Die Bildungstheoretische Didaktik von Wolfgang Klafki


Seminararbeit, 2013

20 Seiten, Note: 1,3

Laura Smith (Autor:in)


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Bildungstheoretischer Hintergrund
2.1 Klafkis Auseinandersetzung mit materialen und formalen Bildungstheorien
2.1.1 Materiale Bildungstheorien und ihre Kritik
2.1.2 Formale Bildungstheorien und ihre Kritik
2.1.3 Fazit
2.2 Kategoriale Bildung als Konsens materialer und formaler Bildungstheorien

3. Überlegungen und Entscheidungen für den Unterricht
3.1 Die Theorie vom Elementaren
3.1.1 Die sieben Grundformen des Elementaren
3.1.2 Resümee
3.2 Die Didaktische Analyse
3.2.1 Konkretisierung des Begriffes ÄBildungsgehalt“
3.2.2 Vorstellung der Didaktischen Analyse
3.2.3 Sinn der Didaktischen Analyse

4. Schluss

5. Literaturverzeichnis

Die Bildungstheoretische Didaktik von Wolfgang Klafki

1. Einleitung

Wolfgang Klafki bestimmte wie kein anderer die didaktische Diskussion der letzen Jahrzehnte. Bereits Ende der 1950er Jahre legte er durch seine Beschreibung kategorialer Bildung den Grundstein für ein Bildungsverständnis, das zum Ausgangs- und Orientierungspunkt seiner didaktischen Konzeption wurde (vgl. Klafki, 1957). Auch heute nach haben Wolfgang Klafkis Überlegungen weder an Aktualität, noch an Bedeutung verloren und halten somit Einzug in sämtliche Basis- und Einführungswerke der Pädagogik. Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel die Bildungstheoretische Didaktik Klafkis in ihren Grundzügen zu erläutern.

Der erste Teil der Arbeit widmet sich Klafkis Verständnis von Bildung. Schließlich basiert der Bildungstheoretische Ansatz auf einen Begriff von Bildung, der den Ausgangspunkt für didaktische Entscheidungen bildet (vgl. Klafki, 1963a, S.1). Um aber Klafkis Begriff der Kategorialen Bildung überhaupt verstehen und nachvollziehen zu können, ist es nützlich, sich Klafkis Auseinandersetzung mit den traditionellen Bildungstheorien vor Augen zu führen. Schließlich entstand die Theorie der Kategorialen Bildung aus der Kritik an der materialen und formalen Bildung und aus der damaligen bildungspolitischen Diskussion (vgl. Klafki, 1963b, S.25f.). Diesen ‚Umweg‘ werde ich in den Punkt 2.1 ÄKlafkis Auseinandersetzung mit den materialen und formalen Bildungstheorien“ im Folgenden gehen. Im nächsten Schritt gehe ich dann direkt auf den Begriff der Kategorialen Bildung ein und werde kurz skizzieren, wie diese nun in Zusammenhang mit den bildungstheoretischen Vorreitern steht. Als eine der wichtigsten Elemente der Bildungstheorie werde ich dabei ebenso die Theorie des Elementaren aufgreifen und in den Kontext einbetten.

Doch Klafkis Bildungstheorie bleibt nicht bei dieser allgemeinen Fassung stehen. In diesem Sinne wird im letzten Teil der Arbeit die Didaktische Analyse erläutert, die im Allgemeinen den Versuch darstellt, die Theorie in die unterrichtlich- didaktische Praxis umzusetzen. In der didaktischen Analyse wird daher der Bezug zum Schulunterricht sichtbar. Nach Klafki gehören Didaktik und Bildungstheorie somit unauflöslich zusammen und bedingen sich gegenseitig. Jede didaktische Überlegung stellt implizit immer einen Beitrag zur Bestimmung dessen dar, was Bildung sei, umgekehrt birgt jede Bildungstheoretische Aussage den Ansatz zu didaktischen Konsequenzen in sich (vgl. Klafki, 1963a, S.458.).

2. Bildungstheoretischer Hintergrund

2.1 Klafkis Auseinandersetzung mit formalen und materialen Bildungstheorien

Seit der Aufklärung ist der Bildungsbegriff mit unterschiedlichen Inhalten versehen, weshalb sich nur sehr mühsam daraus eine allgemein anerkannte Definition ableiten lässt. Im Zuge dessen unterscheidet Klafki (1963b, S.27-37) zwischen zwei großen Theoriegruppen, die sich einander polar gegenüberstehen: Zum einen die materialen und zum anderen die formalen Bildungstheorien. Der grundlegende Unterschied zwischen den großen Theoriegruppen, liegt in den divergierenden Ausgangspunkten: Während materiale Bildungstheorien das Objekt in den Mittelpunkt von Bildung stellen, setzen formale Bildungstheorien beim Subjekt an. In beiden Gruppen unterscheidet Klafki noch jeweils zwei weitere Grundformen. Innerhalb der materialen Bildung den bildungstheoretischen Objektivismus und die Bildungstheorie des Klassischen und als Varianten der formalen Bildung die funktionelle und die methodische Bildung (vgl. Klafki, 1963b, S.27f.).

2.1.1 Materiale Bildungstheorien und ihre Kritik

Diese Art der Bildungstheorie hat ihr Augenmerk auf die Inhalte, sprich auf den ‚materialen‘ Aspekt dessen, was den Lernenden beigebracht werden soll. Die zentrale Frage materialer Bildungstheorien ist, welche Inhalte aus der vielfältigen Wirklichkeit so wertvoll oder wichtig sind, dass Schüler sie lernen bzw. erfahren sollen. Nach dieser Definition ist derjenige gebildet, der möglichst viel Wissen enzyklopädisch angehäuft hat. Mit ihren Ausprägungen, dem bildungstheoretischen Objektivismus und der Bildungstheorie des Klassischen, sind zwei Möglichkeiten genannt, Bildungsinhalte zu bestimmen (ebd.).

Der Bildungstheoretische Objektivismus

Der Bildungstheoretische Objektivismus postuliert, dass die Inhalte der Bildung mit den objektiven Inhalten der Kultur gleichzusetzen seien (vgl. Klafki, 1963b, S. 28). Jeder Inhalt ist an sich bildend, weshalb sich in diesem Zusammenhang der Bildungsprozess als die tätige Aneignung dieser Kulturgüter versteht. Der Mensch ist dabei wie ein Gefäß, der die objektiven Inhalte, so wie sie in der Kultur zu finden sind aufnimmt. Das Ergebnis des Bildungsprozesses wird Äauf der Höhe der Kultur stehen“ (ebd., S.28) bezeichnet. Aufgabe und Leistung des Lehrers ist es, die Auffassung der Kulturgüter näher zu bringen.

Klafki missbilligt am traditionellen, bildungstheoretischen Objektivismus des 19. Jahrhunderts und seinen Vertretern Dörpfeld und Guardini das Fehlen von didaktischen Auswahlkriterien. Die Folge ist, dass Bildung somit der unbegrenzten Ansammlung an Kulturinhalten gegenübersteht. Diese Kulturinhalte werden zudem aus ihrer Geschichtlichkeit herausgelöst und fraglos übernommen. So erlangen sie unangezweifelte Gültigkeit. Dadurch, dass diese Inhalte ebenso nicht für die Schüler aufbereitet werden, sondern ausschließlich in der wissenschaftlichen Struktur behandelt werden, führt der bildungstheoretische Objektivismus zu der einseitigen Form des Scientismus. Die wissenschaftliche Struktur des der Inhalte macht demzufolge den Bildungswert der Bildungsinhalte, Bildungsinhalte und Wissensinhalte werden gleichgesetzt. Im Zuge dessen führt dies zur Verwissenschaftlichung von Schule (ebd., S.28-30.).

Die Bildungstheorie des Klassischen

Die Bildungstheorie des Klassischen hingegen geht in kritischer Abgrenzung zum bildungstheoretischen Objektivismus davon aus, dass nicht jeder Kulturinhalt als solcher schon dank seiner objektiven Werthaftigkeit Bildungsinhalt sei, sondern wahrhaft bildend sei nur das Klassische.

Der Mangel des bildungstheoretischen Objektivismus, das Fehlen eines pädagogischen Auswahlkriteriums, wird somit in der Bildungstheorie des Klassischen mit Hilfe des Wertkriteriums beseitigt: Das Klassische gilt nun als ein ausdrücklich pädagogisches Auswahlkriterium und es bezieht sich - ohne an eine bestimmte geschichtliche Epoche gebunden zu sein- auf menschliche Qualitäten, die als positiv gesehen werden und einen Aufforderungscharakter haben können. Demnach sind nur besonders tradierte Inhalte ‚wertvoll‘. Durch diese Eingrenzung versucht die Bildungstheorie des Klassischen der unübersehbaren Stofffülle Herr zu werden. Das Klassische von Inhalten zeigt sich wiederum in der Eigenschaft, dass es bestimmte menschliche Qualitäten deutlich werden lässt. In klassischen Inhalten kann man das ideale menschliche Selbstverständnis in Form der Fundamente und Leitbilder der menschlichen Gemeinschaft entdecken. Durch diese idealen Gehalte, die sich weder auf eine bestimmte Epoche noch auf einen bestimmten Lebensbereich beziehen müssen und große kulturelle Schöpfungen wie auch die Verwirklichung des schlichten Menschentums beinhalten können, erlangt der Mensch seine geistige Existenz (vgl. Klafki, 1963b, S.30).

Bei der Bildungstheorie des Klassischen hinterfragt Klafki, welche Instanzen festlegen, was als klassisch zu gelten hat. Unter dem Blickwinkel der Schule wirkt die Stoffauswahl im Sinne der klassischen Bildungskonzeption beliebig, weil keine solide Überlegung über Bildungsinhalte stattfindet. Demnach scheint jeder Bildungsinhalt mit jedem anderen austauschbar. Außerdem gibt Klafki zu bedenken, dass manches nicht auf ewig klassisch bleibt; gerade Bildungsprozesse können mit der Zeit einen Selektionsprozess durchlaufen. Vielfach sind es andere Inhalte als die traditionellen, die in den Vordergrund getreten sind. Dazu zählen u.a. viele Aufgaben unserer Zeit, die schlichtweg zu neu sind, um in den Kanon klassischer Bildungsgüter Eingang zu finden. Ohne Zweifel ist beispielsweise die gegenwärtige und zukünftige Lebenssituation der Jugendlichen in hohem Maß von den

Naturwissenschaften, der Technik, sowie der Informations- und Kommunikationstechnologie geprägt. Der Umgang mit diesen neuen Techniken ist für unsere heutige Lebensgestaltung und Lebensführung bedeutend; werden aber nach Klafkis bei einen klassischen Bildungskanon außen vor gelassen (ebd. S.30-32).

2.1.2 Formale Bildungstheorien und ihre Kritik

Im Vergleich zu den materialen Bildungstheorien, haben die formalen Bildungstheorien ihr Hauptaugenmerk nicht auf der objektiven Inhaltlichkeit, sondern auf das Kind, den SichBildenden. Das Subjekt steht im Mittelpunkt aller Überlegungen (vgl. Klafki, 1963b, S.32.). Als die Grundformen formaler Bildungstheorie werden die Theorie der funktionalen Bildung und die Theorie der methodischen Bildung betrachtet (vgl. ebd., S.33-34.).

Die Theorie der funktionalen Bildung

Die Theorie der funktionalen Bildung hat ihre Wurzeln unter anderem in Erich Lehmensicks 1926 durchgeführter Untersuchung der formalen Bildung. Als Schwerpunkt bezeichnet die Theorie der funktionalen Bildung, auch dynamische Bildungstheorie genannt, die pädagogische Tätigkeit der Bildung der Kräfte des Kindes. Dem gegenüber wird die Frage der Inhalte als sekundär zu entscheiden angesehen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Bildungstheoretische Didaktik von Wolfgang Klafki
Note
1,3
Autor
Jahr
2013
Seiten
20
Katalognummer
V285565
ISBN (eBook)
9783656855910
ISBN (Buch)
9783656855927
Dateigröße
734 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
bildungstheoretische, didaktik, wolfgang, klafki
Arbeit zitieren
Laura Smith (Autor:in), 2013, Die Bildungstheoretische Didaktik von Wolfgang Klafki, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/285565

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