Einführung in die Ethik im Ausgang von der „Nikomachischen Ethik“ des Aristoteles


Seminararbeit, 2006

14 Seiten


Leseprobe


Gliederung der Arbeit

- Authentizitätserklärung
- Aristoteles - Lebensdaten
- Überblick über das Werk des Aristoteles
- Vorfragen zum Thema Ethik
- Vorbemerkungen zur Nikomachischen Ethik und ihrer Bedeutung
- Gliederung und Abstract des Inhaltes der Nikomachischen Ethik
- Tugend und Glück als Zentralthema der Nikomachischen Ethik mit den Unterkapiteln
- Höchstes Gut und Glück
- Begriff der Tugend
- Entscheidungen und Freiwilligkeit von Handlungen
- Zusammenfassung und Folgerung
- Verwendete Literatur und Quellen

Lebensdaten

Aristoteles wurde im Jahre 384 v. Chr. in Stageira geboren. Sein Vater Nikomachos war Leibarzt des Königs Amyntas III, des Großvaters Alexanders des Großen.

Im Alter von siebzehn Jahren kam Aristoteles nach Athen und begann sein Studium in der Akademie Platons, wo er zwanzig Jahre verbleiben sollte. In dieser Zeit studierte er auch bei anderen Mitgliedern der Akademie, wie Xenokrates und Eudoxos von Knidos.

Aristoteles entwickelt hier bald eine eigene Position, er hält eigene Vorlesungen, auch entstehen zu dieser Zeit erste Entwürfe seiner Naturphilosophie, seiner Metaphysik, seiner Politik und Rhetorik. Die Eigenständigkeit Aristoteles’ zeigt sich auch im Dictum amicus Plato, magis amica veritas[1].

Er verließ Athen 347 v. Chr., wahrscheinlich aus Enttäuschung, daß ihm nach Platons Tod die Leitung der Akademie nicht übertragen wurde und folgte einer Einladung Hermias von Aterneus, was ihm auf Grund seiner Herkunft wegen der aufkommenden antimazedonischen Stimmung in Athen für ratsam erschien.

Nach dem Sturz des Hermias verließ Aristoteles Assos und übersiedelte nach Mytilene auf Lesbos. In dieser Zeit begann auch seine Freundschaft mit Theophrast.

343 wurde Aristoteles an den mazedonischen Königshof als Lehrer Alexanders berufen, kehrte jedoch nach zwei Jahren nach Athen zurück, wo er, wie berichtet wird, im Lykeum Unterricht hielt. Nach dem Tod Alexanders 323 v. Chr. schlug die politische Stimmung in Athen um, sodaß sich Aristoteles bedroht und wiederum genötigt sah, Athen zu verlassen. (Er wollte nicht gestatten, „daß sich die Athener noch ein zweites Mal gegen die Philosophie versündigen“[2] und noch einmal darangingen, ein Urteil wie jenes gegen Sokrates zu fällen). Er übersiedelte nach Chalkis auf Euboia, wo er 322 v. Chr. verstarb. Als Testamentsvollstrecker wurde Antipater, der Statthalter Alexanders in Griechenland, eingesetzt - für die damalige Zeit ungewöhnlich war die Fürsorge Aristotelelens für seine Frau und seinen Sohn Nikomachos, noch ungewöhnlicher in dieser Zeit aber war, daß er seinen Sklaven die Freiheit schenkte.

Kürzer und prägnanter umriß Martin Heidegger das Leben von Aristoteles mit den Worten: „Aristoteles wurde geboren, arbeitete und starb.“

Überblick über das Werk des Aristoteles

Vom Werk des Aristoteles ist nur weniger als ein Viertel erhalten, das Schrifttum läßt sich in drei Gattungen einteilen:

- Exoterische oder enkyklische Schriften - diese richten sich an gebildete Laien - dazu gehören der Protreptikos und verschiedene Dialoge.
- Esoterische Schriften, die sich an Schüler und ein Fachpublikum innerhalb der Schule richten - diese sind literarisch weniger ausgearbeitet als die exoterischen Schriften - ausgenommen die Ersten Analytiken und die Nikomachische Ethik.
- Sammlungen von Forschungsmaterial, zu Lehrmeinungen früherer Philosophen, zur Naturforschung und zur Politik, von den 49 Stadtverfassungen, die Aristoteles verfaßte, ist nur die von Athen erhalten.

Aristoteles entwickelt keine philosophische Kunstsprache - viele seiner Ausdrücke sind der Alltagssprache entnommen, sie wurden allenfalls mit neuen, zusätzlichen Bedeutungen oder Sinninhalten versehen. Die von ihm geschaffenen Termini wurden jedoch zum fixen Bestandteil der philosophischen Terminologie.

Nach dem Tod Aristotelens gingen die esoterischen Schriften verloren und wurden erst drei Jahrhunderte später von Andronikos von Rhodos editiert - daher stammt die systematische Anordnung des Werks nicht von Aristoteles selbst, sondern von Andronikos, der die logischen und wissenschaftstheoretischen Schriften an den Anfang und die Schriften der Ersten Philosophie hinter die Physik, (μετά τά φυσικά) - an das Ende stellte.

Zu den Schriften der Theorie gehören die Schriften zur Physik, Meteorologie, Zoologie und die grundlegende Schrift über die Seele - de anima - πέρι ψυχή.

Die zweite Gruppe der Schriften sind die Schriften zur Praxis - πράχμα - die Schriften, die vom menschlichen Handeln handeln ® das sind die drei Ethiken, von denen die Nikomachische Ethik (im Folgenden als EN bezeichnet) die wichtigste ist - die beiden anderen sind die Eudemische Ethik und die Große Ethik, die magna moralia, die aber vermutlich eine späte hellenistische Zusammenstellung ist.

Zu den Schriften der Praxis gehört auch die Politik - es ist für uns heute ungewöhnlich und schwer verständlich, daß Aristoteles die Erfüllung der Ethik in der Politik findet -. der Mensch ist beim ihm nicht nur ein ζῶοω λόγον ἒχον, sondern auch ein ζῶον πολιτικόν - ein politisches Lebewesen - es ist die Politik, die die Gemeinschaft des Menschen behandelt - in der modernen Ethik hingegen wird die Politik zu einer Technik des Machbaren.

Des weiteren sind die Schriften zur ποίησις zu erwähnen:

- Die Poetik - Theorie der Dichtkunst - handwerkliche und künstlerische Hervorbringung - von diesen Schriften ist nur die Schrift über die Tragödie erhalten.
- Die Rhetorik gehört sowohl zur Praxis als auch zur Poiêsis - in der Rhetorik geht es auch um den Charakter des Redners, um die Affekte.

Vorfragen zum Thema Ethik

Seit Kant unterscheiden wir zwischen der Sittlichkeit - der Moralität einer Handlung und der Gesetzeskonformität derselben, der Legalität.

Aristoteles sagt im ersten Kapitel des ersten Buches der EN, daß alle möglichen Handlungsformen des Menschen nach einem Gut streben - das wirft die Frage auf, ob es etwas spezifisch menschlich Gutes gibt. Es geht um die Frage nach der Verbindlichkeit - es geht auch um das Handeln in der Gemeinschaft, es geht um die Frage, wie ich in entsprechenden Situationen ein Wissen dergestalt anwende, daß etwas Gutes „wird“ - es geht um die Frage, wie der Mensch als Mensch existieren kann.

Das Wort Ethos - ἠθος - lat. mos, Adj. Êthikos / ethisch; lat. moralis, bedeutet Aufenthaltsort, Wohnsitz, Weideplatz, Standort (bei der Sonne) daraus leitete sich Gewohnheit, Sitte, ab - daraus kommt dann das Wort „Charakter“, das von Theophrast geprägt wurde - (ursprünglich die Prägung einer Münze). Ethos bedeutet ursprünglich: Ein Platz, mit dem man vertraut ist - Sitten, mit denen man vertraut ist.

Wenn Aristoteles das Wort „ethisch“ von „Gewohnheit“ herleitet, nimmt er darauf Bezug, daß es zwei Arten von Tugenden gibt:

- Ethische Tugenden
- Dianoetische Tugenden

Zu den ethischen Tugenden gehören:

- Tapferkeit
- Maß
- Klugheit
- Gerechtigkeit

(Diese vier Tugenden werden zuerst bei Platon entwickelt und bekommen später den Namen „Kardinaltugenden“ ( ® kardo - Türangel).

Als dianoetische Tugenden hingegen bezeichnet man die Verstandestugenden - von διάνοια - Verstand - diese Tugenden erwirbt man nicht wie die ethischen Tugenden durch Gewöhnung, sondern durch Lernen. Zu den dianoetischen Tugenden gehören Wissenschaft und sittliches Wissen.

Späterhin wird Ethik immer mehr für die Theorie und Moral, für die Praxis des sittlichen Handelns gebraucht - das Wort „Sitte“ ist die Wiedergabe des griechischen Wortes ἠθος - das im Althochdeutschen „Brauch“, „Gewohnheit“ bedeutet - im Mittelhochdeutschen ist es die Art und Weise, wie man lebt und handelt - es entspricht in etwa dem Wort „ethisch“ und ist ein Sprachgebrauch, der seit dem 15. Jahrhundert verfestigt ist.

Aristoteles hat das Wort „ethisch“ von „Gewohnheit“ hergeleitet - was wir „ethische Tugenden“ nennen, erwirbt man durch Gewohnheit und nicht durch Lektüre.

Þ Aristoteles: Das Ziel der Ethik ist nicht Erkenntnis, sondern Handeln. „Moral“ ist die Übersetzung von ἠθική ins Lateinische - moralis, mos - Sitte - Thomas v. Aquin: „Scientia ethica quam nos moralem dicimus“ - Ethik und Moral werden synonym gebraucht.

[...]


[1] Paraphrasiert nach Otfried Höffe: Aristoteles, S. 16, München 1999)

[2] Aelian, Varia historia III 36

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Details

Titel
Einführung in die Ethik im Ausgang von der „Nikomachischen Ethik“ des Aristoteles
Autor
Jahr
2006
Seiten
14
Katalognummer
V295001
ISBN (eBook)
9783656926788
ISBN (Buch)
9783656926795
Dateigröße
681 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
einführung, ethik, ausgang, nikomachischen, aristoteles
Arbeit zitieren
Karl Hofbauer (Autor:in), 2006, Einführung in die Ethik im Ausgang von der „Nikomachischen Ethik“ des Aristoteles, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295001

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