Grüne Gentechnik – Chancen und Risiken


Fachbuch, 2014

215 Seiten


Leseprobe


Inhalt

Ben Paul Illesch (2013): Food with(out) GMO – Die Kennzeichnung „gentechnischer“ Lebensmittel im Freihandelsprojekt der EU und der USA

Lesehinweis

Abkürzungsverzeichnis

Einleitung

Gentechnik bei der Lebensmittelherstellung

Die Kennzeichnung von GV-Lebensmitteln

GV-Lebensmittel im Freihandelsprojekt TTIP

Zusammenfassung und Fazit

Abbildungen

LLiteraturverzeichnis

Steffen Bauer (2010): Gentechnologie als Beitrag einer modernen Agrarrevolution zur Hunger- und Armutsbekämpfung in Entwicklungsländern

Einleitung

Die Grüne Revolution

Zwischenfazit

Gentechnik in der Landwirtschaft

Akteure der Gentechnik

Aktuelle Situation

Argumente der Gentechnikbefürworter

Öffentliche Diskussion um die Gentechnik

Abschließende Bewertung

LLiteraturverzeichnis

Julia Bultmann (2010): Gefahren der Gentechnik für den Maisanbau in Mexiko

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Zukünftige Legalisierung der Gentechnik in Mexiko?

Entwicklung des Maisanbaus in Mexiko

Gefahren der Gentechnik – biologische und rechtliche Grundlagen

Sozio-ökonomische Konsequenzen für den Maisanbau in Mexiko

Ausblick

Bibliografie

Abbildungen

Ben Paul Illesch (2013): Food with(out) GMO – Die Kennzeichnung „gentechnischer“ Lebensmittel im Freihandelsprojekt der EU und der USA

Einleitung

„A future deal between the world’s two most important economic powers will be a game-changer. Together, we will form the largest free trade zone in the world.“ [1]

José M. D. Barroso, derzeitiger Präsident der Europäischen Kommission

Das Oberhaupt der Europäischen Kommission spielt mit diesen Worten auf das Anfang des Jahres 2013 beschlossene Projekt zur Einführung eines Freihandelsabkommens zwischen der EU und den USA an. Dieser in der Geschichte größte bilaterale Handelsdeal (TTIP) würde zwei der wichtigsten Handelspartner, die zusammen knapp die Hälfte der weltweiten Wirtschaftsleistung erbringen, noch enger zusammenschweißen. Bei den Verhandlungen um diesen Freien Güterhandel über den Atlantik sollen keineswegs nur Zölle liberalisiert, sondern auch administrative Handelsbarrieren abgebaut werden. Zu diesen zählen vor allem die unterschiedlichen Gesetze und Vorschriften für gewisse Güter-Bereiche. Eine Liberalisierung dieser, könnte sich allerdings bei den TTIP-Verhandlungen als sehr schwieriges Unterfangen herausstellen. Schließlich fußen die bisherigen Handelshemmnisse auf Grundlage unterschiedlichster Ansichten zu Themenspezifika zwischen den beiden Wirtschafträumen.

Eines dieser Konfliktthemen stellt die Einigungsgespräche und somit auch das ambitionierte Freihandelsprojekt schon zu Beginn auf eine harte Probe. So wurden die gerade erst begonnenen Verhandlungen um das Transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) von der NSA-Datenschutzaffäre überschatten. Die damit verbundenen grundsätzlichen Fragen bezüglich des Datenschutzes gilt es, nicht nur um das erschütterte Vertrauen der EU wieder aufzubauen, sondern auch für das Zustandekommen des TTIP, zu klären.

Ein weiteres Problem könnte sich im Bereich der Gentechnik entwickeln. Schließlich boten der Einsatz sowie der Umgang mit dieser Technologie schon in der Vergangenheit, aufgrund der unterschiedlichen Meinungen der politischen und gesellschaftlichen Akteure – auf beiden Seiten des Atlantiks – ein erhöhtes Konfliktpotential.

Mittlerweile haben sich, auf Grundlage dieser unterschiedlichen Ansichten der beiden Handelspartner, auch völlig verschiedene Ansätze zum regulativen Umgang mit der Gentechnik und den damit verbundenen Gütern entwickelt.

In dieser Arbeit wird diesbezüglich das Augenmerk auf den Verbrauchsgüterbereich der gentechnisch veränderten Lebensmittel gelegt. Insbesondere wird jedoch die Kennzeichnung dieser fokussiert.

Die Arbeit ist in drei große Bereiche unterteilt. Im ersten Kapitel erfolgt eine Einführung in die Grundlagen rund um die Thematik der Gentechnik und der damit hergestellten Produkte. Dabei wird, neben den allgemeinen biologisch-technischen Konzepten und Methoden der Gentechnik sowie deren Anwendung bei der Herstellung von Lebensmitteln, auch auf den gesellschaftlichen Diskurs im transatlantischen Vergleich eingegangen. Diese grundsätzlichen Informationen, von der Theorie der Gentechnik über deren Anwendung im Lebensmittelbereich bis hin zur Reaktion der Verbraucher, schaffen das nötige Fundament für das darauffolgende zweite Kapitel. In diesem werden die einzelnen regulativen Maßnahmen, in Bezug auf die Kennzeichnung solcher gentechnisch veränderter Lebensmittel in der EU sowie in den USA, gegenübergestellt. Dabei gilt es, unter anderem folgende Fragen zu klären: Sind die bisherigen rechtlichen Standards in den einzelnen Staatenverbünden optimal an die Verbraucherrechte angepasst? Wollen die Konsumenten überhaupt eine Kennzeichnung, welche auf das (Nicht-)Vorhandensein bestimmter gentechnisch veränderter Stoffe hinweist? Wie stark sind in diesem Zusammenhang die regulativen und gesellschaftspolitischen Unterschiede in den beiden Staatenverbünden ausgeprägt?

Nach einer Darstellung der aktuellen Rechtslagen in Verbindung mit einem Erklärungsansatz der zuvor aufgestellten Fragestellungen, wird im dritten und letzten Kapitel die „Kennzeichnungsfrage“ bei GV-Lebensmitteln im TTIP erörtert. Bezugnehmend auf das erste und zweite Kapitel, werden einzelne ausgewählte Kennzeichnungs-Szenarien prognostiziert, sowie deren Vor- und Nachteile analysiert. Die oben aufgeführte Aussage Barrosos, dass das TTIP ein „game-changer“ sein könne, dient als Schlüsselhypothese dieses letzten Kapitels.

Am Ende wird die dargelegte Thematik durch eine Zusammenfassung und ein Fazit mit Blick auf die Zukunft der Gentechnik abgerundet.

Gentechnik bei der Lebensmittelherstellung

„Bei der so genannten grünen Gentechnik handelt es sich eher um einen Glaubenskrieg als um eine wissenschaftliche Debatte.“ [2]

Andrea Fischer, ehemalige deutsche Bundesministerin für Gesundheit

Die Aussage von Andrea Fischer kann einerseits als scharfe Kritik an der Durchführung der (öffentlichen) Debatte über die Grüne Gentechnik, andererseits als bloße Mutmaßung verstanden werden. Um dies beurteilen zu können, müssen die Begriffe „Glaubenskrieg“ und „wissenschaftliche Debatte“ nach ihrem Sinninhalt nach erläutert werden. Ein Glaubenskrieg wird wegen unterschiedlicher Religionsvorstellungen geführt. Unter einer Debatte versteht man in der Regel das Zusammentragen von Pro- und Kontra-Argumenten zu einer bestimmten Thematik, dabei wird die Wissenschaftlichkeit durch rationalen Erkenntnisgewinn sowie nachprüfbare Aussagen sichergestellt. Bezogen auf das oben aufgeführte Zitat könnte dies folglich bedeuten, dass der Diskurs bezüglich der Anwendung der Grünen Gentechnik eher darauf zurückzuführen ist, was die beteiligten Akteure ganz subjektiv denken und weniger darauf, was die bisherigen wissenschaftlichen Ergebnisse zeigen. Ob diese Situation schon vorherrscht und somit das Fundament für das hypothetische Konstrukt eines „Gentechnik-Glaubenskrieges“ tatsächlich schon existiert, wird im letzten Punkt dieses ersten Kapitels geklärt.

Allen voran müssen zuvor wichtige Grundlagen der (Grünen) Gentechnik geklärt werden. Dabei liegt der Fokus auf der Erläuterung von speziellen Begrifflichkeiten, grundlegenden Methoden, Anwendungen sowie Zielen der Gentechnik im Bereich der Lebensmittelproduktion. Um die Bandbreite der Thematik rund um die Gentechnik zu untermauern, werden Zahlen und Fakten zum Einsatz dieser Technik dargestellt. In Bezug auf die Komplexität der gesamten Gentechnik-Diskussion wird auch auf die möglichen Chancen und Risiken des Einsatzes der Technologie eingegangen.

Terminologie

Im Jahr 1973 veränderten Stanley N. Cohen und Herbert Boyer zum ersten Mal die DNA einer Zelle im Reagenzglas und legten damit einen bedeutenden Grundstein für die moderne Gentechnologie[3] und der dazugehörigen Gentechnik-Industrie. [4]

In der heutigen Zeit wird die Gentechnologie vielfach als eine der wichtigsten Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts angesehen. [5]

Sie ist ein abzugrenzendes Teilgebiet[6] des Sammelbegriffs der Biotechnologie [7]. Eine Begriffserklärung der Gentechnologie ist die der sogenannten Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages [8]. Sie definiert Gentechnologie als „die Gesamtheit der Methoden zur Charakterisierung und Isolierung von gentechnischem Material, zur Bildung neuer Kombinationen genetischen Materials sowie zur Wiedereinführung und Vermehrung des neukombinierten Erbmaterials in anderer biologischer Umgebung.“ [9]

Ähnlich wie bei der Biotechnologie, wird die Gentechnologie weniger nach den einzelnen Methoden bzw. Verfahren, sondern vielmehr nach ihren Anwendungsbereichen differenziert.[10] Finden gentechnische Methoden im medizinisch-pharmazeutischen Gebiet Anwendung, spricht man von der Roten Gentechnik. Die Graue Gentechnik steht für den Einsatz von gentechnischen Verfahren im Bereich der Umwelt(schutz)technik, wie z.B. bei der Abfallwirtschaft. Bei der Weißen Gentechnik werden bestimmte Stoffe, wie etwa Enzyme, Vitamine, Aroma- und Zusatzstoffe sowie verschiedenste Feinchemikalien für die industrielle Verwendung hergestellt. Dabei ersetzen gentechnische Methoden häufig bestimmte chemische Prozesse bei der Herstellung dieser Stoffe. [11] Bei der Grünen Gentechnik geht es hauptsächlich um die Anwendung genetischer Methoden in der Pflanzenzüchtung. [12] Auf diesen wohl bekanntesten Zweig der Gentechnologie wird nach einer kurzen Einführung in die (traditionelle) Pflanzenzüchtung eingegangen.

Die meisten der in der heutigen Agrarindustrie verwendeten Kulturpflanzen haben durch die vom Menschen seit Jahrtausenden betriebene Zuchtwahl (Selektion) nur noch sehr wenig mit ihren ursprünglichen Stammformen gemein. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts wird diese Selektion der Bauern durch die industrielle Züchtung von Nutzpflanzen mittels gezielter Kreuzungs-Verfahren ersetzt. [13] Seitdem wurden mit Hilfe moderner Methoden, wie etwa der Hybrid-[14] oder der Mutagenesezüchtung[15], sehr ertragreiche Hochleistungssorten entwickelt. Sowohl bei den althergebrachten, als auch bei den modernen Methoden der klassischen Kreuzung, werden immer die gesamten Erbanlagen (Genom[16]) der sog. Elterngeneration einer Pflanzenlinie miteinander gekreuzt.[17] Es wird also das Erbgut der Pflanze verändert. Bei der Grünen Gentechnik kommt es ebenfalls zu einer solchen Veränderung, allerdings wird nur ein bestimmter Teil des Genoms (einzelne Gene) für eine Neukombination verwendet. Zudem wurde bei der Grünen Gentechnik, im Vergleich zur traditionellen Pflanzenzucht, die sog. „Artenschranke“ aufgehoben. Als „Spender“ kommen somit nicht mehr nur Pflanzen einer Art bzw. verwandter Gattungen, sondern jeder Organismus[18] in Frage. [19] Somit können Eigenschaften von Pflanzen über die Kreuzbarkeit hinaus gezielt „hervorgerufen, verstärkt, vermindert oder ausgeschaltet“[20] werden. [21] Wie diese Veränderung mittels gentechnischen Methoden erfolgt, wird folgend kurz und teilweise vereinfacht dargestellt. [22]

In einem ersten Verfahren – der Charakterisierung – wird mit Hilfe molekulargenetischer analytischer Methoden die genetische Information, welche für die Ausprägung eines bestimmten Merkmals verantwortlich ist, in der DNA eines Organismus identifiziert und beschrieben. Im anschließenden Schritt – der Isolierung – wird dieser Bereich der DNA aus dem sogenannten Spenderorganismus extrahiert. Danach kommt es zu einer Aufbereitung und Vermehrung dieses extrazellulären Erbguts. Das so erhaltene aufbereitete, extrazelluläre Erbgut kann nun „([…] unverändert oder neukombiniert) entweder direkt […] oder über Vektoren[23]“ [24] in eine sogenannte Empfänger- oder auch Wirtspflanze übertragen werden. Von diesem letzten Verfahren – der Transformation – abgeleitet, werden solche neu ausgestatteten Pflanzen auch als „transgene Pflanzen“ bezeichnet.[25] Synonym werden die Begriffe „gentechnisch[26] modifizierte Organismen“[27] bzw. „gentechnisch manipulierte Organismen“ (GMO) oder auch „gentechnisch veränderte Organismen“[28] (GVO [29]), auch über die Grüne Gentechnik hinaus, verwendet.

„Vom Labor auf den Teller“ – Eigenschaften und Anwendungsgebiete von GVO

Seit den ersten wissenschaftlichen Erfolgen im Labor, Anfang der 1980er Jahre, entwickelte sich die Gentechnik innerhalb weniger Jahre zu einer anwendungsorientierten Technologie[30], deren Erzeugnisse seit nun mehr als 30 Jahren auf den Markt zugelassen sind. [31]

Für den im Vergleich noch relativ „jungen Einsatz“ gentechnischer Verfahren in der Lebensmittel [32]- bzw. Futtermittelproduktion ist hier vor allem die Grüne, aber auch die Weiße Gentechnik von Bedeutung. [33] Hierbei gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie GVO in Lebensmittel gelangen können, wobei transgene Pflanzen bisher die wohl bedeutendste Rolle einnehmen. Entweder transgene Pflanzen werden für die Lebensmittelproduktion „direkt […] oder über einen Veredelungsschritt als tierisches Produkt[34]“ [35] eingesetzt. Der Anfang der Lebensmittel, welche aus oder mit Hilfe von GVO hergestellt wurden, liegt bei der Grünen Gentechnik in der Herstellung von GV-Saatgut [36] für die Agrarwirtschaft. Dabei ist das hauptsächliche Ziel der Gentechnik-Unternehmen, bestimmte Kultursorten (Events [37]) so zu verändern, dass sie für den Einsatz als Saatgut „auf dem Feld“ besonders vorteilhafte Eigenschaften zur Ertragssteigerung aufweisen. Hierbei gilt es, die hohen Ernteausfälle durch bestimmte Schädlinge, Unkrautkonkurrenz sowie Krankheiten entgegenzuwirken (siehe Abb. 1). Den globalen kommerziellen Anbau dieses GV-Saatguts beherrschen, mit gut drei Viertel der GV-Anbauflächen, die Kultursorten mit sogenannten Resistenzgenen gegen Herbizide (59% Stand: 2011)[38] und schädliche Insekten (15% Stand: 2011) [39]. Auf diese herbizid- und insektenresistenten transgenen Pflanzen wird aufgrund ihrer Bedeutsamkeit der gentechnischen Veränderungen im Folgenden kurz eingegangen. [40]

Bei transgenen herbizidresistenten Pflanzen werden mittels gentechnischer Verfahren Resistenzgene in die Pflanzen eingebracht, so dass diese gegen bestimmte, in der Landwirtschaft verwendete, unkrautvernichtende Pflanzenschutzmittel „immun“ sind. [41] Für den Einsatz solcher transgenen herbizidresistenten Pflanzen werden von den Gentechnik-Unternehmen verschiedene Vorteile im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft angebracht. So soll die eingesetzte Menge von Herbiziden bedeutend geringer ausfallen, was neben den positiven ökologischen auch einen finanziellen Effekt für den Landwirt bedeuten kann.[42] Zudem kommt es nicht zu Ernteeinbußen, die wiederum bei der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln in der konventionellen Landwirtschaft nicht zu verhindern sind. Außerdem müssen die Landwirte nicht mehr den Boden umpflügen, um das Nachwachsen von Unkräutern zu hemmen. [43]

Die Insektenresistenz ist das in der Landwirtschaft am zweithäufigsten auftretende Merkmal von transgenen Kulturpflanzen. Diese produzieren, dank des gezielten Einbringens bestimmter Gene[44] in das Pflanzengenom, eigene Abwehrstoffe gegen schädliche Insekten [45]. Wie bei der Herbizidresistenz soll auch hier der Einsatz chemischer Mittel – in diesem Fall Pestizide – verringert bzw. ganz vermieden werden, um so Vorteile für die Umwelt und den Landwirt zu generieren.[46]

Mit den bisher noch eher weniger verbreiteten Resistenz-Merkmalen gegen Krankheiten (Ernteausfälle: siehe Abb. 1), die bei Pflanzen durch Pilze, Bakterien und Viren ausgelöst werden, sollen weitere agronomische Ziele mittels der Grünen Gentechnik verfolgt werden. [47]

In den letzten Jahren ist die Forschung für die Entwicklung neuer Merkmalsausbildungen von transgenen Kultursorten überaus dynamisch. [48] Derzeit wird an der zweiten und dritten Generation von transgenen Kultursorten, unter anderem mit neuen Resistenzeigenschaften, geforscht. [49] Einige im Entwicklungsstadium befindliche neue Anpassungsmechanismen bei Kulturpflanzen durch gentechnische Verfahren, sind etwa der Aufbau von Resistenzen gegen sogenannte umweltbedingte Stressfaktoren, wie etwa Überflutungen[50], „hohe Salzgehalte, Dürre[51], Hitze oder Kälte.“[52] [53] Für die Zukunft sollen zudem nicht mehr nur agronomische Ziele, die bisher vor allem dem Landwirt Vorteile brachten, verfolgt werden. So könnten transgene Pflanzen mit Hilfe gentechnischer Verfahren mit verbesserter „biochemische[n] und ernährungsphysiologische[n] Eigenschaften“ [54] ausgestattet werden. Demgemäß könnten bei den aus diesen transgenen Pflanzen entwickelten Lebensmitteln positive Effekte[55] intensiviert und negative [56] verringert bzw. ganz ausgeschaltet werden, was speziell den Verbrauchern zu Gute kommen würde. Einige dieser GVO sind schon auf dem Markt zugelassen, [57] andere befinden sich noch im Entwicklungsstadium [58].

Anders als die Grünen Gentechnik ist die Weiße Gentechnik bei der industriellen Herstellung von Lebensmitteln bzw. deren Zusatzstoffen in manchen Bereichen [59] nicht mehr wegzudenken. Dabei sollen die Methoden unter Einsatz künstlich hergestellter GV-Mikroorganismen ökonomisch, ökologisch oder qualitativ besser als Traditionelle sein.[60]

Unter Betrachtung all dieser gentechnischen Methoden und ihre Einsatzgebiete soll zusammenfassend noch einmal klar definiert werden, was GV-Lebensmittel sind. GV-Lebensmittel sind Lebensmittel, die selbst GVO sind[61] oder aus solchen bestehen [62], also alle Lebensmittel, die gentechnisch veränderte Gene oder Spuren dieser enthalten. Des Weiteren sind Lebensmittel gemeint, die mit Hilfe von GVO hergestellt wurden,[63] aber keine Transgene mehr enthalten bzw. bei denen der Nachweis von signifikanten Spuren der gentechnischen Veränderung nicht mehr möglich ist. [64]

Das Inverkehrbringen von GVO

International[65]

Seitdem die ersten Felder im Jahr 1996 mit transgenen Kultursorten bewirtschaftet wurden, stiegen die Anbauflächen im globalen Vergleich kontinuierlich an (siehe Abb. 2). Im Jahr 2012 erstreckt sich diese Fläche auf ca. 170,3 Mio. ha weltweit [66], was gut das Hundertfache im Vergleich zu 1996 (1,7 Mio. ha) ist. Dabei pflanzten mehr als 15 Mio. Bauern in den Entwicklungsländern 52% der weltweiten transgenen Pflanzen an. Im Vergleich wurde die übrige Fläche (48%) in den Industriestaaten von knapp 2 Mio. Landwirten mit GV-Saatgut bestellt. [67] Im Jahr 2011 waren, gemessen an der weltweiten Anbaufläche, 73% des Sojas, 74% der Baumwolle, 31% des Maises und 25% des Rapses gentechnisch verändert (siehe Abb. 3). Diese vier GV-Pflanzenarten wurden im selben Jahr auch fast ausschließlich auf der gesamten weltweiten GVO-Anbaufläche bewirtschaftet (siehe Abb. 4). Dabei weisen die angebauten Events hauptsächlich die zwei Merkmale Herbizid- und/oder Insektenresistenz auf (Stand 2010/siehe Abb. 5).

USA

Die USA nehmen auch im Jahr 2012 mit einer GVO-Anbaufläche von knapp 70 Mio. ha die Position des globalen „Spitzenreiters“, vor Brasilien (mit insg. 43,7 Mio. ha), ein.[68] Zurzeit sind 93 Events von den US-Behörden zum Anbau zugelassenen und weitere 20 befinden sich im Zulassungsverfahren. [69] Dabei zeigt sich, dass die mit Abstand meisten zugelassenen Events dem US-amerikanischen Gentechnik-Unternehmen Monsanto zuzuordnen sind (siehe Abb. 6).

In den USA beherrschen manche GV-Nutzpflanzenarten fast den gesamten Markt, wie z.B. GV-Zuckerrüben (mit 95%), GV-Soja (mit 93%) oder GV-Mais (mit 88%). [70] So ist es nicht von der Hand zu weisen, dass Schätzungen zufolge jeder US-Bürger jährlich durchschnittlich etwa 80 Kilogramm GV-Lebensmittel verzehrt, [71] da theoretisch vier von fünf Lebensmitteln GV-Zutaten im signifikanten Maße beinhalten. [72]

EU[73]

In der EU sind derzeit ausschließlich drei GV-Pflanzen für den Anbau auf dem Feld zugelassen. [74] Den EU-Behörden liegen 18 weitere Anbauanträge zur Zulassung vor. Von den drei Zugelassenen wird im Anbaujahr 2013 nur der seit 1998 zugelassene GV-Mais „Mon 810“ in einigen EU-Mitgliedsstaaten angepflanzt.[75] Dabei ist Spanien, mit einem Anteil von ca. 85% der gesamten GVO-Anbaufläche in der EU (Stand 2012), [76] dass wohl „einzige Land der EU, in dem [transgene] Pflanzen im großen Stil angebaut werden.“ [77] Trotz dieser im internationalen Vergleich gering ausfallenden Anbauflächen sind transgene „Pflanzen in der EU nicht mehr wegzudenken.“ [78] Infolge des internationalen Handels mit Ländern, die GVO breitflächig anbauen, gelangen viele Mio. Tonnen an transgenen Pflanzen in die EU. Von diesen dürfen 47 Events für den Verwendungszweck als Lebens- und/oder Futtermittel bzw. für die Produktion dieser in die EU importiert werden. [79] Dabei ist die Sojapflanze bzw. sind ihre Bestandteile (Sojaschrot, Sojabohne) speziell für die Futtermittelproduktion aufgrund ihres hohen Eiweißanteils von besonderer Bedeutung. [80] So wurden im Jahr 2012 12 Mio. t Sojabohnen und ca. 21 Mio. t Sojaschrot aus den weltweit wichtigsten Soja-Exportländern[81] in die EU verschifft. [82] Da diese Sojarohstoffe dort aus ca. 88-100% GV-Soja gewonnen werden,[83] sind bei der Ernte, der Lagerung sowie dem Transport in die EU „zufällige, technisch unvermeidbare GVO-Gehalte kaum zu vermeiden.“ [84] Eine ähnliche Situation lässt sich auch bei den fünf anderen zugelassenen Pflanzenarten[85] sowie den daraus hergestellten Lebens- bzw. Futtermitteln beobachten. [86] Dabei gibt es, anders als in den USA, in den europäischen Supermarktregalen bisher keine Lebensmittel, die selbst GVO sind (Bsp. siehe FN 61). Auch nur sehr selten stößt der EU-Konsument auf Nahrungsmittel, die aus diesen hergestellt wurden und noch einen signifikanten GVO-Anteil aufweisen (Bsp. siehe FN 62). Sehr häufig kommt der EU-Verbraucher hingegen mit Lebensmitteln, die mit Hilfe von GVO hergestellt wurden, in Kontakt. Wobei diese Nahrungsmittel keine oder einen nur sehr geringen Anteil gentechnisch veränderte DNA enthalten (Bsp. siehe FN 63). [87] Daher kommen, laut einigen Schätzungen, zwischen 60-80% aller Lebensmittelprodukte des EU-Marktes während ihrer Herstellung in Kontakt mit GVO. [88]

[…]

Steffen Bauer (2010): Gentechnologie als Beitrag einer modernen Agrarrevolution zur Hunger- und Armutsbekämpfung in Entwicklungsländern

Einleitung

Die Welt hat sich in den letzten 100 Jahren stärker verändert als in den fünf Jahrhunderten zuvor. Die Bevölkerung hat in den letzten 50 Jahren rasant zugenommen und wächst vor allem in Entwicklungsländern noch immer sehr stark (UNO 2010). Elektrizität, fließendes Wasser und Nahrungsmittel stehen nur einem Teil der Weltbevölkerung konstant zur Verfügung. Der Großteil der Menschheit aber muss auf diese Annehmlichkeiten verzichten. Die Erde ist aufgeteilt in Industriestaaten und Entwicklungsländer. Die Erklärungen, wie es zu einem solchen Unterschied kommt, sind so unterschiedlich wie die Lösungsansätze für einen Weg aus der Armut. Zu den ohnehin schon schwierig zu lösenden Problemen der Unterentwicklung und Nahrungsmittelknappheit in einigen Regionen der Erde kommt seit einigen Jahren die Befürchtung eines bevorstehenden Klimawandels. Prognosen gehen davon aus, dass einige Regionen der Erde trockener werden, während andere an zu häufigen und starken Niederschlägen leiden werden (UNFCCC 2010). Die Aussicht auf ein baldiges Aufbrauchen fossiler Brennstoffe sorgt nicht nur für steigende Preise auf den Rohstoffmärkten, sondern führt auch zu steigenden Preisen bei Lebensmitteln. Der Grund dafür liegt unter anderem darin, dass landwirtschaftliche Flächen, die ursprünglich für die Versorgung mit Nahrungsmitteln gedacht waren, für den Anbau von Pflanzen für Biotreibstoff benutzt werden. Die Landwirtschaft ist in einem besonderen Maße von Veränderungen betroffen und Teil eines interagierenden Geflechtes. Fast drei Milliarden Menschen arbeiten als Landwirtinnen und Landwirte und auch wenn sich ein großer Teil der Weltbevölkerung scheinbar von der Landwirtschaft gelöst hat, so müssen die Überschüsse aus der Landwirtschaft die restliche Bevölkerung ernähren (FAO 2010 a). Für das Jahr 2050 wird eine Weltbevölkerung von 9,1 Milliarden Menschen vorhergesagt (FAO 2010 a). Die Landwirtschaft steht unter enormem Druck, mit einer steigenden Weltbevölkerung, einem sich verändernden Klima, und einer Welt, die auf der Suche nach alternativen Energiequellen ist, fertig zu werden. In den Medien ist eine Diskussion entbrannt, wie man den bevorstehenden Herausforderungen am besten gerecht werden kann. Der Ruf nach einer Revolution der Landwirtschaft zur Verbesserung und Steigerung der Erträge wird laut. Doch diese Forderung ist keineswegs neu. Die Landwirtschaft hat sich schon immer einem ständigen Wandel unterzogen, um sich einer verändernden Umwelt sowie einer im Laufe der Zeit gestiegenen Nachfrage anzupassen. Eine erste geplante, überregionale Agrarrevolution begann bereits in den 1960er Jahren. Die sogenannte Grüne Revolution hat die Landwirtschaft vor allem in Asien nachhaltig verändert. „Since the mid-1960s the world has managed to raise cereal production by almost a billion tonnes. Over the next 30 years it must do so again” (FAO 2010 b). Inzwischen steht die Welt erneut vor einer Revolution der Landwirtschaft: der gentechnischen oder auch gelben Revolution. Auf sie werden große Hoffnungen gesetzt und Befürworter versprechen, dass es durch die Gentechnik möglich sein wird, nachhaltig und ökologisch zu produzieren, eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren, sowie Armut und Hunger weltweit zu bekämpfen. Die Kritiker der Gentechnik sehen dagegen eine ökologische und gesundheitliche Katastrophe auf die Menschheit zukommen. Unabhängig von beiden Meinungen zeigen Statistiken, dass gentechnisch veränderte Pflanzen in einigen Ländern der Erde auf dem Vormarsch sind, während andere Länder sich weigern, eine Zulassung für den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen zu erlassen. Die Fronten zwischen Gentechnik-Befürwortern und Gegnern sind verhärtet. Die vorliegende Arbeit wird sich vor allem auf die Situation in Entwicklungsländern beziehen und soll dazu beitragen, die Diskussion um die Gentechnik als Hilfe zur Armuts- und Hungerbekämpfung sowie das Für und Wider einer Anwendung in der Landwirtschaft, sachlich zu betrachten. Um die aktuelle Situation zu verstehen, ist es nötig, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen und das Vorgehen, sowie das Ausmaß der Grünen Revolution in Entwicklungsländern zu untersuchen. Es wird versucht, etwaige Parallelen zwischen der Grünen und der Gelben Revolution zu ziehen. In einer sachlichen Sichtweise sollen die Argumente der Befürworter sowie der Kritiker der Gentechnik dargestellt und analysiert werden. Eine Betrachtung der aktuellen Situation bezüglich Anbau und Akzeptanz von Gentechnik in Entwicklungsländern soll zeigen, inwieweit diese neue Art der Pflanzenzucht bereits zur Realität geworden ist. Natürlich ist es nicht möglich, in dieser Arbeit eine gesamte Bestandsaufname darzustellen. Vielmehr wird versucht, durch Betrachtung und Analyse einzelner Ausschnitte, einen Einblick in die Diskussion und ihre Auswirkungen bezüglich der Gentechnik zur Armuts- und Hungerbekämpfung in Entwicklungsländern zu ermöglichen. Abschließend soll keine Empfehlung dargebracht werden, sondern eine sachliche Betrachtung von Vor- und Nachteilen dazu beitragen, die aktuellen Vorgänge und Diskussionen zu verstehen.

Die Grüne Revolution

Unter der Grünen Revolution versteht man eine „Agrarentwicklungsstrategie, die auf Ertragssteigerung von Nahrungspflanzen durch kombinierten Einsatz von Hochertragssaatgut […], Agrochemikalien und Bewässerung abzielt“ (Spielmann 1989). Die Forschung nahm ihren Anfang in den 1930er Jahren in den USA, wo gezielt Hochertragssaatgut (High Yielding Varieties: HYV) gezüchtet wurde. Die Rockefeller Stiftung mit Sitz in New York initiierte erstmals in den 1940er Jahren Projekte zur Entwicklung ertragreicherer Mais- und Weizensorten, mit dem Ziel, die Nahrungsmittelversorgung in Entwicklungsländern zu verbessern (The Rockefeller Foundation 2010). In den 1960er Jahren wurde auf den Philippinen das Internationale Reisforschungsinstitut gegründet, das die Entwicklung von Hochertrags-Reissorten zur Aufgabe hatte. Die Grüne Revolution hatte zur Folge, dass sich sowohl die Ernteerträge bestimmter Grundnahrungsmittel, als auch die Bevölkerung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Lateinamerika und Asien fast verdoppelten (Rockefeller Foundation 2010, Spielmann 1989). Die Grüne Revolution ist als Paket von Strategien zu sehen, das nicht nur die landwirtschaftliche, sondern auch die ländliche Entwicklung zum Ziel hatte und noch immer hat.

Der Ablauf der Grünen Revolution am Beispiel der Philippinen

Am Beispiel der Philippinen soll verdeutlicht werden, wie die Grüne Revolution nachhaltig ein ganzes Land veränderte. Die Philippinen stehen hierbei als Paradebeispiel für viele andere asiatische Länder. Die Grüne Revolution hat sich zwar in jedem Land anders abgespielt, jedoch können viele Parallelen gezogen werden.

Ausgangslage

Das Grundnahrungsmittel auf den Philippinen war und ist Reis. Da das Land nicht in der Lage war, selbst genügend Reis zu produzieren, wurde Reis jahrhundertelang importiert (Pelegrina 2001: 23). Wie Tabelle 1 zeigt, wurde aus dem Reis-Import-Land im Zuge der Grünen Revolution ein Reis-Export-Land. Im Folgenden soll diese Entwicklung und ihre Auswirkungen auf die Landwirtinnen und Landwirte näher betrachtet werden. Wie bereits erwähnt, werden aufgrund der besonders guten Untersuchung viele Bespiele aus den Philippinen verwendet, die sich aber in ähnlicher Weise auch in anderen Entwicklungsländern vollzogen haben.

Tab. 1: Deckung des Landesbedarfs an Reis der Philippinen durch Eigenproduktion und Import

[Dies ist eine Leseprobe. Graphiken und Tabellen sind nicht enthalten.]

Der Ablauf der Grünen Revolution

Die Regierung der Philippinen gründete 1960 in Kooperation mit der Rockefeller Stiftung das International Rice Research Institute (IRRI), das die Erforschung und Neuzüchtung von besseren Reissorten zur Aufgabe hatte. Im Jahre 1962 wurde von der philippinischen Regierung das Reisprogramm initiiert, das eine Eigenversorgung der Bevölkerung mit Reis und Mais zum Ziel hatte. Der Reisertrag sollte um 30% erhöht werden. Die Strategie zum Erreichen dieses Zieles beinhaltete unter anderem eine gesicherte Saatgutversorgung, den Einsatz von chemischen Düngemitteln und Pestiziden sowie umfangreiche Kredit- und Beratungsprogramme für die ländliche Bevölkerung (Pelegrina 2001: 24-26). Dem IRRI gelang es durch Einkreuzen verschiedenster asiatischer Reissorten, eine Sorte zu züchten, die weniger hoch wuchs, dafür aber schneller und mehr Ertrag brachte als andere Reissorten. 1966 wurde mit der intensiven Produktion von Saatgut der Reissorte, die IR8 genannt wurde, begonnen. Weitere Hochertragssorten folgten. (Hargrove & Coffmann 2006: 37). Damit HYVs wie etwa die IR8 Reissorte mehr Ertrag abwerfen als konventionelle Reissorten, bedarf es Investitionen bezüglich Düngemittel und Maschinen. Die Regierung der Philippinen gewährte den Kleinbauern Kredite mit einer Verzinsung von einem Prozent, ohne dass diese Land oder andere Besitztümer als Sicherheiten vorweisen mussten, solange die Bauern Technologien der Grünen Revolution anwendeten. Dieses Kreditvergabesystem wurde unter dem Namen Masagana 99 vermarktet. Der Name wurde bewusst ausgewählt. Masagna ist das philippinische Wort für „Überfluss“, während die Zahl 99 für den angestrebten Ertrag steht (99 Sack ungeschälter Reis pro Hektar) (Pelegrina 2001: 26). Die Philippinen wurden innerhalb von drei Jahren von einem traditionellen Importeur zu einem Nettoexporteur von Reis. Die Hochertragssorten können, bei richtigem Anbau, einen Ertrag von bis zu sechs Tonnen pro Hektar erbringen. Die traditionell angebauten Sorten auf den Philippinen schafften dagegen nur etwa 1,7 Tonnen pro Hektar (Pelegrina 2001: 25-26). Das Ziel der Grünen Revolution schien erreicht, da das Land sich selbst versorgen konnte und die Bäuerinnen und Bauern aufgrund höherer Ernteerträge auch auf ein höheres Einkommen hoffen durften. Wie auf den Philippinen hat die Grüne Revolution auch in anderen Entwicklungsländern dazu beigetragen, die Ernteerträge vor allem bei Reis zu erhöhen. „Überall, wo die Grüne Revolution gezielt gefördert wurde, stieg die Produktionsmenge signifikant an“ (Leisinger 1987: 18). Moderne Reissorten wurden im Jahr 2000 in Süd- und Ostasien auf etwa 80% der Anbaufläche angebaut, während es im Jahr 1970 weniger als 10% waren (Weltentwicklungsbericht 2008: 60). Die HYVs haben sich durchgesetzt und können, betrachtet man die mengenmäßige Steigerung, durchaus als Erfolg betrachtet werden. Es gibt allerdings auch Stimmen, die die Grüne Revolution als gescheitert ansehen, da sie angeblich mehr Probleme aufgeworfen hat, als es vor der Umstellung der Landwirtschaft gab. Zudem wird kritisiert, dass nicht alle Teile der Welt gleichermaßen von den Vorteilen der Grünen Revolution profitiert haben. Vor allem in Afrika, so die Kritiker, hat die Grüne Revolution nur wenig Positives bewirken können.

Die Grüne Revolution in Afrika

Während in Asien und Lateinamerika sowohl die Erträge je Hektar, als auch die Pro-Kopf-Produktion anstiegen, ist der Ernteertrag je Hektar im südlich der Sahara gelegenen Afrika kaum gestiegen. Bei Betrachtung der Pro-Kopf-Produktion ist sogar eine Verschlechterung zu verzeichnen. Afrika wurde im Zuge der Grünen Revolution nicht etwa vernachlässigt, vielmehr wirkten geplante Verbesserungen dort nicht oder anders als in Asien und Lateinamerika. Die Ursachen hierfür liegen in völlig unterschiedlichen Lebensbedingungen der afrikanischen Bevölkerung zu Beginn der Grünen Revolution. Afrika besitzt eine viel komplexere Agrarökologie als Asien und Lateinamerika und es werden mehr Anbaumethoden praktiziert als dies in Entwicklungsländern auf anderen Kontinenten der Fall ist. Die Landbevölkerung lebt teilweise zerstreuter als in Asien oder Lateinamerika. Während in Subsahara-Afrika 29 Einwohner pro Quadratkilometer leben, sind es in vielen Gebieten Asiens fast zehnmal so viele Menschen (Weltentwicklungsbericht 2008, 63).

[Dies ist eine Leseprobe. Graphiken und Tabellen sind nicht enthalten.]

Abb. 1: Getreideernte in Tonnen je Hektar und prozentuale Veränderung der Nahrungsmittelproduktion pro Kopf seit 1961

Zum Teil ist diese geringe Bevölkerungsdichte auch der Grund dafür, dass es nur wenige oder schlechte Straßen und ein nur spärlich ausgebautes Schienennetz in Afrika gibt. Ein großer Teil der Bevölkerung hat keinen Marktzugang und somit auch keine Absatzmöglichkeiten für Ihre Produkte. In Asien waren zu Beginn der Grünen Revolution bereits eine ausreichende Infrastruktur und genügend Straßen vorhanden, was die Transaktionskosten und Marktrisiken anders als in Afrika niedrig hielt. In Subsahara-Afrika liegt der Prozentsatz der Bevölkerung mit schlechtem Marktzugang auch heute noch bei 30%, während die Zahl in Südasien bei nur 5% und in Ostasien bei etwa 17% liegt (Weltentwicklungsbericht 2008: 64-65) (vgl. Abb. 14). Die fehlende Infrastruktur und die schlecht entwickelten Märkte sind mit Schuld daran, dass Afrika auch im Bereich des Düngemitteleinsatzes hinterher hinkt. „Im Schnitt müssen die Bauern in Subsahara-Afrika doppelt so viel Getreide verkaufen wie asiatische oder lateinamerikanische Bauern, um bei hohen Düngerpreisen ein Kilo Düngemittel zu kaufen“ (Weltentwicklungsbericht 2008: 63). Ein weiterer Grund für das Scheitern der Grünen Revolution in Afrika ist die Tatsache, dass in Afrika die Methode des Bewässerungsanbaus nur wenig verbreitet war und ist. Viele HYVs jedoch können nur mit intensiver Bewässerung kultiviert werden. Während in Subsahara-Afrika vor der Grünen Revolution etwa 4% der Anbaufläche bewässert wurden, waren es in Asien 34% (Weltentwicklungsbericht 2008: 63). Die Investitionskosten, die für eine Umstellung der Landwirtschaft auf Bewässerungsfeldbau nötig gewesen wären, konnten von Afrika nicht getragen werden. Die Strategien der Grünen Revolution, die die Produktion in Asien und Lateinamerika steigerten, waren für die eher homogene Landwirtschaft in Asien und Lateinamerika geeignet (Frison 2008: 190). Für Afrika waren diese Strategien aufgrund der heterogenen Landwirtschaft und den gänzlich anderen Bedingungen eher unpassend. Noch immer ist die Landwirtschaft in Afrika verglichen mit anderen Regionen eher unproduktiv. Die HYVs, die man im Zuge der Grünen Revolution einführte, wurden in internationalen Agrarforschungszentren entwickelt und nationalen Instituten zur Verfügung gestellt. Diese Sorten sollten dann durch Kreuzung mit einheimischen Sorten an die örtlichen Verhältnisse angepasst werden. In Afrika gibt es aber seit Jahrzehnten keine oder nur unzureichende öffentliche Agrarforschung, die diese Aufgabe übernehmen könnte. Der Anteil der Landwirtschaft an den öffentlichen Ausgaben betrug in Afrika 1980 etwa 6%, in Asien dagegen 15%. Im Jahr 1998 sind die Ausgaben auf 5% in Afrika gesunken, in Asien auf etwa 10% (Hoering 2007: 33). Weitere Gründe sind laut Kritikern das historische Erbe des Kolonialismus und die Agrarsubventionen in den Industrieländern (Hoering 2007: 32-33). Alle Faktoren im Detail zu erläutern, würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen, zumal es unterschiedliche Meinungen bezüglich der Grünen Revolution in Afrika gibt. Deshalb beschränkt sich diese Arbeit auf den Hinweis, dass es viele Faktoren sind, die in Afrika zusammenspielen und den Erfolg, den die Grüne Revolution in anderen Regionen erzielte, deutlich schmälern. „What Africa needs is a ,rainbow‘ of crop improvement revolutions that combine productivity growth for many different crops and place greater emphasis on farmer participation, local adaption, strengthening national and local institutions, and the building of agricultural value chains that enables farmers to generate profits from surplus production” (Toenniessen et al. 2008: 235).

Kritik an der Grünen Revolution

Wie bereits erwähnt, sind die Ernteerträge durch die Grüne Revolution vor allem in Asien stark angestiegen. Dies kann als positives Ergebnis der Grünen Revolution angesehen werden. Es muss jedoch auch erwähnt werden, dass es berechtigte Kritik gibt. Teilweise sind die negativen Seiten der Grünen Revolution erst verspätet bekannt geworden oder machten sich schleichend bemerkbar, so dass sie in älterer Literatur nicht zu finden sind, wohl aber als Ergebnisse neuerer Untersuchungen. Im Folgenden sollen einige dieser negativen Auswirkungen dargestellt werden.

Ausschluss der Landbevölkerung von Saatgutzucht

Anfang der 1970er Jahre stellte sich auf den Philippinen heraus, dass viele neue Hochertragssorten anfälliger gegenüber Krankheiten und Schädlinge waren als herkömmliche Landsorten. Die Bauern waren gezwungen, nach sinkenden Ernteerträgen verbessertes Saatgut zu kaufen (Pelegrina 2001: 29). Dass Saatgut gekauft werden musste, war neu. „Saatgut ist das entscheidende Bindeglied zur Produktion, wer die Kontrolle über Saatgut hat, kontrolliert die gesamte Landwirtschaft und damit das Leben der Bäuerinnen und Bauern“ (Pelegrina 2001: 29). Während früher Saatgutzucht ausschließlich in der Hand der Bäuerinnen und Bauern lag, waren sie mit Beginn der Grünen Revolution von Zucht, Verteilung und Herstellung des Saatgutes praktisch ausgeschlossen. Eine Abhängigkeit von zunehmend privatisierten Saatgutfirmen war und ist die Folge. Zudem findet die Zucht von HYVs in Laboren oder Forschungseinrichtungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Vor der Grünen Revolution wurden lokale Besonderheiten, wie etwa der Geschmack oder das Aussehen von Feldfrüchten bei der Auslese und Zucht berücksichtigt. Heute haben sich die Landwirtinnen und Landwirte von der Sortenzucht weitgehend getrennt und die Zucht wird Saatgutfirmen überlassen (Pelegrina 2001: 28-30; Lipton & Longhurst, 1989: 34-42).

Abhängigkeit von Düngemittel

Hochertragssorten sind so gezüchtet, dass sie Nährstoffe effizienter nutzen als herkömmliche Sorten. Die Pflanzen holen sich die Nährstoffe aus dem Boden und verwenden sie unter anderem bei der Produktion ihrer Samenkörner. Mit jeder Ernte werden Körner entnommen, die aus Nährstoffen, welche im Boden lagerten, gebildet wurden. Der Boden verliert durch diese konstante Entnahme an wichtigen Mineralien, die wieder zugefügt werden müssen, wenn die Ernte nicht geringer ausfallen soll. Es gibt verschiedene Maßnahmen, um eine Regeneration des Bodens zu erreichen. Auf den Philippinen war es beispielsweise üblich, den Anbauzyklus den Regenzeiten, mit längeren Perioden der Brache dazwischen, anzupassen. Auch wurden Leguminosen gepflanzt, die nicht nur eine wichtige Proteinquelle darstellten, sondern auch eine entscheidende Rolle in der Bodenregeneration spielten. Die Knöllchenbakterien, mit denen die Wurzeln der Leguminosen eine Symbiose eingehen, reichern den Boden mit Stickstoff an. Eine Düngung des Bodens mit künstlich hergestelltem Stickstoff ist daher in den meisten Fällen nach dem Anbau oder der Mischkultur mit Leguminosen nicht mehr nötig. Diese traditionelle Behandlung des Bodens änderte sich im Zuge der Grünen Revolution in vielen Entwicklungsländern grundlegend. Mit Hilfe von künstlicher Bewässerung war es nun möglich, Reis ununterbrochen und ohne Brachezeiten anzubauen. Der Anbau von Hülsenfrüchten wurde als nicht lukrativ angesehen und in vielen Gebieten fast gänzlich eingestellt. Der Entzug von Nährstoffen machte es nötig, den Boden künstlich zu düngen. Ein intensiver Einsatz von Harnstoff als alleiniger Dünger zur Aufwertung des Bodens mit Stickstoff war die Folge. Diese Düngung führte dazu, dass dem Reis im Laufe der Zeit wichtige Spurenelemente wie Zink und Schwefel fehlten (Pelegrina 2001: 30). „Trotz dieser Erkenntnis empfahl die Weltbank in einem 1980 veröffentlichten Memorandum die Verdoppelung des Harnstoffeinsatzes auf 60 Kilogramm pro Hektar und gleichzeitig den vierfachen Einsatz an Phosphat, das heißt 30 Kilogramm pro Hektar“ (Pelegrina 2001: 30). Vor der Grünen Revolution gab es in den meisten Entwicklungsländern keinen Markt für mineralische Düngemittel. Auf den Philippinen etwa wurden vor 1960 keine Düngemittel verwendet, deren Basis Mineralien waren. Im Zuge der Grünen Revolution stieg der Verbrauch sprunghaft an. Der Import von Dünger erhöhte sich von 21 Millionen US-Dollar im Jahr 1976 auf 87 Millionen US-Dollar im Jahr 1980 (Pelegina 2001:31). Da die philippinische Landwirtschaft nicht mehr ohne Dünger auskam und die wichtigsten Lieferanten von Dünger-Ausgangsstoffen die USA und Japan sind, wurden die Philippinen immer abhängiger von diesen Ländern und deren Düngerpreisen. Auch hier stehen die Philippinen als regionales Beispiel, dass sich in anderen Entwicklungsländern ähnlich abgespielt hat. Der großzügige Einsatz von Düngemitteln in der Landwirtschaft machte sich nicht nur wirtschaftlich bemerkbar. Die langfristige Anwendung führte auch zu sauren Böden, dem Auslaugen von Nitraten in die Wasserläufe und Felder und damit zu großen Umweltproblemen. Diese Verschmutzungen können sich negativ auf die Ernährung von Tieren und Menschen auswirken (Pelegina 2001:32).

Einsatz von Spritzmitteln

Wie auch beim Dünger, gab es vor der Grünen Revolution in den meisten Entwicklungsländern keinen Markt für Pestizide. Auf den Philippinen beispielsweise wurde es erst durch das Masagana-99-Programm den Bäuerinnen und Bauern möglich, Pestizide zu erwerben. Die aufwändige Methode des Absammelns von Schädlingen wurde durch Pestizide und das Jäten von Unkräutern per Hand durch chemische Mittel ersetzt. Die meisten Pestizide, die eingesetzt werden, sind Breitbandpestizide und vernichten nicht nur Schädlinge, sondern auch nützliche Insekten und Mikroorganismen im Boden. Eine langzeitliche Anwendung bewirkt in vielen Fällen, dass die Schädlinge eine Resistenz entwickeln, was wiederum zur Folge hat, dass das Pestizid in höheren Dosen ausgebracht werden muss, um zu wirken. Schleichende Vergiftungen, die durch langfristigen Pestizideinsatz hervorgerufen werden, sind nur schwer nachzuweisen, da die Symp­tome wie etwa Epilepsieen, Gehirntumoren und Schlaganfälle nicht eindeutig dem Einsatz von Spritzmittel zugeordnet werden können (Pelegrina 2001: 30). Aus einer philippinischen Untersuchung geht allerdings hervor, dass es eine hohe Korrelation zwischen der Sterblichkeitsrate der Landbevölkerung und dem erhöhten Einsatz von Pestiziden gibt (Conway & Barbier 1990: 49-51). Der Meinung einiger Kritiker der Grünen Revolution zufolge benötigt man beim Anbau von Reis in den Tropen viel geringere Mengen an Pestiziden, als derzeit ausgebracht werden. Anders als in den gemäßigten Zonen soll es beim Reisanbau in den Tropen keinen ökonomischen Schwellenwert von Schädlingen geben, bei dem eine chemische Bekämpfung sinnvoll wäre (Pelegrina 2001: 34, Shiva 2000: 122). Unter dem ökonomischen Schwellenwert ist das Ausmaß der Schädlingspopulation gegenüber nützlichen Insekten gemeint, das zu einem signifikanten Verlust an Ertrag führen würde. Aufgrund des vorherrschenden Klimas erreichen Schädlingspopulationen entweder den Schwellenwert gar nicht oder sinken sofort nach Erreichen wieder ab (Pelegrina 2001: 34). Diese Tatsache ist erst seit kurzem bekannt, doch noch immer werden große Mengen an Pestiziden ausgebracht. Der Grund hierfür liegt laut Kritikern im mangelnden Willen zur Aufklärung und ist nicht verwunderlich, angesichts der Strukturen und Zusammenhänge im Bereich der Pestizidhersteller. Die Philippinen zum Beispiel werden fast ausschließlich von lokalen Niederlassungen ausländischer Pestizidhersteller beliefert. Diese Pestizidfirmen sind oftmals gleichzeitig Düngemittelhersteller oder Tochtergesellschaften von Düngerherstellern (Pelegrina 2001: 31). „Das IRRI erforscht und entwickelt neue Reissorten, die über private Verteilerkanäle produziert werden, die ihrerseits wieder an Pestizid und Düngemittel produzierenden Agrochemieunternehmen beteiligt sind“ (Pelegrina 2001: 31). Die Grüne Revolution hat dazu geführt, dass mehr giftige Substanzen in der Landwirtschaft verwendet werden, die von den Landwirtinnen und Landwirten erst bezogen werden müssen. Eine reine Subsistenzwirtschaft ist daher nicht mehr möglich.

Quantität statt Qualität

Ein weiterer Kritikpunkt an der Grünen Revolution besteht darin, dass sich zwar die Menge an Nahrung erhöht, die Qualität der Nahrung aber gleichzeitig verringert hat. Durch die Grüne Revolution ist die Produktion von Getreide gestiegen. Dies hat zu einem prozentualen Anstieg von Nahrung geführt, die vor allem viele Kalorien und Proteine enthält. Im gleichen Maß ist allerdings der Anteil der Nahrung, welcher reich an Vitaminen und Spurenelementen ist, gesunken. Vor allem der Verzehr von Obst und Gemüse ist zurückgegangen (Grain 2001: 64-65). Die Grüne Revolution hatte zur Folge, dass Reis und andere Getreidearten in Monokulturen angebaut wurden. Arbeitsintensive Mischkulturen, beispielsweise mit Leguminosen und Hausgärten galten als rückständig und wurden in den Hintergrund gedrängt. Gerade diese Mischkultur und vor allem die in den Hausgärten zu findenden Obst- und Gemüsearten stellen eine wichtige Quelle von Vitaminen und Spurenelementen dar (Shiva 2000: 122).

[Dies ist eine Leseprobe. Graphiken und Tabellen sind nicht enthalten.]

Abb. 2: Zugang zu Obst und Gemüse in Bangladesch in Kg/Kopf/Jahr

Wie in Abb. 2 ersichtlich, sank der Konsum von Gemüse in Bangladesch ab dem Jahr 1968 um ein Drittel, bei Obst um die Hälfte. Dieser Rückgang fällt genau mit der Einführung neuer Hochertragssorten durch die Grüne Revolution zusammen. Der Konsum von Reis stieg in Bangladesch von 300g pro Tag und Person im Jahre 1965 auf 500g Getreide pro Tag und Person im Jahr 1997 an (Grain 2001: 64). Somit wurde durch die Grüne Revolution zwar eine erhöhte Kalorienzufuhr erreicht, das Problem von Mangelerscheinungen durch einseitige Ernährung wurde jedoch nicht gelöst. Einige Kritiker sind der Meinung, dass die Grüne Revolution die Ernährungssituation eher verschlechtert hat. „Von rund zehn Millionen Kindern, die jährlich im Alter von unter fünf Jahren in Entwicklungsländern sterben, fallen Schätzungen zufolge fast 60% […] versteckten Hunger zum Opfer – und nicht dem klassischen Kalorienmangel“ (Frison 2008: 190).

Verlust an Agrarbiodiversität

Die Gefahren eines Anbaus in Monokultur liegen auf der Hand. Wird nur eine Sorte im großen Stil angebaut, so ist bei einem Schädlingsbefall, einer Krankheit oder schlechten klimatischen Bedingungen die gesamte Ernte in Gefahr. Beim Anbau vieler Sorten verringert sich dieses Risiko, da in der Regel nicht alle Sorten gleich auf den Ungunstfaktor reagieren. Allein die Philippinen waren vor der Grünen Revolution Heimat von mindestens 3000 bekannten Reissorten (Pelegrina 2001: 34). Diese Vielfalt entstand durch jahrhundertelanges Züchten von sogenannten Landsorten. „Diese zeichnen sich dadurch aus, dass es sich um lokal angebaute Sorten handelt, die durch LandwirtInnen in einem langen Prozess an die speziellen Umweltbedingungen des jeweiligen Gebietes angepasst wurden“ (Wullweber 2004: 20). Nicht nur die Umweltbedingungen, sondern auch die lokalen Essgewohnheiten wurden bei der Züchtung der Landsorten berücksichtigt. Diese Vielfalt ist unersetzlich für die moderne Pflanzenzucht auf der gesamten Erde. „Landsorten haben den Vorteil, dass sie eine ganze Anzahl an möglichen Resistenzen enthalten können, da sie sich in der Natur gegen den Angriff vieler Schädlinge und Krankheiten behauptet haben“ (Wullweber 2004: 25). Gerade diese Eigenschaften sind es, die die Landsorten so wertvoll für die moderne Landwirtschaft machen. Die Pflanzenzüchtung ist regelmäßig auf neue genetische Ressourcen, also das Einkreuzen von noch nicht hochgezüchteten Landsorten, angewiesen. „Von vielen Getreidepflanzen haben wir die ursprüngliche Variation der Wildform heute nicht mehr vorliegen, so dass die Pflanzen neuen Herausforderungen wie globaler Erwärmung, Änderung in der UV-Strahlung oder Widerstand gegen neue Krankheitserreger mit einem eingeschränkten genetischen Inventar gegenüberstehen“ (Streit 2007: 98). Nicht nur Hochleistungsreis ist auf ständiges Einkreuzen von Genen angewiesen, auch andere Kulturpflanzen sind davon betroffen. Die HYVs sind durch das Einkreuzen von verschiedenen Landsorten entstanden, verdrängen aber gleichzeitig die Sortendiversität in den Tropen und auf der ganzen Welt. Auf den Philippinen werden auf 80% der Anbaufläche nur noch fünf Reissorten angebaut, die alle aus Kreuzungen der IR8-Zucht hervorgegangen sind (Pelegrina 2001: 32). Die Eigenschaften der vielen verschwundenen Reissorten sind für zukünftige Einkreuzungen für immer verloren gegangen. Es kommt zu dem Paradoxon, dass die moderne Pflanzenzüchtung mit den Hochleistungssorten ihre Grundlage in Gestalt der Landsorten verdrängt und so auf lange Sicht zerstört (Wullweber 2004: 27).

[…]

Julia Bultmann (2010): Gefahren der Gentechnik für den Maisanbau in Mexiko

Zukünftige Legalisierung der Gentechnik in Mexiko?

Después de una moratoria de 11 años, el gobierno mexicano autorizó 15 solicitudes para sembrar maíz genéticamente modificado, una decisión que causó polémica entre académicos y grupos ambientalistas por el efecto que tendría en variedades nativas (Najar: Polémica por maíz transgénico en México).

[Nach einem 11 Jahre andauernden Moratorium hat die mexikanische Regierung 15 Anträge für eine Aussaat gentechnisch veränderter Maissorten genehmigt, eine Entscheidung, welche bei Wissenschaftlern und Umweltgruppen große Auseinandersetzungen wegen der möglichen Auswirkungen auf die konventionellen Sorten verursachte.]

Dieses Zitat bezieht sich auf Geschehnisse im Jahre 2009. Elf Jahre zuvor, 1998, wurde der Anbau gentechnisch veränderter Maissorten in Mexiko verboten, nachdem Landwirte und Umweltgruppen verstärkt Druck auf die Regierung ausgeübt hatten, die konventionellen Maissorten durch ein Moratorium vor einer Kontamination zu schützen. Die Maispflanze komme ursprünglich aus Mexiko, so die weitgehende Argumentation, und sei wichtiger Bestandteil der mexikanischen Kultur und Geschichte.

Nach Ablauf des Moratoriums im September 2009 wurde der probeweise Anbau gentechnisch veränderter Maissorten von der Regierung legalisiert, was zu erneuten heftigen Debatten zwischen Wissenschaftlern, Umweltgruppen und Bauernverbändern geführt hat. Im Zentrum der Diskussion steht dabei vor allem die Gefahr, welche mit einer Einführung von gentechnisch verändertem Mais für die konventionellen Sorten sowie für die Biodiversität des Landes verbunden ist. Des Weiteren wird der Regierung vorgeworfen, sich von agrarindustriellen Unternehmen unter Druck gesetzt haben zu lassen; 9 der 15 genehmigten Anträge für einen Anbau gentechnisch veränderter Sorten wurden von dem US-amerikanischen Agrarkonzern Monsanto gestellt (vgl. ebd.).

Der Ablauf des Moratoriums sowie die Legalisierung eines probeweisen Anbaus gentechnisch veränderter Maissorten machen eine Auseinandersetzung mit den damit verbundenen Gefahren zu einem wichtigen und aktuellen Thema. In dieser Arbeit werden zuerst die wichtigsten Entwicklungen der landwirtschaftlichen Strukturen Mexikos von den Zeiten der Maya bis heute und die für die Tortilla-Krise relevanten Zusammenhänge erklärt, welche zu einer Legalisierung der Gentechnik durch die Regierung geführt haben. Der zweite Teil der Arbeit analysiert mögliche Gefahren, die mit einer Legalisierung der Gentechnik für den Maisanbau einhergehen. Eine Einführung in die biologischen Grundlagen soll dabei zeigen, weshalb eine Koexistenz von konventionellen Sorten und von gentechnisch veränderten Sorten nicht möglich ist und welche Folgen sich dadurch für die mexikanische Biodiversität ergeben. Anschließend werden die rechtlichen Grundlagen dargestellt, um eine durch die Gentechnik entstehende Abhängigkeit zwischen Bauern und agrarindustriellen Konzernen zu erklären. Letztendlich werden die sozio-ökonomischen Konsequenzen der Einführung der Gentechnik für den Maisanbau in Mexiko beleuchtet. Die Veranschaulichung der entstehenden Problematik zwischen mexikanischen Maisbauern sowie Agrarkonzernen beschränkt sich in dieser Arbeit auf das Unternehmen Monsanto, welches die meisten Anträge für einen probeweisen Anbau gentechnisch veränderter Sorten in Mexiko gestellt hat und Mexiko schon im Jahre 2005 als „das Mega-Land der Biotechnologie“ bezeichnet hat (von Kovatsits: Mexiko öffnet sich weiter der Gentechnik).

Entwicklung des Maisanbaus in Mexiko

Corn is indigenous to Mexico; it is the principal food staple, and it is heavily engrained in national culture (Rivera 2009: 89).

Zwei Tonnen Mais pro Hektar werden in Mexiko durchschnittlich geerntet. Das Saatgut gelber und weißer Maissorten wird von den Bauern in den Frühlingsmonaten bis zum Frühsommer ausgesät. Die breite Vielfalt der lokalen Sorten ist an die Umweltbedingungen in Mexiko, insbesondere an die Regenzeit zwischen Mai und Oktober, angepasst. Die Ernte findet zwischen September und Januar statt. Circa 50% der gesamten Maisproduktion werden in 4 der 31 mexikanischen Bundesstaaten angebaut. Die ca. 2,7 Millionen Maisbauern, welche 67,5% der mexikanischen Landwirte ausmachen, können in zwei Gruppen unterteilt werden. Die landwirtschaftlichen Flächen werden in Mexiko weitgehend von Kleinbauern kultiviert. Zwei Drittel dieser Kleinbauern haben eine Landfläche von weniger als fünf Hektar zur Verfügung und erreichen einen durchschnittlichen Ernteertrag von circa 1,8 Tonnen pro Hektar, von welchem circa 57% für den eigenen Konsum benötigt werden. Lediglich ein Drittel der Bauern besitzt größere Landflächen, erntet durchschnittlich 3,2 Tonnen pro Hektar und nutzt circa 13,6% der Maisernte zur Selbstversorgung (vgl. ebd.: 89 f.).

Der Maisanbau in Mexiko fand seinen Anfang um das Jahr 5.000 v. Chr. und schon im Jahre 2.300 v. Chr. stellte Mais circa 50% der Nahrung für die Bewohner erster fester Siedlungen dar (vgl. Riese 1972: 13). Auch heute noch wird Mais traditionell angebaut und ist, damals wie heute, als Grundnahrungsmittel wichtiger Bestandteil der nationalen Lebensgrundlage. Da seit mehreren Jahrzehnten die mexikanische Maisernte zur Deckung der nationalen Nachfrage nicht mehr ausreichend ist, wird etwa ein Viertel des Bedarfs durch den Import aus den Vereinigten Staaten gedeckt. Heute gehört Mais neben Zucker zu den Haupterzeugnissen der mexikanischen Agrarwirtschaft. Im Jahre 2007 wurden in Mexiko 52 Millionen Tonnen Zucker auf einer Fläche von circa 700.000 Hektar produziert, 23 Millionen Tonnen Mais wurden auf über 7 Millionen Hektar Land geerntet (vgl. FAOSTAT: agricultural production domain: area harvested, production quantity of maize and sugar cane). Im Jahre 2009 stieg die Menge an aus den Vereinigten Staaten importiertem Mais von 7,7 auf 9 Millionen Tonnen im Vergleich zum Vorjahr an, wohingegen der Ernteertrag der mexikanischen Eigenproduktion von 2008 auf das Jahr 2009 von 25 Millionen Tonnen auf 22,5 Millionen Tonnen erheblich gesunken war (vgl. Toepfer International: Statistische Informationen zum Getreide- und Futtermittelmarkt Edition Dezember 2009).

Die Geschichte des Maisanbaus – von den Maya bis zum 21. Jahrhundert

Im Folgenden wird dargestellt, welche Bedeutung dem nationalen Maisanbau, insbesondere für die ländliche Bevölkerung, zukommt. Es werden die Umstände erklärt, welche im Jahre 2007 in Mexiko zur Tortilla-Krise und zwei Jahre später zu einer Legalisierung des versuchsweisen Anbaus gentechnisch veränderter Maissorten in Mexiko geführt haben.

Die heutigen Strukturen des Maisanbaus in Mexiko sind in der geschichtlichen Entwicklung des Landes begründet und finden ihren Anfang in der Kultur sowie in der Religion der Maya, welche das Wissen um die verschiedenen Maissorten, die Anbauformen sowie die religiösen Traditionen von Generation zu Generation weitergegeben haben.

Hinter der Geschichte des Mais standen in prähistorischen Zeiten Menschen, die ihr Saatgut offensichtlich verehrten. Der Mais war den altamerikanischen Völkern Mesoamerikas heilig. Ein Geschenk der Götter war er und das Mittel zum Leben. Bis zum heutigen Tag kennen die campesinos in Mesoamerika Hunderte von Pflanzen, ihre Eigenschaften und kurative Wirkungen. Der Mais aber steht im Zentrum der meisten Rituale, die mit der agrikulturellen Lebensweise dieser Region verbunden sind (Kaller-Dietrich 2001: 32).

Mais hatte zu Zeiten der Maya eine sehr große kulturelle und religiöse Bedeutung. Je nach Reifegrad wurde die Maispflanze namentlich differenziert, eine Vielzahl von Gerichten zubereitet und verschiedenen Gottheiten zugeordnet. In dem heiligen Buch der Maya-Völker Kiché und Kakchikel, dem Pop Wuj, beschreibt der Schöpfungsmythos drei Versuche der Muttergöttin Ixmukané den Menschen zu schaffen; erst nachdem sie beim vierten Versuch vier Männer und vier Frauen aus gelbem und weißem Mais geformt hatte, war sie mit dem Ergebnis zufrieden. Diese Menschen waren, der Legende nach, den Göttern dankbar für ihre Erschaffung und das ihnen gegebene Leben.

Ist es ein Wunder, daß die Genesis der altamerikanischen Überlieferung annimmt, daß die ersten Menschen aus Maisteig geformt wurden? Nicht aus Lehm, nicht aus Holz; nur die Maismenschen vermochten die Göttlichen zu verehren, zu sprechen und zu singen (Kaller-Dietrich & Ingruber 2001: 9).

Da die Götter jedoch Sorge hatten, diese Menschen könnten zu weise geraten und ihnen so ebenbürtig sein, verschleierten sie den Menschen die Augen und beschränkten ihr Wissen und ihre Weisheit. Den Farben des Mais entsprechend, der je nach Sorte die Farben Weiß, Grau, Blau, Gelb, Rosa, Rot oder Braun annehmen kann, schufen sie Menschen verschiedener Hautfarben (vgl. García Acosta 2001: 67). Mais war die Speise der Götter und der Ursprung des Lebens. Durch den Verzehr von Mais entstand die Lebenskraft, auch das Herz und das Blut der Menschen waren aus Mais geformt. Regelmäßige Fürbitten, Opfergaben und Arbeit erbaten jedes Jahr aufs Neue die Gnade der Götter, das Leben der Menschen durch eine gute Maisernte zu schützen. Der Kalender der Maya bestimmte die Einteilung jedes Jahres in Fest- und Opferzeiten und regelte die saisonalen Speisen (vgl. Kaller-Dietrich 2001: 32 f.). Das Wissen um diejenigen Landsorten, welche sich bereits an die jeweiligen Umweltbedingungen angepasst haben, wurde von Generation zu Generation weitergereicht. Um das Risiko eines schlechten Ertrags zu minimieren wird noch heute Mais zu unterschiedlichen Zeiten gepflanzt (vgl. Zietz & Seals 2006: 4 f.).

Auf einer milpa, dem Feld, stehen Maispflanzen unterschiedlichster Größe und Farbe, dazwischen Bohnen, Kürbisse, Tomaten, Blattgemüse (quelites), gelegentlich Kartoffeln. Der Mais reift als letzte Pflanze der Saison aus. Die Stengel werden geknickt und der Kolben bleibt am Feld, das als Vorratskammer über die Trockenzeit hinweghilft. Kein Tag, kein Essen, kein Leben ohne den Mais (Kaller-Dietrich & Ingruber 2001: 9).

Der Tagesablauf der indigenen Bevölkerung[89] [Indígenas] Mexikos wird auch heute noch weitgehend durch den Anbau und die Ernte von Mais bestimmt. Die Bäuerinnen der Chol-Mayas beispielsweise mahlen dreimal täglich Mais, um anschließend aus dem gewonnenen Maismehl verschiedene Speisen zuzubereiten. Für sie ist die Pflege der Maiskultur gleichbedeutend mit der Weitereichung von Sprache und von ethischen Werten (vgl. Vogl, Raab & Vogl-Lukasser 2001: 43).

Die Eroberung Mexikos durch die Spanier im 16. Jahrhundert brachte auch in Bezug auf den Maisanbau erhebliche Veränderungen mit sich. Die Konfrontation der europäischen Zuckerkultur und der Maiskultur der Maya führte zu einem Kampf um Nutzflächen und Eigentum. Große Teile der mexikanischen Nutzfläche wurden an spanische Siedler verteilt und der traditionelle Maisanbau der indigenen Bevölkerung wurde zugunsten extensiver Weidewirtschaft und der Kultivierung europäischer Pflanzen verdrängt. Die großflächigen Waldrodungen beeinflussten das ökologische Gleichgewicht der Nutzflächen und hatten einen Rückgang der Vegetation zur Folge. Diese Umverteilung von landwirtschaftlichen Nutzflächen wurde durch den mexikanischen Unabhängigkeitskrieg im 18. Jahrhundert verstärkt, als kirchlicher Besitz enteignet und an spanisch-stämmige Großgrundbesitzer verteilt wurde (vgl. Sander 1999: 228). Zum Höhepunkt des Mais-Zucker-Konflikts kam es gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als der autoritäre mexikanische Präsident Porfirio Díaz weitere Kleinbauern enteignete, um so durch die Bildung großer Plantagen, den sogenannten Haciendas, die Produktion von Exportgütern voranzutreiben. „Die Zuckerhaciendas waren auf dem besten Wege, das zu verwirklichen, wovon die Zuckerhacendados nur geträumt hatten: das ehemalige Maisparadies der Indios in ein Zuckerparadies zu verwandeln“ (Beck 1986: 120).

Die starke Herausbildung von monokulturellen Großbetrieben während der 40-jährigen Herrschaft von Porfirio Diaz und die gleichzeitig stattfindende Auflösung kleinbäuerlicher Betriebe beeinflusste die Entwicklung der landwirtschaftlichen Strukturen erheblich. Viele ehemalige Kleinbauern, insbesondere indigene, waren zu besitzlosen Landarbeitern verarmt und wurden zur Arbeit in der Viehwirtschaft oder auf den Zucker- oder Kaffeeplantagen gezwungen. So lebten fast 50% der mexikanischen Bevölkerung auf Haciendas. Da die sozialen Verhältnisse des Landes und Diaz’ exportintensive Wirtschaftspolitik für breite Teile der Bevölkerung mit erheblichen Nachteilen verbunden waren, löste der Konflikt um den diktatorischen Herrscher im Jahre 1910 die Mexikanische Revolution aus. Oppositionelle Gruppen organisierten Aufstände und es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Aufständischen und Regierungstruppen. Die Revolutionäre, welche von Emiliano Zapata unter dem Motto ¡Tierra y Libertad! [Land und Freiheit] angeführt wurden, forderten eine Verbesserung der sozialen Strukturen durch die Umverteilung des Landes zugunsten der ärmeren, insbesondere der indigenen Bevölkerung. Dieser Forderung kam die Regierung im Jahre 1917 mit einer Agrarreform nach. Land, welches den Bauern unrechtmäßig genommen worden war, musste von den Großgrundbesitzern an die Kommunen für eine gemeinschaftliche Bewirtschaftung zurückgegeben werden und privaten Nutzflächen wurden Größenbeschränkungen auferlegt (vgl. Sander 1999: 228 f.). Die Umstellung auf bäuerliche Kleinbetriebe war auch deshalb vonnöten, da Mitte der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts das Land industriell umstrukturiert werden musste. Der durch Diaz geförderte intensive Handel mit den Industrienationen wurde aufgrund der Ende der 1920er Jahre einsetzenden Weltwirtschaftskrise zunehmend unrentabel und der Exporthandel musste zugunsten einer Eigenversorgung durch landwirtschaftliche Produkte eingeschränkt werden (vgl. ebd.).

In den ersten Jahren nach der Revolution änderten sich die landwirtschaftlichen Besitzverhältnisse nur langsam. Einige Großgrundbesitzer teilten ihren Landbesitz unter Familienmitgliedern auf, um den Größenbeschränkungen zu entgehen sowie ihren Besitz zu behalten und weiterhin gemeinschaftlich bewirtschaften zu können. Auch Politiker, welche selbst Haciendas besaßen, ließen sich mit der Verteilung ihres Landes Zeit. Erst unter dem folgenden Präsidenten Lázaro Cárdenas wurden zwischen 1934 und 1940 über 18 Millionen Hektar an circa 700.000 Bauern verteilt, was 30% derjenigen ausmachte, welchen entsprechend der Agrarreform Land zustand. Eine weitere intensive Phase der Umverteilung fand zwischen 1964 und 1970 unter dem Präsidenten Díaz Ordaz statt, als etwa 25 Millionen Hektar Land an 300.000 Bauern verteilt wurden. Im Zuge dessen wurden jedem Bauern durchschnittlich etwa 90 Hektar Land zugesprochen. Diese verhältnismäßig große Landfläche pro Bauer erklärt sich durch die weitgehende Verteilung von Böden mit schlechter Nutzbarkeit. Im Jahre 1985 wurde die Verteilung wegen einer entstehenden Knappheit von Nutzflächen sowie mangelnder Produktivität schließlich eingestellt. Mit der wachsenden Bevölkerung erwarteten immer mehr Bauern eine Zuteilung von Nutzflächen und die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzflächen Mexikos war inzwischen verteilt. Insgesamt haben in den Jahren 1920 bis 1985 2,5 Millionen Bauern Nutzflächen erhalten (vgl. ebd.: 230 f.). Die Zuteilung der Landflächen erfolgte in der traditionell indianischen Form des Ejido, ein kommunaler Grundbesitz, der jedoch individuell genutzt werden kann. Dieser wurde unter anderem eingeführt, um einer weiteren Diskriminierung der altindianischen Tradition vorzubeugen, was der Ideologie der zuvor geführten Revolution entgegenkam. Doch

wäre es wirklich um die Wiederherstellung der altindianischen Ejidos gegangen, so hätten diese den indianischen Stammesfürsten zurückgegeben werden müssen mit allen tributären Rechten aus aztekischer Tradition, die man in spanischer Zeit ja gerade überwunden zu haben stolz war (ebd.: 229).

In der neuen Variante ging es um eine reine Verteilung von Land. Die bäuerlichen Kleinbetriebe wurden entsprechend der Nutzung konzipiert: Das Individual-Ejido besteht aus einer Parzelle, welche dem Ejidatario (dem Besitzer der Parzelle) zur eigenverantwortlichen Bestellung übergeben wird. Das Kollektiv-Ejido ist in gemeinschaftlichem Besitz einer Ejido-Gemeinschaft und wird in einer Produktionskooperation bebaut (vgl. ebd.: 229). Die Anzahl von Kollektiv-Ejidos ist kurz nach ihrer Einführung wieder stark gesunken, weil der Nachfolger des mexikanischen Präsidenten Lázaro Cardenas, Manuel Ávila Camacho, den Aufbau und die Erhaltung privatisierter Großgrundbetriebe weitgehend unterstützte. Dem daraus entstehenden Produktionswettbewerb konnten die Gemeinschafts-Ejidos nicht standhalten.

Der Aufbau kleinbäuerlicher Produktionseinheiten auf der einen Seite sowie die Herausbildung beziehungsweise teilweise Erhaltung von Großgrundbetrieben auf der anderen Seite, haben sich besonders in der Zeit nach der Revolution als eine sich gegenseitig hemmende Entwicklung herausgestellt. Während Anfang der 1950er Jahre der Bedarf an landwirtschaftlichen Gütern in Mexiko durch die eigene Produktion gedeckt werden konnte, war die mexikanische Agrarwirtschaft anschließend nicht mehr in der Lage, dem stetigen Bevölkerungswachstum standzuhalten (vgl. ebd.). Die Verteilung der Nutzflächen sowie die Belastbarkeit der Böden, die durch die extensive Weidewirtschaft gesunken war, setzen den Nutzungsmöglichkeiten der Ejidatarios enge Grenzen. Während einerseits die Produktion der Landwirtschaft für eine Finanzierung der Familie und des Haushaltes oft nicht ausreichte, konnte sich andererseits der privatisierte Großgrundbetrieb nicht ausreichend entwickeln, da etwa die Hälfte des Nutzlandes nationalisiert und den Bauern übergeben worden war (vgl. ebd.).

Allgemein ausgedrückt: Beginnt die Ernte beispielsweise wegen Überbelastung des Bodens zu stagnieren, wird ein Teil der bäuerlichen Familie zur Aufnahme einer zusätzlichen Lohnarbeit gezwungen oder in eine Vertragsproduktion gedrängt (Bennholdt-Thomsen 1982: 11). Die Industrialisierung des Landes führte weiterhin zu einem erhöhten Produktionswettbewerb, dem viele Bauern nicht standhalten konnten, und der zu ihrer Verarmung führte. Die heutige Situation der Mehrheit der mexikanischen Bauern lässt sich durch drei typische Konstellationen beschreiben:

Hat ein mexikanischer Bauer einen reinen Cash-crop [90] Anbau, finanziert er das benötigte verbesserte Saatgut,[91] die Düngemittel und Pestizide häufig über einen Kredit, welcher über staatliche Entwicklungsbehörden aufgenommen werden kann. Um den Kredit zurückzahlen und die Kreditvertragsbedingungen erfüllen zu können, muss häufig die gesamte Ernte verkauft werden. Bei diesem Anbau von Mais zu Profitzwecken versucht der Bauer als Unternehmer etwaige Produktionsüberschüsse zu verkaufen. Betreibt ein Bauer hingegen Subsistenzwirtschaft und hat in der Regel nur wenig Landbesitz oder nur wenig nutzbare Fläche zur Verfügung, sucht sich ein Teil der Familie zur Unterstützung der familiären Existenz eine Lohnarbeit. Oder die ganze Familie zieht von Ernte zu Ernte und verdient ihr Geld durch landwirtschaftliche Wanderlohnarbeit. Eine Abwanderung in die Stadt bedeutet für die meisten Familien wiederum ein Leben in Slums. Der Lebensbedarf kann hier oft nur durch Hilfsarbeit, selbstständige Dienstleistung oder durch den Verkauf kleiner Waren gesichert werden. Im dritten und letzten Fall entscheiden sich ehemalige Wanderlohnarbeiter, zum eigenen Maisanbau zurückzukehren. „Am spektakulärsten sind dabei die Aktionen der Wanderlohnarbeiter, die versuchen, sich durch Besetzungen ein Stück Land zu erkämpfen“ (ebd.).

Mexikanische Bauern können nur schwer Kreditwürdigkeit erlangen. Das Land, welches nicht Eigentum der Bauern, sondern der Kommunen ist, kann nur selten mit einer Hypothek belastet werden. Dies erschwert eine Modernisierung oder eine Umstrukturierung hin zu einem profitorientierten Unternehmertum. Des Weiteren ist eine Steigerung des Ernteertrags mit hohen Aufwendungen verbunden. Ständiger Wassermangel, bodenschädigende Produktionsmethoden, mangelndes Wissen über die Verwendung von Dünger und Pestiziden führen zu suboptimaler Nutzbarkeit des zur Verfügung stehenden Bodens; eine Vertragsabhängigkeit führt in vielen Fällen zu einer zusätzlichen Verschlechterung der ökonomischen Lage (vgl. ebd.).

Es sind also die gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge und die Art der Integration der Bauern in diese, welche zur Verschlechterung der bäuerlichen Lebenssituation führen (ebd.).

Die Gefahr einer Destabilisierung der eigenen Situation und der oft sehr geringe Ernteertrag führen zu der Aufnahme von Lohnarbeit sowie der Erhaltung der eigenen Parzelle für den Eigenkonsum. Denn „wie ruinös die Bedingungen für die Bauern sein mögen – die Parzelle stellt dennoch eine Existenzsicherung dar, an die sie sich unter den gegebenen Verhältnissen notwendigerweise klammern müssen“ (ebd.: 14). Die gegebenen Umstände und das Fehlen von Alternativen auf dem mexikanischen Arbeitsmarkt führen dazu, dass mexikanische Bauern eine geeignete Kombination aus eigener Subsistenzwirtschaft und aufgenommener Lohnarbeit finden müssen (ebd.).

Heute findet sich ein Großteil der Bauern in dem zweiten der soeben vorgestellten Fälle wieder. Während in Zeiten der Mayakultur die milpa, das Landwirtschaftssystem der Maya, den Anbau von Mais, Bohnen und Kürbissen vorsah, haben sich in der heutigen mexikanischen Landwirtschaft Mais-Monokulturen [92] herausgebildet und bringen Veränderungen der Fruchtfolgen,[93] der Schädlingsbekämpfung und der Methoden nachhaltiger Landwirtschaft mit sich (vgl. Chavero 2001: 77 f.). Die Umstellung auf eine Mais-Monokultur macht es insbesondere bei Subsistenzwirtschaft nötig, durch zusätzlichen Lohnerwerb eine annähernd ausgewogene Ernährung der Familie sicherzustellen. Zusätzlich dazu zwingt die sinkende Versorgbarkeit durch die eigene Agrarwirtschaft zur Aufnahme zusätzlicher Tätigkeiten zum Lohnerwerb (vgl. ebd.). Hierfür wird eine Vielzahl von Tätigkeiten genutzt, welche sich im Laufe der Jahrzehnte unter anderem durch die Industrialisierung des Landes herausgebildet haben. Heute besteht die Arbeitswelt der mexikanischen Bevölkerung aus einer Überlagerung komplexer Strukturen, aus einer großen Vielfalt agrarischer sowie nichtagrarischer Tätigkeiten. Eine klare Grenzziehung zwischen ländlichen und städtischen Gegenden ist kaum möglich, da zahlreichen Kombinationen von Tätigkeiten – teils in Heimarbeit und teils durch tägliches Pendeln – zwischen städtischen und ländlichen Gegenden nachgegangen wird.

Diese Phänomene, die sich während der letzten Jahrzehnte in den ländlichen Gebieten Lateinamerikas zunehmend beobachten lassen, zeugen von der Schwierigkeit, am Konzept einer einfachen Dichotomie zwischen Stadt und Land, zwischen Industrie und Landwirtschaft, zwischen Moderne und Tradition festzuhalten, um derart stark diversifizierte ländliche Gesellschaften, wie wir sie heute vorfinden, beschreiben zu können (ebd.: 78).

Zudem stellen die breite Palette an Beschäftigungsmöglichkeiten der Bevölkerung in der Fertigungsindustrie, im Handel, in der Landwirtschaft sowie in der Ausübung von Dienstleistungen und die damit verbundene Mobilität Vorteile für die Unternehmen dar. Durch eine Verlagerung der Produktion von Gütern in ländliche Gebiete können Produktions- und Lohnnebenkosten gespart werden, da Maschinen und Werkzeuge sowie Energie und Wasser von den arbeitenden Familien übernommen werden. „Während man bislang eine Migration der Arbeitskräfte in die Städte feststellen konnte, erhöht heute die Industrie ihre Präsenz in ganz Lateinamerika gerade im ländlichen Milieu“ (ebd.: 79).

Zu Beginn der 1990er Jahre wurde im Agrarsektor von 40% aller Erwerbstätigen nur noch 8% des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet (vgl. Sander 1999: 235). Präsident Salinas de Gortari erließ im Jahre 1992 daher eine erneute Agrarreform, welche eine zunehmende Privatisierung der Landparzellen vorsah, um

den Weg für Produktivitätserhöhungen im Stil der privatwirtschaftlichen Mittel- und Großbetriebe freizumachen. Angestrebt werden auch eine Verschiebung der Betriebsgrößenstruktur nach oben hin und die Anlockung von Kapital für Investitionen zur allgemeinen Erneuerung und Rationalisierung des Agrarsektors (ebd.: 235).

Bemühungen für eine Umstrukturierung des mexikanischen Agrarsektors seitens der Regierung blieben jedoch weitgehend aus, und die Umorientierung der Regierung von einer Stärkung der inländischen Produktion hin zu einem Ausbau des Freihandels wurde durch den Beitritt Mexikos 1994 zur Nordamerikanischen Freihandelszone deutlich (vgl. ebd.).

[…]


[1] Barroso, José M. D.: Statement by President Barroso on the Transatlantic Trade and Investment Partnership, veröffentlicht am 13.02.2013. Online: http://europa.eu/rapid/press-release_SPEECH-13-121_en.htm, letzter Zugriff 24.06.2013.

[2] Fischer, Andrea: im Interview, in: DER SPIEGEL (o.V.): Grüne Gentechnik – eher ein Glaubenskrieg, Heft 21, Hamburg 2000. Online: http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/a-77404.html, letzter Zugriff 15.06.2013.

[3] Die Gentechnologie bezeichnet das Gebiet der Lehre der Wissenschaft und deren Forschung. Die Gentechnik hingegen die Anwendung dieser Wissenschaft im großtechnischen Stil mit industriellen Verfahren.

[4] Vgl. Gebhardt, Wiebke: Gentechnik und Koexistenz nach der Gesetzesnovelle von 2008: Zivilrechtliche Haftung im Vergleich Deutschland und USA, in: Säcker, Franz Jürgen (Hg.): Veröffentlichungen des Instituts für deutsches und europäisches Wirtschafts-, Wettbewerbs- und Regulierungsrecht der Freien Universität Berlin, Band 20, Berlin 2010. S. 38.

[5] Vgl. Meier, Alexander: Risikosteuerung im Lebensmittel- und Gentechnikrecht, in: Rengeling, Hans-Werner (Hg.): Schriften zum deutschen und europäischen Umweltrecht, Band 23, Augsburg 2000. S. 1. Oder auch: Goehl, Susanne A.: Gentechnik, Recht und Handel – Genmanipulierte landwirtschaftliche Produkte als Gegen­stand des öffentlichen Wirtschaftsrechts, Hamburg 2009. S. 14. Oder auch: Müller-Röber, Bernd/ Marx-Stölting, Lilian/ Krebs, Jonas: Stand der Wissenschaft und der Technik, in: Müller-Röber, Bernd u.a. (Hg.): Grüne Gentechnologie – Aktuelle wissenschaftliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen, 3. völlig neubearbeitete und ergänzte Aufl., Berlin 2013. S. 39. Oder auch: BASF (o.V.): Bio – und Gentechnologie: Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts, o.D. Online: http://www.basf.com/group/corporate/de/products-and-industries/biotechnology/index, letzter Zugriff 13.06.2013.

[6] Fälschlicherweise wird die Biotechnologie häufig als Synonym für die Gentechnologie verwendet. Aber nicht alle Methoden der Biotechnologie sind auf gentechnologische Verfahren zurückzuführen. (Vgl. Fricke, Marcel: Genetisch veränderte Lebensmittel im Welthandelsrecht, in: Bruha, Thomas u.a. (Hg.): Europäisches und internationales Integrationsrecht, Band 5, Hamburg 2004. S. 35 f.)

[7] Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) definiert Biotechnologie als „die Anwendung von Wissenschaft und Technik auf lebende Organismen, Teile von ihnen, ihre Produkte oder Modelle von ihnen zwecks Veränderung von lebender oder nichtlebender Materie zur Erweiterung des Wissensstandes, zur Herstellung von Gütern und zur Bereitstellung von Dienstleistungen“. (Biotechnologie.de (o.V.): Was ist Biotechnologie?, o.D. Online: http://www.biotechnologie.de/BIO/Navigation/DE/Hintergrund/basiswissen.html, letzter Zugriff 13.06.2013.)

[8] Diese Arbeitsgruppe wurde Ende der 1980er Jahre vom Deutschen Bundestag für die Untersuchung möglicher Vor- und Nachteile der Gentechnologie eingesetzt.

[9] Enquete-Kommission: Chancen und Risiken der Gentechnologie, BT-Drs. 10/6775, o.O. 1987. Online: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/10/067/1006775.pdf, letzter Zugriff 13.06.2013.

[10] Auch in der Biotechnologie gibt es die Unterscheidung in Rote, Graue, Weiße, sowie Grüne Biotechnologie. (Vgl. Engelbrecht, Claudia: Biotechnologie: Gesundes Wachstum, o.D. Online: http://www.staufenbiel.de/naturwissenschaftler/dossier-biotechnologie/biotechnologie-gesundes-wachstum.html, letzter Zugriff 13.06.2013.)

[11] Vgl. Struß, Jantje: Die großflächige Ausbringung von GVO in die Umwelt, in: Schlacke, Sabine u.a. (Hg.): Umweltrechtliche Studien, Band 41, Bremen 2010. S. 2-4.

[12] Zu den Anwendungen der Grüne Gentechnik gehört zudem die gentechnische Veränderung von Tieren. Auf diesen Bereich wird in dieser Arbeit nicht näher eingegangen, da derzeitig gentechnisch veränderte Tiere (z.B. Lachs), für die Lebensmittelproduktion international (noch) nicht zugelassen sind. (Vgl. Transgen.de (o.V.): Schnell wachsende Lachse: Das ewige Zulassungsverfahren, veröffentlich am 15.05.2013. Online: http://www.transgen.de/tiere/145.doku.html, letzter Zugriff 18.06.2013.)

[13] Vgl. Fricke, Marcel: Genetisch veränderte Lebensmittel im Welthandelsrecht [wie FN 6]. S. 35.

[14] Um Nutzpflanzen besonders leistungsfähig zu machen, werden bei der Hybridzüchtung reinerbige Zuchtlinien (sog. Inzuchtlinien) miteinander gekreuzt. (Vgl. Müller-Röber, Bernd/ Boysen, Mathias/ Marx-Stölting, Lilian u.a.: Einleitung und methodische Einführung, in: Müller-Röber, Bernd (Hg.): Grüne Gentechnologie – Aktuelle wissenschaftliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen, 3. völlig neubearbeitete und ergänzte Aufl., Berlin 2013. S. 30.)

[15] Bei der Mutagenesezüchtung sollen „gewünschte Eigenschaften durch zufällige Veränderungen des Genoms, zum Beispiel durch den Einsatz von Strahlung, erzeugt werden“. (Ebd. S. 31.)

[16] „Kulturpflanzen besitzen […] ein Genom von 30.000 bis 60.000 einzelnen Genen“ (Ebd. S. 30).

[17] Vgl. Fricke, Marcel: Genetisch veränderte Lebensmittel im Welthandelsrecht [wie FN 6]. S. 35.

[18] Gem. Art. 2, Nr. 1 RL 2001/18/EG ist ein Organismus „jede biologische Einheit, die fähig ist, sich zu vermehren oder genetisches Material zu übertragen“.

[19] Als Spenderorganismus kommen somit unter anderem Pflanzen anderer Arten, Pilze, Bakterien, Tiere sowie der Mensch selbst in Betracht.

[20] Förster, Susanne: Internationale Haftungsregeln für schädliche Folgewirkungen gentechnisch veränderter Organismen, in: Wolfrum, Rüdiger u.a. (Hg.): Beiträge zum ausländischen öffentlichen Recht und Völkerrecht, Band 181, Berlin 2006. S. 12.

[21] Trotz der Vorteile der Gentechnik soll „die Gentechnik die klassische Züchtung keineswegs ersetz[en], sondern lediglich ein, allerdings bedeutsames, zusätzliches Werkzeug in der Pflanzenzüchtung darstell[en]. Auch in der Zukunft werden traditionelle Methoden eine wichtige Rolle spielen.“ (Kempken, Renate/ Kempken, Frank: Gentechnik bei Pflanzen – Chancen und Risiken, 3. überarb. Aufl., Kiel 2006. S. 12.)

[22] Eine detaillierte Weiterführung zu den Grundlagen und Methoden der Grünen Gentechnik findet sich in: Kempken, Renate/ Kempken, Frank: Gentechnik bei Pflanzen – Chancen und Risiken [wie FN 21]. S. 19-123.

[23] Vektoren können als Vehikel („Gentaxi“) für die Übertragung von extrazellulärem Erbgut genutzt werden. Zudem sind sie dafür zuständig, dass sich das neue Erbgut in der Wirtszelle auch vermehrt. (Vgl. Gebhardt, Wiebke: Gentechnik und Koexistenz nach der Gesetzesnovelle von 2008: Zivilrechtliche Haftung im Vergleich Deutschland und USA [wie FN 4]. S. 35.)

[24] Pickardt, Thomas: Was ist Grüne Gentechnik? In: Heine, Nicole u.a. (Hg.): Basisreader der Moderation zum Diskurs Grüne Gentechnik des BMVEL, Osnabrück 2002. S. 3. Online: http://www.transgen.de/pdf/diskurs/reader.pdf, letzter Zugriff 13.06.2013.

[25] Vgl. Kempken, Renate/ Kempken, Frank: Gentechnik bei Pflanzen – Chancen und Risiken [wie FN 21]. S. 12.

[26] In der Fachliteratur sowie in Gesetzestexten wird für „gentechnisch“ auch häufig das Wort „genetisch“ verwendet. Aufgrund des Einsatzes technischer Verfahren, wird nachfolgend Ersteres bevorzugt.

[27] Aus dem Englischen: GMO – Genetically Modified Organism(s).

[28] Das Europäische Parlament und der Europäische Rat verstehen unter GVO „ein[en] Organismus mit Ausnahme des Menschen, dessen genetisches Material so verändert worden ist, wie es auf natürliche Weise durch Kreuzen und/oder natürliche Rekombination nicht möglich ist“ (Art. 2, Nr. 2 RL 2001/18/EG).

[29] Die Abkürzung GVO wird im weiteren Verlauf dieser Arbeit verwendet.

[30] Seit der Gründung des ersten Gentechnik-Konzerns („Genentech“ gegründet 1976 in den USA), ist die Zahl solcher Unternehmen weltweit enorm gestiegen (2003 waren es mehr als 4300). (Vgl. Förster, Susanne: Internationale Haftungsregeln für schädliche Folgewirkungen gentechnisch veränderter Organismen [wie FN 20]. S. 1.)

[31] Im Jahr 1982 wurden die erste transgene Pflanze (Grüne Gentechnik) sowie das erste gentechnisch hergestellte Pharmaka (Rote Gentechnik) zugelassen. (Vgl. Gebhardt, Wiebke: Gentechnik und Koexistenz nach der Gesetzesnovelle von 2008 Zivilrechtliche Haftung im Vergleich Deutschland und USA [wie FN 4]. S. 39.)

[32] Das erste GV-Lebensmittel, eine transgene Tomate (Markenname: Flavr Saver®), wurde 1994 auf den US-Markt eingeführt. (Vgl. Ebd. S. 39.)

[33] Vgl. Stökl, Lorenz: Der welthandelsrechtliche Gentechnikkonflikt, in: Oppermann, Thomas (Hg.): Tübinger Schriften zum internationalen und europäischen Recht, Berlin 2002. S. 19.

[34] Dabei werden die Tiere zuvor mit Futtermitteln, welche entweder gänzlich oder zu Teilen aus transgenen Nutzpflanzen bestehen, gefüttert. Die tierischen Endprodukte (z.B. Fleisch, Milcherzeugnisse, Eier, etc.) wurden somit „mit Hilfe von GVO“ hergestellt.

[35] Müller-Röber, Bernd: Die Zukunft der Pflanzenforschung. (Mögliche) Antworten auf die konkreten Herausforderungen, in: Müller-Röber, Bernd u.a. (Hg.): Grüne Gentechnologie – Aktuelle wissenschaftliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen, 3. völlig neubearbeitete und ergänzte Aufl., Berlin 2013. S. 17.

[36] Durch die angewendete Technik gilt dieses GV-Saatgut als Erfindung und kann somit auch patentiert werden. Auf die Patentierung von GVO wird hier nicht näher eingegangen. Weiterführend dazu z.B.: Evenson, Robert E. (Hg.): International Trade and Policies for Genetically Modified Products, Cambridge 2006. S. 125-161.

[37] Diese gentechnisch veränderten Pflanzensorten bezeichnet man auch als „trangene Linien“ oder „Events“. (Vgl. Zagon, J./ Crnogorac, L./ Krohl, L./ Lahrssen-Wiederholt, M./ Broll, H. (Hg.): Nachweis von gentechnisch veränderten Futtermittel, in: BfR-Wissenschaft, Heft 5, Berlin 2006. S. 15.)

[38] Vgl. ISAAA: ISAAA Brief 43-2011: Executive Summary, o.O. 2011. Online: http://www.isaaa.org/resources/publications/briefs/43/executivesummary/default.asp, letzter Zugriff 02.06.2013.

[39] Vgl. Ebd.

[40] Weitere derzeitig verwendete bzw. sich im Versuchsstadium befindlichen Eigenschaften transgener Pflanzen finden sich mit einer detailierten Beschreibung bei: Müller-Röber, Bernd/ Marx-Stölting, Lilian/ Krebs, Jonas: Stand der Wissenschaft und der Technik [wie FN 5]. S. 39-93.

[41] Zwei der meistverwendeten Herbizide sind Roundup® (Hersteller: Monsanto) sowie Basta® (Hersteller: Bayer CropScience). Diese sog. Komplementärherbizide werden passend für herbizidresistente transgene Kultursorten hergestellt und meist im „Bundle“ mit diesen, von auf Gentechnik spezialisierten Saatgut-Unternehmen verkauft. Dabei ergibt sich aus dem Markennamen des Totalherbizids auch meist der Markenname der transgenen Kultursorte, wie z.B. die Roundup Ready®-Sojabohne (Hersteller: Monsanto). (Vgl. Zagon, J./ Crnogorac, L./ Krohl, L./ Lahrssen-Wiederholt M./ Broll, H. (Hg.): Nachweis von gentechnisch veränderten Futtermittel [wie FN 37]. S. 15.)

[42] Vgl. Fricke, Marcel: Genetisch veränderte Lebensmittel im Welthandelsrecht [wie FN 6]. S. 38.

[43] Vgl. Kempken, Renate/ Kempken, Frank: Gentechnik bei Pflanzen – Chancen und Risiken [wie FN 21]. S. 127 f.

[44] Als Spenderorganismus dient hier hauptsächlich das Bodenbakterium „Bacillus thuringiensis“. Dieses besitzt ein Gen, das für die Herstellung eines Eiweißes zuständig ist, welches im Darm vieler Insekten toxisch wirkt und diese somit sterben. Von dem Namen dieses Bakteriums werden auch die Markennamen der transgenen insektenresistenten Kultursorten abgeleitet, so z.B. beim Bt-Mais oder der Bt-Baumwolle. (Vgl. Ebd. S. 130 f.)

[45] „Insekten können Pflanzen in zweierlei Hinsicht schädigen: zum einen indirekt durch die Übertragung anderer Krankheitserreger wie z.B. Viren, Bakterien oder Pilze und zum anderen direkt durch fraßbedingten, mechanischen Schaden und Gewebeverlust.“ (Ebd. S. 130.)

[46] Vgl. Fricke, Marcel: Genetisch veränderte Lebensmittel im Welthandelsrecht [wie FN 6]. S. 38.

[47] Vgl. Struß, Jantje: Die großflächige Ausbringung von GVO in die Umwelt [wie FN 11]. S. 1.

[48] Dabei fällt auf, dass sich neue Erkenntnisse in der Forschung nicht auch automatisch auf die Etablierung neuer GV-Produkte am Markt beobachten lassen. Dass liegt vor allem an den verhältnismäßig langen und aufwendigen Entwicklungs- und Zulassungsprozessen. (Vgl. Müller-Röber, Bernd/ Marx-Stölting, Lilian/ Krebs, Jonas: Stand der Wissenschaft und der Technik [wie FN 5]. S. 13.)

[49] Vgl. Ebd. S. 84, 87.

[50] Im fernöstlichen Raum wird derzeit an überflutungsresistentem Reis (zuk. Markenname: Samba) geforscht, welcher in einigen Jahren marktreif sein könnte. (So: Müller-Röber, Bernd: Neue Methoden und Züchtungsziele der Pflanzenforschung, Gedächtnisprotokoll von seiner Rede bei der öffentlichen Abendveranstaltung: „Grüne Gentechnologie – Trend und Kontroversen“ der IAGb, am 10.06.2013 in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.)

[51] Dürreresistenter GV-Mais soll noch im Jahr 2013 in den USA für den Anbau zugelassen werden. (So: Bernd Müller-Röber: Neue Methoden und Züchtungsziele der Pflanzenforschung, Gedächtnisprotokoll [wie FN 50].)

[52] Gross, Dominique: Das gemeinschaftsrechtliche Genehmigungsverfahren bei der Freisetzung und dem Inverkehrbringen gentechnisch veränderter Organismen, in: Gauch, Peter (Hg.): Arbeiten aus dem iuristischen Seminar der Universität Freiburg Schweiz, Basel 2006, S. 12.

[53] „Durch eine erhöhte Resistenz gegen negative Umwelteinflüsse [sog. Stressfaktoren] ist eine Erweiterung potentieller Anbauflächen auch auf agrarwirtschaftliche Problemzonen möglich.“ (Fricke, Marcel: Genetisch veränderte Lebensmittel im Welthandelsrecht [wie FN 6]. S. 39.)

[54] Zagon, J./ Crnogorac, L./ Krohl, L./ Lahrssen-Wiederholt, M./ Broll, H. (Hg.): Nachweis von gentechnisch veränderten Futtermittel [wie FN 37]. S. 15.

[55] Bei Lebensmitteln interessant sind hier der Anteil von Kohlenhydraten, Proteinen, Vitaminen, Fettsäuren (speziell ungesättigte Fettsäuren), Mineralien und Spurenelementen. Dabei kommt es bei den zu verwendenden Verfahren darauf an, ob die betrachtete Pflanze die für die Produktion dieser Stoffe notwendigen Gene besitzt oder nicht. Im ersten Fall könnten die vorhandenen Gene so verändert werden, dass sie von diesen Stoff(en) quantitativ mehr produzieren. Im zweiten Fall könnten diese Gene von anderen Organismen in die Pflanze neu transferiert werden. (Vgl. Kempken, Renate/ Kempken, Frank: Gentechnik bei Pflanzen – Chancen und Risiken [wie FN 21]. S. 140-146.)

[56] Hierzu zählen u.a. die gentechnische Verbesserung der Lebensmittel in Bezug auf Lagerungsfähigkeit (Haltbarkeit), Geschmack sowie die Verringerung Allergie auslösender Stoffe. (Vgl. Ebd. S. 147-149.)

[57] Das bekannteste Beispiel ist die Flavr Saver®-Tomate (siehe FN 32), bei der das Gen, was für den Zellwandabbau verantwortlich ist, gentechnisch verändert wurde, so dass sich die Haltbarkeit erhöhte. Aus diesem Merkmal formte sich der „im Volksmund“ bekannte Name „Anti-Matsch Tomate“. (Vgl. Bernert, Irina: Wenn Tomaten Gene haben … – Die Kennzeichnung „gentechnisch veränderter Nahrungsmittel“ im Lichte verfassungs- und europarechtlicher Vorgaben, in: Neue Juristische Monografien, Band 31, Wien 2004. S. 13.)

[58] So z.B. der von den Medien getaufte „Goldene Reis“, welcher durch einen gentechnischen Eingriff einen erhöhten Anteil an Vitamin A besitzt. Dieser soll voraussichtlich 2013 oder 2014 auf den Philippinen angepflanzt werden. (So: Bernd Müller-Röber: Neue Methoden und Züchtungsziele der Pflanzenforschung, Gedächtnisprotokoll [wie FN 50].)

[59] So z.B. bei der Herstellung von Käse. Das hier für die Dicklegung der Milch verwendete Enzym „Chymosin“ wird traditionell aus Kälbermägen gewonnen, was sehr kosten- und arbeitsintensiv ist. Mit der Gentechnik ist es möglich, dieses Enzym künstlich herzustellen. (Vgl. Förster, Susanne: Internationale Haftungsregeln für schädliche Folgewirkungen gentechnisch veränderter Organismen [wie FN 20]. S. 13.)

[60] Vgl. Goehl, Susanne A.: Gentechnik, Recht und Handel – Genmanipulierte landwirtschaftliche Produkte als Gegenstand des öffentlichen Wirtschaftsrechts [wie FN 5]. S. 19.

[61] Z.B.: GV-Maiskolben, GV-Tomaten, GV-Kartoffeln.

[62] Z.B.: Tacos aus GV-Mais, Tofu aus GV-Soja, Schokoriegel mit GV-Maisbestandteilen.

[63] Hierzu zählen einerseits tierische Produkte (wie Eier, Fleisch, Milch), bei denen die Tiere zuvor mit GV-Futtermitteln gefüttert wurden. Andererseits Lebensmittelzusatz- und Hilfsstoffe (Enzyme), die mittels gentechnischer Verfahren hergestellt wurden (Weiße Gentechnik). Beispiele sind: eingesetzte GV-Enzyme beim Brauen von Bier, der in FN 59 beschriebene Käse, Joghurt, der mit Hilfe von GV-Milchsäurebakterien hergestellt wurde.

[64] Vgl. Stökl, Lorenz: Der welthandelsrechtliche Gentechnikkonflikt [wie FN 33]. S. 19.

[65] Welche Events bis 2010 in welchen Ländern zugelassen bzw. angebaut wurden, zeigt die Tabelle im Appendix 1, in: James, Clive: ISAAA Brief 42-2010 – Global status of Commercialized biotech/GM Crops: 2010, Ithaca (NY) 2010. S. 244-267. Online: http://www.isaaa.org/resources/publications/briefs/42/download/isaaa-brief-42-2010.pdf, letzter Zugriff 21.05.2013.

[66] „Zum Vergleich: Die als Ackerland genutzte Fläche in Deutschland beträgt rund zwölf Millionen Hektar“. (Boysen, Mathias/ Spelsberg, Gerd/ Baron, Heike: Ökonomischer Nutzen der grünen Gentechnologie, in: Müller-Röber, Bernd u.a. (Hg.): Grüne Gentechnologie – Aktuelle wissenschaftliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen, 3. völlig neubearbeitete und ergänzte Aufl., Berlin 2013. S. 107.)

[67] Vgl. ISAAA: ISAAA Brief 44-2012: Press Release, veröffentlicht am 20.02.2013. Online: http://www.isaaa.org/resources/publications/briefs/44/pressrelease/pdf/Brief%2044%20-%20Press%20Release%20-%20German.pdf, letzter Zugriff 02.06.2013.

[68] Vgl. ISAAA: ISAAA Brief 44-2012: Highlights, o.D. Online: http://www.isaaa.org/resources/publications/briefs/44/highlights/pdf/Brief%2044%20-%20Highlights%20-%20German.pdf, letzter Zugriff 02.06.2013.

[69] Vgl. United States Department of Agriculture: Petitions Table. Online: http://www.aphis.usda.gov/biotechnology/petitions_table_pending.shtml, letzter Zugriff 20.06.2013.

[70] Zahlen vom Anbaujahr 2012. Vgl. Pauly, Christoph/ Schult, Christoph: Chlorhühnchen im Shitstorm, in: DER SPIEGEL, Heft 9/2013, Hamburg 2013. S. 74.

[71] Vgl. Zentralverband der Deutschen Schweineproduktion e.V. (o.V.): USA: Kennzeichnung von Gentechnik-Lebensmittel knapp gescheitert, veröffentlicht am 22.11.2012. Online: http://www.zds-bonn.de/usa_kennzeichnung_von_gentechnik_lebensmittel_knap.html, letzter Zugriff 04.06.2013.

[72] Vgl. Knigge, Michael: BASF und Bayer kämpfen gegen Gen-Label für US-Lebensmittel, veröffentlicht am 19.10.2012. Online: http://www.dw.de/basf-und-bayer-k%C3%A4mpfen-gegen-gen-label-f%C3%BCr-us-lebensmittel/a-16318534, letzter Zugriff 08.06.2013.

[73] Weitere Informationen zu Antragsverfahren und Gesetzgebungen in Zusammenhang mit GVO, sowie der Methodenentwicklung in Bezug auf die Freisetzung von transgenen Pflanzen, finden sich auf der offiziellen Homepage der Europäischen Kommission (Online: http://ec.europa.eu/food/food/biotechnology/index_en.htm).

[74] Diese sind der insektenresistenter GV-Mais: Mon 810 (Monsanto); der herbizidresistente GV-Mais: T25 (Bayer CropScience) sowie die für die Lebensmittelproduktion bisher nicht verwendete Stärke-angereicherte GV-Kartoffel: „Amflora“ bzw. EH92-527-1 (BASF). (Vgl. Europäische Kommission: EU Register of authorised GMOs. Online: http://ec.europa.eu/food/dyna/gm_register/index_en.cfm, letzter Zugriff 20.06.2013.)

[75] Die gesamte Mon810-Anbaufläche in der EU belief sich im Jahr 2012 auf 129.071 ha, wovon Spanien den mit Abstand größten Flächenanteil von über 90%, aufwies. (Vgl. ISAAA: ISAAA Brief 44-2012: Top Ten Facts about Biotech/GM Crops in 2012, o.D. Online: http://www.isaaa.org/resources/publications/briefs/44/toptenfacts/default.asp, letzter Zugriff 02.06.2013.)

[76] Vgl. Boysen, Mathias/ Spelsberg, Gerd/ Baron, Heike: Ökonomischer Nutzen der grünen Gentechnologie [wie FN 66]. S. 117.

[77] Ebd. S. 117.

[78] Ahrens, Sylvie: Jetzt sollen die EU-Staaten selbst entscheiden, auf: Tagesschau.de, veröffentlicht am 13.07.2010. Online: http://www.tagesschau.de/wirtschaft/gentechnik108.html, letzter Zugriff 25.05.2013.

[79] Diese 47 Events nach Pflanzenarten sind: GV-Mais mit 27 Events; GV-Baumwolle mit 8 Events; GV-Soja mit 7 Events; GV-Raps mit 3 Events; GV-Zuckerrübe mit 1 Event; GV-Kartoffel mit 1 Event. (Vgl. Europäische Kommission: EU Register of authorised GMOs [wie FN 74].)

[80] Vgl. Engeln, Henning/ Auf dem Kampe, Jörn: Wie gefährlich ist der Eingriff ins Pflanzengenom? – Interview mit dem Biologen Arnold Sauter, in: GEOkompakt , Heft 30, Hamburg 2012. S.122.

[81] Bei der weltweiten Produktion von Sojarohstoffen (insg. 240 Mio. t) sind die wichtigsten Erzeugerländer die USA (mit ca. 35%), Brasilien (mit ca. 28%) und Argentinien (mit ca. 17%). Alle Zahlen sind vom Anbaujahr 2011/2012. Vgl. Transgen.de (o.V.): Futter für Europas Nutztiere: In der Regel mit gentechnisch veränderten Sojabohnen, veröffentlich am 16.04.2013. Online: http://www.transgen.de/lebensmittel/einkauf/1095.doku.html, letzter Zugriff 20.06.2013.

[82] Vgl. Vgl. Transgen.de (o.V.): Futter für Europas Nutztiere: In der Regel mit gentechnisch veränderten Sojabohnen [wie FN 81].

[83] Vgl. Ebd.

[84] Boysen, Mathias/ Spelsberg, Gerd/ Baron, Heike: Ökonomischer Nutzen der grünen Gentechnologie [wie FN 66]. S. 118.

[85] Siehe FN 79.

[86] Vgl. Boysen, Mathias/ Spelsberg, Gerd/ Baron, Heike: Ökonomischer Nutzen der grünen Gentechnologie [wie FN 66]. S. 118.

[87] Welche GV-Lebensmittel in der EU existieren bzw. bei welchen der Einsatz von gentechnischen Verfahren nicht ausgeschlossen werden kann, können hier aufgrund ihrer Vielzahl nicht aufgelistet werden. Viele davon finden sich allerdings in der transGEN Datenbank. (Online: http://www.transgen.de/datenbank/lebensmittel/)

[88] Eine Auflistung mehrerer dieser Schätzungen findet sich in der FN 27 bei: Stökl, Lorenz: Der welthandelsrechtliche Gentechnikkonflikt [wie FN 33]. S. 20. Eine aktuellere Schätzung bei: Charisius, Hanno: Gentechnik auf dem Teller, in: DIE ZEIT, Heft 31, Hamburg 2010. Online: http://www.zeit.de/2010/31/N-Gentechnik-Kennzeichnung/seite-3, letzter Zugriff 11.06.2013.

[89] Mexiko hat etwa 103,1 Millionen Einwohner (Stand 2006). Davon sind circa 60% Mestizen (Nachkommen von Weißen (Europäern) und von indigenen Völkern Mexikos), circa 30% Indígenas, circa 9% Weiße und 1% Andere (vgl. The World Factbook, CIA: Mexico).

[90] Cash crop bezeichnet den Anbau von Pflanzen zu Vermarktungs- oder Exportzwecken (vgl. Geografie Lexikon: Cash Crop).

[91] Die Bezeichnung verbessertes Saatgut bezieht sich auf Saatgut, welches zu höheren Ertragszwecken oder zur Erhaltung bestimmter Resistenzen gentechnisch verändert oder zu Hybriden gezüchtet wurde. In diesem Fall handelt es sich um Hybridsaatgut. Siehe dazu auch Kapitel „Hybridmais“.

[92] Monokulturen bezeichnen Felder, auf welchen nur eine Pflanzensorte bestellt wird. Dies erscheint zumindest kurzfristig als wirtschaftlich sinnvoll, es werden jedoch dem Boden einseitig Nährstoffe entzogen, was ihm dauerhaft seine Fruchtbarkeit nimmt und ihn anfälliger für Schädlinge und Krankheiten macht. Um den gleichen Ertrag gewährleisten zu können, ist dauerhaft ein erhöhter Einsatz von Kunstdünger sowie Pestiziden notwendig (vgl. Umwelt-Lexikon: Monokultur).

[93] Eine Fruchtfolge bezeichnet den Anbau von Mischkulturen oder einen regelmäßigen Fruchtwechsel. Hiermit wird den Folgen von Monokulturen vorgebeugt (vgl. Der Bio-Gärtner: Fruchtwechsel).

Ende der Leseprobe aus 215 Seiten

Details

Titel
Grüne Gentechnik – Chancen und Risiken
Autoren
Jahr
2014
Seiten
215
Katalognummer
V278546
ISBN (eBook)
9783656708827
ISBN (Buch)
9783956871467
Dateigröße
3244 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Grüne Gentechnik, Chancen, Risiken, Lebensmittelkennzeichnung, Transatlantisches Freihandelsabkommen, TTIP, Grüne Revolution, Genmais, Mexiko, Methoden, Negativkennzeichnung, Positivkennzeichnung, Agrarpolitik, Agrarwissenschaft
Arbeit zitieren
Ben Illesch (Autor:in)Steffen Bauer (Autor:in)Julia Bultmann (Autor:in), 2014, Grüne Gentechnik – Chancen und Risiken, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/278546

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