Wie werden Emotionen zu Forschungszwecken ausgelöst?


Ausarbeitung, 2008

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Emotionsauslösende Maßnahmen für wissenschaftliche Untersuchungen
2.1 MIP: Vorstellung und Imagination
2.2 MIP: Freie mentale Emotionsgenerierung
2.3 MIP: Emotionshervorrufendes Material
2.4 MIP: Befriedigung und Nicht-Befriedigung von Bedürfnissen
2.5 MIP: Generierung eines emotional relevanten, psychologischen Zustands

3. Effektivitätsprüfung der Manipulation

4. Emotionsanalyse am Beispiel der Stressforschung
4.1 Allgemeine Erläuterungen zur Stressforschung
4.2 Vorstellung der Studie ‚Comparison of two Modes of Stress Measurement’

5. Fazit

6. Literaturangaben

1. Einleitung

Liebe, Angst, Wut – drei zentrale Emotionen, die wohl jedem bekannt sind. Schon immer ist es ein Wunsch der Menschen gewesen, die eigenen und die Gefühle anderer zu verstehen. Aus diesem Grunde sind Emotionen auch in der Psychologie häufig ein zentraler Untersuchungsgegenstand.

Um die Welt der Emotionen zu erforschen, müssen sie wissenschaftlich untersucht werden. Um dies möglich zu machen, müssen spezifische Gefühle künstlich erzeugt werden können, wofür es spezielle Techniken gibt, die im Laufe dieser Referatsausarbeitung vorgestellt werden sollen. Anschließend werden die Effektivitäts- unterschiede der Manipulationstechniken dargestellt. Außerdem wird ein Blick darauf geworfen, wie sich der Effekt verändert, wenn man mehrere Techniken gleichzeitig einsetzt.

Gegen Ende wird dann eine Studie zur Stressforschung vorgestellt, die überraschende Ergebnisse über die kleinen und großen Ärgernisse des Alltags ans Tageslicht befördern wird. Der Untersuchung von Kanner, Coyne, Schaefer und Lazarus gehen zunächst einige allgemeine Informationen zur Stressforschung voran, bevor das genaue Untersuchungsverfahren präsentiert wird. Lazarus und Folkmann stellten 1984 fest, dass ein Ereignis, ob nun ein bedeutendes Lebensereignis oder ein kleines Alltagserlebnis, für den Menschen nur dann mit Stress besetzt ist, wenn er oder sie es als stressig interpretiert; somit lässt sich Stress definieren als die negativen Gefühle und Überzeugungen, die entstehen, wann immer Menschen sich außerstande sehen, den Anforderungen ihrer Umwelt gerecht zu werden.

Mit dieser These und der Frage nach den geschlechtsspezifischen Unterschieden beschäftigt sich der Schlussteil dieser Arbeit.

Einschränkend muss gesagt werden, dass diese Referatsausarbeitung lediglich die drei Emotionen Freude, Trauer und Stress behandelt. Die Untersuchung weiterer Emotionen würde den Rahmen dieser Ausarbeitung leider sprengen.

2. Emotionsauslösende Maßnahmen für wissenschaftliche Untersuchungen

Um Emotionen wissenschaftlich untersuchen zu können, müssen sie künstlich ausgelöst werden. Hierfür gibt es unterschiedlichste Techniken, die auch je nach der geforderten Emotion unterschiedlich erfolgreich sind. Diese Vorgänge nennt man ‚MIP’ – Mood Induction Procedures. Im Folgenden sollen die am häufigsten angewandten emotionsgenerierenden Maßnamen vorgestellt und ihre Unterschiede in der Effektivität präsentiert werden. Als Literaturgrundlage wird die Motografie ‚Experimental inductions of emotional states and their effectiveness: A review’ von Astrid Gerrards-Hesse, Kornelia Spies und Friedrich W. Hesse verwendet. Dieser Artikel wurde 1994 im British Journal of Psychology veröffentlicht.

2.1 MIP: Vorstellung und Imagination

In diesem ersten Beispiel wird die Emotion durch die Vorstellungskraft generiert. Die Versuchsperson aktiviert den Stimulus, der zur Emotion führt vollkommen selbstständig. Ein Beispiel dafür ist die Hypnose. In diesem Zustand der tiefen Trance erhält die Person beispielsweise die Anweisung: ‚Stellen sie sich eine Situation ihrer Wahl vor, in der sie sich glücklich/traurig gefühlt haben.’ In diesem Fall wird die Emotion durch die Erinnerung an diesen Zustand reaktiviert.

2.2 MIP: Freie mentale Emotionsgenerierung

Die zweite ‚mood indurction procedure’ ruft das Gefühl durch freie, mentale Emotionsgenerierung hervor. Dabei wird die Versuchsperson aufgefordert, eine selbst erlebte Geschichte zu beschreiben, die bei ihr eine bestimmte Emotion hervorgerufen hat. Dies kann in mündlicher, wie auch in schriftlicher Weise durchgeführt werden. Zusätzlich erhält die Person die Anweisung, sich ebenso zu fühlen, wie sie es in der spezifischen Situation tat. Durch dieses wieder Auferleben der Geschichte und die Mühe, sich in den empfundenen Gefühlszustand zurück zu versetzen, kehrt die Emotion zurück und die Person befindet sich wieder in einem ähnlichen Zustand, wie in den damaligen Umständen.

2.3 MIP: Emotionshervorrufendes Material

Bei der ‚mood induction procedure’ durch emotionshervorrufendes Material wird beispielsweise ein Film gezeigt oder eine Geschichte erzählt. Die Versuchsperson wird vorher angewiesen, sich in die Situation der Figuren hineinzufühlen oder ihre Emotionen nachzuempfinden.

Neben der Emotionsgenerierung durch einen Film oder eine Geschichte kann dieses auch durch Musik geschehen. In diesem Fall wir ein klassisches oder modernes Musikstück präsentiert und die Versuchsperson erhält die Anweisung, sich in die musikalisch ausgedrückte Stimmung zu versetzen. Dabei ist es der Person freigestellt, auf welche Weise sie die Aufgabe erfüllt. Sie könnte sich im Kopf eine von der Musik begleitete traurige oder schöne Situation ausmalen und so die Emotionen in sich erwecken. Vielleicht verbindet sie auch eine bestimmte Situation mit der Musik, die sie schnell in die geforderte Stimmung bringt. Einige stellen sich wahrscheinlich gar kein Szenario zu der Musik vor, sondern die Töne und Klänge lösen in den Personen von ganz allein eine gewisse Emotion aus.

Einige Forscher halten die Anweisungen in Kombination mit dem emotionsauslösenden Material für unnötig. Ihrer Meinung nach bedarf es keinerlei Anweisungen, um die Person in den gewünschten Gefühlszustand zu bringen. Sie vertreten den Standpunkt, dass der Emotionsauslöser für die Emotionsgenerierung vollkommen genügt.

Die Stimmung der Menschen steigt beispielsweise schnell an, wenn sie Filme mit Tierbabys oder Kleinkindern betrachten.

Am Beispeil der Musik funktioniert es ähnlich. Es wird ein Stück abgespielt, das vorher von anderen Personen beispielsweise eindeutig als ‚traurige Musik’ definiert wurde. Die Versuchsperson erhält allerdings keine Erklärung zum emotionalen Charakter des Liedes. Bei diesem Versuch muss davon ausgegangen werden, dass die Versuchsperson der Musik die gleichen emotionalen Qualitäten zuspricht, wie die Kontrollgruppe. Auf diese Weise wird die Emotion ganz von alleine generiert.

Eine weitere Möglichkeit Freude ohne spezifische Anweisungen dafür hervorzurufen besteht darin, der Versuchsperson ein unerwartetes Geschenk zu überreichen, wie beispielsweise einen Euro oder ein Schokoriegel. Bei dieser mood induvtion procedure ist allerdings zu beachten, dass sie nur bei der Generierung von positiven Gefühlen anwendbar ist.

2.4 MIP: Befriedigung und Nicht-Befriedigung von Bedürfnissen

Emotionen können auch dadurch hervorgerufen werden, wenn die Versuchsperson mit einer Situation konfrontiert wird, die bestimmte Bedürfnisse aktivieren, wie zum Beispiel Erfolg oder Bestätigung.

Dieser Zustand kann dadurch hervorgerufen werden, dass der Person ein falsches negatives Feedback auf eine erbrachte kognitive Leistung gegeben wird. Das könnte beispielsweise ein Intelligenztest sein. Es werden meist kognitive Leistungen verwendet, da das Ergebnis von körperlichen Leistungen schwerer zu manipulieren ist.

Aus diesem schlechten Testergebnis resultiert ein negatives Gefühl und der Wunsch nach Bestätigung entsteht, da der Selbstwert der Person angegriffen ist (Aronson, 1992, 1998).

Zu den ‚mood induction procedures’ der Befriedigung und Nicht-Befriedigung von Bedürfnissen gehört auch die Emotionsgenerierung durch soziale Interaktion. In diesem Fall wird die Emotion durch den Umgang mit anderen Menschen provoziert. Der Versuchsleiter erstellt ein Szenario, wodurch das gewünschte Gefühl erweckt wird. Beispielsweise inszeniert man einen Streit im Warteraum vor dem angeblichen Versuch. Drei Personen sind Versuchshelfer und nur die Versuchsperson ist in den Plan des aufbrausenden Streits nicht eingeweiht. Durch den Umgang mit den streitenden Parteien entstehen bei der Person negative Gefühle.

Diese Technik funktioniert ebenfalls mit positiven Emotionen. Hierbei könnten die Versuchshelfer Kinder oder Tierbabys sein. Sie sind ein Garant für das Entstehen einer positiven Stimmung.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Wie werden Emotionen zu Forschungszwecken ausgelöst?
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
16
Katalognummer
V265130
ISBN (eBook)
9783656546160
Dateigröße
480 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Emotionsforschung, Psychologie, Emotionsauslöser, freie mentale emotionsgenerierung, emotionshervorrufendes material, befriedigung von bedürfnissen, effektivitätsprüfung der manipulation, stressforschung, Comparison of two Modes of Stress Measurement, Kanner, Coyne, Schaefer, Lazarus
Arbeit zitieren
Elena Horn (Autor:in), 2008, Wie werden Emotionen zu Forschungszwecken ausgelöst?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/265130

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