem Muster. Jedoch entwickeln sich die Figuren weiter. Nicht von Episode zu Episode, aber im Laufe der Staffeln. Besonders deutlich wird das am Beispiel Howard Wolowitz.

Vor seiner Beziehung mit Bernadette sieht sich Howard als ein „Ladies man“ und wirft in jedes Gespräch fragwürdige Kommentare und sexuelle Anspielungen ein. In Wirklichkeit hat er jedoch keinerlei Erfolg bei Frauen, worauf in mehreren Episoden hingewiesen wird[1]. Sein Charakter wandelt sich komplett, als er Bernadette kennenlernt und sich mit ihr verlobt. Als sie die Hochzeit absagen möchte, da sie durch einen betrunkenen Raj einige Geheimnisse bezüglich Howards Sexualleben vor der Beziehung erfährt, sucht Howard sie auf und will sie um Verzeihung bitten. Da sie ihn nicht sprechen möchte, wendet Howard sich an Penny.

[...]


[1] Vgl. The Lizard-Spock Expansion (Season 2, Episode 8), The Killer Robot Instability (Season 2, Episode 12) u.A.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Infotainment in "The Big Bang Theory"
Hochschule
Universität Mannheim
Note
1,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
21
Katalognummer
V209942
ISBN (eBook)
9783656379867
ISBN (Buch)
9783656380641
Dateigröße
556 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
The Big Bang Theory, Infotainment, Medien, Fernsehen, Sitcom, Medienwissenschaft, Unterhaltung, Information
Arbeit zitieren
Isabelle Fischer (Autor:in), 2013, Infotainment in "The Big Bang Theory", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/209942

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