Eine der zentralen Aufgaben der Schule ist es, Schüler(-inne)n Kompetenzen zu vermitteln, durch die sie am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Zudem sollen Voraussetzungen für ein lebenslanges Lernen geschaffen werden. Um diese Zielsetzung zu erreichen, werden neben den einzelnen Fachkompetenzen auch Verantwortungsbewusstsein, Lern- und Leistungsbereitschaft (Motivation), Teamfähigkeit, Problemlösungsfähigkeiten aber auch Kommunikationsfähigkeit gefordert (vgl. Fend 2008, S. 60 f.). Diese Qualifikationen sind bei vie-en Schüler(-inne)n allerdings nur gering ausgeprägt, so dass der häufig lehrer(-innen)zentriert gestaltete Schulunterricht kritisiert wird (vgl. Fend 2008, S. 281). Fremdsteuerung führt auf Seiten der Schüler/-innen ohne andere äußere Einwirkungen gemeinhin zu Unlust und wenig Motivation den Lernprozess mitzugestalten. Lernende nehmen eine passive Haltung ein, wodurch eigenes Mitwirken im Unterrichtsverlauf abnimmt. Frontalgesteuerter Unterricht entbehrt zudem bei vermehrter Anwendung die Vermittlung methodischer Kompetenzen, durch die eigenständiges Lernen erst möglich wird (vgl. Carlsburg 2009, S. 273). Des Weiteren führt die Reizüberflutung durch ubiquitäre elektronische Medien und deren „Entwicklung […] zu Ungunsten der Literatur“ (Jazbee 2004, S. 209) in Verbindung mit abnehmenden Primärerfahrungen mit der eigenen Umwelt zu einer schwach ausgeprägten Kreativität. Literaturunterricht kann diese Defizite ausgleichen, da das emotionale Lesen von Texten eine Entfaltung von Phantasie und Vorstellungskraft ermöglicht und den Tätigkeitsdrang anspricht (vgl. Spinner 2000, S. 34 ff.; Haas, Menzel & Spinner 1994, S. 17).
Einen Ansatz, diesen Entwicklungen entgegen zu wirken, stellt der handlungs- und produktionsorientierte Unterricht dar. Durch ihn werden methodische Kompetenzen vermittelt, was die Schüler/-innen in ihrer Selbstständigkeit fördert und die Motivation steigert, was den angesprochenen Defiziten entgegen wirkt.
Im weiteren Verlauf dieser Hausarbeit wird zunächst die theoretische Fundierung vorgestellt. Herkömmlich wird die Theorie aus strukturalistischer Sicht in das Was und Wie einer Erzählung unterteilt. Die strikte Teilung in histoire und discours hat den Nachteil, dass die Beziehung zwischen den beiden Komponenten vernachlässigt wird und weiterhin, dass die histoire bevorzugt thematisiert wird (vgl. Saupe 2007, S. 250; Andreotti 2009, S. 21). [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Hinführung
- Handlungsebene
- Darstellungsebene
- Zeitliche und räumliche Gestaltung
- Die narrative Instanz
- Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht
- Definition
- Verfahrensweisen des HPLU
- Kritik
- Möglichkeiten des HPLU anhand Irrungen, Wirrungen
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterricht (HPLU) und seinen Möglichkeiten sowie Grenzen. Sie untersucht, wie der HPLU Schüler(-inne)n in ihrer Selbstständigkeit und Motivation fördern kann, insbesondere im Kontext der Herausforderungen, die durch den zunehmenden Einfluss digitaler Medien und abnehmende Primärerfahrungen entstehen.
- Die Bedeutung von Handlungs- und Darstellungsebene in der Analyse von Texten
- Die Definition und Verfahrensweisen des HPLU
- Die Kritik am HPLU und seine potenziellen Vor- und Nachteile
- Die Anwendung des HPLU anhand des Romans "Irrungen, Wirrungen" von Theodor Fontane
- Die Rolle des HPLU im Hinblick auf die Entwicklung von Kompetenzen für ein lebenslanges Lernen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterrichts (HPLU) ein und beleuchtet die Herausforderungen, die Schüler(-inne)n im Kontext von digitaler Reizüberflutung und abnehmenden Primärerfahrungen im Umgang mit Literatur haben. Der HPLU wird als ein Ansatz vorgestellt, um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken und Schüler(-inne)n in ihrer Selbstständigkeit und Motivation zu fördern.
Das Kapitel "Theoretische Hinführung" behandelt die Handlungs- und Darstellungsebene in der Analyse von Texten. Es werden die klassischen Ansätze der strukturalistischen Literaturwissenschaft sowie die Erkenntnisse von Propp zur Analyse von Märchen und deren Struktur untersucht. Der Fokus liegt dabei auf der Bedeutung der Handlungsstruktur und ihrer Interaktion mit der Darstellungsebene.
Das Kapitel "Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht" beschäftigt sich mit der Definition und den Verfahrensweisen des HPLU. Es werden verschiedene Methoden und Ansätze vorgestellt, die im HPLU zum Einsatz kommen können, um Schüler(-inne)n aktiv am Lernprozess zu beteiligen. Außerdem wird die Kritik am HPLU beleuchtet, wobei die potenziellen Vor- und Nachteile in den Vordergrund gestellt werden.
Das Kapitel "Möglichkeiten des HPLU anhand Irrungen, Wirrungen" zeigt anhand des Romans "Irrungen, Wirrungen" von Theodor Fontane praktische Anwendungsbeispiele des HPLU. Es werden konkrete Ansätze vorgestellt, wie der HPLU im Unterricht eingesetzt werden kann, um die Anforderungen an Schüler(-inne)n zu erfüllen und ihre Kompetenzen zu fördern.
Schlüsselwörter
Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht, HPLU, Literaturanalyse, Handlungsebene, Darstellungsebene, narrative Instanz, Selbstständigkeit, Motivation, digitale Medien, Primärerfahrungen, Kompetenzen, lebenslanges Lernen, Irrungen, Wirrungen, Theodor Fontane.
- Arbeit zitieren
- Julia Jätzold (Autor:in), 2014, Möglichkeiten und Grenzen des handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterrichts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/283356