Der rätselhafte Spinosaurus

Leben und Werk des Forschers Ernst Stromer von Reichenbach


Fachbuch, 2015

238 Seiten


Leseprobe


Inhalt

Vorwort: Die Dornen-Echse aus Nordafrika

Ernst Stromer von Reichenbach. Einer der bedeutendsten Dinosaurier-Forscher der Welt

Die rätselhafte Dornen-Echse Spinosaurus

Der Fossiliensammler Richard Markgraf

Die Ägypten-Expedition von 1910/1911

Spinosaurus in der Systematik

Der Spinosaurus-Experte Nizar Ibrahim

„Stromer’s Rätsel“

Der größte Raub-Dinosaurier

Rückensegel oder Höcker?

Funde von Spinosaurus

Die berühmte Familie Stromer

Ulman Stromer, der erste Nürnberger Chronist

Peter Stromer, der „Vater der Forstkultur“

Hans IV. Stromer, der „Bratwurst-Stromer“

Der Baumeister Wolf Jacob Stromer

Bürgermeister Karl Otto Stromer von Reichenbach / S. 131 Der Historiker Wolfgang Stromer von Reichenbach

Die Administratorin Rotraut Stromer von Reichenbach-Baumbauer

Ernst Stromer von Reichenbach: Unsere Ahnen in der Reichsstadt Nürnberg 1250 bis 1806 / S. 139 Burg und Schloss Grünsberg

Literatur

Bildquellen

Register

Der Autor

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Skelettrekonstruktion von Spinosaurus und Größenvergleich

mit einem Menschen in einem Werk von Ernst Stromer aus dem Jahre 1936. Bild: Stromersche Kulturgut-, Denkmal- und Naturstiftung

Vorwort Die Dornen-Echse aus Nordafrika

Ein klarer Fall für das „Guinness-Buch der Rekorde“ ist der Raub- Dinosaurier Spinosaurus („Dornen-Echse“), der in der Kreidezeit vor etwa 113 bis 94 Millionen Jahren in Nordafrika existierte. Diese schätzungsweise bis zu 18 Meter lange und maximal 9 Tonnen schwere „Schreckens-Echse“ mit einem 1,75 Meter langen Schädel und einem 1,70 Meter hohen Rückensegel gilt als der größte bekannte Raub- Dinosaurier. Spinosaurus übertraf merklich die Maße der Raub-Dino- saurier Tyrannosaurus („Tyrannen-Echse“) aus Nordamerika und Giganoto- saurus („Riesenechse des Südens“) aus Südamerika, die beide eine Länge von etwa 13 Metern erreichten. Ein Teilskelett von Spinosaurus wurde 1912 von dem für den deutschen Paläontologen Ernst Stromer von Reichenbach arbeitenden österreichischen Fossiliensammler Richard Markgraf in Ägypten entdeckt. Die wissenschaftliche Erstbeschreibung erfolgte 1915 durch Stromer, der bis 1934 insgesamt vier bis dahin unbekannte Dinosaurier aus Ägypten identifizierte. Das Taschenbuch „Der rätselhafte Spinosaurus“ schildert das Leben und Werk von Ernst Stromer sowie die Geschichte seiner größten Entdeckung.

Karte von Altdorf bei Nürnberg aus der „Topographia Franconiae“ von 1648

Ernst Stromer von Reichenbach Einer der bedeutendsten Dinosaurier-Forscher der Welt

Als Schulkind hatte der fränkische Freiherr Ernst Stromer von Rei- chenbach ein Erlebnis, das seinen Wunsch weckte, als Erwachsener ein Paläontologe zu werden. Am Fuße des Moritzberges unweit von Nürn- berg entdeckte der kleine Ernst einen mehr als 40 Zentimeter großen Ammoniten der Gattung Arietes aus der frühen Jurazeit vor etwa 180 Millionen Jahren. Damals ahnte niemand, dass Ernst einer der bedeu- tendsten Dinosaurier-Forscher der Welt werden würde. In einem Fern- sehfilm des „ZDF“ von 2014 ist zu sehen, wie Ernst zusammen mit seinem älteren Bruder Fritz den Ammoniten in einem zweirädrigen Karren transportiert. Auf einem alten Foto posiert die Familie Stromer neben dem lose an eine Mauer gelehnten Ammoniten vor dem Tor ihres Schlosses Grünsberg bei Altdorf unweit von Nürnberg. Ab 1951 zierte der Ammonit eingemauert einen Pfeiler des Wehrganges von Schloss Grünsberg, bis er in den 1980er Jahren gestohlen wurde.

Die Gegend von Altdorf war in der frühen Jurazeit wie die meisten anderen Gebiete von Deutschland vom Jurameer bedeckt gewesen. Darin hatten Haie, Fischsaurier (Ichthyosaurier), Paddelechsen (Plesio- saurier) und Meereskrokodile ihre Beutetiere (Ammoniten, Belemniten, Fische) gejagt. 1708 betrachtete der später als Stadtarzt und Mathe- matikprofessor in Zürich tätige Johann Jakob Scheuchzer (1672-1733), der an der Universität von Altdorf studierte, einige unterhalb des Galgenberges von Altdorf entdeckte Fischsaurier-Wirbel als Überreste eines in der biblischen Sintflut ertrunkenen Menschen. Noch im selben Jahr erklärte der Altdorfer Arzt und Universitätsprofessor Johann Jakob Baier (1677-1735) die Fischsaurier-Knochen aus Altdorf als Fischwirbel und kam damit dem Sachverhalt schon näher. Dies hinderte Scheuchzer nicht daran, 1726 einen ausgestorbenen tertiären Riesensalamander aus

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Lebensbilder von Ammoniten (Seite 10), Fischsauriern (Seite 11 oben)

und Plesiosauriern (Seite 11 unten)

des Berliner Tiermalers Heinrich Harder (1858-1935). Solche Tiere lebten vor etwa 180 Millionen Jahren in der Gegend von Altdorf bei Nürnberg im Jurameer.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Johann Jakob Scheuchzer (1672-1733).

Gemälde von Hans Ulrich Heidegger (1700-1747)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Johann Jakob Baier (1677-1735).

Kupferstich von Georg Martin Preissler (1700-1754)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Gotisches Elternhaus von Ernst Stromer in der Tetzelgasse 37 in Nürnberg, am 2. Januar 1945 im „Zweiten Weltkrieg“ bei einem Luftangriff zerstört.

Foto: Stromersche Kulturgut-, Denkmal- und Naturstiftung

Öhningen am Bodensee wiederum als Skelett eines in der „Sündfluth“ umgekommenen Menschen zu deuten. Im Raum Altdorf haben sich also bereits vor Ernst Stromer zwei bedeutende Paläontologen zeitweise aufgehalten.

Carl Heinrich Ernst Wolfgang Stromer von Reichenbach kam am 12. Juni 1871 als dritter und letzter Sohn des „Ersten Bürgermeisters“ von Nürnberg, Karl Otto Freiherr Stromer von Reichenbach (1831-1891), und dessen Ehefrau Bertha Freiin von Beust (1842-1916) in Nürnberg zur Welt. Sein Vater war auf Schloss Grünsberg bei Altdorf unweit von Nürnberg geboren worden, seine Mutter in Altenburg (Thüringen). Seine Eltern hatten am 30. Juli 1864 in Nürnberg geheiratet.

Der erste Sohn des Ehepaares hieß Carl Eduard Rudolf und erblickte am 24. August 1865 das Licht der Welt. Er ertrank am 19. Juni 1867 im Kleinkindalter von weniger als zwei Jahren. Am 4. März 1867 folgte die Geburt des zweiten Sohnes Carl Emil Friedrich (genannt Fritz), der am

21. Juni 1940 mit 73 Jahren in München für immer die Augen schloss. Als kleine Jungen posierten Ernst und sein vier Jahre älterer Bruder Fritz für ein Gemälde. Ernst hält dabei ein Jagdhorn in der Hand. Sein Bruder legt ihm seine rechte Hand auf die rechte Schulter. Im Alter von sechs Jahren präsentierte sich der ernst dreinsehende Ernst mit dem Daumen der rechten Hand zwischen zwei Knöpfen seiner Jacke auf einem Foto.

Ernst Stromer besuchte von 1878 bis 1881 in Nürnberg die Vorschule des „Melanchthon-Gymnasiums“ und von 1881 bis 1890 das „Melanch- thon-Gymnasium“, auf das seine Vorfahren gegangen waren. Schon als Schüler beschäftigte er sich mit dem Knochenbau der Wirbeltiere. Ein Foto vom August 1890 zeigt ihn mit 19 als Abiturienten. Sein Vater starb am 11. September 1891 im Alter von 60 Jahren in Nürnberg. Von 1890 bis 1892 absolvierte Ernst Stromer ein Studium der Medizin und Naturwissenschaft an der „Universität München“. Im Sommer 1892 legte er die ärztliche Vorprüfung („Testamen physicum“) ab.

Von 1892 bis 1893 folgte ein Medizinstudium an der „Unversität Straßburg“. An der „Universität München und Technischen Hochschule

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bertha Stromer von Reichenbach, (1842-1916), geborene Beust, die Mutter von Ernst Stromer.

Foto: Stromersche Kulturgut-, Denkmal- und Naturstiftung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Karl Otto Stromer von Reichenbach (1831-1891), der Vater von Ernst Stromer.

Foto: Stromersche Kulturgut-, Denkmal- und Naturstiftung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Doppelporträt von Ernst Stromer (links)

und seines vier Jahre älteren Bruders Fritz (rechts). Ernst hält ein Jagdhorn in der Hand.

Sein Bruder Fritz legt ihm seine rechte Hand auf die rechte Schulter und umfasst mit der linken Hand ein Gewehr.

Bild: Stromersche Kulturgut-, Denkmal- und Naturstiftung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ernst Stromer

im Alter von 6 Jahren im Jahre 1877.

Foto: Stromersche Kulturgut-, Denkmal- und Naturstiftung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ernst Stromer als 19-jähriger Abiturient im August 1890. Foto: Stromersche Kulturgut-, Denkmal- und Naturstiftung

München“ schloss sich von 1893 bis 1895 ein Studium der Natur- wissenschaften - speziell Paläontologie und Geologie - an. Auf Anraten des Geologen und Paläontologen Karl Alfred von Zittel (1839-1904) verfasste Ernst Stromer die Doktorarbeit „Die Geologie der deutschen Schutzgebiete in Afrika“. Dieses Thema entsprach zwar nicht seinen ursprünglichen zoologisch-paläontologischen Neigungen, lenkte aber sein Augenmerk auf den Kontinent Afrika, der seinem Gesichtskreis nicht mehr entschwinden sollte. Bei Zittel promovierte er am 21. Dezember 1895 zum „Doktor der Philosophie“ (Dr. phil.).

1896/1897 absolvierte Ernst Stromer ein Studium der Mineralogie und Geographie an der „Universität München“ und an der „Universität Berlin“. Zu seinen akademischen Lehrern gehörten außer Zittel der Zoologe Richard von Hertwig (1850-1937) sowie der Geograph und Kartograph Ferdinand von Richthofen (1833-1905). Während seines Studiums in München wurde er Mitglied der nicht schlagenden Studentenverbindung „Akademischer Gesangsverein“ („AGV München“).

Erste Station der beruflichen Karriere von Ernst Stromer war Leiden in den Niederlanden, wo man ihn am 1. September 1897 als Konservator an der geologisch-mineralogischen Abteilung des „Rijksmuseum“ („Reichsmuseum“) anstellte. Dort schrieb er mit der Abhandlung „Ueber Rhinoceros-Reste im Museum zu Leiden“ seine erste Arbeit über fossile Säugetiere. Damit wandte er sich endgültig der Erforschung ausge- storbener Wirbeltiere zu. Wegen einer Erkrankung gab er seine Stelle in Leiden bald wieder auf. Ab Dezember 1898 folgte ein Privatstudium in München und Berlin. Anfang des 20. Jahrhunderts trat er aus der evan- gelischen Kirche aus.

1901 habilitierte sich Ernst Stromer in München mit der Arbeit „Die Wirbel der Land-Raubtiere, ihre Morphologie und systematische Bedeutung“. Ab 27. November 1901 war er Privatdozent für Paläontologie und Geologie an der „Universität München“.

Im Winter 1901/1902 unternahm Ernst Stromer seine erste For- schungsexpedition in Ägypten. Dabei begegnete er erstmals dem österreichischen Fossiliensammler Richard Markgraf (1869-1916). Bei

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Deutscher Zoologe

Richard von Hertwig (1850-1937)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Deutscher Geologe und Paläontologe Karl Alfred von Zittel (1839-1904)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Deutscher Geograph und Kartograph

Ferdinand von Richthofen (1833-1905)

dieser von Stromer sowie dem deutschen Geologen und Paläontologen Max Blanckenhorn (1861-1947) durchgeführten Ägyptenreise fanden beide nur einige fossile Walreste. Nach der Rückkehr entstand im Foto- studio „M. Obergasser“ in der Kaufingerstraße 15 in München eine Aufnahme, die den 30-jährigen Stromer mit Randbrille, Schnurrbart, Kinnbart, weißem Hemd, Krawatte, Weste und Jackett zeigt. Ein umju- belter männlicher Filmschauspieler sah damals nicht besser aus.

Im Winter 1903/1904 führte Ernst Stromer seine zweite Forschungs- expedition in Ägypten durch. Dabei gelangen viele Funde fossiler Walreste. Während dieser Reise begleitete ihn erstmals der erwähnte Fossiliensammler Richard Markgraf, dem er in der Folgezeit zahlreiche Funde wissenschaftlich wertvoller Fossilien verdankte. Am 1. Januar 1908 verlieh man Ernst Stromer an der „Universität München“ den Titel und Rang eines außerordentlichen Professors. Ab 1908 war er korrespondierendes Mitglied der „Senckenbergischen natur- forschenden Gesellschaft“ in Frankfurt am Main. Einen Lehrauftrag für systematische Paläontologie erhielt er am 22. Juli 1910. Im Winter 1910/1911 führte Ernst Stromer seine dritte und erfolg- reichste Forschungsexpedition in Ägypten durch. Zwischen 1911 und 1914 entdeckte sein Grabungsteam in der ägyptischen Bahariyya-Oase in der Sahara fossile Reste dreier Raub-Dinosaurier: Bahariasaurus, Carcharodontosaurus und Spinosaurus. 1912 kamen Knochenreste des pflanzenfressenden Elefantenfuß-Dinosauriers Aegyptosaurus aus der Bahariyya-Oase hinzu. Stromer beschrieb als Erster wissenschaftlich Spinosaurus („Dornen-Echse“) 1915, Carcharodontosaurus („Haizahn- Echse“, „Scharfzahn-Echse) 1931, Aegyptosaurus („Ägyptische Echse“) 1932 und Bahariasaurus („Echse aus Bahariyya“) 1934. Im Dezember 1910 traf sich Ernst Stromer in Kairo mit deutschen und britischen Freunden. Zu den Dinners begleitete ihn oft der deutsche Afrikaforscher Georg Schweinfurth (1836-1925). An einem Nachmittag ging Stromer mit der 24-jährigen Elisabeth Rennebaum (1886-1977) einkaufen. Die junge Frau war die in Kairo geborene Tochter des Nürnberger Architekten Johann Adam Rennebaum (1858-1937), der

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ernst Stromer nach seiner ersten Ägyptenreise 1901/1902 auf einem Foto,

das im Fotostudio „M. Obergasser“ in der Kaufingerstraße 15 in München entstand. Foto: Stromersche Kulturgut-, Denkmal- und Naturstiftung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ernst Stromer am 14. Dezember 1903

während seiner zweiten Ägyptenreise 1903/1904 vor seinem Zelt. Foto: Stromersche Kulturgut-, Denkmal- und Naturstiftung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Brüder Fritz Stromer (links) und Ernst Stromer (rechts) mit ihrer Mutter Bertha Stromer (Mitte).

Foto: Stromersche Kulturgut-, Denkmal- und Naturstiftung

das 1891 nach einem Brand zerstörte „Shepheard’s Hotel“ in Kairo wieder aufgebaut hat. Welche Gefühle der 39-jährige Stromer damals für Elisabeth hatte, weiß man nicht.

Während seiner dritten Ägypten-Expedition im Winter 1910/1911 fragte Ernst Stromer in Kairo bei der Post zwei Wochen lang vergeblich nach postlagernden Briefen. Des Rätsels Lösung: Man bewahrte seine Post nicht am Schalter „R“ (Reichenbach) oder „S“ (Stromer), sondern am Schalter „D“ auf, weil man wegen der französischen Postsprache „von Reichenbach“ in „de Reichenbach“ abgeändert hatte. Auch bei anderen Gelegenheiten gab es Probleme mit seinem Familiennamen. In Registern wissenschaftlicher Werke wurde Ernst Stromer mal unter „R“, mal unter „S“ erwähnt. Er selbst nannte sich in wissenschaftlichen Arbeiten meistens nicht „von Reichenbach“, sondern „von Stromer“ oder „Ernst Stromer“. Nach eigener Aussage legte er auf den 1813 erworbenen bayerischen Adelstitel „von Reichenbach“ viel weniger Wert als darauf, dass seine Vorfahren als Nürnberger Patrizier jahrhundertelang nur „die Stromer“ hießen.

Nach Gründung des „Deutschen Reiches“ 1871 hatte der bis dahin in Bayern sehr angesehene Familienname Stromer in Deutschland eine negative Bedeutung bekommen. Damals waren viele Begriffe von Norddeutschland nach Süddeutschland gelangt, darunter auch die Bezeichnung Stromer für „Strolch“ oder „Landstreicher“. Ursprüng- lich verstand man in Norddeutschland unter einem Stromer einen Wanderer. Erst durch Herabminderung erlangte der Begriff Stromer ähnlich wie Pfaffe eine üble Bedeutung. Manche Zeitgenossen konnten sich nicht vorstellen, dass der renommierte Forscher Ernst Stromer einen so zweifelhaften Namen wie Stromer führen könnte, und verwen- deten deswegen die Schreibweise „Strömer“.

Im „Ersten Weltkrieg“ (1914-1918) betätigte sich Ernst Stromer ab November 1915 als geologischer Mitarbeiter beim Festungskommando Straßburg. Die „Bayerische Akademie der Wissenschaften“ ernannte ihn am 15. Juli 1916 zum außerordentlichen Mitglied. Ab 1916 fungierte er als außerordentliches Mitglied der „Mathematisch-physikalischen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ernst Stromer auf einem Foto, das um 1920 entstand.

Foto: Stromersche Kulturgut-, Denkmal- und Naturstiftung

Klasse“. Seine Mutter starb am 5. September 1916 im Alter von 74 Jah- ren in München. Seit 1. Februar 1917 arbeitete er als Kriegsgeologe an der „Geologischen Landesanstalt“ in Straßburg. Dabei fungierte er als Leiter der geologischen Auskunftsstelle der „Universität Straßburg“. Am 1. November 1919 wurde Ernst Stromer nichtplanmäßiger Assistent an der „Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie“ in München. Bald danach erhielt er am 25. November 1919 die Genehmigung zur Abhaltung von Vorlesungen an der „Handels- hochschule Nürnberg“ im Wintersemester 1919/1920 im Nebenamt. Der 48-jährige Ernst Stromer heiratete am 16. März 1920 in München die 33 Jahre alte Elisabeth Rennebaum. Wie erwähnt, war Stromer mit Elisabeth (Kosename „Hathor“) im Dezember 1910 in Kairo zum Einkaufen gegangen. Später begegnete er ihr in Deutschland wieder und machte ihr einen Heiratsantrag. Das Paar hatte drei Söhne: Otto Erwin Fritz Ulman (1921-1943), auch Ulman VI., Otto Ernst Wolfgang (1922-1999) und Otto Arthur Hans Gerhart (1927-1945). Ernst Stro- mer ließ seine Söhne nicht taufen und nicht christlich erziehen.

Am 1. Oktober 1920 beförderte man Ernst Stromer zum Hauptkon- servator an der „Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie“ in München. Zum Honorarprofessor für Palä- ontologie an der „Universität München“ wurde er am 14. Juli 1921 er- nannt. Die „Bayerische Akademie der Wissenschaften“ wählte ihn am

23. Juli 1921 zum ordentlichen Mitglied. Ab 1926 war er Ehrenmitglied der „Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg“. Zu deren 125-Jahrfeier hielt er 1926 den Festvortrag „Die Pflege der Naturwissenschaften in Nürnberg vom Ausgange des Mittelalters an bis zur Gegenwart“. Im Juli 1928 avancierte er zum Hauptkonservator und Abteilungsleiter sowie im März 1930 zum Abteilungsdirektor an der „Bayerischen Staatssamm- lung“ in München.

Wie der legendäre „Bratwurst-Stromer“ Hans IV. Stromer (1517-1592) aus dem Mittelalter, der während seiner 38-jährigen Gefangenschaft jeden Tag zwei Nürnberger Schweinsbratwüste aß, liebte Ernst Stromer ebenfalls diese Spezialität. Immer wenn der in München arbeitende Wis-

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ernst Stromer von Reichenbach und seine Ehefrau Elisabeth. Foto aus dem Jahre 1920.

Foto: Stromersche Kulturgut-, Denkmal- und Naturstiftung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Fritz Stromer (hinten), Ehepaar Elisabeth und Ernst Stromer

mit den Söhnen Ernst (links) und Ulman (rechts) 1925 auf der Schwarzach. Foto: Stromersche Kulturgut-, Denkmal- und Naturstiftung

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Fünfter Hochzeitstag von Ernst Stromer (rechts) mit seiner Familie im Jahre 1925.

Foto: Stromersche Kulturgut-, Denkmal- und Naturstiftung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die drei Söhne Ulman, Gerhart und Wolfgang (von links nach rechts) von Ernst Stromer im Jahre 1927.

Foto: Stromersche Kulturgut-, Denkmal- und Naturstiftung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Familienbild aus dem Jahre 1931:

Hintere Reihe: Ernst Stromer mit Schwiegervater Johann Adam Rennebaum und Schwager Rennebaum (von links nach rechts).

Vordere Reihe: Schwägerin Rennebaum, Söhne Wolfgang, Gerhart und Ulman sowie Ehefrau Elisabeth von Ernst Stromer (von links nach rechts). Foto: Stromersche Kulturgut-, Denkmal- und Naturstiftung

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Ende der Leseprobe aus 238 Seiten

Details

Titel
Der rätselhafte Spinosaurus
Untertitel
Leben und Werk des Forschers Ernst Stromer von Reichenbach
Autor
Jahr
2015
Seiten
238
Katalognummer
V299203
ISBN (eBook)
9783656953593
ISBN (Buch)
9783656953609
Dateigröße
29260 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ernst Stromer von Reichenbach, Spinosaurus, Burg Grünsberg, Schloss Grünsberg, Raub-Dinosaurier, Dinosaurier
Arbeit zitieren
Ernst Probst (Autor:in), 2015, Der rätselhafte Spinosaurus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/299203

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