Verhaltensmodifikation - Eine Erklärung anhand der operanten Konditionierung nach Burrhus Frederic Skinner


Hausarbeit, 2008

19 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsdefinition

3. Geschichte der Lerntheorie

4. Theorie der operanten Konditionierung
4.1 Aufbau von Verhalten
4.1.1 Shaping
4.1.2 Chaining
4.1.3 Prompting und Fading
4.1.4 Token
4.1.5 Negative Verstärkung
4.2 Erhalt des aufgebauten Verhaltens
4.2.1 Intermittierende Verstärkung
4.2.1.1 Quotenverstärkung
4.2.1.2 Intervallverstärkung
4.3 Abbau von unerwünschten Verhaltensweisen
4.3.1 Präsentationsbestrafung
4.3.2 Entzugsbestrafung
4.3.3 Löschung

5. Weiterentwicklung der Lerntheorie

6. Kritische Würdigung

7. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

In meiner täglichen Arbeit als Sozialpädagogin habe ich nicht nur die Aufgabe für das Wohl der Klientel zu sorgen, sondern auch für die Klientel selbst oder für die Umwelt unangenehmes Verhalten zu reduzieren und angepasstes, erwünschtes Verhalten zu fördern.

Jede/r von uns hat in der Erziehung Methoden erlebt, welche unsere Verhaltensweisen geprägt haben und wendet selber Methoden an, um das Verhalten eines Gegenübers zu beeinflussen. Da in der Sozialen Arbeit die angewendeten Erziehungsmethoden jedoch nicht auf intuitiven, persönlichen Einstellungen und Reaktionsweisen, sondern auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren sollen, begann ich mit der Suche nach Theorien und Methoden, die die Wissenschaft liefert, um Verhalten professionell, zielgerichtet und wirksam verändern zu können.

Auf der Suche nach entsprechenden Theorien und Erkenntnissen stiess ich unter anderem auf Skinner, welcher zum einen als Begründer der Verhaltensmodifikation gilt und als Erster den wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht wurde. Seine Erkenntnisse bildeten die Grundlage für die Weiterentwicklung der Lerntheorie und Verhaltensmodifikation, weshalb es sicherlich wertvoll ist, diese wegweisenden Grundlagen zu kennen.

Ich habe mich deshalb entschieden, der Frage nachzugehen, wie nach der Theorie von Skinner Verhalten aufgebaut, erhalten und abgebaut werden kann.

Bevor auf diese Frage eingegangen wird, ist es sinnvoll, zu Beginn eine Begriffsklärung vorzunehmen, um zu verstehen, was unter Verhaltensmodifikation verstanden wird.

Anschliessend wird der Fokus auf die Theorie der operanten Konditionierung nach Skinner gelegt, welche durch einen kurzen, groben Überblick über die Entstehung der Lerntheorie eingeleitet und durch einen kurzen Überblick über die Weiterentwicklung abgerundet wird, um die Theorie in einem geschichtlichen Rahmen einzubetten. Die Theorie selbst wird in ihren Grundzügen vorgestellt, um einerseits einen Überblick über die Theorie zu erhalten und um andererseits im Anschluss zu erläutern, wie ein Verhalten aufgebaut und auch erhalten werden kann. Da wir in der Sozialen Arbeit nicht nur damit beschäftigt sind, Verhalten aufzubauen, sondern auch mit unerwünschten Verhaltensweisen konfrontiert sind, ist es weitersinnvoll, den Abbau von Verhalten anhand des bisherigen Wissens über die Theorie Skinners aufzuzeigen.

Am Schluss wird die Theorie kritisch gewürdigt und das Wichtigste in Kürze zusammengefasst.

2. Begriffsdefinition

Unter Verhaltensmodifikation, welche das Thema der vorliegenden Arbeit ist, versteht man wortwörtlich, dass ein Verhalten verändert, also modifiziert wird (vgl. Bartmann 2007: 23f.). Dies geschieht durch die systematische Anwendung operanter Lernprinzipien. Im Gegensatz zur Verhaltenstherapie, die durch die Anwendung Pawlowscher Prinzipien gekennzeichnet ist (vgl. Lefrançois 2006: 113), findet die Verhaltensmodifikation auch Anwendung bei nichttherapeutischen Problemlagen, wie es in der Sozialen Arbeit, in der Pädagogik oder im zwischenmenschlichen Zusammenhang der Fall ist (vgl. Bartmann 2007: 23f.).

Sowohl die Verhaltensmodifikation, als auch die Verhaltenstherapie orientieren sich am Verhalten, haben ihre Grundlagen in den Ergebnissen der Experimentellen Psychologie, fordern eine dauernde empirische Kontrolle der Interventionen und gehen von einem funktionalen, verhaltenstheoretischen Ansatz über die Entstehung, Aufrechterhaltung und Veränderung von Verhaltensstörungen aus (vgl. dgvt 1980: 9ff.).

Im modernen Verständnis von Verhalten sind Einstellungen, Gefühle und körperliche Reaktionen mitgemeint. Zu Beginn der Verhaltensforschung, zu Zeiten von Skinner, beschränkte der Behaviorismus das Verhalten lediglich auf direkt beobachtbare Verhaltensweisen. (vgl. Bartmann 2007: 22). Dies beinhalteten physiologische Reaktionen und Reflexe (z.B. Speichelfluss), wie auch willentlich gezeigte Bewegungen oder Äusserungen (vgl. Skinner 1973: 51ff.). So ist nach Skinner Behaviorismus ,, (…) nicht die wissenschaftliche Erforschung von Verhalten, sondern eine Wissenschaftsphilosophie, die sich mit dem Gegenstand und den Methoden der Psychologie auseinandersetzt (1974: 187).’’

Durch den Behaviorismus entstand eine objektive Lerntheorie, die immer wieder erweitert und differenziert wurde.

3. Geschichte der Lerntheorie

Die Grundlage der Lerntheorie wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom sowjetischen Physiologen Iwan P. Pawlow (1849-1936) gelegt, der die klassische Konditionierung entdeckte und systematisch untersuchte. In seinen Tierversuchen bemerkte er, dass die Versuchshunde nicht nur beim Anblick von Futter Speichel produzierten, sondern dies auch bei einem dargebotenen Ton geschah, wenn zuvor beide Stimuli gleichzeitig dem Tier gezeigt wurden. Den ursprünglichen Reiz ,,Futter’’ definierte er als unkonditionierten Stimulus und den stellvertretenden, erlernten Ersatzreiz ,,Ton’’ definierte er als konditionierten Stimulus (vgl. Lefrançois 2006: 32ff.). Er konnte unter anderem auch nachweisen, dass ein bestimmtes Verhalten wieder beseitigt bzw. gelöscht werden kann, wenn der konditionierte Stimulus über längere Zeit alleine, ohne den unkonditionierten Stimulus dargeboten wird. Diesen Vorgang bezeichnete er als Extrinktion (vgl. ebd.: 38f.).

Watson (1878-1958) griff die Sichtweise auf, Verhalten lediglich durch objektiv beobachtbare Merkmale zu untersuchen und übertrug die Theorie und Forschungsweise auf den menschlichen Bereich (vgl. dgvt 1980: 6f.). Berühmt geworden ist besonders das von ihm durchgeführte Experiment mit dem elfmonatigen Albert, dem in einer Untersuchungsreihe auf dem Weg des klassischen Konditionierens Angstreaktionen antrainiert wurden (vgl. Edelmann 2000: 41). Watson war der Begründer des Behaviorismus, welcher dadurch gekennzeichnet ist, dass das Vorkommen einer Seele und psychische Zustände, wie sie zum Beispiel von Sigmund Freud formuliert wurden, abgelehnt werden. Vielmehr werde das menschliche Verhalten fast ausschliesslich von Umwelt oder Lerneinflüssen bestimmt, weniger durch erbliche oder biologische Faktoren. Er verlangte auch, dass psychologische Theorien und Forschungen auf beobachtbare Ereignisse beschränkt werden sollen, um überprüfbare und aussagekräftige Ergebnisse über das menschliche Verhalten erhalten zu können (vgl. dgvt 1980: 6f.).

Obwohl Edward L. Thorndike (1874-1949) etwa zur gleichen Zeit wie Pawlow an Tierversuchen arbeitete und dabei die Bedeutung von zufrieden stellenden Konsequenzen für die Verhaltensmodifikation postulierte, wurde er von den Behavioristen kritisiert, weil seine Theorie vom Gesetz des Effektes auf introspektive Prozesse zurückgriff, welche als nicht wissenschaftlich betrachtet wurde (vgl. Kriz 1989: 123).

In der Theorie der operanten Konditionierung verfolgte Skinner dennoch die These, dass der Effekt oder die Konsequenz eines Verhaltens für die Verhaltensmodifikation wichtig sei, versuchte jedoch in seiner Arbeit den wissenschaftlichen Ansprüchen des Behaviorismus gerecht zu werden.

4. Theorie der operanten Konditionierung

Skinners Theorie wurde auf induktivem Wege erhoben.[1] Nach ihm ist Verhalten ein Forschungsgebiet, welches keine hypothetisch-deduktiven[2] Methoden erfordert, da Verhalten deutlich sichtbar sei (vgl. Lefrançois 2006: 89). Er geht von der Grundannahme aus, dass die Ursachen des Verhaltens ausserhalb der Person liegen und diese dadurch beobachtet und untersucht werden können. Er glaubt auch, dass menschliches Verhalten bestimmten Gesetzen folgt (vgl. ebd.: 90). So begann er in Experimenten nach Erkenntnissen zu suchen, welche sich in Form von Gesetzmässigkeiten und Verhaltensprinzipien als allgemeingültig erwiesen haben (vgl. Angermeier 1972: 6).

Seine Theorie der operanten Konditionierung, heute auch unter instrumentellem Lernen oder Lernen am Erfolg bekannt (vgl. Edelmann 2000: 68) besagt, dass ein Verstärker im Sinne einer Konsequenz, welcher auf eine Reaktion folgt, die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass dieselbe Reaktion in ähnlichen Situationen wieder gezeigt wird (vgl. Lefrançois 2006: 94). Die Theorie wird so benannt, weil ,,unter bestimmten Bedingungen (Konditionen), nämlich je nach Art der Konsequenzen, die Auftretenswahrscheinlichkeit dieser Verhaltensweise (des Operanten) erhöht oder gesenkt wird’’ (Edelmann 2000: 68f.).

Diese Auffassung ähnelt der von Thorndike insofern, als Reaktionen, die unmittelbar vor einem befriedigenden Zustand ausgeführt werden, mit höherer Wahrscheinlichkeit wiederholt werden (vgl. Edelmann 2000: 66). Der Unterschied liegt darin, dass Skinner in seiner Theorie keine Begriffe wie befriedigend verwendete, sondern nur solche, die sich rein objektiv definieren lassen, um dem Behaviorismus gerecht zu werden (vgl. Lefrançois 2006: 94).

Um den Begriff Verhalten erklären zu können, nutzte er auch die Pawlowsche Erklärung der klassischen Konditionierung. Skinner nannte dabei die Reaktion, bzw. das auftretende Verhal-

ten, welches durch einen Stimulus reflexhaft ausgelöst wird, respondentes Verhalten, bzw. Antwortverhalten. Eine weitere Form nannte er operantes Verhalten, bzw. Wirkverhalten, bei dem der Organismus selbst, ohne vorgängige Stimuli, spontan eine Reaktion zeigt. Skinner war der Meinung, dass nicht die Stimuli, wie sie Pawlow beschrieb, zentral sind fürs Lernen, sondern die Konsequenzen, welche auf Reaktionen folgen. Zudem seien die meisten Verhaltensweisen von Menschen operant und dadurch willkürlicher als respondentes Verhalten (vgl. Lefrançois 2006: 92). Früher wurde diese operante Verhaltensweise einem kreativen Geist zugeschrieben, welche Skinner nun anhand der Rolle von Konsequenzen objektiv beschrieben hat (vgl. ebd.: 93).

Konsequenzen folgen auf ein bestimmtes, gezeigtes Verhalten, welche dem Organismus ein Feedback geben, in Form von Belohnung und Bestrafung (vgl. Skinner 1973: 64). Das heisst, dass der Organismus auf seine Umwelt einwirkt und dadurch die Konsequenz bedingt (vgl. Angermeier 1994: 5). Dieses Verhalten wird als Wirkverhalten bezeichnet (vgl. Edelmann 2000: 66).

[...]


[1] Induktion: Herleitung allgemeiner Regeln aus Einzelfällen (Duden 2001)

[2] Deduktion: Herleitung des Besonderen aus dem Allgemeinen; Beweis (Duden 2001)

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Verhaltensmodifikation - Eine Erklärung anhand der operanten Konditionierung nach Burrhus Frederic Skinner
Hochschule
Fachhochschule Nordwestschweiz
Autor
Jahr
2008
Seiten
19
Katalognummer
V213821
ISBN (eBook)
9783656423164
ISBN (Buch)
9783656423355
Dateigröße
503 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
verhaltensmodifikation, eine, erklärung, konditionierung, burrhus, frederic, skinner
Arbeit zitieren
Daniela Imhof (Autor:in), 2008, Verhaltensmodifikation - Eine Erklärung anhand der operanten Konditionierung nach Burrhus Frederic Skinner, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213821

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