Grammatik und Spracherwerb - Die Verwendung von Konjunktionen

Kriterien für einen lerngerechten Grammatikunterricht mit Unterrichtsentwurf


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

30 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Kriterien, die einen guten Grammatikunterricht ausmachen

3. Charakteristische Lernprobleme bei der Verwendung von Konjunktionen und subordinative Konjunktionen

4. Die didaktische Aufbereitung des Lernproblems Konjunktionen und subordinative Konjunktionen
4.1. Ist das grammatische Problem in eine kommunikative Sprechhandlung eingebettet worden?
4.2. Ist die Möglichkeit der Regelselbstfindung durch die Lerner gegeben?
4.3. Wie wird die Regel didaktisch dargestellt?
4.4. Werden genügend Übungen angeboten? Welche Art von Übungen gibt es?
4.5 Zusammenfassung zur didaktischen Aufbereitung der Konjunktionen in Lehrwerken

5. Die Darstellung des Lernproblems Konjunktionen und subordinative Konjunktionen in Grammatiken
5.1 Helbig/ Buscha: Deutsche Grammatik, ein Handbuch für den Ausländerunterricht
5.2 Rug/ Tomaszewski: Grammatik mit Sinn und Verstand
5.3.Renate Luscher: Übungsgrammatik Deutsch als Fremdsprache
5.4 Zusammenfassung zur Darstellung der Konjunktionen und subordinativen Konjunktionen in Grammatiken

6. Konzeption zur didaktischen Umsetzung des Lernproblems " Konjunktionen und subordinative Konjunktionen"
6.1 Unterrichtsablauf zum Lernproblem Konjunktionen und subordinative Konjunktionen

7. Didaktische Reflexion

Literaturverzeichnis

Anhang

Arbeitsblatt an die Studenten

1.Einleitung

Wie sehen Lehrer und Lerner ihren Grammatikunterricht?

"...und wenn ich dann mit der Grammatik anfange, sind alle ganz ruhig und hören zu."

" Die Grammatik in unserem Lehrbuch ist irgendwie unsystematisch. Es fehlt der Überblick. Aber wir haben nichts anderes."

"Die Übungen im Buch sind überhaupt kein Problem. Die Schüler machen sie meistens richtig. Aber wenn sie das Perfekt dann benutzen, ist wieder alles falsch."

" Immer die gleichen Übungen. Langweilig ist das schon, aber wir müssen die Grammatik lernen."[1]

Die Lehrer oder Fremdsprachenlerner sind immer der Meinung, daß das Erlernen der Grammatik eine sehr wichtige Rolle spielt. Leider ist das Lehrbuch die wichtigste und oft die einzige Quelle für Grammatikdarstellungen und -übungen. Aber meistens sind die Lehrer mit den Lehrbüchern in Bezug auf Grammatik sehr unzufrieden.

Desweitern ist den meisten Lernern nicht klar, daß ihr Lehrer an die grammatischen Probleme genauso ungern und unsicher heran geht, wie sie selbst. Als Vermittler einer Sprache, die für einen selbst die Muttersprache ist, muß man sich die grammatischen Regeln genauso bewußt machen und zum Teil sogar neu erlernen, wie es bei den Schülern der Fall ist. Dies bereitet Unsicherheit.

Ich werde in der folgenden Arbeit einige Kriterien nennen, die einen guten, lernergerechten Grammatikunterricht ausmachen. Am Beispiel der Konjunktionen und subordinative Konjunktionen, dessen spezielle Lernschwierigkeiten ich vorab nenne, werde ich zwei Lehrbücher für den fremdsprachlichen Deutschunterricht untersuchen. Ich analysiere, wie die Lerner an das grammatische Problem herangeführt werden und welche Übungs- und Festigungsmöglichkeiten die einzelnen Lehrwerke bieten.

Außerdem werde ich eine linguistische, eine pädagogische und eine Übungsgrammatik besondere Aufmerksamkeit widmen und diese auf Unterschiede in der linguistischen Darstellung des Lernproblems untersuchen. Am Ende dieser Arbeit skizziere ich einen eigenen Unterrichtsentwurf, den ich selber bei meinem Praktikum in Australien an der Universität von Adelaide gehalten habe.

2. Kriterien, die einen guten Grammatikunterricht ausmachen

Durch neue Erkenntnisse in der Sprachwissenschaft, verändert sich auch die Vermittlung von Grammatik im Fremdsprachenunterricht. Außerdem spielen die Psychologie und die gesellschaftspolitischen Ereignisse ebenfalls eine wichtige Rolle.

Auch die Globalisierung, d.h. das immer mehr zusammenwachsen der Kulturen muß mit berücksichtigt werden. Somit befindet sich die Didaktik des Fremdsprachenunterrichtes in einer neuen Phase. Diese Phase wird als interkulturelle Phase bezeichnet. Der Fremdsprachenunterricht soll nicht mehr nur zur kommunikativen Kompetenz, sondern auch zur Interaktionskompetenz und zur sozialen Kompetenz führen, die interkulturelles Fremdverstehen ermöglicht.[2] Wünschenswert ist es, wenn der Lerner einen Perspektivenwechsel vollzieht und sich somit in die andere Kultur hineinversetzen kann.

Diese neue Methode hat aber nicht schlagartig alle vorherigen abgelöst, sondern sie existieren noch nebeneinander.

Eine davon ist die in Deutschland sehr populäre und in vielen Lehrbüchern dominierende kommunikativ- pragmatisch orientierte Methode.[3]

Aus dieser Methode haben sich viele Kriterien für einen aus heutiger Sicht guten Grammatikunterricht ergeben.

- " Grammatik wird hier induktiv eingeführt, nicht deduktiv. Der induktive Weg geht von Beispielen aus und leitet von den Beispielen eine Regel ab; induktive Grammatikarbeit bewegt sich zur Regel hin, es ist der Weg vom Konkreten hin zum Abstrakten."
- " Ein grammatisches Phänomen wird nicht abstrakt eingeführt, sondern kommunikativ und funktional eingebettet. Das bedeutet, die Struktur wird in einem interessanten Text dargestellt, der der realen Verwendung entspricht."
- " Die Schüler sind aktiv an der Erarbeitung der neuen Regel beteiligt. Sie ziehen anhand von Beispielen Rückschlüsse auf die Bildung und formulieren eigene Sätze. Diese Beteiligung fördert die Motivation der Lerner."
- " Das neue grammatische Phänomen wird erst zu dem Zeitpunkt erklärt, wenn es für das weitere Unterrichtsgeschehen erforderlich und nützlich ist. Außerdem erklärt der Lehrer das grammatische Phänomen erst mit eigenen Worten, wenn die Regelselbstfindung abgeschlossen ist."
- "Um den Schüler mit der neuen Regel nicht zu überfordern, kann es hilfreich sein, das für diese Struktur benötigte Vorwissen aufzufrischen. Das trägt im großen Maße zur Verständlichkeit bei."
- " Die komplexe neue Struktur wird in einzelne Teilstrukturen zerlegt und diese nach und nach eingeführt. Dadurch wird die Grammatik besser durchschaubar und das Verständnis der formalen Zusammenhänge erleichtert."[4]

Zusammenfassend lässt sich sagen, daß grammatisches Material immer in eine kommunikative Umgebung eingebettet werden muß, der Lerner sich die Regel selbst erarbeiten und am Ende eine systematische Darstellung durch den Lerner geben werden sollte. ( nach Stroch S. 183)

Besonders wichtig ist dabei, daß der Lerner das grammatische Phänomen selbständig erarbeiten sollte. Somit muß der Schüler genügend Beispiele vorfinden, die es ihm ermöglichen, Rückschlüsse auf die Regeln zu ziehen.

Somit ergibt sich folgendes Schema: Sammeln Þ Ordnen Þ Systematisieren.

D.h. zunächst werden nun die Strukturen aus dem Text herausgelöst. Sie werden von den Lernern verglichen und nach Ähnlichkeiten/ Verschiedenheiten geordnet.

Zum Schluß werden die Strukturen in den Beispielen nun systematisiert und bewußtgemacht. Das kann z. B. mit Hilfe von bekannten Symbolen geschehen.[5]

Im weiteren Verlauf meiner Arbeit möchte ich nun auf die Darstellung von Konjunktionen und subordinative Konjunktionen in den Lehrwerken untersuchen und dabei herausfinden, ob sie die Möglichkeit der Regelselbstfindung unterstützen und auch sonst den oben genannten Kriterien gerecht werden.

3.Charakteristische Lernprobleme bei der Verwendung von Konjunktionen und subordinative Konjunktionen

Die semantische Ebene

Den Lernern fällt es schwer zu erkennen, wann man Konjunktionen bzw. subordinative Konjunktionen verwendet. Sie wissen oft nicht, in welchem Zusammenhang diese stehen, um einen sinnvollen Satz daraus zu machen.

Die syntaktische Ebene

Die Schüler haben Probleme zu erkennen, das Konjunktionen zur Verbindung von zwei Hauptsätzen dienen. Somit müssen sie erkennen, wie ein Hauptsatz aufgebaut ist und das sich bei der Verbindung dieser, die Satzstellungen nicht ändern. Bei den

subordinative Konjunktionen ist es wichtig, daß das finite Verb an letzter Stelle steht und somit ein Nebensatz mit einem Hauptsatz verbunden werden kann.

Die phonetisch- orthographische Ebene

Hierzu fallen mir keine spezifischen Probleme ein, da es den meisten Lernern klar ist, wie die Konjunktionen bzw. subordinative Konjunktionen geschrieben und auch ausgesprochen werden. Die Probleme liegen eher auf der semantischen und syntaktischen Ebene.

Bei der Betrachtung dieser Aufgabenstellung habe ich immer die australischen Lerner vor Augen. Sie befinden sich im ersten Studienjahr, wenn sie das Abitur in Deutsch abgelegt haben und wenn dies nicht der Fall ist, dann befinden sie sich im zweiten Studienjahr. Ich selbst habe das grammatische Problem der Konjunktionen bzw. subordinative Konjunktionen mit ihnen behandelt und mir ist aufgefallen, das die Anwendung und Verwendung der Konjunktionen bzw. subordinative Konjunktionen doch sehr schwierig ist, weil leider oft auch keine Übersetzung ins Englische möglich ist. Somit ist der Zusammenhang nicht gegeben und die Lerner dann eher nach Gefühl entscheiden, welche Konjunktionen bzw. subordinative Konjunktionen verwendet werden können.

Ich bin mir sicher, daß andere Lerner aus anderen Kulturen andere Probleme haben und vielleicht auch die phonetisch- orthographische Ebene dann mehr in den Vordergrund rückt.

4. Die didaktische Aufbereitung des Lernproblems Konjunktionen und subordinative Konjunktionen

In meiner Analyse vergleiche ich die didaktische Aufbereitung der Konjunktionen, subordinative Konjunktionen in zwei Lehrwerken. Die Lehrwerke werden dabei in Deutschland sehr häufig verwendet. Die zu untersuchenden Lehrwerke sind folgende:

- Em: Brückenkurs. Lehr und Arbeitsbuch. Ein Lehrwerk für die Mittelstufe.
- Moment Mal 1! Lehrbuch und Arbeitsbuch 1. Ein Lehrwerk für Anfänger.

4.1 Ist das grammatische Problem in eine kommunikative Sprechhandlung eingebettet worden?

Em Brückenkurs

Die Konjunktionen sind in einem Text über einen Film ( Der blaue Engel S. 70 ) eingebettet. Diesen Einstieg finde ich sehr gut, da in diesem Text viele Konjunktionen vorkommen. Sicherlich werden die Lerner diesen Film nicht kennen, das es sich um einen Film von 1930 handelt. Sicherlich hat aber jeder der Teilnehmer schon einmal eine Filmbeschreibung in der Hand gehabt und somit kommt diese Textsorte den Lernern nicht fremd vor. Desweitern sollen die Lerner die Konjunktionen unterstreichen und auch in eine Tabelle einordnen, in der zwischen kausal, konzessiv und andere unterschieden wird. Auch wird in der nächsten Übung auf die gleiche Funktion , aber auf verschiedene Strukturen hingewiesen. Es besteht auch die Möglichkeit in einer weiteren Übung kausale Satzverbindungen herzustellen und somit bekommt er Lerner ein gutes Gefühl für die richtige Verwendung der Konjunktionen.

Auch das Arbeitsbuch liefert viele verschiedene Übungen, wo der Lerner auf der einen Seite die Sätze sinnvoll miteinander verbinden soll und auf der anderen Seite, die Sätze auch selbst beenden kann. Es besteht auch die Möglichkeit, daß keine Konjunktionen vorgegeben sind, und der Lerner muss diese selbständig ergänzen und zuordnen. Natürlich wird auch ein Spiel vorgestellt, indem der Teilnehmer einen Satz anfängt und der nächste Satz endet mit einer Konjunktion, die dann von einem anderen Teilnehmer ergänzt werden muss. Somit entstehen sicherlich witzige Geschichten und die Lernatmosphäre wird etwas aufgelockert. ( Arbeitsbuch S. 75)

Ich bin der Meinung, daß den Lernern anhand der Übungen und Texte deutlich wird, wann und wie die entsprechenden Konjunktionen verwendet werden. Außerdem ist dieses Grammatikphänomen sehr alltagsrelevant und muß unbedingt von den Lernern beherrscht werden.

Moment Mal1!

Das grammatische Problem wird durch einen kurzen Text über Robinson Cruso eingeführt. Eine kommunikative Umgebung ist somit eigentlich nicht gegeben. Meiner persönlichen Meinung nach ist das Thema jedoch nicht so ansprechend gewählt. Ich bin der Meinung, daß man in diesem Falle andere Beispiele hätte wählen können. Somit könnte man auch dann Beispiele wählen, die einem fachkommunikativen Unterricht entsprechen. Zum Beispiel könnte man ein Text erstellen, wo es um das vereisen geht. Die Koffer sind gepackt und nun soll es los gehen, aber Tina ist immer noch nicht fertig und trödelt herum. Leider geht das Flugzeug schon in 3 Stunden und eine Fahrt zum Flughafen liegt auch noch vor den Reisenden. Ich glaube jeder kennt diese Situation und kann sich sehr gut da hinein versetzen. Anhand dieses Textes können sich dann unterschiedliche Konjunktionen und subordinative Konjunktionen gut heraus arbeiten lassen.

4.2. Ist die Möglichkeit der Regelselbstfindung durch die Lerner gegeben?

EM Brückenkurs

Das Lehrwerk ist generell darauf angelegt die Lerner so zu lenken, daß sie versuchen die grammatische Regel selbst zu finden. Deutlich wird dies im Lehrbuch auf Seite 71. Mit einem Text werden die Lerner an das Problem "Konjunktionen" herangeführt. Die Teilnehmer werden dazu aufgefordert Wörter zu unterstreichen, die die Sätze verbinden. Dabei sollen die Schüler die Konjunktionen nach ihrer Funktion ( kausal, konzessiv und andere) in drei Spalten zuordnen. Gleich im Anschluß soll die Wortstellung analysiert werden. Dabei soll beachtet werden, wo das Verb in den verschiedenen Satzstrukturen steht, was passiert, wenn der Nebensatz vor dem Hauptsatz steht und welche Satzstruktur paßt zu den folgenden Konjunktionen? Damit soll der Schüler dann auch die Regel selbständig finden.

[...]


[1] Herman Funk; Michael Koenig : Grammatik lehren und lernen S. 10

[2] Helbig, G: Das Verhältnis von Sprachwissenschaft und Sachunterricht, S. 24

[3] Ebd. S. 23

[4] Sroch, G. Deutsch als Fremdsprache eine Didaktik S. 182/ 183

[5] Funk/ Koenig, Grammatik lehren und lernen S. 124

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Grammatik und Spracherwerb - Die Verwendung von Konjunktionen
Untertitel
Kriterien für einen lerngerechten Grammatikunterricht mit Unterrichtsentwurf
Hochschule
Technische Universität Dresden
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
30
Katalognummer
V33687
ISBN (eBook)
9783638341059
ISBN (Buch)
9783638723961
Dateigröße
503 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Grammatik, Spracherwerb, Verwendung, Konjunktionen
Arbeit zitieren
Juliane Richter (Autor:in), 2004, Grammatik und Spracherwerb - Die Verwendung von Konjunktionen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33687

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