Das Modell des komparativen Vorteils (Ricardo), das Heckscher-Ohlin-Modell und das Modell des nationalen Wettbewerbsvorteils (Porter): Eine Analyse der Indischen Software-Industrie


Seminararbeit, 2004

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Das Modell des komparativen Vorteils
2.1 Anwendung des Modells auf die Indische Software-Industrie

3 Das Heckscher-Ohlin-Modell
3.1 Anwendung des Modells auf die Indische Software-Industrie

4 Porters Modell des nationalen Wettbewerbsvorteils
4.1 Anwendung des Modells auf die Indische Software-Industrie

5 Vergleich der Theorien

6 Anhang
6.1 Quellenangaben
6.2 Datenmaterial

1 Einleitung

Indien, allgemein als relativ armes Land bekannt, hat sich in den letzten Jahren zu einer wichtigen Kraft in der globalen Software Industrie entwickelt.

1998 gab es 558 Softwarefirmen mit 250.000 – 280.000 Software-Ingenieuren. Im Jahr 2000 ist die Zahl schon auf ca.1000 Firmen angestiegen.

Die indische Software Industrie wird von der Weltbank als eine der dynamischsten der Welt bezeichnet, mit Umsätzen von ca. 6 Milliarden US-Dollar im Jahre 2000.

In den letzten fünf Jahren lag die jährliche Wachstumsrate jeweils über 50 Prozent, wobei Exporte wesentlich schneller zunahmen als der Absatz im Inland. Indische Softwareunternehmen beliefern Kunden in 91 Ländern, wobei 61 Prozent der Exporte in die USA und weitere 20 Prozent (580 Millionen US-Dollar) nach Europa gehen. Die Exporteinnahmen lagen 1985 noch unter 10 Millionen US-Dollar und nahmen im Jahr 2000 schon einen Wert von 4 Milliarden US-Dollar an.

Der Wachstumstrend in diesem Sektor spiegelt sich in dem wachsenden Volumen der Investitionen in die indischen Software Entwicklungsgeschäfte von ausländischen Firmen wider. Große Softwarefirmen wie Microsoft und SAP unterhalten in Indien Tochterunternehmen, die an ihren Programmpaketen mitarbeiten oder in der Anpassung an die speziellen Bedürfnisse der Region eingesetzt werden. 200 der 1000 weltweit größten Firmen decken ihren Softwarebedarf in Indien.

Was hat zu dieser überraschenden Entwicklung eines besonders modernen Exportsektors in einem Land geführt, das in vielen Regionen noch immer von tiefer Armut, sozialer Ungerechtigkeit und Rückständigkeit geprägt ist? Anhand der Theorien von Ricardo, Heckscher-Ohlin und Porter wird im Folgenden der Aufstieg der Software-Industrie in Indien näher erläutert.

2 Das Modell des komparativen Vorteils

David Ricardo entwickelte im 19. Jahrhundert das Theorem des komparativen Vorteils.

Es ist ein einfaches Modell mit zwei Ländern und zwei Gütern, welches von folgenden Annahmen ausgeht: Der einzige relevante Produktionsfaktor in seinem Modell ist die Arbeit. Ricardo unterstellt darüber hinaus Produktionsfunktionen (Technologien), die sich in den Ländern voneinander unterscheiden. Daraus folgt, dass die Menge an Output einer Einheit Arbeit von der des anderen Landes abweicht und damit die Arbeitsproduktivität unterschiedlich ist.

Bezüglich der Produktionsmöglichkeitskurve unterstellt er Linearität, was auf konstante Skalenerträge schließen lässt.

Das Modell abstrahiert ferner von jeglichen Verzerrungen, die durch unvollkommenen Wettbewerb, Steuern und ähnlichem hervorgerufen werden können.

Weiterhin sind die Präferenzen der beiden Länder identisch und homogen, diese Annahme ist jedoch nicht notwendig für die Ergebnisse des Modells.

Während Adam Smith (1776) in seinem Theorem den internationalen Handel durch den absoluten Kostenvorteil eines Landes erklärt, basiert Ricardos Theorem auf dem komparativen Vorteil eines Landes.

Wie oben beschrieben, unterscheiden sich in den Ländern die Grenzprodukte der Arbeit für die Produktion eines Gutes voneinander. Wenn nun die absoluten Produktionskostenunterschiede zwischen den einzelnen Gütern (Verhältnisse der Grenzprodukte der Arbeit für zwei Güter) unterschiedlich groß sind, sodass ein Gut trotz absoluter Kostenvorteile nur relativ teurer als im Ausland produziert werden kann, entsteht der internationale Handel.

Nach der Theorie des komparativen Vorteils ist es nun für ein Land sinnvoll, sich auf die Produktion und den Export des Gutes zu spezialisieren, bei dem die komparativen Kosten niedriger sind als diejenigen des anderen Landes. Das andere Gut, welches das Land mit vergleichsweise geringerer Produktionsüberlegenheit produzieren kann, wird aus dem anderen Land importiert – auch wenn dieses Produkt im eigenen Land effizienter hergestellt werden könnte (mathematisches Beispiel siehe Anhang).

Der Handel ist dann für beide Länder gewinnbringend, wenn sich das eine Land auf die Produktion des Gutes mit dem größten komparativen Vorteil spezialisiert und dieses exportiert. Das andere Gut wird aus dem anderen Land importiert, welches sich auf die Produktion des Gutes mit dem geringsten komparativen Nachteil spezialisiert. Internationaler Handel findet jedoch nicht statt, wenn die relativen Kosten in beiden Ländern gleich sind, denn in diesem Fall wäre die Spezialisierung gleich gerichtet. Internationaler Handel und Spezialisierung in der Produktion eines Gutes führen zu einer erhöhten Weltproduktion insgesamt.

2.1 Anwendung des Modells auf die Indische Software-Industrie

Die indischen Programmierer haben eine untypische Breite und Qualität in der technischen Ausbildung, die Löhne in der Softwarebranche sind jedoch verhältnismäßig niedrig (in Amerika Einstiegs-Jahresgehalt eines Programmierers 70.000 US$, in Indien 5.000 US$/Jahr).

An dieser Stelle greift das Theorem des komparativen Vorteils. Das niedrige Lohnkostenniveau und der Produktivitätsunterschied, der sich in der hohen Qualität und Know-how widerspiegelt, sind die komparativen Vorteile Indiens gegenüber den USA. Da die Programmierung von Software einem hohen Einsatz an speziell ausgebildeten Arbeitskräfte bedarf, welche in Indien durch die geförderte Ausbildung im Bereich des Ingenieurwesens ausreichend vorhanden ist, ist die Produktivität eines indischen Software Ingenieurs sehr hoch. Es wird eine große Menge an Output geschaffen (Produktivität eines Software Ingenieurs: 1992: 21.000 US-Dollar, 1997: 45.000 US-Dollar).

Nach internationalen Standards sind die Gehälter eines Programmierers in Indien gering, für indische jedoch hoch. Diese vergleichsweise geringen Kosten in Indien für die Produktion der Software veranlasst die USA diese Waren zu importieren. Für ein U.S. Software Unternehmen betrugen 2000 die Kosten für die Software-Entwicklung in Indien 25$ - 35$ pro Stunde und im Gegensatz dazu in den USA 70$ - 100$ pro Stunde.

Gemäß der Theorie des komparativen Vorteils erfolgt daher der Export der programmierten Software aus Indien in Länder wie z.B. USA (60 %) und Europa (20 %). Durch den wachsenden internationalen Handel, der durch eine erhöhte Nachfrage der ausländischen Unternehmen entsteht, profitieren die indischen Programmierer von einem steigenden Realeinkommen und den damit verbundenen höheren Lebensstandard. In Indien wächst die Zahl der Programmierer stetig, sodass immer mehr produziert und damit auch exportiert werden kann.

3 Das Heckscher-Ohlin-Modell

Die schwedischen Ökonomen Eli Heckscher und Bertil Ohlin führen in ihrem Theorem die komparativen Vorteile eines Landes nicht auf die Unterschiede in der Arbeitsproduktivität zurück, wie David Ricardo dies in seinem Modell des komparativen Vorteils getan hat, sondern sehen den Grund für komparative Vorteile vielmehr in den unterschiedlichen relativen Faktorausstattungen der Länder. Auch in diesem Modell gibt es einige zugrunde liegende Annahmen, die im Folgenden erläutert werden:

Das H/O-Modell geht zunächst von zwei relevanten Produktionsfaktoren aus, Kapital (K) und Arbeit (L), die für jedes Land fest vorgegeben sind. Diese Faktoren sind national mobil, jedoch international immobil (d.h. es kann kein Faktor-Transfer zwischen Ländern stattfinden).

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Das Modell des komparativen Vorteils (Ricardo), das Heckscher-Ohlin-Modell und das Modell des nationalen Wettbewerbsvorteils (Porter): Eine Analyse der Indischen Software-Industrie
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
16
Katalognummer
V33287
ISBN (eBook)
9783638338066
Dateigröße
654 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
In dieser Seminararbeit werden die Theorien von Heckscher/Ohlin, Ricardo und Porter ausführlich erklärt und im Anschluss daran auf den Aufstieg der Indischen Software-Industrie angewandt.
Schlagworte
Modell, Vorteils, Heckscher-Ohlin-Modell, Modell, Wettbewerbsvorteils, Eine, Analyse, Indischen, Software-Industrie
Arbeit zitieren
Sinja Müller (Autor:in), 2004, Das Modell des komparativen Vorteils (Ricardo), das Heckscher-Ohlin-Modell und das Modell des nationalen Wettbewerbsvorteils (Porter): Eine Analyse der Indischen Software-Industrie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33287

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