Geschichte und Theorien der Sozialen Arbeit


Hausarbeit, 2011

12 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Grundlagen und Ansätze Sozialer Arbeit 1789-1890
1.1. Ursachen für Verarmung und soziale Probleme
1.2. Welches Ziel verfolgte Soziale Arbeit in dieser Zeit?
1.3. Religiöse und politische Ideen bzgl. Sozialer Arbeit im 19.Jh
1.4. Methodeneinsatz im Bereich der Sozialen Arbeit
1.5. Vom Verwalter zum Helfer, Erzieher und Beobachter
1.6. Fazit

2. Lebensweltorientierte Soziale Arbeit
2.1. Leitdiskussion, Grundannahmen und Ideen
2.2. Basissätze und Prinzipien
2.3. Berufsbezogenheit des Konzeptes und der Theorieansätze

3. Der Fall Puvogel und die Methodenwechsel der Sozialen Arbeit
3.1. Weitere Wandlungen des Falles Puvogel bis zum Jahr 2015
3.2. Gründe für Umetikettierung und Methodenwechsel Sozialer Arbeit
3.3. Weiterentwicklung Sozialer Arbeit im historischen Kontext

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Grundlagen und Ansätze Sozialer Arbeit 1789-1890

1.1. Ursachen für Verarmung und soziale Probleme

„Napoleon ist an allem schuld.“[1] Dieser Titel eines Stücks von Curt Goetz scheint übertragbar auf die Ursachen der Not im ehemaligen ‚Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation‘, das am 6. August 1806 mit dem Rücktritt Kaiser Josephs II. erlosch.[2] Nach der Französischen Revolution 1789 führte die Expansion Frankreichs durch Napoleon zu zahlreichen Kriegen in Europa. Verwüstung, Tod junger arbeitsfähiger Männer, Vernichtung von Ernten, Plünderungen und auch der Verlust gewachsener Infrastrukturen und Nachrichtenwege folgten. Fortbewegungsmittel wurden beschlagnahmt, die ländliche Bevölkerung auf der Suche nach Arbeit und Nahrung immobilisiert. Aufhebung von Heiratsbeschränkungen vielerorts führte zu einer Bevölkerungszunahme. Dazu kamen Landabgaben im Gegenzug zu Befreiung von Frondienst und Obereigentum.[3] Landflucht[4] ab ca. 1820 und Auswanderung[5] exportierten die Not, es bildeten sich Ballungszentren wie im Ruhrgebiet, Berlin und Südwestdeutschland.[6] Ganze Familien mussten unter schlechtesten Bedingungen in den neuen Industrien arbeiten – was ihnen im Laufe des ‚Vormärz‘ ab 1830 und durch die revolutionären Theorien von Karl Marx bewusst gemacht wurde.[7] Der größte Teil der Bevölkerung besaß keinerlei Absicherung gegen Alter, Krankheit oder Tod des Familienernährers. Die ländliche Armut war 1871 für zwei Drittel der Reichseinwohner noch Normalität,[8] aber auch in der Stadt zogen Hunger, Kälte, Raumnot und schlechte Hygienebedingungen Krankheit, Tod und hohe Kindersterblichkeit nach sich.[9]

1.2. Welches Ziel verfolgte Soziale Arbeit in dieser Zeit?

Die Existenznöte in der neuen „Klassengesellschaft“[10] versuchte man zu beheben. Zu Beginn des 19. Jh. hielt man noch an den alten Strukturen der ‚Armenpflege‘ fest und setzte ehrenamtliche „Wohlfahrtspfleger“ für bedürftige Familien ein.[11] Mit dem neuen Unrechtsbewusstsein der Bürger wurde jedoch gesellschaftsbezogenes soziales Handeln nötig. Es entstand die „soziale Frage“.[12] Engagierte Frauen, die sich hier sicher auch emanzipierten,[13] sahen als Zielsetzung Kultur und Bildung der benachteiligten Gesellschaftsschichten,[14] entscheidende Schritte fanden in den USA und England statt,[15] zu Beginn des 20. Jh. dann auch in Deutschland.

1.3. Religiöse und politische Ideen bzgl. Sozialer Arbeit im 19.Jh.

Bei der Beurteilung der „sozialen Frage“ schieden sich die Geister: Wichern sah Rettung aus der Not im Glauben.[16] Marx stand der Religion sehr skeptisch gegenüber,[17] für ihn war der Kampf gegen den Kapitalismus auch Kampf gegen die Not. Auf politischer Ebene versuchte Bismarck mit der publikumswirksamen Einführung einer Sozialgesetzgebung 1881 die Einflüsse der Kommunisten und Sozialdemokraten auf das Volk zu dämpfen.[18]

1.4. Methodeneinsatz im Bereich der Sozialen Arbeit

Zur Umsetzung der sozial geprägten Ziele wurden Verbände ins Leben gerufen: 1849 die Innere Mission, 1869 das Deutsche Rote Kreuz. Gemeindliche Ansätze: 1852 wurde das sog. „Elberfelder System“ eingeführt.[19] Englische und amerikanische Settlements ab 1883 sollten Kultur und soziale Verbesserungen vorantreiben,[20] nachdem schon 1877 in Buffalo die COS als Clearingstelle gegründet worden war.[21] Für Jugendliche und Kinder erneuerten Pestalozzi und Fröbel die Umsetzung des Begriffs ‚Kindergarten‘, und Wichern gründete das „Rauhe Haus“.[22]

1.5 Vom Verwalter zum Helfer, Erzieher und Beobachter

Die sozial tätigen Fachkräfte [23] wurden von ‚Armutsverwaltern‘ zu Helfern und Beobachtern. Hilfebedürftigen wurde angeboten, ihnen bei der Existenzsicherung aus eigener Kraft beizustehen. Aufhebung des Armutsstatus und gesellschaftliche Beteiligung der Adressaten wurden angestrebt, Ansätze und Erfolge beobachtend dokumentiert.[24] In Bezug auf Jugendliche/Kinder setzten Frauen „geistige Mütterlichkeit“ in der Erziehung außerhalb der Familien ein.[25]

1.6. Fazit

Von den im 19. Jh. erarbeiteten Maßnahmen gegen Armut und Not waren die Einführung der Sozialversicherung und die Gesetzgebung bzgl. Kinderarbeit erfolgreich. Hilfeangebote gegen Kontrolle hingegen erwiesen sich als nicht sinnvoll, da die AdressatInnen in ihrer Position gehalten und nicht zu Weiterentwicklung motiviert wurden. In der heutigen gesellschaftlichen Lage sollten Hilfeempfänger nachhaltig zu Selbständigkeit und Selbstbestimmtheit geführt werden, um in ihren Lebensbereichen Fuß zu fassen, wie z. B. durch ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘.

[...]


[1] .oetz/Marschall, (1938/2010)

[2] vgl. Nipperdey, Bürgerwelt und starker Staat, S. 14

[3] ebd., S. 46

[4] vgl. Wischermann, An der Schwelle der Industrialisierung (1800-1850), S. 56-61

[5] vgl. Dießenbacher, S. 13; von 1820-1890 wanderten ca. 4,5 Mio. Menschen in die USA aus

[6] ebd., S. 10, „Berlin wächst…von 1850-1880…von 419.000 über 1.122.000…“

[7] vgl. Marx, Das Kapital, S. 41, „…während das deutsche Proletariat bereits ein viel entschiedneres theoretisches Klassenbewußtsein besaß als die deutsche Bourgeoisie.“ (sic!)

[8] vgl. Dießenbacher, S. 10

[9] ebd., S. 15. Noch 1905 betrug die Säuglingssterblichkeit in Berlin-Wedding 42 %

[10] vgl. Nipperdey, Arbeitswelt und Bürgergeist, S. 414-427

[11] vgl. Müller, S. 20

[12] vgl. Nipperdey, ebd., S. 335

[13] ebd., S. 76

[14] vgl. Müller, Wie Helfen zum Beruf wurde. S. 22-50

[15] ebd., S. 22-50

[16] vgl. Wichern, S. 43: „..die Macht des heiligsten Wetteifers, dessen Ziel die Eine Rettung des christlichen Volkes…wird,…“

[17] vgl. Marx, Zur Kritik der Hegel’schen Rechtsphilosophie, S. 71, „Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur,…“

[18] vgl. Nipperdey, ebd., S. 337-373

[19] vgl. Müller, ebd., S. 20

[20] ebd., S. 38

[21] ebd., S. 28

[22] ebd., S. 69

[23] vgl. Kuhlmann, S. 53

[24] vgl. Müller, ebd., S. 31

[25] vgl. Kuhlmann, S.47

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Geschichte und Theorien der Sozialen Arbeit
Hochschule
Fachhochschule Münster  (Fachbereich Sozialwesen)
Veranstaltung
Fachwissenschaftliche und gesellschaftsstrukturelle Zugänge zur Sozialen Arbeit
Note
1,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
12
Katalognummer
V275499
ISBN (eBook)
9783656684619
ISBN (Buch)
9783656684602
Dateigröße
658 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Geschichte Soziale Arbeit
Arbeit zitieren
Annett Hornung (Autor:in), 2011, Geschichte und Theorien der Sozialen Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275499

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