Kontrastive Analyse von Personenbezeichnungen in Stellenanzeigen in englischer und deutscher Sprache


Hausarbeit, 2010

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt:

1.0 Einleitung

2.0 Analyse der Stellenanzeigen in deutscher Sprache

3.0 Analyse der Stellenanzeigen in englischer Sprache

4.0 Kontrastive Analyse der deutschen und englischen Stellenanzeigen

5.0 Fazit

Bibliographie

1.0 Einleitung

In der Kontrastiven Linguistik ist es immer das Ziel, Sprache, genauer gesagt Sprachen, zu vergleichen. Wenn die Überschrift nun ankündigt, dass deutsche und englische Stellenanzeigen unter dem Aspekt der Personenbezeichnungen kontrastiert werden sollen, so ist dies eine spezielle Form der kontrastiven Linguistik, die eine bestimmte Gruppe oder Art von Wörtern untersucht. In diesem Fall sollen englische und deutsche Stellenanzeigen synchron verglichen werden. Dabei sollen zufällig ausgewählte Stellenanzeigen auf Bezeichnungen, Wörter und Inhalte untersucht werden, die geschlechtsspezifisch für Männer und/oder für Frauen stehen. Es soll analysiert werden, welche Wörter geschlechtsspezifisch sind und entweder weibliche oder männliche Personen, die diese Stellenanzeigen lesen, ansprechen oder im Gegenteil, eine dieser Personengruppen direkt oder indirekt ausschließen. Gleichwohl, wenn dieses Thema schon oft diskutiert wurde und zahlreiche, auch empirische, Studien vorliegen, so will ich trotzdem eine Analyse versuchen, mit dem Ziel die Unterschiede der geschlechtsspezifischen Bezeichnungen in zwei Sprachen darzustellen.

Die Untersuchung, auf die Hellinger sich in ihrem Aufsatz über englische und deutsche Stellenanzeigen bezieht, ist aus den achtziger Jahren. Diese Studie wurde empirisch und synchron als auch diachron durchgeführt. Fleischhauer hatte im Jahre 1983 eine Grundlage von fünftausend Stellenanzeigen aus englischen und deutschen Zeitungen, die einen Zeitspanne von 16 Jahren aufwiesen. Dadurch hatte Hellinger für ihre Studie eine viel gründlichere und empirisch verwertbare Datenmenge, als ich für diese Arbeit zur Verfügung habe.

Auch wenn diese Arbeit nicht empirisch ist und es auch nicht sein kann, da weder eine empirisch verwertbare Datenmenge erhoben werden kann, noch der zeitliche Rahmen und Umfang dieser Arbeit ausreicht, um empirisch zu arbeiten, soll diese Arbeit eine aktuelle Analyse zeigen und mögliche Tendenzen beschreiben. Ich möchte am Beispiel zufällig ausgewählter Stellenanzeigen zeigen, welche Wörter oder Wortgruppen und welche linguistischen Mittel für eine Analyse der feministischen Linguistik wichtig sind und welche Ursachen und Ziele die Verwendung dieser Wörter in Stellenanzeigen haben. Die deutschen und englischen Stellenanzeigen sollen einer kontrastiven Analyse unterzogen werden, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten sichtbar zu machen.

Zu diesem Zweck wurden aktuelle Stellenanzeigen aus dem Internet, die in verschiedenen digitalen Stellenanzeigenseiten oder sogenannten Job-börsen zu finden sind, zufällig ausgewählt, um eine möglichst große Vielfalt an verschiedenen, beworbenen Berufsgruppen als Grundlage für eine Analyse zur Verfügung zu haben. In deutscher und englischer Sprache sind jeweils 21 Stellenanzeigen zufällig gesammelt, untersucht und analysiert worden. Die Gesamtzahl der untersuchten Anzeigen beläuft sich somit auf 42.

Die Stellenanzeigen, die als Grundlage zur Analyse für diese Arbeit vorliegen, beschreiben völlig unterschiedliche Berufsfelder und wenden sich anscheinend alle an Frauen und Männer. Untersucht man die Anzeigen genauer, werden verschiedene Auffälligkeiten deutlich, die den möglichen Schluss zulassen, dass sich der inserierende Arbeitgeber eher an Frauen bzw. eher an Männer wendet.

Wichtig ist auch eine Untersuchung des Textes, in dem das Stellenangebot näher beschrieben wird und die notwendigen Qualifikationen der Arbeitssuchenden und Erwartungen des Arbeitgebers ausformuliert werden.

2.0 Analyse der Stellenanzeigen in deutscher Sprache

In den vorliegenden, deutschen Stellenanzeigen findet häufig eine Teilung der Personenbezeichnungen in beide Geschlechter, von Hellinger als „Splitting“1 bezeichnet, bei der Beschreibung des gesuchten Personals oder bei der Berufsbezeichnung der ausgeschriebenen Stelle statt.

Dieses Splitting kann folgendermaßen aussehen: Es ist entweder in Klammern der Berufsbezeichnung nachgestellt: „ Mediengestalter Digital und Print / Fachrichtung Konzeption und Visualisierung (m/w) “ 2 und macht deutlich, dass beide Geschlechter für die Stelle gesucht werden. Oder es findet in der Berufsbezeichnung statt: „ Konstrukteur/in “ oder „ Techn. Vertriebsmitarbeiter/in im Au ß endienst “ 3 . Diese Art des Splitting ist die eindeutigste, da sie direkt in der Personenbezeichnung zu finden ist. Sie ist durch das optionale Suffix [-in] sofort sichtbar und schließt beide Geschlechter ein. Eine solche Personenbezeichnung wäre eine geschlechtergerechte Sprache.

Ein Splitting findet in allen der zufällig ausgewählten Branchen statt. Wie die prozentualen Anteile des Splitting in den einzelnen Branchen sind, kann in dieser Arbeit nicht dargestellt werden, da keine empirischen Daten vorliegen.

In den, zu dieser Arbeit untersuchten, Anzeigen in deutscher Sprache findet bei 19 von 21 Anzeigen ein Splitting statt. Bei 11 Anzeigen davon ist dies in Form von „(m/w)“ zu finden. Das sind ca. 50 % der zufällig ausgewählten Anzeigen aus unterschiedlichen Branchen. Dabei bleibt die beschriebene Berufsbezeichnung maskulin. Dies kann, auch wenn es hier ein Splitting gibt, diskriminierend gewertet werden, da der Blick der Arbeitssuchenden beim Lesen der Anzeige zuerst auf die maskuline Form der Berufsbezeichnung fällt und dann erst auf die kleine, fast immer in Klammern gesetzte Teilung der Geschlechter in männlich und weiblich.

Hier ist auch zu erkennen, dass bei 10 von 11 Anzeigen mit einem „(m/w)“-Zusatz, der Buchstabe „m“ für männlich zuerst genannt wird. Lediglich bei einer Anzeige der untersuchten Anzeigen ist der Buchstabe „w“ für weiblich dem „m“ vorangestellt: „ [...]studentische Aushilfen f ü r das Kompetenzcenter Elektronische Medien (w/m) “ . 4 Diese Tatsache kann ebenfalls sexistisch gewertet werden und eine Benachteiligung der weiblichen Personen, die diese Anzeige lesen, bedeuten, da sich diese bei dieser Art des Splitting nur teilweise oder nicht angesprochen fühlen, da erstens bei der Berufsbezeichnung Maskulina verwendet wird und zweitens das Splitting für den Leser nicht sofort sichtbar ist und fast immer eine Voranstellung der männlichen Abkürzung erfolgt.

Eine gedankliche Verknüpfung von grammatischem Genus und natürlichem Geschlecht der Personen ist also vorhanden.

Anzeigen, die kein Splitting bei der Personenbezeichnung aufweisen, sind häufig ganz neutral formuliert, so dass sich sowohl männliche als auch weibliche Personen angesprochen fühlen können. Aber auch bei einer neutralen Form der Berufsbezeichnung kann ein Splitting zusätzlich vorkommen. Diese geschlechtsneutralen Formulierungen können so aussehen: „ Qualifizierte K ü chenkraft “ 5 Für diese neutrale Bezeichnung werden oft Wörter ohne spezifischen Genus, wie z.B. „Kraft“, „Fachkraft“ oder „Personal“, verwendet.

Auch der Gebrauch des Plural und die Wahl von abstrakten Substantiven für einige Bezeichnungen ist möglich, um eine diskriminierende Wortwahl zu vermeiden: „Wir suchen Angestellte/ Unterstützung für unser Team/ unseren Betrieb ...“ Bei dieser Art der Formulierung ist Vorsicht geboten, denn nur Bezeichnungen, die im Singular und Plural eindeutig feminine Endungen haben, sind nicht geschlechtsspezifisch, z.B. ist die Bezeichnung „Mitarbeiter“ im Singular maskulin. Die Bezeichnung „Angestellte“ kann sowohl maskulin als auch feminin sein (der Angestellte vs. die Angestellte) und als Singular oder als Plural verstanden werden und ist in beiden Fällen feminin. Ergo ist die Bezeichnung „Mitarbeiter“ nicht geschlechtsneutral und müsste ein Splitting erfahren, um geschlechtergerecht zu werden. Die Bezeichnung „Angestellte“ ist auch ohne ein Splitting geschlechtergerecht.

Es gibt auch Anzeigen, in denen auf eine feminine Personenbezeichnung ganz verzichtet wird. So sucht beispielsweise ein Gastronomiebetrieb „Köche“ und „Hilfsköche“6. Dieser Bezeichnung folgt kein Splitting in „(m/w) und auch keine weitere Beschreibung, die Aufschluss darüber geben könnte, ob sich auch weibliche Personen auf diese Anzeige bewerben können. Diese Art der Formulierung einer Stellenanzeige ist ein Beispiel für eine diskriminierende und sexistische Ausschreibung einer offenen Arbeitsstelle, da weibliche Personenbezeichnungen oder ein Splitting ganz fehlen. Rechtlich gesehen ist diese Art der Anzeigenformulierung gesetzwidrig.7

Die allgemein sehr umgangssprachliche und laienhafte Formulierung der Anzeige, wie z.B. „ Sie wissen schon, was wir meinen “ oder „ es ist von Vorteil, wenn Sie „ Kinderl ä rm “ als Zukunftsmusik verstehen “ 8, zeigt, dass es sich um eine unprofessionelle Erstellung dieser Anzeige handelt.

Bei der Untersuchung der Anzeigentexte ist auffällig, dass diese fast immer in der 3. Person Plural, der förmlichen Anrede im Deutschen, formuliert sind: „ In dieser Position sind Sie verantwortlich f ü r die Betreuung und Beratung der bestehenden Mitgliedsbetriebe [...] “ 9 Das grammatische Mittel der direkten Anrede schafft erstens eine persönlichere Atmosphäre zwischen dem inserierenden Arbeitgeber und dem Leser oder der Leserin und vermeidet außerdem Gender-spezifische Ausdrücke und Formulierungen. Ein solcher Text ist neutral. Hier muss der Autor kein Splitting anwenden, wenn er eine direkte Anrede verwendet, es sei denn, er verwendet gezielt Personenbezeichnungen.

Es kann jedoch trotz einer direkten Anrede auch zu möglicherweise diskriminierenden, sexistischen Phrasen kommen. Dies geschieht eben dann, wenn Personenbezeichnungen verwendet werden. Zu finden ist dies in vielen Anzeigen, die zwar ein Splitting in der Überschrift ihrer Anzeige bei der Nennung der maskulinen Berufsbezeichnung in Form von „(m/w)“ nachstellen, dann jedoch im übrigen Anzeigentext kein Splitting mehr vornehmen, wenn die Personenbezeichnung wiederholt wird.

Ein Beispiel:

„ Mediengestalter Digital und Print / Fachrichtung Konzeption und Visualisierung (m/w)

Als Mediengestalter mit der Fachrichtung Konzeption und Visualisierung arbeiten Sie in unserem kleinen Grafikteam. Ihre Arbeitsmittel sind [...]. “ 10

[...]


1 Vgl. Hellinger 1990 S. 114

2 Vgl. Anzeige 1 der untersuchten deutschen Stellenanzeigen

3 Vgl. Anzeige 4

4 Vgl. Anzeige 8

5 Vgl. Anzeige 14

6 Vgl. Anzeige 6

7 Vgl. BGB § 611b

8 Vgl. Anz. 6

9 Vgl. Anz. 2

10 Vgl. Anzeige 1

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Kontrastive Analyse von Personenbezeichnungen in Stellenanzeigen in englischer und deutscher Sprache
Hochschule
Göteborgs Universitet  (Institutionen för språk och litteraturer)
Veranstaltung
Kontrastiv lingvistik
Note
2,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
13
Katalognummer
V307437
ISBN (eBook)
9783668059207
ISBN (Buch)
9783668059214
Dateigröße
564 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kontrastive Linguistik, Linguistik, Gender, Stellenanzeigen, Geschlechterbezeichnungen, Sprache
Arbeit zitieren
Felix Braune (Autor:in), 2010, Kontrastive Analyse von Personenbezeichnungen in Stellenanzeigen in englischer und deutscher Sprache, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/307437

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